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Autor Thema: Das liederliche Spiel  (Gelesen 84830 mal)

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Xū Dǎnshí

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Das liederliche Spiel
« Antwort #90 am: 23.11.2010, 00:05:47 »
Danshi runzelt die Stirn, als er den brief gelesen hatte. "Hm... seid Ihr Euch bewusst, was die Blume als Symbol bedeutet? Ich glaube, dieser Zögling war für mich bestimmt. Doch nehmt Euch der Aufgabe an, wenn Ihr möchtet, denn ich werde es nicht tun. Wie ich es verstehe, ist es ein Spiel, in dem der verliert, der zuerst zwinkert. Nur dass mein Mitspieler mir Sand ins Auge bläst. Ich glaube wir sind noch nicht allein, ich werde in das Waschhaus gehen[1]. Gebt acht![/b]", den letzten Teil hat Danshi nur geflüstert.

Er wollte gerade einen ersten Schritt auf das Waschhaus machen, da entdeckte er eine maskierte Gestalt, die sich zwischen Türrahmen und Decke hielt und die Insaßen beobachtete. Wie geschickt er ist, man muss schon sehr genau gucken, um ihn zu entdecken. Wer ih nicht hörte und im "und-so-weiter" lebt, wird ihn kaum entdecken können, wie er da so hängt.

Danshi hatte nicht das Gefühl, dass von dem Mann eine Gefahr ausging. Keine Waffe war offensichtlich und wenn er sie hätte umbringen wollen, hätte er es bereits getan. "Steig herunter vom Türrahmen!, sagte er schlicht.
 1. Perception 18
« Letzte Änderung: 23.11.2010, 21:29:32 von Xū Dǎnshí »

Lu Chieng

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Das liederliche Spiel
« Antwort #91 am: 25.11.2010, 19:13:20 »
Verwirrt schaute Lu Chieng Xū Dǎnshí  an. Er hätte nach und nach die Leute in den Nachbarraum gebracht und sie auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Der Vermummte trug zwar keine offensichtliche Waffe, aber dies hieß nichts. Wer sich in einer solchen Stellung an der Decke halten konnte, war prinzipiell gefährlich. Instinktiv machte Lu Chieng ein paar Schritte nach hinten um nicht dort zu stehen wo der Mann wahrscheinlich herunterspringen würde und wartete auf die Reaktion des Manns.
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #92 am: 25.11.2010, 19:33:49 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Sanft ließ die schwarzgekleidete Gestalt, die sich zwischen Türrahmen und Decke eine mehr oder weniger bequeme Position ergattert hatte, fallen und kam fast lautlos auf dem Boden auf. Seine Physiognomie war kaum zu erkennen, aber der Körperbau passte zu einem durchschnittlichen Menschen, der vielleicht zwei, drei Kilo zu wenig auf den Rippen hatte und eine sehr drahtige Gestalt darstellte. Er war komplett in dunkle Gewänder gehüllt, die ihn mit dem schwachen Licht der immerbrennenden Fackeln im Hauptraum, fast unsichtbar mit der Dunkelheit der Ecke, in welcher er nun stand, verschmelzen ließen. Sein Gesicht war mit schwarzen Stoff maskiert. Er schien in der Tat unbewaffnet zu sein.

