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Nachrichten - Lîf

Seiten: 1 ... 31 [32] 33 ... 51
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Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 19.09.2017, 10:36:07 »
Ich dagegen überlege, ob neutral gut die beste Wahl war oder ich eher zu chaotisch neutral gehen sollte  :suspicious: Druiden müssen ja immer was neutrales drin haben, und mit guter Gesinnung wollte ich Lîf als Heilerin schon haben - aber im Moment entwickelt sie sich glaube ich recht chaotisch :D

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Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 18.09.2017, 15:04:33 »
Snorri, der Tristan endlich am Ärmel zurückhalten konnte und erleichtert scheint, dass Elske dessen Weib mit sich zieht, sieht sich zunächst noch einmal um, ehe er mit gesenkter Stimme erklärt: "Nein, nein, das ist's nicht. Nur kränkelt Jessas alter Vater jetzt schon eine ganze Weile – da ist es abzusehen, wann er den Löffel ab... hrm. Ich meine, wann er in den Schoß der Großen Mutter zurückkehrt. Der Alte ist ein zäher Knochen, der immer seine Schäfchen beisammen gehalten hat. Da lauern natürlich schon so einige liebe Verwandte darauf, dass es soweit ist" meint er dann mit einer Selbstverständlichkeit, die recht unklar bleiben lässt, was den Fischer denn nun von den erwähnten "lieben Verwandten" unterscheiden soll.

"Deshalb wollt' ich wissen, wie das nun ist, wenn sich rausstellt, dass es mit Torhild damals nicht ganz astrein war... Heißt das, dass meine Jessa dann leer ausgeht? Ihre beiden älteren Halbschwestern haben so was behauptet. Zwei selten dumme Gänse, die der Alte noch von seinem ersten Weib hatte. Der hatte auch ein Pech: erst keinen Sohn, sondern nur Töchter, und dann auch noch so blöde Exemplare mit losen Mäulern, die dafür im Monat kein Tagewerk von meiner emsigen Jessa zu spinnen wissen!" schnappt Snorri erbost, wenn auch immer noch vorsichtig leise. "Na, auf jeden Fall haben sie schon ihre Schandmäuler aufgerissen, dass alles ihnen gehört, das heißt also ihren sauberen Männern, und die sind erst recht zwei Blödköpfe, die zu ihren Weibern passen! Das wär' doch nicht recht, oder? Wir wollen ja gar nicht viel, aber ich bin nur ein Fischer und kann meiner Jessa kaum den Stoff für ein neues Kleid kaufen – und der Alte hat doch Äcker über Äcker!"

~~~

Die junge Frau wirkt abwesend, als sie sich von Elske mitziehen lässt. Sie schwankt noch immer zwischen dem Zorn, der so hell aufgeflammt ist, und jenen anderen Gefühlen für Tristan. Dabei ist sie, ganz gemäß ihrer Natur, sogar so trotzig, dass sie sich gegen das langsame Abebben ihrer Empörung zu stemmen versucht. Wie ihr so immer mehr Argumente einfallen, die zu seinen Gunsten sprechen, kommt sie sich vor, als ob ihre schöne Wut, ihre Tatkraft und Entschlossenheit, ihr zwischen den krampfhaft geschlossenen Händen hervor rinnt wie feiner Sand. "Ich hab's gut?! So, meinst du..." murrt sie missmutig zu Elskes Worten. Es muss ein Zauber sein, mit dem er sie von einer wilden Bärin in eine sanfte Ricke verwandelt! Nicht dass sie in jenen Momenten ihre entflammbare, voreilige Art nicht ebenso verdammen würde wie jetzt ihre vermeintliche Schwäche, dass ihr dann nicht das falsch erschiene, was jetzt richtig ist, und umgekehrt. Aber es gibt ihr doch ein Gefühl der Stärke und Würde, wenn sie den Eindruck hat, selbst Herrin über ihre wechselhaften Gefühle zu sein.

Tristan ist bislang der einzige Mensch gewesen, dem es gelang – wenn auch erst einige Male, viel öfter scheiterte er daran wohl – ihre Wut im höchsten Zenit zu besänftigen, ihren Herzschlag zu beruhigen und sie einlenken zu lassen[1]. Sie hat es ihm zu verbergen gesucht und ist auch noch davon überzeugt, dass er nichts ahnt – aber diese unheimliche Fähigkeit macht ihr manchmal Angst. Die Angst einer überaus stolzen jungen Frau, hier ihren Meister gefunden zu haben. Hat sie nicht schon dem Schluss der Raubehe zugestimmt, und war es nicht so, dass es nicht seine Argumente waren, die sie dazu brachten, sondern... er selbst?

Sie beißt sich auf die Lippen, spürt Elskes verwunderten Blick auf sich ruhen. Am liebsten würde sie sich umdrehen und zu ihm zurück spähen – schaut er ihr nach? Was tut er gerade? Aber sie verbeißt sich den Drang dazu und bemüht sich um eine Antwort auf die Frage, die unausgesprochen zwischen den beiden jungen Weibern hängt. "Ja... Er kann gut erklären" sagt sie leise, als Elske munter fortfährt. Oh ja, das kann er: Er kann erklären, mit seiner Feenstimme, die einem ins Ohr dringt wie eine sanfte Berührung, und er kann einen dabei so intensiv anschauen, dass man Zorn und Aufbegehren vergisst, um in diesem Blick zu ertrinken... Wieder beißt sie sich auf die Lippen und fühlt ihre Wangen glühen. Ob Elske merkt, was ihre bewundernden Worte für Tristan Lîf bedeuten? Sie fühlt sich wie eine, die man mit Stricken fest angebunden hat und der man nun die nackten Fußsohlen mit Gänsefedern kitzelt: Es ist eine Folter, eine süße zwar, aber eine Folter, sich da noch beherrschen zu wollen.

