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Autor Thema: Der schweigende Stern  (Gelesen 82324 mal)

Beschreibung: Ingame

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Peter Aldred

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Der schweigende Stern
« Antwort #225 am: 25.06.2012, 13:10:05 »
Es war nicht Peters Aufgabe die Frau ins Team zurückzuholen, aber er konnte den Gedanken jenes zu tun aus nüchterner Sicht verstehen und unterstützte dies auch aus christlicher Überzeugung. Wie so häufig warf Peter einen prüfenden Blick auf den russischen Autoren und Psychologen, der bestimmt mit einiger Aufmerksamkeit den Wortwechsel zwischen dem Kommandanten und Mrs. Palmer verfolgte. Dennoch verfolgte Peter Palmers manipulative Art mit einigem Interesse. Dieses dreiste, offensive Auftreten, welches sicher schon als Chuzpe gelten konnte, gleichzeitig die Betonung der Reize und das Verschleiern aller Punkte, die Vertrauen schaffen könnte. Mrs. Palmer versuchte es mit einer Symbiose aus offenherziger Erotik und Verruchtheit bei gleichzeitiger Unnahbarkeit. Sie wollte nicht eingeschätzt werden können und daran arbeitete sie mit Bravour. Jean Levi brachte es zum Ausdruck, auch wenn der Commander ihr Verhalten alleine auf ihre gemeinsame Vorgeschichte bezog. Aber was war, wenn man es auf das Überleben bezog? Ausgehend davon, dass sie - egal wer sie war - nur eine ordentliche Weltkenntnis hatte, dann wusste sie, was passieren konnte, wenn eine Frau alleine zwischen Männer waren, die zwar an ein Rechtssystem glaubten, aber kaum noch Möglichkeiten hatten dies zu wahren, weil ihr Kampf existenziell geworden war. Wer wusste schon, ob nicht einer der Männer die Nerven verlor und sich über die Frau hermachte, die sie die letzte für einen jeden Mann hier sein konnte? Insofern - wenn man von den urwüchsigen und so häufig leider nicht kontrollierten Triebe des Menschen ausging - war es nur natürlich, dass sie ihr Schicksal in die Hände des Commanders legte. Es war nicht so, dass es Biton persönlich betraf, sondern seine Position, denn sein Rang war der Inbegriff der Überbleibsel der alten Ordnung, welche verloren gehen mochte, wenn die Zustände chaotischer werden würden, das Überleben noch schwerer, wenn ihnen Nahrung und Hoffnung ausging. Genau dann würde Bitons Festhalten und Durchsetzen der alten Ordnung gerade das Überleben der Schwächeren der Gruppe sichern. Dazu gehörte Mrs. Palmer, wenn sie sich anschloss, aber auch Peter, weil er der älteste Part der Gruppe war. Deswegen inszenierte sich Mrs. Palmer entgegen aller Vernunft auch als Person, die stark genug sei, alleine weiterzumachen. Je stärker und unnahbarer sie war, desto besser schützte sie sich vor den Trieben der Männer. Vertrauen machte rührselig und gab möglichen Täter Auftrieb und Antrieb, intime Zonen zu überschreiten. Sicher war das alles vielleicht von ihrer vorherigen Ausbildung beeinflusst, aber hier auf diesem Planeten, wo es vor allem um das Überleben ging, wurde es ein reiner, unverblümter Selbstschutz.

