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Autor Thema: Das liederliche Spiel  (Gelesen 83846 mal)

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Zhào Làn

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Das liederliche Spiel
« Antwort #30 am: 15.08.2010, 01:31:20 »
"Ja, ich nehme auch einen Tee." Sagte Lan zu Hong Gil-dong. Sie nahm sich ihre Schale mit dem Tee und schloss die Augen. Langsam hob sie die Schale vor ihr Gesicht, so dass ihr das Aroma des heißen Getränks in die Nase stieg. Es war ein angenehmer Geruch und vor ihrem geistigen Auge tauchten Bilder von schönen Landschaften auf, unberührte Natur und Menschen die Pflanzen präparierten aus denen einmal Tee werden soll. Sie spürte eine wohlige wärme als sie die Bilder sah, welche aber wohl aller Wahrscheinlichkeit nach von der Schüssel in ihrer Hand ausging. Ihr war klar das die Bilder die sie sah nur ein Produkt ihrer Fantasie waren, aber dennoch waren sie eine schöne Abwechslung zu dem Kerker in dem sie saß.  "Mit diesem Tee sind unzählige Gefühle verbunden. Von denen die die Pflanzen geerntet haben, von denen die sie verarbeitet haben, die Händler die sie transportiert haben und von der Person die diesen Tee zubereitet hat. Es ist doch erstaunlich wieviele Menschen durch diese eine Schale Tee verbunden sind." Eine ganze Zeit lang verweilte Lan so und hing ihren Gedanken nach. Bis sie sich schließlich doch irgendwann dazu durchrang von dem Getränk zu kosten und sich so von den Bildern in ihrem Kopf los riss.

Sie hörte Gespannt zu was de anderen zu sagen hatten und besonders die Geschichte von Xu Danshi faszinierte sie. Sie wartete eine weile ab nachdem keiner mehr etwas sagte und meinte dann knapp. "Ich soll jemanden bei den Feierlichkeiten vergiftet haben." Sie wirkte ruhig als sie sprach und hob anschließend erneut die Schüssel an ihre Lippen.
Das Gesicht eines Menschen erkennst du bei Licht, seinen Charakter im Dunkeln.

Hong Gil-dong

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Das liederliche Spiel
« Antwort #31 am: 15.08.2010, 19:38:21 »
Kalt von den Worten Xū Dǎnshí's erwischt bemühte sich Hong Gil-dong wenigstens um ein falsches Lächeln, während er den Tee reichte. Er hasste es, beim Spotten wieder zurechtgestutzt zu werden. Typischerweise war es wieder ein Beamter, der sich zumindest durch Gedichte schreiben hochgearbeitet hat, auch wenn er seinen eigenen Worten nach zu erfolgreich gewesen war. Gut möglich, dass er sich als Lehensherr an die Spitze der Provinz setzte und an einem neuen unabhängigen Cui Bao arbeitete. Vermutlich wird er ende woche der Verschwörung für Schuldig gesprochen, egal ob er irgend etwas mit dem Tod des Kaisers zu tun hatte. "Wenn wir schon alle etwas von uns erzählen, kann ich berichten, dass ich ein ständiger Gast hier bin, den man zwar nicht will, doch noch weniger wollen sie, dass ich gehe. Und deswegen bin ich hier im Loch gelandet."
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Xū Dǎnshí

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« Antwort #32 am: 15.08.2010, 19:56:07 »
"Ihr sprecht in Rätseln, Leidensgenosse Hongsan. Aus welchem Grund möchte man Euch nicht gehen lassen?", fragt Danshi und hebt die linke Augenbraue.

Oda Zektau

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Das liederliche Spiel
« Antwort #33 am: 15.08.2010, 21:39:12 »
Oda geht schweigend zum Tee und beginnt sich einzuschenken, dabei kniet er sich hin und bewegt die Kanne nur langsam. Danach nimmt er die Teeschale, dreht sie zweimal in der Hand und nimmt einen langsamen Schluck zu sich. "Fragestunde.. das kann ja heiter werden."
Er atmet einmal tief aus um die warme Luft aus seinen Lungen zu bekommen und füllt sie danach wieder mit kühler Luft um sich herum.
Der Sohn des Kaisers kommt also hier her? Nun gut, vielleicht bringt dies einige weitere Komponenten in dieses interessante Spiel.

Einen Moment überlegt er bevor er beginnt zu sprechen. "Ich bin seid 50 Jahren in der Haupstadt und gestern Abend ist etwas vorgefallen, bei dem man mich als Täter bezichtigt. Dang Di hat sich für mich ausgesprochen und so landete ich hier. Ich weiß nicht viel von dem Vorfall, angeblich ist ein Karren abgebrannt. Wie höchst unerfreulich das ich aus solch einem Grund hier bin." "verleugne deine Natur nicht Oda. Wer sagt das du es nicht warst?", die Gestalt schleicht um ihn herum und nimmt sich auch eine Schale Tee, welche vorher dort noch nicht stand und trinkt sie in einem Zug aus.
Der Gnom schließt die Augen. "Weil ich Herr meiner Sinne bin.", dann öffnete er sie wieder. Sich selbst unsicher warum er dies denkt.

Hong Gil-dong

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Das liederliche Spiel
« Antwort #34 am: 15.08.2010, 23:16:46 »
Hong Gil-dong blickte bei der Antwort auf den Boden "Ich sollte im Palast bleiben, damit ich als Kettenglied meiner Familie diene. Wieso ich hier unten und nicht in einem anderen Loch bin wissen nur die Götter und ich fürchte, da niemand mehr mit ihnen sprechen kann, werde ich es wohl nicht mehr erfahren."
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Lu Chieng

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Das liederliche Spiel
« Antwort #35 am: 16.08.2010, 13:47:59 »
Als Hong Gil-dong verlauten lässt, dass er ein politicher Gefangener ist läuten bei Lu Chieng die Alarmglocken.

