Spoiler (Anzeigen)Azhir war einer der Söhne der Königsstadt Arabel, geboren aber in den ärgsten Vierteln am Standrande, zu dem hin die Metropole alle ausspie, die ihr missfielen.
Er kam in die Welt in dem selben, schwer und dumpf nach gekaufter Liebe stinkenden Zimmer, in dem er auch gezeugt worden war. Seine Mutter eine Hure, sein Vater vielleicht einer der Stadtwache oder von den Zünften. Es war recht gleich, denn er war weg, blieb weg und würde bei einer unwahrscheinlichen Rückkehr über Nacht bleiben, etwas Silber dort lassen und am Morgen wieder verschwinden. Seinem Sohn hatte er spitze Ohren hinterlassen und edle Gesichtszüge. Diese aber nützten ihm wenig.
Dorothea Apfelbaum hieß seine Mutter, und sobald er sprechen und verstehen konnte, bemühte er sich zu vergessen, dass er den selben Nachnamen hatte. Wurde er danach befragt, gab er stets an, er hieße Apfelblüte. Fiel den Leuten dann nur der Name Apfelbaum in diesem Viertel ein und befragten sie ihn danach, sagte er, nein, die Dame irre sich wohl, denn er hieße Apfelblüte. Das wisse er selbst wohl am Besten. Damit konnte er sich meistens verabschieden und tat es auch.
Das Verabschieden war auch seine erste Handlung, als er gehen konnte. Für Jahre hatte ihn die Mutter in dem Zimmer gehalten, in dem sie selbst schlief, arbeitete, und in dem es so jammervoll roch, dass man hätte weinen mögen. Wenn Dorothea ihre Freier empfing, hatte er im Wandschrank und vor allem stille zu sein, denn so ein schreiender Hungejunge verscheucht mir die Männer, also lass niemanden wissen, dass du hier bist. Als er dann gehen konnte, ja, da sperrte er den Schrank auf und stolzierte eifrig, aber nicht so eifrig, dass seiner Mutter nicht noch ein Ruf der Überraschung entfahren konnte, zur Tür hinaus.
Die nächsten Jahre tat er das, wann immer es möglich war. Er sah sich dann die anderen Frauen an und ließ sich von ihnen drücken und streicheln, weil er das im heimischen Zimmer nie erfuhr, und es doch sehr schön war. Außerdem nannten ihn die anderen Frauen Schönerjunge, Lieberjunge, aber nicht Hundejunge. Auf eine Art waren sie alle seine Mütter, da beschloss er, da das Bordell Der Rote Sperber hieß und es ihm gefiel, dass er nicht allzu sehr lügen musste, wenn er sich danach benannte, fortan mit Sohn des roten Sperbers angeredet werden zu wollen.
Er suchte sich seine Abenteuer selbst. Im Zimmer gab es längst keine mehr, wohl aber im Schankraum des Sperbers, in dem täglich neue Männer anzutreffen waren. Er begann die Gespräche zuverlässig mit der Frage, ob der angesprochene sein Vater sei. Natürlich verneinten sie allesamt, einige waren verwirrt, andere belustigt, und von den meisten konnte er Geschichten über die Welt hören, die hinter den Grenzen seines Viertels lag. Bevor sie dann mit einer seiner Mütter im oberen Stockwerk verschwanden. Besonders konnte er sich ärgern, wenn Dorothea einen seiner Geschichtenerzähler schnappte und mit ihm davonging.
Sein Bild von der Welt formte sich durch die Besucher des Roten Sperbers; es war keines, das viel Hoffnung ließ. Fast kam es ihm vor, dass kein Flecken der Erde viel trostspendender als sein Heim war.
Er beschloss, sich dessen selbst zu vergewissern. Sein Tag begann Abends.
Er führte seine Unterhaltungen mit den Nachtgefährten seiner Mütter, bis dann auch der letzte mit einer Dame versorgt und es recht ruhig im Erdgeschoss war.
