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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 92680 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #75 am: 18.04.2014, 14:51:25 »
Als sich Schnüffler wieder gesetzt hatte, beugte er sich zur Rotznase herüber. "Das gilt auch für Dich, kleine Rotznase. Ich werde Dich nicht einer Gefahr aussetzen, aber wenn Du kämpfen musst, dann sollst Du es auch können.", flüsterte er ihr zu.
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #76 am: 23.04.2014, 23:27:09 »
Rotznase zuckte, wie so oft, mit den Schultern, als sie Schnüffler antwortete. "Na gut."

Am Ende der Vorstellungsrunde stand Khoon noch einmal auf. "Gut, dann sind wir uns einig. Jeder Einzelne von uns muss trainieren. Sowohl den Kampf, als auch das unbemerkte Fortbewegen in der Stadt. Parallel dazu teilen wir Gruppen ein, die sich um die Gärten, Küche und die Insassen kümmern. Im Anschluss an dieses Essen werden Elisias und ich sowie Rhamedes und Areo die Neuankömmlinge noch auf Wunden untersuchen, nur zur Sicherheit."

Nun stand auch Elisias noch einmal auf. "Es gibt noch etwas. Es gab auch innerhalb dieser Mauern einige Tote. Ich werde heute nachmittag eine Bestattung für sie durchführen - es sei denn, einer der Angehörigen zieht eine Bestattung durch eine andere Religion vor."

Damit schloss Khoon das großzügige Frühstück, das (fast) allen in der Runde wieder ein wenig Kraft gegeben hatte. Die Heiler zogen sich sofort in die Räume zurück, die bereits gestern als Untersuchungsräume gedient hatten. Bevor er nach oben ging, blieb Khoon aber noch einmal bei Schnüffler stehen. "Ihr habt Recht damit, die Leute aufzuschrecken. Aber geht nicht zu harsch mit ihnen um. Einige hier sind sehr verstört. Es braucht nicht viel, und sie werden in Panik geraten." Nach dieser Warnung machte er sich auf den Weg zu den Untersuchungen.

Die Heiler wuschen Wunden aus, legten den einen oder anderen Verband an und trugen Salben auf. Die Verletzungen waren überschaubar, sah man von den beiden Brüdern ab, die vor Schnüfflers Ankunft wohl den Großteil der Kämpfe übernommen haben mussten. Doch das Wichtigste war: Niemand wies eine Bisswunde auf, und aus den Erzählungen deutete nichts darauf hin, dass einer der Neuankömmlinge Blut geschluckt hatte, wie es bei Gelirions Schwester passiert war.

Sie waren in Sicherheit, zumindest für den Moment.

Areo ging hinauf auf die Zinnen. Die meisten Feuer waren abgebrannt, nur noch vereinzelte Rauchsäulen stiegen in den Himmel. Lediglich vereinzelt konnte der Halbelf noch das Aufflackern von Flammen erkennen. So wie die Brände sich zurückgezogen hatten, galt das gleiche für die Untoten: Die Straßen waren voller Leichen, doch sie bewegten sich nicht mehr. Nur einzelne, wankende Gestalten liefen noch durch die Straßen.[1]
Mit Elisias' Hilfe brachte Areo die Leiche des Mädchens nach unten, das Gelirions Schwester - oder was aus ihr geworden war - zum Opfer gefallen war.

Schnüffler und Gelirion planten kurz darauf das Training, um den Überlebenden zumindest grundlegende Verteidigungs- und Kampftechniken beizubringen. Alle, selbst der junge Timeroth, nahmen an der Ausbildung teil. Es war Khoon, der darauf bestand. Er überzeugte sogar Katarina. Sie beteiligte sich, schien das Training aber eher für unnötig zu halten.[2]
Er zeigte Gelirion auch die kleine Schmiede, die es hier gab - kaum mehr als eine Feuerstelle und ein Amboss, aber für einfache Arbeiten sollte es reichen.

