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Autor Thema: [IT] Prolog: Schatten über Tristram  (Gelesen 60282 mal)

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Belanar

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #45 am: 28.07.2010, 13:31:43 »
Belanars Blick verharrt noch einige Zeit auf den beiden Streitenden, bevor er mit einem Nicken seiner Zuhoererin Recht gibt und sich wider seiner Erlaeuterung zuwendet.

"Euer Interesse schmeichelt mir. Bevor ich allerdings zu den Geruechten komme, will ich versuchen, euch ein wenig ueber die Kunst der Nekromantie zu lehren. Ich will euch nicht bevormunden und wähle doch bewusst den Ausdruck lehren, da diese Schule der Magie nicht selten verklaert behandelt wird. Der Begriff Nekromantie setzt sich aus dem Wort fuer Leiche, nekros, und dem Wort fuer Weissasgung oder Befragung mantiae, zusammen. Nekromantie ist also der ursprünglichen Bedeutung des Wortes nach zunächst nichts anderes, als die Befragung eines Toten hinsichtlich vergangener oder zukuenftiger Ereignisse. Jeder halbwegs versierte Heilkundige wird mir nun ohne weiteres zustimmen, dass etliche Tote eine Menge Aussagen koennen, beispielsweise ueber die Umstaende ihres Todes. Und tatsächlich kommt der genauen Beobachtung des Todes in allen Formen eine immanente Bedeutung zu. Vor aller Anwendung des Erfahrenen, geht es dem Nekromanten darum, den Tod zu verstehen. Auf diesem Paradigma aufbauend, teilt sich die Nekromantie dann hauptsächlich in zwei Unterschulen. Zum einen, die Scyomantie, auch Skiamantie oder Psychomantie genannt. Bei der Scyomantie wird ein Abbild des Verstorbenen herbeibeschworen. Dieser kann Auskunft über Menschen geben, dem Beschwörer schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen, Lebende schwächen oder erkranken lassen. Dieser Bereich der Nekromantie beinhaltet beispielsweise die euch sicherlich bekannten Flueche. Der andere Bereich der Nekromantie ist die sogenannte Neykomantie. Hier wird der gesamte Körper des Verstorbenen wiederbelebt. Dieser Wiedergänger, auch Zombie genannt, ist eine meist temporaer belebte Erscheinungsform, die zumeist dem Willen des Nekromanten unterworfen ist. In Verruf geriet diese Schule der Nekromantie nun zweifelsohne durch die Moeglichkeit, die Seele des Verstorbenen in Ketten zu legen, auch wenn das nur die gefürchtetste und zudem schwierigste Form der Erweckung darstellt. Meist beschränkt sich die Erweckung auf eine rein mechanische Kontrolle der Glieder des Toten. Wozu man Tote nun erweckt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Verzeiht mir, wenn der Vergleich unangebracht ist, aber ist der Schmied ein Moerder, wenn er aus einem Stueck Metall eine Waffe schmiedet, mit der ein Soldat toetet?  Mal ganz davon zu schweigen, dass Tote keine Waffen sind, auch wenn man sie zweifelsohne auf diese Weise nutzen kann. Es geht hierbei nicht nur um die Art der Beschwoerung. Es ist durchaus möglich, eine Leiche mit positiver Magie zu erwecken, auch wenn die Engel derartiges sicherlich abstreiten wuerden. Es ist ebenfalls möglich, ein Wesen mit negativer Energie zu schaffen, dass jederzeit bereitwillig sein Leben geben wuerde, um die, die es liebt oder geliebt hat, zu schuetzen. Auch wenn die Engel uns gerne anderes glauben lassen und die Daemonen gerne anschauliche Beispiele liefern, ist der Mensch kein Wesen absoluter Gesinnung. Magie mag mächtig sein und den schwachen Geist verleiten, aber es ist immer der Mensch, der sich entscheidet. Dies gilt fuer den Beschwoerer und fuer den Beschworenen gleichermaßen."

