DnD-Gate Online Games

Archiv => Archiv - Online-RPGs Pathfinder => Rōnin: Ehre und Tod => Thema gestartet von: Taris am 23.11.2017, 16:27:53

Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 23.11.2017, 16:27:53
1. Akt: Eine klare Winternacht

(https://pre00.deviantart.net/b7c4/th/pre/f/2015/282/9/0/officer_s_lodge_by_najtkriss-d9cgcog.jpg)



Es war bereits ein gutes Jahr vergangen seit der Shōgun Lord Hikomotō Nishio, dem Herrn der zwei Männer und der Ehemann der Frau, die sich in dieser mondlosen Winternacht einzeln dem kleinen verwitterten Tempel nördlich von Edo näherten, den Befehl gegeben hatte, Seppuku zu begehen und sich in sein eigenes Tanto zu stürzen, weil er vor den Augen des Shōguns sein Schwert gezogen hatte, um den finsteren Lord Kôno Kazumorō anzugreifen. Der Zorn von Lord Hikomotō war zwar verständlich gewesen, hatte dieser doch öffentlich die Ehre und Treue seiner Frau in Frage gestellt, doch er war dabei ein Opfer des verschlagenen Planes von Lord Kôno geworden, der die Naivität des jungen Daimyō ausgenutzt und die Attacke absichtlich provoziert hatte. Der Shōgun hatte nur das Gesetz befolgt, denn so eine ungeheure Tat, solch eine Gefährdung des Shōguns konnte nicht ungestraft bleiben. Das wussten auch seine Frau und seine Gefolgsleute. Die Schande jedoch, dass der Besitz und die Ländereien von Lord Hikomotō an Lord Kôno gingen, sie - die treuen Diener von Lord Hikomotō - herrenlos wurden und Lord Kôno völlig unbeschadet aus seinem Komplott, das er nur aus Neid auf die Jugend und den edlen, gütigen und stolzen Charakter von Lord Hikomotō angezettelt hatte, hervorgegangen war, musste unbedingt getilgt werden.
Ein Jahr lang hatten sich die Drei vorbereitet, gewartet und Lord Kôno in falscher Sicherheit gewogen. Sie hatten Spott und Beschimpfungen über sich ergehen lassen, um auf die perfekte Gelegenheit zu warten, Lord Kôno Kazumorō in seinem Anwesen in Edo, der Hauptstadt des Shōgunats, anzugreifen. Als Versammlungsort hatten die Drei den alten Familientempel des Hikomotō-Clans gewählt. Allein ihre Anwesenheit auf den ehemaligen Ländereien ihres Fürsten, konnte ihren Kopf kosten, hatte Lord Kôno dies doch höhnisch allen Gefolgsleuten des durch seine Intrige in den Selbstmord getriebenen Lord Hikomotō  versprochen, wenn sie es wagen sollten, jemals wieder einen Fuß auf dessen frühere Güter zu setzen. Dies war den drei Rōnin jedoch gleichgültig, denn sie hatten ihrem Leben schon abgeschworen. Es galt nur noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen: Lord Kôno Kazumorō musste sterben und die Ehre des Hauses Hikomotō wiederhergestellt werden.
Titel: 1. Akt: Eine klare Winternacht
Beitrag von: Taris am 25.12.2017, 15:03:41
Auf dem Weg ließen die Drei das vergangene Jahr noch einmal vor ihrem geistigen Auge Revue passieren.

Hikomotō Mai kam als erste an dem Tempel an, der einmal ihrer Familie gehört hatte. Wagemut war nicht immer ihr hervorstechendstes Attribut gewesen, doch seit ihr Mann gestorben war, gab es nur noch einen Gedanken in ihrem Kopf: Rache. Doch wenn sie ihren Plan durchsetzten wollten, würden sie einen Plan von dem Gebäude beschaffen müssen. So war es Mai gewesen, die sich in das Anwesen geschlichen hatte. Es ging hauptsächlich darum die Räume zu untersuchen: wo kam man durch, welcher Raum war das Schlafgemach, die Küche und vor allem wo waren Wachen postiert. Mai hatte einen halben Tag im Anwesen verbrachte und  versucht sich so gut es ging alles einzuprägen. Das in den Außenbezirken von Edo gelegene Anwesen ihres Feindes war eine kleine Festung, auch wenn die Wachtürme fehlten. Es war ein größerer ummauerter  Komplex, an dessen Außenmauer ringsum einstöckige Gebäude angesiedelt waren. Es gab einen Stall, ein Badehaus und diverse Nutz- und Wohnräume, sodass auch die Familien der Samurai und höheren Diener dort leben konnten. Frei auf dem parkähnlichen Gelände waren auch ein Teehaus und ein Tempel aufgestellt worden. In der Mitte des Anwesen stand dagegen eine kleine Burg, die von einem Wasserlauf umschlossen war und die nur über eine Brücke betreten werden konnte. Offenbar war sie schon deutlich älter als der Rest der Anlage, die erst in jüngerer Zeit mit dem Aufstieg von Fürst Kono erweitert worden war. Sie hatte einen ummauerten Vorhof, über den es zum inneren Bereich ging. Das größte Gebäude in dem Anwesen war der dreistöckige Wohnturm der Burg. Nach Mais Einschätzung konnten grundsätzlich sehr viele Wachen und Diener in dem Anwesen unterkommen, wie viele tatsächlich da waren, konnte sie aber zunächst nicht bestimmen. Mai hatte am nächsten Tag erneut versucht in das Anwesen einzudringen, doch sie wurde direkt von einer der Wachen abgefangen. Ihre Verkleidung als Dienstmagd war nicht gut genug gewesen und logischerweise wurde das innere des Wohnbereichs besser bewacht als das Äußere. Glücklicherweise hatte sich die Witwe des verstorbenen Fürsten noch einmal aus der Situation herausreden können ohne Aufsehen zu erregen. Einige Wochen später hatte sich Mai erneut durch Konos Anwesen geschlichen. Diesmal war ihre Verkleidung gut genug gwesen, als dass sie selbst in die Burg selbst vordringen konnte. Zu ihrem Erschrecken hatte sie eine Frau beobachtet, die gerade eine Bedienstete zur Schnecke machte. Im Nachhinein hatte sie erfahren, dass dies die Mätresse von Kono gewesen war. Dies hatte sie sehr beunruhigt, denn die Frau hatte augenscheinlich magische Kräfte und es ging eine dunkle Aura von ihr aus. Die arme Dienerin hatte völlig unfähig gewirkt, sich den anmaßenden Worten der Frau zu widersetzen, obwohl sie ihr eigentlich nicht ihr, sondern der Frau von Fürst Kono Gefolgschaft schuldete.
Titel: 1. Akt: Eine klare Winternacht
Beitrag von: Taris am 25.12.2017, 15:05:43
Matsukura hingegen hatte sich selbst zum Fokus ermahnt, nach der unschönen Unterredung mit Frau Kikkawa.
Er hatte sich an die Lehren seines alten Meisters erinnert. Diese Lehre besagte, dass der erste Schritt immer das sorgfältige Beobachten sein musste. Und so war der Ronin zu dieser und jener Stunde in der Nähe des Hauses umhergewandert, scheinbar in tiefer Kontemplation versunken, um das Anwesen und das Umfeld des Anwesens zu beobachten. Sein Blick war scharf gewesen, doch er hatte sich auch unscheinbar, heruntergekommen und desinteressiert verhalten.

Dabei hatte er sich auch die eher unauffälligen Gegenden ausgeschaut, sich in den Dämmerungsphasen und des Nächtens genähert und auch erhöhte Punkte gesucht, von denen er sich einen brauchbaren Überblick über die Anlage hatte verschaffen können. Er war gar nicht darum herumgekommen, zu bemerken, dass die Wachen gelangweilt und aufmerksam wirkten. Dass sie auf dem Innenhof nicht einmal Rüstungen hatten, hatte davon gezeugt, dass sie dieser Tage nicht mit einem Angriff oder einer Gefahr rechneten. Das Überraschungsmoment würde auf ihrer Seite sein.

Nachdem er die Bewegungen der Wachen und ihre Anzahl grob studiert hatte, hatte sich der Ronin weiter auf seine Augen verlassen. Nichts hätte ihn dazu bewegen können, sich jetzt schon mit den Bewohnern dieses Komplexes in sozialer Art zu beschäftigen, schließlich hatte er sich von sich selbst befürchten müssen, zu diesem Zeitpunkt die Nerven zu verlieren und die Klinge zu ziehen, wenn etwas schief ginge. Und dann würde er den Fehler seines Herren auf tragische Weise wiederholen müssen. Stattdessen hatte er an den unterschiedlichen Positionen, von denen er das Haus aus beobachten konnte, meditiert und sich Gedanken gemacht, wie er nur mit der Gabe der ruhigen, aber zielführenden Beobachtung weitere Informationen gewinnen konnte. Während er also auch weiter die Wachen beobachtet hatte, bemächtigte sich seine Erfahrung seiner Beobachtungsgabe. Jahrelang hatte er für seinen Herren temporäre Fortifikationsanlagen im Feld konzipiert und auch an den Sicherheitsmaßnahmen der eigenen Festung mitgearbeitet. In Häuserkämpfen hatte ihm sein Wissen über die Baukunst immer geholfen, und so hatte er sich erhofft, dass er aufgrund dieses Wissens den Hausaufbau Konos verstand und so leichter die oder zumindest einige Schwachstellen der gesamten Anlage identifizieren konnte. Doch nach einer Weile hatte er bemerkt, dass einer der Wachen ihn auf dem Dach gesehen und ihn seinerseits beobachtet hatte. Nur seiner Willensstärke war es zu verdanken gewesen, dass er noch zwei Stunden in Meditationspose gesessen hatte und so als Meditierender und nicht als Spion durchgegangen war. So hatte er wieder unbehelligt verschwinden können, bevor sein Auftauchen bleibenderen Eindruck hinterlassen hatte. Da die Entdeckung durch die Wachen seine Beobachtungsposten kompromittiert hatte, hatte er in der Folge davon absehen müssen, einfach nur durch Beobachtung voranzukommen.

Doch sobald die Phase der Beobachtung vorüber war, hatte alles nach den ersten Aktivitäten gerufen.
Zwar hatte durchaus eine große Gefahr in der Tat bestanden, doch er ließ aufgrund seiner großen martialischen Fähigkeiten sein Schwert daheim. Wie viele am Wesen des Krieges und des Kriegers interessierte Samurai hatte er sich in den Sanften Weg einweisen lassen und seit jeher hatte er sich darum bemüht, das Nachgeben, um zu siegen als Prinzip zu beherrschen. In diesem Fall hatte er augenscheinlich nachgegeben, weil er in aller Heimlichkeit und ohne Schwert in das Anwesen eingedrungen war, allerdings war dies nur eine List gewesen, denn er hätte sich auch mit der Faust, einem Armhebel oder gar einem Würgegriff wehren können. Und so hatte er doch versucht, in direktem Kontakt mit dem Zielort weitere informationen zu sammeln, auch wenn es ihm erst zu gefährlich gewesen war.

Dass Spionage seit jeher ein großer Part der Kunst des Krieges gewesen war, hatten viele Samurai nicht ausreichend beherzigt. Viele neuere Denkrichtungen hatten sich mit der Form und Ästhetik des Schwertkampfes, mit dem höfischen Zeremoniell und einseitig mit der Rolle der Loyalität des Samurai befasst, nicht so Matsukura, der seine Augen offen gehalten hatte für jedwede Strömung, Denkrichtung und Philosophie zum Thema Krieg, Waffe und Information. Er hatte sich in der Kunst der Heimlichkeit, der Subtilität und der Zurückhaltung geschult. Wohl die einzige Sache, in der er seinem Herren überlegen gewesen war.

Und so hatte er das Anwesen durchschritten auf leisen Sohlen, mit unendlicher Geduld und viele der Räumlichkeit in Augenschein genommen, sich endlich einen Eindruck des Hauses machen können, nachdem sein theoretisches Denken über das Haus gescheitert gewesen war. Nach Abschluss seines erfolgreichen Rundganges war es dann Zeit gewesen, endlich wieder einmal Hikomotō Mai aufzusuchen, die er seit dem Tod seines Fürsten kaum mehr gesehen hatte. Doch sie kannten sich gut genug, um zu wissen, dass sie ihr Wissen ergänzen konnten und so war es ihnen gelungen, gemeinsam eine Karte des Anwesens zu Planungszwecken zusammenzufügen. Befähigt, eine wahre Strategie für ihren Rachefeldzug zu entwickelt.
Titel: 1. Akt: Eine klare Winternacht
Beitrag von: Taris am 25.12.2017, 15:09:37
Auch Iwamori Dokai dachte darüber nach, was er in Erfahrung gebracht hatte.

Seine Gedanken waren vor allem von dem Wunsch nach Rache bestimmt. Rache war in Dokais Herzen, Rache war in Dokais Gedanken, Rache war auf Dokais Klinge. Kôno Kazumorō  hatte seinen Herrn hintergangen, er hatte seinem Herrn die Ehre geraubt und die Unverfrorenheit besessen den Namen des Kaisers als Klinge zu missbrauchen. Für diesen Feigen Angriff verdiente Kazumorō den Tod und Dokai würde diesen bringen. Doch ein direkter Angriff würde nicht erfolgreich sein, auch Dokai der kein Gelehrter war, verstand dies nur zu gut, es gab zu viele Hindernisse. Doch bevor man diese Hindernisse aus den Weg räumen konnte, musste man erst herausfinden, wer genau diese Hindernisse waren.

Dies hatte er nach Kräften getan. Iwamori Dokai hatte sich vorsichtig bei seinen alten Kontakten über die wichtigsten Leute in Kôno Kazumorō's Umgebung, seine Samurai, seine Berater, seine Shinobi informiert. Dokais erste Untersuchung hatte interessante Informationen zutage gebracht, so hatte er erfahren, dass nicht alle Bediensteten auf dem Anwesen Konos so harmlos waren wie sie zu sein schienen, da sich eine beträchtliche Anzahl von Shinobi in ihren Reihen befanden. Auch hatte er herausgefunden, dass sich mindestens sechzehn Samurai, zu jeder Tages und Nachtzeit, auf dem Gelände aufhielten.
Doch es waren nicht nur schlechte Nachrichten, die Dokai hervorbrachte, so hatte er erfahren, dass Kono bei seinen Nachbarn sehr verhasst war. Er rechnete sich aus, dass sie - falls sie den Angriff auf das Anwesen bemerken sollten - die Truppen des Shoguns sehr wahrscheinlich nicht zur Hilfe holen würden.
Nach Ansicht des Ronin waren Konos Nachbarn, ein Brunnen, der noch einiges an Wasser führte, wenn man behutsam genug vorging. Wie Dokai es vermutet hatte, waren sie tatsächlich ein Quell an Informationen, doch das Schicksal seines Fürsten hatte sie aufgescheucht, wie das Wild im Wald, welches beim Klang einer Bogensehne das Weite suchte, wodurch das Einholen von weiteren Informationen nicht so leicht von statten ging, wie er es sich erhofft hatte. Trotz mehrfacher Zusicherung seiner Verschwiegenheit hatte der Ronin nur geringe Fortschritte erzielen können, natürlich hielt er seine Emotionen im Zaum und blieb höflich, alles andere hätten seinem Meister und seinem Fürsten Schande gebracht. Dokai hatte sich vielmehr in Geduld gebübt als er die Nachbarn des Verräters bearbeitet hatte, ihnen gut zugesprochen und ihre Angst vor Kono geschürt hatte, denn wer konnte mit Sicherheit sagen, dass sie nicht sein nächstes Opfer waren.
Die Nachbarn des Verräters hatten sich dabei sich eine ergiebige Quelle an Informationen erwiesen, Dokai hatte gut gewählt. Der Ronin hatte erfahren, dass die meisten Wächter im Hause Konos nicht viel taugten. Sie waren vom Einfluss ihres Meisters geblendet und glaubten, kein Pfeil würde sie je treffen. Sie waren arrogant genug, um den Einfluss ihres Herrn mit ihrem eigenen zu verwechseln und waren auch dem Sake sehr zugetan.
Des weiteren hatte Dokai in Erfahrung bringen können, dass Lord Konos Frau mit ihrem Gemahl nicht in Harmonie lebte und das sie seinen Zorn und seine Ambitionen so sehr fürchtete, dass sie kaum ihr Zimmer verließ. Beflügelt durch diese reiche Ernte, hatte sich Iwamori Dokai respektvoll bei den Nachbarn Konos bedankt, er hatte hier alles in Erfahrung gebracht, was er hier in Erfahrung bringen konnte. Ihm blieb nur Konos Diener mit äußerster Vorsicht direkt zu befragen, aber es hatte sich keine gute Gelegenheit mehr hierzu ergeben.
Titel: 1. Akt: Eine klare Winternacht
Beitrag von: Taris am 03.01.2018, 13:36:56
Fern von den hellerleuchteten Anwesen und Häusern der großen Samurai-Clans tauchte das kleine Gebäude in dem leichten Schnellfall vor den Dreien auf. Nur wenig Licht schien aus ihm hervor und erste Spuren des Verfalls hatten bereits eingesetzt. Der alte Priester, der noch immer hier lebte, begrüßte sie schwach und gebot ihnen, einzutreten. Es war soweit. Die Nacht der Rache war gekommen.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 09.01.2018, 16:43:19
Sorgsam zog Mai ihren Mantel fester um ihre Schultern. Einerseits um nicht erkannt zu werden; selbst hier, wo es keine beobachtenden Augen geben solle; und um sich gegen die kühle Nacht zu schützen. Es war ein merkwürdiges, kaum zu beschreibendes Gefühl wieder bewusst ihren Boden, den Boden, der ihrem Mann gehört hatte, zu betreten, als wäre es ihr eigener.