Nach dem Kampftraining fingen die allgemeinen Arbeiten an. Omrah und die beiden Schwestern halfen in der Küche, Ryffa und die beiden Brüder kümmerten sich um die kleinen Gärten. Auch alle anderen wandten sich den Aufgaben zu, für die sie sich gemeldet hatten. Auch Radjeshas Unterricht in der Zeichensprache wurde fortgesetzt.[3]

Von den Geistern und Erscheinungen, die Udeon angekündigt hatte, war - zumindest bisher - zum Glück nichts zu sehen. Lediglich das gelegentliche Aufheulen einzelner Insassen jagte den Flüchtlingen einen Schauer über den Rücken. Es stellte sich die Frage, in welchem Geisteszustand jemand sein musste, um solche fast tierartigen Geräusche von sich zu geben.

Sobald dafür Zeit war, bat Udeon Esulilde in einen der Untersuchungsräume, damit sie sich dort ungestört unterhalten konnten.
 1. Perception: SG 20
 2. Wurf auf Perception oder Knowledge (Nobility) gegen SG 15, wer mehr herausfinden möchte
 3. Ich werde das nicht weiter anspielen, ihr könnt davon ausgehen, dass es immer wieder Unterrichtseinheiten geben wird, ihr aber die Sprache im Spiel bereits aktiv nutzen könnt, sofern ihr euch die Fertigkeit geholt habt.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #77 am: 24.04.2014, 08:12:41 »
Der alte Khoon schien gut im organisieren zu sein. Dies war Gelirion recht. So konnte er sich auf das Planen des Trainings zusammen mit Schnüffler konzentrieren. Nach Gelirion war es eine Einführung in die einfache Waffenkunde. Er erklärte ihnen, dass praktisch jeder Gegenstand zur Waffe umfunktioniert werden könne. Sei es ein Nudelholz oder ein Besen. Man musste nur den Mut haben die Waffe auch richtig, in diesem Fall gegen den Kopf oder die Glieder, einzusetzen. Was alle in Übungen zeigen durften. Die beiden Brüder ließ Gelirion besonders Schwitzen. Sie bekamen von Ihm nicht nur die Einweisung in die Waffenkunde, sondern mussten noch Kraftübungen machen und immer wieder gegen einander aber auch gegen Gelirion und Schnüffler, so er es zuließ, antreten.
Das einige besser und einige schlechter im Kämpfen waren, rechnete der junge Paladin ein. Doch Katerinas Verhalten beäugte er stutzig. Er fragte sich ob die Frau sich für etwas besseres hielt und wie er sie in den Übungen motivieren könnte.[1]

Die Schmiede die Khoon Gelirion zeigte genügte. Es fehlten jetzt nur noch die Materialien. Aber mit Glück waren noch die Waffen der gefallenen Wächter zu gebrauchen oder mussten nur repariert werden. Das würde sich aber noch zeigen.

Nach dem Unterricht von Radjesha hielt Gelirion Areo auf. Er versuchte ihm so viel über die Zeichensprache mitzuteilen, wie er bis jetzt verstanden hatte, aber ihm fehlten noch die passenden Zeichen für die gesamte Erklärung. So schrieb er dem stummen Halbelfe sein Wissen und die Bitte auf. Areo konnte also in seinem Buch lesen, dass Cederon Gelirion erzählt hatte, dass er ihn roch, dass er das Verlangen nach Fleisch spürte. Aber auch, dass er dieses Verlangen für einige Zeit unterdrücken konnte. Gelirion glaubte ein Symptom darin zu sehen. Nur empfand er es als schwer, allen zu vermitteln, dass sie offen über dieses Verlangen redeten, denn wer es tat, dessen Schicksaal war besiegelt. Er bat Areo diese Information den anderen Heilern zukommen zu lassen und darüber nachzudenken, wie befallenen identifiziert werden könnten und  ob es einen Weg der Heilung gab. Er selbst wollte sich auf die Suche nach Timbar begeben, um mit ihm über die Waffen der gefallenen Wachen zu sprechen.
 1. Adligenwissen 18

