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Autor Thema: Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...  (Gelesen 26600 mal)

Beschreibung: Cyparus` Ankunft

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Finchu Finn

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #15 am: 26.01.2010, 18:23:17 »
"Ich bin ein Diener des Glücks", antwortet Finchu.

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #16 am: 26.01.2010, 21:36:49 »
Uuhicath ist selbst aus der Vogelperspektive riesig. In ihren bizarren Gebäuden müssen hunderte, wahrscheinlich sogar tausende Locatha leben. Eine schier unglaubliche Zahl, wenn der eigene Heimatort wenigen Dutzend Leben Unterschlupf gewährt.
Alles ist in ein ewiges Zwielicht getaucht. Nur noch wenig Sonnenlicht erreicht selbst die höchsten Türme. Bereits am Abend dürfte völlige Finsternis herrschen, wären da nicht die allgegenwärtigen Kristalle.
Sie wachsen aus einer Art Brunnen, die überall auf den Straßen und Plätzen verteilt sind, teilweise auch direkt aus den Fassaden. Näheres kann Shadi nicht erkennen.
Ihr bläulicher Schein hüllt das Getümmel in ein unwirkliches Kleid. So unterschiedlich die Behausungen der Fischkreaturen aussehen, so farbenprächtig und vielgestaltig sind die Wesen, die sich zwischen ihnen tummeln. Es scheint schier unmöglich, sich sattzusehen.
Nie zuvor hat die junge Dienerin Jomasis etwas derartiges gesehen. Nur einmal, am Anfang ihrer Reise, bedeutete der stolze Harnaby seinen gerade das Deck schrubbenden Passagieren, einmal einen Blick ins Wasser zu werfen. Es war klar genug, um das wunderschöne Bild darunter voll auskosten zu können. Der Halbling nannte es “Riff”.
Stadt und Naturspektakel sind sich sehr ähnlich.
Shadis Begleiter scheint eine Weile zu brauchen, um ihre Worte im Geist zu übersetzen. Als er gluckernd antwortet, spricht er langsam und mit kleinen Pausen. Kaum ein Zeichen von Akzent schleicht sich in seine Worte.
“Heimat ist alt, Eohaa. Viele herrschten hier. Nun vertrauen wir dem Orakel. Herrscher sind nicht nötig. Das Gesetz der Neun Wogen richtet alle gleich. Wer bestehen darf, bleibt fortan unbehelligt. Wer versagt, den tragen sie fort zu einem anderen, besser für ihn geeigneten Ort.
Gäste sind willkommen, solang sie von den Wogen akzeptiert werden. Wir merken schnell, wenn unser Gespür uns getrügt hat. Dann strafen sie uns.
Nur das Orakel muss sich ihnen nicht beugen.”
Qocautha dreht sich wie ein Eiskunstläufer um die eigene Achse, während er durch das Wasser treibt. Er wirkt verträumt. Seine Flossen haben eine sonnengelbe Färbung angenommen.
“Du wirst verehrt, Eohaa. Du und viele andere.”
Er schenkt ihr ein schmales Fischlächeln.
“Wir leben mit ihnen, solang sie sich den Geboten der Neun Wogen beugen und den Ratschluss des Orakels akzeptieren. Wärst du nicht die, die du bist, müsstest du dich ihm ebenso stellen wie ein jeder Besucher.
Die meisten, die Heimat besuchen, wollen Handel treiben. Sie dürfen sich hier frei austauschen und  gegen eine kleine Gebühr jeglichen Handel abwickeln.
Dauerhafte Bewohner, die selbst keine der unsrigen sind, dulden wir nicht. Sie kennen unsere Wege nicht. Es wäre schädlich, sie zu lange verweilen zu lassen. Auch du wirst uns verlassen müssen, bevor du zurückkehrst.
Wir möchten die Harmonie um jeden Preis erhalten.”

*

Finchu fühlt sich, als würde er zerquetscht werden. Die Schwärze scheint ihn regelrecht zermalmen zu wollen.
Längst weiß er nicht mehr, ob er seinen Sinnen trauen kann. Es ist, als würde seine Antwort schiere Ewigkeiten lang nachhallen. Er wird mit der Frage allein gelassen, ob er bestanden hat oder nicht. Erst, als es fast unerträglich wird erklingt sie erneut, wieder direkt hinter seiner Stirn.
WARUM?
Die Frage zwingt ihn fast in die Knie. Sie ist eine Art telepathischer Imperativ. Antworte oder vergeh!

