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Es ist fast unmöglich für den Hünen nicht aufzufallen. Mit einer Körpergröße von 1,92 m und einem Gewicht von 105 kg überragt er die meisten seiner Art. Sein muskelbepackter Körper und seine langen bis zu den Schultern herabhängenden schwarzen Haare verleihen ihm ein durchaus furchteinflößendes Aussehen. Doch wenn man ihm näher kommt, löst sich das anfängliche Misstrauen oft in Wohlgefallen auf, sobald er zu Sprechen beginnt. Es ist diese melancholische, beruhigende Art, die in seiner Stimme liegt und mit der er seinen Gegenüber vereinnahmt. Diese Gabe ist besonders bei Tieren auffällig, die bei ihm die übliche Scheu vor Menschen schnell verlieren. Vereinzelt wird sogar behauptet, dass Sandor mit den Tieren reden könne, was er aber noch nie bestätigt hat.
Sandor hat allerdings auch eine andere Seite, vor der man sich besser hüten sollte. Besitzt jemand die Unverfrorenheit ihn anzugreifen oder gar ernsthaft zu verletzen, ist es vorbei mit seiner Gutmütigkeit und er wird selbst zum Tier. Ohne Rücksicht auf Verluste stürmt er auf seine Widersacher los und versucht ihnen ihre Taten mit gleicher Münze heimzuzahlen. In diesem Moment wächst er über sich hinaus und ist völlig außer Kontrolle.
Das auffälligste an ihm ist allerdings seine rötliche Haut, die sich von dem bleichen und braunen Teint der anderen Bewohner deutlich abhebt. Obwohl er ein Kettenhemd trägt, lugt an seinem Nacken noch die Spitze eines Tattoos hervor - das Drachenmal der Valadis. Eher ungewöhnlich für einen Kämpfer Cyres, aber an diesem Zeichen lässt sich seine Herkunft aus Valenar und die elfischen Vorfahren seiner Mutter nicht leugnen.
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Sehnsüchtig blickte Meridor auf die unendliche Weite der Donnersee hinaus. Dort wo seine Blicke am Horizont verschwanden, konnte er gerade noch zwei Wesen erkennen, welche aus dem Meer heraussprangen und wieder abtauchten. Vermutlich Delfine, sagte er zu sich selbst und begann wieder zu träumen. Was war am Ende des Meeres? Wie weit musste man segeln? Die beiden Meeresbewohner konnten ihm sicherlich mehr darüber erzählen, aber er saß hier am Rande der Klippen und musste sich mit seiner Fantasie begnügen. Die Brandung schlug laut gegen den Felsvorsprung und so bemerkte er nicht, wie sich jemand von hinten näherte. „Willst du wieder die Welt ergründen?“, fragte ihn Baldor und stützt sich auf Meridors Schulter. „Hörst du nicht die Musik des Meeres?“, erwiderte Meridor. Baldor kannte seinen Freund lange genug und wusste, dass er ihn nie davon abbringen konnte sich mit der Welt und seinen Geheimnissen zu beschäftigen. „Komm mit, ich habe einen jungen Bock erlegt“, sagte er und zeigte auf den Hirsch, der von seinem Speer herunterhing.
Das Lager war ab der Städte, in der Nähe der Drachen angesiedelt. Die Drachen waren den Menschen gegenüber zwar recht feindselig eingestellt, aber das kleine Barbarenlager wurde von ihnen zumindest geduldet. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die 'Wilden' sich mehr mit ihrer Umgebung und deren Wesen auseinandersetzten und irgendwie mit ihr in Einklang lebten. Wäre ein Fremder dorthin gekommen, wäre ihm vermutlich auch aufgefallen, dass manche der Menschen dort eine unnatürliche Hautfarbe hatten. Jede schimmerte in einer anderen Farbe, was aber für die Stammeskrieger völlig normal war.
Meridor, den stets eine bronzefarbene Aura umgab, baute wie immer an seinem Boot. Eines Tages würde er damit hinaus auf die Donnersee segeln und die Welt ergründen. Doch er wusste noch nicht, wie er die starke Strömung überwinden sollte, die ihn mit ziemlicher Sicherheit an die Felsen schmettern würde.
Doch eines Morgens wachte er auf und spürte, dass sich etwas verändert hatte. Er trat vor seine kleine Hütte und blickte 'gen Norden und plötzlich viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wo war der Nordwind, der Tag ein Tag aus über das Land fegt? Er rannte sofort zur See hinab und seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz. Das Meer lag ruhig in seinem Bett und keine Welle erhob sich. In Windeseile kehrte er zurück in das Barbarenlager und zerrte sein Boot heraus. Seine große doppelklingige Axt, genügend Proviant und warme Kleidung lud er hinein und begann es ans Meer zu ziehen. Auf halbem Weg kamen die anderen Krieger seines Stammes hinzu und halfen ihm. „Wir können dich sowieso nicht zurückhalten und ein Mann muss seinen vorherbestimmten Weg gehen“, sagte der Stammesälteste und reichte ihm eine dicht verpackte Rolle in einer Kiste. „Nimm diese Zeichnungen unserer Heimat mit und denke immer an uns.“ Nachdem sich Meridor von seinen Stammesbrüdern verabschiedet hatte, bestieg er sein Boot und verlies Argonnessen. Jedoch musste er erst einmal die Ruder auspacken, da es völlig windstill war.
