Autor Thema: Die Bibliothek der Kundschafter  (Gelesen 3689 mal)

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Eando Kline

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Die Bibliothek der Kundschafter
« am: 09.04.2008, 12:11:57 »
Hier rein kommt alles mögliche an Hintergrundwissen zu den Kampagnen des Pathfinder-Universums. ich werde Links auf die sich sammelnden Informationsposts hier ion den Startpost verlinken, um ein leichtes Finden bestimmter Themen zu ermöglichen.

Golarion - eine mittelalterliche Welt?
Die Stadtteile Korvosas: Die Schindeln
« Letzte Änderung: 25.05.2009, 22:03:29 von Eando Kline »

Eando Kline

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Die Bibliothek der Kundschafter
« Antwort #1 am: 09.04.2008, 12:12:13 »
Golarion - eine mittelalterliche Welt?

Um die Eingangsfrage direkt zu beantworten: Nein, das ist sie in meinen (und den Augen der Designer) genausowenig wie ich (und die Designer) den Begriff "mittelalterliche Fantasy" für die typische D&D Welt als passend erachten.

Zur Erklärung:

Das Spielsystem von D&D hat eigentlich nie allzuviel Wert auf die exakte Simulation einer Welt gelegt und schon gar nicht die Simulation einer bestimmten Zeitperiode unserer Welt besonders ermutigt. Am ehesten kann man den Stil als eklektisch beschreiben. Man pickte sich immer gerade das heraus, was man für die eigene Kampagne/Welt als passend betrachtete.

Die wahren Vorbilder der klassischen D&D-Welt sind viel mehr in den Sword&Sorcery-Welten eines Ron E.Howard (Conan), eines Fritz Leiber (Lankhmar), eines Michael Moorcock (Elric) oder auch eines Jack Vance (das berühmte vancianische Magiesystem) zu suchen. Die typische D&D-Welt ist also viel archaischer als die Welt des europäischen (Spät-)Mittelalters.

Für Golarion gilt das umsomehr, als die Designer dieser Welt bekennende Fans dieser Art von Literatur sind und sich außerdem viel eher in der Tradition von Greyhawk sehen als in der der Forgotten Realms, Eberron (oder gar Aventurien, um ein systemfremdes Beispiel zu nennen. Auch Golarion wildert also in den verschiedensten Kulturen und Zeitepochen, was zwar auch Elemente des Mittelalters beinhaltet (am direktesten in der Gestalt des Paladins personifiziert), es aber insgesamt unmöglich macht, die Welt als solche einer bestimmten Zeitepoche zuzuordnen.

Beispiel Varisia: Die Varisianer sind ein Volk von Nomaden in der Tradition von Sinti und Roma, die Shoanti sind traditionellen Stammeskulturen (nordamerikanische Indianer, shamanistische Kulturen Asiens) nachempfunden, und die Chelaxianer orientieren sich kulturell wohl eher am Vorbild des antiken Roms.

Auch andere Teile der Welt orientieren sich kulturell durchaus an realweltlichen Vorbildern (Osirion = antikes Ägypten). Es mag also durchaus sein, dass bestimmte Regionen Golarions auf mittelalterlichen Vorbildern aufbauen. Insgesamt aber halte ich die Einstufung von D&D im Allgemeinen und von Golarion im Besonderen als irreführend

Eando Kline

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Die Bibliothek der Kundschafter
« Antwort #2 am: 02.05.2008, 09:28:10 »
Die Stadtteile Korvosas: Die Schindeln

Die Schindeln entstanden vor wenigen Jahrzehnten, als Stadterneuerungsprojekte die ärmsten Bürger Alt-Korvosas ins Brückenviertel trieben und dieses dadurch völlig übervölkert wurde. Das Problem wurde dadurch gelöst, dass die Einwohner auf den Dächern der Häuser improvisierte zweite Stöcke errichteten (auf denen wiederum andere Zelte und ähnliche temporäre Behausungen errichteten. Teilweise entstanden auf diese Weise Anbauten, die bis zum vierten Stock hinaufreichen.

Später dehnten sich die Schindeln auf bestimmte Gebiete über anderen Vierteln Korvosas aus; es entstand eine Art Stadt über der Stadt, die sich im Status ständiger Veränderung befindet, da die meisten Aufbauten nur auf Zeit errichtet sind, und die Bewohner der Schindeln sich oft nicht allzu lange an ein und demselben Ort aufhalten. Nur wenige feste Orientierungspunkte bleiben über Jahre hinweg bestehen, und nur langjährige Bewohner des Gebiets finden sich dort mit einiger Sicherheit zurecht, während Ortsunkundige ohne einen Führer nur mit viel Glück das finden, was sie dort suchen.

In den Schindeln wohnen die Ärmsten der Armen, was es für Ortsunkundige sehr gefährlich macht, sich dort oben aufzuhalten. Und die bedrohung durch Geldbeutel- und Halsabschneider ist nicht das Einzige, was den Aufenthalt in den Schindeln zu einem ständigen Kampf ums Überleben macht. Inzwischen haben sich auch diverse Kreaturen angesiedelt, die nicht anders als gefährlich einzustufen sind: aus der Acadamae entflohene Imps, Schindelspinnen und Würger(choker) sind nur einige der Monster, denen man nur ungerne begegnen möchte, und die den Bürgern in den Häusern unterhalb der Schindeln sogar als Drohmittel dienen, falls die Kinder mal wieder nicht hören können