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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 131966 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #345 am: 29.04.2010, 09:25:34 »
Milan sah dem Gnom erstaunt und begeistert zugleich hinterher. Er hatte es also tatsächlich geschafft. Und wenn er das System von Greovax richtig durchschaute, war es sogar möglich, dass der kleine Erfinder wohl behalten wieder landete, solange nicht einer seiner Ballons platzte. Milan wünschte ihm in Gedanken alles Gute. Vielleicht würden sie einander ja wiedersehen. Schließlich aber streckte er sich, gähnte und machte sich auf den Weg zu seinem und Eretrias Zelt.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #346 am: 29.04.2010, 12:32:06 »
Bevor die Gruppe sich schlafen legte, rief Milan noch einmal den Schildgeist Maruiko. Er unterhielt sich einige Minuten mit ihm, wobei Maruiko an der Geschichte des fliegenden Gnoms äußerst interessiert war. Milan versuchte noch, einige weitere Informationen aus Maruiko herauszubekommen, doch obwohl der Geist durchaus gesprächsbereit schien, wurde das Gespräch immer dann, wenn es interessant zu werden schien, durch die Befehle der früheren Besitzer des Schildes gestoppt.

Schließlich legten sich alle schlafen, und wie in den Nächten zuvor folgten die Träume...


"Was soll das heißen?" fragte Waldemar in scharfem Ton. "Ihr habt mich gebeten, euch zu vertrauen, und jetzt..."
"Auch ich bin nur ein Mensch", erklärte der Magier. "Aber es ist noch nicht alles verloren. Ich -"
"Ach, nein? Habt ihr nicht gerade gesagt, dass sie sterben werden? Was, bitte, ist denn noch nicht verloren, wenn sie alle sterben?"

Er bemerkte, wie sich seine Stimme überschlug, wie sein Herz aufgeregt in seiner Brust pochte. Das durfte doch nicht der Wahrheit entsprechen!

"Jedes Ende", erklärte der Magier, "ist auch ein Neuanfang. Das dürft ihr nie vergessen."


Waldemar schlug die Augen auf. Er war schweißgebadet. Nur noch schwach erinnerte er sich an die letzten Sekunden seines Traums...
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #347 am: 29.04.2010, 12:41:51 »
Endlich... endlich! Calfay war nicht mehr allein. Ein anderer Drache, an ihrer Seite, einer, der die alten Werte noch achtete. Ein Gefährte.

Durch ihn hatte sie den Magier gefunden, in den sie alle Hoffnungen gesetzt hatte, und ihr Hoffen war bestätigt worden. Der Mensch hatte einen Plan. Er war verrückt, und es blieb viel zu wenig Zeit - kein Drache hätte sich jemals einen solchen Plan ausgedacht. Und doch, es könnte funktionieren. In jedem Fall war es den Versuch wert.

Und nun war sie hier, mitten über dem Ozean, auf dem Weg zu jenem einen Ort, den jeder Sterbliche, sogar jeder Drache, unbedingt meiden sollte. Sie war unterwegs zu Garachs Höhlen...



Mika lächelte. Dort lag er und schlief, sanft wie ein kleiner Junge. Sie spürte, wie nervös sie war. Sie hatte Angst. Morgen war der große Tag. Gewiss, sie brachte sich auch selbst in Gefahr... aber vor allem fürchtete sie um sein Leben. Sie wünschte, es gäbe einen anderen Weg. Aber sie hatte lange darüber nachgedacht. Es ging nicht anders, die Priesterin musste sterben, sonst würden die Qualen nie ein Ende nehmen...
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #348 am: 29.04.2010, 12:47:02 »
"Hab keine Angst."

Die dunkle Stimme ihres Herrn berührte Eretria, tief in ihrem Innern. Alles, was er versprochen hatte, war auch eingetreten. Sie glaubte fest an jedes Wort, das er ihr sagte. Weshalb sollte sie auch nicht? Er war der Gesandte der göttlichen Mächte...

"Was auch immer passiert, meine Priesterin, es wird einen Platz für dich geben in der neuen Ordnung. Deine Taten werden nicht vergessen werden, und du wirst deinen Lohn in diesem und im nächsten Leben erhalten."

