Taeren verflucht den Tag seiner Geburt. Das Leben auf See ist hart, das hat er schon zuvor gewusst, jedoch ist ihm noch nie ein Dienst wie dieser auf der Wurmholz untergekommen.
Auch Stürme hat er schon zuvor erlebt, doch in seinem jetzigen Zustand ist er sich schmerzlich bewusst, dass er allen Göttern nur dafür danken könnte, sollte er überleben. Noch mehr tot als lebendig vom Kielholen am vergangenen Tag, vollkommen übermüdet, da ihm nach schwerer Arbeit noch nicht einmal etwas Schlaf zugestanden wurde, weil er als Nachtwache auch noch auf die Ruhe an Bord und auf Fischfinger hatte aufpassen müssen, und auch leidend, weil es keinen Rum gibt, beginnt Taeren seine Arbeit im Sturm. Jedoch zerrt der Rumentzug glücklichlicherweise - wenn man es so sehen will - heute erst einmal nur an seiner Moral, anstatt ihn zusätzlich auch körperlich zuzusetzen.
[1] Nun heißt es, sich durchzubeißen. Auch wenn es für den schon verausgabten Taldan hart ist und ihn immer wieder auf's Neue Überwindung kostet, setzt er alles ein, was er weiß und kann, um seinen Beitrag gegen den Zorn der See zu leisten.
[2] Er ist sich bewusst, was zu tun ist, jedoch versucht er, keinen der Befehle, die man ihm gibt, zu übersehen. Der Himmel hat alle Schleusen geöffnet, so wie es scheint, denn Taeren kommt es beinahe so vor, als wäre er komplett unter Wasser. Der Regen schlägt ihm hart ins Gesicht und Wasserfälle strömen von der Krempe seines Dreispitzes hinab in sein Sichtfeld, während er mit seiner Arbeit kämpft und sich allein darauf konzentriert. Er weiß, dass nichts anderes nun Priorität hat.
Ein Tritt in seine Seite reißt Taeren ins Geschehen an Bord zurück. Plugg steht über ihm, mit wutverzerrter Fratze, und brüllt ihm Worte entgegen, die Taeren nicht hört, da sie im Rauschen und Peitschen des Sturms untergehen. Der Taldan wird sich bewusst, dass er auf den Planken des Decks liegt und das Tauende halb unter sich begräbt, das er gerade noch in der Hand gehalten haben muss. Er scheint eingenickt zu sein. Hastig rappelt er sich auf, selbst verärgert und auch etwas erschrocken über sich selbst.
"Ich muss besser aufpassen", ist ihm bewusst.
"Arrr, sonst bekomm' ich gleich wirklich die Gelegenheit, Pharasma unter'n Rock zu gucken!", erinnert er sich an Scourges Spott am ersten Tag, denn dieser bärtige Fischkopf läuft gerade an Taeren vorbei.
Benommen und schlaftrunken macht Taeren weiter. Ihm ist bis eben nicht bewusst gewesen, dass er wohl schon im Dämmerzustand gewesen sein muss. Die Arbeit hat ihn scheinbar zu sehr abgelenkt und der Schlaf hat ihn überraschend getroffen. Doch nun ist er sich seiner Erschöpfung bewusst und kämpft umso mehr mit sich, bis er endlich an der Reihe ist, unter Deck zu gehen, etwas zu essen und zu trinken (nun ist er an dem Punkt angelangt, jemanden töten zu wollen, um an Rum zu kommen, auch wenn er dadurch selbst abgestochen werden würde) und auch kurz zu verschnaufen.
Doch die Pause hat kaum gereicht, um zu Kräften zu kommen. Die Müdigkeit, die Taerens Körper befallen hat, steckt tief in seinen Knochen, als seine zweite Schicht anfängt. Seine Arme und Beine sind schwer, seine Bewegungen fahrig und träge, sodass er immer wieder mit den Händen von den Tauen anrutscht, an denen er seine Arbeit verrichtet,
[3] und immer wenn er zum nächsten Ort eilt, an dem er gebraucht wird, stolpert er von einem Gegenstand - sei es ein Mast, die Reling, Taue, festgeschnürte Fässer oder die Takelage - zum nächsten, an denen er Halt findet, um nicht zusammenzubrechen. Dabei macht es ihm der Seegang erheblich schwerer. Auch wenn er erfahren mit dem Leben auf See ist, nützt ihm das aufgrund seiner körperlichen Verfassung herzlich wenig.
Schließlich verheddert sich einer von Taerens Stiefeln in einem Tau und er schlägt längs hin, um zwischen Seilrollen nahe des Großmastes liegen zu bleiben. Der Sturm reißt an ihm und lässt eine Sintflut an Wasser auf ihn hinabstürzen, jedoch vermag ihn das und die Angst, von Bord zu gehen, nicht wach zu halten.
[4] Vollkommen erschöpft, schafft Taeren es nicht, sich nur noch ein Stück zu bewegen und sich zu zwingen, wieder aufzustehen, bevor die See ihn erbarmungslos in Desnas Reich wiegt.