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #78 am: 24.04.2014, 09:29:17 »
Oben, erneut auf den Zinnen, ließ Areo seinen Blick über die tote Stadt schweifen. Doch obgleich der traurigen Szenerie, wagte er nicht, auch nur einen Moment inne zu halten und über die Vergänglichkeit des Lebens zu sinnieren. Er konzentrierte sich stattdessen auf das genaue Ausmaß der Zerstörung und auf die Bedrohung durch die Untoten. Er stellte fest, dass sich die Rudelbildung der vergangenen Nacht scheinbar zum Großteil aufgelöst hatte. Nur noch einzelne, seelenlose Individuen streiften durch die, teilweise völlig ausgebrannten, Gassen Aradans. Jenes notierte er sich kurz in seinem Buch, bevor er seufzend den Weg zurück zu Rhamedes und den Untersuchungsräumen einschlug.[1]

Glücklicherweise konnten sie keine Anzeichen bei den Neuankömmlingen entdecken, welche auf eine mögliche Infektion hingewiesen hätten.

So verstrich die Zeit. Areo hielt sich hauptsächlich an der Seite der schönen Radjesha auf, um den Unterricht in Zeichensprache weiter fortzusetzen. Als sie sich zu einer Pause entschlossen haben, stand er auf und wollte gerade nach Ain sehen, als er auf Gelirion traf.
Erst freute er sich, dass er die kurzen Handzeichen des Paladins verstanden hatte und ebenfalls die Möglichkeit hatte, jene zu erwidern. Als er jedoch das Geschriebene seines Gegenübers las, verfinsterte sich seine Miene erneut. Er wollte nach der Feder greifen und Gelirion sagen, dass sie alles erdenkliche versucht hatten, seine Schwester zu retten. Dass er selbst keinen Ausweg sah... Dass die Wahrscheinlichkeit, ein Heilmittel zu finden, verschwinden gering war... Doch er zögerte. Er konnte sich nicht vorstellen, wie schwer der Schmerz des Verlustes im Geiste des Halbelfen lastete und, wenn sie überleben wollten, würden sie seine volle Kraft brauchen. Gleichzeitig wollte er nicht noch mehr Salz in die Wunde der Verzweiflung streuen. So nickte er ihm zu und schrieb: 'Einverstanden. Danke, dass du mir das gesagt hattest. Wir werden tun, was wir können. Es muss einfach eine Lösung geben.' Kurz überlegte er, wo sich wohl der Alte aufhalten würde, als ihm noch etwas anderes einfiel. Rasch benetzte er erneut die Feder und fügte hinzu: 'Sag, mein Freund. Hattest du bereits die Möglichkeit, Esulilde auf das Phänomen der Geister anzusprechen? Wenn nicht... Ich könnte es ebenfalls übernehmen.' Er hielt das Buch so, dass Gelirion die Schrift gut lesen konnte. Plötzlich fiel ihm ein, dass sie noch gar nicht über seine Beobachtungen oben, auf der Mauer, gesprochen hatten. Er ließ seinem Gegenüber die Zeit, auf seine erste Frage zu antworten, und würde ihm dann das Gesehene niederschreiben.
 1. Wahrnehmung 17
« Letzte Änderung: 24.04.2014, 09:29:57 von Areo »

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #79 am: 24.04.2014, 10:39:06 »
Während Areo auf den Zinnen war, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er konnte es aber nicht genauer greifen. Aber wen wunderte es schon: Er blickte auf eine zerstörte Stadt, in der unzählige Leichen auf den Straßen lagen, eine Stadt, in der er letzte Nacht um sein Leben gerannt war. Wie sollte er bei diesem Anblick kein ungutes Gefühl haben?