Freilich konnte Peter auch die Worte des Commanders nachvollziehen, da er aber noch besser verstehen konnte, warum Mrs. Palmer sich zu schützen hatte und deswegen viel der Verantwortung auf den Commander abwälzen wollte, ergriff Peter für keine Seite Partei und beobachtete stattdessen den Doktor. Wie würde er die Situation sehen? Und welches Teammitglied würde sich im Laufe der sicher sterbenden Hoffnung und schwindenden Ressourcen am ehesten irrationalem Verhalten hingeben? Wer würde den Spalthammer der Anarchie in ihre Mitte tragen? Abhay, der mit seinem Leichtsinn, schon einmal für seine Neugier fast die Gruppe geopfert hätte? Andrew, der permanent mit den Gedanken woanders schien? Sergej, der genauso unnahbar und schwer greifbar wie Palmer war und zudem schnell bei der Waffe sein konnte, wenn er sich bedroht fühlte? Er war der Mann, der die anderen am besten lesen konnte, aber machte ihn das zum Nervenstärksten? Oder war Peter sogar diese Person, die sich in Angesicht der Verzweiflung vergaß? Wie verwundbar war der Commander oder der Journalist?
Peter schwieg und schaute wieder jene Frau an, welche zumindest mal Mrs. Palmer war.
"Every religion, as far as reason will help them, makes use of it gladly - and where it fails them, they cry out: It is a matter of faith, and above reason!" - John Locke

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Der schweigende Stern
« Antwort #226 am: 02.07.2012, 20:09:46 »
"All right, Commander", sagte Mrs Palmer mit einem Enthusiasmus, der einer amerikanischen Immobilienmaklerin gut anstünde, und streckte Jean-Levi die Hand entgegen. "Then we will forget all the old stuff and start over. Let me introduce myself to you: I'm Jane Morrison and after some hard and lonely days on this forsaken planet, I'm glad to met you. Let me also say, that I am willing to contribute to our team and to accomodate, cause we suffer the very same fate. You won't be disappointed.", sagte sie und nahm ihren Rucksack auf.

Das Team beschloss, den Rückweg nicht am selben Tag anzutreten. Es war schon spät und wenn man bedachte, dass die Tage hier viel länger waren, als auf der Erde, dann waren sie auch schon einige Zeit auf den Beinen. Sie bereiteten ein Lager unterhalb eines Flügels des Shuttles und machten auch ein kleines Feuer. Mrs. Palmer (dass sie ihren wahren Namen nicht preisgeben wollte, begründete sie salopp damit, dass sie sich erst auf der Erde verantworten müsse und es wäre nur eine unnötige Umstellung) erzählte kurz, was sie entdeckt hatte: Im Tal war ein Stück Boden eingebrochen und man käme in eine große unterirdische Halle, von der verschiedene Wege abgingen. Sie hätte noch nicht alles ausgekundschaftet, aber sie wäre bereits auf einen Raum gestoßen, in dem mehrere Terminals stünden. Die Computer reagierten jedoch nicht auf Eingaben und sie schienen ohne Energie. Weiterhin wäre da ein Raum mit vielen Schriftrollen und Büchern. Aus diesem Raum hätte sie wahllos, wie sie sagte, das Buch mitgenommen. Sie hätte sich nicht weiter vorgewagt, denn bisher hatten ihre Vorstöße, ohne Wissen um die irdische Spezies, keine verwertbaren Erkenntnisse gebracht. "What did you do in the meantime? Did you learn anything about this species? Do you have a clue about the energy-problem or about the writing?", endete sie ihren Bericht mit einigen Gegenfragen.

Um sie herum schrien diese fledermausartigen Flugtiere, die hier verbreitet waren, wie auf der Erde Vögel. Abhay hatte beobachtet, dass es verschiedene Arten gab, eine jede war auf eine andere ökologische Nische spezialisiert. Manche fraßen die Früchte der Bäume und andere ernährten sich von Insekten oder kleinen Kriechtieren. So wie darüber nachdachte, fiel Abhay auf, dass er bisher noch kein Tier mit Federn beobachtet hatte und auch Tiere mit Fell waren seltener als er erwartet hatte. Dafür waren Schuppenkleider und glatte Häute verbreiteter. Er rätselte, ob ein Selektionsvorteil dafür verantwortlich war oder der schlichte Zufall.
« Letzte Änderung: 02.07.2012, 20:13:10 von List »
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Peter Aldred