Es kostet sie unendliche Anstrengung, Elske nicht entweder über den Mund zu fahren oder ihr aus vollem Hals zuzustimmen! Doch der Rotschopf glaubt es aus irgendeinem Grund ihrer Selbstachtung schuldig zu sein, dass sie die Unerschütterliche mimt. Schon als Mädchen war sie stolz, hat selten Hilfe angenommen, überall versucht, ihren Kopf durchzusetzen und sich allein zu behaupten. Jetzt, in ihrer neuen und immer noch recht fremd wirkenden Heimat, ist die Furcht noch viel größer, sich zu öffnen und womöglich anderen zu zeigen, dass sie auch verletzbar ist. Wie soll sie sich nur verhalten?! Alle Vorsicht über Bord werfen, sich Tristan anvertrauen, ihm vertrauen? Oder vorsichtig sein, menschliche Wärme meiden, um nicht hernach plötzlich einsam und allein ganz im Kalten zu sitzen, falls sie sich täuscht? "Ach, Elske..!" seufzt sie so tief bei der Erwähnung von deren Ragnar, dass es fast so übertrieben wirkt wie die gespielten Gefühle bei dem Spektakel um die Ahnen der Inselleute. Nur dass ihr Stoßseufzer nicht gespielt ist.
 1. Ich sage einfach mal, dass ein derart hoher Charismabonus wie seiner sich im Alltag trotz fehlender Diplomatie deutlich bemerkbar macht. Und ich glaube deinem Post entnehmen zu können, dass Tristan ihr gegenüber mit Geduld und Friedfertigkeit auftritt, nicht wie gegenüber anderen Männern (?)

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Dalaran / Der Weihort
« am: 18.09.2017, 15:02:28 »
Die Erkenntnis, dass sie tatsächlich in derselben Albtraumkammer steht, von der sie auch geträumt hat – oder war es eine Vision, die die Groß Mutter schickte? – lässt Lîf nochmals wanken. Als Tristan sie in den Arm nimmt, krächzt sie tonlos: "Dieser Raum... ich kenne ihn..! Ich habe ihn schon einmal gesehen..." Ihre Erinnerung erweist sich als großes Hemmnis, sich überhaupt noch weiter hier umzusehen, hat man hier doch ihren Mann auf unsägliche Weise gequält![1] Erst als die anderen Gefährten sich der bewussten Zelle nähern, fokussiert sich ihr herumirrender Blick wieder, und sie fährt erstaunt zurück. Da ist doch etwas – aber diese Zelle war doch eben noch leer?! Oder hat sie nur nicht so genau hingesehen, weil das Grauen sie überwältigte..?

Dann fällt ihr die Fremde ins Auge, und ganz unwillkürlich schaut sie in die Runde ihrer Begleiter, kann man doch die Aura, die von diesem Weib ausgeht, beinahe mit Händen greifen. Und richtig: Die Mannsleute starren sie an wie eine Erscheinung – die sie womöglich sogar sein mag – jeder! Bis auf Abdo, der vielleicht andere Begriffe von Schönheit und Charisma hat. Wer weiß, wie es in seiner Heimat aussehen mag. Immerhin, stellt Lîf erleichtert fest, einer von den Männern, der seine Sinne beisammen behält. Sie kann es nicht einmal ihrem Tristan verdenken, dass er das geheimnisvolle Weib mit Blicken zu verschlingen droht, tut es ihm doch Rogar fast gleich. Und... nanu?! Aeryn gar, die sich fast ebenso sehr von den Menschen unterscheidet wie der Zwerg..? Ja, tatsächlich: sogar ihr Mund steht offen! Lîf schluckt. Der Zauber, der dieses Wesen umgibt, muss stark sein, wenn er sogar andere Weiber in seinen Bann zieht...

Dennoch: Abdo und Freydis scheinen ebenso wenig wie sie selbst von diesem Bann betroffen. Und Lîf muss zwar zugeben, dass sie eine ungemein starke Aura spürt, doch kann diese ihre Sinne nicht im Geringsten verwirren. Im Gegenteil: Die Ablenkung von der Zelle und ihrem grässlichen Traum helfen ihr eher dabei, sich wieder aufzuraffen. Besonnen legt sie ihre Hand auf die Tristans, mit der er schon den Schwertgriff gepackt hält, als gelte es, Horden von Feinden niederzumetzeln, und mustert die aus dem Nichts Erschienene eingehend. Ein Zauber muss sie in der Tat umgeben... doch was ist sie? Eine Zauberin, eine Fee..? Sie tritt schweigend neben Abdo und schaut durch die Gitterstäbe.
 1. Angesichts ihres Nachteils ("Zuneigung: Tristan") halte ich es für plausibel, dass sie das ziemlich erschüttert.

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Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 17.09.2017, 12:59:08 »
Hat der Mann dann die Vormundschaft/Verantwortung für beide Ehefrauen, die dann denselben Rechsstatus hätte? Oder gibt es auch so etwas wie die Fridelehe auf den Inseln, also Hauptfrau und Nebenfrau (oder auch 2), welch letztere nicht unter seiner Vormundschaft steht? Oder schweigt das Recht sich einfach darüber aus, wieviele Frauen ein Mann sich nehmen darf, weshalb es halt einige Kerle (mit entsprechendem Einfluss/Selbstbewusstsein) gibt, die sagen, was nicht verboten ist, muss erlaubt sein?

Ich würde sagen, hier gibt es keine klare Regelung. Die reichen Männer machen sich einfach das Gewohnheitsrecht zunutze: Wer genug Besitz hat, um mehrere Weiber zu ernähren und anständig auszuhalten, der nimmt sie sich eben. Solange niemand protestiert (und warum sollten Eltern das tun, wenn sie für eine Tochter ein angemessenes Brautgeld erhalten und sie gut versorgt wissen), ist es eben, wie du sagst: Was nicht ausdrücklich verboten ist, darf man tun.


Die Unterbrechung überlasse ich Dir. Einer der Kerle könnte Tristan doch nachfolgen und ihn von seinem Weib noch einmal trennen, dann würde ich Elske übernehmen. Man könnte es auch während des Mahls oder auf dem Rückweg machen, ganz wie Du willst. Ich wollte in meinem Post alle Optionen offen halten.