Erstickend klang das Klatschen mit den feinen, schwarzen Stoffhandschuhen, welche zwar verziert waren, aber die Verzierungen waren im schwachen Licht kaum zu erkennen. Es schien sogar, als würde die Gestalt einen Teil des Lichtes schlucken. Seine Präsenz, eben noch unauffällig und unsichtbar, nahm jetzt etwas Bedrohliches an. Nicht dieses Gefühl von Bedrohung, die man empfand, wenn ein Molosser[1] sich von seiner Kette losriss, eher dieses Gefühl von Bedrohung, welches man verspürte, wenn man nach einem grausamen Albentraum[2] alleine in einem dunklen, schweißfeuchten Raum aufwachte und ein bedrohliches Knarzen im Gebälk vernahm. Der Mann verströmte die Aura eines Mörders. Sein Klatschen mochte halb aufrichtig gewesen sein, vielleicht war es auch spöttisch.
"Euer Scharfsinn ist beeindruckend, alter Mann."
Seine Stimme erschien unmenschlich, zu dunkel und leicht verzogen wie altes Holz. Es war, als spräche er mit zwei Stimmen. Die eines packenden Erzählers, dunkel und bannend, und mit der Stimme eines alten Holzgeistes. Vielleicht war er das bedrohliche Knarzen eines alten Holzdaches im frischen Westwind. Sie, die Doppelstimme, sprach leise, aber doch verständlich.
"Ihr alle habt den Brief gelesen. Das ist gut. Sehr gut. Doch nicht deswegen verweile ich unter euch."
Er machte eine Pause, deren Stille die Bedrohlichkeit der Situation unterstrich.
"Ich bin vielmehr hier, weil ich mich unter meinesgleichen wähne. Tyrannen, Heuchler und Lügner.
Ich weckte euch aus euer erquicklich Schlummer, um zu reden. Um auf Augenhöhe zu reden."
Er trat einen Schritt in das Licht und seine Augen leuchteten im Fackelschein weißgräulich auf. Eine homogene Masse, in der weder Iris noch Pupille zu erkennen war[3].
"Die Uhrzeit ist unwürdig, das mag sein. Doch es ist die Chance zu reden. Und wenn ihr mir gefallt, werde ich euch eine Geschichte erzählen, doch vorher habe ich eine Frage."
Er trat wieder einen Schritt zurück in das Dunkel und ein kurzes Aufblitzen von silbrigen Licht verriet, dass er eine schlanke Klinge, vielleicht ein Messer, vielleicht ein Dolch, gezogen hatte.
"Beantwortet mir, welche Konsequenz der Halbelfe Tod haben wird, für euch, für das Spiel, für das Reich? Ich bin gespannt, ob ihr euch zu wagen traut oder den Untergang mit offenen Armen erwartet. Mich beschleicht der Wille zu erfahren, ob das Schwert der Zeit euch zu gängeln vermag. Also beantwortet meine Frage nach der Konsequenz."
Das Atmen der Gestalt schien ein leises, fast perfides, Lachen zu sein.
 1. Molosser
 2. Albentraum=Albtraum=Alptraum (Eine Domäne, welche auf der Enwe dem Unwesen Daistos zugehörig sein soll. Angeblich ein Alb, der dereinst ein Yaoguai wurde.)
 3. Heilkundewurf und Wahrnehmungswurf
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Xū Dǎnshí

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Das liederliche Spiel
« Antwort #93 am: 26.11.2010, 23:54:40 »
Danshi nickt der vermummten Gestalt zu. "Es macht keinen Sinn, Euch nach Eurem Namen zu fragen. Ebensowenig, wie nach Eurem Interesse an den Personae des Spiels zu fragen, schätze ich. Steckt das Messer weg und ich will Euch Eure Frage ausführlich beantworten, auch wenn ich nicht glaube, dass Euch die Antwort zur Zufriedenheit gereicht."

Danshi blickt sich im Halbdunkel um und setzt sich auf die äußere Kante des Teppichs. Ich müsste ihm nichts erzählen und könnte ihn unverrichteter Dinge abziehen lassen. Doch was ich ihm erzählen kann ist nur von geringer Relevanz. Uns kann es derweil vielleicht nützen. Er  denkt eine kleine Weile nach und beginnt dann zu sprechen, ein wenig wie ein Lehrer.

"Für ihre Wärter und ihre Besucher sind sie Barbaren und jegliches ihres Verhaltens wird unter diesem Aspekt wahrgenommen. Verhalten sie sich, wie es von ihnen erwartet wird, dann bestätigen sie den Verdacht. Andererseits, verhalten sie sich nicht so, dann schüren sie nur das Misstrauen. Welchen Pfand können sie noch für die Wahrheit anbieten? Es erwartet niemand von ihnen, dass sie ehrlich, offen oder unterwürfig sind und im übrigen muss niemand davon ausgehen, dass ihr Verhalten das Ergebnis moralischer Überlegungen ist. Entsprechend gering ist der Einfluss und das Vertrauen der Denunzianten. Es wäre zu viel gesagt, dass offenes Misstrauen ausgebrochen wäre - denkt daran, was auf dem Spiel steht -, doch niemand erwartet nicht betrogen zu werden. Doch vor allem gegen einander sind sie so."

Danshi hielt inne, um das Gesagte wirken zu lassen. Er fragte sich, was die anderen Denunzianten gerade tun mochten. Saßen sie hinter den Türen und lauschten? Oder hatten sie sich versteckt. Die Gefahr, die von dieser Person ausging, war körperlich spürbar.

"Wie es gerade ist, hängt die erhoffte Erlösung vom Zufall ab. Alles was nicht im momentanen Zugriff liegt, ist außerhalb praktischer Realität. Es ist ein Warten zum Tod - nur konzentriert.

