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Autor Thema: Die Hohepriester des Nebels  (Gelesen 22330 mal)

Beschreibung: Kapitel 1 der zweiten Gruppe

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Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« am: 24.10.2012, 22:39:54 »
20. Goldenzeit im Jahre 457 nach Akish

Die Lichttunnel, die vor langer Zeit in der Zwillingswacht angelegt worden waren, und über ein kompliziertes Spiegelsystem das Licht von draußen in die beiden Höhlenstädte transportierte, tauchten den Tempelbezirk in ein angenehm helles Licht. Auf den Straßen, zwischen dem Nebeltempel und dem Zirkel des Richtspruchs, in der Händlergasse und Triamans Gasthaus, ja sogar bei der Pagode der Liebenden, wo sich die Halblinge sonst nur zu Hochzeiten einfanden, diskutierten die Bürger der Tiefen Wacht.
Nur selten waren die beiden Halblingsstädte so lebhaft wie im Augenblick. Die Bürgermeisterwahl stand an: Würde Janosch Zimmermann der neue Bürgermeister der Tiefen Wacht werden? Er galt als nachdenklicher Eigenbrötler, nicht unfreundlich, aber auch nicht allzu herzlich. Doch seit seinem Entschluss, sich zur Wahl zu stellen, ging er auf die anderen Halblinge zu, unterhielt sich mit ihnen und versuchte, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnungen zu verstehen.
Für noch mehr Aufregung aber sorgte sein Gegenkandidat: Dmiri Aryeon war der erste Nicht-Halbling, der sich jemals für dieses Amt zur Wahl gestellt hatte, ein waschechter Halb-Elf: Seine Mutter war eine Menschenfrau, die bereits schwanger in die Stadt gekommen war und hier eine neue Heimat gefunden hatte, während Dmiris Vater auf einer Reise von Räubern nahe des Großen Waldes ermordet worden war. Trotz seiner traurigen Geschichte war Dmiri ein lebhafter junger Mann. Aber viele Halblinge waren der Ansicht, dass der Halb-Elf sich niemals ganz in die Bedürfnisse des kleinen Volkes würde eindenken können, und war er mit seinen gerade mal fünfundzwanzig Jahren nicht auch viel zu jung?
Alles deutete also auf den gut doppelt so alten Janosch als Sieger hin – wäre da nicht die Jugend, die darauf hoffte, dass Dmiri ein wenig Veränderung bringen würde, vielleicht eine größere Festhalle bauen ließe oder dafür sorgte, dass der Schulunterricht interessanter gestaltet würde. Jeder ab zwölf Jahren hatte das Recht, zu wählen, und so war der Ausgang noch immer ungewiss.

Doch nicht jeden beschäftigte im Augenblick nur die Bürgermeisterwahl. Niemand hatte Hohepriester Marlan gesehen, seit Wochen nicht mehr, und dazu gab es im Moment ungewöhnlich viele Missionen für die Nebelwache. Nicht zu vergessen der plötzliche Wahnsinn des Uhrmachers Yerek, von dem manche befürchteten, der gleiche Wahnsinn habe auch Marlan befallen, weshalb ihn die anderen Priester wegsperrten. Dass diese versicherten, es gehe Marlan gut, verstärkte die Gerüchte nur…

Vielleicht würden einige wenige Auserwählte ja heute die Wahrheit über Marlan erfahren. Es waren Boten geschickt worden: Es wurde eine neue Gruppe für die Nebelwache gerufen. Fünf junge Priester des Nebeltempels hatten fünf Einwohner der Tiefen Wacht aufgerufen, sich am Abend zu melden. Mehr wusste keiner von ihnen. Es gab keinen Brief mit weiteren Erklärungen, nur die mündliche Botschaft des Priesters, der selbst nicht mehr wusste. Eben so, wie es immer ablief.
« Letzte Änderung: 30.12.2012, 22:52:00 von Sternenblut »
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Sternenblut