Hiermit erledigt :wink: Ich überlasse es wiederum dir, ob wir die Frage des Manns an Tristan auch ausspielen oder uns auf die Frauen konzentrieren und den Skalden einfach nach einer Weile wieder auftauchen lassen, wenn Lîf Zeit hatte, sich zu beruhigen.

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Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 17.09.2017, 12:55:53 »
Der Ruf und die kurze Ansprache des Jarls lassen die ohnehin nur oberflächlich feierliche Atmosphäre sofort in ein ausgelassenes Gemurmel und tausend fröhliche Gesichter umschlagen. Bis auf die jungen Weiber und Burschen, deren Gedanken noch mit all den Regeln und Gesetzen beschäftigt sind, die künftig für sie gelten werden und die man sich in ihrer Vielzahl so schwer merken kann – wie macht dieser Skalde das bloß?! – sind alle Anwesenden mit einem Mal in Feierlaune. Das Mahl ist immer eine angenehme Angelegenheit, und der angekündigte Rechtsstreit verspricht spannende Unterhaltung zur Verdauung. Zumindest für jene, die nicht selbst zu den Involvierten in diesem Fall gehören oder eng genug mit ihnen verwandt sind, um persönlich Anteil zu nehmen. Daher zerstreuen sich die kleinen Gruppen um die Feuer zusehends, wimmeln durcheinander und bewegen sich fröhlich plaudernd dem wartenden Genuss entgegen. So mancher diskutiert eifrig mit dem Nachbarn des Skalden Neuerung am altbekannten Vortrag – dieses Thema erhitzt die Gemüter durchaus, und man sieht interessanterweise Weiber und Männer sich jeweils Gesprächspartner desselben Geschlechts suchen, um sich darüber auszutauschen.

Die Gruppe um Lîf hat ebenfalls begonnen, der allgemeinen Marschrichtung zu folgen, nur Elske ist noch bei dem empörten Rotschopf geblieben und hat nun ihrerseits den Arm sanft um die neue Freundin gelegt, redet beruhigend auf sie ein, fast wie auf ein trotziges Kind. Das wenige, das sie gerade noch an Worten vom Jarl aufschnappen konnte, hat Lîf nämlich die Zornesröte gleich wieder ins Gesicht getrieben. Und kaum weniger regt sie sich darüber auf, wie ruhig die Weiber die von Tristan verkündeten Gesetze aufgenommen haben. Sicher: Sie reden untereinander leise darüber, und bei der einen oder anderen sieht man dabei gelegentlich einen leicht mürrischen Gesichtsausdruck. Doch zu Lîfs Entsetzen scheint das wartende Mahl die Weiber weit mehr zu beschäftigen, ganz wie ihre Männer. Sie presst die Lippen zusammen, die Arme noch immer verschränkt, und starrt auf den Boden zu ihren Füßen. Dies alles kommt ihr so ungerecht vor – wo ist Gayas Zorn darüber, dass Ihre Töchter, die Ihr doch gewiss genauso lieb sind wie die Söhne und noch zudem ähnlicher, von diesen so behandelt werden?! Es ist ihr natürlich auch vage bewusst, dass es ebenso wenig gerecht ist, alles Tristan anzulasten, der die Gesetze immerhin nur verkündet und sie nicht gemacht hat.

Doch wie so oft in solchen Situationen kommt die Zeit des Bedauerns bei ihr erst später. Jetzt im Moment ist ihr Zorn entflammt! Daher sieht sie auf, als er sie anspricht, und sagt nur ziemlich kühl: "Natürlich." Für einen Moment drängt es sie danach, sich Elske zuzuwenden und etwas zu ihr zu sagen, das Tristan beschämt, in der Art von "Entschuldige bitte, aber mein Herr und Gebieter ruft..." Aber dann beißt sie sich auf die Lippen und unterlässt es. Sie kann von ihrer Erregung nicht so rasch lassen, ihr Blut erhitzt sich schnell und braucht eine Weile, um wieder kühler und ruhiger zu fließen – doch ihn derart gehässig zu treffen, daran hindert sie etwas: eine unsichtbare Hemmschwelle, die ihr sagt, dass es gemein und niederträchtig wäre, so zu handeln. Wütend, dass sie ihm ihre Empörung zeigen will, es aber nicht kann, ohne womöglich die Kontrolle zu verlieren und übers Ziel hinauszuschießen, flammen ihre Wangen wieder auf. Elske, die nicht allzu viel Einfühlungsvermögen benötigt, um das drohende Gewitter zu ahnen, lächelte Lîfs Mann an, als wolle sie sich für sein Weib stellvertretend entschuldigen.

Sie öffnet schon den Mund, um die beiden mit einem diplomatischen Abschiedswort allein zu lassen, als hinter Tristan eine Männerstimme ertönt: "Skalde! He, Tristan – ich hab' da eine Frage zu dieser Raubehe, von der du sprachst. Du weißt doch sicher, die Torhild, die Mutter meines Weibes, die kam so in ihres Vaters Haus, damals. Da wollt' ich dich fragen, wie das nun ist, wenn meine Jessa als ihre Tochter..." Der Mann, ein Fischer namens Snorri von Ingla, soweit sich Tristan erinnert, ist bei diesen Worten an den Skalden herangetreten und will ihn in ein Gespräch verwickeln. Elske, in diesem Moment besonnener als Lîf, sieht Ruf und Liebe Tristans und seines Weibes in Gefahr, so der Rotschopf hier vor Zeugen gegen ihren Mann womöglich in der Erregung Dinge sagt, die ihn wiederum zwingen würden, sie zu züchtigen, will er nicht als Schwächling gelten... Elske also zieht Lîf mit sich und nickt Tristan zu, als wolle sie ihm sagen: "Es ist gut, widme dich dem Manne, ich passe solange auf dein Weib auf." Und Lîf lässt sich von ihr wegführen, wütend, verwirrt, bestürzt auch über die Macht, mit der die Leidenschaft sie wieder einmal gepackt hat.