Der Besuch kommt und geht. Die Stunden streichen sinnlos und ungenutzt dahin. Doch jegliche Überlegung, jeder Impuls, jedes Handeln und sogar jede Koalition der Personae wird ausschließlich von der Augenblicklichkeit der Situation beherrscht. Bei keinem Unternehmen, noch dazu einem gemeinsamen, lässt sich vorhersagen, wie es, gemessen an den ursprünglichen Zielen, ausgehen wird - und keiner erwartet von sich und anderen, dass er langfristige Ziele verfolgt. Das frühere Leben und die mögliche Zukunft sind zu abstrakte Begriffe, um für die Denunzianten noch eine Bedeutung zu haben. Diese Konzepte haben nur Bedeutung, insofern sie mit der gegenwärtigen Situation verknüpft werden können. Solange dies nicht geschieht haben sie keine Relevanz und der einzelne Denunziant wird unsichtbar. Die Denunzianten sind Affen in einem Käfig; wenn sie wollen können sie klatschen und Erdnüsse annehmen oder mit Kot werfen, doch eine Rolle spielt es nicht.

Es ist ein Leben im Moment. Vergangenheit und Zukunft spielen keine Rolle. Zhào Làns Tod mag von mir betrauert werden - doch eine Bedeutung für unser Denken und Handeln, noch für das Spiel noch für das Kaiserreich wird sie nicht haben[1]. Und zwar unabhängig davon, welcher Vorwurf - berechtigt oder nicht - sie hierher brachte. Das Stück hat begonnen und muss weitergehen.
"

Danshi hätte noch mehr sagen können, das wichtigste hatte er noch gar nicht angesprochen, doch er schwieg vorerst, um der Gestalt einen Einwurf zu ermöglichen.
 1. Bluff: 31
« Letzte Änderung: 27.11.2010, 16:11:25 von Xū Dǎnshí »

Sūn Ai

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Das liederliche Spiel
« Antwort #94 am: 27.11.2010, 15:22:39 »
Sūn Ai blieb an ihrer Tür stehen und als der alte Mann auf die Gestalt über der Tür aufmerksam machte wendete sich ihr Blick sofort von der Vase zur Tür. Es dauerte auch nicht lange da kam die eingehüllte Person herunter von ihrem Versteck.
Die verbliebene junge Dame machte nichts. Sie spürte die Aura und alles was sie tat, war ruhig näher an die Tür zu gehen. Es war kein Versuch von ihr, sich zu verstecken, sondern bloß ein Versuch, nicht aufzufallen. Was sollte sie tun in der Situation? Jemand schlich einfach in das Gefängnis und war sogar bewaffnet. Sūn Ai war sich sicher, dass wer auch immer er war, sie nicht umbringen wollte, denn sonst wäre sie bestimmt schon tot oder in einem Kampf, aber was war es dann. Sie füllte insich um die Umgebung zu fühlen. Was empfanden, die anderen momentan, aber vor allem interessierte sie sich für den Unbekannten.[1]

Gespannt lauschte die einzig verbliebene Dame den Worten von Xū Dǎnshí. Zhào Làns Tod war bedeutungslos? Ai konnte verstehen, das der Tod einen nicht zutiefst trifft, nicht nach so kurzer Zeit, nicht unter solchem Umständen, aber die letzten Worte des alten Herren, konnte sie nicht nachvollziehen. Es stimmt wohl, das wir eh kaum Möglichkeiten haben, als das der Tod groß Einfluss nehmen könnte. Trotzdem zog aber alles Konsequenzen. Wäre sie nicht gestorben, würde er uns jetzt nicht nach den Konsequenzen ihres Todes fragen. Ai war noch nicht in der Lage zu antworten. Zu sehr war sie gefangen in ihren Gedanken, gefangen von den Worten und gefangen von der Aura.
 1. Empathy
« Letzte Änderung: 27.11.2010, 15:23:36 von Sūn Ai »

Menthir

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« Antwort #95 am: 28.11.2010, 22:16:40 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Der maskierte Mann hörte gespannt zu und spielte sogar mit dem Lichtschein auf den drei Klingen, als der alte Beamte ihn bat, die Waffen wegzustecken. In diesem Moment war auch das atmende Lachen zu wieder zu hören, als würde er sich über die Aussage prächtig amüsieren. Vielleicht mochte dem Maskierten sogar eine spöttische Antwort auf der Zunge liegen, doch er verkniff sie sich und lachte stattdessen weiter. Es hatte etwas dreckiges, fauliges.

Dann ließ er den Beamten jedoch aussprechen und nickte hier und da, um schließlich zu einer verblüffenden Antwort zu kommen. "Alter Mann, nur weil euch Scharfsinn und Worte gut liegen," Das dreckige, atmende Lachen kam wieder hervorgebrochen, "bedeutet das nicht, dass ich euch soweit folgen kann."
Der Mann jonglierte scheinbar mit den drei dünnen Klingen und sog die Luft sehr lange ein, mit einem furchtbar pfeifenden Geräusch. "Ich philosophiere nicht gern, ich habe es nie verstanden mit Worten zu spielen. Euch gehört Bewunderung geschenkt, alter Mann. Ich hingegen war stets ein Mann der Tat." Wieder wirbelten die Klingen provokativ durch die Luft und diesmal sogar einen Moment länger. Der Maskierte schien nachzudenken, dann erklang seine Zwitterstimme wieder.
"Aber ich habe verstanden, dass ihr ihrem Tod kaum eine Bedeutung zubilligt. Verblüffend."