Belanar hält kurz inne und wendet sich seiner Zuhoererin zu. Es war durchaus moeglich, dass er mit diesen wenigen Worten bereits viel zu viel gesagt und die junge Arkanistin erschreckt hatte. Er selbst hatte lange gebraucht, die Lehren Rathmas zu verstehen. Nekromantie objektiv zu betrachten, ist eine Forderung, die er auf einem steinigen Weg mühsam erlernen musste. Vielleicht verlangte er bereits zuviel. 
« Letzte Änderung: 28.07.2010, 13:58:05 von Belanar »

Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #46 am: 28.07.2010, 15:26:33 »
Sezair nickt glücklich, verschränkt die Arme hinter dem Rücken und überlegt kurz. Er blickt auf, als er sich an die Worte erinnert, und begleitet Fyda langsam zu ihrer Jurte. Mit weicher Stimme beginnt er zu erzählen.

"Als ich noch jung war, ein wacher Bursche, noch ein wenig jünger als Ihr nun, arbeitete ich an manchen Tagen auf den Feldern meines Onkels. Früh morgens schon begann ich, den Ochsen zu bespannen, mit welchem ich den Boden pflügen wollte, während mein Onkel meinen Vater mit seinem Esel zum Markt begleitete. Mein Onkel tauschte sein Obst und Gemüse, mein Vater seine gefangenen Fische. Abends kamen sie mit bestem Brot und reinstem Fleisch nach Hause, und brachten auch das Futter für die Tiere mit, welches der Esel alles trug.

An einem heißen Sommertag jedoch wurde der Ochse krank. Mein Onkel sagte, ich solle ihn im Stall lassen und ihm Medizin geben, dass er wieder gesund wird. Ich Sturkopf wollte aber unbedingt meine Arbeit tun und den Boden pflügen, wie sonst sollte denn all das schöne Gemüse wachsen? Also stand ich noch früher schon auf, und holte den Esel aus dem Stall. Mühsam band ich ihm den Pflug um, obwohl das Tier mich mit traurigen Augen ansah. Kaum dass ich damit beginnen wollte, das Feld zu pflügen, mir sicher, dass mein Onkel mich für meine Idee und meinen Eifer loben würde, stellte ich fest, dass der Esel vor Erschöpfung den Pflug kaum ziehen konnte.

Als mein Vater wach wurde und sah, was ich dem armen Tier zumutete, kam er aus dem Haus gerannt und schalt mich einen Taugenichts, was ich mir denn dabei denken würde, den Esel so zu quälen. Wie solle er denn zum Markt reiten, wenn das arme Geschöpf schon am Morgen so erschöpft sei! Mein Onkel jedoch lachte, nahm mich in seinen Schutz, und sagte: 'Auch wenn die Arbeit wichtig ist, mein Kind, der Esel kann die Last des Ochsen nicht tragen!'
"

List

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #47 am: 28.07.2010, 15:35:10 »
"Das ist eine schöne Geschichte, Sezair, aber was hat das mit mir zu tun?", fragt Fyda ihn verständnislos. Sie spielt nervös mit ihren langen blonden Haaren und sieht so aus, als würde sie aus der Situation am liebsten weglaufen.
« Letzte Änderung: 28.07.2010, 15:35:32 von List »
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Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #48 am: 28.07.2010, 16:07:02 »
"Nun, nachdem mein Onkel damals mit den Nachbarhöfen gesprochen hatte, waren diese bereit, uns ihren Ochsen für unser Feld zu leihen, bis unser Tier wieder gesund war. So wurde auch der Esel von der Arbeit verschont, die zu viel für ihn gewesen wäre."

Der alte Mann zuckt lächelnd mit den Schultern. Es tut ihm Leid, dass er das Mädchen verwirrt hat. Wieder ein Mal muss er merken, dass er mit seinen eigensinnigen Worten auch oft Unsicherheit stiften kann, anstatt sie zu vertreiben. Seine guten Absichten alleine sind manchmal doch zu wenig.

"Wer weiß, mein Mädchen, schließt er seine Geschichte, vielleicht ist das Geheimnis des Generals ebenso wenig Eure Last zu tragen, wie der Esel nicht den Pflug ziehen sollte.

Wolfhard

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #49 am: 29.07.2010, 10:33:04 »
Nachdem er eine kleine Weile im Schatten gestanden und die Feiernden beobachtet hat wendet sich Wolfhard mit einem leisen seufzen ab. So einlanden die fröhliche Stimmung auch auf ihn wirkt, sind da zu viele Menschen die zu laut und ausgelassen sind, als das er sich wirklich wohlfühlen könnte.