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Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 16.09.2017, 19:22:46 »
Das unterdrückte Kichern der jungen Weiber verstummt rasch wieder, als auch sie ihren Dämpfer von Tristan bekommen. Sie nicken alle pflichtschuldig. Es war ja nicht bös gemeint, sie wissen schließlich, dass Mann und Weib eine Schicksalsgemeinschaft sind, wollen ihren künftigen Männer gewiss gute Weiber sein... doch eine kleine Neckerei hier und dort, der ist schwer zu widerstehen, lassen sich doch auch die jungen Burschen selten zweimal bitten, auf ihre Kosten zu scherzen. Der Ernst, mit dem Tristan seinen Vortrag hält, löst wohl bei den Zuhörern immer wieder unwillkürliche Anstrengungen aus, es ihm gleichzutun, doch es bleibt dem Skalden der Eindruck, dass die jungen Leute in ihrer Unbekümmertheit wohl erst noch durch die harsche Schule des Lebens werden gehen müssen, ehe sie die volle Tragweite all seiner Worte recht erfassen können. Selbst bei seiner Lîf kann er sich nicht sicher sein, wie reif sie wirklich schon ist. Gewiss, sie ist nach gültigem Brauch allemal alt genug, einem Mann beizuwohnen, ihm Kinder zu schenken und seine Güter zu verwalten. Indes, sie ist noch nicht lange dem Mädchenalter entwachsen, und wie sie so inmitten der jungen Weiber steht und sich offenbar immer besser mit ihnen zu verstehen beginnt, nun... vielleicht ist es ja auch ihre jugendliche, frische Art, die ihn anzieht: ein wenig unbedarft, ungestüm, naiv sicherlich, aber auch unverdorben und weit entfernt von der oft mürrischen Art alter Matronen. Nur so wankelmütig und hitzköpfig...

Er bleibt, zu seinem Ungemach, ausgerechnet vor jenem Feuer stehen, an dem sich die Weiber versammelt haben, und schaut beim Aufblicken Lîf fast direkt in die Augen. Sie sieht ihn aufmerksam an, runzelt die Stirn leicht, als er sich merklich windet[1] – ist ihm etwa peinlich, was nun folgt? ...ihretwegen?! Sie wundert sich zunächst nicht wenig, hat er diesen Vortrag doch nach ihrem Wissen schon viele Male gehalten. Doch je länger er redet, desto deutlicher glaubt sie zu wissen, warum er zögert. Natürlich: Hier verkündet er Regeln, die nur von Männern ersonnen und zu Gesetzen erhoben worden sein können! Alle möglichen Formen von Rechten, die ihnen erlauben, ihr Vergnügen bei vielen Weibern zugleich zu suchen! Sie schnaubt wütend, als sie sich umsieht. Die anderen Weiber schweigen, blicken zum großen Teil zu Boden, wohingegen die Burschen am Nachbarfeuer wieder grinsen wie die Honigkuchenpferde – natürlich! Der Rotschopf verschränkt die Arme und schürzt unwillig die Lippen. Kebsehe – ha! Eine legale Möglichkeit für den Mann, unter viele Röcke zu kriechen! Und sein Weib?! Das muss natürlich zufrieden und dankbar sein, wenn es davon Mitteilung erhält, denn mehr steht ihr ja nicht zu! Obwohl sie geahnt hat, dass diese Sitte, die es auch in Fersland gibt, unter den raubeinigen Piraten hier auf den Inseln kaum gerechter geregelt sein konnte, fühlt sie doch Enttäuschung.

Vielleicht, weil ihr bewusst wird, dass auch für sie nun derlei gilt: Wenn es Tristan einfällt, dass er Bedürfnisse hat, die sie nicht befriedigen kann, so muss sie ihn schweigend gewähren lassen, falls er ihr verkünden sollte, dass er sich zwei oder auch drei Kebsen nimmt. Ungerecht! Ungerecht und dreimal ungerecht! Hat die Große Mutter den Weibern nicht die heilige und wichtige Pflicht auferlegt, das junge Leben in ihrem Leib auszutragen, hat ihnen damit Schmerzen und Ungemach aufgebürdet, die ein Mann niemals kennenlernt?! Und fügen sich die Weiber nicht dieser Pflicht willig, werden sie nicht wieder und wieder geschwängert, verbringen ihr halbes Erwachsenenleben mit einem dicken Bauch, Rückenschmerzen, Übelkeit, um dabei umso rascher zu altern? Und dann sollen sie auch noch friedlich mit ansehen, wie die Mannsleute, frei und schlank wie zuvor, anderen Röcken nachsteigen?! Sie zieht einen Schmollmund wie ein kleines Kind – fast sieht die heißblütige Lîf aus, als wolle sie mit dem Fuß aufstampfen. Oh, und gewiss ist es gerecht, wenn man dem Manne solches nachsieht, verzeiht er einem doch das gelegentliche Klatschen mit der Nachbarin, wenn er monatelang auf Raubfahrt unterwegs ist, und den – warum wohl? – typisch weiblichen Wunsch, neues zu erfahren aus der weiten Welt, von welcher die Haus und Hof Hütende, meist Schwangere ja stets nur aus zweiter Hand erfahren kann.