Also, doch eine Möglichkeit sich am Hofe zu bewegen. Wenn die Lage mit seinem Clan nicht angespannt ist konnte er sich vielleicht frei im Bereich des Palastes bewegen. wiedereinmal hatte sich auch Lu Chieng vom äußeren Schein blenden lassen. Gerade er...

"Nun wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht genau warum ich hier. Ich besuchte das Neujahrfeuerwerk, als ich die Tribüne verließ wurde ich von einer Wache niedergeschlagen und landete hier. Wenn ich wüßte warum ich hier bin wäre ich schon einen Schritt weiter." Auch wenn es keine Lüge war so war es doch nicht die gesamte Wahrheit. Natürlich hatte Lu Chieng eine starke Vermutung warum er hier war, aber genau wissen tat er es nicht. Er hatte sich das Lügen so gut es ging schon vor einiger Zeit abgewöhnt, meist kamen die Lügen zu einem zurück. Wenn man so weit es ging immer die Wahrheit sprach so konnte man sich wenigstens nicht in wiedersprüchliche Aussagen verstricken.

Vorsichtig pustete Lu Chieng seinen Tee, immerhin war er der Aussage von Mako zu Folge heiß: Und so weit es möglich war soll man aus den Fehlern anderer lernen. dent Lu Chieng bei sich.
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Xū Dǎnshí

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Das liederliche Spiel
« Antwort #36 am: 20.08.2010, 00:26:08 »
"Und Ihr, Sūnsan?", erwartungsvoll ruht Danshis Blick auf der jungen Frau.
« Letzte Änderung: 20.08.2010, 00:27:13 von Xū Dǎnshí »

Sūn Ai

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Das liederliche Spiel
« Antwort #37 am: 20.08.2010, 14:09:08 »
Sūn Ai blieb zunächst weiter ruhig und nährte sich mit Reis. Je länger du wartest, umso verdächtiger könnte es wirken, verdacht der unnötig ist. Trotz ihrer Gedanken begann sie aber immernoch nicht zu sprechen und bevor sie sich versah, wurde sie auch schon angesprochen. Ihr Blick erhob sich und sah Xū Dǎnshí verlegen an. Ihr Blick war ruhig genauso wie ihre Handlung. Sie nahm ihre Schale mit Tee, trank einen kleinen Schluck und erst dann sprach sie.
"Wer sagt, dass ich etwas verbrochen habe. Wir alle sind hier, weil wir angeklagt wurden, den Kaiser ermordet zu haben. Es ist also nicht nötig, irgendein anderes Vergehen begangen zu haben. Man kann auch ganz einfach hier in der Zelle sein, weil man zur falschen Zeit am falschen Ort spazieren war." Sie machte eine Pause und beruhigte sich etwas. "Aber ihr habt recht werter Herr. Auch ich dachte vor heute morgen, dass man mich wegen einer anderen Tat hierher gebracht hatte." Wie viel soll ich ihnen Erzählen? "Man hatte mich erwischt, wie ich mich unbefugt im Haus eines der ansässigen Beamten herum getrieben habe." Wer weiß denn von dem versuchten Mord schon? Aber was ist wenn sie es trotzdem irgendwie erfahren, dann würden die Anderen mir wahrscheinlich nicht mehr glauben. Ich dachte, man hat mich hierher gebracht, weil ich bei einem Beamten eingebrochen bin und dann hat man mir eröffnet, ich habe vielleicht den Kaiser umgebracht. Ich muss es ihnen sagen, so habe ich weniger zu verlieren. "Dabei habe ich sogar einen Mord verhindert an dem Abend." Ihre Stimme wird viel leiser und sie scheint eher zu sich selbst zu tuscheln. "Aber davon weiß niemand und niemand wird mir glauben." Schließlich geht ihr Tuscheln in ihre Gedanken über. Viel eher wird man glauben, dass ich versucht habe, den Mord zu begehen. Ihr Blick wendet sich nach unten und sie nimmt noch einen Schluck von ihrem Tee. Alles was sie momentan empfand, war wohl Hilflosigkeit und das Gefühl gefiel ihr nicht.

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #38 am: 20.08.2010, 16:41:34 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Wie schnell Zeit doch verrinnen konnte. Wie unsagbar exakt und erbarmungslos der Chronist, Marnarn[1], der hellere der beiden Monde, jedes Körnchen des Sandes der Zeit durch sein Stundenglas rieseln ließ, war von jedem Insassen zu spüren, als man nach dieser viel zu kurz scheinenden Phase der Stärkung durch Speis und Trank bereits wieder laute, gerüstete Schritte vor der immer noch unverschlossenen Tür, welche keinen in Versuchung bringen konnte, hörte.
Die Stiefel, es war nur ein Paar, hielten inne vor der Tür, vielleicht nicht mehr als fünf Schritt entfernt und schienen zu warten. Kurz darauf wurden leisere Schritte hörbar, deutlich schwerer wahrzunehmen, weshalb der Abstand zur Tür auch nicht auszumachen war. Die Person stand auch irgendwo vor der Tür, leise wurden Worte ausgetauscht, welche durch die Tür fast vollends gedämpft wurden[2].