Weiter am Rand des Feuerscheins bleibend, schlendert Wolfhard um die Feiernden herum, bis er zum Baum gelangt, unter dem er sein Nachtlager vorbereitet hat. Dort lässt er sich, den Rucksack neben sich stehend an den Baumstamm gelehnt nieder. Leise aber deutlich spricht Wolfhard die Worte, “Licht erscheine“, woraufhin sein Stirnreif einen Moment zu schimmern scheint, und über seiner linken Schulter erscheint eine in hellem blauweissem Licht leuchtende Kugel. Im schein der Kugel, zieht Wolfhard ein Buch über die Fauna und Flora der Wüste von Aranoch aus seinem Rucksack um noch zwei bis drei Seiten zu lesen, und anschliessend schlafen zu gehen, schliesslich muss er gut zwei Stunden vor Sonnenaufgang seine Wache antreten.

List

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #50 am: 29.07.2010, 15:07:22 »
Die Zeit vergeht schnell und mittlerweile muss es schon nach Mitternacht sein. Der Mond steht hoch am Himmel und spendet so viel seines silbernen Lichts, dass man noch gut über weite Distanz sehen kann.
Die singenden und tanzenden Nomaden sind ruhiger geworden und einige sammeln bereits ihre Sachen zusammen, um sich zur Ruhe zu betten. Warriv tritt aus seinem Zelt und betrachtet die Menschen, die er anführt. Es lässt sich leicht erkennen, dass er herzliche Sorge um sie hegt, doch dass er außerhalb ihrer Kreise steht. Als das letzte Lied verklingt, macht sich eine melancholische Stimmung unter ihnen breit. Warriv tritt an das Feuer und verkündet, dass es schon spät sei und sie nun noch einmal das Lied spielen und sich dann zur Ruhe begeben sollen. Am Folgetag würden sie ein gutes Stück zurücklegen wollen. Die Musiker nicken und stimmen eine schwermütige Melodie an. Die ältesten, die noch am Feuer sind, stimmen eine Art Sprechgesang in einer fremdartigen Sprach an; der Rest sieht ins Feuer. Als das Lied endet, packen sie zügig ihre Sachen zusammen und trennen sich wortlos. Nur einer bleibt zurück, um über das Feuer zu wachen.
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Delara

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #51 am: 31.07.2010, 20:30:53 »
Aufmerksam lauscht die Zauberin den Ausführungen des Totenbeschwöres. Sie ist fasziniert von der genauen Erklärung, aber Belanars Beispiel hinkt wirklich etwas und auch die Sache das der Totenbeschwörer anscheinend die Magie etwas zu leicht nimmt macht sie etwas stutzig. Sie lässt einige Augenblicke verstreichen ehe sie das Wort an ihn richtet.

"Sicherlich ist der Schmied in eurem Beispiel kein Mörder, aber macht er sich nicht zumindest mitschuldig? Er mag zwar nicht direkt seine Waffe geführt haben, aber er hat eben diese erschaffen und das auch genau zu dem Zweck anderen zu schaden. Also ist es nicht verkehrt zu sagen dass der Schmied zumindest eine Mitschuld trägt wenn mit seinen Waffen unrechtes getan wird. Aber das nur am Rande. ... Ich glaube was die Nekromantie am meisten in Verruf gebracht hat ist nicht einmal die Möglichkeit Seelen zu binden. Alleine die Tatsache die sterblichen Hüllen als Wiedergänger zu erwecken ist für die meisten abschreckend genug. Sicherlich ist es nicht verkehrt zu sagen das die Körper der verstorbenen nach dem Tode nichts weiter sind als ... Gegenstände. Aber ich glaube das selbst ich nicht in der Lage wäre zuzusehen wie ein geliebter Mensch als Wiedergänger erneut auf Erden wandelt. Auch wenn ich weiß dass seine Seele diesen Körper schon lange verlassen hat." Die Zauberin scheint sehr darauf bedacht zu sein ihre Aussage nicht wie eine Anklage klingen zu lassen und um das zu unterstreichen schenkt sie Belanar ein erneutes Lächeln.
Doch schlagartig wird ihr Ausdruck sehr ernst und sie richtet erneut das Wort an ihn. "Vor einer Sache solltet ihr euch aber in acht nehmen. Nicht nur die geistig schwachen lassen sich durch die Magie beeinflussen. ... Wenn uns die Vergangenheit eines gelehrt hat, dann das ein jeder der in der Lage ist die Magie zu führen auch durch diese Korrumpiert werden kann. Fast jede Form der Magie beeinflusst den Geist des Zauberwirkers, in die eine oder die andere Richtung. Also seid auf der Hut und unterschätzt niemals die Einflüsse denen ihr euch aussetzt, denn ein einziger Fehler, oder sogar nur eine kleine Unachtsamkeit, kann fatale Auswirkungen haben."