Den alten Mönch gegenüber deutete sie eine leichte Verbeugung an. Immerhin ging er ein Risiko für sie ein, aber er war einfach nur ein alter Diener, jemand der ihr Loyalität schuldete. Nachdem sie sich ihrer Sandalen entledigt hatte suchte sie sich einen Platz von der aus sie den Eingang im Blick behalten konnte und schloß die Augen, bis ihre Mitstreiter eintrafen. Im Kopf ging sie immer und immer wieder ihre Informationen durch und versuchte sich darüber klar zu werden, wie sie es schaffen sollten, schaffen würden Rache zu üben.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 09.01.2018, 18:19:50
Leise knirschte der Schnee unter seinen Holzschuhen. Die Geta hielten den kalten Schnee von seinen Füßen fern und ein geübter Beobachter mochte feststellen, dass er sich gewandt und ungewohnt leichtfüßig auf diesen hölzernen, einfachen Schuhen bewegte, obwohl jeder Schritt fest und entschlossen wirkte. Er war kein Tänzer, sondern ein Mann, der sich alsbald seinem eigenem Tod stellen würde.

Die Schwerter waren frisch geschliffen, seine Haare und seinen Bart hatte er das erste Mal seit einer langen Zeit wieder einigermaßen gepflegt. Hygiene, auch im Akt des Sterbens, verstärkte die Wirkung eines würdevollen Abgangs. Nur einen neuen Kimono hatte er sich nicht zugelegt. Er trug dieselbe Kombination aus zwei verschlissenen Kimonos, die er seit dem Ende seines Fürsten immer trug.

Als das Gebäude in Sicht kam, bemerkte er, dass er fror. Aber das zeichnete sich nicht in seinem Gesicht ab. Stattdessen griff er eine eingenähte Innentasche und nahm einen rot angemalten Go-Stein hervor und betrachtete ihn, während er die letzten Schritte ging. Er hielt ihn gegen das dämmrige Licht, welches immer wieder vom Schneefall unterbrochen wurde. Dann steckte er den Stein wieder in die Tasche, als er Hikomotō Mai sah. Vor ihr und dem Mönch verneigte er sich tief und respektvoll, legte dann jedoch demonstrativ seine Hand an seine Schwerter.
"Herrin, der Morgen der Rache ist angebrochen."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Iwamori Dokai am 09.01.2018, 20:32:01
Zielstrebig bewegte sich der Mann, der den Namen Iwamori Dokai trug durch den Schnee, anders als mach andere Samurai besaß er keine elegante Ausstrahlung, auch tänzelte er nicht leichtfüßig über den Schnee, seine Bewegungen glichen eher denen eines Raubtiers, das selbstsicher seiner Beute nachsetzte.

Der Samurai schreitete in voller Rüstung durch den Schnee, er war für den Kampf gerüstet, das war Iwamori Dokai immer, in seinen Auge konnte man Vorfreude sehen, den Iwamori Dokai sehnte sich nach dem Schlachtfeld, dies war auch nichts neues, doch dieses Schlachtfeld war anders als die davor, den in seinen Augen war nicht nur Vorfreude zu sehen sondern auch Trauer und Zorn, dieses Schlachtfeld würde sein letztes sein.

Und so teilte sich der Vorhang aus Schnee wie durch ein Schwert zerschnitten, als er über die Schwelle trat die in die Heimstatt seines Herren. Der Samurai neigte sein Haupt vor dem Mönch und dem anderen Samurai und verbeugte sich vor der Dame Hikomotō Mai, das was sie zu tun hatten bedurfte keiner weiteren Worte, heute würden sie seinen Fürsten rächen, heute würde das Blut des heimtückischen Kôno Kazumorō fließen.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 10.01.2018, 16:16:36
Der alte Priester ließ sich es sich nicht anmerken, falls er beim Wiedersehen der Ehefrau und alten Verbündeten seines verstorbenen Herren Freude verspürte. Er war ein Einsiedler und kein besonders gesprächiger Mann und beließ es bei seinen Worten und Gesten beim allernötigsten. Vielleicht wollte er auch einfach nicht die konzentrierte Stimmung stören, denn er verstand auch ohne dass dies erwähnt werden musste, welche schwere Aufgaben vor den dreien lag und welches Opfer sie bereits zu geben waren. Sein Schweigen war seine Art, den beiden Männern und der Frau seine Achtung entgegenzubringen. Er kümmerte sich daher zunächst darum, das in einer Schale in der Mitte des Raumes brennende kleine Feuer am Laufen zu halten und nur ab und zu murmelte er einige religiöse Worte vor sich hin.
Es dauerte eine ganze Weile bis er schließlich das Wort ergriff. "Herrin," sagte er leise zu Hikomotō Mai. "Ich habe lange überlegt, ob ich Euch dies zeigen soll, aber Ihr sollt wissen, dass ein Teil Eures Ehemannes noch immer hier ist." Mit diesen Worten warf er eine Hand voll Kräuter in die Feuerschale, die sofort in stark nach Harzen und Ölen riechenden, bläulichen Rauchwolke aufgingen, die sich binnen weniger Sekunden verflüchtigte. Für einen kurzen Moment jedoch hatten Iwamori Dokai, Matsukura Tadakatsu und Hikomotō Mai den Eindruck, im Rauch das gequälte Gesicht von Lord Hikomotō Nishio zu sehen, das sich vor Schmerzen wand.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 14.01.2018, 17:44:57
Etwas erschrocken schaute Mai auf die Rauchwolke mit dem Gesicht ihres Mannes. Zuerst fiel ihr nichts ein als sich in diese Richtung zu verbeugen, auch um ihr Gesicht zu verbergen. Einerseits um den Anderen ihren Schrecken nicht zu zeigen und anderseits um nicht zu offenbaren, dass es eigentlich keine Gefühle für ihren Mann gab, auch wenn es eigentlich allgemein bekannt war, nur ihr Mann schien es nicht gewusst zu haben.

Mai musste mehrere Mal tief durchatmen um sich wieder zu beruhigen bevor ihren Oberkörper wieder anhob: "Rache... deswegen haben wir uns hier versammelt um die Ehre meines Mannes und unsere wieder herzustellen. Eure Pflicht hat euch hierher geführt und ich danke euch, dass ihr sie nicht vergessen habt; im Vergleich zu manch anderem."

Mai begann langsam zu erzählen, hauptsächlich, über ihre Erfahrungen in Konos Anwesen: "Wir werden in das Anwesen eindringen müssen. Die Wachen werden ein Problem sein, auch wenn sie euren Fähigkeiten nicht gewachsen sind. Wir werden sehen müssen wie wir einen Vorteil herausholen können. Den Lieferanten für Lebensmittel habe ich ausfindig gemacht. Wir könnten versuchen in die Saelieferung für die Wachen ein Kraut zu schmuggeln. Es gibt solche die sie unachtsamer machen würden ohne, dass es jemand merkt. Wir müssten nur eine Kräuterfrau mit den entsprechenden Reserven finden."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 15.01.2018, 07:43:46
Matsukura musste sich bemühen, seine Fassung zu behalten, als eine Emanation des Schmerzes und des Leids in den Flammen auftauchte; die verzerrte Fratze seines Herren durch Feuer und Rauch wahrnehmend. Doch auch, wenn es nur eine Emanation war - und eine kraftvolle Erinnerung, weshalb sie sich hier versammelt hatten - war Demut gefordert, sodass Matsukura sich lange verbeugte im formvollendeten Winkel, wie die Etikette es vorschrieb.

Als das Aufwallen aus Erinnerung und Pein vorüber war, hörte er seiner Herrin zu. Matsukura kam nicht umhin, innerlich zu bemerken, wie ungewöhnlich es für eine Frau war, diesen entscheidenden Schritt zu gehen. Seine eigene Frau hatte nicht die Stärke besessen, ihn durch diese Zeit zu begleiten und hatte versucht, ihn davon abzubringen. Doch Hikomotō Mai war anders. Sie erkannte die Bedeutung ihres verstorbenen Mannes und die Sache der Ehre an. Das rang Tadakatsu Respekt ab. Und hatte ihr Wort auch einen gewissen Vorrang vor seinem und Iwamoris; zumindest für ihn selbst.

"Habt Dank für eure Worte, Herrin. Doch noch haben wir die Tat nicht für uns sprechen lassen. Erst, wenn das Notwendige getan ist, will ich selbstzufrieden sein.", bemerkte er durchaus selbstkritisch. Schwer liegt sein Gespräch mit seiner Frau auf seinen Schultern, doch er will sich das nicht zu sehr anmerken lassen. Also hebt er die Verbeugung vor dem Feuer auf und versucht Tatendrang zu versprühen. "Ist noch etwas zu tun, außer ein letztes Gebet zu sprechen, unsere Ahnen um Beistand zu bitten und dann zu blutig Werk aufzubrechen?"
Seine Hand wanderte zurück an den Griff seines Katana.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Iwamori Dokai am 15.01.2018, 20:00:11
Als Iwamori Dokai den Geist seines Fürsten sah. konnte er nicht an sich halten. Was er sah war für ihn unerträglich, seinen Fürsten in solch einem Zustand zu sehen, gefangen durch die Ketten der Schande, voller Wut und Schmerz, nicht Fähig auf die nächste Ebenen weiter zu ziehen. Der treue Gefolgsmann konnte nicht anders als vor der Erscheinung auf die Knie zu gehen, während er mit seine Stirn mehrmals auf den Boden Schlug und seinem Herrn versicherte, dass er Ihn rächen und seine ehre wieder herstellen würde.

Als er sich endlich erhob, waren seine Augen leicht gerötet. Er hörte die Worte der Lady Hikomotō Mai und nickte zustimmen, auch er wusste das die Wachen des Schurken dem Sake stark zu sprachen und weder Matsukura Tadakatsu noch ihm im Kampf gewachsen waren, auch wenn er den anderen Samurai persönlich nicht gut kannte, hatte er bereits von seine Findigkeit im Kampf gehört.

"Die Aussage der Herrin Hikomotō Mai, waren klar und direkt, sie bedürfen keiner weiteren Worte meinerseits."
Mit diesen Worten verbeugte sich der Samurai vor Ehefrau seines Fürsten.

Wie viele andere, wusste auch Iwamori Dokai um die Gefühle der Lady Hikomotō Mai zu seinem Herren oder das Fehlen dieser, doch dies war unwichtig, in den großen Häusern bei den Lords und Ladys waren Gefühle nur eine Nebensächlichkeit, es ging um Politik, um Macht, aber auch um Ehre und Loyalität und genau diese Ehre und Loyalität stellte Hikomotō Mai hier zur schau, das war alles was zählte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 15.01.2018, 20:32:30
Nachdem die drei Verschworenen eine Weile in aller Stille und konzentriert in die Flammen geschaut hatten, ergriff der Priester zum Abschluss noch einmal das Wort. "Der Worte sind fürwahr genug gewechselt...es ist alles gesagt, was gesagt werden musste. Ich kann weder gut heißen, noch verurteilen, was ihr vorhabt, doch da ihr bereits fest entschlossen seid, zu tun, was die Ehre befiehlt, hoffe ich, dass euer Unterfangen um Lord Hikomotō Nishio Seele Willen Erfolg hat. Lasst mich nun für euch beten." Der Mann deutete den beiden Männern und der Frau sich zu setzen. Mai kniete sich daraufhin auf eine Reisigmatten während die beiden Männer einen Schneidersitz einnahmen. Der Priester nahm ihnen gegenüber Platz und sprach dann ein längeres Gebet, bei dem er um das Wohlergehen der Seelen der drei Ronin und des verstorbenen Lord Hikomotō im Jenseits bat. Dann war es vorbei. Der Priester stand auf und verbeugte sich zum Abschied. "Lebt wohl", sagte er noch als Iwamori Dokai, Matsukura Tadakatsu und Hikomotō Mai den vom Geruch von Rauchwerk erfüllten Tempel verließen und hinaus ins Freie traten, wo sie unter einem sternklaren Himmel die kalte, aber auch erfrischende Winterluft umfing. Sie schauten sich noch einmal an, nickten einander zu und machten sich dann auf Weg. Die absolute Stille der Nacht wurde nur von dem leisen Knirschen des Schnees durchbrochen, den die festen Schritte der Drei in der weißgedeckten Landschaft hinterließen.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 17.01.2018, 20:09:24
Sie liefen nicht übermäßig schnell, aber dafür festen Schrittes fast einmal durch die ganze Stadt, denn das Ziel ihres Weges lag am anderen Ende von Edo. Es war Winter und mitten in der Nacht, sodass die Straßen weit weniger voll waren als sonst, doch sie waren nicht die einzigen Menschen, die unterwegs waren. Es waren jedoch vor allem Männer unterwegs, die in einer der zahlreichen Teestuben und Sake-Schenken die Woche ausklingen ließen. Dokai und Tadakatsu fielen nicht weiter auf, doch die attraktive Mai zog einige Blicke auf sich. Angesichts der beiden bewaffneten Männer kam ihnen aber niemand zu nahe.
Die Drei waren schon eine ganze Weile unterwegs als sie einer Patroille von fünf Shogunatssoldaten in die Arme lief. Diese hatten eine Straße abgesperrt und fragten - offenbar willkürlich und ohne einen zu erkennenden Anlass - vorbeikommende Personen nach dem Ziel ihres Weges. Das Augenmerk des Samurais, der der Anführer der Patroille war, sprach die Gruppe an, als sie die Männer bereits fast passiert hatten. "He, ihr da, kommt doch bitte einmal her", rief er und auch wenn seine Worte als Bitte formuliert waren, war es unmissverständlich ein Befehl.   
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 19.01.2018, 08:26:13
Eine Augenbraue zuckte kurz und ein Stoß kondensierten Atems entwich Tadakatsu, doch mehr Reaktion entfuhr ihm ob dieser weiteren Verzögerung nicht. Sein Atmen nahm einen festen, eindeutig eingeübten Rhythmus an, der darauf abzielte, sich selbst zu beruhigen.

Er erinnerte sich daran, dass dies Soldaten des Shoguns waren und er also höflich und unverdächtig aufzutreten hatte. Es war das Beste, den Soldaten keinen Grund zu geben, sie zu verdächtigen. Etwas, was wenn blutig Werk durch die Gedanken geisterte, gar nicht so leicht war. Denn man war verdächtig und man fühlte sich verdächtig.