Sūn Ai konnte derweil wahrnehmen, dass die Person ihr gegenüber, eine interessante Mischung verspürte und sie verstand vielleicht ein wenig, woher die greifbare Gefahr rühren mochte. Er empfand gleichermaßen in diesem Moment Neugier und Hass, einen tiefen, jedoch nicht zuzuordnenden Hass, der ihn beinahe zu verzehren schien und sich Sūn Ai fast wie ein Brandeisen in die Hirnhaut brannte. Seine Laune war nicht schlecht, aber der Hass stellte alles in den Schatten, was die junge Frau sonst hätte wahrnehmen können.

"Habt ihr anderen denn keine Meinung? Sagt sie mir! Oder sonst werde ich Xū Dǎnshí alles alleine sagen müssen. Und dann stimmt, was er sagt. Ihr arbeitet wirklich gegeneinander. Soll das so sein? Ich weiß es nicht, erzählt mir mir..."
Das Atmen wurde wieder zu einem fast lautlosen, brennenden Lachen.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Mako Jinsei

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Das liederliche Spiel
« Antwort #96 am: 28.11.2010, 23:56:59 »
Jetzt sollten sich die Gefangenen also um eine Pflanze kümmern. Nicht gerade eine Aufgabe, die man mit schönem Zitherspiel löst. Wobei Mako gehört hat, dass Pflanzen auf Geräusche und somit auch auf Musik reagieren sollen. Dies kann er später ausprobieren, nun gilt es sich um den seltsamen Gast zu kümmern, der wohl Gesellschaft sucht.
Mako war zunächst überrascht, dass jemand unbemerkt eingedrungen war, fasste sich aber recht schnell wieder.

"Wieso sollte ich Euch meine Gedanken mitteilen", fragte er angriffslustig, "wenn Ihr uns, mein Herr "Shinobi"" - er betonte diese Bezeichnung besonders spöttisch - "nicht einmal Euer Gesicht zeigt?
Ich denke der Tod unserer Mitgefangenen wird kaum Bedeutung haben, oder aber die Regeln komplett auf den Kopf stellen, wer weiß das schon? Wie Ihr seht befinden wir uns in tiefster Trauer um den von uns gegangenen Menschen, nur merkt man es einigen scheinbar nicht an. Wir haben mehr Zeit als genug um unser aller Unschuld zu beweisen, also vergesst die tote Frau, nehmt Eure Maske ab und erzählt Eure Geschichte, oder verschwindet auf die gleiche Weise wie Ihr herein gekommen seid!"

Der Barde weiß nicht, ob er vielleicht zu weit gegangen war, und der Gast wirklich einfach wieder verschwand, aber er hoffte, dass er wenigstens etwas von sich offenbaren würde, bevor er entweder ging oder die Geschichte erzählte. Vermummte Gestalten waren Mako gänzlich zuwider.
"An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter." -Konfuzius

Lu Chieng

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Das liederliche Spiel
« Antwort #97 am: 29.11.2010, 16:55:24 »
"Nun gegeneinander zu arbeiten ist nicht das Gleiche wie miteinander zu arbeiten, ist es nicht?" fragte Lu Chieng in den Raum ohne jemand speziellen anzugucken.

"Der Tod der Halbelbin ändert alles. Hier muss ich meinen geschätzten Mitgefangenen bisher wiedersprechen." er sah dem maskierten Mann direkt in die milchigen Augen: "Sollte sie die Mörderin gewesen sein sind wir alle des Todes. Wer sollte uns glauben wenn wir sie bezichtigen würden, da wir ohne sie keine Belege einer derartigen Behauptung vorweisen könnten. Dies würde wiederrum bedeuten es gäbe keinen Mörder, das Spiel wäre zu Ende und alle hätten verloren.

Ist sie nicht die Mörderin gewesen und der Mörder ist unter uns ist es im nun möglich leicht von sich abzulenken und den Verdacht zu lenken, da ein Glied unserer Kette verstorben ist. Dies würde zum gleichen Ende wie eben beschrieben führen.

