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Autor Thema: [IC] Feuer und Feier  (Gelesen 46387 mal)

Beschreibung: Das Brandopfer - Kapitel 1

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Eando Kline

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[IC] Feuer und Feier
« am: 03.10.2007, 09:59:35 »
„Und wenn ich es nicht tue?“

Zorn, vermischt mit Sorge, zeichneten sich auf dem Gesicht des alten Mannes ab, dessen Hände sich um die Lehnen seines Sessels verkrampft hatten. Sein ganzer Körper drückte höchstes Missfallen über die Person auf der anderen Seite des Schreibtischs aus, der mit seiner massiven Eichenholzoberfläche eine beruhigende Distanz zwischen den beiden schuf.

„Dann mein lieber Vater, werden alle hier von deinem schmutzigen kleinen Geheimnis erfahren. Und das nur, weil du mir nicht mal diesen klitzekleinen Gefallen tun willst.“

Der Jüngere war ganz die Ruhe selbst. Wäre nicht die Spur von Verachtung in seiner Stimme gewesen, hätte man glauben können, für ihn wäre das Gespräch nur eine harmlose kleine Plauderei. Der alte Mann biss sich hingegen auf die Lippen. „Nenn mich nicht...“

„Vater, ich weiß. Du hast mir nie das Gefühl gegeben, mich als Sohn zu akzeptieren, auch wenn du natürlich nach außen immer den Schein waren musstest. Wir müssen das nicht wieder aufwärmen.“ Der junge Mann beugte sich nach vorne.
„Nur dieser eine Gefallen, dann bist du mich los. Mich hält hier nichts, und mich interessiert auch nicht, wie du dein Geld verdienst.“

Sein Ziehvater atmete tief durch.
„Gut, ich helfe dir. Aber wenn du dich danach noch einmal hier blicken lässt, dann...“

„...tötest du mich? Wie Du meine Mutter getötet hast?“ Wie vom Blitz getroffen verharrte der alte Mann. Der junge erhob sich und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Sein Vater konnte daher weder sein maliziöses Lächeln noch seine Augen  sehen. In diesen stand Mord geschrieben.


Geschehen am Mondtag, dem 1.Rova im Jahre 4707 GA, in der 9. Stunde

Die Sonne schien den feierlichen Anlass mit ihren warmen Herbstrahlen unterstreichen zu wollen. Die Nebelschwaden, die jeden Morgen vom Meer her ins Dorf zogen, hatten sich schon lange nicht mehr so schnell aufgelöst wie heute und selbst der Tau auf den Blättern der vielen Blumen, mit denen die Bevölkerung Sandspitzes die Stadt geschmückt hatte, war schon weggetrocknet.
  Passend dazu hatten die Einwohner der Stadt sich in ihre prächtigsten Festgewänder gehüllt. Fünf lange Jahre hatte man auf diesen Tag gewartet. Die Erinnerung an die schreckliche Katastrophe, die damals die Stadt getroffen hatte, war nur langsam verblasst, und erst heute, mit der Einweihung der neuen Kathedrale, würden ihre Folgen endgültig beseitigt sein.
  Trotz der frühen Morgenstunde waren die Straßen Sandspitzes schon voller Menschen. Das Schwalbenschwanzfest zur Ehre der Göttin Desna hatte eine Anziehungskraft weit über die Stadtgrenzen hinaus. Varisische Nomaden lagerten vor der Stadt, Künstler und Schaulustige waren selbst aus der Stadt der Monumente hierhergekommen, um diesem Ereignis beizuwohnen und verwandelten die Straßen Sandspitzes in ein Bienenhaus.
  Langsam begann der große Festplatz vor der Kathedrale sich zu füllen. Niemand wollte die Willkommensreden der Honoratioren verpassen, die den Beginn des Festes markieren würden. Und so versammelten sich die Schaulustigen vor dem großen Podest, dass direkt vor der Kirche aufgebaut worden war und so den Blick aller Anwesenden auf ihre Großartigkeit und Pracht lenkte.
« Letzte Änderung: 14.06.2009, 19:38:18 von Eando Kline »