Das sind sicherlich gleichwertige Fehler, ja, ja..! Wieder schnaubt sie, und Elske fasst besorgt ihre Hand. Der Blick der jungen Frau ruht starr auf Tristan, während er über die Raubehe zu sprechen beginnt. Sie weiß genau, dass sich in diesem Augenblick die Augen der jungen Weiber auf sie richten, und dass ihre Wangen rot aufflammen, beschreibt er doch da ganz exakt, was ihr widerfuhr. Nun, fein, dann ist ja alles rechtens! geht es ihr mit bitterem Sarkasmus durch den Kopf. In diesem Moment vergisst sie, dass er sie weit anständiger behandelt hat, als sie, einfache Magd und Kriegsbeute, hoffen durfte. Sie vergisst auch, dass sie ihre notwendige Zustimmung gab, wie er ausführte, weil sie... oh, welche Empfindungen für ihn sie realisierte, schiebt sie in Gedanken auch gleich beiseite, es stört nur ihren Zorn, ihre Empörung! Sie will jetzt empört sein! Da hilft auch Elskes sanftes Drücken der Hand nichts, hilft das verständnisvolle Nicken der umstehenden Jungweiber nicht. Wieso bloß hat sie all dem zugestimmt, ist sie sein Weib geworden? Er hat sie schließlich geraubt. gemeinsam mit seinen liederlichen Kumpanen! Wenn sie nur an ihrer Gefährtinnen denkt, die angstvollen Augen unter den hässlich geschorenen Schädeln... Was hat sie dazu gebracht – seine Stimme? Hat er sie verzaubert..? Nein, Lîf weiß tief in ihrem Inneren sehr wohl, was sie veranlasst hat, ja zu sagen. Denn es lässt sich auch jetzt nicht wirklich leugnen, als er sie anschaut. Sie kann seinem Blick nicht standhalten und senkt mit tiefrotem Gesicht den Kopf. Elske schaut zwischen ihr und Tristan hin und her, besorgt, ratlos.[2]

Auf Tristans Frage meldet sich auch diesmal niemand von den jungen Leuten, obwohl zumindest die Burschen nichts von den stummen Blicken bemerkt zu haben scheinen, die da zwischen dem Weiberfeuer und dem Rechtsverkünder hin und her gehen.
 1. Motiv erkennen mit einem Ergebnis von 14 +2 "Gattenbonus" = 16.
 2. Den Vorschlag zur Variante der Raubehe in Fersland finde ich gut. Den können wir gern so übernehmen.

472
Rûngard-Saga / Des Sehers Runenstäbe
« am: 16.09.2017, 19:21:29 »
*grrrrrummel* Latürnich nicht... aber ich baue ihn in den Post ein.

473
Rûngard-Saga / Des Sehers Runenstäbe
« am: 16.09.2017, 15:05:22 »
Motiv erkennen (Tristans Zaudern, männliche Bedürfnisse und die Raubehe anzusprechen): 1d201d20+3 = (11) +3 Gesamt: 14

474
Dalaran / Das Glück des Tüchtigen
« am: 16.09.2017, 14:23:25 »
Rettungswurf Willen: 1d201d20+6 = (20) +6 Gesamt: 26

475
Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 15.09.2017, 14:03:47 »
Die jungen Frauen senken alle die Köpfe, als Tristan so unwirsch antwortet und die Fragende rügt. Elske gar scheint im Boden versinken zu wollen, während die Burschen am anderen Feuer sich gegenseitig grinsend in die Seiten stoßen und etwas von Weibern und Neugier tuscheln. Lediglich ein Augenpaar sieht Tristan noch offen entgegen: Das seines eigenen Weibes. Lîf reckt trotzig das Kinn, hat Elske demonstrativ den Arm um die Schultern gelegt und sie an sich gezogen und funkelt ihn nun an, offenbar nicht bereit, durch ihr Verhalten auch nur ansatzweise zuzugeben, dass sie seinen Unmut für gerechtfertigt hält. Wär' er selbst ein junges Weib, so wüsste er wohl, welche Sorgen und Ängste ihre Kameradinnen erfüllen und wie sehr sie die Seele quälen und das Herz unruhig pochen lassen! Wie kann man es da der armen Elske verdenken, dass die Not ihr die Frage über die Lippen drängte?! Sie schießt auch einen wütenden Blick zu den jungen Burschen hinüber, die sich heimlich über die Zurechtweisung zu amüsieren scheinen, die eindeutig an das Weiberfeuer gerichtet war. Dann erst senkt auch sie den Blick, lässt aber ihre neue Bekannte nicht los, sondern streichelt ihr die Schulter und versucht sie zu trösten, indem sie sie sanft an sich drückt. Einige Hände aus dem Kreis der jungen Weiber um die beiden stehlen sich zu ihnen, um ihnen ebenfalls Hände oder Arme zu drücken, rückversichernd, auch wenn nicht eine es wagt, unter dem Blick des gestrengen Gesetzesverkünders offen ihre Solidarität auszudrücken. Immerhin brennen jeder Einzelnen von ihnen solche Fragen unter den Nägeln. Nur der Zufall wollte es, dass eben Elske als die Nasewaise erschien und keine andere.

Immerhin aber beweist Tristan aber so viel Einfühlungsvermögen und Verständnis wie wohl kaum sonst je ein Mann auf den Inseln: Er lenkt ein und erläutert den künftigen Eheweibern, was sie so dringend interessiert. Das fassen auch die Burschen am anderen Feuer als Mahnung auf, dass der Zwischenfall von eben vergeben und vergessen sein soll, und wenden sich dem Skalden wieder lauschend zu. Lîf hebt den Blick wieder, und diesmal scheint das Funkeln in ihren Augen, umrahmt von den roten Zöpfen, von einem sanfteren, tiefgrünen Feuer zu stammen. Ihre Lippen zeigen ein kaum merkliches Lächeln. Die Mädchen, werdenden Frauen, hören ihm wieder andächtig zu, und ihre männlichen Gegenstücke widmen seinen Worten nun anscheinend immer mehr Aufmerksamkeit, beginnt es sich doch hier auch um Fragen zu drehen, in denen sie selbst noch im Nebel des Ungewissen umherirren. Wie ist das nun zwischen Mann und Weib? Was sind denn die Rechte des Mannes, des Familienoberhaupts? Dass Weib und Kinder zu gehorchen haben, widrigenfalls ihnen, den Männern, das Recht der Züchtigung zusteht, lässt sie alle befriedigt nicken. So haben sie sich das auch vorgestellt, so soll's sein! Als Tristan jedoch beginnt, die Pflichten des Mannes aufzuzählen, die Verantwortung, die er für alle die hat, die ihm derart untertan sind, beginnen die Mienen länger zu werden. Was denn, geradestehen müssen sie auch für die losen Mundwerke ihrer Weiber, zu sorgen haben sie für alle, und wenn sie es gar zu arg treiben, steht dem Weibe gar zu, sich zu den Seinen zu flüchten..?! Eijeijei... so mancher kratzt sich betreten am Kopf und tauscht ratlose Blicke mit den Nachbarn.