Sollte sich der Mörder nicht unter uns befinden, ist es von vornherein egal was wir tun."
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Hong Gil-dong

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Das liederliche Spiel
« Antwort #98 am: 29.11.2010, 17:17:18 »
Hong lauschte an der Tür. Er verspürte keine Lust sich schon wieder dem Spiel auszusetzen. Oft genug wurde am Hof mit ihm schon ein Spielchen getrieben und dieses hier scheint viel ernster geworden zu sein. Lieber liess er sich von den drei Wänden um ihn herum erdrücken als sich wieder unter den anderen Lächerlich zu machen, indem er keine Kontrolle über sich hatte. Doch konnte er seine Neugierde nicht bändigen und sich ganz dem Spiel entziehen. Er lauschte an der Türe. Wieder ein Spiel mit Regeln, die ihn ausschliessen. Eine Vase - ein Symbol das er nicht verstand; ein Brief - Worte auf Papier gebannt, so dass er sie nicht hören kann; eine Blume - eine schmerzliche Erinnerung an die Welt draussen, die nicht erreichbar ist. Doch der Träger der 'Gaben' blieb im Raum. 'Die Tauben Narren werden das nicht gehört haben', freute sich Hong, der hoffte, doch in irgendetwas besser zu sein. 'Steig herunter vom Türrahmen!' echoten die Worte von Xū Dǎnshí, die wieder den Frust in Hongs Herzen wachsen liess. Dieser alte Mann stellte ihn in allem in den Schatten. Er sprach die Sprache des Hofs, Ruhe und Weisheit des alters und auch noch die Sinne eines jungen Mannes. Immerhin scheint Hong nicht der einzige zu sein, dem es so geht, der Unbekannte kann ihm auch nicht folgen.
'Ein Shinobi?' vernahm Hong Mako's Worte, 'Ein hinterhältiger Mörder oder ein Kundschafter'. Er hielt es nicht mehr aus, in seiner Zelle nur ein Lauscher zu sein. Wenn da draussen jemand stand, der mehr wissen musste als das offen Sichtbare. Um sich seiner Umgebung besser gewahr zu werden schloss Hong seine Augen und öffnete seinen Mund um den lautlosen Schrei einer Fledermaus zu formen[1]. Seine Ohren gaben ihm nun das Abbild des dunkeln Raums wieder in dem er sich befand. Die Augen zugekniffen um nich durch das möglicherweise hereinströmende Licht geblendet zu werden, öffnete Hong die Türe und schritt in den Raum hinein, forschend nach dem neuen Gast hörend. "Bevor wir wieder unsere Zahl auf sechs auffüllten," sprach er seine Interpretation des neu Eingetroffenen als weiterer Denunziant an, "dachte ich, dass mir der Tod von Zhào Làn vielleicht ein Zimmer und ein Bett einbringen könnte. Sie hat sich entschieden, sich dem Spiel zu entziehen. Nun scheint es, dass wir einen neuen Spieler hier haben. Folgt der Teufelszunge unseres Engels, nehmt die Maske ab und sagt, wieso ihr hier seid!
 1. 
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« Letzte Änderung: 30.11.2010, 00:20:44 von Hong Gil-dong »
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #99 am: 30.11.2010, 19:57:52 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Das atmende Lachen des zweistimmigen Mannes brach abrupt ab...
nur um in ein lautes und zweifach dröhnendes Lachen zu fallen, was scheinbar gar nicht enden wollte. Mit einer Hand wischte er eine Träne aus seinem rechten Auge und ließ das Lachen dann ausklingen, es abfallen und wieder zu einem atmenden Lachen werden.
Der merkwürdige Maskierte setzte sich auf seine Afterballen und überkreuzte die Beine, kein vollführter Lotossitz, eher ein einfacher und bequemer Schneidersitz. Seine ganze Art ließ darauf schließen, dass er die Bequemlichkeit der übertriebenen Askese in Form körperlicher Schmerzen bevorzugte. Sein Verhalten mochte absonderbar sein, denn er ignorierte schlichtweg alles andere Gesagte und setzte wieder zu einer eher ungewöhnlichen Antwort an.

„Sanft in rötlichen, zart rosanen und purpurnen Farben fielen die leichten, meist weißlichen, Blätter von den Bäumen der Kirsch- und Pfirsichbäumen. Sie bedeckten den Boden und zeugten für die Zeit des Herbstes, der Beginn der Erneuerung. Doch hier, an diesem Ort, ging diese Erneuerung besonders schnell. Während die Blätter fielen, bildeten sich bereits Knospen und deuteten das Erwachen der Natur an. Ein ununterbrochener Vorgang von Verfall und Blüte. Die Einheit von Sterben und Geboren werden. Es war ein Paradies.

Und sechs ernste Paar Augen sahen sich, in staunender Stille, dieses Schauspiel an. Sie waren alles Männer gehobenen Alters, grau an Haaren und alt an Jahren. Einer von ihnen, war ein kleiner, behäbiger Mann mit kurzem und wirrem Haar, aber fast güldenen und sehr warmen Augen, ein anderer von ihnen war ein großer, hagerer Mann mit langem, glatten und gepflegten Haar, mit ehernen und sehr kalten Augen. Und der Dritte von ihnen hatte kein volles Haar mehr, nur an den Ohren standen noch wenige Haare, die lang in einen fein getrimmten Vollbart übergingen, er war etwas größer als der Kleine und etwas dicker als der Hagere. Er hatte keine Augen, denn er war ohne sie geboren worden.