Gelirion beobachtete Katarina bei den Kampfübungen etwas genauer. Eines wurde ihm bald klar: Sie zeichnete sich mit ihrem teuren, von Blut und auch weitgehend von Schmutz unbefleckten Kleid nicht nur als wohlhabend aus. Ihr ganzes Verhalten, ihre Körpersprache, ihr Umgang mit anderen zeigte Gelirion, dass sie die Erziehung einer Adligen genossen hatte. Und so, wie sie mit der Waffe umging, hatte wohl auch eine Grundausbildung im Kampf dazu gehört. Es gab allerdings nicht viele Menschenreiche, in denen auch die weiblichen Adligen im Kampf ausgebildet wurden: Ellerant, das Reich der Königinnen natürlich; das fruchtbare Granland, in dem die Frau als Mutter als heilig betrachtet wurde (und um jeden Preis zu verteidigen war - notfalls eben auch durch ihre eigene Hand); und Acana, das Priesterreich, in dem die Verteidigung des eigenen Besitzes eine der wichtigsten Fähigkeiten jedes Einzelnen war.
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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #80 am: 24.04.2014, 15:55:28 »
Schnüffler behielt Katarina ebenfalls im Auge. Zwar fehlte ihm das Wissen Gelirions, doch eines war auch ihm klar: Die junge Frau hatte definitiv eine Grundausbildung im Kampf genossen. Allerdings schien sie nicht nur darauf zu achten, dass ihre Bewegungen effizient und zielgerichtet waren - und das konnte man ihr keinesfalls absprechen -, sie legte ganz offenbar auch Wert darauf, dass sie dabei elegant wirkte. Dieses Verhalten war ihr dabei so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sich nicht darum bemühen musste.
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #81 am: 24.04.2014, 17:22:00 »
Gelirion las die Zeilen von Aro und antwortete in der Zeichensprache -Nein mach du-.  Um zu sich ehrlich zu sein, hatte der Halbelf die Bedenken von Areo vergessen. Aber eindeutig konnte dieser wohl Esulilde besser darauf ansprechen. Zudem lag neben Timbar noch anderes vor ihm. Die toten Wachen mussten aufgebarrt werden, und alles für die Trauermesse des Lichtpriesters vorbereitet werden. Außerdem wollte er den Priester und wohl auch Timbar nach einem kleinen Raum fragen. Vielleicht gab es dies hier sogar schon. Ein Sanktum in welchem sich Priester und geweihte wie auch er als Paladin zur Meditation zurückziehen konnten. Er hatte das Angebot des Priesters nicht vergessen, doch scheute er sich im Moment davor seinen Schmerz so offen mit einem Glaubensfremden zu teilen. Vielleicht später aber nicht jetzt.

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #82 am: 24.04.2014, 19:28:34 »
Als Khoon den Halbork ansprach, nickte dieser nur. Und bevor Khoon weiter ging, fragte Schnüffler: "Kann ich einige Bögen und Pfeile erhalten? Es würde unsere Verteidigung sehr verbessern, wenn wir die Leute auch im Fernkampf unterweisen könnten. Zur Not, haben wir Material, um einige weitere Bögen und Pfeile herzustellen?"

Schnüffler und Gelirion hatten sich schnell auf das gemeinsame Training verständigt. Schnüffler beschloss, etwas in den Hintergrund zu treten und die Einweisung dem Halbelfen zu überlassen. Schließlich war er ein Ordensmann und Soldat und kannte sich bestens mit Nahkampf aus. Als Gelirion darüber sprach, dass zur Not jeder Gegenstand als Waffe dienen konnte, lächelte er innerlich, doch ließ sich nichts anmerken. "Ich bezweifle, dass man mit einem Nudelholz einen dieser Hirnlosen Wesen abwehren kann. Aber von der Sache her ist das richtig.", dachte er sich. Als Gelirion die Matches einteilte, ließ sich Schnüffler bereitwillig einteilen. Er war nicht scharf darauf, verdroschen zu werden, aber es war gut und wichtig. Also drei, vier und einen auf die Murmel...