Belanar

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #52 am: 02.08.2010, 13:07:30 »
Ein einziger Fehler kann fatale Folgen nach sich ziehen. Wie wahr, wie wahr. Niemand wusste das besser, als Belanar.

"Auch wenn Magie lebendig ist, hat sie nicht in diesem Sinne ein Interesse. Magie verfuehrt nicht, auch wenn sie die Macht hat, uns zu verleiten. Wir sehen in ihr die Moeglichkeit, schier unmögliches vollbringen zu koennen. Wir koennen uns zu Goettern aufschwingen und wollen nicht sehen, dass wir riskieren, abgrundtief zu fallen. Gebt aber dafür nicht der Magie die Schuld. Wir Menschen sind es, die sich entscheiden. Wir sollten wissen, dass alles seinen Preis hat. Nekromantie ist gefährlich, keine Frage, aber ich weiß, was ich auf diesem Weg riskiere und wann ich an Grenzen stoße, die ich respektieren sollte. Magische Korruption klingt in meinen Ohren zu oft nach einer feigen Entschuldigung. 

Ich fürchte, mein Beispiel war derart tölpelhaft gewählt, dass ihr mich nur missverstehen konntet. Als magische Anwendung betrachtet, stehen nekromantische  Zauber genauso außerhalb der extremen Betrachtungen des Guten oder Boesen, wie alle anderen Zauber. Magisches Feuer kann zum Entzuenden eines wärmenden Feuers sowie zur Vernichtung eines Feindes genutzt werden. Ebenso selbst die finstersten Zauber der Nekromantie. Besteht etwa kein Untschied darin, einen Apfel oder ein lebendes Wesen mittels eines Zaubers zu haeuten? Und auf mein Beispiel uebertragen, indem ich den Schmied bewusst eine Waffe und nicht beispielsweise etwas Waffenartiges wie eine Handwerksaxt herstellen ließ, verdeutlicht seine Handwerkskunst nur eine Reaktion auf ein Beduerfniss. Ob dieses Beduerniss nun aber darin besteht, die Waffe defensiv gegen Aggressoren einzusetzen oder aber um selbst aggressiv zu agieren, ist nicht im Beispiel gegeben. Es liegt also an uns, diese Komponente gemaess unserer Uerberlegung und Erfahrung an das Fallbeispiel heranzutragen. Und nun frage ich euch erneut, ob der Schmied Blut an seinen Haenden kleben hat und selbst wenn, ob ihr anders handeln würdet, wenn ihr damit die euren schuetzen könntet.

Es steht mir nicht zu, eine derartige Antwort einzufordern, aber der Gedanke ist von geradezu immanenter Wichtigkeit fuer eine moralische Betrachtung der Nekromantie. Auch wenn mich meine Studien sicherlich abstumpfen ließen, ist es meine Uerbezeugung, dass mein Koerper, in jeder Form, genau die Waffe sein kann, die Leben rettet. Wohlgemerkt im Kontext einer kriegerischen Auseinandersetzung. Und ich denke vor allem an die Vergangenheit, wenn ich dies sage. Wir leben in gefährlichen Zeiten und ich täte nichts lieber, als meine Magie fuer friedliche Zwecke einzusetzen, aber solange sich die Menschen im Konflikt der Engel und Daemoenen gegenseitig zerfleischen, kann ich es nicht tolerieren, ein Mittel zur Beendigung des Konflikts ungenutzt zu lassen. Rathma nutzt alles.