Die Augen wandten sich von dem Garten der Kirsch- und Pfirsichbäume ab und blickten über ihn hinaus. An manchen Enden der Welt brannte es, an anderen hatten Fluten die Welt an sich gerissen. Die Welt war in Chaos versunken. Gegen das Getöse der Welt erklang das Aufeinandertreffen dreier Klingen.“
Der maskierte Mann hatte tatsächlich nicht eine, sondern drei schlanke Klingen gezogen, die in diesem Moment aufeinandertrafen.
„Ein Schwert, ein Speer und eine Hellebarde trafen aufeinander und der große Hagere sagte mit sanfter Stimme. «Fortan will ich Chuang heißen und der Himmel sein, dem Feuer und dem Wasser trotzen. Das schwöre ich beim Schwert des Himmels!»
Der kleine Dicke wandte seinen Blick von dem Kampf von Feuer und Wasser ab und blickte auf die drei Waffen, welche eine neue Einheit bildeten. «Fortan will ich Xian heißen und standhaft wie die Erde sein, dem Feuer und dem Wasser trotzen. Das schwöre ich beim Sporn der Erde!»
Der Augenlose spürte, wie seine Hellebarde auf den beiden Waffen mit großen Gewicht lag und er verzog das Gesicht zu einem zufriedenen Lächeln. «Fortan will ich Qi heißen und das Unscheinbare und die Verbindung zwischen dem sein, was nicht zusammengehört. Und sollte ich es nicht schaffen, dass sie dem Feuer und dem Wasser trotzen, will ich sie für immer entzweien. Das schwöre ich bei Ouroboros.»

Fast silbrig fiel das Mondlicht in den paradiesischen Garten und zeugte von der Macht des letzten Ortes, welcher Feuer und Wasser trotzte, Himmel und Erde an diesem Tag gebar. Ein stolzer Moment…“

Der Mann stand auf und trat wieder vor in das Licht, sodass seine milchiggrauen Augen gut zu sehen waren.
„…welcher freilich in Angesicht des Alters der Welt nur einen Herzschlag hielt. Als Flamme und Gischt für einen Moment zu weichen schienen, nicht mehr als ein Luft holen um zu Kraft kommen, und Himmel und Erde Ordnung auf die geschundene Welt gebracht zu haben schienen, überzog neuer Krieg das Land. Chuang wollte den Garten aus Pfirsichen und Kirschen für sich selbst und er vertrieb Xian, während Qi schon verschwunden war, nachdem sie den Schwur geschlossen hatten, denn er war der Unscheinbare.“

Der maskierte Mann blickte jeden Denunzianten an und sein Blick war nicht, als würde er einem in die Augen schauen, vielmehr bohrte sich sein blinder Blick in die Seele selbst. Wieder schien sein Atmen ein kaum merkliches Lachen zu sein.
„Die Reiche Chuang und Xian waren gegründet, aber das Feuer der Welt war nicht erloschen und das tosende Meer hatte sich nicht beruhigt. Qi erschien im Garten des Himmels und erneuerte seine Prophezeiung. «Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr!»
Qi erkannte, dass Xian auch so uneinsichtig wie ein Berg selbst geworden ist und schenkte auch ihm die Prophezeiung erneut."


Der Mann enthielt sich der Aussage, wie viele Herrscher Chuang schon hatte und wie viele Xian gehabt haben mochte, doch jetzt lachte er wieder deutlich, doch es war nicht zu erkennen, ob sein Lachen belustigt oder sardonisch war. „Es gibt Gerüchte, dass die Hauptstadt des Kaisers, der Himmel, diesen wundersamen Garten umschließt. Soweit durfte noch kein Sterblicher und wohl auch kein Unsterblicher seit diesen Gründungstagen vortreten. Niemand hat den Garten, das Paradies mehr gesehen seit diesen Tagen. Man sagt, er sei des Kaisers größter Schatz und noch immer würde dort Tod und Wiedergeburt jeden Tag zu bewundern sein. Ein Ort der Erleuchtung. Die schönste Ort auf dem geschundenen Kontinent.“ Der Mann ließ eine lange Stille folgen, das Zeichen, dass seine Geschichte geendet hatte. Er trat wieder einen Schritt in den Schatten zurück.
« Letzte Änderung: 27.01.2011, 14:54:03 von Menthir »
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Hong Gil-dong

