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Autor Thema: [IT] Prolog: Schatten über Tristram  (Gelesen 60252 mal)

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Wolfhard

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #360 am: 29.01.2011, 08:14:00 »
Wolfhard versucht den anderen mit kurzen Gesten zu verstehen zu geben, kurz still zu warten während er vorgeht.

Leise schleicht Wolfhard, die Sinne gespannt, bis zur Ecke und schiebt dann vorsichtig seinen Kopf vor bis er um die Ecke blicken kann.[1]
 1. Spähversuch (Umarme die Wildnis müsste mit Dämmer- und Blindsicht noch aktiv sein):
Verstecken 24 / Leise Bewegen 12 / Entdecken 24 / Lauschen 24

List

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #361 am: 01.02.2011, 00:17:45 »
In militärischem Vorgehen, läuft Wolfhard von Deckung zu Deckung und späht in die Finsternis. Sollte er einen Feind erblicken, würde er sich sofort zurückziehen und die Gefährten warnen. Doch als er nichts und wieder nichts erkennen kann, entscheidet er sich, die Gefährten nachzuholen. Am Ende eines kurzen Gangs ist spärlicher Feuerschein erkennbar, aus dem Raum zur linken. Vorsichtig späht Wolfhard um die Ecke in eine weitere Grabkammer von beträchtlicher Größe[1]. Drei Feuerschalen erhellen spärlich den Raum und lassen die Silhouette eines großen, reich verzierten Sarkophags erahnen. Alles scheint ruhig, auch kann er mit den Kräften seines Zaubers nichts spüren. Eben will er sich wieder den Gefährten umwenden, da befällt ihn ein seltsames Gefühl, eher eine Ahnung. Er hält inne.

Dort drüben ist ein Flimmern in der Luft, wie von einem Felsen in der heißen Augustsonne. Wolfhard zieht die Stirn kraus und beobachtet die Stelle genauer. Kann es sein...? Das Flimmern scheint die Umrisse einer Gestalt abzubilden.

Da gerät die Gestalt in Bewegung. Auch sie hatte den Späher bemerkt. Als würde sie die Augenlieder öffnen, werden zwei leuchtend rote Augen sichtbar, die Wolfhard fixieren. Wolfhard zuckt zusammen. Es ist, als würde der Blick an seiner Seele reißen. Doch er kann den Blick nicht abwenden, starrt gebannt in die Augen. Dann erhebt diese ihre Stimme, die unheilvoll durch die Gänge hallt. "Albrecht! Albrecht! GEBT MIR MEINEN SOHN WIEDER!", ruft die Gestalt erst hoffnungsvoll, dann wehmütig und schließlich erfüllt von unsäglich verzweifeltem Zorn. Eben darauf erschallt das Getöse von schwerem Metall, das auf Stein trifft. Das Eisentor! Der Rückweg...! Sie sind der Gestalt ausgeliefert![2]

Langsam, wie in Zeitlupe kommt die Gestalt auf Wolfhard zu. Auch weitere Augenpaare sind in der Dunkelheit nun sichtbar.
 1. 
 2. Sanity Verlust: Belanar: 6; Wolf: 6; Sezair: 1; Delara: 2; Besnell 4
« Letzte Änderung: 02.02.2011, 11:11:50 von List »
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
- Hokusai

Wolfhard

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #362 am: 01.02.2011, 23:57:57 »
Der Blick des geisterhaften Wesens berührt eine urtümlichen Teil in seiner Seele, die eine instinktive, schon fast an entsetzen grenzende Furcht in Wolfhard auslöst. Die Furcht ist jedoch gleichzeitig auch mit einem abgrundtiefen Groll gegen die für das entstehen dieser Gestalt verantwortlichen, die damit den natürlichen Kreislauf durchbrochen und den reinen Lebensfunken selbst pervertiert haben.

Dies Gefühle wirbeln durch Wolfhards innerstes, doch da er von den Augen des Erscheinung förmlich gebannt wird, ist das einzige Zeugnis für den inneren Kampf um die Selbstbeherrschung die um die Schwertgriffe gekrampften Hände deren Knöchel vor Anstrengung weiss hervortreten.