Der Matsukura widerstand dem Drang, seine Hände auch nur irgendwie in der Nähe seiner Schwerter zu haben und vergrub seine Arme stattdessen im Kimono, um sie vor Kälte zu schützen. Allerdings erst, nachdem er ein paar Schritte auf die Shogunatskrieger zugemacht hatte und seine leeren Handflächen als Zeichen seiner friedlichen Absicht gezeigt hatte.
Er begrüßte den Samurai mit einer Verbeugung und stellte sich in seine Nähe, ihm zugewandt. Doch den Mann ansprechen, das tat er nicht. Matsukura Tadakatsu fühlte sich, als könnte jedes Wort ihn verraten. Und so hielt er seine Zunge im Zaum, darauf wartend, dass der Samurai sagte, was er von ihnen wünschte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 19.01.2018, 18:28:26
"Kon’banwa!", begrüßte sie der Mann, der etwas freundlicher klang als er Tadakatsu als Samurai erkannte. Er trug als einziger eine schwere Rüstung und war offensichtlich der Hauptmann der Gruppe. "Wir führen im Auftrag des Shoguns Kontrollen durch, um sicher zu stellen, dass keine Störenfriede unterwegs sind. Würdet ihr mir verraten, wer ihr seid und wohin ihr geht?" Während er sprach fingen zwei der Soldaten an, die Gesichter von Tadakatsu und Dokai mit einer Reihe von Papieren, bei denen es sich offenbar um Steckbriefe handelte, abzugleichen. Die beiden übrigen Soldaten waren deutlich jünger und guckten Mai verstohlen an, während sie sich auf ihren Yaris abstützten.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 22.01.2018, 12:03:00
Innerlich zuckte Mai zusammen, als sie schon so weit vor ihrem Ziel angehalten wurden. Äußerlich blieb sie allerdings vollkommen ruhig. Immerhin fiel ihr auch kein Grund ein warum sie auf einem Steckblatt stehen sollte. Tadakatsu war der Erste von ihnen der reagierte, was normal war immerhin wurde nicht erwartet, dass eine Frau für eine Gruppe sprechen würde. Doch hier entschied Mai sich zu reagieren. Sie schlug ihre Hand vor den Mund und schaute sich kurz über die Schulter um, als würde sie jeden Moment erwarten, dass Revolutionäre aus den Häusern hervorbrechen würden: "Was ist denn los?", fragte sie mit unsicherer Stimme: "Ich hatte Edo immer für sicher gehalten?"
Erneut schlug sie ihre Hand vor den Mund und verbeugte sich leicht vor dem Anführer der Wache: "Bitte entschuldigt meine schlechtes Benehmen. Doch das Gerede um Störenfriede macht mich unruhig. Meine Name ist Satō Hinata.", sie zeigte auf Dokai: "Das ist mein Bruder Yuto und ein Freund der Familie, der uns besucht Sasaki Koki. Wir sind unterwegs ins Brunnenviertel[1], dort wohnen wir, wir werden so schnell es geht von der Straße runter kommen."[2]
 1. liegt das Viertel auf unserem Weg Wissen local Edo: 23
 2. Bluff: 16
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 23.01.2018, 07:47:05
Matsukuras Atem setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus, doch er vermied es, in die Richtung von Hikomotō Mai zu sehen, als diese es für nötig erachtete, sich einer ehrlosen Lüge zu bedienen. Stattdessen nickte Matsukura Tadakatsu nur, als sein falscher Name genannt worden war. Er versuchte ihn sich einzuprägen, falls der Name ihn noch in naher Zukunft einholen würde. Sasaki Koki.

Andererseits; was war der Herrin schon vorzuwerfen. Sie gingen in ihren Tod und in dieser Situation, dieser Verzögerung war jeder Weg genehm, wenn er nur ans Ziel führte. So Matsukura seine Klinge in ihr Ziel führen konnte. Und auch dabei würde er tun, was er zu tun hatte. Sein Stolz verlangte, dass auch Lord Kôno Seppuku begehen sollte. Doch er hatte keinen Weg gefunden, wie er den Mann seinerseits vor dem Shogun diskreditieren konnte. So würde er der Schlange selbst den Kopf abschlagen müssen oder Iwamori dabei behilflich sein müssen.

Matsukuras Lippe zuckte kurz, ob der Kälte und innerer Wut. Was machte es schon, ob Matsukura oder Iwamori ihn erschlugen. Es war egal, ob einer von ihnen Kôno erschlug, oder ob das verdammte Haus ihn zermalmte, er sich nach schwerer Krankheit zu Tode defäkierte oder einfach von Blitz getroffen wurde. Am Ende des Tages würde Kôno tot sein. Oder sie selbst.
Der Samurai spürte den rot gefärbten Go-Stein in seiner Hand. Hoffte, dass seine Reputation als Vollstrecker und Kampfgelehrter nicht bis zu den Männern des Shogungs vorgedrungen war. Dass sanfte und schonende Ignoranz ihren Geist umfing.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 25.01.2018, 18:06:21
"Selbstverständlich ist Edo sicher, meine Dame", antwortete der Hauptmann, der ein wortkarger und etwas missmutiger Mann zu sein schien, mit ernster Miene. "Es gibt bloß immer wieder betrunkene Jünglinge, ehrlose Ronin und andere Personen, die für Ärger sorgen. Wir hingegen sorgen als Männer des Shoguns für Ordnung. Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung. Sie müssen aber noch einen Moment Geduld haben bis wir Sie überprüft haben." Nachdem er dies gesagt hatte, trat für mehrere Minuten ein unangenehmes Schweigen ein, das nur vom Rascheln der Papiere durchbrochen wurde, denn die beiden Männer waren immer noch nicht fertig damit, die Gesichter der Drei mit ihrem Stapel Steckbriefe abzugleichen und der Hauptmann schien es nicht für nötig zu halten, weitere Fragen zu stellen oder der Höflichkeit halber eine Unterhaltung zu beginnen. Währenddessen starrten die beiden jüngeren Soldaten zunehmend unverhohlener Mais Äußeres an. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit gab einer der beiden Männer, die mit den Papieren betraut waren, dem Hauptmann ein Zeichen und dieser ließ die Drei ihres Weges gehen. Mais Lüge war offenbar unentdeckt geblieben und da kein Steckbrief vorlag, hatten die Shogunatssoldaten keinen Grund, Mai, Tadakatsu und Dokai länger festzuhalten. Der Hauptmann sagte nichts mehr, sondern gebot ihnen durch eine Handbewegung weiterzugehen. Mehr als ein kurzes Nicken zum Abschied hatte er dabei nicht mehr für sie übrig. Stattdessen widmete er sich umgehend wieder den anderen Passanten um nach befragungswürdigen Personen Ausschau zu halten.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 27.01.2018, 09:57:54
2. Akt: Das Anwesen

Den weiteren Weg durch das nächtliche Edo könnten die drei Attentäter ungestört fortsetzen. Nachdem das Zentrum durchschritten war, würden die Straßen wieder deutlich leerer, sodass sich trotz der Größe der Stadt bei ihnen wieder das Gefühl der Ruhe und Stille einkehrte. Es hätte inzwischen aufgehört zu schneien und eine klare Kälte lag in der Luft als sie schließlich das Anwesen ihres Feindes erreichten. Menschen waren von außen nicht zu sehen, aber in dem Rathaus, das die das Gelände umgebende Mauer durchbrach, brannte Licht.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 01.02.2018, 07:35:05
Matsukuras Augen huschten hin und her, er versuchte mit kurzen, aber fokussierten Blicken die Umgebung, die Gefahren und Bewegungen wahrzunehmen. Seine Erinnerung sagte ihm, dass Lord Konos Männer nicht mit einem Angriff rechneten und dementsprechend wenig wachsam waren. Die Struktur, der Aufbau glich den Schalen einer Zwiebel. Je weiter man von Schicht zu Schicht kam, desto gefährlicher und ungewisser war, was den Lord selbst umgab. Und je mehr Gegner man lebend hinter sich ließ, desto mehr Feinde hatte man im Rücken, wenn ihr Plan schief ging.
Matsukuras Augenbrauen zuckten kurz, wie immer Anzeichen eines heftigen Gedanken, der an seiner Fassung rührte. Sollten sie alle umbringen? Nicht nur, um keine Feinde im Rücken zu haben, sondern auch...wenn Kono auch Gefolgsleute hatte, die der Sache und der Rache so loyal ergeben waren wie Tadakatsu, Mai und Dokai, war dieses Rad aus Gewalt zu beenden?

"Wir sind die Letzten unseres Hauses. Nach uns kann es keine Rache geben.", murmelte der Samurai mehrdeutig, mehr um sich selbst Mut zuzusprechen. Um sich anzulügen. Er erinnerte sich zu gut an die Worte Frau Kikkawas. Er wusste, dass ein Scheitern auch seine Familie bedrohte. Aber durfte er, nur weil sich jemand potenziell rächen konnte, allen das Leben nehmen? Was mit jenen, die sich die Dienerschaft unter Kono nicht aussuchen konnten und nur darauf warteten, frei zu sein von dessen manipulativen Hand. Hatten sie den Tod verdient, nur weil sie Feinde seiner Familie werden könnten.

Der Samurai schluckte schwer. Die Konsequenzen ihrer Tat war schwer abzumessen, unmöglich abschließend zu bewerten. Er flüchtete sich in seinen Schwur und seine Untergebenheit seinem gefallenen Herren gegenüber. Kraftvoll umschloss er das rote Steinchen in seiner Hand.
"Wir sollten so lange wie möglich unentdeckt bleiben. Mir gefällt es nicht, dass es aufhört zu schneien. Unsere Spuren werden vom weißen Zauber nicht mehr verdeckt, unsere Schritte sind bei klarer Nacht im Schnee schneller zu sehen. Es ist weniger Licht nötig, um uns auf weiter Flur zu entdecken. Wir werden nicht lange unbemerkt bleiben. Aber dieses Fenster sollten wir trotzdem nutzen und mit voller Kraft angreifen. Wie ein Keil müssen wir durch die Deckung des Feindes kommen. Ein Zurück gibt es nicht mehr."
Matsukura Tadakatsu versucht wieder einmal seine Furcht und seine schweren Gedanken in der Flut von Taten zu ertränken. Also zeigte er auf die Mauer. Aus seinem Überblick glaubte er sich an einen Ort zu erinnern, an dem die Wachen gering und die Patrouillen nicht so genau waren. Das war der kurze Moment für einen unentdeckten Zugriff. Auch wenn es wohl nicht der beste Weg war. Es war Matsukuras Weg.

"Blut ist die Farbe. Der Schnee unsere Leinwand.", flüsterte er, während er auf die Mauer zuschlich.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 02.02.2018, 17:22:07
Mai deutete ein Kopfnicken in Richtung des alten Samurais an: "Ja, ihr habt Recht Matsukura-san. Je weniger Blut zwischen uns und unserer Rache steht desto höher sind dich Chancen unsere Rache zu bekommen."

Nachdenklich setzte sie einen Fuß vor den anderen und überlegte wo in dem Anwesen sie wohl am leichtesten und vor allem ohne gesehen zu werden über die Aussenmauer kommen würden.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.02.2018, 21:17:03
Matsukura führte die anderen beiden Attentäter mit Geschick zu einer Stelle, an der sie die Mauer überwinden konnten und nicht über eines der die angrenzenden Gebäude steigen mussten. Er hatte gut gewählt, denn wegen der angrenzenden Bebauung konnten sie unbemerkt die Mauer erreichen und waren praktisch nicht zu sehen. Iwamori ließ sich als erster hinüber helfen und zog dann Mai hinauf bis schließlich Matsukura selbst nachkam. Sie landeten hinter einer schneebedeckten Buschgruppe, sodass sie vor Blicken etwaiger Wachen vorerst geschützt waren. Ihr Anspannung stieg weiter, denn nun hatten sie die endgültig den ersten Schritt auf ihrem Weg zur Rache genommen.
Trotz ihrer Aufregung versuchten die drei, vorsichtig die Lage zu sondieren. Soweit sie es erkennen konnten, lag die Feste in einer Art Winterschlaf. Patrouillen waren nicht zu sehen und in den Gebäuden, die an die Außenmauer des Anwesen grenzte, schien mit Ausnahme des Torhauses kein Licht. Dafür bemerkten die drei Ronin, dass das frei auf dem Areal stehende Teehaus erleuchtet war. Die eigentliche Burg dagegen, die um einiges älter als der Rest der Anlage war, bot mit ihrem hellgrauen Stein und bemalten Holz im Mondlicht ein seltsam friedliches Bild. Vor der Brücke über den künstlichen Bachlauf, der sie umgab, kauerten lediglich zwei Gestalten vor einem kleinen Feuer: womöglich zwei Wachleute, die mit der undankbaren Aufgabe betraut waren, des Nachts das Torhaus zum Wohnsitz von Fürst Kono zu bewachen.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 11.02.2018, 21:52:45
Der erste Engpass. Nur die Brücke führte ernsthaft zum und in den Burgkomplex. Aber er war bereits einmal auf leisen Sohlen in den Komplex eingedrungen. Wieso hatte es nur aufhören müssen zu schneien? Leise zog Matsukura sein Schwert einige Zentimeter aus der Scheide. Eigentlich war alles so unmissverständlich und klar. Oder doch nicht? Würde noch eine Nachfrage kommen, wenn sie ohne Waffe gesehen würden? Wenn sie mit Waffe gesehen würde, diese gar gezogen, dann wäre der Grund ihrer Anwesenheit keine Frage mehr.

"Wir sollten uns im Rücken der Wachmänner an ihr Feuer schleichen und sie überwältigen. Unsere Spuren verraten uns zu leicht. Möglichst wenig Blut, wegen des Schnees."

Die Alternativ war vielleicht in der Kälte zu schwimmen oder an der Brücke entlangzuklettern. Sie alle waren dazu in der Lage. Aber Matsukura bemerkte, dass er nicht so abgeklärt war, wie er sich erhoffte. Zu groß seine Sorge, dass er die Feinde im Rücken hätte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 12.02.2018, 18:53:30
Nachdem sie sehr undamenhaft kletterte Mai über die Außenmauer, ihre Kleidung machte das Unterfangen nicht gerade einfacher. Doch ihre Füße berührten nach wenigen Augenblicken schon wieder den Boden. Sie ließ ihren Blick durch den Innenhof schwenken und schaute sich sofort die Wachen genau an.

"Wir sollten jedes ziehen des Schwertes vermeiden Tadakatsu-san.", flüsterte sie dem alten Samurai zu: "Wir werden versuchen an den Wachen vorbei zu schleichen. Sollten sie uns bemerken überlasst das Sprechen mir. Ich werde versuchen unsere Passage zu ermöglichen. Je weiter wir kommen bevor wir Wachen ausschalten müssen, desto erfolgreicher unsere Aussichten auf Rache."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 18.02.2018, 11:24:32
Auf diese Worte nickten die beiden Männer nur stumm und ohne weitere Worte wurde der Plan ausgeführt. Vorsichtig verließen die drei Ronin ihr Versteck und liefen entlang des zugefrorenen Bachlaufs parallel zur südlichen Außenmauer der Burg auf das Torhaus zu. Ihr Vorhaben war heikel, das war ihnen bewusst. Auf der einen Seite mussten sie leise sein und sich möglichst unauffällig bewegen, auf der anderen Seite wollte Mai sich die Option offenhalten, die beiden Wachmänner zu überlisten, wenn sie doch entdeckt werden sollten. Der Schnee machte die Sache zudem nicht einfacher.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 18.02.2018, 19:06:13
Trotzdem gelang es den drei Eindringlingen dicht an die beiden Wachen heranzukommen. Die beiden Männer waren fest in ein Gespräch verwickelt, wobei sie sich über offenbar über einen anderen Mann im Dienste von Fürst Kono ärgerten. Obwohl der Schnee unter ihren Füßen knirschte, bemerkten die Wachen weder Mai, noch Matsukura und Iwamori. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie auszuschalten, aber die Verschworenen hatten einen anderen Plan. Behutsam drückte Iwamori einen der schweren Flügel der Doppeltür des Torhauses auf und Mai und Matsukura huschten durch den sich dadurch öffnenden Spalt in das Torhaus hinein. Nachdem er ihnen unmittelbar darauf gefolgt war, schloss Iwamori die Tür wieder so leise wie möglich hinter sich. Zum Glück bliebt auch das leichte Knarren des alten trockenen Holzes von den beiden Wachen vor dem Torhaus unbemerkt.
Die drei schauten sich erleichtert um. Im Inneren des Torhaus ging zu ihrer rechten Seite eine Tür zu einem Raum ab, aus dem ein leichtes Schnarchen zu vernehmen war. Direkt gegen über der Doppeltür befand sich dagegen der Ausgang zur Brücke und zur eigentlichen Burg von Fürst Kono.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 27.02.2018, 10:13:12
Der erste Teil der Infiltration der Burg war gut gegangen. Nun befanden sie sich allerdings an einem sehr gefährlichen Punkt. Wenn sie auf der Brücke als Eindringlinge identifizert werden würden, wäre es vorbei. Hier hätten sie keine Chance wieder weg zu kommen.

