Autor Thema: Kleine Weisheiten  (Gelesen 8783 mal)

Beschreibung: Vorgeschichte Kira und Tibidoc

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Takeo

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Kleine Weisheiten
« am: 28.06.2009, 15:24:06 »
Die junge Gnomenfrau prallte mit voller Wucht gegen die Wand. Ihr Kopf schlug gegen den Stein, und kraftlos kippte sie vornüber zu Boden. Ihr Körper fiel auf die Knie, sackte dann zur Seite weg - und schlug dabei so ungünstig auf einen Stein auf, dass sich ihr Hals auf brutale Art verdrehte. Selbst aus der Entfernung meinte Tibidoc, das Knacken der Knochen zu hören, doch es mochte auch nur seine Vorstellung sein.

Entsetzt starrten die Halbstarken auf den Körper, der sich nicht mehr regte. Der Anführer der Truppe - er war höchstens zwanzig Jahre jung - ging vorsichtig einen Schritt auf sie zu, und kniete sich neben sie. "Hey... he, steh auf. Es war doch nur... ich wollte doch nicht..."

Die Frau aber reagierte nicht. Wie sollte sie auch: Sie lag auf dem Bauch, doch ihr Blick richtete sich beinahe in den Himmel...

Tibidoc Weißhorn

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Kleine Weisheiten
« Antwort #1 am: 02.07.2009, 22:31:25 »
Tibidoc zögerte nicht lange. Er hatte gelernt, jede Gelegenheit zu nutzen, auch wenn das selbst für ihn schon fast unanständig anmutete. Andererseits, derToten würde es sicher nichts mehr ausmachen.  Und sicher hatte er ein größeres Anrecht auf sie als diese Lümmel, die nicht mal ihrem Volk angehörten.

Sekunden später zischte ein Pfeil haarscharf am Kopf des Anführers vorbei und blieb zitternd hinter ihm in der Wand stecken. Die Stimme, die folgte, klang brutal und gewalttätig, fast schon nicht mehr ganz menschlich. Der Sprecher allerdings blieb verborgen.

"Ihr habt fünf Sekunden Zeit zu verschwinden, danach treffen unsere Pfeile. Fünf....Vier...Dr.."

Tibidoc musste nicht zu Ende zählen. Die Geschehnisse hatten sich als zuviel für die Möchtegernhalunken erwiesen. Und diese hatten das Hasenpanier ergriffen. Der Gnom wartete noch einen Moment, um sicherzugehen, dass sie nicht mehr zurückkehren würden. Dann kroch er leise kichernd aus seinem Versteck heraus. Seine Stimme klang nun viel heller, jungenhafter und hatte jede Spur von Gewalttätigkeit verloren.

"Siehst Du, meine Süße, da ist Tibidoc ja grad rechtzeitig zur Rettung erschienen. Wollen wir doch mal sehen, ob sich die heldenhafte Tat auch gelohnt hat. Du gestattest doch, meine Teure?

Mit geschickten Fingern begann er, die Kleider des Mädchens nach ihren Besitztümern zu durchwühlen.

"Eigentlich schade um dich, aber so ist Tymora nun mal, wankelmütig und launenhaft. Mich hingegen scheint sie heute zu mögen. Also will ich nicht klagen."

Takeo

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Kleine Weisheiten
« Antwort #2 am: 03.07.2009, 10:35:01 »
Kurz zuckte der Körper der Toten noch einmal, als Tibidoc anfing, sie zu durchsuchen - ein letzter Reflex, vermutlich.
Doch dann drehte sich ihr Kopf. Der Hals war so weit verdreht, dass ihr Gesicht fast zum Rücken gewandt war, und doch drehte sich ihr Kopf nun zurück, wieder nach vorne. Und dann öffnete die junge Frau ihre Augen.
"Was... was machst du da?"

In dem Moment tauchte neben Tibidoc eine weitere Gestalt auf: Eine riesenhafte Ratte, über einen halben Meter groß. Das Monstrum sah aus, als könne es Tibidoc mit einem Biß eine Hand abreißen, und starrte den Gnom aus rot glühenden Augen an.