Es mochte nicht mehr als eine Minute gewesen sein, da öffnete sich die Tür langsam und die beiden Dienerinnen, deren Gesichter euch noch vage vor Augen waren, traten ein, um die restliche Nahrung und die restliche Flüssigkeit, welche immer noch warm war, wieder an sich zu nehmen, samt des Geschirrs.
"Ich bitte euch darum, nichts an euch zu nehmen und eure Tassen und Schalen zurückzustellen. Es ist unfreundlich hohen Herren mit vollem Mund und einem Schmatzen zu begegnen." Das junge Mädchen erntete wütende Blicke der anderen, ihr wohl verwandten, Frau. Durch die offene Tür ließ sich kein Blick auf die gerüsteten Männer oder Frauen erhaschen, welche vor dem Raum stehen mochten. Da der Vorraum relativ eng war, mussten sie wohl vor der anderen Tür stehen. Die Worte, die sie immer noch austauschten, waren nun deutlich schwerer zu vernehmen durch das klimpernde Geschirr und die Bewegungen der beiden Frauen[3].
Wieder eine Bitte, bereits die zweite, man erkannte einfach, dass diese beiden Frauen nicht aus Chuang kommen konnten. Ein Zivilisierter würde niemals eine Bitte offen vortragen, denn dies bedeutete, sich gesellschaftliche Blöße zu geben. Es war, als würde man jemanden um einen Gefallen bitten. Es war die alte Leier, einen Gefallen zu erflehen, bedeutete sich in die Hände eines anderen zu begeben, was wiederum ehrlos war, während es ehrenvoll war, anderen einen Gefallen zu gewähren. Fremde fanden immer schwer in das Reich Chuang, es war so vieles anderes in diesem Teil der Welt. Aber wer konnte es dann diesen beiden verdenken, schließlich waren sie nur einfache Dienerinnen.
Nachdem sie alle Sachen eingesammelt hatten, verschwanden sie wieder aus dem Raum, die Blicke auf den Boden gerichtet und nicht zu weiteren Worten bereit.

Mit dem Schließen der linken Tür, denn diese war die offene Tür, endete auch das Gespräch der beiden Personen vor der Tür. Die schwere Stiefel setzen sich kurz darauf in Bewegung und die rechte Tür öffnete sich. Nacheinander traten die beiden angekündigten Männer an. Kun Chi ging voran, während der deutlich jüngere Chuang An folgte und die Tür hinter sich schloß, welche sehr leise in Schloss fiel. Chuang An, das wurde sofort ersichtlich, bewegte sich äußerst sanft, rollte den Fuß stets ganz ab und jede Bewegung war fließend. So war sein ganzes Auftreten. Lange, glatte, schwarze Haare waren zu einem Zopf gebunden. Sein Gesicht war schmal und wirkte beinahe ein wenig androgyn, er hatte bis auf die Augenbrauen keinerlei Haar im Gesicht und trug einen sauerkirschroten Hanfu, welcher mit goldenen Stickereien verziert waren, welche zwar kunstvoll, jedoch formlos war. Er trug keine Waffe bei sich, seine graugrünen Augen wirkten jedoch sehr wachsam.
Kun Shi war im Gegensatz dazu von einer Aura der Strenge und der Authorität umgeben, es war gar nicht die Aura des Intellektuellen und Weisen, welche man bei den Worten, welche über ihn verloren wurden, erwarten würde. Zwar trug er keine Rüstung, doch trotz seines hohen Alters war sein Rücken durchgedrückt, sein Gang war leicht obeinig, was für ein Leben im Pferdesattel sprach. Er war bestimmt einen halben Kopf größer als Chuang An und war gut sechs Fuß groß. Sein Haar war bereits schlohweiß, er trug es offen und ohne Kopfbedeckung, was außerordentlich ungewöhnlich war. Kaum ein Beamter setzte jemals seine Kopfbedeckung ab. Sie war sogar ein Teil der Amtskluft. Auch Kun trug einen Hanfu, jedoch komplett in schwarz, nur an den Ränder deutete etwas hellere Stickereien auf eine gewisse Kunstfertigkeit der Tracht. Doch auch er bewegte sich leise und fast vorsichtig. Wie auch Chuag An, trug er leichte Stoffschuhe.
Er blickte auf die Gestalten unter sich und hob den Kopf ein wenig, als würde er warten, warten was passiert.
Auch er trug keine Waffe bei sich, er schien im Gegensatz zu Chuang An angespannt und seine zitternden Augenbrauen verrieten etwas Wut, die er im Bauch hatte. Doch erst einmal wartete er.

Chuang An stand nicht so stocksteif im Raum, wie es der viel ältere Religionslehrer tat, sondern lehnte sich entspannt an eine der kalten Steinwände und blickte etwas spöttisch drein, darauf wartend, dass die Insassen sich der Notwendigkeit des Kotau hingaben, um dann zu sprechen.
"Mörder, Unschuldige, alle in einem Raum, kaum zu trennen, wie es auch für graue Farbe gilt." Die Stimme mochte gar nicht so recht zu der Person passen, während jede Bewegung sachte und weich war, klang die Stimme wie grobkörniger Sand, welcher beim leichten Tritt knirschte.
"Erfreut euch kennenzulernen. Ich bin Chuang An, Siebtgeborener des Chuang Di. Und ich schenke einem von euch meinen Respekt. Viele Verblendete haben in den letzten Jahrzehnten versucht des Lebens meines Vaters habhaft zu werden. Einer von euch hat es geschafft, das verdient einen gewissen Respekt."
Er nickte in die Richtung der Denunzianten und stieß sich mit den Schulterblättern von der Wand ab und machte zwei Schritte auf die Teppiche zu und verharrte dort.