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Der schweigende Stern
« Antwort #227 am: 15.07.2012, 21:04:58 »
So langsam spürte Peter die Bürde des hohen Alters und lehnte sich an die Außenhülle des Shuttles. Die Punkte, welche Mrs. Palmer oder Mrs. Morrison, wie man sie auch nennen wollte, ansprach, die Fragen, die sie stellte und dieses Buch waren wirklich interessant. Peter war wahrscheinlich der einzige, der mit dem Buch einiges anfangen könnte und andererseits wussten er und das Team schon einiges über die Kultur des verschwundenen Volkes. Nicht genug, um allgemeingültige Aussagen machen zu können, aber genügend, um sich Gedanken machen zu können und zu müssen. Peter wusste nicht warum, aber irgendwas in ihm wollte daran glauben, nachdem was er gelesen hatte und nach diesen Spuren eines möglichen Widerstandes, dass vielleicht irgendwo noch eine Diaspora[1] dieses Glaubens leben musste, oder zumindest, dass Spuren über den Verlauf dieses Untergangs oder Fortgangs zu finden sein musste.

Andererseits war er viel zu müde und so sehr er über dieses Thema sprechen wollte und obwohl er wusste, dass sie Mrs. Palmer in ihr Wissen einweihen sollten, um Brücken zu schlagen und ihr Überleben wahrscheinlicher zu machen, oder zumindest ein paar Tage länger durchhalten zu können, er konnte sich seiner Müdigkeit nicht mehr erwehren. Er fühlte sich von diesem langen Tag ausgebrannt und dann der Gedanke daran, dass sie...nicht wissen konnten, was mit der Erde wohl passiert war. Dass sie jetzt hier um ihr Überleben kämpften, während vielleicht andere Menschen schon aus den Fluten, welche der Einschlag ausgelöst haben könnte, Opfer bargen und selbst noch ums Überleben kämpften. Vielleicht brach das zweite Team noch auf, als der Funkkontakt abbrach, vielleicht kamen sie noch rechtzeitig, vielleicht versagten sie nicht und vielleicht...was war, wenn sie auch irgendwo hier auf Cocytos nun waren und ebenfalls um ihr Überleben kämpften? Diese ganze Ungewissheit machte Peter zu schaffen, ließ ihn schweigen und ihn die Augen schließen. Obgleich er wusste, dass der Austausch wichtig war, gab er sich einfach dem Schlaf hin[2].
 1. Diaspora
 2. Hier spiele hier meinen Aspekt Methusalem-Komplex einfach mal an, weil ich ihn passend finde.
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Der schweigende Stern
« Antwort #228 am: 28.07.2012, 20:19:26 »
Bleiernes Schweigen legte sich auf das Team. Niemand hatte die Lust (oder das Vertrauen?), die Frage von Mrs. Palmer zu beantworten. Diese blickte umher und als sie erkannte, dass sich niemand mit ihr unterhalten würde, legte sie einen Schmollmund auf und sagte merklich beleidigt: "Well, men, I guess, we only have to divide labor and don't need to exchange amenities. I understand. Well then, good night!" Und dann drehte sie sich herum und gab nichts mehr von sich.
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Andrew Petersson

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Der schweigende Stern
« Antwort #229 am: 02.08.2012, 08:18:26 »
Auch Andrew merkte die Müdigkeit in seinen Knochen, dennoch drehte er sich noch einmal zu seinem Commander, neben dem er saß:
"Commander, I would suggest setting up posts throughout the night, since we don't know what to expect and we are pretty much out in the open." traurig fiel sein Blick dabei auf das Space Shuttle Wrack unter dessen Tragfläche sie Schutz gefunden hatten. Seine Hand strich an den Hitzeschutzkacheln entlang, die noch beinahe unangetastet von Hitze ihr Dasein verrichteten.
Erschöpft fiel sein blick gen Himmel, als er die Antwort Jean Levi's vernahm, doch seine Gedanken waren schon wieder zu Hause, bei seiner Familie.