Sie zitterte, vor Aufregung. Ob nun auch die Einsamkeit enden würde?

"Es ist soweit. Das Ritual beginnt."
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #349 am: 29.04.2010, 13:01:08 »
Das helle Licht der Sonne reflektierte in dem kleinen Tropfen, der zu Boden fiel. Eine halbe Ewigkeit schien zu vergehen, bis der Tropfen den Boden erreichte und sich in einen kleinen, roten Fleck verwandelte.

Milan hatte es vollbracht. Der Feind war tot...



Beldin war verwirrt. Er wusste, er durchlebte wieder einmal einen Traum, in dem er nicht er selbst war. Doch etwas war anders.

Er sah sich um. Er befand sich in einer einfachen Hütte - seiner Hütte. Er lebte hier.

Die Tür öffnete sich, und eine junge Frau kam herein. Sie lächelte ihn an, und er spürte, wie die Liebe zu ihr in ihm aufflammte. Und er spürte noch etwas anderes. Eine Verbundenheit, die tiefer war als...

Lhaya. Chai’va. Und nun...

Es war die selbe Seele. Und sie war immer wieder zu ihm zurückgekehrt...
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #350 am: 29.04.2010, 22:31:34 »
Als Eretria erwachte, wusste sie einen Augenblick nicht, wo sie war. Wieder ein merkwürdiger Traum, der ihr mehr Angst machte, als die Furcht, die sie in Himmelstor erlebt hatte. Was ist das? Träume ich meine Zukunft? Wie kann das sein? Was passiert hier?
Verwirrt stand die Priesterin auf und blickte kurz auf ihren Geliebten an ihrer Seite. Warum tauchst du nicht auf in diesem Traum, mein Licht? Leise zog sie ihr Gewand über und trat dann nach draußen, um mit einem Gebet an Mutter Sonne den neuen Tag zu begrüßen. Gerne hätte sie mit einem Priester über diese Träume gesprochen, so konnte sie damit nicht wirklich etwas anfangen und so war sie beunruhigt über das beherrschende Gefühl der Einsamkeit, dass ihre Träume begleitete.
Nachdem sie ihr morgendliches Gebet beendet hatte, stand die Priesterin auf und schaute sich an dem Rastplatz um. Sie wollte hören, was sich die Leute erzählten, bevor sie mit ihren Freunden aufbrach.

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #351 am: 02.05.2010, 09:01:39 »
Milan erwachte erfrischt und spürte noch immer die Zufriedenheit, die von seinem Traum ausging. Als er aufstand, war Eretria schon nicht mehr da. Er gähnte und verließ das Zelt, um an einem abgeschiedenen Plätzchen seine Morgenübungen zu machen. Der Traum ging ihm durch den Kopf. Er fragte sich, wer der Feind gewesen war, den er getötet hatte. Er atmete tief durch, als er nach einem Handstand wieder auf seinen Füßen zum Stehen kam, und begab sich zu einer Wasserquelle, um sich zu waschen. Er fuhr sich über sein Gesicht und musste feststellen, dass er langsam aber sicher verwahrlost aussehen würde, wenn er nicht bald eine Möglichkeit fand, sich zu rasieren. Nachdem er sich frisch gemacht hatte, ging er zurück zum Zelt und holte Maruiko heraus, um mit ihm zu sprechen und ihm einen guten Morgen zu wünschen. Er stellte den Schild schließlich neben das Zelt, damit er weiter mit Maruiko reden und gleichzeitig das Zelt abbauen konnte, während er nach seinen Gefährten Ausschau hielt.
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Waldemar