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« Antwort #1 am: 02.12.2012, 16:39:23 »
Miriam sah Baltin unsicher an. Die junge Priesterin – sie war gerade einmal siebzehn Jahre alt – hatte Baltin die Botschaft überbracht, nachdem er einige Tempeleinkäufe erledigt und gerade wieder zur Tür hereingekommen war. Es war ungewöhnlich, wenn auch nicht einzigartig, dass ein Nebelpriester selbst zur Nebelwache gerufen wurde. Die junge Frau versuchte, einen Blick auf Baltins Augen zu erhaschen, die wie immer unter der Kapuze versteckt waren. Sie war nicht aufdringlich, eher besorgt. „Mehr weiß ich nicht. Nur, dass du heute Abend nach der Verkündung, wer der neue Bürgermeister ist, im Audienzraum der Hohepriester erscheinen sollst.“
Sie zögerte. Die beiden kannten sich seit über zwei Jahren, hatten sich immer gut verstanden, auch wenn sie sich nie allzu nahe gekommen waren. „Geht es dir gut?“

Am anderen Ende der Eingangshalle stand Torbrik, der junge Priester, der heute für das Kochen zuständig war. Alle wussten, dass Torbrik ein Auge auf Miriam geworfen hatte – vielleicht mit Ausnahme von Miriam selbst –, und der Halbling blieb mit finsterem Blick stehen, als er Baltin und sie zusammen sah. „Hast du die Einkäufe?“ rief er Baltin zu.
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« Antwort #2 am: 02.12.2012, 16:40:44 »
Der alte Ab sah Silivros mit undeutbarem Blick an. Der junge Halbelf kannte diesen Blick – sein Lehrmeister setzte ihn immer dann auf, wenn er gegensätzliche Gefühle verspürte und sich nicht entscheiden konnte, welches davon er zum Ausdruck bringen wollte.

„Es ist eine große Ehre“, sagte er schließlich, ohne dass sich seine Miene veränderte. „Du stehst für die Sicherheit der Stadt und ihrer Bewohner ein, und vielleicht noch einiges mehr.“

Seine Finger trommelten auf den Tisch, und Silivros war klar, dass der Mensch noch nicht zuende gesprochen hatte. „Vermutlich wollen sie dich wegen deiner Heilerfähigkeiten dabei haben. Aber denk immer dran, du kannst noch mehr als das. Solche Missionen sind gefährlich, und vielleicht wirst du sogar kämpfen müssen.“

Ab hatte die gleiche Aussage, wenn auch mit immer anderen Worten, den ganzen Morgen über immer wieder gemacht. Das Thema schien ihn einfach nicht loszulassen, und dass er keine Antworten geben, sondern nur Vermutungen anstellen konnte, ärgerte ihn umso mehr. Ab hasste Vermutungen, insbesondere wenn es um das Wohl eines anderes Wesens ging. „Wissen, Glück und Gesundheit sind die drei höchsten Güter“, hatte er Silivros immer eingetrichtert.

„Wenn ihr in einen Kampf verwickelt werdet, denk nicht nur an die Anderen, achte auch auf deine eigene Gesundheit. Als Heiler ist dein Überleben möglicherweise der Garant für das Überleben der Anderen. Es kann notwendig sein, dass du ihr Leid ertragen musst, wenn deine Kräfte nicht für alle ausreichen.“

Dies war neu. Immer hatte Ab ihn gelehrt, das Wohl Anderer über sein eigenes zu stellen. Aber der Priester hatte Silivros auch noch nie in eine Umgebung schicken müssen, in der sein eigenes Wohl ernsthaft auf dem Spiel stand.

Plötzlich stand Ab von seinem Stuhl auf, den er dabei fast umwarf. „Hast du schon gepackt? Du wirst sicherlich einige Tage unterwegs sein, nimm dir ausreichend Kleidung und Nahrung mit. Und vielleicht etwas zum Schreiben, falls dir langweilig wird oder du wichtige Notizen machen musst.“

Er sah auf den Tisch, auf dem noch die Reste ihres Mittagessens standen. Ab hatte darauf bestanden, heute nicht gemeinsam mit den anderen Priestern zu essen. „Kümmer du dich um deine Sachen, ich räume ab.“
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« Antwort #3 am: 02.12.2012, 16:42:36 »
Xabert warf Talia ein dankbares Lächeln zu. „Ich bin wirklich froh, dass wir dich haben“, flüsterte er ihr zu. „Wenn so viel los ist wie heute, sind deine langen Beine ein echter Segen.“ Der Gastwirt half selbst mit beim Verteilen der Getränke, so viel war zu tun. Doch im gleichen Moment wurde er auch schon wieder hinter der Theke gebraucht, und sputete sich an seinen eigentlichen Arbeitsplatz.

