Autor Thema: Harmonie der Klingen  (Gelesen 15266 mal)

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Aoskar

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Harmonie der Klingen
« am: 02.04.2007, 22:31:09 »
Als Drei wieder zu Sinnen kommt, liegt sie auf etwas weichem und warmen, dass sich sehr wie ein Bett anfühlt. Als sie die Augen aufschlägt, sieht sie einen kleinen Raum mit steinernen Wänden. Über den Boden verstreut sind unzählige unregelmässig geschnittene Teppichstücke, darüber stehen einige Möbel aus Metall, die von bemerkenswerter Qualität zu sein scheinen. Die Wände sind übersäht mit fleckigen Postern aus Pergament, scheinbar Anschlägen, die Verbrecher abbilden, die gegen Belohnung gesucht werden. Wo keine Poster hängen sind Haken in die Wände geschlagen, an denen grosse Säcke aus Pergament aufgehängt sind. Eine grosse, gusseiserne Laterne in Form eines geflügelten Dämonen bietet flackerndes Licht. In der Mitte des Raums stehen ein grosser, lederner Armsessel und ein massiver Schreibpult.
Drei selbst hängt in einer provisorischen Hängematte, die aus einem grobmaschigen Netz und mehreren Decken besteht. Als sie sich aufsetzt, sieht sie eine schneeweisse mit roten Augen Ratte von der Grösse eines Hundes am Fussende der Hängematte sitzen. Sonst scheint niemand hier zu sein.
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Drei

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Harmonie der Klingen
« Antwort #1 am: 02.04.2007, 23:18:10 »
Drei richtet sich auf und starrt verwundert die übergroße Ratte an. Dann lässt sie ihre Seelenklinge in ihrer rechten Hand erscheinen und der Raum wird für einen kurzen Moment in ein violettes Licht getaucht. "Bleib ja weg, du Mistvieh!"
Falls die Ratte sich nicht als feindselig erweist, umfasst Drei ihre Klinge fest und springt mit leisen Sohlen auf eines der Teppichstücke auf dem Boden. Sie lässt ihren Blick über die Möbel und den Tisch und die Wandpergamente schweifen, die Ratte immer im Augenwinkel. Ist das noch einer von Temrots Arbeitsräumen? Wo zur Hölle bin ich? Beunruhigt schaut Drei noch mal auf die Wände des Raums. Warum gibt es hier keine Türen? Bin ich jetzt gefangen? Bestimmt soll diese Riesenratte mich bewachen. "Wer bist du!", fragt sie in forschem Ton die Ratte, auch wenn sie nicht wirklich eine Antwort erwartet.

Aoskar

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Harmonie der Klingen
« Antwort #2 am: 03.04.2007, 12:46:11 »
MIt leisem Quieken springt die riesige Ratte auf. Sie rennt direkt auf eine Wand zu, wo sie mit dem  Kopf voran ein Pergament  zur Seite schiebt und in dem dahinterliegenden Loch verschwindet.
Für einige Sekunden passiert gar nichts, dann wird mit einem lauten Quietschen ein türgrosses  Gitter aus schwarzen Eisenstäben zur Seite geschoben, das von einem der Pergamente verborgen gewesen war.
Durch die Öffnung tritt ein junger Mann, unter dessen Vorfahren wohl Menschen, als auch Elfen gewesen waren. Er trägt einen einfachen, braune Mantel mit kurzen Ärmeln, der skelettdünne Arme entblösst, deren Gelenke deutlich hervorstechen. Seine Haut ist fast so weiss wie das Fell der Ratte und sein Kopf ist kahlgeschoren, so dass seine spitzen Ohren viel deutlicher zur Geltung kommen.
Er lächelt beruhigend als er die schimmernde Seelenklinge in Dreis Hand bemerkt und tritt näher, mit staksigen Schritten.
"Ah, du bist aufgewacht. Schöne Waffe hast du da. Mein Name ist Knorrknochen, du hast sicher schon von mir gehört."
Er setzt sich in den Ledersessel hinter dem Pult und dreht in herum, so dass er Drei im Auge behalten kann. Die Ratte springt ihm auf den Schoss und er stützt sein Kinn auf seinen Handflächen ab.
"Dürfte ich fragen, wie um alles in der Welt du hier hereingekommen bist? Ich war einmal einer von euch und kenne die üblichen Methoden, aber ich habe immer geglaubt, mein Unterschlupf sei enorm gut versteckt. Wie hast du das getan? Und ausserdem habe ich dich noch nie gesehen. Gehörst du zu den Grünhemden? Oder den Blutmäulern? Etwa zu den Aschekindern?"
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Drei