Ancrym

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #1 am: 03.10.2007, 12:19:23 »
Ancrym bewegte sich mit der Geschmeidigkeit des in der Wiildnis aufgewachsenen Jägers durch die Menge. Da er sich ohnehin nichts aus diesen Feierlichkeiten machte, störte es ihn auch nicht, daß der Sheriff ihn gebeten hatte, während der Feierlichkeiten für Ruhe und Ordnung zu suchen, wenn auch nicht unbedingt damit zu rechnen war, daß es zu Ausschreitungen kommen würde. So kam es, daß Ancrym ebenfalls auf dem Platz vor der Kathedrale anwesend war, wenn seine Aufmerksamkeit auch mehr der Menge galt als den Rednern, die meistens eh nur viele Worte machten, ohne wirklich etwas zu sagen, wie Ancrym fand.
E.T. nach Hause telefonieren!

Dorian

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #2 am: 03.10.2007, 16:01:44 »
Hach, solche Feste sollte es viel öfter geben dachte Dorian, als er sich durch die Menge treiben lies. Er hatte sich für heute extra ein neues Hemd und eine neue Weste machen lassen. Ein weises Hemd mit gepufften Ärmeln und einer grünen Weste darüber, zusammen mit seiner braunen Lederhose und den hohen schwarzen, polierten Stiefeln passte gut zusammen mit seinem leichten schwarzem Haar, das bei jedem Luftzug im Wind tanzte.
Hier und da traf er jemanden den er kannte, dann blieb er kurz stehen um ein wenig zu plaudern, um sich dann wieder durch das Gemenge treiben zu lassen.
Er wartete darauf, das dass Fest endlich durch die Reden eröffnet wird.

Mestrard

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #3 am: 03.10.2007, 20:02:38 »
Mestrard stand am Rand vor dem Podest und blickte auf die sich versammelnden Menschen in ihrer Festtagskleidung. Aufgrund seiner Größe hatte er einen ganz passablen Überblick über den Platz und entdeckte Bekannte und Freunde in der Menge, denen er zunickte.

Es ist vollbracht. Die Kathedrale ist fertig und Du hast Deinen Platz in Sandspitze, oh Pharasma. Er hatte von Mitternacht bis zum Sonnenaufgang vor dem Schrein gekniet, gebetet und nach den vorgeschriebenen Riten die Pergamente mit den zentralen Glaubenslehren leise rezitiert und dann in den Hohlraum unter der Statue eingemauert.

Nun konnte die Feier beginnen, auch wenn Desna heute die meiste Aufmerksamkeit gehörte.
Obwohl es ihm nur diejenigen ansahen, die ihn gut kannten, war er sehr zufrieden. Seine dunkelblaue Robe war frisch gewaschen und geplättet, der gelbe Komet mit dem spiralförmigen Schweif auf seiner Brust schien zu strahlen und auch das Stahlsymbol um seinen Hals war so poliert, dass es im Licht der Sonne schimmerte.
Es ist gar nicht so schlecht, dass Desna heute im Mittelpunkt steht, so kann ich einfach mitfeiern. Ich hoffe nur, die düsteren Träume der letzten Zeit beziehen sich nicht auf den heutigen Tag.
Er zog die Kapuze der Robe über sein frisch rasiertes, kahles Haupt und verbarg seinen  düster werdenden Blick und die Sorge, sie sich in seinem hageren Gesicht abzeichnete, vor den Augen der ihn umgebenden Wartenden und betete leise zu Pharasma.
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Ocura Al Tenerat