Da Belanar nicht müde wird, ist es an der jungen Arkanistin, das Gespraech zu beenden. Zieht sie sich nicht zurueck, ist er gerne bereit, die gesamte Nacht mit ihr zu diskutieren.

List

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #53 am: 03.08.2010, 19:48:01 »
Doch die Zaubererin ist überwältigt von den gewandten Ausführungen Belanars. Zumal, als er die Worte 'Engel' und 'Teufel' erwähnte, war sie an dieses mysteriöse Buch erinnert, dass ihre Gedanken gefangen hielt. Irgendetwas über Engel und Teufel war in ihm zu lesen gewesen, doch sie hatte dem keine Beachtung geschenkt, weil es für sie nach naiven Volkstum klang. Dank Belanar sieht sie es jetzt in einem etwas anderen Kontext. Sie bedankt sich für das Gespräch und zieht sich in Ihr Zelt zurück, weiter über das Gesagte nachdenkend.

Fyda sieht Sezair noch einen Moment lang an, dann murmelt sie ein 'Danke' und 'Gute Nacht' und geht auf die Jurte zu. Dabei stößt sie fast mit de Aveugler zusammen, der, offenbar in Schlafgarderobe, aus dem Zelt tritt. Sezair sieht, dass sie ihn etwas zu ihm sagt und er sie beiseite zieht. Dann sind sie im Schatten eines Gebüsch verschwunden.

Es ist nun schon sehr spät und nach und nach begeben sich alle Gefährten zur Ruh.
« Letzte Änderung: 09.08.2010, 20:44:26 von List »
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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #54 am: 03.08.2010, 20:02:10 »
14. Oktober im Jahre 1265

Feyra ist als erste wach - unfreiwillig. Sie hatte in der Nacht nur sehr schlecht geschlafen und erwachte am frühen Morgen aus einem seltsamen Traum. Die Details verschwimmen schnell, doch sie kann sich an Folgendes erinnern:
Sie läuft über einen Platz inmitten von Gemäuern, wahrscheinlich ein Burghof. Niemand sonst ist da. Am hinteren Ende sieht sie einen großen Hund - ein Bullenbeißer[1], der bedrohlich die Zähne fletscht. Sie bleibt stehen, will sich umwenden und laufen, doch ihre Füße bewegen sich nicht. Sie sieht den Hund auf sich zukommen. Dann umfängt sie Schwärze. Das nächste, was sie wahrnimmt ist, dass sie durch gemäuerte Gänge läuft. Sie weiß, dass sie ein Geist ist und sie versucht angestrengt sich an ihren Tod zu erinnern. Lebhaft kann sie sich nur noch bis zu dem Zeitpunkt erinnern, wo sie den Bullenbeißer auf sich zukommen sieht. Danach sieht sie keine Bilder mehr vor ihrem geistigen Auge, sondern weiß nur noch, dass sie der Hund grausam zerrissen haben muss. Ihre letzten Momente mussten furchtbar vor Schmerz und Angst gewesen sein. Jetzt aber, da sie ein Geist ist, fühlt sie die Schmerzen nicht mehr, hat keine Angst und auch keinen Ärger mehr in sich. Da ist nur eine tief empfundene Wehmut und ein Mitleid, als würde sie neben sich stehen und dieses geschundene Mädchen betrachten. Dann wacht sie tief verwirrt auf.

An Schlaf ist nicht mehr zu denken, also nimmt sie ihre Sachen zusammen und tritt aus dem Zelt. Die ersten Sonnenstrahlen vermögen sie nicht recht zu trösten. Da sieht sie in der Ferne kleine Punkte in der Heide. Das müssen Berittene sein und sie kommen auf sie zu.
 1. Wiki: Bullenbeißer
« Letzte Änderung: 04.08.2010, 19:31:14 von List »
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Wolfhard

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #55 am: 06.08.2010, 00:05:43 »
Pflichtgemäss umschreitet Wolfhard gerade zum wiederholten mal das Lager, als er hört wie hinter ihm eine Zeltplane beiseite geschlagen wird. Von der frühen Aktivität überrascht, bleibt er stehen und dreht sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen wie eine rothaarige Frau aus einer der Jurten kommt. Er hat den Arm schon halb zu einem freundlichen Morgengruss erhoben, als er bemerkt, das der Blick der Frau auf einen Punkt hinter ihm fixiert ist. Neugierig dreht sich Wolfhard halb um und späht in die Gleiche Richtung wie Feyra, wo er schnell einige dunkle Punkte ausmacht, die sich bei genauerer Betrachtung als eine Gruppe von Reitern herausstellt.

