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Autor Thema: Die ersten Opfer  (Gelesen 29992 mal)

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Hrothgar

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Die ersten Opfer
« Antwort #180 am: 22.11.2006, 17:14:55 »
Der eben noch fröhlich den Rehbock ausweidende Hrothgar springt plötzlich wie von einer Hornisse gestochen auf.
'Das darf doch nicht wahr sein!!'
"Halt, stopp! Du unseeliger Schafskopf!"
Der Kopfgeldjäger ist mit einem Satz bei dem Knappen und reißt ihm die Lampe aus der Hand.
"Was soll denn dass für ein Feuer werden?! Willst du aus unserem Essen ein Gluronfeuer machen??"
Kopfschüttelnd stellt Hrothgar die Lampe hin und wirft mit einer unbeherrschten Armbewegung den Holzhaufen um.
"So brät man doch kein Wild! Damit kann man höchstens dieses knochentrockene Gehölz hier in Brand setzen! Was wird euch eigentlich beigebracht?! Beiseite, ich mach das selbst...Fräulein von Jämeenlinna, kann ich euch so lange das Zurechtmachen des Bocks überlassen ohne dass ihr ihn völlig massakriert?"
Über die Unfähigkeit der Knappen seufzend schichtet der Kopfgeldjäger das Holz fachgerecht zu einer flachen, länglichen Bahn und befestigt an beiden Ende größere, gegabelte Äste um später das aufgespießte Tier grillen zu können.
"So, einer von euch holt mir...ach, vergesst es."
Immer noch den Kopf schüttelnd stapft Hrothgar kurz davon um einen passenden Ast zum rösten des Tieres zu finden. Dabei hofft er inständig dass wenigstens Kylmäveri etwas vom Zurechtschneiden von Wild versteht...
In gods we trust,
in guts we rust.

Kylmäveri Kaldor'ta

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Die ersten Opfer
« Antwort #181 am: 22.11.2006, 22:36:20 »
Dem Vorbereiten des Lagerfeuers hat die müde Kylmäveri mit zunehmender Skepsis zugesehen, und irgendwie kann sie dem außer sich geratenen Hrothgar diesmal recht geben. 'Auch wenn er ruhig mal höflicher sein kann!'

"Bei mir braucht Ihr keine Sorgen zu haben, ich dürfte mich mit so etwas gut genug auskennen," versichert die Adlige schnaubend, als sie sich zum halbfertigen Rehkadaver hin begibt, um das Werk zu vollenden. "Ich habe zwar gehört, im Süden macht der Adel auf der Jagd nichts als Scherzen und Zechen, doch daheim sind's Graf und Gräfin, Baron und Baronin selbst, die sich im Walde um ihr Großwild kümmern!"

Iorondan Mercanor

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Die ersten Opfer
« Antwort #182 am: 24.11.2006, 15:17:14 »
Mit langen Gesichtern und einem leisen Grummeln verziehen sich die beiden Kleinen und sehen dem grießgrämigen Kopfgeldjäger dabei zu, wie er fachgerechte ein Feuer mit Bratspieß baut, und wie sich wenig später das zerlegte Reh über dem lusitg prasselnden Feuer dreht und einem Duft verbreitet, der Tote wecken könnte - so zumindest ihre Meinung, die deutlich an ihren Gesichtern abzulesen ist.

Selbst die Aufmerksamkeit Ruomirs ist geweckt: Seine Augen schauen nicht mehr ins Nichts, und das gelegentliche Auftauchen eines rotglühenden Punktes auf seiner Pfeife zeigt, dass er jetzt auch am Tabak zieht und die Pfeife nicht nur im Mund hält.

Rund um die Gruppe, deren Feuer eine Insel in der Dunkelheit des Waldes zaubert, brechen langsam die Geräusche eines nächtlichen Waldes aus. Es raschelt, knackt im Unterholz, irgendwo stößt ein Hase den schrillen, einzigen Schrei seines Lebens, der dessen Ende markiert aus und durchdringt damit die sich nur wenig abkühlende Luft -

Schließlich ist das Reh fertig gebraten, zischend landet ein letzter Tropfen ausgeschwitzten Fettes in der heißen Asche, und mit hungrigem, erwartungsfrohem Blick versammelt sich die Gruppe um das unerwartete Festmahl.
Fire and Blood