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #4 am: 03.10.2007, 20:45:32 »
Im Schatten eines Hauses versteckt beobachtete eine kleine Gestalt das bunte Treiben der Stadt mit großen, grünen Augen. Ocura hatte auf den vielen hundert Meilen ihrer bisherigen Reise nun schon mehr als eine Stadt gesehen, aber hier würde sicherlich noch heute etwas besonderes passieren. Die Neugier hatte sie nach Sandspitze getrieben, als sie gesehen hatte, dass auf allen Wegen die unterschiedlichsten Gestalten hierher strömten. Die Neugier war es auch, die sie nun dazu verleitete, hier zu bleiben und herauszufinden, weshalb die Bürger dieser Stadt ihre Strassen so schön geschmückt hatten.
So suchte sie sich einen großen Platz vor einem ganz besonders hübsch geschmückten Gebäude, das entfernt einem Tempel ähnelte, hockte sich mit dem Rücken an eine Hauswand gelehnt auf den Boden und wartete ab, was hier wohl besonderes gefeiert werden sollte.

Arathis

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #5 am: 04.10.2007, 03:31:32 »
Arathis Selvenor machte des morgens einen kleinen Spaziergang durch Sandspitze, dort wollte er sich etwas die Festlichkeiten ansehen. Auch wenn er über die Festivitäten in Sandspitze nicht so wahnsinnig als jemand aus Cheliax wusste, trieb ihn doch die Neugierde zu dem Platz in der Nähe der Kirche.

Arathis Selvenor verehrte zwar die Gottheit Desna nicht, dennoch gefiel ihm ein Fest, welches möglicherweise Wein, Weib und Gesang für ihn bereit halten würde im Laufe des Tages. Und er wollte sich interesshalber schon einmal schauen, was an dem Ort der Festlichkeit so los war, wenn er sich etwas umsehen würde sogleich.

Aldern Foxglove, mit dem Arathis nach Sandspitze gereist war, hatte Arathis Selvenor zwar einmal etwas über die Festlichkeiten in Sandspitze erzählt und davon geschwärmt, aber es war ein Abend, wo Arathis Selvenor schon ein paar Becher an Wein zu sich genommen hatte und auch müde gewesen war. Darum konnte er sich an so gut wie nichts von dem, was er sagte erinnern, wenn überhaupt blieb nur eine ganz vage Erinnerung von dem Gesagten zurück. Was er aber noch wusste, war das Aldern Foxglove sehr gür dieses Fest geschwärmt hatte. Aldern Foxglove war ein recht guter Freund von Arathis Selvenor und oft schon hatte er auf dessen Worte viel gehalten. An manchen Tagen fragte sich Arathis Selvenor, wie diese Freundschaft so viele Jahre bestehen konnte. Er war ein Art Hexer mit sonderbaren Kräften, vererbt durch ein merkwürdiges, uraltes Artefakt, den selbst manche Magier schief anschauten von Zeit zu Zeit. Und Aldern Foxglove war ein Adeliger von hohem Geblüt. Arathis fragte sich oft, wie sich diese Freundschaft doch nur so außerordentlich gut über die letzten Jahre halten konnte. Gab es doch viele Adelige von denen Arathis dachte, dass sie bestenfalls um ihn und seines Gleichen einen riesigen Bogen machen würden.

Wie auch immer, Arathis war auf jeden Fall froher Hoffnung auch Aldern Foxglove auf diesem Platz hier irgendwo anzutreffen. Falls er ihn nicht treffen sollte hier, würde er ihn wohl beim Mittagessen im Rostdrachen treffen. So dachte es sich Arathis jedenfalls. Etwas festes hatten die beiden allerdings nicht um die Mittagszeit in der Rostdrachen Taverne ausgemacht. Es war aber sehr gut möglich, dass Aldern Foxglove kurz noch einmal dorthin zurückkehren würde für das Mittagessen.

Als Arathis einige Zeit intensiv auf dem Platz herumging schaute er sich einmal genau um, was es dort genau für interessante Sachen gab.
Wahrer Name: "Der, welchen die Toten verschlingen werden."

