Autor Thema: Auf der Wacht  (Gelesen 3330 mal)

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geraldim

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Auf der Wacht
« am: 10.08.2008, 13:32:25 »
Haben viele der Gebäude, noch den Eindruck erweckt, wie militärische Bunker zu wirken, so wurde die Kaserne der Oststadt wie eine massive und imposante Festung errichtet. Schwarze Banner mit blutroten Wölfen zieren das Gebäude von allen Seiten. Doch dies ist nichts Ungewöhnliches für Camille Vanamir, welche von Geburt an mit der Tradition der Karrn aufgewachsen ist.

"Lady Vanamir aus Rekkenmark, rührt euch!"
Der Kaptain der Wacht wandert auf und ab durch den karg ausgestatteten Raum, nachdem Camille mit ihrem Bericht geendet hat. Der Raum aus dunklem Stein ist abermals mit Propagandabehängen Karrnaths ausgestattet. An steinernen Säulen spenden Kaltfeuerlaternen weißes, fahles Licht. Gegenüber der Tür befindet sich ein Schreibtisch aus massivem Dunkelholz, auf welchem sich nur Feder und Papier befinden - die nötigsten Dinge.
Kaptain Helstrom´s schwere Eisenstiefel treten einnehmend und dominant auf den steinernen Fliesen. Trotz der massiven Metallrüstung die dieser trägt, wirken seine Bewegungen kontrolliert und präzise. Die ganze Zeit über hat er dem Vortrag Camille´s gelauscht, ohne eine Regung zu zeigen, doch nun begehrt er ruckartig auf.
"Olwen Talig aus Aundair wirft euch vor, seinen Schutz während des Überfalls durch Unnachsichtigkeit vernachlässigt zu haben. Was habt ihr zu diesem Vorwurf zu sagen?"
Eisblaue, messerscharfe Augen, wie blank polierter Stahl wirkend, scheinen die Karrn zu durchbohren.

Camille

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Auf der Wacht
« Antwort #1 am: 10.08.2008, 21:15:08 »
Camille ist der Bericht an den Kaptain der Wacht nicht leicht gefallen, weil sie befürchtet, dass Kaptain Helstrom ihr einen scharfen Verweis erteilen wird, weil sie ihre Männer verloren hat. Angespannt bleibt sie während ihres Berichtes in Habacht Haltung stehen und auch der Befehl des Kaptain am Ende ihres Berichtes, lässt die Frau nicht ihre angespannte Haltung ablegen. Sie verfolgt den Gang des Kaptain durch den Raum nicht mit den Blicken sondern schaut stur geradeaus.
Als die Frau schließlich den Vorwurf des Alchemisten aus dem Munde des Kaptains hört, ist sie einen Augenblick überrascht. Sie hatte nicht mit einem Angriff aus dieser Richtung gerechnet. Sie überlegt einen Moment, aber ihr fällt nicht ein wie sie eine Verteidigung aufbauen soll, also entscheidet sie sich für die Wahrheit:
"Als ich auf der Brücke gegen die Anführerin der Geschmiedeten kämpfte, lebten von meinen Männern niemand mehr, da sie aus dem Hinterhalt erschossen worden waren. Der Sumpfmensch Vulgad war an den Wagen und ich ging zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass dieser Schutz genügen würde." Die Frau holt Luft und fährt mit ihrem Bericht fort. "Aus möglicherweise falsch verstandener Ritterlichkeit wollte der Mann mir helfen. Die Wagen waren daher ungeschützt als ich die Anführerin niederstreckte. Während wir zurück ritten zu den Wagen, gelang es zwei bis dahin versteckten Geschmiedeten in den Wagen des Alchemisten zu klettern. Es kam zu einer Situation, in welcher die beiden Geschmiedeten den Händler bedrohten, um ihre Freiheit zu erpressen. In diesem Augenblick habe ich entschieden, dass die Räuber nicht ungeschoren davon kommen sollten. Ich machte ihnen klar, dass das Umbringen des Händlers sie nicht vor einer Strafe schützen würde und es besser wäre nicht noch einen weiteren Mord sich aufzulasten. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, mich an dieser Stelle richtig verhalten zu haben. Die Geschmiedeten schienen ernsthaft über eine Aufgabe nachzudenken. Außerdem waren ich und der Mann aus den Sümpfen inzwischen so nahe an den beiden Geschmiedeten, dass sie schnell zu erreichen waren."
Die Frau schaut den Kaptain fest an. "Leider habe ich mit dem Ungestüm dieses Vulgad nicht gerechnet. Er hob den Wagen an und brachte damit alle auf der Ladefläche ins rutschen. Hierbei stach einer der beiden Geschmiedeten nach dem Händler und verletzte ihn, bevor ich und Vulgad die Männer töteten. Der Händler war verletzt. Ich bot ihm meinen Heiltrank an, den der Mann erst ablehnte, dann aber trotzdem behielt." Die Frau blickt ihren Vorgesetzten direkt und fest an. "Wenn der Händler mir dieses Verhalten vorwirft, hat er recht. Aber tatsächlich ist ihm weder körperlicher noch finanzieller Schaden entstanden."
"With this sword, I will defend Karrnath to the last."