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Das liederliche Spiel
« Antwort #100 am: 30.11.2010, 22:50:07 »
'Hat er gerade gesagt, dass Qi den dreiunddreissigsten Chuan umgebracht hat?' fragte sich Hong. Er blinzelte zu Xū Dǎnshí herüber. Dieser kann sicher den Worten folgen und sie einordnen. "Was bedeutet das für uns alter Mann? Haben wir nun den Mörder vor uns?"
« Letzte Änderung: 30.11.2010, 22:51:46 von Hong Gil-dong »
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Xū Dǎnshí

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Das liederliche Spiel
« Antwort #101 am: 02.12.2010, 16:40:43 »
Danshi hält es für einen geschickten Zug von Hong, in Gegenwart des Fremden zu sprechen. Er schätzt, dass der maskierte Mann keine direkt gestellten Fragen beantworten wird, schon weil es ihm Freude zu bereitet scheint, mit ihnen zu spielen. Wenn ich mich jedoch geschickt dumm stelle, dann wird er mich vielleicht verbessern, denn er will definitiv etwas mit seiner Geschichte bewirken, sonst hätte er sie nicht erzählt. Vielleicht wird er dann auch weitere Punkte erläutern, denkt er sich.

An Hongsan gerichtet, antwortet er: "Ich glaube nicht, doch alles ist sehr wage. Unterdessen bin ich mir auch nicht sicher, warum er uns die Geschichte erzählt hat, denn ich sehe keine Verbindung zu unserer Situation. So wie ich es verstanden habe, hat Xian Feuer und Wasser befriedet und wird nun in seinem Garten wiedergeboren. "

Er blickt den maskierten Mann nicht an, während er sich durch den Bart streicht und über die Frage nachzusinnen scheint[1].
 1. Bluff 17 (leider!), um sich dumm zu stellen.
« Letzte Änderung: 02.12.2010, 16:43:34 von Xū Dǎnshí »

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #102 am: 05.12.2010, 16:48:07 »
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Der Mann reagierte mit einem atmenden Lachen auf Hongs Frage und ließ sich nicht vom Beamten dazu verleiten, eine weitere Aussage desbezüglich zu tätigen, obgleich Xū Dǎnshí nicht mit voller Sicherheit sagen konnte, ob er die listige Aufforderung durchschaute oder einfach nicht verstand. Stattdessen verharrte er dort, wo er war und gab nichts weiter als eben jenes Lachen von sich und er ließ sich viel Zeit damit.
Erst nachdem er damit geendet hatte, fand er wieder die Muße, sich zu äußern. Ein langer Moment der Stille seinerseits war dem vorausgegangen.
"Es ist eine Schande, dass in euren Zellen so wenig Leben ist. Es missfällt mir zutiefst und es ist mir fast unbeschreiblich. Ich hoffte, dass ich etwas Verzweiflung, Angst oder zumindest Hoffnung spüren würde. Aber das spröde Nichts? Damit habe ich nicht gerechnet! Haben denn fast alle hier insoweit die Hoffnung verloren, dass sie sich nicht einmal mehr erlauben, verzweifelt zu sein? Wie weit ist es gekommen, dass man Leuten das Leben anbietet und diese in lausiger und völlig unbegreiflicher Katatonie versinken? Was hat man euch angetan? Barbarische Dinge, wie Milch in euren Tee zu mischen, wie die Nordvölker dies tun? Oder seid ihr alle vergiftet? Und seid ihr nur annähernd so tumb wie ich und deswegen nicht in der Lage, den Ernst dieser Situation zu verstehen?"
Seine weißen Augen schauten in die Richtung jener Denunzianten, welche sich durch eisernes Schweigen ausgezeichnet hatten und diesmal schien nur die Stimme des Erzählers zu sprechen, Fassungslosigkeit war ihm anzumerken.

Er trat in die Tür, blickte nochmal auf die Denunzianten und schüttelte den Kopf. "Eine Schande.", wiederholte er seinen Vorwurf und deutete mit der Hand auf Vase mit der kriegerischen Darstellungen und der Blume in ihr. "Eine Schande, bei der ich zugeben muss, dass man nur das Beste tut, wenn man euch dieser Prüfung unterzieht. Dummheit ist eine Tugend für Barbaren, diese Tugend scheint mir weit verbreitet dieser Tage. Schweigen ist oftmals auch eine Tugend, jedoch zur falschen Zeit das Schweigen zu üben, das ist Torheit." Er verließ den Raum mit einer fließenden, lautlosen Bewegung, die Tür schloss sich fast lautlos. Die Denunzianten waren wieder unter sich.
« Letzte Änderung: 05.12.2010, 16:50:25 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Menthir

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Das liederliche Spiel
« Antwort #103 am: 07.12.2010, 20:56:35 »
02.01.1042 - Tag des Gauren[1] - Früher Morgen