In der Tat war die Gaststätte, die direkt vor Herlons Stallungen lag, „rappelzappelvoll“, wie Xabert es ausdrückte. Das beherrschende Thema war die Bürgermeisterwahl. Gerade hatte Talia einige Krüge Honigbier an einen Tisch gebracht, als sich schon wieder die Tür öffnete. Der junge Mann, der hereinkam, war ein Nebelpriester, wie an seiner grauen Kutte leicht zu sehen war. Einige von ihnen trugen auch braun, aber die traditionelle Kleidung der Nebelpriester war silbrig grau.

Kurz sah er sich um, bis sein Blick auf Talia fiel. Zielstrebig ging er auf sie zu. „Verzeiht, ich muss kurz mit euch reden. Unter vier Augen. Habt ihr einen Moment?“
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Sternenblut

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« Antwort #4 am: 02.12.2012, 16:43:28 »
Dindal sah mit zweifelndem Blick auf die Konstruktion seines Cousins. Die Grundidee war gut, wie es bei Fredric immer der Fall war. Aber die Umsetzung… er hatte die Vorstellungskraft, aber einfach nicht das Talent für solche Dinge.

Der Lastenarm, den Fredric aus einem massiven Baumstamm hergestellt hatte, ragte weit in die Straße ein, und in einem ledernen Tuch hing darin ein Maultier, das nervös röhrte. Gut einen Meter schwebte es über dem Straßenpflaster.

„Ich hatte es ganz genau ausgerechnet“, erklärte Fredric. „Es hätte das Gewicht des Esels tragen können müssen. Aber irgendetwas habe ich mit dem Fundament wohl doch falsch gemacht.“

Das Fundament, von dem Fredric sprach, war ein großer Felsbrocken, den er in eine Grube eingelassen hatte. Was Fredric nicht beachtet hatte, war, dass der runde Felsen sich bei genug Zugkraft zur Seite neigen würde. Und damit die ganze Lastkran-Konstruktion kurz davor stand, auf der Straße zu zerscheppern – inklusive darin gefangenem Maultier.

Um das zu verhindern, hatten Fredrics Mitarbeiter Seile um den Felsen geschlungen und hielten ihn mit reiner Muskelkraft auf seiner Position. Den fünf Männern – allesamt Halblinge – stand der Schweiß auf der Stirn, aber sie hielten tapfer stand – wenn auch wohl nicht mehr allzu lange.

„Hast du eine Idee?“ fragte Fredric kleinlaut. Vor wenigen Minuten war er zu ihm gerannt gekommen und hatte ihn um Hilfe gebeten, um eine ‚Katastrophe’ abzuwenden. Immer wieder schaffte es Fredric, mit der Unterstützung der richtigen Leute, das Schlimmste abzuwenden – und doch hielt ihn das nicht davon ab, es immer wieder zu versuchen. Man musste ihm zu Gute halten, dass einige seiner Erfindungen tatsächlich funktionierten. Von dem Geld, das er damit verdient hatte, finanzierte er nicht nur sein Leben, sondern auch seine Werkstatt und seine weiteren Erfindungen.
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Sternenblut

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« Antwort #5 am: 02.12.2012, 16:43:50 »
Gherin saß an einem Tisch in Xabert Gogermanns gemütlicher Gaststätte zu den Gäulen – was nicht nur eine präzise Beschreibung, sondern auch der tatsächliche Name dieses Etablissements war. Es war eine Menge los, und Gherin hatte sich entschlossen, sich an einem so wichtigen Tag unters Volk zu mischen.

Gerade nippte er an seinem Honigbier, als die Tür geöffnet wurde und ein junger Nebelpriester hereinkam. Er sah sich kurz um, dann fiel sein Blick auf Talia, die hübsche, wenn auch viel zu groß geratene Schankmaid in Xaberts Gaststätte. Nun ja, natürlich war sie zu groß geraten, schließlich war sie ja auch ein Mensch.