Tibidoc Weißhorn

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Kleine Weisheiten
« Antwort #3 am: 08.07.2009, 14:05:16 »
"WAAAH!"

Wie von der Tarantel gestochen prallte Tibidoc zurück, während ihm fast die Augen aus den Höhlen treten. Die Ratte scheint er gar nicht wahrzunehmen, wie das Kaninchen vor der Schlange starrte er das Mädchen an.

"I...I...Ich dachte, Du wärst tot?!" bringt er stotternd und wenig geistreich hervor.
« Letzte Änderung: 14.07.2009, 12:13:28 von Tibidoc Weißhorn »

Takeo

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Kleine Weisheiten
« Antwort #4 am: 08.07.2009, 21:37:35 »
Irritiert sah die junge Frau zuerst Tibidoc an, dann sah sie an sich selbst herunter. Wie, um seine Aussage zu prüfen, fasste sie an ihren Kopf, an ihre Brust, dann setzte sie sich auf und legte zwei Finger auf ihr Handgelenk. "Nein, wie es aussieht, lebe ich noch. Und du?"
Obwohl Tibidoc gerade kurz davor gewesen war, sich die Sachen der Frau anzueignen, klang sie freundlich, sogar neugierig.

Dann wanderte ihr Blick zu der riesigen Ratte. "Parmella, komm her. Mama hat Kopfweh."
Das Monstrum tapste mit einem fröhlichen Wedeln des langen, nackten Schwanzes auf die Gnomenfrau zu, und machte es sich neben ihr gemütlich. Im gleichen Moment krabbelte eine weitere Ratte vom Rücken der Frau auf ihre Schulter. Auch dieses Tier war ungewöhnlich: Denn anstelle von Fell schien es nur eine ledrige Haut zu haben.

[1]
 1. Sorry, falscher Account beim ersten Post

Tibidoc Weißhorn

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Kleine Weisheiten
« Antwort #5 am: 14.07.2009, 12:31:08 »
Die Kraft schien aus Tibidocs Beinen zu fahren, er plumpste zu Boden. Dann zwinkerte er heftig und kniff sich selbst in den Arm.

"Nee, ich bin wach. Nix mit geträumt. Also, grade hast Du aber alles andere als lebendig ausgesehen. Ich hätt geschworen, dass Du dir das Genick gebrochen hattest. Deswegen hab ich ja auch nachschauen wollen, ob Du irgendwas bei dir hast, mit was ich dich hätte identifizieren können, damit ich deinen Angehörigen hätte Bescheid sagen können. Ich finds natürlich toll, dass dir nix geschehen ist, aber erschreckt hast Du mich schon ganz schön. Was wollten die Langbeine eigentlich von dir?"

Tibidoc schaffte es tatsächlich, diese Erklärung anzuführen, ohne dabei rot zu werden.[1] Blieb zu hoffen, dass sie sein Selbstgespräch nicht genau mitbekommen hatte oder sich von seiner Frage ablenken lassen würde.
 1. Bluffen 15- mehr als Anhaltspunkt für meine eigene Darstellung, soll dir keine Handschellen anlegen ^^
« Letzte Änderung: 14.07.2009, 12:37:11 von Tibidoc Weißhorn »

Takeo

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Kleine Weisheiten
« Antwort #6 am: 14.07.2009, 13:30:37 »
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah die junge Frau Tibidoc einige Sekunden an, dann zuckte sie mit den Schultern.
"Wenn ich das wüsste. Wahrscheinlich wollten die einfach nur starke Männer spielen."
Sanft streichelte sie die riesige Ratte, die es sich neben ihr bequem gemacht hatte. "Ich bin übrigens Kira."

Dann, plötzlich, schrak sie hoch.

"Du kennst dich doch sicherlich hier aus, oder? Wie komme ich am schnellsten aus der St..."

