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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 92371 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #480 am: 24.04.2015, 12:03:10 »
Der Mann schüttelte den Kopf. "Die frühen Jahre sind die k-kraftvollsten... es muss kein Elf sein, aber in jedem Fall l... langlebig."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Arjen Bucalo

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Geisterstadt
« Antwort #481 am: 25.04.2015, 12:54:26 »
Arjen hörte sich die Ausführungen Wills an und sah ihn besorgt an - Will schien ja regelrecht beseelt zu sein vor irgendetwas. Doch seine Worte waren besorgniserregend genug. Ein Wahnsinniger, der Kinderopfer darbringen wollte.

"Ich traue den Göttern allerhand zu, aber einen Kindesmord - im Namen welchen Gottes auch immer - wird es nicht geben, wenn ich es verhindern kann. Lass uns hoffen, dass er zu Jeannas Kameraden spricht und dass sie es auch so sehen."

Der Krieger schaute wieder zum Fass, aus dem die Stimme drang. "Wo ein Geheimgang ist, dürften auch Fallen sein. Du wirst damit mehr Erfahrung haben, als ich. Kannst du einen Blick darauf werfen? Ich gehe dann auch gerne als erster herunter, für den Fall das unten zunächst gröbere Hände gebraucht werden."

William Marlowe

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Geisterstadt
« Antwort #482 am: 25.04.2015, 17:04:49 »
"Ha, du traust mir was zu! Mit totem Gerät kenn' ich mich gar nicht aus, nur mit menschlichen Ab- und Beweggründen", erwiderte Will. "Aber ich kann gern vor, wenn du Angst um deinen Hals hast! Da werden wir gleich sehen, ob ich mir Zidas Atemhauch in meinem Nacken bloß eingebildet hab'."

Und er marschierte schnurstracks auf das Fass zu. Obwohl er aus dessen Zustand meinte schließen zu dürfen, dass eine etwaige Falle solch eine Zerstörungswut nicht überlebt haben konnte, hielt er trotzdem beide Augen offen. Dabei fiel ihm auf, dass auch seine Sehkraft—schwach genug, seit man ihm einmal zu oft ein blaues Auge verpasst hatte oder deren zwei—so scharf war, wie seit seiner verlorenen Jugendzeit nicht mehr. Verschwunden waren das Flimmern, die tanzenden Punkte und Flecken und die wie Spinnweben vorbeiwehenden Zickzacklinien.[1]

Es reicht, Zida, wahrlich, noch mehr Zeichen brauch ich nicht! Die Klarheit, mit der ich hier auf einmal seh und hör, ist nicht von dieser Welt!

Und diese Überzeugung erlitt nicht den geringsten Dämpfer, als Will, wie er sich so in das Fass hineinduckte, sich mit einem lauten Rumps daran den Kopf anschlug.[2]
 1. perception=23 (nat. 20)
 2. Stealth = 9
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Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #483 am: 25.04.2015, 21:24:52 »
Esulilde nickte in Katharinas Richtung, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie sie gehört hatte.
"Omrah, bildest du die Vorhut? Du scheinst einen guten Sinn für Gefahren zu haben." Dann wäre er es, der im schlimmsten Fall als erster von den Plünderern erschlagen wird, während mir noch die Chance zur Flucht bleibt und ich die anderen warnen kann. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Doch statt einzuknicken spürte Esulilde, dass sich ihr Kopf hob, satt zu sinken, sich ihr Körper straffte, statt zu zittern. Aguas ist mit mir. Wir stehen nicht über den Dingen, sie durchfluten uns.

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #484 am: 26.04.2015, 22:59:04 »
Während der Mann erzählte, spannten sich Gelirions Gesichtsmuskeln immer wieder an. Schienbar gefiel ihm einiges was der Mann von sich gab nicht wirklich. Auch wenn es sehr verlockend war, mit einen Schlag alle Untote auszulöschen. Es war ein wahnwitziger Plan, ein wahnwitziger Versuch aber seit der letzten Nacht war es eine wahnwitzige Stadt. Alles war verkehrt worden. Würde Gelirion nicht das erlebt haben, was er durchlebt hatte, dann würde all dies für Unsinn halten. Für Hirngespinnste eines irren Geistes. Doch die Nacht, seine Schwester, die Kempen all dies war passiert. All dies und die Stadt war verseucht von untotem Fleisch.