Iorondan Mercanor

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Die ersten Opfer
« Antwort #183 am: 28.11.2006, 15:20:40 »
Während des Mahles beleben sich die Lebesgeister deutlich, so dass irgendwann sogar so etwas wie gute Stimmung aufkommt, aus der sich Ruomir jedoch heraushält - er hat sich ein kleines Stück Fleisch geholt, wieder an seinen Baum gelehnt und kaut, mit demselben versonnenen Blick wie zuvor. Auch der kleinere Knappe hält sich nach wie vor zurück, und auch in der Wärme des Feuers legt er seine Kapuze nicht ab -

Der andere hingegen ist lebhaft und fröhlich. Er hat sich eine ganze Keule des Rehs gesichert und kaut, das Fett läuft ihm über die noch selten rasierten Wangen, und er unterhält die neu gebildete Gruppe mit nicht unbedingt neuen Witzen. "Ein Bauer und sein Knecht müssen zur Feldarbeit. Aber erst, als sie am Feld ankommen bemerkt der Bauer, dass er seine Stiefel vergessen hat. Weil er zu faul ist um zurückzugehen, sagt er zum Knecht:

´Du wirst jetzt für mich zurück gehen und meine Stiefel holen! Ich bin der Herr und du der Knecht!´ Sauer stampft der Knecht los. Am Hof angekommen, trifft er dieBäuerin und die Magd. Da kommt ihm eine Idee ---   Hahaha", Er bekommt sich kurz nicht ein vor Lachen - "und sagt zur Magd: ´Schönen Gruß vom Bauer, ich soll euch beide mal so richtig poppen.´ ´Ne´, sagen die beiden, ´das hat der niemals gesagt.´
´Doch´,sagt der Knecht, ´passt auf.´ Er geht zum Fenster und ruft zum Feld rüber: ´Du, Bauer, alle beide?´ ---- Und, was hat der Bauer geantwortet?" Wieder kriegt der Knappe sich einige Minuten nicht ein vor Lachen - Richtig: ´Natürlich, du Idiot!´

Unter solchen Witzen verschwindet bald recht viel des Rehs, und schließlich kommt Ruomir zu den am Feuer sitzenden Begleitern hinüber und sagt, mit nur schlecht versteckten Missfallen ob ihrer guten Laune:  "Denkt daran, morgen müssen wir früh weiter - jetzt sollten wir schlafen. Ich übernehme die erste Wache -" Ohne zu Fragen legt er das fest, und nachdem sich der Rest auf eine Wachreihenfolge geeinigt hat wickeln sich alle in ihre Decken, und Ruomir setzt sich wieder an seinen Baum stopft sich eine neue Pfeife.

Ruhe kehrt ein - Ruhe, in der selbst leise Laute wirken wie schmetternde Fanfaren. Ab und an schnaubt ein Pferd, der kleinere der beiden Knappen wälzt sich hin und her - und als, kurz bevor die Reisenden enschlafen, ein Käuzchen schreit sind alle plötzlich wieder hellwach.

Trotz dieser Widrigkeiten befinden sich alle fünf bald fest in Phtaras Armen...
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Iorondan Mercanor

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Die ersten Opfer
« Antwort #184 am: 30.11.2006, 22:48:12 »
    Intermezzo


    Der Mann war unruhig. Hektisch ging er in dem Lager, das die geschrumpfte Schar seiner Helfer errichtet hatte umher. Sein Blick wurde wie magisch angezogen von der Stelle, an der vor nicht langer Zeit noch eine dichte schwarze Rauchsäule am sich verdunkelnden Himmel erkennbar gewesen war, doch jetzt sah er nur noch Finsternis, unterbrochen von wenigen Sternen - tatsächlich, wenigen Sternen. Er überlegte. 'Nein, wir müssten die Sterne sehen, wenn der Himmel klar wäre, und er ist die letzten Wochen immer klar gewesen. Sollten das etwa Wolken sein, die sich über Lippoldt versammelt haben?'

    Er verschränkte die Hände auf dem Rücken, machte eine scharfe Kehrtwende und ging denselben Weg zurück durch das schlafende Lager -

    "Du hast jämmerlich versagt. Sieh zu, dass du deine inkompetenten Idioten loswirst, und komm her zu mir. Ich habe noch Verwendung für dich." Der Mann zuckte zusammen, als er die Stimme seine Meisters so plötzlich aus dem Nichts vernahm - kurz überlegte er, ob er sie sich eingebildet hatte, doch nein. Ärgerlich klang die Stimme, und nicht so, als verstünde der Mann, der da sprach, Spaß. Es gab nur eine mögliche Antwort.

    "Ja, Meister."

    Der Meister sah Versagen nicht gern. Und der Mann hatte versagt, daran gab es keinen Zweifel. Seufzend machte er sich an die Arbeit.
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