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Der schweigende Stern
« Antwort #230 am: 03.08.2012, 13:53:54 »
Der Commander nickte und sie losten die Wachen aus. Doch die Nacht blieb ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Da die Tage hier auf Cocytos länger dauerten, waren auch die Nächte länger als auf der Erde. So wachten sie noch vor dem Sonnenaufgang auf. Sie packten ihre Sachen und brachen wieder in das Tal auf. Mrs. Palmer drängte darauf, ihnen den Zugang zu der unteren Ebene zu zeigen. Sie wirkte ungeduldig und gab auch zu, sehr neugierig zu sein. Irgendwie hatte sie sich in den Kopf gesetzt, dass die Männer mehr von den Maschinen und Schriftzeichen verstehen mussten, als sie selbst. Mnachmal wirkte sie schon fast ein wenig wie ein Kind, doch es beschlich die Männer der Gedanke, dass es eine Strategie von Mrs. Palmer war. Sie war definitiv jemand, der es gewohnt war, ihren Willen zu bekommen. Doch sie erreichte es weniger im Dialog mit Argumenten, denn mehr durch Manipulation.
Doch der Commander bestimmte, dass sie zunächst zu ihrem Lager bei den Werkstätten gingen, um ihre Trinkflschen aufzufüllen und nach dem Rechten zu sehen.

Nachdem sie dieses erledigt hatten, führte sie Mrs. Palmer in den westlichen Teil des Tales. Hinter einem größeren Gebüsch war der sandige Boden eingebrochen. Sie blickten in einen langen Gang. Die Wände waren verputzt und ohne Zierde. "Okay, here it is.", stellte Mrs. Palmer zufrieden fest. "The descent is a bit tricky. Look, there are some stones that give some hold.", sagte sie und machte einige Schritte auf die Grube zu und war schon dabei hinabzusteigen.

"The ground is very loose. It's too risky, we might fall through. We should go back to our camp an make some sort of ladder. Or go and fetch a rope so that we can secure ourself. Come back, Mrs. Palmer", sagte der Commander ernst.

Mrs. Palmer setzte schon die Füße auf die ersten Steine. Das Team konnte sehen, wie der Sand in dünnen Strahlen herabrieselte. "Ah, come on! I did it twice and it was absolutely no problem.", erwiderte sie und stieg noch einen Stein herab.

Der Commander machte einen Schritt näher und setzte ein gebieterisches Gesicht auf. "Mrs. Palmer, I command you to come back at once! This is an order from the commander you pledged allegiance. If you don't come back...", hob er an und hielt dann im Satz inne.

Mrs. Plamer sah zu dem Commander auf und ihr Gesicht war trotzig. "Commander, of course, I am member of your team. But that doesn't mean that I have to ask for permission for everything I do on this..." Plötzlich ging alles sehr schnell und doch wie in Zeitlupe. Sand rieselte, der Stein riss aus der Wand und Mrs.Palmer verlor das Gleichgewicht. Verzweifelt versuchte sie nach einem anderen Halt zu greifen, erwischte eine Wurzel. Doch auch diese rieß ab und Mrs. Palmer stürzte mit dem Rücken auf den Boden. Die Männer mussten schnell einen Schritt zurückmachen, als der Boden vor ihnen wegbrach und Mrs. Palmer bis zur Brust mit Sand und Geröll bedeckte.

Dort unten in dem Gang lag sie dann, ihr Körper seltsam verdreht und kein Lebenszeichen von sich gebend.
« Letzte Änderung: 03.08.2012, 14:07:58 von List »
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Jean Levi Biton

