Ritter von Tragesthar machte ein ernstes, fast mißmutiges Gesicht, als er die Geschichte von Eretrias Vision hörte. "Ich weiß nicht, ob es sich wirklich um die gleiche Kreatur handelt, aber überraschen würde es mich nicht."
Er atmete tief durch, bevor er mit seiner Erzählung begann. "Ich bin dem Monster vor einigen Monaten in Handelsfest begegnet. Meine damalige Mission führte mich in das Zelt eines Händlers, der einige sehr alte Schriftrollen für mich besorgen wollte. Die Kreatur kauerte über ihm, als ich das Zelt betrat. Sie hatte ihm den Hals herausgerissen und aß von seinem Fleisch."
Der Paladin fühlte sich bei seiner Erzählung sichtlich unwohl, und seine Stimme wurde leise, als er weitersprach. "Ich habe die Kreatur sofort angegriffen. Ich… so etwas habe ich nie zuvor erlebt. Ich schlug dem Monster mit der gepanzerten Faust ins Gesicht, und der Kopf schleuderte nach hinten. Ich hörte, wie die Knochen brachen, und rechnete schon damit, dass das Monster bereits besiegt war. Doch dann bewegte die Kreatur ihren Kopf wieder nach vorne, und grinste mich hasserfüllt an. Erst da sah ich genau, was ich vor mir hatte. Das Gesicht der Kreatur war halb zerfressen und verrottet, an einigen Stellen konnte man den blanken Knochen sehen. Die Augen… im Grunde waren sie blau, doch dahinter war ein böser, roter Schimmer zu erkennen. Und dann brach der Kampf aus."
In der kurzen Pause, die der Paladin machte, sah er Eretria und Milan eindringlich an, um sicherzustellen, dass sie verkrafteten, was er erzählte. "Das Monster war nicht größer als ein Mädchen von acht oder zehn Jahren, aber seine Kraft entsprach der von zwei fähigen Kriegern. Meine Angriffe verletzten es, doch heilten die Wunden so schnell, dass die Verletzung oft schon verschwunden war, wenn die Kreatur zum Gegenangriff ausholte. Es gab nur eine einzige Waffe, mit der ich dem Wesen Schaden zufügen konnte. Mein heiliges Schwert."
Er legte die Hand auf seine Schwertscheide, als ob er seine Waffe als Gefährten betrachtete.
"Ich habe dem Monster einige schwere Wunden zugefügt, doch es konnte fliehen. Es war so schnell, dass ich ihm nicht folgen konnte. Aber zumindest hat es Spuren hinterlassen, und so folgte ich dem Monster – bis vor die Tore von Himmelstor. Auf dem Weg hinterließ es eine blutige Fährte, allerdings nicht ziellos… es mordete nur Leute, die sich ihm in den Weg stellten, oder die genau eine Sache gemeinsam hatten. Leute, die sich mit der Vergangenheit von Thaikaris beschäftigten, aus welchem Grund auch immer."
Zunächst schien es, als sei der Paladin fertig, doch dann fiel ihm noch etwas ein. "Anfangs schien es in Richtung Große Feste unterwegs zu sein, doch vor einigen Tagen wandte es sich dann auf einmal Himmelstor zu. Es war, als hätte es plötzlich seine Pläne geändert."