Finchu Finn

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #17 am: 27.01.2010, 11:05:54 »
"Weil SIE es so wollte!"

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #18 am: 27.01.2010, 23:59:23 »
Dass die Kristalle als Lichtersatz dienen, wird sicher auch die Zauberin interessieren. Somit widmet sie auch diesen Dingen mehr als nur einen flüchtigen Blick im Vorbeischwimmen. Ähnlich wie Atuin kommen ihr die Ausmaße dieser Stadt gewaltig vor. Der Ort, den sie ihr Zuhause nennt, ist dagegen sehr überschaubar. Wenn sie vom Menschen besiedelten Gebiet dabei ausgeht,  hat man dieses mit einigen Schritten durchquert. Hier allerdings würde das Gleiche wohl einige Zeit in Anspruch nehmen...Ansätze von Ähnlichkeiten findet sie nur in dem Gewimmel zwischen Menschenstadt und diesem Ort. Ansonsten ist es bunter, wenn auch dunkler...und weniger gleich, wie es etwa auf die Behausungen der Menschen zutrifft. Geduldig wartet sie auf die Antworten, die ihr noch ihr Begleiter schuldig ist. Sie kann sich denken, dass eine Umsetzung ihrer Worte Probleme bereitet. Immerhin haben die Fischmenschen ihre eigene Sprache entwickelt. 
 Während sie aufmerksam seinen folgenden Ausführungen lauscht, stellt sie überrascht fest, wie sich die Farbe seiner Flossen verändern. Scheinbar drückt dies ihre Stimmung aus...Seine Bemerkung bemerkt sie mit einem höflichen Lächeln, auch wenn sie sich nichts aus Verehrung macht. Das Orakel scheint eine besondere Rolle zu spielen, wenn er über manche Gebote erhaben ist...Zum Schluss nickt sie abermals verstehend.   „Ich verstehe, warum ihr keine Fremden dauerhaft bei euch wohnen lasst. Jedoch habe ich ohnehin nicht vor, zu bleiben. Bald wird es mich wieder auf das Land ziehen, der  meinen eigenen Lebensraum darstellt. Es ist ein wenig frustrierend, hier selbst so langsam zu sein. “ Gibt sie mit einem bedauernden Lächeln zu und hebt langsam die Schultern. „Selbstredend werde ich in der Zeit meines Besuches mein Möglichstes tun, euch nicht zur Last zu fallen...“ Nachdenklich schwimmt sie einige Meter. " Wer oder was sind die Neun Wogen genau?  Und kannst du mir mehr über das Orakel und Atuin erzählen?"

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #19 am: 29.01.2010, 16:02:09 »
Shadi und ihr absonderlicher Begleiter schwimmen an einem weiteren, im oberen Bereich wie ein Bovist geformten Turm vorbei. Unter seinen Krempe steigen Locatha empor, die elegant nach unten abtauchen.
Manche verharren, um sie neugierig zu beäugen. Ihre Flossen stellen sich auf und nehmen einen meist violetten, teils türkisen Ton an.
Nicht weit entfernt bahnt sich ein riesiger, gehörnter Fisch seinen Weg durch den Ozean.
Auf seinem gepanzerten Rücken wurde eine befremdliche Pagode geschnallt, deren Form entfernt an eine sich öffnende Orchidee aus Shadis Heimat erinnert. Zwischen den aus Korallen geformten Stützsäulen spannen sich dicke Algen, schwer von dunklen Beuteln. Man kann kaum erkennen, was in dem grünen Geflecht vor sich geht.
Qocautha schenkt dem Panzerfisch keine Beachtung. Die von der Oberfläche herabstoßenden Sonnenstrahlen lassen das Gelb seiner Flossen umso heller strahlen. Für Shadis geplagte Augen ist er der perfekte Orientierungspunkt.
"Du fällst uns nicht zur Last, Eohaa. Wir sind keine Bauern, sondern Jäger wie du.”, gurgelt er.
Er hält inne und deutet hinaus in die weite See. Tatsächlich kann die Klerikerin keine Felder oder Plantagen erkennen, nur der karge Meeresboden und natürlich die gewaltige Schlucht. Außerhalb von Uuhicaths Grenzen gibt es nichts.
Offenbar ernährt sich die gesamte Stadt von dem, was gesammelt und gejagt werden kann. Angesichts des Getümmels an Leibern unter ihnen erscheint das erstaunlich.
“Das sind die Neun Wogen!”
Mehr Erklärung gibt es nicht.
“Das ist das Orakel!”
Diesmal deutet er auf den gähnenden Riss im Grund des Ozeans. Nichts schwimmt über ihm, kein Gebäude ragt in ihn hinein. Es ist, als zeichne er die Grenze zwischen Ober- und Unterwelt. Niemand wagt es, sie zu überqueren. Selbst der riesige Kraken hält Abstand.
“Atuin ist Reisende. Sie ist da, seit Heimat besteht, wahrscheinlich länger. Mein Volk ehrt sie schon so lange, dass wir vergessen haben, warum. Den Wogen ist sie heilig, aber das Orakel spricht nie über sie. Wir wissen nicht, warum.
Sie kommt nur alle paar Generationen und bringt uns reiche Schätze. Wir spielen ihr Musik vor und unsere Weisesten sprechen mit ihr. Wir nehmen die Perlen in ihrem Panzer und jagen die Fische, die sie begleiten.
Wenn wir sie bemerken, beginnt eine Zeit der Freude und des Überflusses. Deswegen opfern wir ihr, um zu danken für ihr reichen Gaben.
Irgendwann geht sie wieder. Keiner weiß, warum sie das tut, woher sie kommt oder wohin sie will. Wir würden ihr folgen, aber dann müssten wir zu den Kindern des Hais.”
Bei seinen letzten Worten färben sich seine Floßen zum Teil rötlich. Er scheint zunehmend aufgebracht.