Schnüffler behielt während des ganzen Trainings Katarina im Auge. Mit einer gewissen Überraschung fiel ihm auf, dass sie durchaus wusste, wie man ein Schwert hielt und es auch schwang. Ihre betont unbeteiligte Haltung ging ihm aber auf die Nerven. Damit wertete sie das Training herab und schadete insgesamt der Trainingsmoral. Nach wenigen Runden trat er in die Mitte, warf Katarina einen Besenstil zu und sagte: "Katarina, warum glaube ich nur, dass Du keine Lust auf das Training hast? Meinst Du vielleicht, dass Du es nicht nötig hast, mit den Wilden und dem Pöbel zu kämpfen? Zeig mir doch einmal, was Dein Körper kann.", sagte er herausfordernd[1].
 1. Volle Verteidigung
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Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #83 am: 24.04.2014, 20:44:54 »
Der alte Mann konnte Katarina vollkommen verstehen und so war sie nicht die einzige Person, die nicht mit vollem Herzen am Training teilnahm. Gleichwohl besaß der alte Mann nicht im Ansatz dasselbe Talent oder auch nur ein Bruchteil davon. Seine Knochen waren morsch, seine Motorik nicht mehr besonders geschult, das Alter wog schwer und unnachgiebig auf ihm, hatte seine jugendliche Kraft bereits vor Jahren erstickt und machte es ihm schwer genug, überhaupt seinen Alltag zu bewältigen und dazu kamen die unglaublichen Schmerzen seiner verwundeten Hüfte.

Nachdem er nur ein paar wenige Aufwärmübungen gemacht hatte, stellte sich Rhamedes an den Rand des Ganzen und stützte sich auf seinen Stab. "Keine Chance.", sagte er sichtlich ermattet und mit Schweiß auf der Stirn, was jedoch nicht an der Anstrengung an sich, sondern an den Schmerzen an seiner Hüfte lag. "Ich werde kein großer Krieger mehr in meinem Leben." Der alte Mann war jedoch auch nicht daran interessiert, über seine Aktivität zu streiten oder sich in irgendeiner Weise überzeugen zu lassen, dass er auf einmal mit einem Bogen, den er kaum spannen können dürfte, oder irgendeiner Form von Waffe umzugehen sollte. Er war immer ein friedfertiger Mensch gewesen, der alle Gewalt von sich gewiesen hatte. "Und doch wirst du sie gebrauchen, wenn auch durch mich.", flüsterte die Stimme. Rhamedes spürte, wie vertraute und doch unbekannte Gedanken durch seine Gedanken strömten wie rauschendes Wasser und ehe er sich versah, glühte seine rechte Hand in einem fahlen, grünlich-gelben Lichte und arkane, ihm selbst kaum begreifliche, Worte verließen seine Lippen. Er erhob seine leuchtende Hand. "Ich bin alt und schwach, und das ist die letzte Waffe, die ich zu führen vermag. Seht es mir nach.", mit einem Surren und Zischen verpuffte die ungenutzte, magische Energie und der alte Mann stützte sich wieder auf seinen Stab. Er würde den Übungen zuschauen, alleine deswegen, um helfen zu können, wenn jemand die Übungen zu Ernst nahm oder sich in Unachtsamkeit verletzte. Aber er würde sich nicht mehr beteiligen als notwendig war. Er spürte, dass er seine Hüfte schonen musste, wenn er noch eine Zeit durchhalten wollte. Gespannt schaute er Schnüffler und Gelirion, ihren Übungen und den ausgesprochenen Herausforderungen zu.