Sie atmete noch einmal tief durch, straffte ihren Oberkörper und überquerte ohne nach links und rechts zu gucken die Brücke. Das wichtigste war jetzt, so zu agieren als würde sie hierher gehören. Das Schnarchen ignorierte sie einfach, anscheinend schliefen die Wachen tief genug, es gab also keinen Grund sie zu töten. Sie mussten nur das innere Tor hinter sich lassen und ihre eigentliche Mission würde beginnen.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 27.02.2018, 13:28:06
Matsukura betrachtete die Brücke ausgiebig und kümmerte sich nicht im Detail um die schnarchenden Wachen. Wenn die Herrin davor kein unnötiges Blutvergehen wollte, würde sie auch jetzt nicht tolerieren, dass das Schwert erhoben wurde.
Der Samurai behielt seine Nerven im Griff, auch wenn er selbst spürte, wie das Blut durch seine Adern raste.

Er versuchte sich auf die Brücke zu konzentrieren und noch immer machte ihm Sorge, dass sie viele Spuren hinterließen. Gab es eine Möglichkeit, die Spuren zu unterbrechen? Vielleicht mussten sie ihre Spuren letztlich unterbrechen, damit sie bei Ärger nicht sofort gefunden wurden.

Matsukura prüfte, ob er vom Torhaus die Brücke derartig überqueren konnte, dass er weniger direkte Spuren hinterließ. War es möglich, an der Seite der Brücke zu balancieren oder zu klettern? An der Unterseite?
Der findige Samurai prüfte dies und versuchte einen unauffälligeren Weg zu nehmen und sich dem Tor zu nähern, welches entweder offen oder geschlossen sein mochte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.03.2018, 10:55:10
Hikomotō Mai überquerte ungehindert die steinerne Brücke und blieb dann vor einer großen Doppeltür stehen, die den Eingang zur Burg bildete. Währenddessen waren Iwamori Dokai und Matsukura Tadakatsu am linken und rechten Geländer der Brücke entlang geklettert, um außer Sichtweite eventueller Wachen am Tor zu bleiben, die für den Fall, dass die Tür verschlossen war, nur die Witwe ihres Herren erblicken würden, wenn sie durch das Blickloch schauten. Ihre Vorsichtsmaßnahme war in diesem Fall allerdings unbegründet gewesen, denn Hikomotō Mai konnte durch einfaches Drücken einen der Türflügel aufdrücken. Als sie durch das Tor hindurchschlüpfte, war sie die erste der drei Verschwörer, die Fürst Konos Burg betrat. In einer Mischung aus Erleichterung und Nervosität blickte sie sich um. Vor ihr führte ein Pflasterweg einige Meter geradeaus, bog dann nach rechts ab und mündete schließlich in einer Treppe, die an einer weiteren Doppeltür endete. Zu ihrer Rechten befand sich eine hohe Steinmauer, die den Burghof umschloss und zu ihrer Linken ging eine schmale Treppe zur Außenmauer der Burg hinauf. Wachen konnte sie zunächst nicht erkennen, aber sie ging fest nach dem Ergebnis ihrer früheren Infiltrationsversuche davon aus, dass wenigstens einige Männer zur Bemannung der Wachgänge abgestellt waren.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 11.03.2018, 18:36:29
Mai atmete auf als sie sah, dass sie das Innere der Burg erreicht hatten: "Lasst oben über die Mauer gehen. Wahrscheinlich sind die Wachen dort weniger Aufmerksam, da sie nach Feinden von ausserhalb aushalten und die im Hof beschützen den Wohntrakt.", überlegte sie laut.
Sie war sich nicht sicher, welcher Weg der nun Richtige war. Deswegen gab sie nicht sofort den Weg vor sondern wartete auf eine Antwort ihrer Miträcher.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Matsukura Tadakatsu am 19.03.2018, 06:52:16
Der Samurai nickte seiner Herrin zu, dass er mit ihrem Vorschlag einverstanden war. Wahrscheinlich waren die Wachen auf den Mauern tatsächlich nicht darauf gefasst, bereits jemanden auf den Wehrgängen zu sehen. Zudem führte der Weg im Hof einen wie ein eingegattertes Vieh durch die Hofanlage und nahm die Chance zur Flucht, sollte irgendwas schief gehen. Auf der Außenmauer und in der Höhe blieb zumindest noch die Aussicht eines Ausweges. Warum sich also wie ein feindlicher Infanterist auf dem Hofplatz einpferchen lassen, damit die Schützen in aller Ruhe zielen können, sollte etwas schief gehen.