"Sie sind alles Barbaren, keiner von ihnen verdient noch Respekt. Es ist nur eine Frage, wieviel der Ehrlosigkeit sie auf sich geladen haben und wie weit sie mit ihren Gedanken sind." Kun Shis Stimme war alt, sie war nicht mehr sehr kräftig und gab im Gegensatz zu seiner Haltung einen wahren Eindruck seines Alters. Sie wirkte fast ein wenig gebrochen und man musste sich anstrengen, um ihm zuzuhören. Er sprach weiter.
"Manche von ihnen sind noch jung und vielleicht zu retten." Er blickte zu Xū Dǎnshí für einen kurzen Augenblick und blickte dann wieder über die Verbrecher hinweg.
"Ich will etwas wissen." Er zeigte auf Sūn Ai. "Sage mir, was du über ihn," der Finger zeigte auf Lu Chieng, "weißt und denkst." Auf diese Art und Weise zeigte er auf einen jeden von euch und bestimmte, wer ihm etwas über den Nächsten sagen sollte, während Chuang die Lippen kräuselte und nun urplötzlich gespannt erwartete, was Kuns Befehl für Auswirkungen haben würde. So ergab sich, dass Sūn Ai etwas über Lu Chieng sagen sollte, während dieser etwas über Xū Dǎnshí sagen sollte. Der nun inhaftierte Beamte sollte wiederum etwas über Zhào Làn, die junge Halbelbin etwas über Mako Jinsei, der sich ein Urteil über Hong Gil-Dong bilden sollte. Der Dauergast hatte als Aufgabe, seine Meinung über Oda Zektau preiszugeben, während der Spielzeugmacher selbst diesen Kreis schloss, in dem er etwas über Sūn Ai verraten sollte.
Chuang An entwich ein leises Lachen. "Das wird spannend." Er schien vom Vorgehen Kuns überrascht, dieser stand jedoch nur herrisch vor den Denunzianten und wartete auf die Ausführung seiner Worte, die er durchaus als Befehl verstanden hatte.

Und weiter ließ der Wissende das Sand der Zeit rinnen...
 1. Der Gott des Wissens und der Zeit
 2. Wer diese Worte vernehmen möchte, mache einen Perception-Wurf
 3. Jeder, der sich vorher die Mühe gemacht hat, zu lauschen, darf hier noch einen Wurf machen mit erhöhter Schwierigkeit, um sich auch auf diese Worte zu konzentrieren
« Letzte Änderung: 20.08.2010, 16:43:40 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Sūn Ai

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Das liederliche Spiel
« Antwort #39 am: 21.08.2010, 13:33:59 »
Sofort als die beiden Bediensteten wieder in den Raum traten, wusste Sūn Ai, was jetzt passieren würde. Deshalb auch nur noch einen kleinen Schluck Tee und spülte Damit die Reste des Reis in ihrem Mund herunter. Ihr Blick wandte wieder auf das Mädchen, nur um sofort wieder von ihr abzulassen, weil sie sich daran erinnerte, wie unangenehm es wohl für sie sein musste. Während aber ihre Augen auf etwas innerhalb des Raumes gerichtet waren, versuchte sie das Gespräch der Leute vor dem Raum zu vernehmen, sie war sich ziemlich sicher, dass jeder der anderen Insassen genau das Gleiche versuchte.

Schließlich war es soweit und der eigentliche Besuch trat ein. Als beide Herren den Raum betreten, begann Sūn Ai mit dem Kotau. Sie machte sich ganz klein auf ihren Knien sitzend und berührte dreimal mit dem Kopf den Boden. Danach blieb sie in der Position mit dem Kopf nach unten. Sie empfand diese Position nicht einmal als unbequem. Da sie es als unhöflich empfand weg zu schauen, aber auch nicht die beiden Herren direkt betrachten durfte, war es so für sie die beste Lösung, da immerhin ihr Kopf noch in die Richtung der Herren zeigte. Still lauschte sie den Worten. Sūn Ai fand es interessant wie unterschiedlich die beiden Herren doch waren. Sie war es gewohnt Leuten zu gehorchen, nicht so sehr weil sie es verstand, viel mehr weil es zu der Fassade dazu gehörte, die sie aufbaute, aber innerlich hatte sie immernoch eine gewisse Abneigung gegen jeden der ihr Befehle erteilte. "Es ist bestimmt nur gut gemeint, bestimmt will er euch Unschuldigen helfen." Sie hatte eigentlich nur darauf gewartet diese sanfte, ruhige Mädchenstimme zu hören. Es handelte sich dabei um ihren Kristall Zhu. Damals, als sie ihn gefunden hatte, dachte sie zunächst er wäre magisch verflucht und sie würde jetzt verrückt werden, aber als sie selbst ihre Kräfte bemerkte hielt sie es nicht mehr für so abwegig, dass ein Kristall zu ihr redete. "Sei ruhig, ich muss mich konzentrieren.""Ja ja, ist ja gut. Ich will dich nur daran erinnern freundlich zu sein, denn die Anderen sind es bestimmt auch zu dir." Die Mädchenstimme klang leicht gereizt, dass sie so leicht ab gewimmelt wurde.