*

Finchu hat das vage Gefühl, mit seinen Antworten Emotionen hervorzurufen. Er bildet sich sogar ein, so etwas wie debattierende Stimmen zu hören. Sobald er sich jedoch darauf zu konzentrieren versucht, rollt die nächste Frage gleich einer Sturmflut über ihn hinweg.
Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Tortur bald ein Ende hat. Es entsteht in der dräuenden Schwärze mehr und mehr der Eindruck, zu ertrinken oder zerquetscht zu werden.
Sein übliches Glück hilft ihm jetzt auch nicht mehr weiter.
WARUM?
Diesmal zwingt es ihn in die Knie. Sein ganzer Kopf dröhnt wie von einem heftigen Faustschlag.

Finchu Finn

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #20 am: 29.01.2010, 17:06:12 »
"Weil ich ein Auserwählter von IHR bin."

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #21 am: 30.01.2010, 10:02:25 »
Die junge Klerikerin blickt die auftauchenden Locatha an und bemerkt erneut, dass die sich ändernde Flossenfarbe wohl so etwas wie die Mimik beim Menschen ist. Dann wird dem Panzerfisch ihre Aufmerksamkeit zuteil und sie fragt sich, was wohl seine Aufgabe sein wird. Da er von ihrem Begleiter nicht beachtet wird, scheint er zumindest kein Würdenträger zu sein. "Ich verstehe..." Meint sie dann nach einer kurzen Weile. Tatsächlich kann sie nichts entdecken, was auf Landwirtschaft schließen lässt. Folglich sind die hiesigen Bewohner Jäger und Sammler. Sie vermutet, dass auch in Gruppen gejagt werden könnte...so eine Stadt zu versorgen wird viel Nahrung erfordern.  Shadi stutzt, als er die Felder die Neun Wogen nennt...oder hat sie nicht aufgepasst? Was das Orakel darstellt, wird ihr schon ersichtlicher, auch wenn sie nicht damit gerechnet hat. Ein wenig verwundert über die Auflösung ihrer Fragen fragt sie sich, wie die Fischmenschen mit beiden...Kreaturen? Kommunizieren. Während sie weiter zuhört gewinnt sie weiterhin den Verdacht, dass beides auf welche Art auch immer über eine Art Bewusstsein verfügen muss. Einem leblosen Objekt kann kaum etwas heilig sein. Für die Locatha stellt Atuin, die offenbar auch noch weiblich zu sein scheint, anscheinend eine wichtige, wenn auch seltene Quelle dar...Und weiter gibt es, wie sie seinen Worten entnimmt, sogar so etwas wie einen Meinungsunterschied zwischen den Wogen und dem Orakel. Nachdenklich betrachtet sie Qocautha, der bei Erwähnung der Kinder des Hais wütend zu werden scheint. "Wer sind die Kinder des Hais? Eure Feinde? " Fragt sie teils rhetorisch...aber der Grad der Feindschaft oder auch nur der Abneigung ist ihr schließlich noch nicht ersichtlich.

