Peter ließ sich auf seinen Hintern fallen, während der Staub und Dreck neben ihm aufstob. Müde verbarg er seinen Kopf in seinen Händen und atmete schwer. Ihm war nicht nach Weinen zumute, viel mehr nach Schreien vor Wut. All diese Ruhe, die er stets aufzunehmen und auszudrücken versuchte, sie war wie vom Winde verweht. Es war nicht die Tatsache, dass er Mrs. Palmer übermäßig viel Sympathie entgegenbrachte, aber ihr Überleben lag in seinem Interesse. Es ist aber nicht dieses enttäuschte Interesse, welches Peter lähmte. Wütend schlug er mit der Faust auf den Boden und stand wieder auf, er gedachte aus dem Kreis der Gruppe wegzutreten, doch stattdessen starrte er herunten auf den leblosen Körper von Morrison. Er folgte mit den Blicken dem Doktor, der hinabstieg, um seinen Job zu machen.
"Funny, isn't it?", begann Peter mit schwerer, fast beladener Stimme. Er, der als Seelsorger an Bord war, er konnte dies im Moment nicht leisten. Nicht in dem Sinne, wie er hätte für seine Crew da sein müssen.
"We were sent for an heroic cause, to disdain oblivion and save huge parts of mankind. First we lost control over own mission and haven't got a proper explanation for losing control and our last travel. Then we discovered that Mrs. Palmer had infiltrated our spaceship. And now someone of us fell, without any great deed, without any reason but chance and a overestimation of one's own capabilities." Peter hatte auch des Doktors Reaktion beachtet, aber nichts dazu gesagt. Was er wohl dacht? Ob er, als er sie nun so untersuchte, daran dachte, dass er sie bereits angeschossen hatte?
Peter schwieg, bis Sergej den Tod von Jane Morrison festgestellt hatte. Er dachte angestrengt über seine Gefühle nach. Ja, er fürchtete sich davor zu sterben, ohne seinem Tod einen Sinn gegeben zu haben. Er dachte darüber nach, wie viele Menschen starben, ohne dass ihr Tod einen erkennbaren Sinn hatte. Der Tod war so häufig willkürlich, wie die tragischen Tode seiner Söhne. Gott nahm auch jene zu sich, deren Tod nicht mit Sinn behaftet waren oder wurden. Vielleicht gäbe es Kompensation im Nachleben, aber einfach so, willkürlich und durch Zufall zu sterben, dieser Gedanke ließ Peter fast blind werden vor Zorn. Er, der ruhige Mönch, fand etwas an sich, dass sich nicht beruhigen ließ, so sehr er sich dem kontemplativen Gebet hingab, der Meditation, der Wissenschaft, dem Gespräch zwischen Menschen, Gott. Nirgendwo fand er ein Linderung, wenn er über dieses Thema nachdachte. Es trieb ihn in den Wahnsinn. Leise murmelte er einen Bibelvers, der ihm einfiel.
"...because of the tender mercy of our God, by which the rising sun will come to us from heaven to shine on those living in darkness and in the shadow of death, to guide our feet into the path of peace.[1]" Er blickte auf und ging soweit an den Rand, wie er sich traute und es sicher genug schien. Er versuchte Worte des Mutes zu sprechen, welche eher für ihn bestimmt waren, doch Sergejs Frage unterbrach ihn in diesem geistigen Vorhaben.
"I cannot say, doctor. I did not know her well enough to name her fate, and it isn't mine to decide. But I hope for her that she will find peace now, 'cause she appeared to me as a driven, restless person, caught between spiteful tenderness and intransparent ambition. I felt pity for her as she threatened us the first time and even more as the came to us a second time. I will pray the Lord her soul to take, even in this inhospitable place and time."Dann bat Peter alle seine Crewmitglieder zu schweigen, damit er ein Gebet für Jane Morrison sprechen konnte. Es war kurz, unpersönlich und einfach der Wunsch, dass der Herr Erbarmen mit ihr zeigen solle.
"I will pray for her a second time, when we bury her."Und dann würde Peter auch nochmal offen seine Sorgen ansprechen. Wenn er sich öffnete, vielleicht täten die anderes es auch. So beliebig der Tod Mrs. Palmers schien, Peter spürte, dass nicht nur er daran zu knabbern hatte, dass der Tod so unmittelbar und unvorhergesehen über sie kam. Ja, es war keine Heldengeschichte mehr, es war eine Überlebensgeschichte. Daran würde Peter zu knabbern habe. Sein Magen fühlte sich flau an.