Da die Reiter noch zu weit entfernt sind um etwas genaueres zu sehen, geht Wolfhard eilig aber nicht hektisch zu Warrivs Zelt. Dort steckt er den Kopf vorsichtig durch die Zeltöffnung und ruft mit nur leicht gedämpfter Stimme, " Warriv, Warriv, wacht auf," und nach einer undeutlichen aber wachen Äusserung von Warriv fährt Wolfhard fort, es nähert sich eine Gruppe von ungefähr 10 Reitern die in ein paar Minuten hier ist, ich gehe gleich wieder um sie im Auge zu behalten."

Gesagt getan, eilt er zurück zum Rand des Lagers um zu sehen, ob man mittlerweile mehr erkennen kann.[1]
 1. Entdecken 18

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #56 am: 07.08.2010, 20:49:25 »
Als Wolfhard seinen Kopf in das Zelt von Warriv steckt, ist dieser schon wach. "Ich bin gleich bei Euch", sagt dieser resolut, während er sich seine Dschubbe überzieht (dabei kann Wolfhard ein feines Mithral-Kettenhemd ausmachen, das Warriv unter seinem Obergewand trägt). Wolfhard macht kehrt und Warriv schnallt sich schnell den Gürtel mit dem Saif und dem Handschar um bevor er ebenfalls aus dem Zelt neben Wolfhard tritt.

Wortlos beobachten die beiden Männer die nahenden Reiter.  Die 10 Reiter sind schwer gerüstet. In den Händen tragen sie Speere, Schwerter und Schilde oder Bögen. Einer führt einen weiß-gold-blauen Banner. Warriv ist es, der ausspricht, was sich immer deutlicher abzeichnet: "Das sind Kavalleristen aus Westmarch. Das Land, dass wir auf schnellstem Wege hinter uns lassen wollten. Ihre Anwesenheit verheißt uns nichts gutes.". Er macht kehrt und steuert auf die Zelte der Karawanenleute zu. Es dauert wohl nicht mehr lange, bis sie das Lager erreichen[1].
 1. 1 1/2 minuten = 15 Runden
« Letzte Änderung: 08.08.2010, 11:24:48 von List »
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- Hokusai

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #57 am: 08.08.2010, 23:07:46 »
Von dem fröhlichen Treiben des Vorabends hat der Magier Besnell nicht viel mitbekommen. Bei Kerzenschein, hat er die ganze Nacht mit dem mysteriösen Folianten verbracht, den er vor wenigen Tagen aus dem Nachlass eines Meisters zog. Der Foliant war in einer versteckten Wandnische verborgen gewesen und mittlerweile wusste er auch, warum.
Besnell hatte seitdem versucht den Ausführungen des Vizjereis Orous zu folgen, doch nur die gröbsten Fakten blieben in seinem Gedächtnis hängen. Es ist ihm, als würde sich sein Verstand weigern, den Text zu begreifen - und doch, dieser lässt ihn nicht los. Ein namenloser Schrecken ergießt sich in seinem Herzen[1], doch der Gedanke, nicht alles ihm mögliche über die dunkle Bedrohung zu wissen scheint unerträglich. Noch einmal liest er das Vorwort:

Zitat von: Das Vermächtnis der Drei
Einige wenige Weisen haben die schrecklichen Größen des kosmischen Zyklus geschaut, in dem unsere Welt und der Mensch nur flüchtige Zufälle sind.

Aus ihrer eigenen Hölle ins dunkle Exil verbannt, verbreiteten die drei großen Übel in dieser Welt Schrecken und Terror. Viele Völker wurden dahingerafft und das Land war getränkt in Blut, so groß war der Zorn der drei. Mit der Hilfe des Erzengels Tyrael gelang es dem Orden der Vizjerei die drei großen Übel einen nach dem anderen zu stellen und ihre Essenz in die Seelensteine zu bannen, den vernichtet konnten die drei nicht werden.