Emyralda

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #6 am: 04.10.2007, 10:12:59 »
Der Wagenzug bahnte sich seinen Weg durch die Straßen von Sandspitze. Emyralde saß hinten auf einem der Wagen und ließ die Beine herunterbaumeln. Es war schon sehr viel los auf den Straßen. Interessiert vefolgte sie die Menschen der kleinen Stadt. Emyralda liebte Feste und die ausgelassene Stimmung, die auf ihnen herrschte. Auf dem Festplatz konnte sie schon eine Menschenansammlung sehen, offensichtlich warteten sie auf einen Festredner. Das weckte ihre Neugier. Ihr Clan würde jetzt einen guten Standplatz suchen und nach der offiziellen Eröffnung des Festes würde es Musik und Tanz geben, doch bis zu ihrem Auftritt war noch genügend Zeit. Sie hatte noch nicht ihr Kostüm an, aber auch in ihrer jetzigen Kleidung wirkte sie sehr verführerisch, die leichten Stoffe in gelb und rot umspielten ihren grazilen Körper fließend.

"Ich schaue mir ein wenig die Eröffnung an", rief sie zu ihrem Vater, der den Wagen lenkte. Anmutig glitt sie vom Wagen, und sie machte sich auf den Weg zum Festplatz. Sie bewegte sich leicht und leise durch die Menge, nur das leise Klirren ihrer Arm- und Fußreifen verriet, daß sie sich bewegte.

Interessiert schaute sie sich auf dem Platz um.

Perriyon

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #7 am: 04.10.2007, 19:52:06 »
Heute wird erstmal gefeiert. Der Alte soll ruhig warten, bis ich mich ein bisschen eingelebt habe.
Seit gestern bereits war Perriyon nun in dieser Stadt angekommen, in der er sich eigentlich bei Lonjiku Kaijitsu vorstellen sollte, doch nach dem, was er alles von dem Großunternehmer gehört hatte, hatte er es durchaus nicht eilig damit, für ihn zu arbeiten. Nun wohnte er seitdem im 'Rostigen Drachen', von dem seine Mutter ihm zwar abgeraten hatte, in dem das Essen seiner Meinung nach aber vorzüglich war.
Dummerweise hatte Perriyon die letzten Tage wieder einmal hoffnungslos über seine Verhältnisse gelebt, was leider zur Folge hatte, dass sein Geldbeutel verdächtig hohle Geräusche machte und er sich wohl bald bei dem alten Kaijitsu doch um eine Arbeit bewerben musste. Deshalb wollte sich bisher die richtige Feierstimmung noch nicht so ganz einstellen.
Das gibt sich bestimmt nach den ersten paar Krügen Met. heiterte sich der Halbling in Gedanken auf.
Äußerlich entspannt schlenderte er über den Platz vor der neuen Kathedrale, wo das Fest in Bälde beginnen sollte, genoss das Gedränge der vielen gut gelaunten Anwesenden, bewunderte unverhohlen die hübschen Tänzerinnen und hielt gleichzeitig nach einem Stand Ausschau, an dem er etwas zu trinken bekommen konnte.
Schlaf, Kindlein! Schlaf!

Mestrard

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #8 am: 04.10.2007, 21:23:05 »
Mestrard schob den Anflug düsterer Gedanken bei Seite und ließ den Blick über die in frischem Glanz erstrahlende Kathedrale schweifen. Sie ist wunderbar geworden. So hat der Brand doch sein Gutes gehabt. Mitten in diesem Gedanken fiel sein Blick auf eine kleine, angesichts des Anlasses zerlumpt gekleidete Gestalt, die direkt an der Mauer der Kathedrale lehnte und deren für Bettler sehr untypische Bewaffnung ihn stutzen ließ.