Sollt' es wohl sein, dass ihre alten Herren ihnen doch keinen Bären aufgebunden haben, als sie sagten, der Mann sei zwar der uneingeschränkte Herrscher über die Seinen, doch mit der Macht komme auch die Verantwortung? Als sie behaupteten, Weiber und Kinder, altersschwache Greise wohl auch, die alle könnten sich erlauben, unvernünftig zu sein, aus dem Bauch heraus zu urteilen, Dummheiten zu begehen – niemals aber der Mann, von dessen klugen Entscheidungen das Wohl und Wehe der Familie abhänge..? Das klingt nun nicht ganz nach dem lustigen, sorglosen Herrenleben, das sich die halbstarken Burschen bei einem Becher Met in lustiger Runde oft so gern ausgemalt haben... Fast scheint es, als seien Rechte und Pflichten zwischen den Geschlechtern zwar höchst ungleich, aber mitnichten ungerecht verteilt. In dem einen oder anderen Kopf beginnt sich schwerfällig der Gedanke zu regen, dass die Altvorderen Gesetze und Sitten wohl durchdacht haben müssen, um den Frieden in den Familien auf lange Sicht zu sichern. Indes, es ist unangenehm zu erfahren, dass ein Fehltritt einem jungen Weib zwar einen hübschen Tanz der Rute auf ihrem Hinterteil einbringen mag, einem jungen Mann jedoch fast ebenso leicht eine Tracht Prügel vom Schwiegervater, ein kaltes Eisen in den Bauch gar in schweren Fällen. Die Mienen der Mädchen am anderen Feuer, die das betretene Schweigen durchaus wahrgenommen haben, sind nicht direkt schadenfroh, aber ihre Blicke scheinen doch ein stummes "Aha! Seht ihr wohl, ihr Burschen..." zum Ausdruck zu bringen. Das gibt dem Übermut der jungen Männer einen spürbaren Dämpfer, und da die Ermahnung Elskes noch nicht vergessen ist, erntet Tristan auf seine Erkundigung nach weiteren Fragen von den Herren der Schöpfung diesmal nur eiliges Kopfschütteln und das eine oder andere gemurmelte: "Nein, nein, 's ist ja alles ganz klar..." Auch die Weiber bleiben stumm. Lîfs Blick ruht jetzt mit einem unergründlichen Ausdruck auf ihrem Gemahl.

476
Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 15.09.2017, 14:03:17 »
Zitat von: Tristan
Wie ist das in Fersland, was meinst Du? Darf der Mann da nur ein Weib ehelichen? Vielleicht ist es in Lîfs Umgebung auch einfach bloß so der Brauch, dass sie es nicht anders kennt?

Ich würde sagen, in Fersland hat der Mann im Normalfall vor dem Recht nur ein Weib und hält sich im Übrigen an seine Mägde. Eventuell ist es dort so, dass er einen bestimmten Besitz nachweisen muss, um mehr Weiber nehmen zu dürfen (damit sie alle samt ihren ggf. erbberechtigten Söhnen versorgt sind)? Dann wäre die Polygynie theoretisch rechtens, aber praktisch aus wirtschaftlichen Gründen lediglich eine seltene Erscheinung unter reichen Grundbesitzern und ähnlichen.


Passt alles. Wobei Tristan ja auch versprochen hatte, sich in der Mittagspause loszureißen und zu Lîf zu gesellen, das wird er natürlich wacker versuchen.  :)

Das lässt sich ja leicht regeln: Wir gehen einfach anfangs nach meinem Vorschlag vor, aber sobald Tristan sich loseisen kann, geht er zu Lîf. Da wird Elske schon zurücktreten :wink:


Und die gute Nachricht: Nach meinem nächsten Beitrag, dazu die 16 Din A4 Seiten in den Schriftrollen 3.2 + 3.3 (falls Du Dir die überhaupt schon angetan hast), hätte ich dann endlich Deine "Hintergrundfrage" aus der PM vom 23.7 beantwortet!  :)

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bislang nur Teile wirklich gelesen und den Rest überflogen habe :oops: Trotzdem ist es aber eine schöne Quelle zum Nachlesen, die ich nutzen werde, sobald es im Dalaran-Forum oder auch hier Unklarheiten gibt :)

477
Dalaran / Zum silbernen Drachen
« am: 15.09.2017, 11:55:15 »
Ich hatte den nicht überlesen, aber einfach mal bestimmt, dass Lîf den nicht mitbekommt (freiwillige 1 auf den Lauschen-Wurf quasi :D).

478
Rûngard-Saga / Im Methaus zu Hóp
« am: 15.09.2017, 11:53:58 »
Ja, das klingt gut, machen wir es so. Eventuell könnte sie sich in der Pause ja mit Elske unterhalten, die neugierig ist, wie man all das dort regelt, wo Lîf herkommt? Und Lîf, die sich damals ob ihrer absolut "ehefernen" Pläne natürlich noch nicht so intensiv mit all dem beschäftigt hat, versucht aus ihrem Gedächtnis zusammenzukramen, was sie noch weiß bzw. einfach im Alltag zwischen ihren Eltern mitbekommen hat.

Tristan wiederum könnte einem der Männer "Rechtsberatung" in einer Angelegenheit geben, die keinen Streitfall darstellt. Ich muss mal überlegen, was man da hernehmen könnte.