Noch bevor sie ihren Satz beendet hatte, sackte sie wieder auf die Knie, hielt sich dabei die Stirn, und gab ein lautes "Ooooooh..." von sich.

Tibidoc Weißhorn

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Kleine Weisheiten
« Antwort #7 am: 17.07.2009, 11:13:10 »
So sehr er sich auch über die junge Gnomin erschreckt hatte, so harmlos schien sie eigentlich zu sein. Eigentlich hätte er ihr einfach eins über den Kopf geben sollen, um dann sein eigentliches Vorhaben in die Tat umzusetzen, aber wer konnte schon wissen, über was für Fähigkeiten sie sonst noch verfügte, denn dass das alles nicht mit rechten Dingen zugegangen war, davon war er nach wie vor überzeugt. Außerdem war da noch dieses Riesenvieh von Ratte, mit der er sich nur ungerne anlegen wollte.

Dann nahm sie ihm die Entscheidung ab. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass seine Eltern keine vernünftigere Einstellung zum Leben gehabt hatten, und ihn mit ihrer religiös bedingten Hilfsbereitschaft infiziert hatten, aber das half ihm im Moment auch nicht weiter. Das Auge immer fest auf die Ratte gerichtet, näherte er sich vorsichtig dem Mädchen, um es zu stützen.

"Ehm...alles in Ordnung?"

Takeo

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Kleine Weisheiten
« Antwort #8 am: 20.07.2009, 17:25:01 »
Mit grummeligem Blick sah Kira zu ihrem vermeintlichen 'Retter'.
"Man hat mir gerade mit voller Wucht meinen Schädel gegen die Wand gehauen. Was erwartest du?"
Im gleichen Moment verwandelte sich der Blick von verärgert zu schuldbewusst. "Tut mir leid. Ich... hatte einfach einen schlechten Tag. Und ich muss aus der Stadt verschwinden, und zwar schnell, und für solche Zwischenstopps hab ich eigentlich keine Zeit."
Noch immer hielt sie sich die Stelle an ihrer Stirn, und nahm Tibidocs Stütze dankbar an.

"Ich brauche ein Pony oder irgendwas, womit ich hier wegkomme. Weißt du... au, verdammt."
Die Gnomin sog zischend die Luft ein, und rieb sich weiter ihre Stirn. "Weißt du, wo ich schnell sowas herbekomme? Bei jemand, der keine Fragen stellt?"

Tibidoc Weißhorn

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Kleine Weisheiten
« Antwort #9 am: 21.07.2009, 20:59:39 »
"Vielleicht, das kann aber ein bißchen dauern, und ganz billig wirds bestimmt auch nicht."

Tibidoc blickt Kira abschätzend an, wie um herauszufinden, ob sie sich den Preis überhaupt leisten können wird.

"Komm besser erst mal mit, ich weiß ein gutes Versteck, in dem dich keiner finden wird, dann sehen wir weiter."

Auffordernd sieht er sie an.

Takeo

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Kleine Weisheiten
« Antwort #10 am: 22.07.2009, 16:54:59 »
Einen kurzen Moment zögert die junge Gnomenfrau, und sieht Tibidoc abschätzend an. Dann blickt sie zu der Ratte auf ihrer Schulter. "Na, Pinkus, was meinst du, können wir ihm vertrauen?"

Die Ratte quiekt einmal, schnüffelt an Kiras Hals, und quiekt erneut. Dann passiert etwas Seltsames: Der ledrige Körper der Ratte scheint sich aufzublähen, sogar aufzubrechen. Es dauert einen Moment, bis Tibidoc erkennt, was hier geschieht: Die Ratte hatte überhaupt keine ledrige Haut, sondern große, fledermausartige Flügel, unter denen sich das normale Fell einer Ratte verbirgt!

Kurz schüttelt sich die Ratte einmal, und legt dann wieder ihre Flügel an. "Hm, wenn du meinst", murmelt Kira daraufhin.