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #22 am: 30.01.2010, 13:34:24 »
Der gehörnte Panzerfisch verschwindet hinter einem Gebäude, dessen Form an einen umgedrehten Eiszapfen erinnert. Es herrscht ständiges Kommen und Gehen. Von links nähert sich eine Gruppe bewaffneter und gerüsteter Locatha, wahrscheinlich eine Patrouille, die den Frieden in der Stadt sicherstellen sollen.
Sie tragen Dreizacke und seltsame Harnische aus demselben Material, aus dem alles zu bestehen scheint. Auch das Riff, dass Harnaby seinen Passagieren zu Beginn der Reise zeigte.
Qocautha scheint mit seiner Antwort zu zögern.
"Wir ehren dich und viele andere...Götter, Eohaa. Wir verstehen euch anders als es die Weichhäute tun. Auch die Reisende ist für unseresgleichen göttlich. Selbst ich bin es.
Die Kinder das Hais ehren nur einen Gott, so gefräßig und schrecklich wie sie selbst. Sie nennen ihn Sekolah und glauben, samt und sonders von ihm abzustammen. In seinem Namen versuchen sie, einfach alles zu verschlingen, was sie als schwächer als sie selbst empfinden. Dazu zählt auch Heimat.
Sie sind die einzigen Lebewesen, die hier unerwünscht sind. In euren Begriffen könnte man sagen, dass wir im Krieg liegen."
Inzwischen ist das Rot seiner Flossen wieder etwas abgeklungen und gelben Nuancen gewichen. Es scheint ihm Freude zu bereiten, ihr von seiner Art zu berichten.
Sein Blick wendet sich in Richtung des seesternförmigen Gebäudes.
"Es ist gleich so weit. Komm! Stell ruhig weiter deine Fragen, wenn du magst!"

*

Die Dunkelheit scheint sich lanbgsam, fast unmerklich zurückzuziehen. Es ist mehr eine Ahnung als eine tatsächliche Sinnesbotschaft.
Finchu hat das Gefühl, bald erlöst zu sein.
WAS TUST DU?
Ob die Stimme den aktuellen Moment meint oder etwas ganz anders, kann höchstens erahnt werden.

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #23 am: 31.01.2010, 21:07:34 »
Langsam nickt Shadi zu den bedächtigen Worten des Fischmenschen, nachdem sie sich wieder auf ihn fokussiert. Von Sekolah hat sie noch nie etwas gehört. In ihren Ohren klingt es nach einem Gott, auf den die ihre nicht gut zu sprechen wäre. Ein Verhalten ohne Maß, ohne Rücksicht – einzig auf die Befriedigung der Gier aus.  „Ja, das scheint mir naheliegend...“ Meint sie nachdenklich und könnte sich auch nicht vorstellen, derart zerstörerische Nachbarn in ihrer Nähe erdulden zu können.

Die junge Frau erwidert die Flossenfärbung mit einem dünnen Lächeln. Dann folgt sie ihrem Blick und bleibt bei dem Gebäude in Seesternform hängen. Sie hat sich von Anfang an gedacht, dass es eine besondere Funktion besitzt.  „Gern.“ Sagt sie noch und bewegt sich auf das Gebäude zu. Gleich würde sie erfahren, was es mit den Neun Wogen genauer auf sich hat. „Mit welchen Völkern lebt ihr noch zusammen?“

