Rotznase zuckte, wie so oft, mit den Schultern, als sie Schnüffler antwortete.
"Na gut."Am Ende der Vorstellungsrunde stand Khoon noch einmal auf.
"Gut, dann sind wir uns einig. Jeder Einzelne von uns muss trainieren. Sowohl den Kampf, als auch das unbemerkte Fortbewegen in der Stadt. Parallel dazu teilen wir Gruppen ein, die sich um die Gärten, Küche und die Insassen kümmern. Im Anschluss an dieses Essen werden Elisias und ich sowie Rhamedes und Areo die Neuankömmlinge noch auf Wunden untersuchen, nur zur Sicherheit."Nun stand auch Elisias noch einmal auf.
"Es gibt noch etwas. Es gab auch innerhalb dieser Mauern einige Tote. Ich werde heute nachmittag eine Bestattung für sie durchführen - es sei denn, einer der Angehörigen zieht eine Bestattung durch eine andere Religion vor."Damit schloss Khoon das großzügige Frühstück, das (fast) allen in der Runde wieder ein wenig Kraft gegeben hatte. Die Heiler zogen sich sofort in die Räume zurück, die bereits gestern als Untersuchungsräume gedient hatten. Bevor er nach oben ging, blieb Khoon aber noch einmal bei Schnüffler stehen.
"Ihr habt Recht damit, die Leute aufzuschrecken. Aber geht nicht zu harsch mit ihnen um. Einige hier sind sehr verstört. Es braucht nicht viel, und sie werden in Panik geraten." Nach dieser Warnung machte er sich auf den Weg zu den Untersuchungen.
Die Heiler wuschen Wunden aus, legten den einen oder anderen Verband an und trugen Salben auf. Die Verletzungen waren überschaubar, sah man von den beiden Brüdern ab, die vor Schnüfflers Ankunft wohl den Großteil der Kämpfe übernommen haben mussten. Doch das Wichtigste war: Niemand wies eine Bisswunde auf, und aus den Erzählungen deutete nichts darauf hin, dass einer der Neuankömmlinge Blut geschluckt hatte, wie es bei Gelirions Schwester passiert war.
Sie waren in Sicherheit, zumindest für den Moment.
Areo ging hinauf auf die Zinnen. Die meisten Feuer waren abgebrannt, nur noch vereinzelte Rauchsäulen stiegen in den Himmel. Lediglich vereinzelt konnte der Halbelf noch das Aufflackern von Flammen erkennen. So wie die Brände sich zurückgezogen hatten, galt das gleiche für die Untoten: Die Straßen waren voller Leichen, doch sie bewegten sich nicht mehr. Nur einzelne, wankende Gestalten liefen noch durch die Straßen.
[1]Mit Elisias' Hilfe brachte Areo die Leiche des Mädchens nach unten, das Gelirions Schwester - oder was aus ihr geworden war - zum Opfer gefallen war.
Schnüffler und Gelirion planten kurz darauf das Training, um den Überlebenden zumindest grundlegende Verteidigungs- und Kampftechniken beizubringen. Alle, selbst der junge Timeroth, nahmen an der Ausbildung teil. Es war Khoon, der darauf bestand. Er überzeugte sogar Katarina. Sie beteiligte sich, schien das Training aber eher für unnötig zu halten.
[2]Er zeigte Gelirion auch die kleine Schmiede, die es hier gab - kaum mehr als eine Feuerstelle und ein Amboss, aber für einfache Arbeiten sollte es reichen.
Nach dem Kampftraining fingen die allgemeinen Arbeiten an. Omrah und die beiden Schwestern halfen in der Küche, Ryffa und die beiden Brüder kümmerten sich um die kleinen Gärten. Auch alle anderen wandten sich den Aufgaben zu, für die sie sich gemeldet hatten. Auch Radjeshas Unterricht in der Zeichensprache wurde fortgesetzt.
[3]Von den Geistern und Erscheinungen, die Udeon angekündigt hatte, war - zumindest bisher - zum Glück nichts zu sehen. Lediglich das gelegentliche Aufheulen einzelner Insassen jagte den Flüchtlingen einen Schauer über den Rücken. Es stellte sich die Frage, in welchem Geisteszustand jemand sein musste, um solche fast tierartigen Geräusche von sich zu geben.
Sobald dafür Zeit war, bat Udeon Esulilde in einen der Untersuchungsräume, damit sie sich dort ungestört unterhalten konnten.