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #84 am: 24.04.2014, 23:32:31 »
Nachdem Gelirion mit kurzen Gesten geantwortet hatte, hob Areo kurz die flache Hand, um ihm zu signalisieren, dass er ihn noch einen kurzen Moment brauchen würde. Ruhig drehte er das Tagebuch wieder zu sich und nahm ein wenig Tinte mit der Feder auf. 'Ich wollte dir nur berichten, was ich dort draußen festgestellt habe.' Begann er. Areo vermied bewusst jegliche Erwähnung des Schauplatzes der Verwandlung Inas. 'Die Feuer. Sie sind zum Großteil versiegt. Hier und dort brennt noch ein Gebäude, doch den meisten Flammen ist die Nahrung ausgegangen. Die Stadt, sie ist völlig zerstört.' Bei den letzten Worten biss er sich unterbewusst auf die Lippe. 'Die Lebenden Toten haben sich weit zerstreut. Nur noch einzelne, wenige waren in den Straßen zu erkennen. Ich denke, das Feuer hat auch ihnen zugesetzt - wenn wir Glück hatten.' Er wollte das Buch bereits Gelirion zu lesen geben, als ihn erneut jener Schauer überkam, welchen er vor kurzem oben, auf der Mauer bereits verspürt hatte. Er konnte nicht anders und schloss seinen Eintrag mit einigen weiteren Wörtern ab. 'Gelirion. Ich weiß, ich habe jeglichen Grund, besorgt zu sein. Doch ich werde das Gefühl nicht los, dass dort draußen mehr lauert, als wir bis jetzt entdeckt hatten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dies nun bereits gesagt habe, vergib mir wenn dem so sei. Dort, vor dem Sanatorium, als die Horde der Untoten uns bedrängte. Zwischen ihnen. Da war jemand. Jemand der lebte und dennoch unter ihnen wandelte. Vielleicht interpretiere ich den Schrecken im Nachhinein anders, als er sich tatsächlich zugetragen hatte und es mag sein, dass meine Sinne mich getäuscht hatten. Doch dieser Gedanke lässt mich nicht los. Ihr seit ein Krieger des Glaubens und kennt euch auf diesem Gebiet vielleicht etwas besser aus, als ein einfacher Druide wie ich. Doch auch die Wälder des Westens kennen die Nekromantie. Untote, Geister und Ghule sind grauenhaft, doch ihr wahrer Schrecken verbirgt sich hinter den Absichten, welche sie hervorgerufen haben. Wenn dort draußen nun jemand ist, der diese Biester zu lenken vermag. Dann sind wir hier nicht sicher.'

Erwartungsvoll beobachtete Areo sein Gegenüber, während er Gelirion die Zeilen erneut überreichte. Dieser eine Gedanke nagte seit dem Moment, dort vor den Toren des Sanatoriums, an seinem Bewusstsein. Sie durften sich keine Fehler leisten. Wenn sie sich hier aufhalten würden, dann müssten sie davon ausgehen, dass sie weiter angegriffen werden. Vielleicht auf andere Weise. Wohl erst nach einer Weile... Doch der Moment würde kommen.

Und sie mussten vorbereitet sein.
« Letzte Änderung: 24.04.2014, 23:33:53 von Areo »

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #85 am: 25.04.2014, 21:56:31 »
Der junge Paladin laß die Zeilen aufmerksam. Er schien sogar etwas daoppelt zu lesen. Seine Gesichtsfarbe wurde bleicher. Dann schien Wut in ihm aufzukochen, jedenfalls deutete der angespannte Gesichtsausdruck darauf hin. Das Buch klappte er nicht gerade sanft zu und seine Rechte hatte er zur Faust geballt. Während das Buch langsam zu seinen Lippen wanderte, an welchen es stoppte, konnte Areo kurz die weißen Zähne des Paladins sehen. Das Knurren, was er dabei ausstieß konnte nur Areos treuer Begleiter hören.
Gelirion verharrte in dieser Position. Seine Oberlippe wanderte immer weiter nach oben und ließ den Blick frei auf die fest zusammen gebissenen Zähne. Er knurrte sogar noch lauter. Seine Wut richtete sich nicht auf Areo, denn sonst hätte der stumme Halbelf dies schon gemerkt aber er war auch nicht ganz unschuldig daran, dass Gelirion fast vor Wut platzte.