Übrigens wieder mal Respekt für den Aufwand, den du dir mit den Recherchen machst :)

479
Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 14.09.2017, 16:34:19 »
Die jungen Weiber und Burschen hören äußerst aufmerksam zu, ganz im Gegensatz zu den Älteren an den weiter entfernten Feuern, die ja Tristans Vortrag bereits kennen und überdies selbst erlebt haben, was er den Jüngeren hier beschreibt. Gereckte Hälse, atemlose Stille, Augen, die gebannt an seinen Lippen hängen: Ein so andächtiges Publikum erlebt selbst der Skalde mit der Zauberstimme selten. Kein Wunder, sind doch vor allem die Mädchen und werdenden Weiber in banger Ungewissheit, was die Zukunft ihnen bringen wird, was ihre Rechte und Pflichten sein werden, wie ihr Leben aussehen soll. Sicherlich haben sie begonnen, ihre Mütter zu beobachten, seitdem es für eine nach der anderen von ihnen konkret wurde mit dem Bräutigam, mit dem Feilschen um die Braut, mit den Ansprachen und den Vorbereitungen für die Hochzeit. Sie haben alten Weibern, denen sie sonst kaum einen Blick gönnten, freiwillig im Haus geholfen, um sie vorsichtig auszuhorchen, wie das denn nun sei, wenn man von einem Mann heimgeführt wird, was zu beachten, was zu vermeiden sei. Meist allerdings haben sie für einen ganzen Tag Schweiß und Rückenschmerzen bei der großen Wäsche der Greisinnen lediglich ein zahnloses Grinsen und den weisen Rat geerntet, nur hübsch aufzupassen, wenn sie beim Thing all das erklärt bekämen – und waren so klug wie zuvor.

Nun hört ein jede hin, nicht ahnend, dass die anderen genauso ahnungslos sind, weil die Alten es als Verstoß gegen die Sitten betrachten, die Belehrung durch den Rechtsbewahrer vorweg zu nehmen, dessen Pflicht es zudem ist, all die Regularien im Kopf zu haben, wohingegen eine alte Frau wohl das eine oder andere vergessen oder nicht mehr ganz so genau nehmen mag... Auch Lîf hat, ohne das Wissen Tristans, die alte Hulda bedrängt, erst schüchtern und verlegen, indirekt, dann immer deutlicher, bis auch sie sich mit demselben kümmerlichen Erfolg zufrieden geben musste wie ihre Schicksalsgenossinnen: Die Magd hat ihr nur mit verschmitztem Grinsen vorgehalten, dass sie schließlich das Weib des Mannes sei, der in solchen Dingen bestens bescheid wisse – warum sie ihn denn nicht frage statt einer alten Dienerin, die ja nie einer zu seinem Weib gemacht habe. Wohl wissend, dass der Rotschopf sich eben gerade geniert, mit einem Mann über derlei zu reden, sind doch auch recht intime Weiberdinge unter den Fragen, die ihr unter den Nägeln brennen. So steht also auch sie angestrengt lauschend zwischen den jungen Weibern, während sie versucht, das Grinsen Helgas aus ihren Gedanken zu verbannen, die wahrscheinlich die Sorgen der zierlichen, eher flachbrüstigen Lîf besser durchschaut hat, als dieser recht ist. Hätte sie sich nur nicht zu dieser letzten Frage hinreißen lassen..!

Derweil also die Weiber lauschen, gelegentlich miteinander tuscheln und zu den jungen Burschen hinüber schielen, die sich bei diesem Teil noch zurückhaltend und überlegen geben – in Wahrheit aber ebenso die Ohren spitzen – trägt Tristan die Litanei vor, die ihm wie von allein über die Lippen fließt, ohne dass er sich nach den vielen Wiederholungen in den vergangenen Jahren noch sonderlich anstrengen müsste, sich den Wortlaut der Gesetze ins Gedächtnis zu rufen. Gleichmäßig, ruhig und gut verständlich klingt seine sonore Stimme über die Menschen, die ihn umstehen, untermalt vom Prasseln der Feuer, dem Knacken des Holzes. Schließlich beendet er den ersten Teil seiner Belehrung, und die Zuhörerinnen an dem einen Feuer sehen sich gegenseitig an. Leises Fußscharren, hier rückt eine ihr Kopftuch zurecht, da spielt eine andere an ihrer Schürze. Keine meldet sich zunächst zu Wort, und Tristan will bereits wieder anheben, als sich doch eine etwas zittrige, helle Stimme vernehmen lässt: "Was ist, wenn das Weib seinem Mann keinen Sohn schenkt? Darf er sie dann wieder heimschicken..?" Elske ist es, die sich nur schwer dazu durchgerungen hat, eine so peinliche Frage zu stellen. Lîf, die wohl bemerkt hat, dass etwas sie beschäftigt, hat sie leise flüsternd dazu ermutigt und drückt ihr auch nun leise die Hand. Die anderen Weiber sehen sie kurz an und schauen dann alle wieder zu Tristan – froh, nicht selbst diejenige zu sein, die zugegeben hat, von solchen Sorgen geplagt zu sein, aber ebenso froh, dass jemand eine solch heikle Frage stellte, auf die sie nun wohl eine Antwort erhalten werden. Dann das Gerücht hält sich hartnäckig, dass immer wieder unglückliche Weiber in Schimpf und Schande ins Haus ihrer Eltern zurückkehrten und auf immer als bessere Magd dort versauerten, weil keiner mehr eine will, die ihm nicht wenigstens einen strammen Erbfolger schenken kann.

480
Rûngard-Saga / Das Disenthing
« am: 13.09.2017, 13:41:50 »
Lîf erwidert das Lächeln der jungen Frau unwillkürlich. Sie hat das Gefühl, geholfen zu haben, und das hat sie schon immer gemocht. Das war es wohl auch erst, was sie bewogen hat, Heilerin zu werden und – gegen den Willen der Eltern – mit anderen, gleichgesinnten Weibern dorthin zu ziehen, wo die Männer für die Freiheit des Landes kämpften. Diese Entscheidung kam zwar auch ihrem Stolz entgegen, erlaubte sie es ihr doch, auf Weiberart der Heimat und den Menschen Ferslands zu dienen, wie es die Mannsleute mit Waffen taten. Doch der Rotschopf hatte neben dieser heißen, stolzen Ader auch schon immer eine sanfte und fürsorgliche Seite. Zwei Herzen schlagen in ihrer Brust, und Elskes dankbarer Blick träufelt gerade Balsam in eines der beiden. "Aber natürlich wird alles gut werden" versichert sie erleichtert. "Wie viele junge Weiber haben es vor dir schon überstanden – und bestimmt hatten sie auch alle zuvor Angst." Ihr Lächeln wird allerdings etwas gequält, als ihr Gegenüber zu einem etwas heiklen Thema übergeht und mit der Unbefangenheit eines Kindes über die Vorzüge weiblicher Körper und die dahingehende Neigung der Männer redet. "J... ja, da bin ich... auch sicher" stottert sie und fühlt Blut in ihre Wangen schießen. Ihr Ahnen, das kann doch nicht wahr sein..! Haben die Leute auf den Inseln denn gar keine Bedenken, so offen über derlei zu sprechen..?! Nicht einmal die Gegenwart der älteren Weiber – teilweise würdige Matronen – scheint Elskes Redefluss zu hemmen.