Er blickte sich nach Ancrym und den anderen Ordnungshütern um. Diese waren anscheinend anderweitig beschäftigt und so schlug er langsam die Kapuze zurück und beobachtete  die Gestalt aus den Augenwinkeln.
 Eine Halbling-Frau oder eine kleinwüchsige Jugendliche. Was sie in diesem Aufzug vor Kirche wohl möchte, fragte Mestrard sich, zumal er keine weiteren Personen wahrnahm, die mit der Gestalt in Kontakt zu stehen schienen. Eine Wanderpriesterin Desnas wird es wohl nicht sein. Zumindest sehe ich keinerlei Symbole oder Zeichen an ihr.
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Eando Kline

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #9 am: 05.10.2007, 01:00:48 »
Langsam füllte sich der Platz, das Stimmengewirr vereinte sich zu einem erwartungsvollen Summen, unterlegt von den Einlagen ein paar vorwitziger Musiker, die den Beginn des Festes gar nicht mehr abwarten konnten. Die zunehmende Enge wurde noch dadurch verstärkt, dass die ersten Händler und Schausteller ihre Wagen am Straßenrand abgestellt hatten. Keiner machte Anstalten, schon mit dem Aufbau zu beginnen, soviel Zeit ließ man sich schon, aber es war klar, dass nach der offiziellen Eröffnung des Festes keine Zeit mehr verschwendet würde.

Und dann war es soweit. Eine burschikos wirkende, dennoch attraktive Frau mittleren Alters, deren grüne Amtstracht in einem reizvollen Gegensatz zu ihrem kurzgeschnittenen, rostroten Haar stand, stieg die Seitentreppe zum großen Podium empor und hob zum Zeichen, sprechen zu wollen, die Hand. So einfach diese Geste auch wahr, verstummte das Summen dennoch mit einem Schlag. Gespannte Vorfreude lag in den Gesichtern der meisten Besucher, die der nun folgenden Ansprache lauschten.

„Es freut mich, dass zu einer so frühen Morgenstunde schon so viele Besucher hier eingetroffen sind, um am im Kürze beginnenden Schwalbenschwanzfest teilzunehmen. Die meisten werden mich kennen“, ein freundliches Lächeln zauberte zwei Grübchen auf die Wangen der Rednerin, „ aber unseren Besuchern von außerhalb möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin Kendra Deverin und habe die Ehre, dieser Stadt als Bürgermeisterin dienen zu dürfen. Und ich heisse Euch alle herzlich Willkommen in Sandspitze. Möget Ihr nur gute Erinnerungen von dem heutigen Tage mit nach hause nehmen.“

  Sie holte kurz Luft.

„Ich möchte die Gelegenheit nutzen, vor allem den Einwohnern unseres zauberhaften Städtchens meinen Dank auszudrücken. Dank für die viele Mühe, die sie in die Verschönerung unserer Stadt gesteckt haben. Dank für die Hilfsbereitschaft, den Bau unserer neuen Kirche“ , sie wies auf das prachtvolle Gebäude hinter sich, „sowohl finanziell als auch durch tatkräftiges Anpacken zu unterstützen. Und Dank dafür, dass  sie alle heute hier zusammengekommen sind, um das Wahrwerden dieses Traumes, den uns Desna, unser geliebter Sphärenklang geschickt haben muss, gemeinsam zu feiern. Ich sehe“ ,nun wurde ihr Lächeln schelmisch, und die beiden Grübchen bekamen von feinen Lachfältchen um die Augen Kendras Gesellschaft, „ dass sogar der alte Larz die Zeit gefunden hat, seine Arbeit für einen kurzen Moment liegen zu lassen, und mit uns zu feiern.“

  Aus den Kehlen der Einwohner erhob sich gutmütiges Gelächter, während die Blicke zu einem etwas am Rande stehenden älteren Herren gingen, der selbst heute statt eines Festanzugs die typische, wenn auch wenigstens neue Arbeitskleidung eines Gerbers trug und ob der Worte Kendras ein etwas mürrisches Gesicht zog. Larz Rovanky war dafür bekannt, dass seine Arbeit ihm über alles andere ging, und es war in der Tat etwas besonderes, dass er sich wenigstens heute hierher bequemt hatte. Wieder hob Kendra die Hand, um die Aufmerksamkeit auf sich zurück zu ziehen.