Kurz sah es so aus, als würde der Paladin losstürzen wollen. Die Worte auf Schnüfflers Frage hingen noch in der Luft. Doch er senkte sein Schwert. „Schade. Sonst hättet ihr mein Leben haben können.“ sprach er aufrichtig enttäuscht. „Ich würde alles dafür tun um die Untoten zu vernichten.“ Leicht blickte Gelirion über die Schulter. Er fragte sich, wie wohl die anderen dazu standen. Was sie tun würden, geben würden um diese Nacht ungeschehen sein zu lassen. „Aber, auch wenn ich viel verloren habe, bin ich nicht bereit ein unschuldiges Leben mit hinein zu ziehen.“ Ernst blickte er den Fremden an. Bevor er weiter sprach, schluckte er etliche seiner Worte hinunter. Was sollte es auch dem Mann offen preis zu geben, dass er sich gerade sehr zurückhalten musste. Dass er ihn eigentlich nach den ersten Worten der Manipulation eines göttlichen Artefaktes mit der Lebenskraft eines Wesens hätte angegriffen, ihn mit seinen Schild gegen die nächste Wand gedrückt und darüber sprechen würde, welch einen Frevel er gerade begang. „Einfach gehen, das kann ich als Diener Cerivas auch nicht. Ihr habt recht, die Untoten gehören vernichtet. Doch es muss einen anderen Weg geben. Das Artefakt kann uns beschützen, Schützen vor diesen Krallen des Todes. Und nicht nur uns auch andere. Wir können einen Hort des Lebens in dieser düsteren Stadt schaffen. Denen, die uns dieses Schrecken gebracht haben in das Gesicht spucken und sagen wir leben. Ist es denn nicht das Leben was immer einen Weg findet auch gegen das Untote anzukommen? Helft uns dabei diesen Hort zu schaffen und dort können wir gemeinsam Forschen, wie wir diese Untoten endgültig vernichten. Sie und ihre Meister. Die die den Nebel erschaffen und uns allen so tiefe Wunden gerissen haben. Sie die schon vor dieser Nacht da waren und wohl auch nach eurem Versuch noch am Leben sein werden. Im Namen Cerivas, im Namen des Kindes und, was Gelirion nicht aussprach, im Namen des Fremden eigenen Lebens kommt mit uns und lasst uns diesen Bastarden zeigen, dass wir uns nicht auf ihr Niveau herunter lassen. Das wir Leben und sie bekämpfen bis alle Untoten und die die sie erschaffen haben vernichtet sind.“[1]
Mit diesen Worten, wartete er auf die Antwort des Mannes. Würde er sich weigern, blieb Gelirion nur noch eines zu tun. Ihn wirklich mit den Schild an die nächste Wand drücken und sein Leben ein Ende setzen.
 1. Diplomatie 29

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #485 am: 28.04.2015, 14:01:07 »
Schnüffler erwachte aus seiner düsteren Gedankenwelt. Überrascht sah er zu Gelirion herrüber. Das Spitzohr hatte es genau erkannt. Und nun war er es, der dem Halbork Mut machte und ihn auf einen Ziel fokussierte. "Gelirion hat Recht. Wir kämpfen uns einen Weg aus diesem Alptraum. Wir werden das Böse stellen und ihm Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Diese Welt soll wieder Licht haben und von Neuem blühen. Dazu kann ich mein Leben geben und nur dazu."
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

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Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #486 am: 28.04.2015, 17:44:13 »
Eine Entscheidung zu fällen fiel Omrah nicht leicht. Er versuchte dem Gespräch zwischen Gerion, Schnüffler und dem anscheinend verrückten Mann zu folgen aber er hatte Angst und war verwirrt. Diese ganze Situation fühlte sich wie ein Albtraum an. Gefahr von überall, kein Fluchtweg und konfrontiert mit einem Irren, der alles und jeden töten würde, um sein seltsames Ritual zu vollziehen. Wenn sie ihn aufhalten wollten, würden sie ihn töten müssen - das wurde Omrah jetzt klar. Der Mann war verrückt und völlig von seinem Plan überzeugt. Er würde nicht zulassen, dass sie ihn aufhielten und sie genauso töten, wie den anderen Mann vor ihnen. Omrah wollte aus diesem Albtraum aufwachen und endlich wieder nach Hause aber ohne das Artefakt würde das Sanatorium nicht mehr lange ein Zuhause sein. Sie mussten bleiben und es dem Mann abnehmen.