"Ein Kranich kann die Weite der Welt nicht vom Boden erfassen.", sagte er schließlich entschlossen und bereit, ihren Weg über die Außenmauer fortzusetzen. Seine Hände vergrub er derweil ein Stück tiefer in seinen Ärmeln. Die Kälte machte seinen in die Jahre gekommenen Knochen an diesem Tag zu schaffen, zusammen mit dieser großen Anspannung.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Iwamori Dokai am 20.03.2018, 20:29:37
Auch Iwamori Dokai nickte, das er die Worte der Lady Matsukura Tadakatsu vernommen hatte, einerseits würde es für sie leichter sein ungesehen zu agieren wenn sie die Mauer hoch gingen, doch anderseits würden sie viel mehr Feinde im Rücken haben als dem Samurai lieb war, daher äußerte sich folgendermaßen:
"Ich erkenne den strategischen Vorteil uns eine besser Perspektive zu verschaffen und auch sehe ich den Nutzen ungesehen zu agieren, doch halte ich es für unklug zu viele Feinde in unserem Rücken zurück zu lassen, Lady Matsukura Tadakatsu. Wenn wir unsere Gegner nicht vorher etwas ausdünnen, wäre es für sie später ein leichtes uns zu überwältigen, bevor wir unsere Aufgabe erfüllen, den sie haben viel Leben und wir nur drei."
Darauf wandte er sich zu dem Samurai den er, in diesem Augenblick am wenigsten verstehen konnte, da er weder den Sinn noch den Zweck von Gedichten in diesem Augenblick sah, doch entschied sich dafür dieses Gefühl zu ignorieren und antwortete ihm Schulter zuckend:
"Verwandle große Schwierigkeiten in kleine und kleine in gar keine."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 29.03.2018, 21:04:39
Hikomoto Mai sah ihn an und überlegte, ob sie etwas entgegnen sollte. Seine Idee war vernünftig, das stimmte. Gleichwohl hielt sie an ihrem Plan fest. Es war natürlich riskant Wachen hinter sich zu lassen, aber sie dachte, dass es das Erreichen von Fürst Konos Schlafgemach Vorrang vor etwaigen Scharmützeln mit seinen Soldaten haben sollte. Sie schüttelte daher nur leicht den Kopf und gebot ihren Begleitern, sie über auf die Mauer zu hiefen. Nachdem die beiden Männer dies getan und ebenfalls auf das Dach der Außenmauer geklettert waren, balancierten sie zu dritt auf Sims die Mauer entlang. Da dieser sehr schmal und schneebedeckt war, boten die drei ein Bild, das fast schon komisch ausgesehen hätte, wenn nicht der Ernst der Lage ihnen von vorneherein jedwede humoristische Gedanken ausgetrieben hätte. Obwohl sie versuchten so leise wie möglich zu sein, konnten sie nicht verhindern, dass ihre Bewegungen deutlich hörbare Geräusche machten. Das Dach der Mauer war schließlich nicht zum Herumwandern gedacht und der Schnee tat sein übriges. Wenn die Mauer unter ihnen mit Wachen besetzt gewesen wäre, hätte es sich kaum vermeiden lassen, dass sie zumindest gehört worden wären. Allerdings hatten die drei Attentäter mehr Glück als Verstand und es gelang ihnen tatsächlich, den Weg auf der Mauer unbeschadet und vor allem unbemerkt, hinter sich zu bringen, sich an einem Wachturm entlangzuhangeln und sich im Innenhof der Burg vom Dach des Wehrganges heruntergleiten zu lassen. Erleichtert atmeten sie durch, sodass ihr Atem deutlich sichtbare Spuren in der winterkalten Luft hinterließ.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 29.03.2018, 22:14:21
Lange Zeit zum Durchatmen blieb ihnen jedoch nicht. Iwamori Dokai, Matsukura Tadakatsu und Hikomotō Mai war mehr als bewusst, dass sie nunmehr die Schwelle zu Fürst Konos eigentlicher Heimstatt überschritten hatten. Sie blickten sich um sahen den schneebedeckten Innenhof vor sich. Bis auf ein paar schon eingeschneite Fußspuren war nichts zu sehen. Allerdings hielt die Ruhe nicht lange an. Auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofes ging die große Doppeltür zum Wohnturm auf und zwei mit Fackeln ausgerüstete Samurai traten hervor. Noch hatten sie die drei Ronin nicht entdeckt, aber das würde sicher nicht lange so bleiben.[1]
 1. Ihr steht vor der Doppeltür im oberen linken Bereich des Innenhofs. Geöffnet hat sich die große Doppeltür unten rechts im Innenhof.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 05.04.2018, 22:48:46
Die drei Ronin schalteten leider nicht schnell genug. War es Unerfahrenheit, die Überraschung oder vielleicht ein bisschen von beiden? Das spielte letztlich keine Rolle mehr. Einer der beiden Männer blickte sie direkt an, stutzte kurz und schrie dann aus vollem Hals "Alarm, Alarm! Eindringlinge!". Mit diesen Worten zogen sie ihre Schwerter und ginge langsam auf die drei Verschworenem zu, die Klingen bereit zum Schlag erhoben.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 19.04.2018, 19:34:15
Matsukura Tadakatsu schaltete als erster. Der Ronin schalt sich, dass er sich zuvor den kurzen Moment der Unachtsamkeit geleistet. "Sei es drum," schob er den Gedanken jedoch schnell beiseite und sprach sich seinen Gefährten Mut zu: "Es geht los! Für den Fürsten!" Mit diesen Worten zog er sein Schwert und sprang den kleinen Abhang hinunter. Leichtfüßig glitt er über den schneebedeckten Boden und tauchte hinter einer der beiden Wachen auf. Der Mann drehte sich zu ihm um, kam aber zu spät um Matsukuras wuchtigen Schlag abwehren zu können. Das beidhändig geführte Katana fügte ihm eine schwere Wunde zu.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 19.04.2018, 19:34:45
Hikomotō Mais Herz schlug vor Aufregung schneller als die beiden Wachen sie entdeckten und lauthalt auf sie aufmerksam machten. Die Witwe ließ sich dies aber nicht anmerken und zwang sich. die Contenance zu wahren. "Los Dokai, hinterher!", befahl sie ihrem zweiten Begleiter. "Denk an Fürst Nishio! Denk an die Rache!" Mit diesen Worten eilte sie in Richtung der Treppe. Dokai tat wie ihm geheißen und rannte mit gezückter Klinge auf den vorderen Gegner zu.
Der von Matsukura bereits verwundete Samurai ging sofort zum Gegenangriff über. Mit dem Wahn eines tödlich verwundeten Tieres, das nichts mehr zu verlieren hatte, stürzte er sich auf Matsukura und schlug mehrmals nach ihm. Einer der wilden Hiebe traf Matsukura am Bein und hinterließ eine häßliche Wunde. Der Mann, der Dokai gegenüber stand, zögerte dagegen einen Moment, da Dokai durch die Länge seiner Naginata und auf Grund des Umstandes, dass er auf der Treppe leicht erhöht stand, ihm gegenüber im Vorteil war. Schließlich nahm der Mann aber doch seinen ganzen Mut zusammen und sprang mit einem Satz auf Dokai zu, das Schwert weit über den Kopf erhoben. Dokai gelang es allerdings noch dem Mann im Sprung mit seiner Schwertlanze an der rechten Schulter zu treffen, sodass dieser aus dem Gleichgewicht kam und ihn deutlich verfehlte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 19.04.2018, 19:35:13
Matsukura ignorierte den Schmerz und griff ein zweites Mal an. Er brauchte nicht viel Mühe um die Abwehr seines Gegners zu überwinden und schlitzte ihm mit einem gekonnten Hieb den Bauch auf. Der Mann ließ sein Schwert fallen und hielt sich die Hände vor den Bauch, um die Eingeweide aufzuhalten, die aus der Wunde hervorquollen. Er wollte noch etwas sagen, brachte aber nur ein paar gurgelnde Laute heraus. Dann kippte er stumm zur Seite und blieb im Schnee liegen, der sich augenblicklich rot zu verfärben begann. Matsukura überlegte, dass das dies ein guter Tod gewesen war, und eilte Dokai zur Hilfe.
Mai war keine Kämpferin, immerhin war sie eine Frau. Ihre Rolle in der Gesellschaft war eine andere. Zwar hatte sie genügend Mittel um sich ohne ein Schwert zur Wehr zu setzten, doch sie entschied sich in diesem Kampf ihren Beschützern den Vortritt zu lassen. So zog sie zwar ihren Sai und schlug nach dem Gegner doch gezielt war der Schlag nicht und selbst die Rüstung des Samurais traf sie nur knapp.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 19.04.2018, 19:35:37
Iwamori Dokai runzelte die Stirn als er den ungestümen Angriff der Wache sah, die Form der Wache war voller Lücken, die Attacke war von Fehlern überseht, es war klar zu erkennen das diese Wache noch nie ein Schlachtfeld betreten hatte.
Wahrscheinlich war aber auch, das einfach niemand wahnsinnig genug war das Schloss des ehrlosen Kôno Kazumorō anzugreifen. Wie dem auch sei, diese Wache würde keine 5 Streiche auf dem Schlachtfeld überleben und vor Iwamori Dokai reichte es nicht einmal für 2 Streiche.
Praktisch lautlos glitt das das Naginata durch die Dunkelheit, als es erst den Hals und darauf den Schwertarm des Gegners traf, ein Streich hätte völlig ausgereicht, doch der Samurai fühlte sich von diesem stümperhaften Angriff beleidigt und wollte seinem Missfallen Ausdruck verleihen. Dokais Hiebe zerhackten den Mann förmlich in seine Einzelteile. Der erste Hieb trennte den Kopf fast ab und der zweite schleuderte den Schwertarm des Mannes einen guten Meter neben die Stelle, an der Mann kurz darauf zu Boden fiel. Der Schnee verfärbte sich durch die Unmengen an Blut, die die letzten zuckenden Herzschläge des Kämpfers aus der Halswunde herauspumpte. Es war einen grauenhafter Anblick.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 19.04.2018, 19:35:52
Plötzlich kam es den drei Ronin vor als hätten sie in ein Wespennest gestochen. Bei dem Torhaus sprang die große Doppeltür auf und drei Männer, einer davon mit einer Naginata bewaffnet, stürmten auf Mai und Dokai zu und als ob das nicht genug gewesen wäre, kam nun noch ein Samurai aus einer Tür, die den nördlichen Wehrgang mit einem der Hauptgebäude des Schlosses verband. Er war allerdings sichtbar bleich im Gesicht, womöglich hatte Mais Gift bei ihm Wirkung gezeigt. Die vier Männer warteten nicht lange und gingen direkt gegen die Witwe von Fürst Nishio und den treuen Dokai vor.
Aus einem weiteren Gebäude an der Südseite der Mauer trat ein weiterer Naginataträger, der von einem Musketenschützen begleitet wurde, hervor. Der Schütze legte sofort an und feuerte einen Schuss auf Matsukura ab, da dieser ihm am nächsten stand. Da der Mann überhastet gehandelt hatte, traf er den Ronin zwar, das Geschoss, welches Matsukuras Rüstung mühelos durchdrungen hatte, hinterließ aber nur eine Fleischwunde in seiner Schulter. Das eigentliche Problem war der Knall, den die Explosion des Schießpulvers in der stillen Nacht hervorrief, und der laut von den Innenwänden der Burg wiederhallte "Jetzt sind sie sicher alle wach", rief Matsukura den anderen beiden vor. "Heute ist ein guter Tag zum Sterben!" Mit diesen Worten stürmte er auf den Mann neben dem Schützen zu, tauchte unter dessen Naginataschwung hinweg und trieb seine Klinge tief in den Rumpf des Mannes, der laut aufkeuchte und sofort Blut spuckte. Der Musketenschütze starrte Matsukura entsetzt an.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 24.04.2018, 20:13:29
Anscheinend ging es doch deutlich früher heiß her als Mai es sich erwünscht hatte. Spätestens jetzt schien es mit jeder Überraschung vorbei zu sein. Sie standen nun vielen Gegnern gegenüber und sie selbst waren verteilt. So rannte sie schnell über den Weg um näher an Matsukura heran zu kommen. Unterwegs bereits begann sie mit lauter geübter Stimme Verse über längst vergangene Helden zu rezitieren und ihre blutigen Taten wieder zum Leben zu erwecken.
Das Auftauchen der Gegner erregte Iwamori Dokais Gemüt und entfachte seinen Kampfgeist, er würde am liebsten los Stürmen und alle Schwierigkeiten beseitigen. Doch als seine Kampfgefährten sich zurückzogen erkannte der Samurai, das es hier um mehr ging als Kampfesruhm, es ging um die Ehre seines Fürsten, aus diesem Grund folgte Iwamori Dokai seinen Gefährten und zog sich tiefer ins innere der Festung zurück.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 24.04.2018, 20:14:02
Die Wachen setzten ihnen sofort nach. Einer der Männer wagte sich als erstes an den ehemaligen Samurai heran und wurde durch zwei Schläge von dessen Naginata niedergestreckt. Dokais Klinge schnitt durch die Rüstung und den Körper des Mannes wie ein warmes Messer durch Butter. Die anderen beiden mit Schwertern bewaffneten Wachen kamen nun an Dokai heran, der ihre Angriffe aber parieren konnte. Währenddessen war jedoch ein anderer Wachposten - wie zuvor Matsukura - die Brüstung hinunter gesprungen und attackierte Dokai von der Seite. Diesem gelang es gerade noch, das andere Ende seiner Waffe hochzureißen um den Angrif abzuwehren. Mai, die den rohen Kräften der Männer wenig entgegenzusetzen hatte, versuchte sich derweil einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Sie sah wie zwei weitere, allerdings ungerüstete Waffen, die nur ihre Schwerter ergriffen hatten, schlaftrunken aus einem Gebäude hinter ihnen herauskamen.
Matsukuras Gegner wichen dagegen vor ihm zurück. Der Musketenschütze versuchte nun hastig, seine Flinte nachzuladen während der Samurai mit der Naginata aus der neu gewonnenen Distanz angriff und Matsukura eine weitere Wunde am linken Bein zufügte. Der Ronin biss die Zähne zusammen. Er hatte zwar schon mit seinem Leben abgeschlossen, aber so schnell wollte er noch nicht abtreten. Mit seinem eisernen Willen sprang er auf den Mann zu und schlug ihm mit einem gewaltigen Hieb den Kopf vom Rumpf, der auf den daneben knienden Schütze fiel und mit weit aufgerissenen Augen im Schnee liegen blieb. Der entsetzte Schütze ließ sein Waffe augenblicklich fallen und wollte fliehen, wurde aber von Matsukura mit einem so heftigen Schlag in den Rücken bedacht, dass er sofort zu Boden fiel. Matsukura machte seinem Todeskampf mit einem weiteren Stich ein schnelles Ende. Mai stoppte ihren Gesang. Zwischen ihren letzten beiden Zeilen stach sie mit ihrer Waffe nach einer der Wachen. Doch ihr Umgang mit der Waffe war mehr als stümperhaft.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 24.04.2018, 20:14:32
Iwamori Dokai war den Kampf gegen mehrere Widersacher gewöhnt und parierte die Angriffe der Wachen, das hieß jedoch nicht, das er sich in einer angenehmen Situation befand. Da sich die Lady Hikomotō Mai an seiner nähe befand, konnte er sich nicht so frei bewegen wie er es gewohnt war und gleichzeitig musste er fürchten das die Wachen sie in sie Zange nehmen würden. Der Samurai konnte nicht anders als in den Gegenangriff über zu gehen, auch wenn er wusste, das er für eine Attacke in einer schlechten Postion war.  Dokai wirbelte herum und tötete den Naginataträger zu seiner Linken mit einem wenig präzisen, aber starken Schlag, der die Verteidigung des Samurai durchbrach. Der Hieb trennte ihm den rechten Arm unterhalb des Ellenbogen ab und drang noch etwa zwei Handbreit seitlich in den Rumpf des Mannes ein. Beim Herausziehen der Klinge quollen die Gedärme hervor, was der Mann mit seiner verbleibenden Hand vergeblich aufzuhalten versuchte. Es dauerte nur wenige Sekunden bis ihn die Kräfte verließen und er zu Boden sank. Die beiden Gefährten des Wachmannes ließen sich hierdurch zwar nicht beirren und griffen weiter Dokai an, ihre ungestümen Attacken konnte der Ronin aber problemlos abwehren. Matsukura ging es derweil ähnlich. Die beiden Samurai, die nur ihre Schwerter trugen und offenbar aus dem Schlaf gerissen worden waren, stürzten sich auf ihn, konnten den erfahrenen Diener des Hauses Hikomoto jedoch nicht ernstlich in Bedrängnis bringen. Zwei kraftvolle Schwertstreiche später lagen sie bereits tot ihn ihrem eigenen Blut.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 08.07.2018, 10:51:31
Mai nahm sich zusammen. Es standen nur noch zwei Gegner, ihre beiden Begleiter waren tödliche Feinde. Aber so musste es auch sein; schließlich mussten sie ihre Mission beenden. Sie täuschte eine kurze Finte nach links an und stieß dann von rechts zu. Diesmal traf sie ihren Gegner in die Seite und ihre Waffe traf auf weiches Fleisch. Iwamori Dokai war überrascht als die Angriffe der Gegner ihn verfehlten, hätte er solch ein Chance auf dem Schlachtfeld gesehen, er hätte sie zu nutzen gewusst und seinen unglücklichen Gegner zu seinen Ahnen gesandt. Doch die Wachen so begriff der Samurai waren anders, sie besaßen nicht die Fähigkeit die Fehler der Gegner auszunutzen und das kam ihm nur gelegen. Nachdem er dem Angriff der Wachen entgangen war stabilisierte er sein Position und ging sogleich zum Gegenangriff über, mit einigen kurzen Schwüngen seines Naginata malte Bilder in Rot und Weiß. Dokai nutzte dabei die Gelegenheit aus, die sich Mai Attacke ergeben hatte. Die Fürstenwitwe hatte zwar keine schwere Wunde hinterlassen, doch ihr Stich hatte den Mann aus der Balance gebracht, sodass er umgehend der Waffe ihres Begleiters zum Opfer fiel. Dem Ronin gelang es sogar noch den zweiten Mann mit einem Hieb schwer zu verletzten. Den Rest übernahm Matsukura, der schnell zurück eilte, um die anderen beiden zu unterstützen. Er sprang den Mann von der Seite förmlich nieder und gab ihm dann mit seinem Katana den Rest. "Los, los!", rief er, ohne sein vorheriges Opfer noch eines Blickes zu würdigen. "Wir haben nicht viel Zeit! Auf zu Fürst Kono!" Mit diesen Worten riss er den Schwertarm hoch und zeigte mit seiner bluttriefenden Klinge auf den Hauptturm der Burg.
"Warte", hielt ihn Mai auf. "Deine Wunden...nimm erst etwas dagegen. Es sieht so aus, als hätten wir für einen Moment Ruhe." Matsukura schaute an sich herunter und wurde seiner Verletzungen gewahr. Zum Glück hatte er in Vorbereitung auf ihr Unternehmen einige Elixiere besorgt, die dieses Problem lösen sollten. Hastig stürzte er drei Phiolen herunter. Der Geschmack war widerlich, aber es schien tatsächlich zu helfen.
Lange Zeit zum Verschnaufen blieb den drei Ronin allerdings nicht, denn sie hörten bereits, wie in der Ferne Wachen aufgeregt herumschrien, sodass sie jeden Moment mit dem Eintreffen weiterer Feinde rechnen mussten. Sie schauten einander noch einmal an und rannten dann zur offen stehenden Haupttür des Turmes hinüber.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 08.07.2018, 10:53:26
Sie waren kaum über die Schwelle getreten als sie sich drei weiteren Feinden gegenüber sahen. Einer hielt sich zunächst im Hintergrund. Bei den anderen beiden handelte es sich um zwei große muskulöse Männer, die komplett mit einem Kusari Gusoku, der schweren Kettenrüstung der Samurai, einem verzierten Helm und schwarz-roten Menpo-Masken ausgestattet waren. In ihren Händen trugen sie jeweils einen Tetsubo. Die drei Ronin sahen sofort, dass diese Männer aus einem anderen Holz als die gewöhnlichen Wachen draußen waren. Als sie sie entdeckten, stürmten sie sofort auf sie los. Während Matsukura dem wuchtigen Schlag mit der eisenbeschlagenen Keule ausweichen konnte, entschied sich Dokai zum Gegenangriff. Dieser traf den Mann zwar an der Schulter, doch dafür wurde er selbst so hart getroffen, dass ihm fast die Luft wegblieb. Matsukura schlug nun seinerseits nach dem Samurai vor ihm und konnte ihn mit seinem Katana am Bein verletzen. Mai war hingegen sehr froh, dass sie nicht anstelle ihrer Begleiter unmittelbar gegen die beiden Elitewächter von Fürst Kono antreten musste. Zwar hatten sie es bis hier geschafft, aber ab jetzt schien es nur noch mit Blut weiter zu gehen. Mai stellte sich hinter ihre beiden Krieger und rief den Geist ihres Mannes an um ihnen Kraft zu schenken.
Ein grimmiges Lächeln umspielte das Gesicht von Iwamori Dokai, als er die Ankunft der neuen Gegner sah, zuvor hatte er sich über die Unfähigkeit der Wachen beschwert die genauso gut Bettler oder Gärtner in Uniform hätten sein können, jedenfalls wenn man nach ihren Fähigkeiten ging. Doch Was der Samurai nun vor sich sah waren keine Schwächlinge, es waren Bushi, Krieger und das bekam Iwamori Dokai auch zu spüren als ihn das Tetsubo des Gegner wuchtig in die Seite traf, doch auch der Bushi kam nicht ungeschoren davon als der Samurai den Angriff mit seinem eigenen Konterte. Nun war Iwamori Dokai am Zug seine Streiche mit dem Naginata, waren stark wie ein Berg und schnell wie ein Sturm als er den Bushi angriff. Der erste Streich zielte auf die weiche Stelle zwischen Menpo-Masken und Kusari Gusoku, der zweite Streich richtete sich gegen das Führungsbein des Kriegers.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 08.07.2018, 10:53:58
Dokai erwies sich abermals ein zu tödlicher Gegner für seinen Feind. Seine Klinge drang durch die Maske und fuhr dem Mann direkt durch den Kopf. Er war augenblicklich tot. All sein Training und seine Rüstung hatten ihm nichts genutzt. Dem anderen Mann erging es nicht viel anders. Dieser rammte Matsukura zwar seine Stachelkeule in die Schulter, was selbst den sonst so besonnenen Veteran vor Schmerzen aufschreien ließ. Matsukura revanchierte sich aber zugleich mit einem Konterschlag, der das Herz des Samurai durchbohrte und ihn ebenfalls tot zu Boden sinken ließ. "Zwei mehr", murmelte der Ronin und blickte grimmig zu seinen beiden Gefährten hinüber. Dann richtete sich sein Augenmerk auf die dritte Wache, die sich bislang völlig zurückgehalten hatte. Zu seiner Verwunderung begann die Person hönisch zu lachen und klatschte in die Hände. "Hervorragend, hervorragend", rief der Mann, bei dem es sich bei näherer Betrachtungsweise um einen Jüngling von vielleicht 25 Jahren handelte. "Für ein paar Meuchelmörder habt ihr euch gut geschlagen. Aber an mir werdet ihr nicht vorbeikommen, so wahr ich Iesuke Kono heiße. So, wer will zu erst?" Der Mann zog seine beiden Klingen, ein Katana und ein Wakizashi, und forderte die Ronin zum Duell. "Euer Leben muss hier nicht enden Iesuke Kono, wir wollen nur euren Onkel. Ihr könnt umdrehen und gehen und niemand wird es erfahren und ihr erbt vielleicht was eurem Onkel gehörte, wenn ihr euch schlau anstellt und beherzt handelt. Euer Name ist bekannt und ihr wisst euer Schwert zu führen, doch wägt die Risiken ab.", Mai sprach nur zur Hälfte zu Iesuke Kono. Sie rechnete nicht damit, dass der junge Mann sich überreden lassen wollte. Zum Teil sprach sie zu ihren Begleitern. Einer von beiden würde die Herausforderung annehmen und er sollte wenigstens, dass was sie wusste auch wissen. Iwamori Dokai verbeugte sich vor seinen beiden Begleitern und bewegte sich zur Mitte des schneebedeckten Feldes, dort richtete er sein Naginata in Richtung des jungen Samurai, des Neffen seines verhassten Feindes und sagte:
"Mein Name ist Iwamori Dokai und wir sind Feinde, jegliche weiteren Worte sind überflüssig, unsere Waffen sollen das sprechen für uns übernehmen."
Nachdem er dies gesagt hatte ging der Samurai in Stellung und erwartete seinen Gegner, während sein Blut langsam an seiner Rüstung herab lief und den Schnee an seinen Stiefeln rot färbte. Ein Omen für den kommenden Kampf.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 08.07.2018, 10:55:36
"So sei es denn!", rief der Mann und zog dabei sein Schwert, das kein Katana oder Wakizashi war, sondern eine kräftige fremdländische Klinge. Er begann damit, mit einer Geschwindigkeit in der Luft herumzuwirbeln, das den drei Ronin der Atem stockte. Matsukura stürzte hastig eine Phiole mit einer heilenden Flüssigkeit hinunter und - obwohl er kein Feigling war und er bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte -war er froh, dass er diesem Mann nicht als erstes gegenübertreten musste. Eine plötzliche Furcht überka Mai, sie war sich selbst nicht sicher warum. Aber irgendwie überam sie plötzlich das Gefühl, dass etwas furchtbar schief gehen würde. Trotzdem griff sie schnell nach einem Stab, der an ihrem Gürtel hing und tippte Iwamori Dokai damit auf die Schulter. Einige der Schnittwunden des Samurais verheilten augenblicklich. Iwamori Dokai nickte der Lady Hikomotō Mai dankend zu, denn mehr konnte er sich in dieser Situation nicht erlauben, sein Gegner Iesuke Kono hatte seine beeindruckende Schwertkunst zur schau gestellt und genauso wie die Bushi zuvor den Wachen überlegen waren, war der junge Samurai den Bushi überlegen, dies spürte Iwamori Dokai als er das technische Geschick seines Feindes sah. Er spürte das dieser Kampf wohl möglich sein letzter sein könnte und er würde alles dafür geben Iesuke Kono mit sich in die Hölle hinab zu ziehen.
Der Samurai verbeugte sich Formel vor seinen Gegner und stürmte mit einem Kampfschrei auf den Lippen auf ihn zu.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 08.07.2018, 10:57:32
Der Mann wurde von Dokai heftig getroffen, ging aber trotzdem sofort zum Gegenangriff über. Mit zwei schnellen Hieben zielte er auf Dokais Arme, wobei er allerdings darauf bedacht war, sich nicht wiederum der Gefahr von Gegenstößen des Ronin auszusetzen. Bereits der erste Schlag traf Dokais Arm und auch wenn er ihn nur streifte, blieb diesem nichts anderes übrig, als seine Waffe fallen zu lassen. Matsukura stockte der Atem und er rang mit sich, ob er Dokai zur Hilfe kommen sollte. Mai hatte keine Möglichkeit mehr in den Kampf einzugreifen ohne ihrem Samurai jegliche Ehre zu nehmen. So machte sie ein paar Schritte um den Kampf herum um zu sehen was vor ihr lag und wieviele Leute Iesuke Kono mitgebracht hatte. Iwamori Dokai hielt sich die blutende Wunde. In Augenblicken wie diesen fragte sich der Samurai, ob es doch nicht weiser gewesen wäre, Matsukura Tadakatsu die Ehre diese Kampfes zu gewähren, denn im Gegensatz zu Iwamori Dokai war Matsukura Tadakatsu auch ohne Waffen ein vortrefflicher Gegner und ähnlich technisch versiert wie Iesuke Kono.
Matsukura Tadakatsu hätte ihm sicherlich geraten sich in eine defensive Position zu begeben, sich neu zu sammeln und dafür später aus einer gestärkten Haltung anzugreifen, doch Iwamori Dokai war nicht Matsukura Tadakatsu und ihre Kampfstile hätten unterschiedlicher nicht sein können. Daher griff der Samurai nach seinem Naginata und ging ohne zu zögern zum Gegenangriff über. Dokais Idee verpuffte nahezu wirkungslos, denn auf so eine leichtsinnige Aktion hatte sein Gegner nur gewartet und stieß mit seiner Klinge nach ihm. Zum Glück war die Kampfkunst seines Gegenübers auf schnelle, weniger starke Schläge ausgelegt, sodass Dokais Rüstung das meiste abfederte. Immerhin war er nun wieder bewaffnet und konnte sich gegen die weiteren Attacken des Schwertkämpfers wehren, die recht hektisch ausgeführt wurden, was vielleicht auch daran lag, dass sich Matsukura versuchte, sich am Rande des Flures vorsichtig an den beiden Kämpfern vorbeizubewegen. Noch immer haderte er mit sich. "War es die Ehre wert, das ganze Unternehmen zu riskieren? Ein Unterfangen, dass sie letztlich nur der Ehre halber eingegangen waren?" Matsukura wusste es nicht. Schnell rasten die Gedanken in seinem kahlen Haupt und er seine Finger umfassten den Griff seines Katanas so fest, dass die Knöchel weiß wurden.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 08.07.2018, 10:58:55
Immer mehr Blut floss aus Iwamori Dokais Wunden, es war deutlich zu erkennen. Doch die Furcht, die der Samurai zuvor verspürt hatte, war verflogen, er verspürte nur noch Frieden, jetzt wo sein Ende nahe schien. Iwamori Dokai würde sterben in Erfüllung seiner Pflicht, er würde sterben im Dienste seines Herren mit der Waffe in der Hand gerichtet gegen den Feind, es gab keine größere Ehre und keinen besseren Tod für einen Samurai.
"Für die Ehre..." rief er als er erneut Iesuke Kono angriff. Dieser wehrte seine Attacken allerdings mühelos ab. "Eure Ehre nützt Euch nichts," erwiderte der Mann zwischen seinen Abwehrschlägen, die erstaunlich leicht von der Hand gingen. Offenbar kannte er Dokai und seine Begleiter nicht und wusste auch nichts von ihrer Entehrung. Der Samurai nahm eine etwas offensivere Haltung ein und wollte nun den Kampf mit dem Ronin rasch beenden. Zwei schnelle Streiche mit der Spitze seiner Klinge gegen Dokais Oberkörper schickten diesen zu Boden. Der tapfere Dokai fühlte sein Ende nahen, doch er blieb noch bei Bewusstsein und musste mit ansehen, wie sich Iesuke Kono über ihm aufbaute und sein Schwert erhob, um ihm den Gnadenstoß zu versetzen. "Ihr habt tapfer gekämpft für einen Mörder", sagte der Schwertkämpfer und ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen "Nun ist es Zeit zu sterben."
"Nein! Noch ist die Zeit nicht gekommen", schrie Matsukura dazwischen. Lange, vielleicht zu lange hatte er mit sich gehadert. War es es wert, seine eigene Ehre aufzugeben, um die Ehre seines Herren wiederherzustellen? War dies überhaupt ehrenhaft möglich? Der alte Veteran wusste es nicht, aber er hatte sich gleichwohl zum Eingreifen entschieden. Er versuchte sich vor sich selbst damit zu rechtfertigen, dass der Kampf im Grunde beendet war, doch er wusste, dass er sich etwas vormachte. Es war unehrenhaft, in ein faires Duell wie das zwischen Dokai und Iesuke einzugreifen. Trotzdem: Was nützte es, wenn Dokai hier und jetzt sein Leben ließ? Gar nichts. Der Verräter würde seiner gerechten Strafe entkommen und Fürst Nishio Seele weiter Qualen erleiden. Das konnte er nicht zulassen. Schnell riss er sein Schwert hoch, sodass es Iesuke Konos Klinge in der Abwehrbewegung stoppte und Stahl auf Stahl prallte. Die beiden Waffen verkeilten sich und für einen Moment war die Gesichter der beiden weniger als eine Elle voneinander entfernt.
Iesuke Kono schaute Matsukura entgeistert an. Mit einer solchen Aktion hatte er nicht gerechnet. "Was tut ihr?", entfuhr es ihm ungläubig. Matsukura antwortete nicht. Mit all seiner Erfahrung löste er stattdessen die Blockade der Klingen auf, indem er Iesuke Kono durch einen Tritt gegen das linke Knie aus dem Gleichgewicht brachte. Dann drehte er sein Schwert so in Richtung des Halses seines Gegners, dass es seitlich eindringen konnte und augenblicklich eine schwere Schnittwunde hervorrief. Iesuke Kono taumelte nun zurück und ließ seine Schwerthand sinken. Hierauf hatte Matsukura nur gewartet. Sein zweiter Schlag trennte Iesukes Kopf sauber von den Schultern. Als er zu Boden fiel, waren seinen Augen vor Fassungslosigkeit und Entsetzen immer noch weit geöffnet.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 08.07.2018, 10:59:55
"Es tut mir leid, Dokai", sagte Matsukura, während Mai dem Ronin einen heilenden Trank einflößte. "Ich konnte dich hier nicht sterben lassen, nicht so. Unserer Zeit ist noch nicht gekommen, nicht, bevor wir das Schicksal unseres Fürsten nicht gerächt haben." Iwamori Dokai antwortete ihm nicht. Er hatte sein Ende kommen sehen und war dem Tod doch noch einmal entronnen. Grund zur Freude verspürte er aber nicht, denn ihm blieb zwar sein Leben, aber durch Matsukura Eingreifen war ihm auch die Gunst, in einem ehrenvollen Duell zu unterliegen genommen worden. Er nickte daher nur kurz und ließ sich einen weiteren Trank reichen, den er schnell hinunterstürzte. "Hier, dies ist der letzte", sagte Matsukura schließlich und gab ihm seine letzte Phiole. Dann reichte er ihm seinen Arm und zog ihn vom Boden hoch. "Komm, lasst uns gehen." Mai sah das ähnlich. "Geschehen ist geschehen. Wir haben eine Mission und nun können wir weiter. Bevor wir losgehen kommt her Dokai.", mit diesen Worten holte sie einen ihrer Stäbe hervor und legte ihn Dokai leicht auf die Schulter. Wie von Zauberhand schlossen sich seine Wunden und den Samurai durchströmte neue Kraft.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 10.07.2018, 18:41:32
Als Iwamori Dokai am Boden lag in Erwartung des letzten Streiches verspürte er keine Furcht, er verspürte nur Frieden. Sein Tod war Karma er hatte ehrenvoll im Dienste seines Herren gekämpft und verloren dieser Tod war sein Schicksal. Doch es kam alles anderes als erwartet, als Matsukura in das Duell eingriff, Iwamori Dokai begriff vorerst nicht was er sah, während sein langjähriger Kampfgefährte den Samurai Iesuke Kono feige meuchelte. Iwamori Dokai hatte nie einen solch tief sitzenden Verrat erwartet, es ging allem zu wieder wofür ein Samurai stand, es ging allem zu wieder wofür ihr Fürst stand.
"Was glaubt ihr da zu tun, es liegt nicht an euch zu bestimmen wann meine Zeit gekommen ist und wann nicht. Ist jegliche Ehre die ihr hattet mit unserem Fürsten gestorben? Versteht ihr den nicht, das all unsere Handlungen auf die eine oder andere weise auf unseren Fürsten zurückfallen, was nützt es uns seine Mörder zu bestiegen wenn wir dabei die Ehre unseres Herrn verspielen. Das würde alles wofür er stand, all seine Worte, seine taten und sein Andenken in den Schmutz ziehen."
Iwamori Dokai schüttelte voller Zorn und Trauer Matsukuras Hand ab. "Wir waren Freunde..."
Dokai konnte dem Krieger nicht mehr in die Augen sehen, er schüttelte verächtlich den Kopf und wandte sich ab, dieser Mann war in seinen Augen kein Samurai mehr.