Bereits am nächsten Tag änderte sich das Wetter wieder und Meridor konnte die Segel setzen. Doch so ruhig wie es am Tag seiner Abreise war, so heftig nahm der Wind von Tag zu Tag zu, bis er in einem wahren Sturm endete. Das Boot fegte über die Wellen und Meridor verlor vollkommen die Orientierung. Es war schwarz wie die Nacht und am Himmel tobte ein riesiges Gewitter. Die Segel hingen längst in Fetzen und es war nur eine Frage der Zeit, bis das Boot auseinanderbrach. Irgendwann knickte der Mast und krachte auf Merioder, der sich nicht mehr an Bord halten konnte. Er kämpfte gegen die Wellen, konnte aber nicht verhindern, dass er immer öfter und länger unter Wasser gedrückt wurde. Die Kraft wich aus seinem Körper und er ergab sich seinem Schicksal. Als er aber den Mund öffnete und das Wasser in seine Lungen strömte, stellte er fest, dass er nicht erstickte, sondern auch unter Wasser atmen konnte.
Ein paar Tage später wurde er an Land gespült. Alles was er noch bei sich hatte, war die kleine Kiste mit der Rolle, an die er sich geklammert hatte und seine Axt in seinem Gürtel. Somit machte er sich erst einmal auf den Weg etwas Essbares zu suchen. Nachdem er schon einige Zeit im angrenzenden Wald unterwegs war, knickte vor ihm plötzlich ein Baum um und dann noch einer. und auf einmal sah er die beiden Riesen, die sich gegenseitig die beiden Bäume um die Ohren schlugen. So schnell er konnte, rannte Meridor weiter in den Wald hinein. Man konnte nicht gerade behaupten, dass Meridor besonders klein war. Mit fast 2m Körpergröße gehörte der Barbarenstamm zu der Spitze der Menschen, aber die Riesen überragten Meridor um das doppelte. Dies sollte nicht die einzige Begegnung mit einem Riesen bleiben und so geriet er immer tiefer in die Wildnis. Doch eines Tages traf er einen Abenteurer, der ihm erzählte, dass er auf dem Kontinent Xen'Drik gelandet war, auf dem es Unmengen von Riesen gab. Er selbst kam von dem Kontinent Khorvaire. Da die Überfahrt nach Khorvaire wesentlich einfacher war und er es eventuell gar nicht mehr zurück nach Argonnessen geschafft hätte, beschloss Meridor nach Norden zu ziehen und eine erneute Bootsfahrt zu wagen.
Diesmal hatte er nicht gegen einen Sturm zu kämpfen und wurde nicht von Bord gespült. Allerdings geriet er in die Wasserstraße, welche zwischen Khorvaire und Arenal verlief, die ihn erst am südlichen Zipfel von Valenar an Land trieb. Er kämpfte sich durch den Wald und gelangte letztendlich an ein kleines Dorf. Als er sah, wie zwei junge Elfen über eine Frau herfielen, ging er dazwischen und verabreichte ihnen eine ordentliche Tracht Prügel. Er hob die junge Frau vom Boden auf und betrachtete ihr Gesicht. Ihm vielen die spitzen Ohren auf, die allerdings nicht so lang waren, wie die der beiden Elfen. Ihre Blicke kreuzten sich und ein magischer Funke sprang über.
Es dauerte nicht lange und die beiden bekamen einen Sohn – Sandor. Von der Statur her kam er ganz nach seinem Vater. Groß, breitschultrig und eine unnatürlich kräftige Hautfarbe. Allerdings war es nicht das Bronzefarbene seines Vaters, sondern ein Rot-Ton, der bei ihm dominierte. Die elfischen Züge seiner Mutter dagegen hatten sich bei ihm nicht durchgesetzt. Von ihr hatte er allerdings das Gefühl und das Händchen für Tiere mitbekommen – insbesondere Pferde. Die Elfen in Valenar waren bekannt für ihre Pferdezucht und Sandor verstand es so gut mit den Tieren umzugehen, dass er auch bei den Elfen, die ihn durch sein Aussehen eher mieden, doch ab und zu Beachtung fand.