Der Nebelpriester ging zielstrebig auf Talia zu und unterhielt sich kurz mit ihr, was in diesen Tagen nur für zusätzlichen Gesprächsstoff an den Tischen sorgte. Schickte man schon wieder eine neue Gruppe auf eine Mission? Und das gerade heute, am Tag der Bürgermeisterwahl?
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Talia

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #6 am: 02.12.2012, 22:20:44 »
Wieder einmal ein hektischer Tag in den Gäulen. Noch vor einigen Jahren hätte es Talia nicht für möglich gehalten in einer Taverne zu arbeiten, und noch dazu in einer von Halblingen geführten in einer Halblingsgemeinde. Aber so spielt das Leben nun einmal und Talia musste zugeben das es ihr sogar ganz gut gefiel. Sicher war es anfangs gewöhnungsbedürftig unter dem kleinen Volk zu leben, aber wenn man sich einmal eingelebt hat war es angenehmer als in den meisten menschlichen Gemeinden. Hier in der Zwillingswacht waren die Leute freundlich und aufgeschlossen. Schnell macht man hier neue Bekanntschaften und sogar Freundschaften, aber doch konnten die Bewohner hier bei Zeiten doch recht „frech“ sein.
Xaberts Danksagung riss Talia aus ihren Gedanken und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, denn obwohl sich der Halbling in den letzten Tagen schon dutzende male bei ihr bedankt hat, war es doch immer wieder schön wenn man so offen wertgeschätzt wurde. Doch war jetzt wirklich nicht die Zeit sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, der Laden war voll und die Kundschaft braucht etwas um ihre Kehlen zu befeuchten um weiter angeregt über die Bürgermeisterwahl zu diskutieren.
Talia persönlich war der ganze Trubel um die Wahl eigentlich recht egal, sie hatte sich vorgenommen sich nicht zu sehr in die hiesige Politik einzumischen und war sich sicher das beide Kandidaten gute Bürgermeister abgeben würden.

Als sie dann plötzlich von dem Nebelpriester angesprochen wurde, war die junge Frau recht überrascht. Mit den Priestern hatte sie eigentlich noch gar nichts am Hut gehabt und all ihr wissen über sie stammte von den Gästen der Taverne. Kurz schaute sie sich im Schankraum um ob eine kurze pause möglich wäre oder ob noch jemand versorgt werden musste, und entschied dann das ein kurzes Gespräch wohl nicht schaden könnte. “Mein Herr, wie ihr seht steht uns gerade das Wasser bis zum Hals. Mehr als ein paar Minuten meiner Zeit werde ich euch deshalb leider nicht widmen können.“ Mit einer Geste bedeutete sie dem Priester ihr zu folgen und führte ihn an einen ruhigeren Platz.

Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #7 am: 02.12.2012, 23:57:37 »
Der Halbling nickte. „Mehr als ein paar Minuten werde ich nicht brauchen.“

Er folgte Talia durch die Schänke, wobei er sich suchend umsah. Schließlich kamen sie in einem Nebenraum an, in dem Xabert einige Vorräte gelagert hatte. Es roch nach Würzfleisch und Kräutern.

„Ich bringe…“ Er räusperte sich, der junge Priester schien nervös zu sein und fuhr sich mit der Hand durch sein blondes Haar, während er zu Talia aufsah. „Ich bringe Nachricht von den Hohepriestern des Nebeltempels. Man ruft euch zur Nebelwache. Ihr sollt euch heute abend, nach der Verkündung des Ergebnisses der Bürgermeisterwahl, im Audienzraum der Hohepriester im Nebeltempel der Tiefen Wacht einfinden.“

Unruhig sah er die junge Frau an, und versuchte abzuschätzen, wie sie mit der Nachricht umgehen würde. Es war offensichtlich, dass ihm seine Botenpflicht nicht sehr angenehm war.
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Talia