„Ich will gar nicht mehr viele Worte machen, noch einmal wünsche ich euch allen ein wunderschönes Fest. Mögen unsere Gesänge bis nach Magnimar tönen. Und damit übergebe ich das Wort an unseren verehrten Sheriff, Belor Hemlock. Belor, bitte!“

  Tosender Applaus folgte der Bürgermeisterin die Treppe hinab, während ein hochgewachsener, dunkelhäutiger Shoanti  mit sorgfältig kahlrasiertem Kopf das Podium bestieg, dessen ernste, strenge Miene so gar nicht zu dem festlichen Anlass passen wollte. Nicht, dass seine Miene unfreundlich gewesen wäre, und doch wirkte er in seiner ganzen Art so kriegerisch, dass der Applaus unwillkürlich schwächer wurde und zur Gänze verstummte, als er vor die wartende Menge trat.

  „Ich danke Euch, Bürgermeisterin. Nun, auch wenn heute ein Tag des Feierns ist, so ist es doch auch ein Anlass, der Ereignisse vor fünf Jahren zu gedenken, einer der schwärzesten Stunden, die unsere Stadt erleben musste. Ich bitte euch daher, mit mir gemeinsam eine kurze Gedenkminute für die Opfer des tragischen Brandes, der unsere alte Kirche zerstörte, zu begehen.“

Belor senkte den Kopf, und die Anwesenden, manche von ihnen schauten betroffen, andere eher verwirrt ob des plötzlichen Stimmungswechsels, taten es ihm nach. Der Sheriff schien die Sekunden abgezählt zu haben, denn pünktlich nach einer Minute hob er den Kopf wieder und sprach weiter.

  „Die Erinnerung sollte uns auch davor bewahren, denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen. Für den heutigen Abend ist ein großes Freudenfeuer geplant“, Belors Miene zeigte deutlich seine Missbilligung, „ und ich möchte euch alle bitten, die nötige Vorsicht walten zu lassen. Und...“

  Kurz zögerte der Sheriff, dann verzog er die wulstigen Lippen zu etwas wie einem Lächeln.

„...Genießt den Tag und das Fest. Seid für den heutigen Tage Brüder in Frieden.“

Eando Kline

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #10 am: 05.10.2007, 01:02:44 »
Diesmal war der Applaus sehr spärlich, das Kopfschütteln der Einwohner reichte von humorvoller Resignation bis hin zu mühsam verborgener Empörung. Um so freundlicher fiel der Beifall für Cyrdak Drokkus, den nun folgenden, offenbar sehr beliebten Redner aus. Eng anliegende, rotgefärbte Beinkleider, ein farblich dazu passendes Jacket über einem rüschenbesetzten weißen Hemd und ein lustiger Federhut wirkten auf den ersten Blick eher wie ein Narrenkostüm, doch als der Mann mit großer Geste die Arme ausbreitete, war sein Charisma deutlich spürbar. Hier stand jemand, der wusste, wie man Menschenmengen für sich einzunehmen verstand, wie er auch sogleich unter Beweis stellte.

„Mein lieber Sheriff, ich danke Euch sehr für Eure unglaublich erbauliche Rede.“

Leises Gelächter erhob sich, Belor Hemlock hingegen verzog keine Miene.