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #352 am: 04.05.2010, 11:02:29 »
Waldemar erwachte später als für ihn üblich war. Das war jetzt schon der zweite Traum dieser Art. Er versuchte sich an das Gesicht des Magiers zu erinnern. Ob es ihn wirklich gibt? Und wenn ja will er mir wirklich helfen, oder mich nur manipulieren? Nun falls ich ihm begegne werde ich auf jeden Fall vorsichtig sein.
Dann begab er sich zu den Anderen zum Frühstücken, damit sie bald wieder aufbrechen konnten.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #353 am: 04.05.2010, 13:23:26 »
Die meisten anderen Reisenden waren ebenfalls schon auf den Beinen, als die Gruppe nach und nach erwachte. Eretria konnte eine Reihe von Gesprächen rund um den nun verschwundenen Gnom hören. Während einige immer noch über den Erfinder lästerten oder über ihn fluchten, gab es nach seinem - für viele wohl unerwarteten - Erfolg auf einmal doch einige, die von ihm beeindruckt waren. Der Aufstieg alleine hatte ihn von einem Spinner in einen großen Erfinder verwandelt.

Interessant war ebenfalls ein Gespräch, das Eretria in der Nähe ihres eigenen Zeltes mitbekam. Die beiden Jungspunde, die direkt neben den Zelten der Gruppe gelagert hatten, unterhielten sich über ihre weitere Reise und ihre Pläne, sich als Stadtwachen anheuern zu lassen. Auffällig dabei war, dass einer der beiden angeblich sein Schwert in seinem Rucksack gelagert hatte, anstatt es am Gurt zu tragen - sehr zur Verwunderung seines Freundes. Größe und Statur des jungen Mannes passten ebenso zu dem gestrigen Angreifer mit dem Schwert wie seine Stimme.

Milans Gespräch mit Maruiko verlief ähnlich wie das am Abend davor. Auffällig war, dass der Schildgeist offenbar von einer weiteren Person berichten wollte, die in irgendeiner Weise mit dem untoten Mädchen verbunden war - doch die Befehle, die er erhalten hatte, hinderten ihn daran, mehr preis zu geben.
Trotz seines anfangs nicht besonders freundlichen Auftritts erschien Maruiko inzwischen fast wie ein normaler Begleiter der Gruppe. Er hielt sich mit seinen bösartigen Kommentaren zurück, und obwohl er keinen Hehl daraus machte, dass er dem Willen seines derzeitigen Besitzers unterworfen war, schien er tatsächlich daran interessiert, die Gruppe zu unterstützen - soweit es ihm in seinen engen Grenzen möglich war.
« Letzte Änderung: 04.05.2010, 13:56:00 von Sternenblut »
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #354 am: 05.05.2010, 14:35:16 »
Erertria musste mehrmals den Kopf schütteln, als sie jetzt die Menschen reden hörte. Auf einmal war der Mann ein verkanntes Genie, während gestern Abend ein paar Halbstarke, blindwütig diese erstaunliche Erfindung zerstören wollten, waren es nun fast die gleichen Leute, die das Gerät nun über den grünen Klee lobten. Das ärgerte die Priesterin ziemlich und war ihr auch unverständlich. Mit dieser Mischung aus Unverständnis und Wut näherte sich die blonde Frau wieder ihrem Zelt, welches Milan inzwischen abbaute.
Plötzlich wurde ihre Aufmerksamkeit von zwei jungen Männern angezogen. Die Worte der beiden ließen die Priesterin von Mutter Sonne und den zwei Monden aufhorchen. Betont lässig näherte sich die Frau den beiden Männern. Dabei schaute sie freundlich, aber einem aufmerksamen Beobachter wäre nicht dieses Funkeln in den Augen der Priesterin entgangen, welches ein Zeichen von unterdrückter Wut war.
"Wo wollte ihr denn der Stadtwache beitreten?" Die Frage war anscheinend völlig ohne Hintergedanken gestellt und in einem fast schon zuckersüßen Tonfall gestellt worden. Aber es war offensichtlich, dass die Priesterin sehr interessiert war.
« Letzte Änderung: 05.05.2010, 14:57:56 von Eretria »

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #355 am: 05.05.2010, 15:19:23 »
Während der eine der beiden Männer - jener, den Eretria verdächtigte, der Schläger von gestern zu sein - bei ihrem Auftauchen plötzlich zusammenzuckte, schenkte ihr der andere ein freundliches Lächeln. Die beiden Männer sahen sehr ähnlich aus und waren vermutlich Brüder, wie die Priesterin jetzt bemerkte.