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Der schweigende Stern
« Antwort #231 am: 03.08.2012, 14:39:34 »
"Jane!", donnerte die Stimme des Commanders, als er mitansehen musste, wie Morissons Gleichgewicht verloren ging während der Boden unter ihren Füßen zusammenbrach. Jean Levi war nicht schnell genug, um nach der abrutschenden Agentin zu greifen, zwar ging der Soldat mit gespreizten Beinen in eine leicht gebeugte Bereitschaftshaltung, doch sein felsenfest angespannter Körper war nutzlos, um die Abstürzende noch zu retten. Nur aus den Augenwinkeln sah der Soldat, wie sein Team hinter ihm es schaffte, in einen sicheren Abstand zu gelangen. Doch der Boden unter seinen Füßen war noch bröckelig.[1]
 1. Aspekt: Stabilität. Jean Levi ist zu langsam, um nach Jane zu greifen. Schafft er es, sich selbst in Sicherheit zu bringen?
On ne saurait empêcher l'équilibre de produire ses effets. On peut braver les lois humaines, mais non résister aux lois naturelles.
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Der schweigende Stern
« Antwort #232 am: 07.08.2012, 12:35:04 »
Jean-Levi schien wie gebannt von dem Unglück, dass sich vor ihm abspielte, um zu merken, dass auch der Boden unter seinen Füßen wegbroch. Schon verlor Jean-Levi seinen sicheren Stand und er taumelte und fiel. Da erst realisierte er die Gefahr, in der selbst schwebte und ein Adrenalienschub ging durch seinen Körper. Seine Füße gingen ins Leere. Mit den Händen stieß er sich von dem Boden ab, der sekundenbruchteile später auch schon wegsackte. Doch Jean-Levi war nicht schnell genug. "Ich werde stürzen!", schoß es Jean-Levi durch den Kopf. Seine Hände krallten sich in den Boden - und er hielt stand. Offenbar hatte er die Grenze erreicht, bis zu der der Gang unterhöhlt war. Er hing nun an einer größeren Felsplatte. Mühsam zog er sich hoch und blieb auf Händen und Knien, schwer atmend.
« Letzte Änderung: 07.08.2012, 12:35:15 von List »
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Andrew Petersson

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Der schweigende Stern
« Antwort #233 am: 09.08.2012, 11:22:18 »
"Captain!" rief Andrew, als er bemerkte, wie der Boden unter den Füßen seines Commanders nachgab. Der Schwede wollte bereits einen Satz nach vorne machen, als er das Ausmaß noch rechtzeitig erkannte und den Sprung zurück schaffte. Dennoch reichte er ihm die Hand und unterstützte Jean Levi, als dieser aus dem Loch kletterte.

Vorsichtig tastete sich Andrew an den Rand des Loches, um hinab zu blicken. "Mrs. Palmer? Can you hear me?" Da er keine Antwort erwartete, blickte er zu den anderen: "We must find a way to get down there. Any suggestions which leave us a way up again?"

Peter Aldred

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Der schweigende Stern
« Antwort #234 am: 09.08.2012, 11:43:55 »
Peter war nicht mit der Situation beschäftigt. Seine Gedanken kreisten nach dem Schlaf nicht um ihr Überleben und die Gefahren, welche Cocytos im Greifbaren und Nichtgreifbaren so haben mochte, sondern um die vielen Schriftzeichen, die Palmer entdeckt haben wollte. Was würde sie dort erreichen? Hätte er heute auch so einen mit Eingebung gesegneten Tag, dass die Schriftzeichen quasi schon mit ihm sprachen oder musste er jedem mühsam seine Bedeutung entreißen?

Die Schreie und Rufe von Amanda Palmer - Peter musste sich erst an den neuen Namen gewöhnen - Jean-Levi und Andrew rissen Peter aus seinen Überlegungen. Nur am Rande hatte er ihre Abstürze mitbekommen und nicht schnell genug reagiert. Unsicheren Schrittes bewegte sich Peter auf das Loch zu und half Andrew dabei Jean-Levi beim Klettern zu unterstützen. Dabei warf er auch einen Blick nach unten und schluckte schwer, als er Palmer so merkwürdig verdreht sah. Peter schaute, ob er schon grundsätzlich irgendwelche Verletzungen diagnostizieren konnte[1], auch wenn er ein paar Schritt entfernt war. Dann erst schaute sich Peter sorgsam um[2], ob es noch Stablität am Loch gab, oder einen Ankerpunkt in der näheren Umgebung, welche man zum Halten eines Seils nutzen konnte. Peter ärgerte sich, dass seine geologischen Kenntnis so arg beschränkt war, sodass er sich auf seinen Blick alleine verlassen musste.
 1. Medizin: 0 (mäßig)
 2. Wahrnehmung: -1 (unterdurchschnittlich)
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Jean Levi Biton