Omrahs Blick haftete auf der Kugel, in der sich ein Kind befand, das geopfert werden sollte und Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er hat dieses Kind von seiner Mutter fortgerissen und wird es töten, um seinen kranken Plan zu verfolgen. Um der kaum wahrnehmbaren Hoffnung zu folgen, die dieser Wahnsinn versprach.
Omrah hätte dieses Kind sein können. Er konnte es immer noch sein. Ein Leben gegen das Andere. Er konnte dieses Leben retten und gleichzeitig eine Chance - zugegeben eine sehr geringe Chance - dabei haben, die Untoten ein für alle mal zu vernichten.
Der Mann würde dieses Angebot bestimmt annehmen, schließlich war er auch erst Elf Jahre alt. Die Gedanken des Jungen drehten sich. Sollte er sich opfern? Es gab trotz der Untoten noch so viel, dass auf dieser Welt auf ihn wartete. Alle seine Freunde, mit denen er hier war, um das Artefakt nach Hause zu bringen. Alle, die im Sanatorium zurückgeblieben waren: Radjesha, Timbar, Khoon, selbst Udeon und all die anderen. Ysari. Ryffa.
Er wollte sie alle wiedersehen. Mithelfen, das Sanatorium zu einem Zuhause zu machen. Ein neues Leben aufbauen inmitten dieses Chaos. Omrah wollte noch nicht sterben.

Während all dieser Gedanken, sprachen ihn Katharina und Esulidle an aber er hörte sie nicht. Starrte weiter auf das Artefakt und das gefangene Kind. Wer konnte überhaupt sagen, ob der Mann sich nicht irrte und dieses Ritual keinen Erfolg versprach? Oder einen ganz anderen Effekt, als er geglaubt hatte? "Sie war keine gnadenvolle Göttin." Was würde passieren, wenn man die Energie des Artefakt stärken würde? Würden wirklich nur die Untoten davon betroffen werden? Seelenfunken hörten sich nach etwas an, dass vielleicht auch die Lebenden besitzen. Außerdem fiel Omrah noch etwas anderes auf. Die Herrscherin der Flamme des Lebens war nun vergessen? Wie würde es ihr gefallen, wenn man an einem ihrer Artefakte herumfuschte? Nein, Omrah war sich jetzt sicher. Dieser Mann war einfach nur verrückt und klammerte sich an seine kranken Vorstellungen. Niemand hatte das Recht auch nur ein Menschenleben für die bloße Hoffnung auf eine Lösung zu opfern. Sie alle waren selbst für ihre Zukunft verantwortlich und durften keine irrwitzigen Pläne verfolgen und einander umbringen. Jedes Leben zählte und sie mussten zusammenarbeiten, um all das zu überstehen.

Als Omrah hörte, dass sowohl Gelirion, als auch Schnüffler bereit waren, ihr Leben für diesen Mann zu opfern, konnte er nicht mehr schweigen. Er wischte sich die Tränen vom Gesicht und trat einen Schritt vor. "Keine Opfer mehr. Keine Toten. Beende diesen Irrsinn und gib uns das Artefakt, damit wir ein Zuhause für die aufbauen können, die die Nacht des Blutes überlebt haben."[1] forderte der Junge. Das, was der Mann getan hatte und noch tun würde, machte Omrah wütend und diese Wut konnte er kaum unterdrücken. Wenn es sein musste und der Mann nicht von seinem Plan abließ, würde Omrah nicht zögern, ihn anzugreifen. Er wollte nicht, dass noch mehr starben aber wenn sie ihn nicht aufhielten, würde er noch mehr Menschen umbringen und das konnte Omrah nicht zulassen.
 1. Diplomatie um Gelirion zu helfen: 13 (+2 auf Gelirions Ergebnis)
« Letzte Änderung: 28.04.2015, 18:00:02 von Omrah »