"Wir wollen zur Großen Feste", erklärte der junge Mann, der Eretria mit einem Lächeln begegnet war. "Aber heute machen wir erst noch einen Abstecher nach Westen, unser Onkel wohnt in einem Dorf in der Nähe. Er war früher Mitglied der Stadtwache von Himmelstor, und, um ehrlich zu sein, er ist mein persönliches Vorbild."

Sein Bruder war über das Gespräch offenbar nicht sehr erfreut. Unsicher murmelte er: "Ich muss noch etwas aus dem Zelt holen", und verschwand im gleichen Moment im selbigen.

Etwas irritiert blickte der andere Mann ihm nach, zuckte dann mit den Schultern und sprach weiter. "Es gibt doch diese neuen Straßenräuber, die Morgensonne, oder wie die sich nennen. Und wir wollen jetzt zur Großen Feste und im Kampf gegen die Banditen helfen. Ich finde es wichtig, die Unschuldigen und Wehrlosen zu beschützen", erklärte er voller Inbrunst.
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #356 am: 06.05.2010, 00:21:06 »
Milan verfiel mittlerweile in einen Plauderton, wenn er mit Maruiko sprach. Er hatte nicht mehr das Bedürfnis, möglichst viel aus dem Schild heraus zu quetschen, sondern interessierte sich ernsthaft für das Leben dieses merkwürdigen Gegenstandes, der ihm längst wie ein Mensch erschien. Immer mehr bekam er den Gedanken, dass Maruiko ein Gegner sein könnte, nicht mehr mit seinen Gefühlen für den Schild zusammen. Als er schließlich mit dem Abbau des Zeltes fertig war, hockte er sich neben Maruiko. "Wenn du magst, kannst du uns wieder den Tag über begleiten." Einen kurzen Augenblick war Milan geneigt, den Schild nach der zweiten Person zu fragen, aber er wusste mittlerweile zu gut, dass Maruiko ihm wahrscheinlich nichts sagen würde oder könnte. "Komm, schauen wir erstmal, was Eretria da mit diesen Männern macht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht nur eine kleine nette Unterhaltung ist." Er nahm Maruiko hoch und hätte beinahe den Schild benutzt. Erst im letzten Augenblick wurde er sich seiner Bewegung gewahr und hielt inne. Er fragte sich, ob es wohl jetzt, nachdem sie sich mehr oder weniger angefreundet hatten, noch immer so schwer sein würde, Maruiko seinem Willen zu unterwerfen. Andererseits hatte er ob dieser Frage Bedenken, ob er ihn wirklich unterwerfen wollte. Irgendwie gönnte er dem Schild ein wenig mehr Freiheit, aber die würde er wohl niemals haben, denn er war und blieb nun einmal ein Geist in einem Schild. Milan atmete tief aus und schlenderte unauffällig in die Nähe von Eretria und dem verbliebenen jungen Mann, wobei er darauf bedacht war, dass man nicht sogleich Maruikos Gesicht sah.
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Eretria

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« Antwort #357 am: 06.05.2010, 08:00:21 »
Eretria hörte die Worte des jungen Mannes und lächelte ihn aufmunternd zu. "Ich finde, du hast recht. Es ist wichtig die Straßen und Städte sicherer zu machen. Banditen und Vandalen müssen daran gehindert werden, die Welt in einen Ort des Schreckens zu verwandeln."
Einen Augenblick schaute die Frau dem jungen Mann hinterher, der sich in das Zelt schlich, um ihr aus dem Weg zu gehen, dann sprach sie weiter mit dessen Bruder. Sie sprach dabei laut genug, dass auch der im Zelt verschwundene junge Mann sie verstehen konnte. "Wenn ihr einer Stadtwache beitreten wollt, müsst ihr auch immer verstehen, dass jeder eine zweite Chance verdient, der eine Dummheit begangen hat. Gestern Abend haben sich die Leute über den Gnom erregt und ein paar wollten in der Nacht ihr Mütchen kühlen. Weil ich und meine Freunde hier aber bereits in Himmelstor für die Stadtwache gearbeitet haben, sind wir heute Nacht dazwischen gegangen. Nach ein paar ermahnenden Worten, waren alle wieder friedlich. Und die Unruhestifter haben wohl ihren Fehler erkannt. Euer Onkel wird euch sicherlich noch mehr darüber erzählen können, wie so etwas zu machen ist." Die Priesterin schien bester Laune zu sein. Ihr war offensichtlich daran gelegen den beiden Männern ein paar Ratschläge zu geben.
"Ich wünsche euch viel Erfolg und passt auf euch auf. Ich denke die Banditen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen." Dann grinste sie noch ein wenig breiter: "Vielleicht sieht man sich mal wieder, denn auch unser Weg führt zur Großen Feste. Es würde mich freuen, wenn ich euch dann in der Stadtwache sehen würde. Möge Mutter Sonne euch immer scheinen und die zwei Monde euch stets beschützen."