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #24 am: 01.02.2010, 21:06:17 »
Entgegen ihren Erwartungen schwimmen Shadi und Qocautha nicht auf den Seestern zu, sondern umgehen ihn im Gegenteil im weiten Bogen. Immer wieder verharren Passanten, um neugierig die "Weichhaut" zu mustern. Sie scheinen beruhigt durch die gelbe Flossenfärbung ihres Begleiters zu sein. Manch einer wagt sie gar ganz nah heran und streichelt ihr über irgendeinen Teil ihres Körpers. Darin liegt nichts Sexuelles. Trotzdem könnte es durchaus unangenehm sein.
Ihr Führer scheint das nicht näher zu registrieren. Für ihn ist das wahrscheinlich ein ganz normales Verhalten, vielleicht ähnlich zu der Art, in der Tiere Körpernähe suchen, um Zuneigung oder Interesse zu bekunden.
"Heimat ist einzig uns vorbehalten.
Unsere Gäste jedoch kommen in Scharen. Manche kommen von sehr weit her, manche direkt aus dem Orakel, andere steigen von der Oberfläche zu uns herab. Sie sind uns alle willkommen.
Keiner von uns kennt sie alle, aber wir haben einige Stammgäste, deren Eigenarten wir wohl kennen. Das sind erstens die Tritonen.
Ihr werdet sie nicht kennen, ihre Art ist äußerst verschwiegen. Erwartet von ihnen keine Antworten auf eure Fragen. Sie sind Sklavenhalter, aber edlen Gemüts, auch wenn euch das unverständlich erscheinen mag.
Selbst, wenn ihr es wollten, könnten wir sie nicht am kommen hindern. Sie sind mächtige Zauberer, von deren Kunst wir profitieren. Ohne einen Stab aus ihrer Herstellung könntest du hier unten nicht atmen, Eohaa.
Zweitens kommen uns häufig die Yuria besuchen. Sie steigen aus dem Schlund des Orakels hinauf, um seltene Güter gegen unsere Handwerkskunst einzutauschen. Auch sie sprechen nicht viel. Wenn sie jedoch etwas über sich preisgeben, ist es von Bedeutung.
Obwohl wir kaum etwas von ihnen wissen, sind sie sie uns jederzeit willkommen. Noch nie erhoben die Wogen oder irgendjemand sonst Klage über ihr Gebaren. Wir akzeptieren, dass sie uns fremd sind.
Die dritte Fraktion, die wir hier oft empfangen, sind die Merrow. Etwas tumbe Geister, aber sehr stark. Sie helfen uns, Heimat zu vergrößern und instand zu halten. Dafür gewähren wir ihnen zeitweise Nahrung und Unterschlupf.
Viele verdingen sich auch als Söldner in Diensten der Tritonen. Sie scheinen keine großen Ambitionen zu haben. Sind sie im Moment glücklich, würden sie nie etwas an ihrer Situation ändern.
Ich mag sie."
Woher all diese Kreaturen stammen, weiß nur Jomasi[1].
Shadi und der Fischmensch weichen einem Turm aus, der sich wie eine gewundene Perlenkette empordreht. Dahinter offenbart sich ein weitläufiger Garten, Wald oder als was man es auch immer bezeichnen mag.
Umgeben von löchrigem Mauerwerk wachsen zahllose Algen gleich Bäumen empor, jede so dick wie ein Arm und fast so lang wie die höchsten Spitzen Uuhicath. Sie wiegen sich gleich Tänzern in der Strömung.
"Hier werden die Wogen entscheiden!", gurgelt Qocautha, während er sich dem wogenden Grün weiter nähert.
 1. Wissen (Natur) bitte

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #25 am: 03.02.2010, 23:56:48 »
Verwundert bleibt sie zunächst schwimmen und folgt ihm dann nach kurzem Zögern. Dass sie ein Blickfang auf der Straße ist, hat sie schon längst gemerkt. Doch davon lässt sie sich genauso wenig aus der Ruhe bringen wie von den Streicheleinheiten, die sie nicht so deutet, wie sie wohl andere Menschen missverstehen könnten. Dennoch muss sie es nicht unbedingt haben und so tut sie es mit einem knappen Lächeln ab, ehe sie sich beeilt, seinem Begleiter zu folgen. Konzentriert hört sie seinen Worten zu. Ein Hauptteil der Massen besteht also aus Gästen. Als er ihr von den Tritonen erzählt, wird ihre Miene ein wenig skeptisch. Mit Sklavenhaltung verbindet sie tatsächlich nichts Edles...jemandem die Freiheit zu nehmen kann niemals gut sein. Nebenher erfährt sie, dass die Fischmenschen scheinbar wegen ihrer Handwerkskünste gefragt sind. Also sind sie nicht nur Jäger...  Knapp nickt Shadi zu seiner Aufzählung und denkt darüber nach, was sie noch an Wissen schöpfen kann...

[1]

Aufmerksam blickt sich die junge Klerikerin um und folgt ihm in Richtung Garten. „Gut...ich bin gespannt...“   
 1.  Wissen Natur: 20