Der Nachteil an Sūn Ai's Haltung wurde recht schnell deutlich als Kun Shi auf sie zeigte. Da ihr Blick nach unten gewandt war, konnte sie natürlich nicht sehen, auf wen der alte Mann zeigte. Zu erst wandte sich ihr Blick nach links und rechts, um zu sehen, ob jemand der Anderen sich bereit machte zu sprechen. Erst dann wanderte ihr Kopf leicht nach oben, bis sie den Finger erblickte, der auf sie zeigte. Aus der Position konnte sie auch erkennen über wen sie sprechen sollte. So verharrend und ihren Blick vom Finger auf die Fuße des Mannes wechselnd, begann sie also zu sprechen.
"Ich wollte nur höflich sein." Entschuldigte sie sich für die Verzögerung, die dadurch entstand, dass sie nicht gesehen hatte, dass sie gemeint war. "Was ich weiß und was ich denke, sollt ihr natürlich erfahren." Ihre Stimme klang freundlich. "Lu Chieng, so hat er sich uns vorgestellt, ist, so fern man seinen eigenen Aussagen trauen darf, nicht der Mörder des Kaisers und weiß dem zu folge auch nicht so recht, was er hier soll." Sūn Ai verspottete mit den Worten auf keinen Fall Lu Chieng oder hielt ihm vor nur Lügen zu erzählen. Ihre wahre Intention wurden durch ihre nächsten Worte deutlich. "Das alles beruht wohl aber darauf, dass man mir glaubt, da ich es sage. Ihr merkt also, ich weiß nichts, denke aber viel. Sie machte eine kleine Pause, nachdem sie ihre Kritik an der Herangehensweise des alten Mannes indirekt geäußert hatte. Der Mann wirkt nett und ruhig. Und sollte es sich wirklich um den Provinzverwalter von Lan Xiog handeln, so habe ich gehört, er solle sehr milde sein, was wohl einem Mörder nicht sehr gut steht." "Du lebst riskant, also entschuldige dich lieber jetzt sofort." "Nein!" Doch! Die Stimme wirkte standfest und überzeugt, fast ein bisschen ignorant und Sūn Ai wusste, dass sie nicht nur keine Wahl hatte, sondern ihre kleine Perle eigentlich auch recht hatte. "Aber wer bin ich, mir das an zumaßen. Meine Gedanken wolltet ihr und nun habt ihr sie bekommen. Ich glaube nicht, dass man mich dafür bestrafen kann, euren Befehlen zu gehorchen." Sie versteckte ihre Bitte, sie nicht für ihre Dreistigkeit zu bestrafen recht geschickt. Es wirkte ja nicht einmal wie eine wirkliche Bitte.[1]
 1. Diplomatie: 34
« Letzte Änderung: 21.08.2010, 13:41:04 von Sūn Ai »

Lu Chieng

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Das liederliche Spiel
« Antwort #40 am: 22.08.2010, 15:45:44 »
"Nun Xū Dǎnshí war wohl Provinzverwalter der Provinz Cui Bao, Herr. Seinen Angaben nach fand er die Provinz in einem erbärmlichen Zustand vor und began mit einer Art Neuaufbau des gesamten Systems der Provinz."

Nachdem er direkt angesprochen wurde hebte Lu Chieng seinen Oberkörper und Kopf etwas vom Boden, sodass er Chuang An ungefähr auf die Brust schaute, direkten augenkontakt würde er niemals von sich aus aufnehmen. Zwar hatte Kun Shi die Frage formuliert doch wäre es unhöflich gewesen nicht dem Sohn des Kaisers zu antworten.

"Er hob verstärkt Militär aus. Aus welchem Grund dies geschah ist mir nicht bekannt. Er selbst gab an, dass dies der Grund seiner Gefangenschaft sei, also kann man davon ausgehen, dass zumindest der Verdacht entstehen könnte, dass es sich um nicht genehmigte Aktionen handelte, die vielleicht sogar gegen den Hof abzielten."

Nachdem Lu Chieng nichts mehr zu sagen hatte, beugte er sich erneut vor bis sein Kopf den Boden berührte.
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Xū Dǎnshí

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Das liederliche Spiel
« Antwort #41 am: 22.08.2010, 15:47:16 »
Danshi erwies dem Besuch seine Hochachtung, indem er den Kotau besonders lang und bedächtig ausführte und seinen Blick gesenkt hielt. Zumindest äußerlich würde er seine Hochachtung ausdrücken. Nur ein Barbar würde Sympathie gegen einen Kampf um Positionen eintauschen. Doch tatsächlich rechnete er sich Gelegenheit aus, mit einem forschen Vorstoß seine Position stärken zu können, denn An war nicht in der Position, einen der Gefangenen mit dem Tod zu bestrafen.

Wie seltsam, dass Chuang An noch einmal mit Kun auftritt. Mit Sicherheit verfolgen sie andere Motive als Chuang Li. Womöglich ist An nicht einmal daran interessiert, den Schuldigen bestrafen zu lassen. Womöglich ist Kun nicht einmal daran interessiert, dass der Schuldigen bestrafen wird. Vielleicht kann ich sogar einen Sympathisanten gewinnen."