Noch immer stand die Pflanze unberührt dort, wo sie von dem maskierten, namenlosen Mann hinterlassen wurde, der eine viel zu geisterartige Präsenz abgegeben hatte und so war es nicht verwunderlich, dass der eine oder andere von dieser zweistimmigen Gefahr unwohl geträumt haben mochte.
Aufgeweckt wurden die Denunzianten jedoch von dem hämmernden Klopfen an den beiden Türen, welche in ihr neues Domizil führte. Mit einem Scheppern wurde ein Blechpott abgestellt und ein Haufen blecherner Schüsseln daneben geworfen, etwas des Inhaltes, augenscheinlich eine wässrige Suppe, bildete das karge Frühstück, bei dem kein wirklicher Appetit aufkommen mochte. Aber nicht nur diese lieblose, geradezu barbarische Darstellung der Cuisine, wie die Elben es nannten, trug ihren Teil dazu bei, es waren sicherlich auch die Gedanken an die vergiftete Halbelbin, welche nach der letzten, ordentlichen Stärkung zu Tode kam und es waren nicht alle Zweifel an die Art ihres Todes ausgelöscht.

Während die Denunzianten das karge Mahl, welches scheinbar eine würzlose Hühnerbrühe war, in welcher man hier und da eine Glasnudel mit viel Phantasie erahnen mochte, zu sich nahmen oder unschlüssig auf das dampfende Zeug schauten, drang eine gedämpfte Stimme durch die Tür. Sie war beinahe zu sanft für einen Mann, aber doch auch zu markant und basslastig, als das sie einer Frau gehören konnte. Sie trug ein Gedicht in leichtem Gesang vor.
«Im Jahre des Gnus zum Mondefest[2],
feierten wir bis zum Morgengrauen
in tiefem Rausch.
Ich schrieb diesen Text
und dachte gleichzeitig an Chuang.

Heller Mond, wann erschienest du?
Bei etwas Wein fragte ich den Himmel.
Im Palast des Himmels weiß niemand,
In welchem Jahr dieser Abend liegt.

Ich möchte auf dem Wind nach Hause reiten,
allein ich verstecke mich im Mondpalast,
als könnte ich die Kälte in der Höhe nicht ertragen.
Also tanze ich im Schatten des Mondlichtes,
diese Menschenwelt – Wie kann ich sie mit eurer vergleichen?

Drehende rote Kammern,
herabgelassene Stofffenster,
du scheinst auf die Schlaflosen.
Du willst uns nichts böses,
aber warum bist du so voll, wenn Menschen getrennt sind?

Menschen haben Kummer und Freude, Trennung und Zusammenkunft,
Die Monde haben dunkle und klare, volle und halbe Zeiten,
solche Dinge waren schon immer kompliziert.
Aber ich hoffe, wir beide werden ein langes Leben haben,
auch wenn uns tausend Meilen trennen, können wir doch die Schönheit der Monde zusammen genießen.»
[/b]
Ein gedämpftes Räuspern nachdem das Lied schon ein paar Sekunden verklungen war, ein Räuspern, welches schwach war, aber Aufmerksamkeit forderte. "Esst und sagt mir dabei, wer ich wohl sein werde. Dann will ich Zeit mit euch teilen.", sagte die Stimme abschließend, um dann in Schweigen zu verfallen. Ansonsten schien es ruhig.
 1. Gaur
 2. Es gibt bekanntlich zwei Monde: Der helle Mond, Marnarn, und der rote Mond, Raiva.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Sūn Ai

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Das liederliche Spiel
« Antwort #104 am: 07.12.2010, 23:48:41 »
Sūn Ai stand ganz ruhig da weiterhin. Sie wollte sich nicht ins Gespräch einbinden. Weshalb verstand sie selbst nicht so ganz, aber diese Aura die der Man ausstrahlte gefiel ihr nicht. Dieser unbegreifliche Hass den sie spürte, er erstarrte sie und deshalb verblieb sie stumm bis der Mann den Raum verlassen.

Langsam wendet sie sich den Anderen im Raum zu.
"Wer war er? Habt ihr auch nur irgendetwas verstanden, was er uns damit sagen wollte? Diesen Hass den er verströmt hat, habt ihr den auch mitbekommen?"
Es war leicht zu merken, dass die vermummte Gestalt Sūn Ai beängstigt war, der Grund dafür war allerdings nicht leicht heraus zu finden, da die anderen Denunzianten sie noch nicht lang genug kannten. Unbeantwortet lies sie ihre Fragen im Raum stehen und ging in ihr Zimmer und verschloss die Tür.

Am nächsten Morgen wacht sie von dem Lärm auf. Nur mühsam wird sie wirklich wach, da die Nacht nicht sonderlich lang war. Es dauert demzufolge auch bis sie aus ihrem Zimmer kommt.
« Letzte Änderung: 07.12.2010, 23:48:59 von Sūn Ai »

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