Altes Wissen = 25 (nat. 20)Nachtschwester, Nachtbruder... zusammen mit Lîfs vorigen Vermutungen, Ninae sei ein Wesen der Natur, erinnert sie dies an zwei Dinge: erstens an das, was ihr die drei Ahnengeister während der
Unterweltreise erzählten, und zweitens an die Lehren, welche die alte Esja (ggf. teilweise auch schon die vorige Mentorin?) ihr über Feenwesen erzählte, nämlich zunächst einmal alles, was dazu in den Schriftrollen steht:
Es gibt fünf Feenvölker, die sich in ihrem Lebensraum unterscheiden: Hügelvolk, Waldvolk, Höhlenvolk, Flussvolk und Meervolk. Zu jedem Volk gehören ein Dutzend und mehr verschiedene Feenarten [mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Verhaltensweisen].
Außerdem haben sich die Feen vor Urzeiten in zwei Gruppen aufgespalten: die Tagfeen (auch Licht- oder Sommerfeen genannt) und die Nachtfeen (auch Frost- oder Winterfeen genannt). Sie haben sich die Welt aufgeteilt: die Tagfeen herrschen bei Tag sowie in der hellen Jahreszeit und siedeln überall in hohen Zahlen an, wo viel die Sonne scheint bzw. wo es hell und offen ist; die Nachtfeen herrschen bei Nacht und in der dunklen Jahreszeit und siedeln besonders zahlreich in dunklen Lebensräumen. (In Dämmerung und Zwielicht kann man sich gelegentlich begegnen, wenn es der Zufall oder die Notwendigkeit so will.) Die beiden Feenrassen, obwohl sie miteinander nur solange gut auskommen, wie sie einander nicht über den Weg laufen, haben dennoch dasselbe Ziel: die Natur zu beschützen. Statt: sie haben sich derart zerstritten, dass sie in zwei Völker zerfielen, könnte man auch positiver formulieren: sie haben sich die Wacht aufgeteilt.
Über die Methoden, wie die Natur zu beschützen sei, ist man sich nun allerdings wieder uneins. Klar ist, dass unter anderem der Mensch eine Bedrohung ist (natürlich mehr noch die Dämonen) oder andere Völker, die gewohnheitsmäßig die Natur ausplündern: die Kolkar und ein wenig auch die Zwerge (wobei es bei ihnen heutzutage nicht mehr so ins Gewicht fällt, weil sie nur noch so wenige sind).
Die Nachtfeen gehen etwas direkter und aggressiver vor: sie zwingen die Menschen unter ihren Willen, jagen ihnen Furcht ein, verfluchen sie mit fürchterlichen Alpträumen, oder bringen sie aus dem Hinterhalt um. Die Tagfeen führen die Menschen lieber an der Nase herum, becircen sie, locken mit Belohnungen, suchen Verbündete... Aber auch sie töten die Menschen, wenn diese einfach nicht ablassen, die Natur zu schänden.
Wie die beiden Namen schon sagen: Nacht-/Winterfeen sind nachtaktiv und daher auch, dank der langen Nächte, besonders im Winter; Tag-/Sommerfeen am Tag und in der hellen Jahreszeit.
Was Ninae da erzählt, klingt allerdings so, als würden sich die in dieser Gegend ansässigen Tag- und Nachtfeen erstaunlich gut miteinander vertragen und auch gelegentlich auszutauschen. Möglich ist das schon, man kann sich problemlos in jeglichem Zwielicht begegnen.
Im Zusammenhang mit den beschriebenen "Hilfsaktionen", also sowohl Chorons Hilfe mit Anuks Problem als auch Ninaes Hilfe bzgl. Kjartans Problem, weiß Lîf außerdem, dass Feen sich gerne und oft mit Menschen (bzw. Elben, Zwergen, Kolkar, etc., im folgenden seien diese immer mitgemeint, wenn ich von "Menschen" rede) paaren zwecks Nachwuchses, der entweder als echtes Feenwesen zur Welt kommt oder eben als "Feenbalg", also fast ganz Mensch. Die meisten Feenarten sind nämlich eingeschlechtlich (also entweder alles Männlein oder alles Weiblein) und können sich anderweitig gar nicht fortpflanzen. (Einige wenige zweigeschlechtliche Feenarten gibt es aber auch, zum Beispiel die Selkies, welche dementsprechend auch ganz gut ohne die Menschen auskommen und weitaus weniger deren Nähe suchen bzw. diese vielmehr meiden). Dryaden etwa sind alle weiblich, Satyre alle männlich, beide Waldvolk, beide auf Menschen als Fortpflanzungspartner angewiesen.
Druiden unterscheiden (bei den menschlichen Feennachkommen) ganz grob zwischen Nachtlingen und Taglingen, also zwischen den Abkömmlingen von Nacht- bzw. Tagfeen. Tagfeen paaren sich recht häufig mit Menschen, denen dabei selten etwas Böses geschieht, und auch die Nachkommen fügen sich unauffällig in die menschliche Gemeinschaft. Nachtfeen sind erstens seltener und paaren sich zweitens auch seltener mit Menschen, wobei es dann allerdings öfters mal zu Problemen kommt, je nach Feenart. Auch der Nachwuchs ist häufig doch deutlich
anders als ein Menschenkind.
Ob Tag- oder Nachtling: Esja war sich ganz sicher, dass die Große Mutter das alles mit Absicht so eingerichtet hat und dass das gut und richtig ist, wenn Mensch und Fee sich paaren, dass es diese immer wieder neue Vermischung des Blutes braucht, damit Natur und die Lebewesen gesund und kräftig bleiben.
Dryaden und Satyre (Selkies auch) sind alles Tagfeen. Wenn Lîf die alte Esja damals auch gefragt hat, was denn Tristans Vorfahr nun gewesen sei, dann wird die Weise ihr wohl gesagt haben, dass es eine mächtige Sirene war - und Sirenen sind eben Nachtfeen.
Wenn Lîf Zeit für einen Zauber nebst Werfen der Runenstäbe hätte, würde sie herausfinden können, was Ninae für eine ist, sofern es eine der Arten ist, von der Lîf schon gehört hat. Auf Anhieb fielen ihr folgende ein:
Tagfeen: Hügel: Dainaa (w), Sylphe (w), Zentaur (beide);
Höhle: keine;
Fluss: Najade (w), Nixe (w) & Neck (m), Nymphe (w), Schwanenmädchen (w), Vodyanoi (beide), Wäscherin (w);
Meer: Selkie (beide);
Wald: Dornweberin (w), Dryade (w), Satyr (m).
Nachtfeen:Hügel: Sirene (w);
Höhle*: Harpie (w);
Fluss: Kelpie (m);
Meer: Nereide (w), Undine (beide);
Wald: Barrakau (kein Geschlecht), Faun (m), Schneiderlein (m).
[* Zum Höhlenvolk gehören auch die, die in den Bergen leben und vielleicht nur in Höhlen übernachten.]Falls Lîf die alte Esja je befragt hat, was genau ihre drei Ahnenfrauen mit dem oben verlinkten meinten, was dies für Lîf zu bedeuten habe, so kann Esja ihr erzählt haben:
Esjas Antwort (Anzeigen)
Es gebe da eine Prophezeiung, von der aber niemand wisse, ob es eine echte Prophezeiung sei, denn zu einer solchen gehöre ja normalerweise ein Prophet, dem man die Worte zuschreiben könne, doch in diesem Fall weiß man gar nicht mehr, wer dies zuerst behauptet hat, und vielleicht hat auch nur irgendwer herumphantasiert oder sich gesagt: wäre es nicht schön, wenn das eines Tages so käme? Worauf nachfolgenden Generationen es womöglich in gutem Glauben weitergaben, bis die ganze Sache sich zur Prophezeiung aufblähte, und genau darauf könnten auch die drei Ahnenfrauen reingefallen sein: Dass nämlich eines Tages ein Kind geboren würde, das die beiden Feengeschlechter (mit menschlicher Hilfe, denn direkt klappt das ja nicht mit der Vermehrung) wieder zu einer Linie vereinen würde: die Nachtkinder und die Tagkinder. Und da Lîf ja ein Tagling sei, ihr Tristan aber ein Nachtling... schön, beide doch etliche Generationen vom Feenvorfahren entfernt, andererseits sei ihr Erbe noch immer von einiger Kraft... Nun ja, wer weiß schon, was an der Sache dran ist. Die Große Mutter wird es schon richten, dass es so kommt, wie es kommen soll.
Hm, vielleicht ein Nachtrag:
Esja hat schon versucht, Lîf klar zu machen, dass wahrscheinlich kein richtiger Prophet dahinter steckt (da man diesen ja auch nicht nennen kann), sondern wohl eher eine Vielzahl phantasievoller, aber auch einfältig-leichtgläubiger Gemüter, die an langweiligen Wintertagen müßigen Gedanken anhängen und sich dabei Fragen stellen der Art: Wenn es Taglinge und Nachtlinge gibt, gibt es dann auch Mischlinge? Von denen hört man nie was, oder? Sind sich Tag- und Nachtlinge so feind wie Tag- und Nachtfeen? Kommen sie deshalb nicht miteinander aus, also auch nicht zwecks Paarung? Was wäre denn, wenn dies doch einmal geschähe...?
Auf diese Fragen kann es allerdings auch ganz andere Antworten geben. Nur eine mögliche Erklärung ist, dass Nachtlinge so selten sind. Nachtfeen sind a) seltener, haben b) eine höhere "Trefferquote", was ihren echten Feennachwuchs angeht (d.h. die Kinder enden nur sehr selten als Nachtlinge bei ihrem Nicht-Feenelternteil), und dann werden diese armen Geschöpfe auch noch besonders häufig ausgesetzt/getötet, weil sie ja häufig etwas anders aussehen als ein "normales" Kind ihrer Art. Taglinge sind dagegen etwas häufiger, d.h. aber trotzdem nicht, dass sie überall herumliefen. Es müssten sich also erst einmal ein Tagling und ein Nachtling über den Weg laufen und dann auch noch auf die Idee kommen, etwas miteinander anzufangen. (Und vielleicht geschieht dies ja sogar hin und wieder, ohne dass gleich die ganze Welt davon erfährt.)
Also, Esja war da eher skeptisch von wegen: Prophezeiung. Interessant wäre es natürlich allemal, zu sehen, wie ein solches Kind sich entwickelt.
Apropos, wann hat Lîf die alte Esja denn diese Frage gestellt: als sie schon schwanger war oder vorher?
P.S. Eigentlich hatte Khenubaal ja gesagt, er werde sich etwas zu dem Kind überlegen, wenn wir je so weit in der Geschichte vorankäme. Etwas seltsam ist mir schon dabei zumute, das nun selbst tun zu müssen...