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #26 am: 05.02.2010, 16:53:04 »
Qocautha führt seine Begleiterin mitten in das wallende Grün hinein. Fast wirkt es wie ein Wald aus ganz verschiedenen Bäumen, manche ähnlich riesigen Gräsern, andere wie Spinnenseide, an denen noch der Morgentau hängt, einige gar so einzigartig, dass kein Vergleich so recht zu passen scheint. Kein Fluss in Shadis Heimat kann mit solch einer Vielfalt an Algen aufwarten.
Überall um sie herum wogt das Grün. Ohne ihren Führer wäre sie vermutlich rettungslos verloren. Alles bewegt sich. Zwischen den Blättern, Blasen und Fäden tummeln sich allerlei Fische, die bei ihrem Näherkommen schnell flüchten.
Sie schwimmen schweigend nebeneinander her, immer tiefer hinein in das nasse Dickicht. Es ist ungleich heller als anderswo in der Stadt, sodass es selbst viele Meter unter den Algenspitzen noch recht leicht ist, sich gegenseitig auszumachen.
Die Helligkeit stammt von absonderlichen Fischen, die über dem Paar ihre Kreise ziehen. Obwohl ihr Körper aufgebläht und hässlich wirkt, mit schrundigen, schwarzen Schuppen und tentakelgleichen Barteln, ist ihnen eine gewisse Ästhetik zu eigen. Ihr Bauch ist gleich dem einer Schwangeren aufgebläht und verbreitet warmes, gelbes Licht wie von einer Laterne in einer mondlosen Nacht.
Ihre Leuchtkraft ist so groß, dass selbst Shadis Luftblase zu keiner Verdunklung führt. Sie sieht inzwischen wieder ziemlich gut.
Leider darf sie mit einem grässlichen Muskelkater rechnen, das ist deutlich spürbar. Schlaf wäre ebenso angebracht.
Sie vertreibt sich die Gedanken also damit, über Qocauthas Worte nachzudenken.
Yuria sagen ihr überhaupt nichts, aber von den Tritonen hat sie in der Hafenstadt gehört. Ein paar Matrosen sprachen über einigen Humpen Grog von ihnen, als gehörte ihnen die See und jeder sonst sei bloß Gast. Angeblich verschleppen sie, wer sich ihrem Befehl widersetzt. Manchmal auch Küstenbewohner oder Hochseefischer. Sie sollen Freunde der Feen sein und sogar über sie verfügen. Ebenso, so sagt man, sind sie mächtige Zauberer sein, die nicht einmal von dieser Existenzebene stammen und gerade deswegen so viel mit Zauberwesen verkehren.
Merrow kennt sie aus den Geschichten der Stammeskrieger. Es handelt sich um übermannsgroße, muskelbepackte Bestien, die sowohl an Land als auch unter Wasser überleben können. Bisher dachte sie, diese primitiven Kreaturen sein eine Geißel des Festlands und der Binnengewässer, aber offenbar gibt es sie auch in den Tiefen der Ozeane.
Warum die Locatha sie frei herumschwimmen lassen, scheint unverständlich. Es handelt sich bekanntermaßen um aquatische Verwandte der Oger – und so verhalten sie sich auch!
Vielleicht ist es aber auch ein Zeichen dafür, wie sicher sich die Locatha in ihrer Heimat fühlen. Angesichts solcher Monstrositäten wie den gehörnten Fischen und dem gepanzerten Kraken ist das wohl gar nicht so abwegig.
Qocautha reißt sie aus den Gedanken, indem er ins Grün deutet.
Voraus befindet sich eine Lichtung voller Fischwesen. Der Großteil ist gerüstet und bewaffnet mit den archaisch aussehenden Dreizacken. Ihre Flossen sind rot verfärbt, teilweise violett. Sie alle betrachten den strampelnden Harnaby.
Der Fuß des Halblings wurde an eine besonders lange, dünne Alge gebunden. Er ist direkt der Meeresströmung ausgesetzt, die heftig an ihm zu zerren scheint. Er wird hin- und hergerissen wie ein Blatt im Wind. Sein Luftzauber ist fast aufgebracht.
Keiner hilft ihm. Alle sehen ihn nur an und scheinen abzuwarten.
Unter ihnen befindet sich überraschenderweise ein weiterer Oberflächenbewohner. Er gehört definitiv nicht zur Crew der Santy Ano.Überhaupt wirkt er fremdartig, auch wenn er große Güte ausstrahlt.Offenbar darf er sich wie sie frei bewegen.
Beide schauen zu, wie sich in der Ferne eine Art Strudel zu bilden scheint. Das Brodeln kommt mit atemberaubender Geschwindigkeit näher. Irgendwie erinnert es an einen unterseeischen Fluss, als wäre ringsum Festland und nicht offene See.
Als das weiße Rauschen den Garten erreicht hat, beugen sich die Algen wie Weizen im Sturmwind. Harnaby wird erfasst und fast weggerissen. Minutenlang tanzt und taumelt er im Strom, hilflos den Naturgewalten ausgesetzt. Sein einziger Halt besteht aus der wie gepeitscht zuckenden Pflanze um seinen Knöchel. Reißt sie, ist er tot.
Glücklicherweise hält sie durch, bis das wütende Tosen fortgezogen ist.
Langsam verfärben sich die Flossen der Locatha orange. Sie wechseln Blicke, binden den ohnmächtig treibenden Halbling los und tragen ihn schweigend fort. Die Gruppe zerstreut sich in alle Himmelsrichtungen.
“Er hat bestanden!”, erklärt Qocautha leise. Er scheint nicht sehr glücklich mit der Entscheidung der Wogen.
“Wohin willst du nun, Eohaa? Soll ich dir dein Quartier zeigen oder wünschst du, die andere Weichhaut zu sprechen? Er wurde vom Orakel für würdig befunden ist deswegen ein nahezu ebenso geschätzter Gast wie du.”