William Marlowe

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Geisterstadt
« Antwort #487 am: 28.04.2015, 18:34:29 »
Als mehrere laute Stimmen aus dem Keller ertönten, darunter auch eine wütend-schrille Kinderstimme, konnte Will nicht so genau verstehen, was gesagt wurde, weil es in seinem Kopf noch zu sehr dröhnte. Ihm kam jedoch ein Einfall. Prompt duckte er sich aus dem Fass wieder heraus, stieß abermals um ein Haar mit Arjen zusammen und zischte ihm zu: "Wart hier kurz, ich muss was holen!" Ohne weitere Erklärung peste Will den Gang hinunter zum Fuß der Treppe, die nach oben führte und wo er seine beiden Säcke zurückgelassen hatte. Aus dem "Plundersack" fischte er eines der Stadtwachen-Embleme heraus und eilte damit zu Arjen zurück.

"Hier, steck dir das an. Dort unten geht's schon hoch her, da bleibt am Ende keine Zeit für Erklärungen. Filias und Orek werden das schon einsehen, wenn wir's ihnen hinterher erklären. Besser, als einander aus Versehen die Köpfe einschlagen! Komm schon! Ich würd's ja machen, aber mir tät das in meinem Kostüm keiner abkaufen."
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Arjen Bucalo

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Geisterstadt
« Antwort #488 am: 29.04.2015, 00:00:02 »
Verwundert verfolgte Arjen, wie Will aus dem Zimmer huschte und nach oben ging. Kurz darauf kam der Stückeschreiber allerdings wieder und erklärte sein Vorhaben. Arjen musste lächeln, als er das Emblem sah. Schließlich griff er danach und steckte es an seine Weste. "Schon gut - guter Einfall, Will", sagte er leise, damit die anderen im unteren Raum es nicht hören konnten.

"Zum Glück scheinen sich die anderen dort unten auch wieder gefangen zu haben. Ich habe nicht alles verstanden, aber anscheinend steht der Mann mit seinem Wunsch nach Menschenopfern doch recht alleine da."

Der Krieger machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: "Es wird jetzt Zeit, dass wir nach unten gehen. Höchstwahrscheinlich sind das Jeannas Kameraden, die wir finden sollten. Sie sind wohl auf einen Irren gestoßen. Vielleicht werden sie Hilfe brauchen."

Daraufhin wartete Arjen auf eine Reaktion Wills. Sollte dieser ihm nicht widersprechen, würde der Krieger langsam die Treppe hinabsteigen. Kurz würde er mit sich ringen - lieber die anderen vorwarnen, um sie nicht zu provozieren, oder doch die Überraschung für alle Fälle auf seiner Seite haben? Doch am Ende entschiede er sich für das Vertrauen und würde rufen: "Hey da unten - wir kommen von Jeanna und wollen keinen Streit!"

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #489 am: 29.04.2015, 00:29:19 »
Kaum war Omrah in den Raum getreten, hörten Esulilde, Katarina und die Rotznase ein lautes Geräusch von oben - wie ein Schlag gegen das Holz des Fasses, das den Eingang in diesen Raum bildete. Katarina sah sich zu Omrah um und verzog das Gesicht. An Esulilde gewandt, flüsterte sie: "Zuverlässigkeit ist etwas Tolles. Wir sollten auch rein, aber den Eingang im Blick halten. Sind es Feinde, werden sie die Fallen auslösen. Wenn nicht, können wir sie rechtzeitig warnen. Naja, zumindest für die zweite Falle."

Ohne auf Esulildes Reaktion zu warten, nahm sie die kleine Rotznase an der Hand, und zog sie mit sich in den Raum, um sich nah an den Altar zwischen den Flammen zu positionieren.
« Letzte Änderung: 29.04.2015, 10:08:39 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #490 am: 29.04.2015, 09:59:36 »
Der vermeintlich Wahnsinnige sah von einem zum Anderen, und je länger sie auf ihn einredeten, desto weiter sackten seine Schultern ab. Schließlich richtete er seinen Blick zu Boden, und seufzte. Den Ruf, der von oben ertönte, schien er gar nicht wahrzunehmen.