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Harmonie der Klingen
« Antwort #3 am: 03.04.2007, 13:19:15 »
Drei betrachtet den dürren Mann mit ruhiger Miene und versucht einzuordnen, wo er wohl herkommen könnte. Allerdings erkennt sie weder seinen Akzent noch seine Statue und besonders die spitzen Ohren geben ihr Rätsel auf.
Als der Mann ihre Seelenklinge erwähnt, zuckt sie kurz zusammen und lässt sie diese sofort verschwinden. Auch wenn er freundlich tut, bleibt Drei auf der Hut, um sich nicht von Unvorhergesehenem überraschen zu lassen.
"Verzeiht bitte, Knorrknochen." Drei macht einen Knicks und entschließt sich, so höflich wie möglich zu sein. "Ich habe gerade Herrn Temrot sein Mittagsmahl gebracht und fand mich plötzlich hier wieder. Ich fürchte, ich habe Euren Namen noch nie gehört...aber ich bin auch nur ein einfaches Dienstmädchen. Bitte erlaubt mir die Frage, wo bin ich hier?"

Aoskar

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Harmonie der Klingen
« Antwort #4 am: 03.04.2007, 14:01:38 »
"Temrot?"
Knorrknochen blickt nachdenklich nach oben.
"Temrot... Temrot... Temrot... Nein, den Namen habe ich noch nie gehört. Er ist keiner der Goldenen Fürsten, kein Schakalkönig, kein Factor.
Ich nehme dir deine Geschichte nicht völlig ab, aber ich kann dir immerhin sagen, dass du dich in der Stadt Sigil befindest."
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Drei

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Harmonie der Klingen
« Antwort #5 am: 03.04.2007, 15:25:23 »
"Temrot vom Hause Ryladyr. Dies ist sein Wappen, mein Herr." Drei zeigt auf die mit einer Flamme verschlungenen Schlange, die auf ihre Brust gestickt ist. "Sicherlich habt Ihr schon von ihm gehört. Er ist ein mächtiger und reicher Mann und es heißt, er könne zaubern." Dann erlaubt sie sich kurz, verdutzt dreinzublicken. "Die anderen Namen, die Ihr nanntet. Ich habe sie noch nie gehört. Was bedeuten sie? Und wer seid ihr, mein Herr?"

Aoskar

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Harmonie der Klingen
« Antwort #6 am: 03.04.2007, 19:52:55 »
Knorrknochen lächelt.
"Kind, es gibt nun wirklich genug Fingerwinker hier in Sigil. Du kannst nicht erwarten, dass ich jeden von ihnen kenne, nur weil er dich bezahlt hat. Und irgendwie wird deine Geschichte immer unwahrscheinlicher. Aber ich werde mal mitspielen.
Die Goldenen Fürsten sind die reichsten Leute der Stadt, so reich, dass sie wahrscheinlich ganze Schichten kaufen könnten. Die Schakalkönige sind das gleiche, aber sie haben weniger gute Werbung und darum sind sie auch offiziell Verbrecher.
Tja, und ich bin einfach nur Knorrknochen. Ich wohne hier und treibe Geschäfte, die dich nichts angehen.
Aber kommen wir nochmal zu deiner Geschichte. Du hast noch nie fon den Goldenen Fürsten gehört. Willst du behaupten, du seist noch nie in Sigil gewesen? Wahrscheinlich kommst du auch von der Materiellen, oder? Der Zufall wäre einfach zu schön."
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Harmonie der Klingen
« Antwort #7 am: 03.04.2007, 20:02:47 »
Drei kneift die Augen zusammen und schaut Knorrknochen misstrauisch an. Sie ist es gewohnt, von den Leuten als Kind angesehen zu werden, auch wenn sie fast schon erwachsen ist. Soll er doch denken, sie sei klein und hilflos. Womöglich ist dieser heruntergekommene Mann nur ein gewöhnlicher Gemeiner. Jedenfalls redet er eine Menge wirres Zeug und vielleicht ist er sogar verrückt. Sie lässt den Blick kurz durch den Raum schweifen und verharrt etwas länger auf dem Pergament, hinter dem Knorrknochen hervorkam. Mit Temror hat der bestimmt nichts zu tun.
Sie schaut die Ratte an. "Ich komme aus der Provinz Gardor." Dreis Blick trifft den von Knorrknochen. "Aber das kennst du wahrscheinlich auch nicht. Hör auf, so komisches Zeug zu reden und sag mir lieber, wie ich hier rauskomme."