Sandor konnte zwar weder schreiben noch lesen, doch lernte durch seine Mutter und den täglichen Umgang mit den Elfen und Halbelfen deren Sprache. Eines Tages nahm in sein Vater bei Seite und sagte zu ihm: „Es wird Zeit, dass du etwas über deine Vorfahren erfährst“ und er zog eine Rolle hervor, in der seltsam bemalte Fellstücke zum Vorschein kamen. Sie zeigten merkwürdige Tiere mit Flügeln und einem Schuppenpanzer. Manche spieen Feuer, andere zerrissen mit ihren Krallen ganze Hütten. „Dort komme ich her“, erzählte sein Vater. „Dies ist der Kontinent Argonessen, den wohl kaum einer der Bewohner dieses Kontinents je sehen wird. Und dies ...“ er zeigt auf die seltsamen Tiere, „sind Drachen! Riesige Kreaturen, mit unvorstellbarer Kraft. Ich glaube ihnen habe ich auch mein Leben zu verdanken. Meine Gabe des Wassers muss etwas damit zu tun haben.“ Er machte eine kurze Pause und schaute Sandor seinen Sohn musternd an. „Vielleicht hat das Leben auch für dich noch eine Überraschung parat, man kann nie wissen.“ Im Laufe der nächsten Wochen erzählte Meridor immer wieder Geschichten über die Drachen und seine Stammesbrüder. Er brachte Sandor auch die Drakonische Sprache bei und schilderte seine Flucht nach Kohrvaire.
Sondors Familie wollte hielt sich aus dem um sie tobenden Krieg nach Möglichkeit heraus. Zwar halfen Sondor und sein Vater mit das Dorf gegen vereinzelte Angriffe zu verteidigen, aber sie meldeten sich nicht zur großen Auseinandersetzung mit dem Reich Karrnath.
Eines Tages jedoch kehrte Sandor in sein Dorf zurück und sah schon von weitem den dichten Rauch aufsteigen. Er gab seinem Pferd die Sporen und trieb es an, ihn schnell nach Hause zu bringen. Als er dann um die letzte Kurve galoppierte, bestätigte sich das, was er vom ersten Augenblick an befürchtet hatte. Ihr Haus und die Scheune standen in Flammen. Er sprang vom Rücken seines Pferdes und rannte wutentbrannt direkt in das brennende Anwesen. Die Hitze war unerträglich und kaum auszuhalten. Er wollte gerade umkehren, als er unter einem eingestürzten Balken einen Arm hervorstehen sah. Mit aller Kraft riss er den Balken nach oben. Er verbrannte sich beide Hände, aber in diesem Moment war er außer Kontrolle und ignorierte jegliche Schmerzen. Unter den Trümmern lagen seine Eltern, in der Brust jeweils ein Einstich von einem Schwert. Er begann zu glühen. Doch nicht äußerlich, denn den Balken hatte er bereits wieder abgelegt. Nein – innerlich wurde er von einer solchen Hitzewelle erfasst, dass er glaubte dies sei sein Ende. Er blickte in das Flammeninferno und schrie seinen Schmerz heraus. „Ibana de Ferrato!“ Dann wurde es um ihn dunkel und er wusste nur noch, dass er zurück zur Tür getaumelt war.
Ein Elf aus der Nachbarschaft hatte ihn schließlich kurz vor dem totalen Einsturz herausgezogen und sich um seine Wunden gekümmert. Völlig verdutzt schaute der Retter auf die Sandors Hände, die merkwürdigerweise weit weniger Brandverletzungen zeigten als bei vergleichbaren Opfern. Überhaupt sein ganzer Körper hatte das gewaltige Feuer bis auf seine nun extrem rote Farbe gut überstanden. Als der Nachbar allerdings den Rücken von Sandor betrachtete, schlug er die Hände vor dem Mund zusammen und stammelte nur: „Das ist nicht möglich.“ Vom Nacken abwärts prangerte ein Tattoo über seinen oberen Rücken, welches den Ansatz zweier Flügel und den Rumpf eines Drachen darstellte – das Zeichen der Vadalis. Seine Mutter hatte ihm doch mehr in die Wiege gelegt als es anfänglich schien. Sie musste eine direkte Nachfahrin des Hauses Vadalis gewesen sein, ohne dass es ihre Nachbarn mitbekommen hatten.
Die Halbelfin und der Barbar waren in der Elfen Region nicht überall willkommen gewesen und es war durchaus möglich, dass die Mörder in den eigenen Reihen zu suchen waren. Sandor hatte jedenfalls genug, er wollte fort von hier. Und so zog es ihn nach Cyre. Er hatte keine Bleibe und auch keine Bekannten, so dass er sich letztendlich der Armee anschloss und gegen die anstürmenden Truppen aus Karrnath kämpfte. Als es den großen Knall gab hatte er ziemliches Glück gehabt und war der Katastrophe nur knapp entkommen. Er irrte eine Zeit lang ziellos umher, bis er sich schließlich der Bewegung um Prinz Oagrev anschloss, um Neu Cyre wieder aufzubauen.