geraldim

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Auf der Wacht
« Antwort #2 am: 11.08.2008, 13:30:22 »
Der Kapitän der Wacht läuft noch zwei endlos erscheinende Male den Raum auf und ab, bevor er endlich die Stimme erhebt:
"Verdammte Kriegsknechte. Für manche in Karrnath mögen sie Wohlstand bedeuten. Für die anderen sind sie nichts als Gefahr. Wenn es nach mir ginge, würde dieses verdammte Pack aus Metall längst in einem gewaltigem, heißen Schmiedeofen schmelzen."
Auf einmal kommt Regung in die Bewegungen des sonst so kontrollierten Kapitäns, als er mit dem Rücken zu Camille seine mit einem Panzerhandschuh bewehrte Faust wuchtig auf den Schreibtisch schmettern lässt. Das massive Dunkelholz hält dem mächtigem Schlag stand.
Ein Augenblick der Frustration vergeht und Kaptain Helstrom wendet sich wieder Camille zu, nun wieder mit der Haltung eines dominaten karrnischen Offizieres.
"Ihr denkt verantwortungsvoll, Lady Vanamir. Ihr sorgt euch um eure Männer. Ich wäre enttäuscht, wenn dies anders wäre. Die Schlacht die ihr geschlagen habt war hart und die Soldaten sind bei Ausübung ihrer Pflicht gefallen. Menschen aus Aundair sind verweichlicht und beschäftigen sich so sehr mit der Bestellung ihrer Weinfelder, dass sie beim Anblick einer Klinge gleich in Todeszuckungen verfallen. Dennoch werde ich die Sache mit der Kutsche in meinem Bericht an den Orden vermerken müssen."

"Ohne es zu wissen, habt ihr bereits die erste Mission, mit der ich euch betrauen wollte erfüllt. Die Geschmiedete Attentäter Sieben oder auch Finsternis, wie sie sich zuletzt genannt hat, war uns schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. Sie betätigte sich als Aufhetzer und Prediger in den Reihen der Kriegsknechte. Wie ein Schatten konnte sie meinen Männern immer wieder entrinnen. Kurz vor ihrem Verschwinden tötete sie mit ihren Anhängern mehrere Soldaten und auch Bürger dieser Stadt. Wie ich hörte, war ihr Ziel das Klageland, wo sie sich mit einer größeren Gemeinschaft verschwörender Geschmiedeter vereinen wollte."

Kaptain Helstrom sieht Camille eindringlich an:

"Dies hätte in der Tat tödlich für euch enden können. Die Geschmiedete Attentäter Sieben tötete im Letzten Krieg drei Aundairische Schiffskapitäne und einen General im Schlaf in seinem Zelt und verschwand, bevor seine Männer überhaupt wussten, was los war. Wenn ich Recht in der Annahme gehe, gibt es keinen Beweis für ihren Tod. Bisher haben mich die Offiziere Rekkenmark´s noch nie enttäuscht, doch wenn ihr euch irrt, blamiert ihr sowohl Rekkenmark, als auch mich. Diesen Fehler..."
- die Stimme des Karrns wird haarscharf und drohend -
"... solltet ihr nicht begehen!"