„Herr Hemlock hat natürlich recht, diese Stadt hat schwere Zeiten erlebt. Und doch, zu welcher Leistung haben diese Zeiten uns angetrieben.“ Drokkus wies hinter sich auf die Kirche.
  „Ich sage Euch, keine Ausgabe haben wir gescheut. Der Bettnapf von Vater Zanthus ist aus purem Gold, kann ich Euch versichern.“ Das Gelächter wurde lauter. „Unsere Adelsleute haben da schon ein paar Kupfermünzen locker gemacht, ich hab sogar gehört, das selbst die Kirchen sich mit ein paar Silbermünzen am Bau der Kathedrale beteiligt haben. Es geht sogar das Gerücht, unsere geliebte Desna habe den anderen Göttern beim Kartenspiel ein paar Goldmünzen abgeluchst“, Drokkus grinste fröhlich, „ irgendwie muss ja der Bettnapf von Vater Zanthus bezahlt worden sein.“

Für einen kurzen Moment war der Festplatz ein Tollhaus, selbst Vater Zanthus rieb sich die Tränen aus den Augen. Spielerisch drohte er dem Theaterdirektor mit dem Zeigefinger.

„Wie Ihr glaubt mir nicht? Nun, dann fragt doch unsern guten Vater selbst, schließlich ist er derjenige mit dem direkten Draht nach oben. Doch bevor ich ihm das Wort übergebe, möchte ich noch eine kleine Ankündigung machen. Morgen abend findet in unserem Theater die Uraufführung des bekannten Stücks „Der Fluch der Harpyie“ statt. Speziell zu diesem Anlass hat sich für die Rolle der Harpyienkönigin niemand geringeres als die weltberühmte Magnimarer Diva Allishanda bereit erklärt. Ihr verpasst etwas, wenn Ihr nicht kommt. Doch nun soll endlich Vater Zanthus zu Wort kommen, bevor ich ihm mit meiner Geschwätzigkeit noch den ganzen Zeitplan durcheinander bringe.“

Der Beifall übertraf sogar noch den, den die Bürgermeisterin erhalten hatte, während Cyrdak Drokkus mit grandioser Geste seinen Federhut schwenkte und einen Kratzfuss an den anderen reihte. Zanthus musste einen langen Moment warten, bis endlich genug Ruhe einkehrte, doch schien er das seinem Vorredner nicht im geringsten Übel zu nehmen.

„Liebe Gäste und Gläubige, meine Vorredner haben alles gesagt, und so will ich mich nicht mit langen Reden aufhalten. Direkt im Anschluss werden die Händler und Schausteller ihre Auslagen eröffnen und die Tavernen der Stadt ihre Türen öffnen, und so hoffe ich, dass niemandem die Zeit lang wird, bis wir heute Nachmittag zu Ehren Desnas den Flug der Schwalbenschwänze begehen. Danach im Anschluss haben die besten Köche der Stadt sich im freundschaftlichen Wettbewerb vereint, allen Gästen das Abendmahl zu bereiten, gemäß der Tradition auf Kosten des jeweiligen Hauses. Und sobald die Nacht begonnen hat und der Mond sein warmes Licht auf uns herniederwirft, werden wir alle gemeinsam die feierliche Weihung unseres neuen Gotteshauses begehen und damit den offiziellen Teil des Festes begehen. Genießt den Tag und feiert mit Desnas Segen wie auch mit dem der anderen sechs, die in Sandspitze ihre Heimat gefunden haben. Und damit erkläre ich das Schwalbenschwanzfest offiziell für eröffnet.“

Zanthus hob segnend seine Arme und wieder toste der Beifall. Es dauerte gut eine Stunde, bis die Menschenmenge sich in der Stadt zerstreut hatte, um die Auslagen der fahrenden Händler zu begutachten, den Kunststücken varisischer Jongleure zuzuschauen oder auch der Musik der vielen Barden und Tanzgruppen zu lauschen die den heutigen Tag für ihre Auftritte nutzten.