Plötzlich stapfte er los. Blieb dann aber nach wenigen Schritten stehen und schlug mit der rechten Faust gegen die nächste Wand. Gelirion glaubte Areo, dass er etwas gesehen hatte. Einen Kopf der die Untoten anführte. Schließlich hatte er sowas ähnliches gesehen. Doch das einer dehrer die für die Nacht verantwortlich waren so nahe war, dass hatte er nicht erwartet. Am liebsten wäre er jetzt hinaus gestürmt nur um diesen Bastard zu suchen und ihm sein Schwert in den Bauch zu rammen. Aber er konnte die Anderen nicht einfach im Stich lassen. Mal davon abgesehen, war er nicht so Blind in seiner Wut, dass er nicht ahnte in einem Kampf den Kürzeren zu ziehen. Bei der wandernden Göttin er musste sich zusammen reißen.
Tief atmete er ein und lockerte seinen Körper. Dann ging er zu Areo zurück. Hielt ihm das Buch entgegen und fragte mit den Händen –Du noch mehr sehen?–

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #86 am: 27.04.2014, 02:07:55 »
Bei Khoons Worten zuckte Omrah nur mit den Schultern und stand dann vom Esstisch auf. Das unbemerkte Fortbewegen in der Stadt musste er nicht lernen, denn als Straßenkind kannte er sich damit wohl besser aus als die meisten hier. Schließlich war das immer ein Teil seines Lebens in Aradan gewesen und hatte ihm immer wieder dabei geholfen, den Menschen zu entkommen, die er beklaut hatte. Doch Omrah war ein Kind und er wusste genau, das niemand auf ihn hören und sich von ihm Dinge beibringen lassen würde. Ganz nebenbei hatte er sowieso keine Lust darauf. Der Unterricht im Kampf und das Lernen der Zeichensprache waren schon schlimm genug, denn eigentlich wollte er weiter das Sanatorium erkunden.

Er wusste das ein Kampf irgendwann unausweichlich sein würde und er hatte schon einige Male seinen Dolch zum Einsatz bringen müssen. Allerdings lief es meistens nur darauf hinaus Geldbeutel abzuschneiden - jemandem damit wirklich zu verletzen, daran hatte Omrah nie gedacht. So fiel es dem Jungen während des Trainings auch schwer, direkt auf den Kopf oder die Glieder zu zielen. Selbst bei den Untoten würde es ihm schwer fallen. Schließlich waren sie einmal Menschen gewesen und sahen zumindest teilweise noch immer danach aus. Er würde sich in einem Kampf um Leben und Tod wirklich überwinden müssen.
Zumindest war er in der Küche untergekommen und hatte so den Kontakt mit den Insassen meiden können. Die Arbeit gefiel ihm nicht aber er wusste das es notwendig war und tat deshalb sein bestes.

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #87 am: 27.04.2014, 11:25:36 »
Areo beobachtete mit ernster Miene die Wut, welche in Gelirion aufstieg. Aber er blieb gelassen, denn er war sich ziemlich sicher, auf wen sich der Zorn seines Gegenübers wirklich richtete. Wie konnte er auch anders, als seinen Freund nicht zu verstehen. Rache war ein starkes Gefühl. Sie nahm einem die Kontrolle über seine Bewegungen, das Bewusstsein und die Entscheidungsfähigkeit, fraß sich mit unersättlicher Gier tief hinein, bis sie das Herz selbst erreichte und klammerte sich daran fest. Doch so falsch sie auch im ersten Moment anmutete... Rache hatte auch einen, entscheidenden Vorteil.
Sie ließ den Betroffenen weiterleben und gab ihm ein Ziel, vor welchem er nicht wagte, aufzugeben. Areo war sich absolut im Klaren darüber, dass Gelirion nur noch aus diesem einen Grund weiterkämpfte und seinen Verstand behielt. Er war dort oben gewesen, vor vielen Stunden, und hatte den Schmerz in den Augen seines Freundes gesehen. Rache und Vergeltung hielten sein Herz am schlagen. Die Götter hatten Gelirion diese Rolle zugewiesen. Es war nun an Areo, ihm beizustehen, wenn er strauchelte. Vielleicht war er deswegen nach Aradan geschickt worden.