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #8 am: 03.12.2012, 00:33:15 »
Fragend neigte Talia ihren Kopf zur Seite. Sie hatte zwar schon von der Nebelwache gehört, aber fragte sich warum man ausgerechnet sie dazu gerufen hat. Sicher hatte sie viele nützliche Qualitäten, aber doch war sie erst seit wenigen Jahren Mitglied dieser Gemeinde und nachdem was sie gehört hat war die Nebelwache ein ehrbares Amt. Aber aus welchem Grund auch immer, war ihr klar das Xabert das nicht gefallen würde. Gerade jetzt wo die Schänke zum bersten voll war und man erwarten konnte das nach der Wahl noch mehr Feierwütige herströmen würden. Aber daran konnte sie jetzt erst einmal nichts ändern.
Nach diesen kurzen Überlegungen wandte sie sich an den nervösen Priester. "Sagt mein Herr, ihr wisst nicht zufällig warum ausgerechnet ich zur Nebelwache gerufen wurde, oder? Und könnt ihr mir vielleicht ein paar Ratschläge geben wie man sich am besten im Tempel verhält?"

Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #9 am: 03.12.2012, 00:45:25 »
Der Nebelpriester schüttelte mit dem Kopf. "Nein, der Bote erhält nie weitere Informationen. Im Tempel gibt es keine speziellen Regeln, an die ihr euch als Nebelwache halten müsst. Seid einfach... naja, respektvoll."

Er warf einen Blick zurück in den Schankraum. "Braucht ihr mich noch? Es gibt... es gibt noch jemanden, dem ich hier diese Nachricht überbringen muss."
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Baltin

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« Antwort #10 am: 03.12.2012, 02:58:35 »
Baltin betrachtete Miriam aus dem Dunkel der Kapuze und zögerte kurz, fast als müsse er erst mal überlegen, wie es ihm gehe.
"Es ist...fllllich...wie es ist.", gab er dann die übliche Antwort seines Ordens, durchbrochen von dem merkwürdigen Zischlaut den er beim Sprechen machte, so als würde man Luft einsaugen. Einer der Gründe wegen denen er ungern sprach.
Auch ihr Versuch einen Blick unter seine Kapuze zu erhaschen, machte ihn unsicher. Er hatte schon seit Langem keinem mehr sein Gesicht gezeigt und würde es auch weiterhin so halten. Er kannte die Reaktionen, die sein Anblick hervorrief.
"Sag ihnen, ich komme...flllich"
Dann wand er sich um, um Torbrik mit einem Nicken, das unter der Kleidung kaum zu bemerken war, die vollen Taschen zu zeigen, bevor er sich dann weiter in Richtung Küche bewegte, um sie dort abzustellen.
Er überlegte kurz, was er als nächstes für Aufgaben hatte.

Sanjan, von den Bahir

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« Antwort #11 am: 03.12.2012, 14:54:30 »
Auch Silivros wusste noch nicht so recht mit der Neuen Situation umzugehen. Was er zu seinen Freunden im Tempel und den Kranken die er betreute sagen sollte. Immer kam etwas anderes raus und der Tag mit Ab brachte wohl die unterschiedlichsten Themen, auch wenn sie immer um das Selbe drehten.

Es viel dem jungen Halbelfen schwer Ab reden zu lassen. So wollte er Wiederworte geben als der alte Priester von seinen eigen Prinzipien abriet. Doch wollte er nicht mit ihm darüber streiten. Schließlich hatte er mehr Erfahrung als Silivros. Dem Körper konnte er jedoch nicht so befehlen wie seinem Mund. Der alte Priester konnte ihm die Nervosität ansehen und die Abscheu, welche die Worte -kämpfen- und der anderen -Leid ertragen- auslösten.

„Nein, zu zweit geht es schneller.“ meinte Silivros als Ab aufgestanden war und tat es ihm gleich. Betrübt blickte er auf seinen nicht gerade leeren Teller auf welchen er die verschieden eingelegten Salatblätter und Rüben hin und her geschoben hatte. „Sie erwarten mich heute Abend und vieles ist schon gepackt. Außer muss ich noch die Kräuterpillen für Morgen und die gewaschenen Verbände abholen. Es gibt noch viel zu tun bevor ich weiter packen und aufbrechen muss. Soviel was wir erledigen müssen.“ Er begann die Sachen zurück auf das Tablett zu Räumen, mit dessen Hilfe sie das Essen in die Kammer getragen hatten.