Dann ging er in die Nacht hinaus und nahm sich, was er wollte. Er stahl den Konditoren ihre Kuchen, von den Spielzeugmachern stibitzte er Glasmurmeln und beim Kürschner schnappte er dessen Werkzeuge. Er fand es nicht schwierig, sich zu allerlei Gelegenheit an den Sachen zu bedienen, die er benötigte. Mochte da auch einer sagen, dass sie ihm nicht gehörte – es waren seine Hilfsmittel für die Weltsuche, und die anderen konnten auch ohne sie überleben.
Als er begriffen hatte, dass er unmöglich die Welt mithilfe dieser dürftigen, so nichtigen Geräte entdecken konnte, fuhr er dennoch mit seinem Handwerk fort. Es war einfacher, sich Wünsche selbst zu erfüllen, als darauf mit dem kärglichen Taschengeld zu sparen, das er bekam, obendrein gab es Dinge die er für Geld nicht bekommen hätte.
Dorothea scherte sich nicht darum. Sie war nur zufrieden, als ihr Sohn eines Tages verkündete, er brauche kein Geld mehr von ihr und das Essen müsse sie ihm auch nicht mehr zahlen.
Es ließ sich so nicht übel leben, befand er, während die Jahre vergingen. Sie macht ihn kalt und starr, ohne, dass er es merkte. An der Weltsuche fand er nichts mehr. Er hörte von den Huren nicht mehr, wie schön er war, denn sie fürchteten sich vor seiner Schönheit.
Alles änderte sich an dem Tag seines sechzehnten Geburtstags, an dem er den angetrunkenen Herren noch immer mit der üblichen Frage begegnete und einer ihm antwortete: Vielleicht, wenn du es willst.
Azhir, dem seine Frage kaum jemals mehr als ein harmloser Spaß gewesen war und der niemals eine ernsthafte Antwort darauf erwartet hatte, horchte auf. Er war nun selbst unsicher, ob er Opfer der Gaukelei eines redegewandten Mannes wurde.
Es gibt eine Familie, die jeden aufnimmt, die keinen Unterschied zwischen ihren Zugehörigen macht und alles an schlimmen Taten vergisst, was der Einzelne getan haben mag. Die Familie Ashashin, die zwar nicht durch Blutsbande, wohl aber durch eine viel tiefere und wertvollere Einheit der Geister miteinander vereinigt ist. Nicht jeder hat Zugang zu dieser Gemeinschaft, denn wie du sicher verstehen wirst, haben dort nicht alle Menschen einen Platz. Du aber, Azhir, der Sohn des Roten Sperbers, hättest die Möglichkeit, ihr beizutreten. Wenn es dich danach verlangt. Nur eine einzige Bedingung hast du noch zu erfüllen. Denn kein Mensch hat zwei Familien.
Der Fremde musste seinen Wunsch kennen, den er sich nicht selbst erfüllen konnte. Alles hübsche Gerede der Damen zu ihm war hohl, und die einzige, die ihm das Ersehnte hätte geben können, wäre Dorothea gewesen. Dass sie es nicht getan hatte, erleichterte ihm sein Vorhaben, als er mit einem Dolch in ihr Zimmer schlich, um eine Chance zu erhalten.
Es mag sein, dass es dir schwer fällt. Denke an Leid und Schmerz, die du von ihr erhalten hast. Finde etwas, das du an ihr nicht leiden kannst. Vielleicht gefallen dir ihre Haare nicht. Es können auch die Augen sein, oder die Art, wie sie atmet. Mach damit ein Ende.
Die Tat war schnell getan unter seiner Anweisung. Azhir hatte dabei die Augen geschlossen und war dem Schrei seiner Mutter entkommen, indem er selbst dagegen angeschrien hatte.
Nun sieh, du warst dazu fähig. Würdig bist du, zu uns einzutreten, nur noch nicht alt genug. Darum fahr wohl, denn wir werden dich aufnehmen, in einigen Jahren.
Azhir, den Dolch in den Händen, war allein. Diesmal hatte er sich selbst bestohlen.