"Es ist mir eine besondere und unverhoffte Ehre, seine Heiligkeit Chuangtono und auch seine Eminenz Kunsensei[1] erwarten zu dürfen. Es bedarf nicht Lusans Worte. Ich kann mich selbst erklären."
Eine kurze Pause entstand; Danshi respektierte die Macht der Worte und wählte sie mit Bedacht.
"Manche sind jung und noch zu retten,", wiederholte Danshi langsam die Worte Kun Shis, "... doch ich bin alt und eines Verbrechens angeklagt, dass mich den Kopf kosten wird, gleich ob ich seine Herrlichkeit Ōjin-tennō[2] ermordet habe - oder nicht. (Wenn Sie es wissen wollen, ich habe es nicht getan.) Wenn es nun nicht mein Leben ist, das ich zu retten versuche, welchen Zweck erfüllen meine letzten Tage? Mein Opfer ist nur ein kleiner Preis für den Frieden, den ich in den Gesichtern der Menschen in Cui Bao gesehen habe. Ich stelle mir vor, Cui Bao wäre an das Reich Quinlongs annektiert worden. So weit mir bekannt ist, bedarf Quinlong einer unverhältnismäßigen Menge an Steuern, um sein instabiles Reich mit Armeegewalt und Geltungskonsum behaupten zu können. In Folge verarmen die Bauern, die alten Familienclans werden aufgebrochen und ist es da ein Wunder, dass die Ergebenheit Ihrer Untertanen fragwürdig ist?[3]. Die Provinz vor solchem Missbrauch zu schützen, war meine Berufung.
Ich war überzeugt, die Tugenden des Irdenen Pfades mit einigen notwendigen Edikten durchzusetzen. Insbesonder der Meister des Irdenen Pfades, Meng Zi[4], zeigte mir, wie ich die Provinz aus ihrem Elend befreien konnte. Und auch Vertrauen und Loyalität der Menschen dort konnte ich mit Leichtigkeit erwerben. Ein Glück, dass ich Meng Zis weise Worte kannte.[5]. Doch eben jene Edikte sind es, die mich in diesen Kerker brachten. War ich kein guter Provinzhalter?
". Danshi spürte deutlich die Hitze in seinen Wangen, so nervös ist er, während er die Antwort erwartet. Hatte er zu viel Mut gezeigt?
 1. -dono/-tono: Anrede für einen Fürst
-sensei: Anrede für Lehrer, Lehrmeister, Gelehrte, etc
An diesen ungewöhnlichen Anreden kann man vielleicht Danshis Herkunft aus dem Westen des Reiches erkennen.
 2. Der Kaiser, dem die Götter antworten
 3. Die Akazie schelten, dabei aber auf den Maulbeerbaum zeigen: Kritik gegenüber Vorgesetzten wurde indirekt vorgebracht, indem man sich zum gleichen Sachverhalt über andere Personen beschwerte.Bluff: 17
 4. Vielleicht wird Meng Zi in dieser Situation im Sinne des 14. Strategems wirken: etwas Gefürchtetes aufleben lassen, um zu verwirren: Mengzi unterscheidet sich von seinem Vorgänger u.a. durch die Aussage, dass eine ungerechte Herrschaft nicht geduldet, sondern auch durch die Untertanen beendet werden darf, dem sog. Prinzip des Gémìng (革命 „Wechsel des Mandats, Revolution“)
 5. Bescheidenheit: Bescheidenheit  hat in China einen hohen Stellenwert. Man spielt das, worauf man eigentlich stolz ist - sei es nun die eigene Familie oder eigene Leistungen - herunter, lässt aber beim Abwiegeln den Stolz trotzdem noch erkennen.
« Letzte Änderung: 22.08.2010, 15:56:24 von Xū Dǎnshí »

Oda Zektau

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Das liederliche Spiel
« Antwort #42 am: 23.08.2010, 23:00:43 »
sobald die Tür sich öffnet, wirft Oda sich auf den Boden, mit der Stirn den Boden berührend. Er wartet in dieser Position bis das Gespräch beendet ist. "Vielleicht haben die beiden Recht, der Mörder ist im Raum. Aber ich glaube das er uns gerade besucht." , Oda spürt den Atem in seinem Nacken und den neckischen Unterton in der Stimme. "Nur weil sie so reden, heißt das noch gar nichts. Wir müssen versuchen ihnen etwas zu entlocken. Etwas das uns helfen könnte.", Aus den Augenwinkeln beobachtet Oda wie der Dunkle die beiden Person umrundet. "Sie spielen alle ihre eigenen kleinen Spiele, suchen alle nur ihren Vorteil. Sie wollen den Status Quo wissen, nichts weiter. Sie machen ihren Zug, um zu sehen was wir in der Hand halten. Ein nettes Spiel spielt dieser Narr, würde mich nicht wundern wenn er das alles hier arrangiert hat.", "So müssen wir sie auf unsere Seite ziehen, damit sie für uns spielen und nicht gegen uns."Oda wartet eine Weile bis er an der Reihe ist.

Dann beginnt er zu sprechen, ohne aufzusehen. Er weiß bisher kaum wie ihre Gesichter aussehen, da er so weit noch nicht aufsieht.
"Es ist zuviel der Ehre so große Persönlichkeiten hier zu sehen. Ich möchte zuerst anmerken das es eine Freude ist das die hohe Eminenz Changtono uns beehrt. Vor allem da ihr erst so kurz in dieser Stadt weilt. Ich hoffe ich kann euch eines Tages für meine Jadeschmetterlinge begeistern. Aber natürlich soll der weite Weg der Heiligkeit nicht vergessen werden. Seid ihr lediglich für diesen Besuch in die Stadt gekommen? Sollte dem so sein, dann bestehe ich darauf euch als Entschädigung eine meiner Legendenkisten zukommen zu lassen, sobald ich aus dieser unpässlichen Lage befreit bin oder zumindestens meine Werkzeuge erhalten habe., eine kurze Weile hält er inne bevor er weiter redet.
"Sūn Ai ist für mich eine noch nicht bemalte Puppe, wenn mir dieses Bild erlaubt ist. Sie schweigt viel und beobachtet, redet aber wenig. Sie zeigt wenig Begeisterung darin zu enthüllen wieso sie hier ist. Sie sagt sie sei spazierengewesen in dem Haus eines hohen Beamten und hätte damit einen Mord verhindert. Dies ist alles, das sie bisher enthüllt hat."
« Letzte Änderung: 23.08.2010, 23:03:06 von Oda Zektau »

Hong Gil-dong

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« Antwort #43 am: 23.08.2010, 23:59:41 »
Hong zögerte bis er das erste zeichen sah, dass jemand eintritt. Er hasste es sich wie ein geschlagener Hund vor den hohen Herren und Damen niederzuwerfen und aus furcht vor Bestrafung ihnen nicht in die Augen zu blicken. Und nun sollte er etwas über den Gnom erzählen. Dieser kam ihm nicht ganz sauber vor. Wie er das Wasser nach dem Waschen angeblickt hatte. Vermutlich hatte er sich von seinen Sünden des letzten Tages reingewaschen und blickte nun verachtend auf seine Taten zurück. "Der kleine Mann ist aus einem mir nicht klaren Grund hier, Kuntono. Sein Körper ist klein und der eines Kindes, er hätte nicht die Kraft jemanden zu töten. Auch sein Geist scheint noch spuren eines Kindes zu tragen. Er sucht Sicherheit beim Spiel mit einer Puppe. Selbst verriet er mir, dass man ihn wegen Brandstiftung verhaftet hat. Weiter behauptet er dass Dang Di für ihn sprach. Dang Di wird euch sicher mehr über den Gnom verraten können, wenn er sich für diesen einsetzte. Wenn Kuntono es mir gestatten möchte mehr über den Gnom herauszufinden, so gestattet ihm die Werkzeuge eines Spielzeugmachers, denn solch einer behauptet er zu sein."
Hong presst wieder seine Stirn auf den Boden um zu zeigen, dass er nichts mehr zu sagen hat. Soll doch der Piratenprinz und der tattrige Alte draussen mehr herauszufinden versuchen.
« Letzte Änderung: 24.08.2010, 00:03:41 von Hong Gil-dong »
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Menthir