Als dann auch noch hinter ihm das Geräusch eines zufallenden Tors ertönt, reisst er mit einem beinahe tierischen Knurren die Klingen aus ihren Scheiden, nimmt jedoch keine agressive Haltung ein sonder nutzt sie nur instinktiv als eine Art Barriere zwischen sich und seinem gegenüber. Das vertraute Gewicht der Schwerter hat jedoch gleichzeitig auch eine beruhigende Wirkung auf Wolfhard, wodurch er wieder klar genug denken kann um seine Klingen in eine, hoffentlich, harmlos erscheinende Position sinken zu lassen und ein deutliches. "ich bin nicht Albrecht und habe auch nichts mit Ihm Zutun!" hervor zubringen.
« Letzte Änderung: 02.02.2011, 10:37:29 von List »

Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #363 am: 02.02.2011, 21:12:24 »
Furcht durchströmt Tyrome, eine Furcht, die ihn einzig dazu verleitet, aufmerksam zu werden. Seine Resignation wegen seines zerfallenden Lebens, wegen der Zerfahrenheit der Situation, ist schlichtweg stärker und alleine deswegen ist er nicht mehr beeindruckt als nötig. Nein, stattdessen fordert diese Gestalt auch noch jenen von ihm, welchen er bis vor wenige Minuten zu retten gedachte. Es ist sogar jene Gestalt, welcher Rhistle Gefolgschaft geschuldet hat. Und die ihn so brüsk abgewiesen hat. Tyromes Gedanken überschlagen sich, kurz ist er davor auch dieser Gestalt Ehrerbietung entgegenzubringen und doch denkt er an die Worte Lachdanans, die ihn davon abschrecken lassen. Er geht in Verteidigungsposition als die zusätzlichen Augenpaare auftauchen. Sein starrer Blick funkelt durch den Fackelschein. Tyromes Atem geht jedoch deutlich schwerer. Er hat ein Problem mit dieser Konfrontation.
"Auch Lachdanan war nicht in der Lage diesem Spuk ein endgültiges Ende zu bereiten. Er versprach, dass es hier nichts weiter als den Tod gäbe. Doch die Wahrheit ist eine andere, es gibt hier unten keinen Tod. Der Tod ist eine süße Erlösung für jene, welche sich diesen auf die ein oder andere Art verdienen können. Alles andere ist die Perversion des Daseins."

Der Ritter beschließt einfach zu seinem alten Dienst dem König gegenüber, sollte er dies sein, zu schweigen. Nichts bringt ihn mehr davon ab, dass er nur noch Lazarus und dessen Untergang vor Augen hat. Etwas anderes interessiert auch erst dann, zumindest im Moment, wenn es aktiv sein Leben zu bedrohen mag.
"Ich habe euer Mündel noch nicht gefunden, obwohl ich dies zu tun geschworen habe. Ich werde davon nicht abweichen. Gebt den Weg frei.", sagt der verarmte Landadelige kurz angebunden, Waffe und Schild gezogen. Phantomschmerzen entstehen vor Aufregung dort, wo einst Mittel- und Zeigefinger seiner Schildhand waren. "Euer Sohn Albrecht wird genau so eine jämmerliche Gestalt sein, wie jedes andere bedeutende Wesen ist, welches von Lazarus betrogen wurde und deswegen starb." Diese Worte denkt der ehemalige Ritter jedoch nur.
Cry Havoc! and let slip the dogs of war. - William Shakespeare - The Tragedy of Julius Caesar, 3. Akt, 1. Szene / Antonius

Belanar

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #364 am: 02.02.2011, 22:13:11 »
Diese Stimme. Es ist dieselbe Stimme!

Kurz flackern Belanars Augenlider. Bilder flimmern in seinem Kopf auf. Das Mädchen, am Boden. Daneben sein Schwert.

Die Hände des Totenbeschwörers verkrampfen sich um seine Klinge.

Dann kommt er wieder zu sich. Schwer atmend dreht er sich zu seinen Gefährten um. Hatten sie etwas gesehen? Da hörte er wieder diese Stimme. Es war eine andere. Sie ähnelte ihr nur. Doch die Worte. Leoric?

Belanar hebt seine Fackel, um besser erkennen zu können, wer zu ihnen spricht und geht gleichzeitig ihn Verteidigungsposition. Ganz gleich, wer ihnen in diesen Katakomben entgegen treten würde, dieser Ort vergiftet jeden Geist. Die Bösartigkeit und das Leiden ist fast körperlich spürbar.

Durchatmen. Konzentriere dich. Deine Aufgabe ist noch nicht beendet.
« Letzte Änderung: 02.02.2011, 22:14:55 von Belanar »

Besnell

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #365 am: 03.02.2011, 19:11:06 »
Besnell wendet sich gen des verschlossenen Ausgangs und seine Augen verengen sich, als er sich mit dem Rücken zur Wand stellt und versucht die Gestalten im Auge zu behalten.

