Als der Bär so auf ihn zustürmte, drehte sich Kuiper kurz um. "Es scheint, als müßten wir ihn tatsächlich einfangen. Haltet die Netze bereit!"
Dann wand er sich wieder dem herannahenden Tier zu und machte sich bereit auszuweichen.
Als der Bär auf sie zustürmt gleitet Meleanda wie von selbst in den Spruchtanz, allerdings bleibt die damit verbundene Freude normalerweise aus: Sie muss sich zurückhalten. Das Leben eines Jungen steht auf dem Spiel, selbst wenn sie dabei selbst Verletzungen einstecken muss kann sie nicht alles geben. Das liegt ihr nicht, der Tanz mit der Klinge ist ein Tanz um alles oder nichts... Dennoch werden ihre Bewegungen fließender und geschmeidiger und ihr Rucksack gleitet wie von selbst zu Boden. Sie hält das Netz bereit und kann gerade noch einen Schritt vorwärt machen.
Es gab also keine andere Möglichkeit, als den verängstigten und verwirrten Maxim einzufangen. Alyssa seufzte, konzentrierte sich aber weiterhin auf das Geschehen. Sie näherte sich dem Werbär vorsichtig und wartete, bis er sich Kuiper genähert hatte. Sollte er tatsächlich zum Angriff übergehen oder sich Kuiper auf wenige Meter nähern, dann würde sie versuchen Maxim für einige Sekunden einzuschläfern. Ein Bär, der schlief, konnte einfach gefangen werden.
Burder Yao wartet ab. In seinem Gedanken wägt er die verschiedene Optionen: ob die Netze erfolgreich sind oder ob es für einen der Gefährten kritisch wird, je nach dem wird er handeln. Wenn die Netze erfolgreich sind wird er seine Waffe fallen lassen und dem erfolgreichen Gefährten beim Niederringen helfen. Wenn die Netze scheitern aber kein seiner Gefährten fällt wird er stumpfe Pfeile verwendet. Im Notfall wird er die spitzen Pfeile verwenden
Alyssa merkte, daß der Geist des Bären nicht sehr widerstandsfähig war.
Ohne große Probleme konnte sie diesen mit ihren Kräften zum Einschlafen bringen.
Wo das Tier eben noch auf Kuiper zugestürmt war, gaben auf Grund der Magie nun plötzlich seine Beine nach. Mit einem satten Geräusch plumpste die massige Gestalt zu Boden, wurde dabei aber durch den Schwung noch ein Stück nach vorne getragen.
Alyssa wußte, daß ihnen nur wenige Sekunden blieben, bevor der Bär wieder aufwachte.
Als Meleanda den Bären zusammenbrechen sah schenkte sie Alyssa ein anerkennendes Nicken, rannte aber sogleich zu dem Wesen hin, getragen von der Macht ihrer Magie, und warf das erste Netz darüber. "Er verwandelt sich nicht zurück. Aber das muss er sein, ich spüre jede Menge Magie."
Irana beobachtete den schlafenden Bären. Dann nahm sie ihren Dreizack in die Hand, bereit, im Falle eines Falles den Bären zu verletzen, ihn aber nicht zu töten.
Zum Glück fiel Maxim ihrem Zauber direkt zum Opfer, sodass Alyssa es nicht noch einmal versuchen musste, in seinen Geist einzudringen und ihn schlafen zu legen. Vielleicht lag es daran, dass es sich bei dem Bären eigentlich um einen Menschen handelte und nicht um ein Tier - schließlich war ein menschlicher Geist verständlicher als ein tierischer. Die Hexe verlor keine Zeit und bewegte sich noch auf den Gestaltwandler zu, während er auf den Boden fiel und Meleanda das Netz warf. Instinktiv warf sie sich auf den Bären, um ihn mit ihrem geringen Gewicht - zumindest war es besser als Garnichts - zusätzlich am Boden zu halten.
Alyssa spürte, wie der Bär unter ihr wieder aufwachte. Er brüllte erneut auf und kam taumelt ein wenig in die Höhe. Sein Kopf drehte sich und er versuchte die Frau mit seiner Schnauze zu erwischen. Beinahe hätte er sie abgeworfen, doch seine Beine verhedderten sich ein wenig im Netz und er ging wieder zu Boden.
Deutlich konnte Alyssa spüren, wie die mächtigen Muskeln des Tieres unter ihr arbeiteten, um das Netz zu zerreissen. Doch noch hielt es.
Auch die Umstehenden konnten die Mühen des zotteligen Bären erkennen und hielten sich bereit einzugreifen.
Nur Kuiper, der sich kurz umgesehen hatte, war wohl unzufrieden mit dem, was er sah.
"Wir haben extra die Netze, damit wir ihn nicht verletzen müssen. Die Waffen werden ihn nur wieder wütend machen."
Dann wand er sich wieder dem Tier zu und sprach eindringlich in dessen Richtung. Doch seine Worte konnte man wegen des Brüllens und Gnurrens nicht verstehen.
Wieder bäumte sich der Pelzberg auf, aber das Netz hielt und Alyssa konnte ihn sogar ein wenig mehr darin verstricken.
Irana nickte Kuiper zu und Steckte ihren Dreizack wieder weg. Da sie unter anderem dem Pfad des Wetters folgte, waren Waffen nicht ihre einzige Möglichkeit, Gegner zu schwächen, jedoch nicht zu töten. "Oh Gozreh, schicke mir deine Böen, um sie gegen meinen Feind zu lenken." Wie schon im Kampf gegen die Räuber versuchte Irana, eine Windböe auf ihren Gegner herabzurufen.
Meleanda war hin- und hergerissen, was sie jetzt machen sollte. Aber wenn der Maxim vorher schon von seinen ihm fremden animalischen Instinkten so hingerissen war, dass er nicht davon ablassen konnte, sie anzugreifen, würde sie ihn jetzt, da er gefangen war, auf keinen Fall beruhigen können. Schließlich blieb ihr aber kaum eine andere Wahl als Alyssa beizustehen.
Auch wenn sie von dem wilden Gestaltwandler angegriffen wurde, blieb Alyssa nichts weiter übrig, als ihn weiter im Netz zu verheddern. Er konnte schließlich nichts für das, was er tat und konnte vermutlich nicht ahnen, dass sie ihm helfen wollten. Alyssa griff ein Teil des Netzes und wickelte es weiter um den Körper des Bären, um ihn weiter zu verstricken.
Die Anstrengungen der Gruppe waren von Erfolg gekrönt.
Tatsächlich verstrickte sich das Tier immer weiter in die Netze, die von Alyssa und Meleanda gehalten wurden.
Iranas Sturmböe hatte leider keinen großen Effekt auf den Bären und Yao hielt sich immer noch im Hintergrund, bereit jederzeit seinen Bogen zu benutzen.
Deutlich konnte man jetzt sehen, daß der Bär einge Wunden erlitten hatte. Wahrscheinlich von den Schwertern der Orks zugefügt.
Eine Weile wälzte sich Meister Petz noch hin und her und versuchte, das Netz zu sprengen. Doch Oleanna hatte gute Arbeit geleistet; die Efeuranken hielten der unbändigen Kraft stand.
Schließlich wurden die Bewegungen des Bären langsamer, sein Gnurren und Brüllen wurde zu einem erschöpften Schnauben und Schnaufen.
Und dann lag er still, der kleine Hügel aus Pelz, von Netzen umhüllt, hob und sengte sich im Rythmus des Atmens.