Cyparus

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« Antwort #27 am: 05.02.2010, 17:20:29 »
Den Blick gebannt auf das Schauspiel gerichtet das sich ihm bietet stößt Cyparus erleichert die Luft aus. Während des ganzen Geschehens hatte er sie unwillkürlich angehalten. Warum der Halbling auf dieser Art einem Gottesurteil, den Wogen wie ihm gesagt wurde, ausgesetzt wurde war ihm nicht mitgeteilt worden. Nur das er sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatte. Es stand Cyparus nicht zu über die Sitten seiner Gastgeber zu Urteilen, aber jedes Leben ist zu kostbar um es zu opfern. Dennoch hatte er die Urteilsvollstreckung beobachtet, und sei es nur um das Leid des Halblings zu bezeugen.
Noch einmal tief durchatmend wendet er sich seinem Führer zu:"Ist es möglich das ich mit dem Halbling sprechen kann? Vielleicht kann ich etwas für ihn tun, immerhin hat er gerade einiges durchmachen müssen. Vielleicht ist er dadurch zur Einsicht gekommen. Überhaubt was passiert jetzt mit ihm da er die Prüfung scheinbar lebend überstanden hat?" Seine Worte kommen ruhig und mit Bedacht hervor. Es ist kein Vorwurf in seiner Stimme zu hören. Immerhin lebt er noch gar nicht lange unter Locatha und sie haben ihn gerettet. Er hat also allen Grund ihnen dankbar zu sein.

Elthea

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« Antwort #28 am: 06.02.2010, 12:36:21 »
Shadi nimmt sich vor, vor dem Zubettgehen versuchsweise gegen den Muskelkater anzusteuern. Dass er sich nicht völlig vermeiden ließ, war ihr aber von Anfang an klar. Während sie nachdenkt, hält sie immer die Augen für ihre Umgebung offen. Der „Wald“ ist so ganz anders als bei ihr daheim – natürlich, aber dennoch hat er die gleichen Aufgaben. Zumindest geht sie davon aus. Trotz des vielen Grüns um sie herum ist sie froh, eine Führung zu haben. Dies ist nicht ihre Heimat, wo sie sich einfach orientieren könnte. Die Klerikerin muss nach einer kurzen Weile blinzeln und stellt fest, dass sie dank der Leuchtfische um sie herum besser sehen kann als noch zuvor. Wenigstens ihre Augen werden dadurch geschont. Unterwegs fällt ihr auf, dass sie die Fischmenschen noch über die Yuria weiterhin befragen könnte. Über die anderen genannten Völker vermag sie immerhin ein vages Bild in ihrem Verstand anzufertigen. Allerdings sind ihre Quellen abgesehen von den Locatha selbst   auch nicht die Besten. Noch aber lässt sie zunächst alles auf sich zukommen. Ihre Neugier, von anderer Natur als die der Zauberin, wird noch ein wenig Geduld auf Antworten haben können.   

Merrow sagt ihr ebenso etwas. Was sie hier unten treiben, kann sie sich noch nicht richtig vorstellen. Es sind keine freundlichen Zeitgenossen, mit denen man sich einfach so unterhalten könnte. Aber die Locatha werden schon ihre Gründe dafür haben.  Ihr Blick wird wieder ein wenig wacher, nachdem ihr Begleiter nach vorne zeigt. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf den Pulk aus Fischwesen. Soweit sie es sehen kann, sind die meisten gerüstet...stellen also Wachen dar. Und auch Harnaby kann sie wieder erkennen, der an einer zarten Alge festgebunden wurde. Als sie näher kommt, versteht sie. Es wird sich um ein Gottesurteil, eine Prüfung handeln, wie man weiter mit ihm verfährt. Anders kann sie sich nicht erklären, warum er auf diese Weise der Meeresströmung ausgesetzt wird. 