Diese Weisen haben die Existenz grauenhafter Überwesen erfahren, deren Beschreibung allein unser Blut in den Adern erstarren ließe, wären Worte nicht so unvermögend, den Schrecken auszudrücken. Die Menschen waren nur allzu willens, das Grauen zu verklären und zu vergessen. Wissen wurde zu Überlieferung, Überlieferung wurde zu Legende, Legende zu Gleichnis. Nicht einmal die Zakarumniten sind sich heute der Bedeutung bewusst.

Die größte Gnade auf dieser Welt ist, so scheint es mir, das Nichtvermögen des menschlichen Geistes, all ihre inneren Geschehnisse miteinander in Verbindung zu bringen. Wir leben auf einem friedlichen Eiland des Unwissens inmitten den wogenden schwarzen Fluten der Unendlichkeit, und es ist uns nicht bestimmt, diese zu verlassen. Die Mystik hat uns bis jetzt wenig gekümmert; aber eines Tages wird das Zusammenfügen der einzelnen Erkenntnisfetzen so erschreckendende Aspekte der Wirklichkeit eröffnen, dass wir durch diese Enthüllungen entweder dem Wahnsinn verfallen oder aus der tödlichen Erkenntnis in den Frieden und die Sicherheit eines neuen, dunklen Zeitalters des Unwissens fliehen werden.

Als Archivar der Vizjerei bin ich dazu verdammt, um all diese Geschehnisse zu wissen und - wahnsinnig macht mich der Gedanke - niederzuschreiben, um das wenige Wissen, dass wir besitzen, zu hinterlassen, sollte es noch einmal benötigt werden - Himmel, mach dass es nie so weit kommt!

gezeichnet,
Vischar Orous

Schlaftrunken reibt er sich die Augen. Mittlerweile muss es schon früher Morgen sein. Eben will er wieder mit dem ersten Kapitel beginnen, da hört er eine Stimme, die erregt von sich nahenden Reitern berichtet.
 1. 4 Punkte Sanity-Verlust; 4 Ränge Knowledge (Forbidden Knowledge) gewonnen
« Letzte Änderung: 08.08.2010, 23:25:17 von List »
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Wolfhard

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #58 am: 08.08.2010, 23:29:29 »
Über Warrivs Reaktion verwundert und mit einem unguten Gefühl eilt Wolfhard zum Baum, wo er sein Nachtlager aufgeschlagen hatte, und wo sein Rucksack noch immer liegt. Schnell aber trotzdem sorgfältig überprüft er, ob der Kombiköcher in der richtigen Position am Rucksack festgeschnallt ist und legt diesen an, wobei er diesmal auch die beiden zusätzlichen Riemenpaare über Brust und Bauch einhakt.

So auf, hoffentlich alle Eventualitäten vorbereitet sucht sich Wolfhard eine Position am Rand des Lagers, der zwar in Richtung der Reiter, jedoch ein klein wenig abseits ihres voraussichtlichen Ankunftswegs liegt. Dort überprüft er nochmals ob er sowohl Bogen als auch Schwerter leicht ziehen kann und während er auf die Ankunft der Soldaten wartet, geht im die Frage durch den Kopf, wieso Warriv bei einer Begegnung mit regulären Truppen, mit Ärger rechnet.
« Letzte Änderung: 09.08.2010, 11:25:03 von Wolfhard »

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #59 am: 09.08.2010, 20:25:41 »
Unsanft werden die Fremden in der Jurte geweckt, als Warriv mit schnellem Schritt in das Zelt eilt und ruft "Wacht auf! Eine kleine Abteilung Kavalleristen aus Westmarch kommt auf das Lager zugeritten. Steht auf und, vor allem, benehmt Euch unauffällig. Ich will dieses Land verlassen und keinen Ärger."[1]. Dann dreht sich der Karawanenführer abrupt um und eilt in ein weiteres Zelt, um die Schlafenden zu wecken. Dann geht er wieder zu dem Platz außerhalb des Lagers, um die Reiter mit unerschütterlichen Ausdruck zu empfangen.
 1. 
Sense Motive DC 15 (Anzeigen)
« Letzte Änderung: 09.08.2010, 20:25:54 von List »
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