Nach der Ruhe und Friedlichkeit des angeblich heiligen Ortes machte sich die Gruppe auf den Weg zum sogenannten Spielfeld. Ikiro führte sie durch verschiedene Straßenzüge, vorbei an einer Gruppe Gaukler und den überall präsenten Ständen und Zelten der Händler, und blieb irgendwann kurz stehen. Mit ernster Miene wandte sie sich an die Gruppe und deutete auf einen schwarzen Stab, den jemand an einer Kreuzung aufgestellt hatte. Er war mit schwarzweißen Federn verziert.
"Wenn ihr das seht, geht nicht hin. Ist Zeichen von Händlern, die ungute Dinge handeln. Nicht-nette Dinge. Und sind nicht-nette Leute. Gefährlich."
Dann führte sie die Gruppe weiter, bis sie schließlich an einem hölzernen Zaun ankamen, gute drei Schritt hoch, bestimmt dreißig Schritt lang. Wie Ikiro erklärte, war das Spielfeld quadratisch, und der Zaun wies alle fünf Schritt einen Eingang auf, hinter dem aber zunächst ein abgesicherter Käfig wartete - erst, wenn man diesen verließ, betrat man das eigentliche Spielfeld.
Der Grund dafür war ganz einfach: Hier durfte jeder jegliche Sport- oder Kampfart üben und trainieren, die ihm beliebte. Vom harmlosen Ballspiel über Bogenschießen und Speerwerfen bis hin zu gelegentlich auftauchenden Meistern exotischer Kampfkünste, die Interessierten Lehrstunden anboten, war hier alles zu finden. Die einzige Bedingung für die Benutzung des Spielfelds war, dass man die Dinge, die man zerstörte oder beschädigte, selbst ersetzte - eine ungeschriebene Regel, an die sich tatsächlich jeder hielt.
Ikiro öffnete eine Tür, die in einen Käfig aus eisernen Stäben führte, über das man von außen ein dichtes Netz gelegt hatte. Zur Seite tat sich eine Lücke auf, durch die man den Käfig verlassen konnte. "Betretet ihr Spielfeld", erklärte das Mädchen, "dann ihr nehmt in Kauf, dass etwas passieren kann. Jeder für sich selbst verantwortlich ist. Deshalb meisten Leute nur tagsüber hier, wenn es dunkel wird, Leute lieber nicht mehr hierher kommen - man sieht nicht gut genug, wenn plötzlich ein Speer kommt."
Sie lächelte. "Man wirklich aufpassen muss, aber ist nicht ganz so schlimm, wie sich anhört. Die meisten, die Spielfeld benutzen, passen auch selbst auf, dass sie niemand verletzen. Nur selten Unfälle, aber manchmal eben doch."
Durch den Käfig konnten die Gefährten eine große Fläche erkennen, letztlich nicht mehr als ein platt getrampelter Rasen, der zum Teil frei war, teils mit Kampfpuppen und Zielscheiben ausgestattet war, teils auch mit allerlei anderem Gerät, das für diverse Spiele oder Kampfarten gedacht war. Jedes "Thema" hatte hier seine eigene Nische, und gerade in diesem Moment fand sich hier eine Gruppe Axtwerfer, die an Zielscheiben auf Strohballen trainierten, zwei Schwertkämpfer, die ein Trainingsduell ausfochten, und einige junge Männer, die offenbar einem Ballspiel nachgingen. Etwas weiter entfernt stand außerdem eine ältere Frau in schimmernder schwarzer Seidenkleidung, die sich mit zwei jüngeren Männern unterhielt - es schien so, als würde sie ihnen etwas beibringen.