Mestrard

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #11 am: 05.10.2007, 08:49:39 »
Während der Reden verlor Mestrard die kleine Gestalt aus den Augen und so lauschte er den Worten der Honorationen. Als der Trubel sich langsam auflöste ging er zu Zanthus und wechselte ein paar Worte mit dem Priester. Es war ihm noch nicht nach feiern zu Mute.
Er erstand ein wenig Backwerk und einen Krug dünnes Bier und zog sich auf den nahegelegenen  Friedhof zurück.
Ein Ort, an dem er sich oft aufhielt, wenn er Ruhe brauchte - auch wenn heute der Lärm der in Sichtweite Feiernden die Ausstrahlung des Ortes dämpften.
Spätestens zum nachmittäglichen Hauptereignis würde er sich den Feiernden wieder anschließen.
Mestrard schloß die Augen, sog den Duft des gepflegten Grüns in sich auf und versuchte den Lärm der Feiernden aus seinem Kopf zu verbannen.
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Ancrym

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #12 am: 05.10.2007, 09:40:14 »
Ancrym hatte die Reden über sich ergehen lassen, indem er ihnen nur halb zugehört hatte. Doch hatte er keine Sekunde verstreichen lassen, ohne die Menge genau zu mustern. Dabei war ihm auch eine kleine Gestalt aufgefallen, deren Äußeres von der Menge abhob. Ancrym störte sich wenig an dem Äußeren, üppige Kleider verabscheute er eh, doch nahm er auch seine PFlichten sehr ernst. SO näherte er sich, nachdem die Reden vorbei waren, der Gestalt und sprach sie ernst, aber nicht unfreundlich an.

"Guten Tag. Kann ich dir weiterhelfen?"
E.T. nach Hause telefonieren!

Emyralda

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #13 am: 05.10.2007, 13:10:51 »
Emyralda hat sich die Reden angehört und atmet tief die Luft des Festes ein, die für sie fast zu riechen war. Jedenfalls kam ihr das immer so vor. Sie schlenderte in Richtung ihres Clans und bemerkte den Halbling, der sie und andere Tänzerinnen unverholen anstarrte. Sie schlug einen kleinen Bogen, um in Richtung Perriyons zu gelangen, ging (nein sie wandelte mehr) an ihm vorbei, zwinkerte ihm zu und sagte mit zuckersüßer Stimme:

"Und gefällt Euch, was das Fest Euch zu bieten hat?"

Dabei konnte sie ein Schmunzeln nicht verbergen.

Ocura Al Tenerat

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #14 am: 05.10.2007, 14:40:33 »
Aufmerksam hatte Ocura den Reden gelauscht, um ein wenig mehr von dem zu erfahren, was hier vor sich ging. Während sie noch da saß, und über das Gehörte nachdachte, bemerkte sie den großen Mann fast nicht, der sich ihr näherte. Erst als er sie ansprach, blickte sie auf und betrachtete den Menschen. Er war zwar groß und kräftig und wirkte ziemlich gefährlich mit seinem Erdzertrümmerer, aber er schien noch nicht aggressiv.
"Ich wollte nichts Verbotenes tun, ich wollte eigentlich nur feststellen, was hier vor sich geht.", antwortete sie nach kurzem Zögern. Dann deutete sie auf den Festplatz und das Rednerpult. "Aber die Leute, die da vorne geredet haben, haben mir schon weitergeholfen. Besonders der Mann namens Sherif Belor Hemlock hat sehr gut erklärt. Hier ist einmal etwas sehr Schlimmes passiert, aber daraus ist etwas Gutes geworden. Deshalb wird hier gefeiert, soviel habe ich verstanden."
Sie ließ sich die Rede des Mannes noch einmal durch den Kopf gehen, um festzustellen, ob sie auch wirklich alles begriff, was er gesagt hatte, als ihr plötzlich etwas einzufallen schien. Sie stand auf, verbeugte sich leicht vor dem Fremden und präsentierte ihm dabei ihre leere Handfläche.
"Mein Name ist Ocura Al Tenerat. Ich grüsse dich, Bruder im Frieden."

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