"Ihr habt es wahrhaft verdient, zu leben. Es sind gütige Seelen wie die euren, für die ich meine eigene zu opfern bereit war." Er sah zu der Kugel, sein Blick unentschlossen. "B-bräche ich das Ritual jetzt ab, die Welt bliebe unverändert, das Kind könnte zu seiner Mutter zurück - wenn man sie findet. Doch die verderbten Toten blieben, würden ihre finstere... finstere Saat weiter streuen. Unzählige Unschuldige werden nicht nur sterben, sondern selbst in Monster verwandelt. So wie es... wie es mit meiner Aleana geschah."

Er sah wieder auf, sah dem Paladin mit einem Ausdruck in die Augen, der nichts anderes mehr als Trauer ausdrückte. "Ich... ich kann nicht mehr. Ich gab meine eigene Menschlichkeit, um die aller anderen zu retten." Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich kann diese Entscheidung nicht noch einmal treffen."

Er hob den Stab in seiner Hand, und deutete auf die Kugel. Sein Blick blieb dabei auf Gelirion gerichtet. "Ich übertrage die Entscheidung auf euch. Wollt ihr das Ritual beenden, dann schlagt mit eurer Waffe auf das obere Ende des Stabs. Ein kleiner Kratzer wird ausreichen, um die Magie zu unterbrechen. Tut ihr es, lastet auf euren Schultern die Verantwortung für alle, die diese Plage noch umbringen und in Alptraumkreaturen verwandeln wird. Ich werde bis Drei zählen. Habt ihr bei Drei noch nicht zugeschlagen, setze ich das Ritual fort."

Er sah kurz zu der Kugel, dann wieder zu dem jungen Paladin. "Doch ich verlange, dass ihr es persönlich tut - keiner eurer Freunde, auch nicht das Kind. Und ihr werdet mit der Last eurer Entscheidung leben müssen, bis zum Ende eurer Tage."

Damit wandte er sich von Gelirion ab, und sah wieder zu der Kugel. "Eins..."
« Letzte Änderung: 29.04.2015, 10:04:05 von Sternenblut »
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Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #491 am: 29.04.2015, 10:33:43 »
Schnüffler ging auf den Mann zu und versuchte, ihm den Stab abzunehmen.
« Letzte Änderung: 29.04.2015, 18:10:50 von Schnüffler »
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #492 am: 29.04.2015, 19:43:07 »
Der junge Paladin ließ seinen Blick auf dem Mann ruhen. Die Worte von kleinen Omrah verfehlten nicht ihr Ziel. Der Mann brach ein und so wie es sich anhörte, hatte er den selben Schmerz erlitten wie Gelirion selbst. Wäre das, ein mögliches Ende für den Paladin? Wahnsinnig nach dem letzten Strohhalm greifend. Er wusste es nicht. Für einen Moment trübten sich seine Augen. Die Stimme von oben und dass sich Schnüffler in Bewegung setzte, bekam er nicht mit. Viel mehr sah er seine Schwester wie sie fiel. Fiel hinab von der hohen Mauer. Zu einem Untoten geworden, in ihr sicheres Grab. Wären Schild und Schwert nicht schon gesenkt, so würden sie nun langsam sinken.

„Zwei.“ murmelte laut der Paladin wohl gleichzeitig wie der Mann. Sein blick wurde wieder schärfer und mit einem kurzen Entsetzen, nahm er wahr, dass Schnüffler gerade seine Hand nach den Stab ausstreckte, um ihn zu greifen. „Schnüffler, bleib stehen!“ rief er schnell aus. Holz schepperte auf Stein und  Gelirion überwand fast in einem Satz die Entfernung zum Halbork. Seinen Schild hatte er abgestriffen. Zu Boden fallen lassen um Schnüfflers Schulter zu berühren. Nicht grob, mehr sanft hielt er den Halbork zurück. „Laß es mich tun, Kampfbruder.“ sprach er und ging an Schnüffler vorbei.