Dann hielt er inne und blickte Ab an. „Keine Sorge, ich werde auf mich aufpassen und die Aufgaben in der Nebelwacht werden mich ja nicht ewig binden. Ich werde gesund zurückkommen und die die mit mir reisen auch.“ zuversichtlich lächelte er Ab dabei an. So zuversichtlich es ihm seine eigen Nervosität überhaupt erlaubte. „Wer wird an meine Stelle treten? Haben sie darüber schon entschieden oder hast du jemanden im Auge? Der Junge Keck macht sich gut wenn er uns ausgeholfen hat.“
Es stimmte das nicht mehr viel zu packen war. Er brauchte eigentlich nur noch das Pferd aus den Stellen holen und mit seinen Sachen bepacken, mehr nicht. Auch wollte er lieber noch weiter so tun als sei er nicht einberufen worden. Einfach noch etwas im althergebrachten Tagesablauf verweilen, Zeit mit Ab verbringen.

Talia

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« Antwort #12 am: 03.12.2012, 18:25:11 »
Talia überlegte kurz ob sie den Priester noch etwas fragen sollte, doch war offensichtlich dass es dem Halbling unangenehm war sich mit ihr zu unterhalten und deswegen schüttelte sie nur kurz mit dem Kopf. Im Gedanken versunken wartete sie bis sich der Priester zu seinem nächsten Termin aufmachte und begab sich danach selbst zur Theke um Xabert die für ihn schlechte Neuigkeit zu berichten.
Sie wartete einen Moment bis der Halbling einen Krug mit Honigwein gefüllt hatte und fing dann an:"Xabert, hast du einen Moment Zeit? Ich wurde gerade zur Nebelwache gerufen und man will das ich noch Heute Abend im Tempel vorstellig werde."

Sternenblut

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« Antwort #13 am: 03.12.2012, 18:25:35 »
Ab nickte zustimmend. "Keck hat viel Potential. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob er diesen Weg tatsächlich gehen will. Aber wir werden sehen."

Gemeinsam räumten sie auf, bis ihre Räumlichkeiten wieder sauber und ordentlich waren. Seufzend sah Ab danach aus dem Fenster. "Ich bin auch einmal zur Nebelwache gerufen worden", offenbarte er plötzlich. Er schüttelte den Kopf. "Es ist viele, viele Jahre her."

Sein Blick war starr nach draußen gerichtet. Fast schien es, als könne er seinem Schüler in diesem Moment nicht in die Augen sehen. "Was wir damals erlebt haben, war für eine Nebelwache... ungewöhnlich. Ich kann nur beten, dass es bei dir... gewöhnlich wird." Er schluckte. "Ich mache mir nicht nur Gedanken um dein leibliches Wohl. Silivros, du darfst niemals aufhören, dich selbst zu hinterfragen. Einiges von dem, was man in der Nebelschlucht erlebt, kann einen... verändern. Ich habe damals einige Jahre gebraucht, bis ich wieder zu mir gefunden habe."
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Sternenblut

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« Antwort #14 am: 03.12.2012, 18:32:18 »
Xabert sah Talia einen Moment mit undeutbarem Blick an - dann umarmte er sie urplötzlich. "Oh Talia, ich bin stolz auf dich! Es ist eine große Ehre, zur Nebelwache gerufen zu werden. Das feiern wir, heute abend, wenn du zurück bist! Oh, warte, dann wird die Bürgermeisterwahl gefeiert. Wir... um Schlag Elf kann ich schließen, dann soll sich jemand anders um die Gäste kümmern. Ich schicke gleich jemanden, um Kasch bescheid zu geben. Er wird so stolz auf dich sein!"

Dass Talia ihm nicht mehr in der Gaststätte helfen konnte, schien Xabert in diesem Moment gar nicht zu interessieren. Er strahlte bis über beide Ohren und sah die junge Menschenfrau mit einem hellen Glanz in den Augen an - fast wie ein Vater, der auf seine Tochter stolz war.
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