Und dann... wie kommt sie dazu, Lîf als flach zu bezeichnen?! Unauffällig schielt die angehende drudkvinde an sich hinunter und vergleicht mit den anderen Weibern. Gut, sie ist deutlich schmaler gebaut als die robusten, breithüftigen Inselweiber und dementsprechend auch nicht so üppig, aber... ach, verflixt! Ärgerlich über sich selbst und ihre Eitelkeit räuspert sie sich und wirft in einer charakteristischen Geste ihren Kopf zurück. "Tristan und ich, wir sind glücklich miteinander" behauptet sie in einem derart bestimmten Ton, des es schon an Flunkerei grenzt. Denn sie hat zwar Momente, in denen sein Anblick allein etwas in ihr zum Schmelzen bringen kann, aber oft genug zeigt sie sich ihm gegenüber auch kratzbürstig, um die Nähe nicht größer werden zu lassen, als ihre Eigenwilligkeit gebietet. Sie seufzt lautlos, erwidert den Händedruck der Glücklichen und sagt sich, dass die Sitten hier nun einmal so sind. Und richtig: Auch Helga fängt plötzlich vom selben Thema an, und Lîfs Ärger über sich selbst wächst, als ihre Augen ganz von allein zu wandern beginnen und wiederum vergleichen, was sich dort unter dem Kleid abzeichnet und was bei ihr selbst. Und so sehr sie sich bemüht, sich der einfachen, kindlichen Art dieser Weiber überlegen zu fühlen: Das Ergebnis des Vergleichs nagt an ihrem Selbstbewusstsein...

Und ehe sie sich's versieht, hat sie sich zu Helga geneigt und leise wispernd gefragt: "Werden sie denn mit einem Kind ganz sicher größer..?" Natürlich hat sie niemals die Absicht, diese Piratenbande auch noch aus ihrem eigenen Schoß vergrößern zu helfen, wo ihr als Esjas Schülerin bereits die Rolle der Hebamme zugedacht ist. Es ist nur so ein Gedanke, der sie aus reiner Neugier interessiert, mehr nicht, keinesfalls! Er beschäftigt sie aber, unabhängig von Helgas Antwort, auch noch, als der Jarl seine Stimme erhebt und die Mädchen eilig zu ihrem Feuer zurückhuschen. Er beschäftigt sie sogar so stark, dass sie unbesonnen das Versprechen abgegeben hat, ihre Geschichte zu Ende zu erzählen. "Na, das kann ja was werden..." hat sie nur kurz gemurmelt, ehe sie verstohlen die Hände unter die bescheidenen Rundungen unter ihrem Kleid gelegt und sie leicht angehoben hat – der Sichtvergleich mit den anderen Weibern am Feuer fiel jedoch noch immer nicht zur Zufriedenheit aus. So ist der Aufmerksamkeit heischende Ruf Gisles ihr eine willkommene Ablenkung von ihren trüben Schlussfolgerungen, und sie merkt auf. Für sie, die noch nie eine derartige Versammlung erlebt hat, sind alle seine Worte neu und spannend. Ohne nachzudenken, stimmt sie in die Rufe der Weiber ein und fühlt sich von allen Seiten geherzt, wenn auch etwas rau. Verlegen grinst sie, nachdem sie von Gertrud gar einen Kuss bekommen hat, und meint: "Dank dir, Gertrud!" Und zu ihrer Verwunderung stellt sie fest, dass es in diesem Moment ein Gefühl von Geborgenheit gibt, sich zu dieser Gemeinschaft zugehörig zu fühlen.

Daraufhin fällt es ihr leichter, sich bei den Umarmungen ungezwungener zu geben und ihrerseits einige – wenn auch eher vorsichtige – Freundschaftsküsse auf die Wangen von Weibern zu verteilen, die ihr nur vage oder dem Namen nach bekannt sind. Dann wird wieder alles still und hört aufmerksam dem Jarl zu, auch Lîf. Kurz fragt sie sich wegen dieser Huldre, von denen man zuhause in Fersland in ihrer Gegenwart nie sprach. Doch ehe sie sich dazu durchgerungen hat, die andächtige Stille zu stören und Gertrud oder Sigrid leise danach zu fragen, drängt sich wieder jene andere Frage in den Vordergrund: Was soll das heißen, Gaya und die Huldre ehren..? Doch nicht etwa..?! Nein, unmöglich! Mit einem klammen Gefühl im Magen lässt sie ihre Zöpfe durch die schmalen Hände gleiten, die unmerklich zittern, als sie die roten, seidigen Stränge wiederholt streichelt, um sich zu beruhigen. Nein, nein, das muss etwas anderes bedeuten. So weit gehen auch diese Menschen nicht, da geht ihre angeheizte Fantasie mit ihr durch, ganz gewiss! Nur... warum haben alle so gejohlt und gewiehert..? Da werden ihre Gedanken von Tristans Ansprache unterbrochen, und sie fühlt Wärme in sich aufsteigen. Natürlich ist es Unsinn, aber sie hat das Gefühl, er spräche nur für sie allein. Als Elske sie mit einem zögerlichen Lächeln ansieht und ihre Blicke sich treffen, streckt Lîf ihr eine Hand hin, und die beiden jungen Weiber gehen Hand in Hand, sich gegenseitig Mut machend, zu einem der Feuer, die Tristan bezeichnet hat.

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