So war Gelirion dicht genug um sein Schwert über die Spitze des Stabes zu heben. Bevor der Mann drei sagen konnte, ließ er die Klinge hinabsausen. Sein Blick ruhte auf den Fremden. Als er spürte wie sein Schwert den Stab berührte, sagte er ernst. „Meine Schultern werden diese Last tragen. Bei Ceriva der Zweigesichtigen.“
« Letzte Änderung: 29.04.2015, 19:43:28 von Gelirion »

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #493 am: 29.04.2015, 21:37:10 »
Langsam und vorsichtig stiegen Will und Arjen die Treppe hinab. Etwa auf der Mitte entdeckte Will einen Mechanismus, der aller Wahrscheinlichkeit eine Falle auslösen würde. Gerade als er Arjen per Fingerzeig davor warnte, hörte er eine Stimme von unten.

Die kleine Rotznase riss sich wieder von Katarina los, und lief zum Fuß der Treppe. Lautstark rief sie hoch: "Vorsicht, es gibt zwei Fallen auf der Treppe! Eine in der Mitte und eine fast am Ende."

Zeitgleich traf der junge Paladin Gelirion eine schwere Entscheidung. Eine Entscheidung, mit deren Konsequenzen er für den Rest seines Lebens würde leben müssen. Eine Entscheidung für die Ideale, an die er glaubte.

Seine Klinge berührte das Holz, schlug nur eine leichte Kerbe hinein, doch sofort reagierte die Energiekugel: Sie verformte sich, fiel halb nach innen zusammen, während sprühende blaue Energiefunken von der Kugel auf den Stab übersprangen. Sogar durch das Schwert hindurch spürte Gelirion die mächtige Energie, konnte das Vibrieren der arkanen Energie durch seinen Arm bis hinein in seine Schultern spüren. Es war pure, unbändige Macht, die er spürte.

Was dann geschah, nahm im Grunde wenig mehr als zwei, drei Sekunden ein - doch Gelirion kam es sehr viel länger vor. Die Augen des Fremden richteten sich auf ihn, ihre Blicke trafen sich. In seinen Augen lag Verzweiflung - aber auch eine seltsame Entrücktheit. Als hätte Gelirions Tat ihn befreit, befreit von dem, wozu er geworden war.

Dann spürte Gelirion es. Die arkane Macht bäumte sich regelrecht auf. Die Kugel fiel endgültig in sich zusammen, und die magischen Kräfte schossen zurück in den Stab, entluden sich in einem unbändigen, unkontrollierten Schlag. Er selbst spürte nur einen Hauch davon, das wusste er, und doch erfüllte ihn diese Kraft für einen kurzen Moment, als ob er in das Gewebe der Magie selbst, in ihrer reinsten Form, hineingegriffen hätte. Doch der Großteil der Energie entlud sich in den Stab, der im gleichen Augenblick in eine Million Holzsplitter zerbarst, die nur einen Augenschlag später in reinstem Feuer verbrannten. Von dort suchte sich die überschüssige magische Macht ihren weiteren Weg, ihr nächstes Gefäß, und ging über auf den Fremden, dessen Haut plötzlich weiß aufleuchtete. Er schrie, taumelte zurück, ließ das Buch in seiner Hand fallen, und fiel rücklings auf den Boden, wo er einige Momente von wilden Zuckungen heimgesucht wurde.

Dann war es vorbei. Der Fremde lag reglos auf dem Boden. Die Kugel war verschwunden. Sie hatte eine steinerne Säule verborgen, eine Art Buchständer, doch keine Schrift lag auf ihm - sondern ein Weidenkörbchen, ausgelegt mit Decken, in die etwas eingeschlagen war. Eine winzige Hand streckte sich nach oben, bronzene Haut, und das freudige Glucksen eines Jungen ertönte.
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #494 am: 29.04.2015, 23:45:15 »
Vom regungslos am Boden liegenden Fremden blickte der junge Paladin zum Weidenkörbchen. Es waren nur ein paar Schritte, doch vielen sie dem Paladin sichtlich schwer. Zitternd, noch von der Magie, die auf ihn übergesprungen war, erfüllt, streckte er die Linke nach dem kleinen Jungen aus. „A p a n ē   r ā s t ē   p a r a   h a m ē ś ā   g ā r ