Zunächst wird Wolfhard mit Argwohn betrachtet, als er auf dem Weg in das Kathedraleninnere an ihre Seite tritt. Wenn er eine Dame zur Seite haben will, dann soll er in das nächste Freudenhaus gehen. Dieses oder ähnliches sagt zumindest ihr Gesichtsausdruck. Als er sie dann jedoch auf Gold anspricht und ihr einen kleinen Beutel mit eben jenem hinhält, hellt sich ihre Miene doch ein ganzes Stück auf, und sie kann nichtmal mehr ein Lächeln unterdrücken. "Endlich mal jemand, der weiss, wie er eine Frau zu behandeln hat!", sagt sie ausgelassen. Das Geld in Wolfhards Hand steckt sie so schnell weg, dass er kaum bemerkt, wie es aus seiner Hand in ihren nimmervollen Beutel wandert - es ist eine einzige, fließende Bewegung, und ihr schelmisches Grinsen und der Schulterklopfer ihrerseits ist Grund genug, sie noch ein wenig seltsamer zu finden, als sie sowieso schon ist. Geld macht nicht glücklich! ..Nun, Ausnahmen bestätigen wohl die Regel.
In der Kirche angekommen ergreift so etwas wie eine warme Stimmung Feyra. Es ist zwar kühl, doch der Anblick solch schöner silberner Kerzenständer erfreut sie sehr. Leicht darüber sinnierend, wie sie die denn mitnehmen könnte, fällt ihr Blick auf Seles. Vielleicht sollte sie derartige Aktionen lassen, solange die Inquisitorin dabei ist - nicht, dass.. ihr Gott ihr noch weissmacht, dass Feyra eine Diebin ist. Was in dem Sinne ja auch nicht stimmt - sie nimmt von den Reichen und gibt es den Armen! Das ist zwar meistens sie selbst, aber wen kümmert das schon, wenn man eine gute Tat tut. Die Bilder von Engeln und Kindern erfreuen sie jedoch weniger. Der Vers und das 'Gekrakel' darunter jedoch umso mehr, sodass sie sogar ein Blatt Papier hervorholt, samt Feder und Tinte, und sich daran macht, jede der geschriebenen Zeilen zu kopieren. Geschichten und Verse sind für eine Bardin, wie sie es selbstverständlich ist, überlebenswichtig und eine gute Geldquelle. Wer weiss, vielleicht kann sie es eines Tages rezitieren. Was die Interpretation des ganzen angeht... so hat sie bereits ihre Vermutung, was damit gemeint sein könnte. Sie hat genug Schauergeschichten in ihrem Leben gehört, und auch genug Magie gespürt und gesehen, dass sie sich einen Reim darauf machen könnte, wenn sie wollte. Knöcherne Gerippen, weder Mann noch Weib, weder Mensch noch Tier... etwas diabolisches ist hier am Werk, denn nur im Wahnsinn kann man solcherlei Verse anschreiben. Ob es jemand erdichtet hat? Sehr wahrscheinlich, wenn man sich die Ähnlichkeit zu den Zakarum-Versen und den Replika ansieht. Auch ist der geistige Zustand zu hinterfragen, denn eine Abschrift des letzten Teils anzufertigen stellt sich als sehr schwierig heraus, selbst für Feyra, die vieler Sprachen mächtig ist.
Nach einer gewissen Zeit verschließt sie dann ihr Tintenfass wieder, reinigt die Schreibfeder und pustet über die Tinte, damit sie schneller trocknet. "Scheinbar will sich hier jemand mitteilen...", verkündet sie der kleinen Truppe, während sie das Papier verstaut, nachdem es trocken ist. "Seltsames scheint hier vorzugehen, und von den Erzählungen draußen und den Versen hier drinnen gibt es keine sonderlich großen Unterschiede... vielleicht kann sich das ja mal unsere Kirchenfrau ansehen...", meint sie mit einem sachten Lächeln, als ob sie mehr wüsste als die anderen, und schaut Seles direkt an, als sie aufsteht und den ein oder anderen Vers zitiert, den sie eben abgeschrieben hat - als ihr die Tür mit dem Schloss ins Auge springt, und ihr Lächeln noch eine Spur breiter wird. ~Nanu, was haben wir denn da...? Da will mich doch jemand herausfordern...
Schnellen Schrittes nähert sie sich der Falltür mit dem Schloss. Ein Vorhängeschloss, ein gutes noch dazu. Sie berührt es, blickt es sich genauer an und kichert leise - ein Laut, der durch das Echo der Kirche etwas unheimlicher klingt, als es tatsächlich ist. Entweder ist jemand so töricht gewesen, sich dort oben einzuschließen, oder aber jemand will, dass das, was er eingeschlossen hat, niemand anderes zu Gesicht bekommt, von der Art des Schlosses nach zu schließen. Auch schaut Feyra, ob dort irgendwelche Schlupflöcher sind, wo zum Beispiel ein Reptil durchpassen könnte. Verstohlen blickt sie sich um, seufzt leicht und... zögert. Jetzt in Anwesenheit ohne ausdrückliche Erlaubnis der Kirchenfrau könnte es Ärger bereiten, das Schloss einfach aufzumachen - sofern es ihr denn überhaupt gelänge, aber ihr Selbstvertrauen diesbezüglich ist unangefochten. So lässt sie sich dazu herab, den Kopf zu drehen und in die Runde zu blicken. "Scheinbar will auch jemand, dass wir dort nicht hereinkommen.. hier ist ein Schloss. Ich bin dafür, es abzumachen, aber ich stehe mit meiner Meinung sicher mal wieder alleine da... oder?", fragt sie in die Runde, dreht sich um und mustert jeden einzelnen, so etwas wie Eifer im Gesicht haben. Tatendrang statt Demotivation und Ärger.