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Der schweigende Stern
« Antwort #235 am: 10.08.2012, 10:47:39 »
Mit einem grollenden Ächzen hievte Jean Levi seinen schweren Körper über den brüchigen Absprung, seine breiten Oberarme spannten am Overall, während er nach den helfen Händen von Andrew und Peter griff. "Appreciated," bedankte sich der Commander, und prüfte mit leichtem Tippen der Fußspitzen den Boden unter seinen Füßen, bis er wieder einen festen Stand annahm. Voller Unbehagen drehte er sich zu dem Apsprung um und sah nach unten. Der Anblick der Agentin gefiel ihm gar nicht.

"I'll climb down. As long as the depris doesn't catch me by surprise, I should be fine. Keep your eyes open," sprach Jean Levi in einem festen Ton, ehe er vor dem Abhang in die Hocke ging und nach einem geeigneten Griff suchte.[1]
 1. Körperbeherrschung: 6 vs. 2
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Der schweigende Stern
« Antwort #236 am: 14.08.2012, 22:58:45 »
Andrew rief ihren Namen, doch Mrs. Palmer reagierte nicht auf Ansprache. Sie lag dort unten, halb begraben und rührte sich nicht. Peters medizinischen Kenntnisse waren gering, doch auch so schätzte er, dass Mrs. Palmer entweder schwer verletzt oder tot war. Auch Andrew hatte dies erkannt. Schmerzhaft verkrampfte sich sein Magen[1]. Zwar hatte er sie nicht gekannt und sie hatte sie angegriffen, doch... den Tod wünschte er niemand. Er wußte nicht.... es war so... sinnlos - sie hatten den Asteroiden überlebt, waren nun mittlerweile fast zwei Wochen auf Cocytos, sie hatte sich alleine durchgeschlagen, und starb sie innerhalb von Sekunden und ohne Vorwarnung. Andrew wurde sich auch bewußt, dass auch sie nicht immer gerade sehr vorsichtig gewesen waren. Auch Peter war sehr erschrocken, doch weniger aus Sympathie mit Mrs. Palmer[2].

Jean-Levi war es, der als erster etwas tat. Er stieg die Grube hinunter, die ihn eben noch fast selbst das Leben gekostet hätte. Doch nun war es ungleich leichter, denn der Sand bildete einen Hang und man musste lediglich aufpassen, dass man nicht zu schnell herunterrutschte und stürzte. Er kniete neben Mrs. Palmer und tastete nach dem Puls[3], doch fand ihn nicht. Jean-Levi blickte nach oben und schüttelte Ausdruckslos den Kopf.
 1. 1 Punkt Mentaler Schaden.
 2. 4 Punkte mentaler Schaden.
 3. Medizin +3 vs +1
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Dr. Sergej Pásečnik

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Der schweigende Stern
« Antwort #237 am: 14.08.2012, 23:11:15 »
Der Doktor trat ganz nahe an den Rand der Grube und schaute hinunter auf den reglosen Körper der Frau. Sein Gesicht hatte sich verdunkelt und der Mund war zu einem schmalen Strich geworden. Die Fäußte waren neben dem Körper geballt[1]. Als der Commander in die Grube herunterstieg, tat es ihm der Doktor gleich. Doch seine Bewegungen wirkten behäbig und die anderen rechneten schon damit, dass er abrutschen könnte. Zwischen den Schrecken schob sich wieder das Bild eines Bären, dem Pásečnik irgendwie glich.

Er kniete neben der Agentin nieder und fühlte ebenfalls den Puls am Handgelenk. Dann beugte er sich über sie und legte seinen Mund auf den ihren und begann mit der Reanimation. Nach etwa 5 qualvollen Minuten ließ er von ihr ab. "Dead", war das erste und einzige Wort, dass sprach.

