Milan saß da und sah vom Paladin zurück zu Eretria. Beide waren scheinbar fest entschlossen, sich in den Kampf mit diesem abartigen Viech zu schmeißen. Ganz anders als er. Wozu schlafende Hunde wecken? Sie hatten ja schon genug mit den Ergebenen zu tun. Apropos Ergebene, er hatte keine Ahnung, wie das alles zusammenhing, aber er ahnte, dass sie sich gleich zwei Feinde machen würden, wenn sie jetzt auch noch offen in die Schlacht gegen dieses lebend-tote Mädchen zogen. Deshalb atmete er erleichtert - und vielleicht etwas zu laut - aus, als der Paladin erst einmal zu etwas Geduld rief.
"Ich finde auch, wir sollten uns erst darauf vorbereiten", erklärte er und murmelte leise: "Am besten mit einer ganzen Armee heiliger Waffen." In Wirklichkeit wäre er aber froh gewesen, wenn die Vorbereitungen bis zu seinem Lebensende dauern würden. "Also, mal ganz abgesehen von unserem Kampf gegen...naja, das Ding...meint Ihr, dass es auch etwas mit den Taten hier in Himmelstor zutun haben könnte? Oder hockt es nur vor den Mauern?" Und er flehte leise, dass dem so war. "Was hier in Himmelstor geschieht, erweckt nicht den Eindruck, als hätte dieses Geschöpf etwas damit zu tun. Ich glaube nicht, dass der Mord an dem kleinen Gnomenmädchen mit dem vergleichbar ist, den Ihr uns geschildert habt. Und auch die Entführungen würden nicht dazu passen."
Da kroch eine leise Erinnerung in Milans Gedanken. "Oh, da fällt mir ein: Wir sollten uns wirklich auf den Kampf mit diesem Ding gründlich vorbereiten, aber bei etwas anderem sollten wir uns beeilen: Ein Priester aus dem Tempel ist verschwunden. Noch nicht allzu lange, vielleicht besteht die Möglichkeit, dass wir ihn noch aufspüren können, bevor er...also...was mit den Entführten passiert..." Untoten-Futter dachte Milan unwillkürlich, sprach es jedoch nicht laut aus. Das lebend-tote Mädchen mochte vielleicht die Leute nicht entführen, aber vielleicht waren diese ja das Futter für sie. Ach! Ihm drehte sich langsam der Kopf. Da war es ja einfacher die Handelsgeschäfte seines Vaters zu beaufsichtigen. Er grinste bei der Vorstellung, wie er seinem Vater von diesen Erlebnissen hier erzählen würde - falls er noch dazu kam.
Diese Vorstellung half ihm ein wenig über den Schock der Schilderungen des Paladins hinweg zu kommen. Entschlossen stand er auf und meinte zu Eretria gewandt: "Lass uns erst einmal Nachforschungen bezüglich des Priesters anstellen. Irgendwie steht alles in einem Zusammenhang. Die Geschichte mit dem fleischfressenden Mädchen, die Entführungen, die Ergebenen...aber letztlich sollten wir versuchen, zu retten, was noch zu retten ist und ich glaube daran, dass wir den Priester noch finden können, wenn wir jetzt nicht zuviel Zeit verlieren." Schließlich sah er zum Priester. Er wusste, er dachte wild durcheinander und sein Blick war daher etwas zwischen Verlegenheit und einer stillen Entschuldigung, aber er fand seine neue Berufung alles andere als einfach. "Ich weiß, ich überrenne hier irgendwie alles, aber was meint Ihr? Wäre es nicht sinnvoller, erst einmal zu versuchen, den Priester zu retten?"