"Zu dem Marschenländer:  Disziplin haben diese Wilden nie erlernt, doch wer auch immer er ist, hat er geholfen, den Angriff abzuwehren. Auf Attentäter Sieben war ein Kopfgeld von fünfhundert Galifar ausgesetzt."

Der Kapitän setzt sich an seinen Schreibtisch, zieht einen Ordner aus einer Schublade und nimmt zwei Kreditbriefe hinaus.

"Sorgt dafür, dass der Mann seinen gerechten Teil des Geldes bekommt. Doch zunächst habe ich einen anderen Auftrag für euch, für den mir momentan Dank des Festes keine geeigneten Männer zur Verfügung stehen.
Pater Dumas, der Vorsteher des örtlichen Herrschartempels berichtet über einen organisiert angelegten Leichendiebstahl, der sich vor zehn Tagen zugetragen hat. Bisher hat sich die Kunde davon nicht über die Bürger Narrath´s ausgeweitet. Ich möchte, dass dies so bleibt und die Sache rasch geklärt wird.
Fragt mich nicht, aber es war dem Pater wichtig, dass ich jemanden, der nicht aus Narrath stammt, mit dieser Aufgabe betraue. Ich weiß, dass ihr keine Ermittlerin, sondern eine Ritterin seid.
Der Pater hat ein eigenes Ermittlerteam bestellt, dass heute mit einem Lyrandarschiff in Karrnath eingetroffen sein sollte. Sorgt dafür, dass diesen Ermittlern bei ihren Untersuchungen nichts geschieht.
Den Weg zum Tempel der Herrschar werdet ihr unten in der Kasernenverwaltung erfragen können. Ich habe nur noch wenige Minuten Zeit. Wenn ihr Fragen habt, Lady Vanamir, stellt sie jetzt!"

Camille

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Auf der Wacht
« Antwort #3 am: 11.08.2008, 19:22:44 »
Camille nickt als sie die Kreditbriefe einsteckt. "Vulgad wird seinen Anteil erhalten." Dann schaut sie etwas traurig. "Ich bedauere, dass die Geschmiedete in die Eissee fiel, als ich sie niederstreckte, sonst hätte ich ihren Körper mitgebracht. Die Geschmiedete hat sich Finsternis genannt. Sie hatte grüne Augenkristalle und trug ein zerschlissendes dunkelviolettes Gewand. Die Frau war gut, aber im direkten Kampf nicht gut genug."
Die Frau klingt nicht überheblich, sondern beschreibt einfach, wie sie den Kampf empfunden hat.
"Eine Bitte habe ich noch. Gibt es hier einen Heiler in der Kaserne? Die Geschmiedeten haben gut ausgeteilt als sie sich der Festnahme entziehen wollten. Es wäre angenehm, wenn ich ein wenig Heilkunst erhielte."
Dann überlegt die Ritterin einen Moment. "Ich bin also als eine Art Leibwächter für die Ermittler gedacht, Sir? Wisst ihr etwas über diese Ermittler? Was sind dies für Leute?"
"With this sword, I will defend Karrnath to the last."

geraldim

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Auf der Wacht
« Antwort #4 am: 12.08.2008, 14:03:31 »
"Wir haben einen Arzneivorrat im Haus der Wacht. Der wird jedoch für schwerwiegende Verwundungen genutzt. Ich sehe auf einen Blick das ihr das Kriterium des Notfalls nicht erfüllt. Ein Haus der Heilung findet ihr im Sternviertel. In der Kasernenverwaltung könnt ihr die Beschreibung erfahren."

Abermals wandert der Kapitän mit einnehmenden Stiefeltritten den Raum auf und ab.

"Über die Ermittler weiß ich nichts, außer dass es keine Karrn sind. Der Wolf wacht, während der Hund die Beute aufspürrt. Beschützt den Hund. Diszipliniert ihn, wenn nötig."

Kapitän Helstrom salutiert.
"Damit ist meine Zeit aufgebraucht. Abgetreten Ritterin! Ehre für Karrnath."