Dann zog er die Leiche von Mrs. Palmer aus dem Schutt und legte sie frei. Für einen Moment blickte er sie an, dann nahm er sein Messer aus dem Astronauten Kitt hervor. Dabei fiel das kleine Notizbüchlein heraus, dass ebenfalls standardmäßig darin war, und fiel auf den Boden. Der Doktor schien es nicht bemerkt zu haben. Dann schnitt er einen langen Schlitz in den Weltraumanzug und legte den Torso frei. "The life crystall.", erklärte er dann. Er holte den kleinen, grünen Kristall aus der Tasche und zerbrach ihn über Mrs Palmer, wie man eine Ei in die Pfanne schlägt. Ein zäher, grüner Schleim tropfte auf Mrs Palmer und zog relativ schnell ein.

Für Minuten geschah nichts. "Nothing happens. This is it.", sagte er resigniert. "I read 'Life after Life' by Raymond Moody[2]. He researched about near death experiences and found that most people experienced some kind of heavenlike feeling or vision after death. But some also saw scenarios of hell. What do you think, Aldred, is Mrs. Palmer in Heaven or in Hell now?", fragt er.
 1. 
Psychologie +2 (Anzeigen)
 2. Life after Life: In diesem Buch beschreibt der Mediziner Raymond Moody seine Erkenntnisse über Nahtod Erfahrungen, die er in Gesprächen mit Patienten gesammelt hat.
« Letzte Änderung: 14.08.2012, 23:42:57 von List »
"Selbst die Ameise kann aus dem toten Philosophen noch etwas nützliches ziehen." - nach Stanislaw Lem

Peter Aldred

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Der schweigende Stern
« Antwort #238 am: 14.08.2012, 23:56:07 »
Peter ließ sich auf seinen Hintern fallen, während der Staub und Dreck neben ihm aufstob. Müde verbarg er seinen Kopf in seinen Händen und atmete schwer. Ihm war nicht nach Weinen zumute, viel mehr nach Schreien vor Wut. All diese Ruhe, die er stets aufzunehmen und auszudrücken versuchte, sie war wie vom Winde verweht. Es war nicht die Tatsache, dass er Mrs. Palmer übermäßig viel Sympathie entgegenbrachte, aber ihr Überleben lag in seinem Interesse. Es ist aber nicht dieses enttäuschte Interesse, welches Peter lähmte. Wütend schlug er mit der Faust auf den Boden und stand wieder auf, er gedachte aus dem Kreis der Gruppe wegzutreten, doch stattdessen starrte er herunten auf den leblosen Körper von Morrison. Er folgte mit den Blicken dem Doktor, der hinabstieg, um seinen Job zu machen.

"Funny, isn't it?", begann Peter mit schwerer, fast beladener Stimme. Er, der als Seelsorger an Bord war, er konnte dies im Moment nicht leisten. Nicht in dem Sinne, wie er hätte für seine Crew da sein müssen. "We were sent for an heroic cause, to disdain oblivion and save huge parts of mankind. First we lost control over own mission and haven't got a proper explanation for losing control and our last travel. Then we discovered that Mrs. Palmer had infiltrated our spaceship. And now someone of us fell, without any great deed, without any reason but chance and a overestimation of one's own capabilities." Peter hatte auch des Doktors Reaktion beachtet, aber nichts dazu gesagt. Was er wohl dacht? Ob er, als er sie nun so untersuchte, daran dachte, dass er sie bereits angeschossen hatte?