Wieder an Tibidoc gewandt, erklärt sie mit nun fröhlicher Stimme: "Also gut, aber wenn du auf irgendwelche dummen Gedanken kommst, werd ich dir die Hölle heiß machen, das ein Feuersalamander dagegen wie ein Eiszapfen wirkt. Aber wenn du nett bist, können wir gute Freunde werden."

Tibidoc Weißhorn

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Kleine Weisheiten
« Antwort #11 am: 25.07.2009, 19:48:13 »
Zu seiner eigenen Verwunderung glaubt Tibidoc Kira jedes einzelne Wort.

"Ich werd mich hüten." murmelt er daher nur und führt das Mädchen in die Seitengasse, aus der er selbst vorher gekommen war, bevor er durch die Ereignisse hier aufgehalten wurde. Zielstrebig sucht er sich seinen Weg, und es dauert gar nicht lange, da sind die beiden an einer kleinen Hütte angekommen, die direkt an die Stadtmauer grenzt. Tibidoc wirft ein paar misstrauische Blicke nach links und rechts, aber niemand ist zu sehen, die Leute scheinen alle ihrer Arbeit nachzugehen, sofern sie welche haben.

"Komm, schnell. " flüstert er seiner Begleiterin zu, dann huschen die beiden über die Straße und befinden sich wenige Sekunden später im Inneren der Hütte, eigentlich nur einem einzelnen Raum mit einer Kochstelle und einemr Schlafdecke in einer anderen Ecke.

"So, da sind wir, hier findet dich niemand." wendet sich Tibidoc strahlend an Kira.

Takeo

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Kleine Weisheiten
« Antwort #12 am: 25.07.2009, 21:37:56 »
Neugierig blickt sich Kira um, und lächelt Tibidoc dabei freundlich an. "Schön hast du's hier. Das ist doch dein Haus, oder?"

Dann fixiert sie Tibidoc, immer noch lächelnd. "Du hast Erfahrung in sowas, oder?"

Tibidoc Weißhorn

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Kleine Weisheiten
« Antwort #13 am: 26.07.2009, 12:35:58 »
"Sagen wir mal, ich bin Reiseunternehmer." grinst Tibidoc zurück, während er zu seinem Schlafplatz geht und mit schnellem Griff die Decke wegzieht. Kira erkennt erst, dass darunter eine mit blosem Auge nicht erkennbare Falltür verborgen war, als ihr neuer "Freund" diese nun aufklappt.

"Für Untermieter hab ich aber ein bequemeres Plätzchen, und wie der Zufall es will, ist der letzte Mieter gerade ausgezogen. Da könntest Du dich etwas ausruhen, während ich die nötigen Erledigungen besorge, um dich ungesehen aus der Stadt zu schaffen."

Sein Gesichtsausdruck wird plötzlich ernst, während er die junge Frau vor sich fixiert.

"Vorher möchte ich allerdings wissen, wer eigentlich hinter dir her ist. Die Stadt hat viele Ohren, und ich muss wissen, vor welchen dieser Ohren ich mich in Acht nehmen muss. Ich nehme mal an, wenn sie dich bei mir erwischen, hätte das auch für mich keine angenehmen Folgen, richtig?"

Takeo

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Kleine Weisheiten
« Antwort #14 am: 27.07.2009, 17:23:51 »
Kira starrt auf die Falltür, dann macht sie einen Schritt zurück. "Ich werde nirgendwo reingehen, wo es keinen Fluchtweg gibt. Es kann sein, dass du mir helfen willst, aber es kann auch sein, dass du mich verrätst, wenn ich da reingehe und dir dann noch sage, wer hinter mir her ist. Nimm mir das nicht übel, aber ich kenne dich nunmal nicht, und ich muss vorsichtig sein."

Obwohl die Gnomin anfangs immer noch selbstbewusst wirkt, wird ihre Stimme etwas zittriger, als sie von ihrem Verfolger spricht. Kurz treten sogar Tränen in ihre Augen, die sie aber in einer wütenden Geste fortwischt.