List

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #366 am: 05.02.2011, 15:44:22 »
Als der Geist des Königs die Worte Tyromes vernimmt, endet seine Bewegung. Die restlichen Geister sind wie eingefroren. Mit leeren Blick, so scheint es, starrt Leoric durch die Gefährten hindurch. Wieder spüren die Gefährten, dass der Geist versucht, in ihren Geist einzudringen. "Albrecht...", murmelt er geistesabwesend. "Sie haben mir meinen Albrecht weggenommen. Vor fünf Tagen haben sie mir meinen Albrecht weggenommen...". Sekunden vergehen, bevor er weiterspricht. "Ich habe sie verhört und gefoltert. Ich habe ihre Höfe entzündet. Ich habe ihnen ihre Frauen und Kinder genommen. Aber sie gaben mir meinen Albrecht nicht wieder. Ich werde nicht ruhen, bis ich sie vernichtet habe." Dann wieder Schweigen.
« Letzte Änderung: 05.02.2011, 15:45:55 von List »
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- Hokusai

Belanar

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #367 am: 05.02.2011, 15:55:08 »
Wie glitschige Tentakel greifen die Worte des ehemals großen König nach seinem Geist, doch Belanar schüttelt sie ab und fokussiert Leoric.

Ein Zauber?[1]

Misstrauisch dreht sich der Totenbeschwörer um und beäugt seine Gefährten[2].
 1. Zauberkunde: 15 oder Wissen (Religion) 29
 2. Jemand beherrscht? Entdecken 8 oder Motiv erkennen 23
« Letzte Änderung: 05.02.2011, 15:59:57 von Belanar »

Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #368 am: 05.02.2011, 22:25:41 »
Tyrome ist von dem Gesprächsverlauf erschüttert. Es ist eine ungehörige Marotte des Menschen, selbst immer zu fordern ohne dabei eine treffliche Formulierung der eigenen Forderung hervorzubringen. Es ist dem ehemaliger Ritter stets ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, warum die Menschen, er eingeschlossen, nicht dazu in der Lage sind und sich stattdessen stets mit pseudokryptischen Aussagen zufrieden geben und diese bisweilen sogar als Subtilität ihrer Forderung beschreien. Subtil macht der tote König dies sicherlich nicht, aber auch er spricht in kryptischen Worten, die der tieferen Nachfrage bedürfen, um wirkliche Klarheit zu schaffen. Und eben jene Nachfrage will der ehemalige Ritter nicht ableisten.
"Verdammter Leoric. Selbst jetzt in deinem selbstverschuldetem Leid ignorierst du mich. Es scheint mein Schicksal, dass mein König mir einfach nicht den Siegelring darreichen will. Dass er mir lieber die seidene Schnur[1] der Ignoranz schenkt und sich seiner eigenen Bedürfnisse schert. Des Königs Egoismus ist sein letztes Hemd." Tyrome ist ein wenig resigniert und die Wut lindert sich ein wenig. Er glaubt zu verstehen, wer «sie» sind. Und dennoch will er nicht nachfragen, weil er sich selbst jetzt von seinem König, dem er eigentlich nicht mehr dienen will, zurückgewiesen fühlt.
Diese nachvollziehbare Sorge des Leidenden für seinen Sohn, stellt ein für alle Mal klar, warum der König wohl auch so blind wahnsinnig werden konnte. Zumindest glaubt Tyrome auch darin einen Grund zu sehen. Lazarus erscheint Rhistle in diesem Moment übermächtig.

Der Landadelige bleibt in seiner aufmerksamen Abwehrhaltung stehen, doch er schweigt nur, seine Miene bleibt starrt und ungerührt, so es ihm möglich ist. Es schmerzt ihn zutiefst, dass der König weiter sein Wehklagen von sich gibt anstatt auch nur einmal auf den verlassenen Ritter, der alles für sein Königreich geopfert hat und dafür sogar fast als Bauernopfer gerichtet wurde, zu achten. Tyrome hat das Gefühl, dass jedes weitere Wort von ihm auch ungehört bleibt, weshalb er seinen Kameraden überlässt gegen diese Windmühlen anzukämpfen.
"Aber du, Herr, der du ewiglich bleibst und dein Thron für und für, warum willst du unser so gar vergessen und uns lebenslang so gar verlassen?[2]"
 1. Wenn ein Sultan (im osmanischen Raum) einem seiner Diener eine seidene Schnur schickte, war dies die Aufforderung, dass dieser sich mit dieser umbringen sollte. Ein Zeichen des ultimativen Vesagens in den Augen des Sultans.
 2. Klagelieder 5.20 - Hier in einer Doppelbedeutung für Tyrome.
« Letzte Änderung: 05.02.2011, 22:27:17 von Tyrome Rhistle »
Cry Havoc! and let slip the dogs of war. - William Shakespeare - The Tragedy of Julius Caesar, 3. Akt, 1. Szene / Antonius

Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #369 am: 07.02.2011, 11:49:15 »
Dem alten Kehjistani stockt der Atem. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Furcht beobachtet er die noch immer bedrohlich leuchtende Gestalt vor sich, und seine Vermutung scheint sich zu bestätigen. Verwirrt und angestrengt versucht Sezair, die richtigen Worte zu finden - hat doch der Herr Tyromes, welchem sie vor einigen Kammern begegneten, behauptet, er habe den König getötet. Doch wie der König auch schien auch der vermeintliche Mörder ein verschwommenes, unbekanntes Wesen zu besitzen, welches sich der alte Mann nicht erklären kann.  "Der Herr ist allmächtig, er macht lebendig und läßt sterben. Und es gibt kein Geschöpf auf der Erde, dessen Versorgung nicht dem Herrn obläge. Oh Allmächtiger, lass mich Deine Schöpfungen verstehen![1]"

"Herr... Majestät? Herr König?," beginnt Sezair zaghaft und leise und verstummt sofort wieder. Es gelingt ihm nicht, die Züge des Schemens zu deuten. Hilfesuchend wandert sein Blick zu dem nächsten der Begleiter und trifft Belanar, dieser jedoch scheint selbst vor unsicherem Entsetzen geplagt zu sein.

"Eure Majestät," fasst Sezair schließlich den Mut, spricht jedoch noch leise und verhalten, "ich weiß Euren Schmerz zu verstehen." Tapfer stützt Sezair sich auf seinen Stab und versucht, eine aufrechte Haltung anzunehmen.

"Auch ich habe meinen einzigen Sohn verloren, mein Herr, vor langer Zeit, vor langen Jahren. Längst habe ich aufgehört, die Tage zu zählen, die ich wandere, um mein eigen Fleisch und Blut zu finden, das einzige, was mir geblieben ist. Ich sehe Euren Schmerz, mein König, und der Allmächtige und Wegweisende hat mich zu Euch geschickt, sodass es uns gelingt, das Leid eines ebenfalls bestohlenen Vaters zu sehen."

Obwohl Sezair mit schwacher Stimme zu sprechen begann, werden seine Worte mit jedem Satz fester und stärker. Auch wenn er nicht erkennt, wie der König zu reagieren scheint, spricht der Alte entschlossen weiter.

"Mein Herr und mein Beschützer gibt mir die Kraft, meinen Weg zu gehen. Aber bevor ich nach meinem Kind suchen konnte, musste ich erst den Barmherzigen finden, mein König. Und seitdem ich seine Güte in mein Herz lasse, gelingt es mir, die Wege zu gehen und seine Pfade zu gehen. Und ich weiß, mein König, so wahr ich meinen Namen weiß, dass der Herr meinen Weg zu ihm führen wird!"[2]
 1. Zauber: Divine Insight (SpC p70), 5 Stunden
 2. Diplomatie: 15
« Letzte Änderung: 07.02.2011, 13:07:29 von Sezair Lemas »

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #370 am: 09.02.2011, 10:14:56 »
Die nächsten Momente vergehen, ohne dass sich der tote König rührt. Nur sein Totengewand flattert wie ein Lacken im Wind. Durch kein sichtbares Zeichen gibt er den Gefährten einen Hinweis auf sein Gemüt. Wartet er etwa auf weitere Worte? Will er die Gefährten passieren lassen? Oder will er sie doch in eine Falle locken? Vielleicht ist er aber auch in Gedanken; beschäftigt mit seinen endlosen Schmerzen und Qualen. Wie werden die Gefährten reagieren?
« Letzte Änderung: 09.02.2011, 10:16:07 von List »
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Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #371 am: 10.02.2011, 21:39:38 »
Die Momente der Stille lassen den alten Kehjistani kurz Zweifeln. Hat der König seine Worte als Beleidigung aufgefasst, hat er ihn verärgert? Mit erhobener Fackel steht Sezair unschlüssig da, und versucht, in die Augen des Königs zu blicken. Aber ob es die Dunkelheit ist, die ihn daran hindert, oder eine Eigenart der schemenhaften Figur des leidenden Mannes, er findet sie nicht.