Ohne sich ein Urteil über diese Methode zu erlauben, lässt sie den Blick über die Anwesenden schweifen und verharrt bei dem anderen Landbewohner. Ihre Intuition sagt ihr, eine reine Seele vor sich zu haben. Nach dem ersten Moment der Verwunderung erinnert sie sich daran, dass die Locatha oft Gäste einladen. Warum es ihn hierher verschlagen hat, weiß sie nun trotzdem nicht. Womöglich ein Schiffbrüchiger. Wie ein Forscher sieht er für sie nicht aus. Als sie sich von seinem Anblick löst, schaut sie stumm dem näher kommenden Strudel. Für den nächsten Augenblick ist sie ein wenig irritiert, sagt aber nichts und beobachtet, wie der Halbling mitgerissen wird. So wie es sich für sie darstellt, hängt sein Leben an einem seidenen Faden – hier nun durch eine Alge ersetzt. 
Sie hat etwas anderes erwartet. Dennoch wartet sie ohne Regung den Ausgang dieser Prüfung ab. Nachdem das Tosen von ihm endlich abgelassen hat, nickt sie verstehend zu Qocauthas Bemerkung.

Ihn sterben zu lassen hätte sie trotz der Mühsalen, das sie ihnen bereitet hatte, nicht sonderlich gefreut. Wie sollen Tote auch für ihre Schuld aufkommen...“Nun, ich bin tatsächlich allmählich erschöpft...aber eine Unterhaltung würde ich noch ohne Weiteres bewerkstelligen.“ Antwortet die junge Frau mit einem müden Lächeln. „Vorausgesetzt, er ist überhaupt an einem Gespräch interessiert. “ Kurz hält sie inne, dann fügt sie fragend hinzu: „Was wird nun weiter mit Harnaby geschehen, jetzt wo er die Prüfung überlebt hat?“

Ansuz

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« Antwort #29 am: 07.02.2010, 23:01:26 »
Cyparus ist seit nunmehr drei Tagen in jener wundersamen Stadt, die ihren Bewohnern lediglich als Heimat bekannt ist. Von seiner Beurteilung durch das Orakel (eine Erfahrung, über die er nicht gern nachdenkt) an hat ihn ein Locatha namens Hqiltha durch die Straßen geführt.
Auch jetzt ist er an seiner Seite und wird es vermutlich auch bleiben, bis er wieder gehen muss. Wahrscheinlich warten sie nur auf ein Schiff, das ihn mitnehmen könnte. Obwohl sie nicht darüber sprechen ist es ziemlich offensichtlich, dass er unter ständiger Beobachtung steht.
Er ist praktisch nie allein. Auch die junge Frau hat einen Führer an ihrer Seite.
Trotz der fehlenden Intimität und der ständigen, unangenehmen Berührungen durch die Fischmenschen wird er durchaus gut behandelt. Er ist ausgeschlafen und besser genährt als auf der gesamten Schifffahrt. Zudem gab man ihm aus Seetang gewobene, einfache Kleidung, die in der Tiefe überraschend warm hält, und führte ihn herum, so lang er es wünschte.
“Ja, das darfst du, Weichhaut!”, gurgelt Hqiltha. “Der Tangfuß ist nun ein frei. Es gibt keinen Grund ihn festzuhalten oder etwas zu verbieten.
Nichtsdestotrotz wird er morgen gehen müssen. Obwohl ihn die Wogen verziehen haben, hat er unser Gesetz gebrochen. Wir werden ihn wahrscheinlich den Tritonen übergeben.”

Qocautha blickt zu seinem Artgenossen und dem Fremden hinüber.
“Frag ihn selbst, Eohaa!”
Er scheint sich seine nächsten Worte sorgfältig zu überlegen, bevor er ihre Frage beantwortet.
“Der Urteilsspruch der neun Wogen hat Harnaby zu einem freien Wesen gemacht.
Schuld trägt er trotzdem. Deswegen werden wir ihn bei den Tritonen gegen eine seines Vergehens entsprechende Entschädigung eintauschen. Was wir auch immer erhandeln, wird den Wogen übergeben.
Dadurch reinigen wir seine Seele. Ihm soll vergeben werden.”
Ob es Absicht ist, dass er nicht die Konsequenz einer solchen Übergabe erwähnt oder nicht, weiß Shadi nicht. Er wirkt jedenfalls unangenehm berührt. Das Gelb seiner eng angelegten Flossen ist einem blassen Türkis gewichen.

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