Peter schwieg, bis Sergej den Tod von Jane Morrison festgestellt hatte. Er dachte angestrengt über seine Gefühle nach. Ja, er fürchtete sich davor zu sterben, ohne seinem Tod einen Sinn gegeben zu haben. Er dachte darüber nach, wie viele Menschen starben, ohne dass ihr Tod einen erkennbaren Sinn hatte. Der Tod war so häufig willkürlich, wie die tragischen Tode seiner Söhne. Gott nahm auch jene zu sich, deren Tod nicht mit Sinn behaftet waren oder wurden. Vielleicht gäbe es Kompensation im Nachleben, aber einfach so, willkürlich und durch Zufall zu sterben, dieser Gedanke ließ Peter fast blind werden vor Zorn. Er, der ruhige Mönch, fand etwas an sich, dass sich nicht beruhigen ließ, so sehr er sich dem kontemplativen Gebet hingab, der Meditation, der Wissenschaft, dem Gespräch zwischen Menschen, Gott. Nirgendwo fand er ein Linderung, wenn er über dieses Thema nachdachte. Es trieb ihn in den Wahnsinn. Leise murmelte er einen Bibelvers, der ihm einfiel. "...because of the tender mercy of our God, by which the rising sun will come to us from heaven to shine on those living in darkness and in the shadow of death, to guide our feet into the path of peace.[1]" Er blickte auf und ging soweit an den Rand, wie er sich traute und es sicher genug schien. Er versuchte Worte des Mutes zu sprechen, welche eher für ihn bestimmt waren, doch Sergejs Frage unterbrach ihn in diesem geistigen Vorhaben.
"I cannot say, doctor. I did not know her well enough to name her fate, and it isn't mine to decide. But I hope for her that she will find peace now, 'cause she appeared to me as a driven, restless person, caught between spiteful tenderness and intransparent ambition. I felt pity for her as she threatened us the first time and even more as the came to us a second time. I will pray the Lord her soul to take, even in this inhospitable place and time."
Dann bat Peter alle seine Crewmitglieder zu schweigen, damit er ein Gebet für Jane Morrison sprechen konnte. Es war kurz, unpersönlich und einfach der Wunsch, dass der Herr Erbarmen mit ihr zeigen solle.
"I will pray for her a second time, when we bury her."
Und dann würde Peter auch nochmal offen seine Sorgen ansprechen. Wenn er sich öffnete, vielleicht täten die anderes es auch. So beliebig der Tod Mrs. Palmers schien, Peter spürte, dass nicht nur er daran zu knabbern hatte, dass der Tod so unmittelbar und unvorhergesehen über sie kam. Ja, es war keine Heldengeschichte mehr, es war eine Überlebensgeschichte. Daran würde Peter zu knabbern habe. Sein Magen fühlte sich flau an.
 1. Lukas 1, 78-79
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Andrew Petersson

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« Antwort #239 am: 15.08.2012, 09:04:50 »
Auch Andrew ging es sehr nahe, als er Mrs. Palmer dort liegen sah. Als Sergej hinabgeklettert war und ihren Tod feststellte, war er noch immer oben am Rand des Loches, jedoch konnte man bemerken, dass sich seine Hände in die feine Erde am Rand des Loches gruben und er merklich die Luft einzog, als der Doktor so beinahe gefühlskalt die Diagnose feststellte.
Seine Finger hinterließen furchen im Boden, wo er ein Stück der Erde beim Aufstehen mitnahem, jedoch - als er dies selbst zu bemerken schien - diese fallen lies. Dann machte auch er sich daran, den Hang hinab zu klettern.
Der Schwede machte sich anfangs gut, begann jedoch schließlich zu straucheln als sein Fuß sich in einer Wurzel verfing, die der blonde Mann übersehen hatte[1]. Seine Hand suchte bereits einen sicheren Halt, fand keinen und so schrammte der Schwede mit dem Gesicht an der natürlich Wand entlang, bevor er sich unten, am Fuß des Bodens aufhielt.
Fluchend - seine schwedische Muttersprache erlaubte ihm dies ohne dass die anderen es wirklich identifizieren konnten - stößt sich Andrew von der Wand weg und stellt sich neben Commander Biton.
"I am sorry Commander. That should not have happened." entschuldigt sich der Mann bei seinem Vorgesetzten für das Behäbige Hinabklettern. Dann schweigt er jedoch, als Pater Grist anfängt, für die Verstorbene zu beten.
 1. Körperbeherrschung 1 vs. 2
« Letzte Änderung: 15.08.2012, 09:05:23 von Andrew Petersson »

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