Als Gelirion ihm die knappen Handzeichen zu verstehen gab, nickte Areo ihm freundlich zu. Er packte das Buch in seine Tasche und steckte das Schreibwerkzeug zurück und wollte sich gerade aufmachen, als er kurz inne hielt und sich erneut dem Paladin zu wandte. Mit einer geübten Bewegung seiner Linken, formte er eben diese zu einer Faust und klopfte damit sanft auf seine Brust, bevor er sie auf Gelirion richtete und langsam wieder öffnete. So sprach er, durch die neu erlernte Gabe der Zeichensprache:

 -Hab Mut.-



« Letzte Änderung: 27.04.2014, 11:27:54 von Areo »

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #88 am: 27.04.2014, 12:25:33 »
Verwirrt hob Gelirion eine Augenbraue. Dann griff er nach Areos Hand um ihn fest zu halten. Er hatte etwas gebraucht, um die Reaktion von Areo zu verstehen. Um das Missverständnis zu verstehen. Die neue Sprache konnte er halt noch zu ungenügend.
Nachdem er also Areo gestoppt hatte versuchte er sich denn noch weiter. –Nein, Nein – formulierte er schnell.  –Du jetzt mehr sagen können?– fragte er ihn. Das sich Areo so bereitwillig als Mauerwache anbot hatte zwar auch sein gutes aber er wollte im Moment eher wissen, ob Areo noch mehr aufgefallen war, was er offensichtlich nicht mitbekommen hatte. Er empfand es als wichtig.

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #89 am: 29.04.2014, 13:01:48 »
Die Geweihte sah bei der Erwähnung, dass die Toten bestattet werden sollten, nicht die Gefallenen hier im Sanatorium vor sich. Nein, ein anderes Bild drängte sich an die Oberfläche, so deutlich, als würde sie geradewegs durch ein Fenster blicken: Die Toten Kleriker und Prediger Aguas' die durch den Angriff der Untoten gefallen waren und noch keine Bestattung erhalten hatten. Stumm nahm sie sich vor, sollte sie die Gelegenheit haben, die toten Brüder und Schwestern, deren Sterbliche Überreste sie dann noch in den heiligen Mauern Aguas finden konnte, auf dem Friedhof zu bestatten.

Esulilde hatte sich im Kampftraining im unbewaffneten Kampf versucht. Da sie und auch ihre Eltern den Weg der Prediger eingeschlagen hatten, waren im Lehrplan eher Dinge wie Rhetorik, ein wenig Heilkunde und der Einsatz von Magie die Dinge die im Vordergrund standen.
Einmal hatte ihr ein befreundeter Kleriker angeboten, gemeinsam einige Kampftechniken zu trainieren. Doch Aguas schien sie tatsächlich nicht als eine seiner Kämpferinnen auserkoren zu haben, denn schon bei Esulildes erstem Angriff mit dem Kampfstab zersplitterte die Waffe, als sie auf das Kettenhemd des Klerikers traf und ihre darauffolgenden Angriffe mit ihren bloßen Fäusten schmerzten Esulilde mehr als dem Kleriker, den sie angegriffen hatte.
Kurz bevor dieses Training zu Ende war, und an diesen Moment erinnerte sich Esulilde am liebsten, hatte sie ihren Befehls-Zauber auf den Kleriker gewirkt, der danach einige Momente im Kreis umherrannte, als wäre eine Monströse Bestie hinter ihm her. Dies war der einzige Moment des Trainings, an dem sie die Fäden in der Hand gehalten hatte.

Als sie nach dem Kampftraining ihre Blessuren versorgt hatte, ging sie zum Raum von Vater Udeon, klopfte und trat ein.
Auch wenn der erneute Wiederhall der Worte "Lauf, kleine Priesterin" in Ihrem Kopf sie für einen Moment am Eintreten hinderte.

Dann verbeugte sie sich vor dem Aguas-Priester: "Ihr wolltet mich sprechen, Vater Udeon?"
Sie ignorierte das Kribbeln der unterschwelligen Angst in ihrem Innern. Und doch machte sie sich zur Flucht bereit, sollte sich Udeon erneut verwandeln.
« Letzte Änderung: 30.04.2014, 17:47:39 von Esulilde Ziberadi »

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