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« Antwort #44 am: 25.08.2010, 22:32:50 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Kun Shi hatte es scheinbar nicht nötig, seinen Kopf zu senken, geschweige denn überhaupt in die Richtung der Sprechenden zu schauen. Ob es zur Schau gestellter Übermut, Desinteresse oder gar blanke und höchst unfreundliche Ignoranz war, konnte kaum erkannt werden. Er fixierte irgendeinen Punkt im Rücken der Sprecher, irgendwas an den Zellen. Vielleicht suchte er schlicht und ergreifend einen Fixpunkt, um seine Gedanken zu sortieren. Chuang An war ein sehr grober Kontrast dazu, er blickte die Sprechenden an und hatte dabei die ganze Zeit die Hände in die Hüfte gestemmt, ein Zeichen von Lockerheit. Anbetracht der Vorwürfe, die man ihm wohl machen durfte, und ebenso wegen der schlechten Beziehung zu Kun Shi, konnte man davon ausgehen, dass diese lässige Lockerheit entweder dem Übertünchen der eigenen Gedanken oder der Provokation Kun Shis diente. Dieser schien sich, soweit erkennbar, nicht an dem Verhalten des jüngsten Kaisersohnes zu stören, schenkte ihm aber mit Gestik, Mimik und Blickkontakt genauso wenig Aufmerksamkeit wie den Denunzianten.

Seinen Plan, alle zu Wort kommen zu lassen, ließ sich dann jedoch nicht umsetzen und nach Hongs Worten setzte eine peinliche Stille ein, die nur er überbrücken konnte. Mako Jinsei und Zhào Làn schwiegen beharrlich, was Kun Shi etwas verstörte. Nervös zuckte seine Augenbraue. Wollte man ihn hier verspotten? Ein leises Lachen seitens Chuang Ans bestätigte den Gedanken ein wenig, denn der Kaisersohn bewertete die Stille gleich. Das Lachen war hässlich, beinahe gehässig und wollte so gar nicht zu der Erscheinung des Piraten passen, obwohl diese Lache zu seiner Aussprache und seiner Stimme passte.

