Reisen ist sie gewohnt, die Temperaturen sind jedoch alles andere als angenehm. Ihren Mantel eng um Schultern und Körper gezogen, die Mimik grimmig und abweisend wandert Feyra neben den Wagen her, ihren Rucksack auf dem Rücken, die Augen mit einem Ausdruck, der ebenso beissend und mürrisch ist wie die Umgebung und mindestens so kalt. An den Abenden versucht sie sich ein ums andere Mal daran, die Menge mit ein, zwei Liedern zu unterhalten, doch fehlt es ihr im Moment an Herzblut, an Leidenschaft in ihren Versen - wohl wissend, dass sie hier kein wirkliches Geld verdienen kann. Die Leute in dieser Zweckgemeinschaft sind ärmer als die in der Stadt, vermutet sie, und so macht sie sich lieber daran, ihre Reise-Erfahrungen aufzuschreiben, um Lieder für die Tavernen und Kneipen in Tristram zu dichten - Lieder, die ihr mehr Geld an einem Abend einbringen als hier. So hofft sie jedenfalls.
Aufgefallen ist ihr während der Zeit bis zum Stillstand der Karawane -der ihren Unmut aufs Neue beschwört- nur die Frau mit der blonden Mähne und der viel zu schweren Rüstung. Gehört sie nicht zu diesem Gottesanbeter der Inquisition? Wie hieß sie doch gleich.. Li.. Lionfleur oder so ähnlich. Einmal hatte ihr diese Frau zugegrinst -oder was auch immer es hätte sein sollen- und Feyra hatte zurückgenickt. Was sie von ihr halten sollte, wusste sie nicht, aber solange sie nicht mehr Geld gab als die restlichen Anwesenden, war sie ebenso uninteressant.
Ihrem Anschein nach jedoch sind mehrere Zauberkundige hier zugegen, oder zumindest jene, die sich -scheinbar oder nicht- damit auszukennen scheinen. Einer der Wunderlichen ist jener in der Rüstung, die so aussieht, als wäre sie mit ihm verwachsen. Sie hat keinen Stahl gesehen, der je so ausgesehen hat, und sie ist nicht mal sicher, ob es überhaupt Stahl ist. Vielleicht ist es etwas... menschenähnliches, was er am Leibe trägt. So genau möchte sie es jedoch auch nicht wissen, sind die Träume, die sie hat, Grund genug, nur so wenig wie möglich zu schlafen.
Was dieser Späher macht, weiss sie auch nur bedingt. Sie ist sich beinahe sicher, besser Spuren lesen zu können als er, und sie ist sich noch sicherer, dass er ein komplett unästhetischer Mensch ist- jemand von der Sorte, der das Trinken dem Singen vorzog. Diese Art Mensch gab meist mehr Geld als die Sänger, da sie einfach nur zu voll waren, um noch eine 3 von 30 unterscheiden zu können... jedoch wird sie bald noch ungeduldiger, als Warriv den Halt befiehlt. Was, in aller Götter Namen, hatte das zu bedeuten?
"WARRIV!", ruft sie missmutig und eilt mit in Falten gelegter Stirn zum Anführer der Karawane. Ihr Blick ist fragend und verärgert, denn jeder Halt verzögerte alles nur unnötig. Völlig unnötig.
"Was in aller Welt hat das zu bedeuten?", fragt sie und bleibt eine Armeslänge von ihm stehen, den Mantel so um sich gelegt, dass nur der Kopf von ihrem Körper wirklich sichtbar ist, die Augen funkelnd, der Blick forschend und so intensiv in sein Gesicht gerichtet, dass Außenstehende meinen könnten, sie würde auf seine Seele blicken wollen.