Matsukura stimmte Dokais Reaktion tieftraurig. War es richtig, was er getan hatte? Er hoffte es, doch nun war es ohnehin zu spät. Wenn ihre Mission keinen Erfolg hatte, würde er doppelt entehrt bleiben - ob nun jemand den Kampf mit Iesuke Kono mitbekommen hatte oder nicht. Ihm blieb einfach keine Wahl als weiterzumachen. Er überlegte kurz, ob er noch etwas zu Dokai sagen sollte, doch er spürte, dass das seinen Gefährten in seinem momentanen Ärger, vielleicht war es auch der Schock, kaum umstimmen würde. Daher sprach er nur wenige Worte: "Dokai, ich verstehe deinen Zorn, aber ich habe das nicht für uns getan, sondern für unseren Fürsten. Wenn es dir unerträglich ist, dass ich eingeschritten bin, so bin ich bereit mich dir zu stellen, wenn unsere Mission erfolgreich war. Mein Leben soll in deiner Hand liegen, denn ich habe mit dem meinen ohnehin abgeschlossen." Dann ging er an Dokai und Mai vorbei und stieg die Treppe empor, die in das zweite Stockwerk des Wohnturmes führte. Die anderen beiden folgten ihm. Als sie oben angekommen waren, sahen sie, dass die Etage durch mehrere dünne Trennwände in einzelne Räume aufgeteilt. Für den Moment war niemand zu sehen, aber aus dem Raum vor ihnen hörten sie leise Geräusche, die wie kaum wahrnehmbares Schluchzen wirkten.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 18.07.2018, 22:56:10
"Ich erlaube mir zu bestimmen wann die Zeit gekommen ist und wann nicht. Eure Ehre gehörte meinem Gemahl. Und als er starb nahm er eure Ehre mit in sein Grab. Durch den Tod Konos erlangt ihr sie wieder. Nicht zuvor. Also erzählt mir nicht was nötig ist. Rache ist nötig. Und mein Gemahl hat Rache verdient.", schimpfte Mai mit Dokai.

"Behaltet die Mission im Auge. Die Ehre wird euch am Ende zuteil.", vielleicht war Mai nur eine Frau und verstand die Tragweite der Ehre in den Augen der Männer nicht, aber sie würde den Mörder ihres Mannes nicht so davon kommen lassen. Langsam ging sie zum Kopf von Iesuke Kono: "Wir sollten den Kopf mitnehmen, er wird Furcht in die Herzen unserer Gegner lassen. Sein Herr kämpfte nicht fair um meinen Mann."

Mit diesen Worten griff sie nach den Haaren des Toten. Sie musste sich fast vor ihre Füße übergeben als Blut aus Iesukes Hals auf ihre Schuhe tropfte, aber sie rang tapfer mit sich und behielt den Inhalt ihren Magens in eben jenem: "Atmet tief durch. Findet eure Mitte wieder und lasst uns weiter gehen."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 22.07.2018, 13:53:56
Matsukura dankte Mai für ihr Worte, so hart sie auch waren. "Natürlich, Herrin," pflichtete er ihr daher eilig mit einer Verbeugung bei. "Lasst mich den Kopf nehmen." Mit diesen Worten ließ er sich von der Fürstenwitwe das Haupt des jungen Schwertkämpfers aushändigen und verstaute es in einem Lederbeutel.
Dann ging er vorwärts und schob die Tür zur Seite, die den Raum vor ihnen verschloss. Dort sahen sie mehrere Dienerinnen, die sich um eine mittelalte Frau in einem blauen Kimono versammelt hatten und in der äußersten Ecke des Raumes auf dem Boden kauerten. Als er die Tür öffnete, erhob sich eine alte Frau und hielt ihnen mit zittrigen Händen ein Tanto entgegen.  "Wir sind bereit zu sterben!", sprach sie mit gebrochenem Stimme. Im Hintergrund könnten sie sehen, wie sich die Frau von Fürst Kono bereit machte, sich einen Solch in den Leib zu rammen, um Seppuko zu begehen. Für einen Moment schien sie allerdings noch zu zögern und schaute zu Matsukura hinüber. Dieser wiederum wandte sich an seine Fürstin und blickte sie fragend an. "Was sollen wir mit ihnen machen, meine Herrin?"
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Iwamori Dokai am 29.07.2018, 16:53:20
Die Worte der Lady Hikomotō Mai klangen einfach nur falsch, widerlich in Iwamori Dokai's Ohren.
Es würde den Samurai nicht überraschen würde sich die Lady Hikomotō Mai als leibliche Schwester von Fürst Kono zu erkennen geben.
"Lady Hikomotō Mai eure Worte zeigen das ihr nichts über Ehre wisst und das ihr Ehre auch nicht versteht. Ehre ist nicht etwas das man einer Person nehmen kann, Ehre ist kein Geburtsrecht, Ehre muss man sich verdienen."

Mit einem abschätzigen Blick auf die Lady Hikomotō Mai fuhr er fort,"Ihr könnt mir nicht nehmen was Ihr nicht besitzt. Die Ehre einer Person kann nur durch die eigen Taten und die eigenen Worte beeinflusst werden. Durch ehrlose Taten verliert man Ehre und auch eure Worte werden nichts daran ändern. Seht dies Diener, sie sind weit weniger Edel als ihr, die Positionen sind soweit von einander entfernt, dass nicht einmal ein Vergleich angemessen ist, doch an ihr Verständnis von Ehre werdet ihr zu Lebzeiten nicht heran reichen können"

Mit diesen Worten wandte sich Iwamori Dokai von der Lady Hikomotō Mai ab und wandte sich an die Diener des Fürsten Kono:
"Was ihr tut ist bewundernswert, ich kann eurer Treue zu eurem Fürsten sehen, ihr erweist euren Vorfahren, eurem Dorf und euren Kindern große Ehre mit eurer mutigen Tat."
Der Samurai Iwamori Dokai neigte sein Haupt vor den einfachsten Diener des Fürsten Kono, dem Mann dessen Intrigen seinem Fürsten das leben Kosteten und mit trauer erkannte er das die niedrigsten Diener seines Feindes weit mehr Ehre besaßen als seine Begleiter.
"Eure Tapferkeit wird noch in 18 Generationen von euren Nachfahren geehrt werden."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 02.08.2018, 13:53:03
"Natürlich verstehen nur Männer etwas von Ehre.", speite Mai hervor: "Warum seid ihr dann hier? Niemand kann meinem Mann die Ehre nehmen und trotzdem sind wir hier um seine wieder herzustellen. Es gibt einen Grund warum ihr ein Soldat seid und kein Fürst. Natürlich kann man euch die Ehre nehmen. Durch eure Taten könnt ihr sie wieder herstellen, aber nehmen kann man sie euch. Wir sind hier um die Ehre meines Mannes wieder herzustellen. Ihr habt im Gehorsam und Loyalität geschworen, also werden wir weiter gehen und Kono wird für seine Taten büßen. Dann ist die Ehre meines Mannes wiederhergestellt und ihr könnt tun wie euch beliebt."