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #358 am: 06.05.2010, 09:18:56 »
Wissbegierig hörte der junge Mann Eretrias Ausführungen zu. "Ja, sowas sagt mein Onkel auch immer. Er hat mir erzählt, dass er bis vor zwei Jahren unter einem Hauptmann gearbeitet hat, der früher selbst ein Straßendieb war. Und heute gehört der Hauptmann wohl zu den besten Leuten, die die Stadtwache in Himmelstor hat. Der hat wohl sogar Beförderungen abgelehnt, weil er unbedingt im aktiven Dienst auf der Straße bleiben wollte."

Dann senkte er seine Stimme, und neigte sich leicht zu Eretria vor. "Mein Bruder Kavor ist da etwas hitzköpfig. Ich muss ihn manchmal erinnern, dass es darum geht, Frieden zu schaffen, und nicht darum, Leute zu bestrafen. Aber das lernt er auch noch", schloss er mit einem Lächeln.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #359 am: 06.05.2010, 15:59:46 »
Schließlich machte sich die Gruppe wieder auf den Weg. Einige andere Reisende waren ebenfalls unterwegs von Himmelstor zur Großen Feste, und so wurden die Abenteurer Teil einer kleinen Karawane, die den Weg über die Große Straße gemeinsam hinter sich brachte.

Milan hielt sich mit Maruiko oftmals ein wenig fern der anderen Reisenden, um dem Schildgeist die Gelegenheit zu geben, die Umgebung zu betrachten. Maruiko plauderte darüber, dass er die Gegend kannte - das untote Mädchen hatte offenbar eines Abends vergessen, ihn fortzuschicken, so dass er einen ganzen Tag mit ihr gereist war, und die Umgebung betrachten konnte.
Das Mädchen war nicht direkt über die Straße gereist, sondern ein wenig abseits entlang der Wiesen und Wälder. Doch die Gegend, da war sich Maruiko sicher, war genau die, die er kennengelernt hatte.

Die Händler und anderen Reisenden - insgesamt umfasste die Gruppe mehr als zwanzig Personen - hatten zwar viel zu erzählen, doch bis auf Geschäftsgespräche und Lebensgeschichten gab es für die Abenteurer nicht viel zu hören. Interessant war lediglich die Information, dass es nicht allzu weit von hier einen kleinen, verlassenen Festungsturm gab - ein Ort, der gerne von Reisenden auf der Großen Straße als nächtliche Unterkunft genutzt wurde.

Es war Waldemar, der am späten Nachmittag eine Pause einlegte. Eher zufällig hatte er nahe der Straße eine Spur bemerkt - Abdrücke großer Tatzen, die er im ersten Moment für große Wolfsspuren hielt. Als er jedoch näher hinsah, erkannte er, dass es die Spuren eines Worgs waren - eine magische Bestie, wie er sie gelegentlich in den Randgebieten des Lilliolen gesehen hatte. Die gefährlichen, wolfsähnlichen Kreaturen waren besonders für ihre Intelligenz bekannt, waren aber auch im Kampf ein nicht zu unterschätzender Gegner - auch für eine ganze Gruppe von Jägern.

Die Abdrücke beunruhigten Waldemar umso mehr, da er wusste, dass Worgs Rudeltiere waren - in aller Regel gab es dort, wo ein Worg auftauchte, noch weitere seiner Art.
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