Feyra hält sich einfach aus allem heraus. Es gibt keinen offensichtlichen Profit, den man schlagen kann, und wenn man dort, wo sie steht, Wurzeln schlägt, wird man irgendwann noch einen Schwerthieb oder Pfeil abbekommen. Die Spannung ist ja nahezu greifbar, und wie schwerer Nebel liegt sie auf allen, die sich hier versammelt haben. Ihr Blick wandert -während ihr Kopf gesenkt und die Körperhaltung abwehrend erscheint- immer wieder nach links und rechts. Ihre Augen sind nicht mehr eins mit ihrem Schauspiel; der Blick zu scharf, die Miene zu nachdenklich für ein einfach denkendes Mädchen, das sie vorgibt zu sein. So wird sich der Weg durch die Menge nach hinten geschlagen, weg vom Zentrum, weg von den gefährlichen Worten und blitzenden Mithrilhemden. Der Mann, der der Anführer dieser... Meute zu sein scheint, ist ihr gänzlich unbekannt. Der Name sagt ihr nichts, doch sein Auftreten spricht Bände. Solche Menschen gehen in Freudenhäuser, um ihren Sold für intime Aufmerksamkeit zu verprassen, um ihren Willen ein einziges Mal durchsetzen zu können. Sie hasst solche... solche
Monster bis aufs Blut. Es sei denn, es springt genug Gold dabei heraus, um es mit ihnen auszuhalten.
Immer weiter führen sie ihre Schritte weg vom Lager, weg von den Zelten und dem Trubel, und hinter einem Strauch setzt sie sich hin, auf die Knie, den Umhang mit beiden Händen vor sich ziehend. Sie versucht, sich möglichst schon im Sitzen vor eventuell neugierigen Blicken zu verbergen, und als sie sich sicher ist, dass sie niemand mehr beobachtet -ob dem nun so ist oder nicht- verhüllt sie sich bis auf das Gesicht vollständig unter dem Umhang, leise Worte murmelnd. Das Grün liegt beinahe wie eine zweite Haut auf der ihren, und sie spürt, wie der Mantel ihr antwortet.
"Nake... Snah Keh... Cobra, Cor burah..", flüstert sie zu sich selbst, oder viel mehr zu dem Stück Stoff. Lang würde der Zauber nicht andauern, aber lang genug, um sich für ein paar Augenblicke unbehelligt bewegen zu können. Der Mantel
[1] -erfüllt von einem erwachten Eigenleben- schließt sich immer enger um sie, scheint sie zu würgen und ihr den Atem zu rauben, und mit einem letzten Seufzer hat er sie eingeschlossen, wie eine Raupe in einem Kokon. Ihr wird heiss, als sich ihr Körper umformt, und der gewohnte Schwindel setzt ein... Ihre Welt wird dunkel und verschwimmt, es wird leise, doch sie riecht immer mehr. Gras... Angst in der Luft, Wald, die einzelnen Sträucher. Etwas kitzelt sie am Bauch, und ihre Zunge schnellt reflexartig hervor, ihre Welt schmeckend, wahrnehmend. Sie ist geschrumpft, und ein Schlangenkörper ist aus der Gestalt geformt worden. Eine kleine Viper. Ihr ist ein wenig kühl, und ihre Sicht ist trüb, die Schuppen dunkelgrün und die Schlangenaugen zu blau für ein normales Tier dieser Art. Sie zischt leise und spürt das Blut durch ihre neuen Adern fließen, und schlängelt sich vorwärts, mit dem Bauch auf dem Boden, wahrzunehmen versuchend, ob jemand bei ihr ist... mehr als ein paar Augenblicke
[2] wird sie in dieser Gestalt nicht verweilen können, es sei denn, die Umstände zwingen sie dazu, mehr Magie ihres Umhangs in sie umzuleiten, doch für das erste sollte sie sich somit jeder Gefahr entwinden können. Weg... weg von diesen törichten Menschen. Weg, bevor sie noch jemanden verrät, ohne dafür belohnt zu werden. Weg von den Kämpfen, die da kommen werden... Sollen sie sich töten. Ihr ist es einerlei..