Danach schaute sie in den Raum und überlegte was mit den Dienern zu machen war: "Ihr braucht nicht sterben Mütterchen. Verschwindet und behaltet euer Leben. Ihr habt Mut bewiesen um euch vor euren Herren zu stellen. Doch nun besitzt Weisheit."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 06.08.2018, 21:13:28
Matsukura war angesichts der Härte des Wortgefechts schockiert. Sein anfänglicher Enthusiasmus, den Fürsten zu rächen, war reinem Fatalismus gewichen. In seiner gegenwärtigen Stimmung hätte Matsukura auch die Frauen ohne zögern niedergestreckt. Mittlerweile war dem Ronin fast egal was aus ihm wurde - Ehre hin oder her, sie hatten sich auf ihrer Mission heillos zerstritten und nur Mais harter Hand war es zu verdanken, dass die Situation völlig aus dem Ruder lief.
Ob die Frauen erkannten, wie nahe sie dem Tode gekommen waren, ließ sich nicht sagen. Allerdings nahmen sie Mais Pardon dankbar an und beeilten sich, die Szenerie mit den beiden bluttriefenden Kriegern schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Schnell hasteten sie an ihnen vorbei die Treppe hinunter, wobei eine der Frauen stürzte und hart auf dem Boden aufschlug. Zwei andere packten sie und zerrten sie eilig fort - offenbar waren sie nicht gewillt, einen etwaigen Sinneswandel der drei Angreifer abzuwarten.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 22.08.2018, 23:13:14
Anscheinend hatten Mais Worte gewirkt, denn Dokai sagte vorerst nichts mehr und folgte den beiden anderen aus dem Raum heraus. Fast beiläufig streckte er einen Shinobi nieder, der sich als Diener getarnt, den Tanto kaum sichtbar im Gewand versteckt, aus einem anderen Raum in den Rücken von Mai bewegt hätte. Ihre gute Aufklärung, die sie vor solchen hinterhältigen Manövern gewarnt hatte, hatte sich ein weiteres Mal als nützlich erwiesen. "Wenn ihr es sagt, Herrin...", murmelte er dabei grimmig. Mai, die den potentiellen Angreifer nicht hätte kommen sehen und sich der plötzlichen Gefahr erst im Nachhinein bewusst wurde, quittierte seine Aktion mit einem kaum merkbaren Nicken, das gleichwohl ein deutliches Zeichen der Dankbarkeit war.
"Gut aufgepasst Dokai!", sagte Matsukara an ihrer Stelle versöhnlich. "Ich glaube, wir haben unser Ziel erreicht. Dies hier" - er deutete auf eine schmale Treppe vor ihnen, die nach oben führte - "dürfte der Weg zu Fürst Konos Gemach sein."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.09.2018, 19:42:00
"Ja, das ist er," antwortete Mai mit einem grimmigen Unterton. "Wir sind fast am Ziel. Der Mörder meines Mannes muss ganz nah sein. Die Zeit der Rache ist endlich gekommen! Nun meine beiden Getreuen, habt keine Angst. Ihr wisst, dass sich Fürst Kono auf dunkle Magie versteht, doch auch ich habe im letzten Jahr einiges gelernt, dass uns einen Vorteil verschaffen kann." Ihre Lippen formten kurz daraufhin einige seltsame Worte, die Matsukura und Dokai ob ihrer Fremdartigkeit im ersten Moment beunruhigten, doch schon bald mit einer unnatürlichen Zuversicht ausstattete. Noch wundersamer war die nächste Tat der Fürstenwitwe, denn noch bevor sich die beiden Ronin fragen konnten, welchen Preis Mai für die Einführung in diese Geheimnisse wohl hätte bezahlen müssen, ließ sie eine von ausladenden Bewegungen und Gesten begleitete Beschwörung mit ihrer Umgebung geradezu verschmelzen. Mai gab nun das Zeichen und gemeinsam stürmten sie die Treppe zu Fürst Konos Gemächern hoch. Die Tür flog auf und gab den Blick auf einen großen Raum frei, der mit vielen seltsamen Accessoires ausgestattet war - chinesischen Möbeln, Jadestatuen, die Löwen darstellten, Namban-Kunst und vielen anderen Dingen, die die drei nicht zuordnen könnten. Von Räucherstäben war die Luft mit einem süßlichen Qualm erfüllt, der dicke Schlieren zog. In der Mitte des Raumes stand ein sehr alter Mann und blickte Mai - die ja als einzige zu sehen war - ängstlich an. "Was wollt ihr von mir?," stammelte er. "Mein Herr ist nicht da".
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 12.09.2018, 19:12:05
Das konnte doch nicht wahr sein, so nah und doch so fern? Etwas verwirrt starrte Mai den Diener an: "Wo ist dein Herr?", blaffte sie ihn an[1], während ihre Finger anfingen komplexe Gesten zu machen und sie vor sich hin summte.[2] Nachdem sich ihre Sicht angepasst hatte konnte sie die Anwesenheit von mindestens einer magischen Aura ausmachen, auch wenn sie mehr Zeit brauchen würde um diese zu Orten.
 1. free action: talk
 2. Cast: detect magic
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 17.09.2018, 22:36:18
"Der Herr? Der ist nicht hier, er ging heute Nachmittag zum Hof und ist bislang nicht zurückgekommen", sagte der Alte mit augenscheinlich angsterfüllter Stimme. Er zitterte und neigte sein Haupt. "Bittet tötet mich nicht", setzte er hinzu.
Mai wüsste nicht recht, was sie davon halten sollte. Einerseits klang der Mann authentisch, andererseits war die Situation doch recht seltsam. Ihre Informationen waren andere und dass sie begann, neben anderen magischen Auren, die sie noch nicht einordnen konnte, Beschwörungsmagie wahrzunehmen, machte es nicht besser.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 20.09.2018, 10:24:43
Sorgsam versucht Mai herauszuhören ob der Diener die Wahrheit sagte.[1] "Was ist hier an Magie im Gange?", fragte sie laut, mehr um ihre Samurai zu informieren, als den Diener zu fragen: "Wenn hier plötzlich eine magische Bestie auftaucht werde ich dich mitnehmen, glaub mir."
 1. Sene Motiv 17
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 21.09.2018, 12:22:19
Mai konnte die Magie nun immer deutlicher spüren. Ihr stockte der Atem...es war nicht Nekromantie, Beschwörungs- und Schutzmagie am Werk, sondern sie spürte auch die Anwesenheit eines Wandlungszaubers. In dem Moment antwortete ihre der Alte, dessen Gestalt und Gesichtszüge sich schnell zu verändern begannen. Der gebeugte Rücken streckte sich, der lange weiße Bart verschwand und die Falten im Gesicht verschwanden. Auch die Stimme war eine ganz andere als er ihr antwortete: "Nun, dann solltet Ihr Euch lieber bereit machen!" Keine Frage, es war tatsächlich Fürst Kono, der nun vor ihnen stand und mit einem Wort in einer fremden, unnatürlichen Sprache auf eine große chinesische Jadestatue in Form eines Löwen deutet. Sein höhnisches Lachen schall durch den Raum als sich die Statue aufrichtete und mit einem Satz von ihrem Sockel auf Mai zusprang. Ihre stilisierte Form hatte sich in den muskulösen Körper einer Großkatze verwandelt, die die Fürstenwitwe mit ihren rot glühenden Augen ins Visier nahm.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.11.2018, 21:58:21
Nun hob Fürst Kono die Hände und ließ grüne Flamme aus dem Boden emporschießen. Sofort spürten die drei Verschworenen eine unglaubliche Hitze auf sich zu rasen, die den Raum in ein gespenstisches Licht tauchte und sogar die Jadekatze erfasste. "Damit habt ihr wohl nicht gerechnet, ihr Narren!", schrie ihnen der zunehmend in Ektase geratende Fürst zu.
Die Großkatze, deren Haut glatt und grünlich wie Jade war, brüllte auf und sprang mit einem weiteren Satz auf Mai zu. Die zierliche Frau wurde umgerissen, durch die Fangzähne der Bestie an der Schulter erwischt und dann von einem ganzen Gewitter an Klauenhieben eingedeckt, wodurch sie mehrere tiefe blutende Wunden davon trug. Dies wäre sicher ihr Ende gewesen, wenn nicht Matsukura ihr schnell zur Hilfe geeilt wäre. Der Ronin hatte kurz abgewägt, ob er die ihm verliehene Unsichtbarkeit nicht zum Angriff auf Fürst Kono selbst nutzen sollte, aber der Angriff der Raubkatze kam ihm zuvor. Mit einem schweren Hieben durchdrang er den Rumpf des Wesens kurz unterhalb des Halses. Der zweite trennte den Hals dann vollständig durch. Eine grüne Masse ergoss sich auf, doch sie bemerkte rasch, dass sich der Körper des Tieres bereits aufzulösen begann. Matsukura reichte ihr die Hand und zog sie wieder auf die Beine.
Ächzend stand Mai da. Sie hatte ihren Tod schon vor Augen gehabt doch die Geister hatten ihr noch ein paar Augenblicke geschenkt. Sie würde sie nutzen so gut es ging. Ein furchtbarer Schrei entfuhr ihrer Kehle; ein Schrei eines Kriegers, der Gegner das Fürchten lehren sollte. Danach begann sie sofort einen Zauber auf Fürst Kono zu wirken. Dieser sollte den Magier erblinden lassen, doch Fürst Kono war nicht so leicht zu überwinden. Mai spürte, wie es ihm gelang, ihrer Zauberkraft zu widerstehen. "Die Geister, mit denen ihr euch verschworen habt, sind zu schwach!" höhnte er, wobei die grünlich flackernde Feuerwand sein Gesicht in ein unheimliches Licht tauchte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.11.2018, 21:59:42
Iwamori Dokai hatte auf dieser Mission einiges erlebt und auch einiges erfahren, Dinge über Rache und wie sie einen verändern kann oder über Ehre und wie zerbrechlich doch diese ist. Der Samurai war ausgezogen und seinen Fürsten zu rechen, gegen einen ehrlosen Schurken, allerdings musste er mit ansehen wie einige seine Begleiter zu ehrlose Schurken wurden und erkennen das andere bereits lange vorher Ehrlose Schurken waren.

Zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort war jedoch jeglicher Gedanke daran überflüssig, es würde für seine Begleiter und ihn kein später geben. Sein Gegner war in Reichweite seiner Klinge, es gab nur eines, was er tun musste oder er würde beim Versuch dabei sterben. "Kono du alter Teufel mach dich bereit!!" Die Hitze versengte Dokai fast das Gesicht, doch ihm gelang es - auch ihn weil Kono wegen Mais Zauber bislang nicht wahrgenommen hatte - mit seiner Naginata durch die Flammen hindurch zu stoßen. Er bemerkte einen kurzen, aber deutlichen Widerstand als die Schutzzauber, mit denen sich Kono augenscheinlich versehen hatte, seine Klinge vergeblich abzulenken versuchten. Zu seiner Genugtuung sah, dass seine Waffe den magischen Schild letztlich durchbrach und Kono eine hässliche Wunde zufügte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.11.2018, 22:00:15
Der Magier guckte entgeistert. Sein höhnisches Lachen war ihm ob des plötzlichen Angriffs völlig vergangen. Panik stieg ihm ins Gesicht und er versuchte hastig sich außer Reichweite der Naginata des Ronin zu bringen. Dokai schlug nach ihm, doch dieses Mal wurde seine Klinge abgelenkt, bevor sie  den Zauberer durch den magischen Schild erreichen konnte. Kono stand nun mit dem Rücken zur Wand. Eine weitere Fluchtmöglichkeit gab es für ihn nicht. Er riss schmerzverzerrt die Hände für einen verzweifelten Zauber hoch. Kurz darauf trat überall zwischen den Dielen aus der Decke, den Wänden und dem Holzboden ein schwarzer, glänzender Schleim hervor, der sich um alles legte, was jenseits der Flammenwand war. Die einzelnen Schleimpfropfen begannen sich zu sammeln und zu dicken Tentakeln auszubilden, die schon bald beträchtliche Längen erreicht hatten und nach allem tasteten, was sich im Raum befand. Die Tentakel schlangen sich auch um die Beine, die Arme und die Leiber der drei Eindringlinge und versuchten sie zu Boden zu reißen und zu erwürgen. Mai und Dokai wurden auf diese grauenhafte Weise ergriffen und waren nicht mehr in der Lage sich fortzubewegen. Mai spürte schon, wie ihre Lebenskraft zur Neige ging. Als wäre das nicht bereits schlimm genug gewesen, strahlte die Flammenwand eine extreme Hitze ab, die Dokai, der sich am weitesten vorgewagt hatte, am härtesten traf. Nur Matsukura gelang es, sich den zahlreichen Tentakeln, die nach ihm griffen, mit seinem Katana zu erwehren. Mühsam kämpfte er sich auf Fürst Kono zu. Ein Sprung durch die Feuerwand versengte ihm sein verbliebenes Haar und verbrannte seine Haut. Der Ronin biss vor Schmerz die Zähne zusammen und schlug mit letzter Kraft nach seinem Feind. Ihm gelang es aber nicht, den Schutzschild des Magiers zu durchdringen. Mai merkte wie ihr Leben aus ihrem Körper wich. Vielleicht war Kono doch zu stark für sie. Aber nur die Geister wussten ob sie es schaffen würden. Trotz der Umstände richtet Mai sich auf und beginnt laut eine alte Legende über den Heldentod zu rezitieren. Vielleicht würde es ihr und den Samurais helfen in den Tod zu gehen. So sehr sich Iwamori Dokai bemühte, er konnte sich nicht aus den Heimtückischen Zauber Konos befreien. Der Samurai spürte wie sich die Tentakeln immer enger um seinen Körper schnürten und das Leben aus ihm heraus pressten.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.11.2018, 22:00:32
Dokai und Mai spürten wie die Hitze und die Tentakel, die sich immer enger um sie wanden, drauf und dran waren, ihr Dasein zu beenden bevor sie ihre Rache vollenden konnten. Die zierliche Witwe traf es am schlimmsten, denn sie hatte weder die Rüstung, noch die Konstitution, um den unheiligen Zaubern ihres schlimmsten Feindes etwas entgegenzusetzen. Fürst Kono hatte hierfür freilich keinen Blick, sondern wandte sich Matsukura zu, der ihm wutentbrannt gegenüber stand. Mit einer raschen Bewegung seiner linken Hand, die der Ronin nicht kommen sah, berührte er diesen leicht an der Brust - doch die Wirkung war enorm. Matsukura spürte einen heftigen Schlag, der ihm mehere Rippen brach, den Atem raubte und einige Meter durch die Luft fliegen ließ bis er an die Wand des Turm klatschte und dort zu Boden fiel. Er fühlte sich als hätte ihn ein Ochse umgerannt, doch er nahm seine letzte Kraft zusammen und richtete sich wieder auf. Brüllend rannte er auf den Magier zu, das Katana mit beiden Händen über den Kopf erhoben. Der kraftvolle Hieb durchbrach den Schild des Zauberers, mit dem dieser sich umgeben hatte. Dadurch wurde der Schlag zwar abgeschwächt, doch die Klinge des Schwertes drang tief in die Schulter des Mannes ein, der ihnen so viel Leid zugefügt hatte. Röchelnd fiel der Magier zu Boden, wo er - kaum noch bei Bewusstsein - liegen blieb. Schwarze und graue Schlieren traten aus seinem Körper hervor und verflüchtigten sich rasch - die Kami, die ihm seine Kraft verliehen hatten, verließen ihn. Seine Zauber erstarben nun nach und nach, sodass nur noch Teile der einige Teile der Einrichtung weiterbrannten und von den Tentakeln bis auf ein paar große schwarze Ölflecken wenig übrig blieb. Matsukara sah sich um. Aus dem mächtigen Fürst Kono war nun ein stark verletzter und schwacher alter Mann geworden, der um Jahrzehnte gealtert schien - der Preis für den Pakt, den er mit den dunklen Mächten dieser Welt geschlossen hatte.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 23.11.2018, 11:23:49
Iwamori Dokai fiel nahezu zu Boden als sich die Tentaken plötzlich vom ihm lösten, schaffte es aber doch noch sein Gleichgewicht zu behalten. Matsukara hatte den Schurken Kono niedergerungen und die Lady Hikomotō Mai hatte alle noch mit ihrer letzten Kraft gestärkt bevor sie auf den Boden nieder sank. Dies alles war geschehen und dies alles hat der Samurai wahrgenommen, welcher sich mit seinen Händen auf seinen Knien stützte und ausatmete.  Sie hatten den ersten Teil ihrer Rache vollbracht und ein Teil ihrer Schuld gegenüber dem Fürsten abgegolten. Iwamori Dokai atmete ein weiteres mal aus und richtete sich trotz seine Verletzungen auf, blickte in Matsukara Richtung und verbeugte sich,
"Du hast den feindlichen Fürsten nieder gerungen, die Ehre den Kopf von seine Schultern zu lösen gebührt allein dir, verbrenne den Rest ich werde inzwischen nach der Lady Hikomotō Mai sehen."
Mit diesen Worten verbeugte sich abermals und wandte sich dem Körper der Lady zu und versuchte sich um ihrer Verletzungen zu kümmern.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 23.11.2018, 11:44:31
Mais Zustand stabilisierte sich glücklicherweise auch ohne die Hilfe des Ronin. Sie blieb natürlich bewusstlos, aber Dokai nun hochnehmen und über seine auf die Schulter legen. Matsukura kümmerte sich hingegen um Fürst Kono, der zu seinen Füßen kauerte und schwerverletzt war. "Kono!", sprach er ihn mit harter, unbarmherziger Stimme an. "Ihr habt unseren Fürsten entehrt und damit auch uns! Eure schändliche Magie ist fort, Euer Tod Gewissheit. Wenn Ihr noch einen Funken Anstand habt, setzt Ihr Eurem Leben selbst ein Ende!" Mit diesen Worten deutete der frühere Samurai auf ein Tanto, das im Gürtel des Mannes steckte, der Ihnen so viel Leid zugefügt hatte.
Fürst Kono war jedoch nicht in der Lage dazu. Er zitterte am ganzen Körper. Von der Aura der machtvollen Erhabenheit, die ihn noch vor kurzem umgeben hatte, war nichts mehr übrig. Er war körperlich und geistig gebrochen. Matsukura kümmerte das freilich nicht. Er packte den Greis, schleuderte ihn auf die Knie und riss ihn an seinen Haaren in eine aufrechte Position. "Nicht mal dazu reicht es also!", sagte er voller Verachtung als Kono mit dem Rücken zu ihm kniete. "Nun denn!" Mit diesen Worten stieß er den Kopf seines Feindes nach vorne und ließ nur einen kurzen Augenblick später sein Schwert auf ihn niederfahren. Das Katana trennte das Konos Haupt sauber vom Rumpf, der wenige Sekunden darauf, langsam zur Seite sackte.
Matsukura wischte das Blut von seinem Katana und steckte es in die Scheide. Dann nahm er den abgeschlagenen Kopf ihres Widersachers, hob ihn auf Augenhöhe hoch und betrachtete ihn kurz. Das grüne Feuer, das zunehmend das Inventar des Raumes erfasste, tauchte das Antlitz des Toten ein letztes Mal in ein unheimliches Licht ehe Matsukura den Kopf in einem mitgeführten Lederbeutel verstaute und sich diesen an die Hüfte heftete. "Auf Dokai, wir haben keine Zeit zu verlieren!"
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.12.2018, 07:36:52
Schnell rannten sie die Treppe herunter und den Weg entlang, den sie gekommen waren. Zwei einzelne Wachen, die sich vorgewagt hatten, machte Matsukura im Vorbeirennen nieder. Erst als sie die kleine Brücke überquert hatten und auf dem schneebedeckten Feld vor der Burg standen, hielten sie kurz inne. Durch das Feuer, das den Turm der Burg inzwischen ganz ergriffen hatte, war es hell erleuchtet. Sie könnten sehen, dass sich aus den an der Außenmauer gelegenen Behausungen etliche Personen, bestimmt zwei Dutzend, herausbegeben hatten. Die meisten waren offenbar Frauen und Kinder, es waren jedoch auch einige Samurai darunter, die sich nun vorsichtig aus allen Seiten auf sie zu bewegten. Auch aus dem Teehaus war eine weibliche Person hervorgetreten. Sie war zwar noch einige Meter entfernt und machte keine Anstalten, näher zu kommen, doch man hätte den Eindruck, als würde sie ihre Zähne fletschen. Die Situation war mehr als bedrohlich. Dokai und Matsukura wussten, dass sie in ihrem Zustand nicht in der Lage sein würden, lange Widerstand zu leisten. Sie hatten nur eine Chance. 
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.12.2018, 23:34:56
Diese bestand darin, zu den Ställen durchzubrechen. "Los, zu den Pferden!", rief Matsukura daher und rannte voran. Den Mann, der sich ihm in den Weg stellte, rannte er geradezu um und stieß ihm im Weiterlaufen sein Katana in die Seite. Dokai folgte ihm so schnell er konnte, wodurch Mai immer wieder aus ihrem Dämmerzustand gerissen wurde.- nur um dann sofort wieder in diesen zurückzusinken.
Am Stall angekommen, riss Matsukura die Tür auf und machte nur wenige Augenblicke später eines der typischen kleinen Samuraipferde los. Dann nahm er Dokai die Fürstenwitwe ab und legte sie - so behutsam wie es ihm in der Eile möglich war - über den Rücken des Tieres. Anschließend drückte er Dokai, der bis dahin die Tür bewacht hatte, das Zaumzeug in die linke und den Beutel mit dem Kopf ihres Feindes in die rechte Hand. Sieser wusste natürlich was das bedeutete - er und Mai sollten alleine fliehen. Er wollte zunächst protestieren und für einen Moment kam ihm der Gedanke, dass Matsukura ihn ein zweites Mal um einen Tod im Kampf betrügen würde, doch dieses Mal blieb ef still. Die Mission war zu wichtig. Als hätte
Matsukura seine Gedanken erahnt, verbeugte dieser sich und sah ihm dann tief ins Gesicht. "Dokai, sprach Matsukura. "Bring unsere Herrin bitte zum Tempel. Du bist der bessere Reiter und hast die bessere Chance. Ich versuche, die Feinde etwas aufzuhalten. Es ist die einzige Option." Dokai nickte nur. Er wusste, dass das stimmte. Mehr Worte wurden nicht gesprochen. Sie wussten beide, dass dies ein Abschied für immer war.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.12.2018, 23:39:14
Dokai schwang sich nun selbst hinauf. Während er dem Pferd seine Hacken in die Flanken trieb, sodass es wild losgallopierte, rannte Matsukura den verbleibenden Wachen entgegen, die aus allen Richtungen auf den Stall zuströmten. Sein Katana hoch über den Kopf erhoben, war der Ronin bereit, sein Leben zu geben, um den beiden anderen die Flucht zu ermöglichen. Es war das letzte, dass man von ihm sah. Der altgediente Kämpfer verschwand in einer Mischung aus Rauch, Schneegestöber, Blut und Dunkelheit.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 05.12.2018, 08:59:35
Das Pferd, welches in der Eile natürlich umgesattelt war, würde von Dokai hingegen in Richtung des Tores getrieben. Der Ronin war ein fähiger Reiter, doch auch für ihn war es schwer, in der einen Hand seine Naginata und in der anderen die Zügel zu halten und dabei zugleich darauf zu achten, dass Mai nicht herunterfiel. Als wäre dies nicht schlimm genug gewesen, war er selbst kaum noch bei Kräften und zu allem Überfluss krachten mehrere Musketenschüsse durch die Nacht. Ob sie ihm oder Matsukura galten, konnte er nicht sagen, aber es war ein weiterer Grund dafür, sich zu beeilen. Er fragte sich bereits, wie er in dieser Lage jemals durch das geschlossene Tor kommen sollte. Zu seiner Überraschung kam ihm das Glück zur Hilfe. Just in dem Moment, als er schon in seiner Verzweiflung abspringen und das Tor selbst öffnen wollte, wurde es aufgestoßen und eine kleine Gruppe kaiserlicher Soldaten, vielleicht vier oder fünf Mann, kam hindurch - offenbar um nach dem Rechten zu sehen, denn der brennende Burgturm musste inzwischen weithin sichtbar sein. Dokai beschleunigte das Pferd umgehend wieder. Er galoppierte durch die Männer hindurch ins Freie, wobei er einem die Naginata durch die Brust stieß und ein anderer einfach niedergetrampelt wurde. An den Wachen vorbei gelangte er wieder auf die Straßen Edos und preschte weiter, immer weiter.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 05.12.2018, 09:28:33
Ihm war klar, dass man ihm auf den Fersen war und so trieb er das Pferd an, bis es kurz vor dem Zusammenbruch stand. Es war zwar mitten in der Nacht, aber mehr als einmal mussten Passanten aufs dem Weg springen um nicht niedergerungen zu werden. Mit letzter Kraft kam er an dem kleinen Tempel an, der der Ausgangspunkt ihrer Verschwörung gewesen war. Der alte Priester erwartete ihn schon. Schnell schafften sie Mai vom Pferd herunter und brachten sie in das Tempelinnere. Dort ließ der Priester das Feuer auf dem Altar erneut auflodern, in dem er mehrere Bund Reisig hineinwarf. Während Dokai die Tür von innen verriegelte, flößt der alte Mann der Witwe des Fürsten etwas von einer übelriechenden Flüssigkeit ein. Wenige Momente später wachte Mai auf, immer noch an der Schwelle zwischen Leben und Tod, aber wieder bei Bewusstsein. "Wo bin ich, was ist passiert?", fragte sie irritiert, er viel aber von den beiden Männern darauf keine Antwort. Der Priester hätte sich schon wieder dem Feuer gewidmet und angefangen, Beschwörungsformeln zu intonieren. Dokai hingegen atmete schwer. Viel Zeit blieb ihnen nicht. In der Ferne konnten sie schon die Stimmen von Soldaten und das Geklirr von Waffen und Rüstungen vernehmen.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Iwamori Dokai am 14.12.2018, 14:42:09
Iwamori Dokai lockerte seine Muskeln und schnürte seine Rüstung fest, auf seinem ernsten Gesicht war die Andeutung eines Lächelns zu erkennen. Der Samurai verstand nun wieso er so lange nach dem Tod seines Herren überlebt hatte und er erkannte auch wieso er seine Klinge zurückgehalten hatte als Matsukura in sein Duell eingriff. Es war einfach noch nicht Zeit und jeder hatte seine Rolle zu erfüllen, Matsukura erkaufte ihnen die Flucht mit seinem Leben und er würde Zeit für das Ritual mit dem seinen erkaufen.
Der letzte Dienst für seinen Fürsten.
Es war Karma.

"Lady Hikomotō Mai, ich werde euch soviel Zeit wie möglich erkaufen bitte kümmert euch um das Ritual."
Mit diesen Worten wandte sich Iwamori Dokai ab und ging den Waffengeräuschen entgegen, sein Blick war klar sein Geist und sein Herz waren in Gleichgewicht, er war im Einklang mit sich und seinem Karma. Es war Zeit.
"Das Schwert ist nur ein Instrument. Es ist die Hand des Samurais, die es zum Leben erweckt."
"Das Schwert ist nur ein Instrument. Es ist die Hand des Samurais, die den Tod bringt."
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Hikomotō Mai am 15.12.2018, 20:16:52
Verwirrt schaute sie Mai um: "Haben wir es geschafft?", fragte sie mit schwacher Stimme. Es dauerte einige Augenblicke bis sie den Tempel erkannte. Erst dann wurde sie der Stimmen des Priesters und die der Soldaten draußen. Mühsam versucht sie sich aufzurichten und stöhnt vor dem dröhnenden Schmerz in ihrem Kopf.
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.01.2019, 18:26:04
Der Priester reagierte nicht, sondern intonierte weiter die Worte zur Beschwörung des Geistes des verstorbenen Fürsten. Es dauerte nicht lange bis das schmerzverzerrte Gesicht in den Flammen und dem Rauch des Feuers, welches der alte Mann entfacht hatte, auftauchte. Erst jetzt wandte sich der Priester den beiden überlebenden Attentätern zu. Er setzte an, die beiden aufzufordern, ihrem Lehnsherren den Kopf des schändlichen Zauberers darzubieten, musste aber mitten im Satz abbrechen, weil es laut an der versperrten Tür des Tempels klopfte. Von draußen drangen laute Stimmen herein. Unzweifelhaft waren es die Männer des Kaisers, die die geflohenen Mörder suchten und ihnen bis hierher gefolgt waren. Ein Entkommen gab es nicht. Mai und Dokai hatten zwar getan, was die Ehre verlangte, aber es war doch gegen das Gesetz und auf Gnade brauchen sie nicht zu hoffen. „Fahrt fort“, rief Dokai dem Priester zu, während er sich von innen gegen die Tür stemmte, um die Wachen zumindest noch eine Weile am Eindringen zu hindern. Der alte Priester nickte und wandte sich der Witwe von Fürst Nishio zu. „Nun, Herrin, es ist an der Zeit. Ihr habt eurer Vorhaben fast vollendet. Zeigt euren Mann, dass ihr denjenigen zur Rechenschaft gezogen habt, der ihn ins Unglück stürzte.“ Hikomoto Mai tat wie ihr geheißen. Sie nahm den Kopf ihres Feindes aus dem mitgeführten Beutel und trat an das Feuer heran. Etwa einen Meter davor blieb sie stehen, ergriff das abgeschlagene Haupt mit beiden Händen und hielt es dann direkt vor die lodernden Flammen. Es dauerte nur einen kurzen Moment bis das geisterhafte Antlitz ihres Gatten bemerkte, was geschehen war. Die Gesichtszüge entspannten sich beinahe augenblicklich. Wo eben noch Qual und Schmerz über das eigene unverdiente Schicksal waren, traten nun eine ersichtliche Entspannung und Beruhigung. Der Witwe kam es für einen Moment sogar so vor, als würde ihr das Geistergesicht anerkennend zunicken. Binnen weniger Sekunden verblasste es bis es schließlich ganz verschwunden war. Mai schleuderte den Schädel, den sie bis dahin nach wie vor den Händen gehalten hatte, augenblicklich beiseite. „Es ist vollbracht“, sagte der Priester nun. „Ihr habt euer Vorhaben abgeschlossen. Ich glaube, dass der Geist eures Mannes nun Frieden hat. Was ihr für ihn getan habt, hätten in diesen Zeiten nicht viele versucht und noch weniger hätten damit Erfolg gehabt. Er kann sich glücklich schätzen, solch eine Frau und solche Gefolgsleute gehabt zu haben.“ Dann wandte sich der Mann ab. Allen war bewusst, was nun folgen würde.

Als es die kaiserlichen Wachen nach einigen Minuten gelang, die Tür des Tempels zu durchbrechen, fanden sie nur den Priester noch lebend vor. Mai, Dokai und Matsukura lebten aber noch viele Jahrzehnte später als leuchtende Vorbilder für den Ehrenkodex der Samuraikaste in unzähligen Geschichten weiter. Die Erzählung, wie sich die Fürstenwitwe mit zwei Getreuen an dem Mann gerecht hatte, der sie verunglimpft und ihren Mann in den Tod getrieben hatte, wurde oft herangezogen, um die Bedeutung und die Konsequenzen von bedingungsloser Pflichterfüllung zu verdeutlichen. Die drei Attentäter hatten zwar das Gesetz gebrochen und dies mit ihrem eigenen Leben bezahlt, aber sie hatten auch ihre Ehre wiederhergestellt und sich damit die Anerkennung ihrer Mitmenschen verdient.

 
Titel: Die Zeit der Rache
Beitrag von: Taris am 04.01.2019, 18:26:22
ENDE