Blicke diese arme Seele an, oh Allgnädiger, denkt sich der alte Mann, wie sie leidet und wie die Schmerzen an ihr fressen. Wie kann es sein, dass selbst ein König an seinen Gefühlen zerbricht? Du bist wahrhaftig der mächtigste unter allen, mein Schöpfer, vermag Deine Schöpfung und Dein Wille uns doch Wohl und Schmerzen bereiten.

Vorsichtig setzt Sezair einen Schritt nach vorne. Ungewiss, was ihn erwartet, betet er für die Einsicht des Königs.

"Eure Majestät," beginnt er sanft, "unser aller gemeinsamer Schöpfer segnete uns mit dem Glück der Freude, der Liebe und der Hoffnung. Er selbst liebt uns als seine Kinder am meisten! Doch kann ich mir nicht denken, wie ich Liebe ohne Schmerz erfahren soll, Hoffnung ohne Furcht und Glück ohne Leid. Wahrlich sind diese Teufel doch eine Prüfung unseres Herrn, so dass wir unser Glück erst finden können. Und unser Herr ist gnädig, und gibt einem jeden, der auch ihn liebt, die Kraft und die Stärke, diesen Weg zu gehen.

Mit einer ruhigen Bewegung berührt Sezair Wolfhard, der noch vor ihm steht. Als der Späher ihm den Weg frei gibt, drückt er ihm die Fackel in die Hand und es beginnt wieder das Klackern des alten Stockes durch die Halle zu schallen, als Sezair bedächtig aber entschlossen auf den König zugeht.

"Mein Weg ist noch nicht beendet, Herr König, und Eurer ist es auch nicht. So der Herr will[1], werden wir beide unsere Söhne eines Tages wieder sehen. Aber nichts wird dafür sorgen, dass sie uns die Arme fallen, wenn wir nicht den Willen zeigen, den Weg zu gehen, den der Herr uns zeigt.

Ich kenne Euren Schmerz, mein König. Und ich bin unwissend in diesen unbarmherzigen Tempel gestiegen, um nach dem Prinzen zu suchen, und habe Euch gefunden.
"

Der alte Mann lehnt den Stab an seine Schulter, um die Hände zu befreien. Ehrfürchtig öffnet er die Handflächen[2], schließt die Augen und beginnt mit erhobenem Kopf sein Bittgebet[3].

"Lob sei dem Herrn der Welten,
dem Barmherzigen und Gütigen,    
der am Tag des Gerichts regiert!
Dir dienen wir, und dich bitten wir um Hilfe.
Führe uns den geraden Weg,
den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht den Weg derer, die Deinem Zorn verfallen sind und irregehen![4]"
 1. Inshallah
 2. Gebetshaltung
 3. Bittgebet im Islam
 4. Abgewandelte Version der El-Fatiha (Die Eröffnung).
« Letzte Änderung: 10.02.2011, 22:27:17 von Sezair Lemas »

Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #372 am: 11.02.2011, 11:34:53 »
Der Landadelige trägt sich mit den Gedanken, einfach weiterzugehen, die zerstörte Gestalt vor ihnen, der an seinem Wahnsinn und seiner Sorge zugrunde gegangen ist, einfach zu ignorieren. "Vielleicht ist diese verbissene Sorge auch noch der Rest Menschlichkeit, welche in seinem Wahnsinn übrig geblieben ist?" Tyrome mustert die Gestalt des Königs, kann sich aber keinen ordentlichen Reim darauf machen. Dennoch geht er auch nicht vorwärts, bleibt in seiner Abwehrhaltung auch weiterhin stehen und mustert mit strenger und aufmerksamer Miene den betenden Sezair.
"Ob man mit Sanftmut diesen kranken, toten Mann berühren kann oder ob man einfach noch mehr seinen Wahnsinn befeuert?" Tyrome glaubt Sezairs Gedankengang und Grund des Handelns zu verstehen und wenn jemand andere mit Sanftheit zwingen kann, dann ist es Sezair. Dennoch ist Tyrome sich nicht sicher, ob der König noch einen Sinn für einen Gott oder für Vernunft hat. Der ehemalige Ritter selbst ist dennoch äußert beeindruckt von den Worten des älteren Herren und schweigt jetzt nicht nur aus Überzeugung, sondern weil Sezair ihm auch noch die Sprache verschlagen hat mit seinen Worten. "Und ich dachte immer, ich wäre fromm."
Cry Havoc! and let slip the dogs of war. - William Shakespeare - The Tragedy of Julius Caesar, 3. Akt, 1. Szene / Antonius