Die Stille hielt noch einen Moment an, wurde dann langsam von den tiefer und schwerer werdenen Atemgeräuschen des alten Religionsgelehrten durchschnitten, welcher den feuchten, muffigen Geruch dieser Kammern in sich aufzunehmen schien. Seine ersten Worte wollten gar nicht zum eigentlichen Gesprächsthema passen.
"Falten seh ich unter meinen Augen in jeder Reflexion, sie sprechen von den Narben, welche das Leben einem hinterlässt. Doch dort, wo jetzt diese Narben sind, mussten einst auch Wunden sein? Doch wenn Wunden schmerzhaft sind, warum kann ich mich nicht an jede erinnern? Vergesse ich einfach nur? Oder verblasse ich nur? Wieso fürchte ich das?"
Chuang An nahm diesen Faden sofort auf und sagte mit ätzender Stimme, betont gelangweilt. "Mengzi[1] und die Furcht vor der Scham, die Furcht vor dem Alter, die Furcht vor dem Vergessen. Wir kennen alle die Klassiker der chuangschen Literatur, Lao Kun."
Kun Shi ging nicht weiter auf den Kommentar Chuang Ans ein und bewegte den Kopf auch nicht einen halben Zentimeter, doch führte er auch die kleine Belehrung nicht fort, die An ihm vorgeworfen hat, wenn es denn eine war. Seine vom Alter brüchige Stimme setzte wieder an, gerade die Satzanfänge waren schwer zu verstehen. Es war, als müsse er während des Sprechens die Kraft dafür sammeln.
"Obgleich es deinen Worten an Umfang und Weitsicht mangelt, Sūn Ai, sehe ich ein, dass es euch allen auch an Zeit mangelte, um genügend über Lu Chieng herauszufinden. Du hast dennoch einen sinnvollen Anfang gemacht. Jedoch solltest du nicht zu früh von der Unschuld einer Person überzeugt sein. Milde kann im Affekt der triebhaften Lust weichen, Verzweiflung kann jemanden sogar länger treffen. Die Stich einer Hornisse ist ein kurzer, aber heftiger Schmerz und lässt uns zusammenzucken, doch der Schmerz endet alsbald. Das Brandmal eines glühenden Eisens begleitet uns ein ganzes Leben."
Während Kun Shis Augen noch immer am Marmor oder einer Türzage hafteten, blickte Chuang An das erste Mal direkt zu Kun Shi und zog die rechte Augenbraue fragend nach oben, öffnete den Mund, aber sprach dann doch nicht. Kun Shi fuhr ungerührt fort.
"Lu Chieng, deine Worte zeugen von angebrachten Zweifeln und Vermutungen. Erhelle deine Zweifel weiter, es wird uns der Wahrheit näher bringen. Der Tag des Drachen, es mag einem scheinen, als dämmere dieser schicksalshafte Tag jetzt schon."
Jetzt blickte der Letzte in der offiziellen Thronfolge der Kaiserfamilie wirklich entgeistert drein, fassungslos und verwirrt. Die Lässigkeit fiel vom Kaisersohn ab, er nahm die Hände aus der Hüfte, nahm sie vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. Was versuchte Kun Shi da?
"Xū Dǎnshí, ich zweifel nicht daran, dass du in der Lage bist, für dich selbst zu sprechen. Als du jedoch das letzte Mal für dich selbst sprechen durftest, hast du dem Hof den Eindruck vermittelt, dass du integer seist und eins mit dem Hof. Du hast dich dann sofort gegen diesen gewendet, als du seinen Schoß verlassen hast. Deswegen sprechen andere über dich, nicht du." Kun Shi überging die Anklage- und Rechtfertigungspunkt von Xū Dǎnshí einfach, vielleicht verstand er ihren Inhalt auch nicht oder kam nicht hinter die genaue Bedeutung. Chuang An kehrte, nachdem er nochmal die Kopf geschüttelt hatte, zur alten Pose zurück, er atmete dabei pfeifend aus, unterließ jedoch einen Kommentar. Kun Shis Stimme wurde jedoch eine Nuance schärfer, sie tadelte.
"Aber es war deine Aufgabe, etwas über Zhào Làn zu sagen."
Die Stimmfarbe wurde wieder einen kleinen Tick wärmer, soweit das mit seiner alten und gebrochenen Stimme noch ging. Es war dem alten Mann anzumerken, dass er eigentlich mehr gesagt hätte, aber er musste mit seiner Kraft haushalten. Alleine seine Präsenz und seine Haltung kosteten ihm merklich Kraft.
"Oda Zektau, du bist intelligent genug, zu erkennen, dass es der Initiative bedarf, wenn Stillstand vorherrscht. Das ist bewundernswert. Auch wenn deine Worte, wie du selbst erkannt hast, von geringer inhaltlicher Fülle sind."
Die kleine Spitze war augenscheinlich an die Schweigenden gerichtet, deswegen gewährte er sich eine künstlerische Pause. Dann erhob Kun Shi nochmal die Stimme.
"Hong Gil-dong, fröhlich und zuvorkommend wie immer. Danke für deine Worte. Ich werde sie beherzigen und Dang Di danach fragen. Eine interessante Information."
Während Chuang An einen weiteren Schritt auf die Gruppe von Verbrechern zu machte, und gerade im Begriff war etwas zu sagen, sprach Kun Shi ihm dazwischen, was An mit einem ärgerlichen Blick quittierte.
"Es ist gut jetzt, der Rest braucht sich nicht jetzt zu äußern. Eine der Dienerinnen wird euch Papier und Tinte geben. Ihr könnt alles aufschreiben. Ihr könnt doch alle Schreiben, oder? Wenn nicht, dann behaltet, was ihr sagen wollt, ich werde in vier Tagen nochmal reinschauen. Dann erwarte ich jedoch umfassendere Informationen"

Während Kun Shi sich Richtung Tür zurückzog, lächelte Chuang An die Verbrecher an und ging in die Hocke, sodass man ihm in die Augen schauen musstet, wollte man nicht den Teppich näher begutachten. Seine feinen Gesichtszüge wirkten wirklich fast bannend.
"Ich bin kein Freund dieser vorgefertigten Befragungen. Stellt mir Fragen, jeder zwei Stück und mag ich jedem von euch zwei beantworten. Oda, dir werde ich keine Frage abziehen, weil du sie vorher gestellt hast."
Von der Hocke ließ er sich auf den Hintern plumpsen und bugsierte sich unerwartet umständlich in den Lotussitz[2], jedoch lag ihm das meditieren fern.
"Ich bin hier, weil der Hof es so wollte. Sie haben mich rufen lassen und ich bin dem Ruf gefolgt. Ein ungünstiger Zeitpunkt, das habt ihr richtig erkannt. Und ja, von deinem Spielzeug habe ich gehört, Oda. Jedoch, solltest du keine Dschunken bauen, liegen mir Spielzeuge meist fern. Aber vielleicht hast du was für meine junge Tochter?"
Chuang An legte sie Arme locker auf seine Oberschenkel, die Sitzposition schien ihm wenig auszumachen und zeugte bei ihm nicht von eiserner Disziplin, sondern eher von ausgezeichneter Geschicklichkeit, es wirkte sehr mühelos. Aber auch er machte keine Anstalten auf Xū Dǎnshí zu antworten, vielleicht fühlte er sich, trotz der direkten Anrede, nicht angesprochen, weil es Kuns Gesprächsteil war. Aufmunternd lächelte er euch zu.
"Es macht mir genauso wenig Spaß, wie es euch machen dürfte. Uns unterscheidet nur, dass meine Zelle ein Stoffbett hat und mein Vorraum hundertmal so groß ist, wie der, den ihr euch teilt. Aber ein Gefängnis bleibt letztendlich ein Gefängnis. Wir sind also alle Gefangene. Als solche braucht ihr mich nicht wie einen künftigen Kaiser zu behandeln. So stellt eure Fragen."
Chuang An war wirklich ein grober Kontrast zu Kun Shi, der angespannt an der Tür stand und missbilligend über die Gesprächsgruppe hinwegschaute, einen Punkt an der Wand dahinter fixierend. Ignoranz war es diesmal ganz bestimmt nicht.
 1. Obgleich Mengzi sich über die Zustände des Menschen äußert und der Meinung ist, dass Scham ein Kennzeichen der Gleichheit der Menschen ist, sind ihm diese Worte in den Mund gelegt. Sie gehen aber in diese gerade beschriebene Bedeutung.
 2. Lotussitz
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

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