Aoskar

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Harmonie der Klingen
« Antwort #8 am: 03.04.2007, 20:08:35 »
Knorrknochen nickt langsam.
"Und nun haben wir ein Problem."
Er steht auf und beginnt, langsam auf und ab zu laufen.
"Weisst du, ich komme nach hause, in ein Versteck, von dem ich gedacht hätte, niemand wüsste, wo es ist. Es gibt hier Fallen, vor denen ich mich selbst fürchte. Und doch liegt jemand bewusstlos am Boden. Behauptet dann noch passenderweise, Sigil nicht zu kennen.
Kann ich eine solche Person gehen lassen? Kannst du irgendwie beweisen, dass du von der Ersten kommst?"
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Drei

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Harmonie der Klingen
« Antwort #9 am: 03.04.2007, 23:32:59 »
Kann das ein Trick von Haus Lark sein? Die Larks suchen aber ein Mädchen, das tot ist, das es nicht mehr gibt. Drei kennt niemand. Drei ist niemand. Sie schaut sich noch mal eingehend in dem Raum um, ob er ihr etwas über Knorrknochen verraten kann, wobei sie besondere Aufmerksamkeit den Pergamenten widmet, bevor sie zu sprechen beginnt.
"Hör mal, ich weiß nicht, wer die Erste ist und ich weiß nicht, was Sigil ist und ich weiß nicht, wer du bist. Wie soll ich also etwas beweisen, was ich nicht mal kenne?
Ich habe Herrn Temror wie immer sein Essen aufs Zimmer gebracht. Dann hat plötzlich das Kohlebecken angefangen, blau zu leuchten und ich bin hier wieder aufgewacht. Was willst du von mir?" Bin ich jetzt seine Gefangene?

Aoskar

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Harmonie der Klingen
« Antwort #10 am: 04.04.2007, 09:18:42 »
Knorrknochen grinst.
"Ganz schön dreist, zu behaupten, du würdest die Erste Materielle nicht kennen."
Er setzt sich wieder hin und streichelt langsam die weisse Ratte.
"Wenn du eine Agentin bist, kannst du auf jeden Fall gut eine Planlose spielen. Ich denke mal, ich lasse dich gehen, wenn du mir bei einem kurzen Geschäft hilfst. Es wäre völlig ungefährlich und du müsstest nur nachsehen, ob irgendwelche Grünhemden auftauchen, während ich einige Kisten transportiere. Nichts illegales und du könntest dir sogar was dazuverdienen.
Wenn du das tust, kannst du gehen. Ich müsste dir die Augen verbinden, auch wenn ich nicht sicher bin, ob du nicht sowieso schon weisst, wo du bist. Und ich will dich natürlich nie mehr hier sehen."
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Drei

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Harmonie der Klingen
« Antwort #11 am: 04.04.2007, 10:36:46 »
Nach dem, was er da von sich gibt, hat er auch nicht viel mehr Plan als ich. Drei setzt einen finsteren Blick auf und ergibt sich ihrem Schicksal. Wahrscheinlich könnte sie auch einfach wegrennen, sobald sie draußen ist. Drei war schon immer eine flinke Läuferin. Wenn sie sich konzentriert und schnell auf das nächste Hausdach sprintet, würde dieses zerbrechliche Spitzohr mit seiner Ratte niemals hinterher kommen. Sie schließt kurz die Augen, um ihren Geist zu sammeln und innere Ruhe zu erlangen.