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #373 am: 11.02.2011, 23:27:48 »
Noch für wenige Momente verharrt die Gestalt des Königs reglos, doch dann geht ein Zittern in seinen Körper über und seine Augen glitzern wie rote Rubine in der Sonne. Der König greift sich mit beiden Händen an den Kopf. Seine Gestalt sinkt auf die Hälfte zusammen, bevor er schreit, dass es den Gefährten durch alle Glieder fährt. Ein Schrei voller Pein und innerer Zerrissenheit.

Dann richtet sich die Gestalt wieder auf. Seine Augen sind nun voller Tücke und Bosheit. "Heiliger Mann in seinem Namen, was willst Du von mir? Bist Du gekommen, um mich vor meiner Zeit zu quälen?", spricht eine Stimme in Sezairs Kopf. Die Stimme ist dunkel und eindeutig nicht von dieser Welt. Und doch klingt sie irgendwie vertraut. Es ist eine Stimme, der man Glauben schenken will. "Bist Du den ganzen Weg gekommen, um mich auszutreiben? Bist Du Dir nicht gewiss, dass ich Dir das ewige Leben biete, nach dem Du suchst? Ich bewahre Dich vor den Qualen des Totenfeuers. Ich suche die Scherben Deiner Existenz und bilde Dein Perfektes Ebenbild. Du wirst nicht mehr altern. Du wirst nicht mehr verlangen. Du wirst nicht mehr Leiden. Bedenke: Leben nach dem Tod ist Teil des natürlichen Kreislaufs. Dies ist nur eine Abkürzung. Einzig meinem Meister musst Du Deinen Schwur bringen."

Die Gefährten bekommen von dem Gesprächs nichts mit. Allenfalls bemerken sie, dass Sezair die Augen verschlossen hält. Er muss seine ganze Konzentration aufbieten, nicht der Stimme zu verfallen.[1] Doch noch etwas anderes ist geschehen: Als die Gestalt in sich zusammengesunken war, lösten sich die Totengeister unter zittrigen Kreischen im Nichts auf. Offenbar war Ihre Verbindung zu dieser Welt gelöst worden, denken sich Belanar und Besnell. Zurück bleibt nur die Dunkelheit.
 1. Spell-like: Suggestion - geschafft!
« Letzte Änderung: 11.02.2011, 23:34:53 von List »
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Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #374 am: 12.02.2011, 00:34:09 »
Obwohl die Worte so plötzlich und unerwartet in Sezairs Ohren allein widerhallen, schrickt der alte Mann nicht zusammen. Sein gesprochenes Gebet erfüllt ihn mit eben der Wärme, die er dem König schenken wollte, sodass es der Bösartigkeit der Stimme nicht gelingt, die Fassung des Betenden zu erschüttern.

"Denke nur, dass ein ewiges Leben mein Begier wäre, und irre Dich bitter! In der Gnade des weisen Richters allein soll ich brennen, denn ich vertraue auf seine Barmherzigkeit! Vergelte er mir meine Sünden und ich will meine gerechte Strafe hinnehmen! Und meine Zeit soll kommen, so der Herr will, und ich werde mich in die Hände des Allmächtigen begeben!"

Plötzlich öffnen sich die Augen des alten Mannes wieder. Die Hände noch immer geöffnet, erhebt der alte Mann sie noch weiter in die Höhe. Der knorrige Stock rutscht ihm von der Schulter und fällt schallend zu Boden.

"Doch der Barmherzige ist mein Zeuge, mein Begleiter und mein Beschützer - mein Sohn ist meine Liebe, die Suche ist mein Leben, so will es der Herr[1], und mit seiner Kraft verbanne ich den Kummer und das Unglück in meiner Seele!"[2]

Die letzten Worte donnern durch die Halle, während der alte Mann die zitternden Arme erhoben hält.
 1. Mashallah
 2. Turn Undead
Turning Check: 18
Turning Damage: 11
« Letzte Änderung: 12.02.2011, 00:35:22 von Sezair Lemas »

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