Der Mann war fort, und die Familie Ashashin mit ihm; ein leeres Versprechen, in dessen Umarmung er blind hineingelaufen war, und dem wegen er den winzigen Funken von Zugehörigkeit geopfert hatte. Er erkannte den Funken erst jetzt, als die Schreie der Apfelbaums Neugierige und Besorgte anlockten und den jungen Hurensohn dort stehen sahen, mit dem blutigen Messer über dem Bett seiner Mutter.
Ihre Freundinnen bereiteten ihr ein Begräbnis, und Azhir fürchteten sie mehr denn je. Sie suchten nach Möglichkeiten eines Missverständnisses, eines unglücklichen Zufalls, doch die vorgefundene Szene war zu eindeutig gewesen, und der Junge hatte seitdem kein Wort mehr mit ihnen gesprochen.
Er konnte erst am Grab weinen, das man ihr vor den Stadttoren bereitete. Ohne einen Plan des weiteren Lebens, wusste er nur um eins: Er wollte nicht, dass ihm die Mutter so davonging. Vor allen Anwesenden brach er den Sarg auf, riss der Toten das Leichentuch vom Leib und rannte.
Er begann seinen letzten Beutezug in der Nacht. Stahl, was er konnte, von dem er meinte, er könne es auf einer langen Reise brauchen, von Proviant und Rucksack bis zu dem schwarzen Rappen des Gardekommandanten der Mauerwache. Er nahm zusammen, was er besaß, wusch das Leichentuch und legte es sich selbst nun um. Es gehörte ihm. Keines der anderen Dinge, aber das Tuch war seines. Ein verderbende Stimme flüsterte ihm zu, dass dieses von seinem schwersten aller Diebstähle herrührte. Er ignorierte sie. Ritt einfach weiter. Eine Sache, die er sich nicht überlegt hatte.
Jetzt konnte er die Welt sehen. Aber er wusste nicht, ob er das noch wollte.
Spoiler (Anzeigen)
Einschätzen: -1 (-1 Attribut)
Balancieren: +3 (+2 Attribut, +2 Synergie, -1 Rüstungsmalus)
Bluff: -1 (-1 Attribut)
Klettern: +3 (+4 Attribut, - 1 Rüstungsmalus)
Konzentration: +3 (+3 Attribut)
Schriftzeichen Entschlüsseln: -1 (-1 Attribut)
Gerät Ausschalten: +8 (+7 Ränge, -1 Attribut, +2 circumstance)
Diplomatie: -1 (-1 Attribut)
Verkleiden: +2 (+2 Attribut)
Entfesselungskunst: +2 (+2 Attribut)
Fälschen: +2 (+2 Attribut)
Informationen sammeln: -1 (-1 Attribut)
Mit Tieren umgehen(oder so): -1 (-1 Attribut)
Heilen: +2 (+2 Attribut)
Verstecken: +7 (+6 Ränge, +2 Attribut, -1 Rüstungsmalus)
Einschüchtern: -1 (-1 Attribut)
Springen: +13 (+7 Ränge, +5 Attribut, +2 Synergie, -1 Rüstungsmalus)
Lauschen: +10 (+6 Ränge, +2 Attribut, +2 Volksbonus)
Leise Bewegen: +7 (+6 Ränge, +2 Attribut, -1 Rüstungsmalus)
Schlösser Öffnen: +11 (+7 Ränge, +2 Attribut, +2 circumstance)
Reiten: +5 (+1 Ränge, +2 Attribut, +2 circumstance)
Suchen: +10 (+7 Ränge, -1 Attribut, +2 Volksbonus, +2 circumstance)
Motiv erkennen: +2 (+2 Attribut)
Entdecken: +4 (+2 Attribut, +2 Volksbonus)
Überlebenskunst: +2 (+2 Attribut)
Schwimmen: +2 (+4 Attribut, -2 Rüstungsmalus)
Turnen: +9 (+6 Ränge, +2 Attribut, +2 circumstance, -1 Rüstungsmalus)
Magischen Gegenstand benutzen: -1 (-1 Attribut)
Seil benutzen: +2 (+2 Attribut)