"Und was soll ich machen, wenn wir Grünhemden begegnen?"

Irgendwie würde sie sich dann schon durchschlagen, zurück nach Gardor. Andererseits...
"Was könnte ich mir denn dazuverdienen?"

Aoskar

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Harmonie der Klingen
« Antwort #12 am: 04.04.2007, 12:53:40 »
"Fürs erste mal dein Leben, wie's aussieht. Ich lasse dich gehen. Und sonst? Nun, je nachdem wie's läuft wohl eine ganze Handvoll Klimper. Und wenn du Grünhemden siehst, dann läufst du schreiend davon. Dann merke ich auch, dass sie da sind.
Nun, einverstanden?"
Knorrknochen zieht fragend eine Augenbraue hoch.
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Harmonie der Klingen
« Antwort #13 am: 04.04.2007, 13:42:18 »
Drei gibt sich Mühe, sich von der Drohung unbeeindruckt zu zeigen. Klimper klingt nach Geld und damit nicht schlecht. Womöglich kann sie ein wenig davon gebrauchen, falls der Weg nach Gardor sich als länger erweisen würde. Andererseits, vielleicht könnte sie auch hier irgendwo unterkommen. Sigil oder Gardor, wo liegt schon der Unterschied?
Drei nickt knapp. "Einverstanden. Bekomm ich den Klimper jetzt oder soll ich doch noch mal zurückkommen, wenn ich davongelaufen bin?"
Während sie darauf wartet, dass Knorrknochen ihr die Augen verbindet, versucht sie noch mal, ihren Geist von der Außenwelt abzuschotten und in vollkommene Ruhe zu versetzen.

Aoskar

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Harmonie der Klingen
« Antwort #14 am: 04.04.2007, 17:26:55 »
"Klimper immer hinterher, junge Dame. Und bitte, keine dämlichen Tricks. Es gibt einen Grund, warum man sie dämlich nennt."
Er sucht kurz durch einen der Säcke an der Wand und zieht dann ein mehr oder weniger sauberes braunes Tuch raus, mit dem er Drei die Augen dicht verbindet. Dann führt er sie durch das Gitter nach draussen. Dem Hallen eurer Schritte nach zu urteilen steht ihr nun in einem grossen Raum mit steinernen Wänden, in dem es leicht nach Abwasser riecht. Tropfendes Wasser ist zu vernehmen, als ihr den Raum durchquert.
Knorrknochen lässt Drei kurz stehen und den Geräuschen nach zu urteilen, klettert er zuerst über irgendetwas nach oben und schiebt dann einen Deckel oder eine Tür aus schwerem Metall beiseite. Dann hört man ihn nach unten springen.
"Gut, hör zu. Vor dir ist ein dicker, schräger Metallpfosten mit Handgriffen. Den kletterst du nach oben. Oben führt er durch ein Loch nach draussen."
Er gibt Drei die erste Sprosse in die Hand und hilft ihr, nach oben zu klettern.
Draussen ist es kühl und der Boden fühlt sich an, als würden hier Trümmer liegen.
"Wir sind gleich auf der Strasse, dann kannst du die Binde abnehmen. Vorsicht, hier ist eine kleine Mauer."
Schliesslich dreht er Drei einige Male im Kreis, bis sie die Orientierung verliert, führt sie dann ein kurzes Stück die Strasse entlang und nimmt ihr die Binde ab.
Ihr steht zwischen hohen, grauen Steingebäuden unter einem grauen, nebelverhangenen Himmel auf einer Strasse mit feuchten Pflastersteinen. Seltsamerweise scheinen alle Gebäude nur aus Stein und Metall zu bestehen und die meisten haben lange Klingen aus Metall, die unter ihren Dachfirsten in den Himmel ragen.
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