Zweites Kapitel - Willkommen in King's Landing
Die Sonne beginnt bereits am Horizont zu versinken, als die Thalreds sich der Stadt des Königs nähern. Trotz der fortgeschrittenen Stunde zieht noch immer ein stetiger Strom von Menschen durch das Königstor. Viele Reisende betreten die Stadt, aber einige verlassen sie auch wieder. Viele von denen, die das Innere der Mauern hinter sich lassen sind, Adlige oder zumindest Heckenritter, die ihr Lager bereits auf dem gewaltigen Feld vor dem Tor der Stadt aufgeschlagen haben. An den Rändern des Feldes steht schon eine ganze Reihe Zelte. Manche von ihnen sind aus einfachem Segeltuch und tragen keine Wappen, während andere deutlich größer und bunt sind. Die Adligen aus dem Süden erblicken sogar die ein oder andere kleine Zeltstadt von einflussreicheren Häusern, die gleich ein Dutzend große und kleine Zelte mitgebracht haben. Die Männer des Königs sind aber noch immer mit dem Aufbau der Tribüne und der Vorbereitung des Platzes für das Turnier beschäftigt. Vieles ist schon fertig, doch auch vieles ist noch zu tun. So ist ein ganzes Dutzend Arbeiter damit beschäftigt das Feld für die Pferde vorzubereiten, damit keines der Tiere in ein Loch tritt uns so den Reiter ohne Grund zu Fall bringt.
Die Stadt selbst bietet ebenfalls ein beeindruckendes Bild, allerdings ist es nicht so, wie das in den Geschichten, die man sich in der Domäne der Thalreds erzählt. Auch außerhalb der Mauern findet man schon eine ganze Menge Häuser, die meisten in eher schelchtem Zustand. Die Rosenstraße, die auf das Königstor zuläuft, ist bereits gesäumt von ihnen. Die Menschen, die in diesen Häusern leben geben kein besseres Bild ab, als ihre Behausungen. Sie kümmern sich nicht sonderlich um all die Reisenden auf der Straße, sondern gehen ihren Beschäftigungen nach. Manch einer entsorgt Abfall auf die Straße, andere unterhalten sich mit den Nachbarn und überall laufen spielende Kinder zwischen den Reisenden hin und her, bei denen man nicht weiß, ob sie wirklich spielen oder sich nicht doch auf der Jagd nach den Geldbeuteln der Reisenden sind. Die Kinder sind auch die einzigen, die stehen bleiben und den reitenden Adligen mit ihren Augen folgen. Auch wenn Ritter in King's Landing nichts allzu besonderes sind, so ziehen die Thalreds dennoch die Blicke der Kinder auf sich.
Der Geruch von zu vielen Menschen auf zu engem Raum steigt den Reitern in die Nase. Je näher sie den hochaufragenden Mauern kommen, desto merkwürdiger wird der Geruch, der eine Mischung aus Fäkalien, Schweiß, Rausch und Salzwasser ist. Manch einer der Bewohner behauptet sogar, dass sich ein weiterer Duft zwischen diese Gerüche mischt und King's Landing so seine ganz eigene Note verschafft: der Duft des Verrats.
Das Königstor selbst wird von einigen Mitgliedern der Stadtwache, die die Namensgebenden goldenen Mäntel tragen bewacht. Die Männer befragen viele der Reisenden, sonderlich gründlich scheinen sie dabei allerdings nicht zu sein. Die schiere Menge an Menschen, die auf das Tor zuströmen, sorgen dafür, dass eine gründliche Prüfung aller Reisenden viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Einzig Wagen werden von den Wächtern etwas gründlicher untersucht und eine Zeit lang aufgehalten um zu ermitteln, was sie geladen haben.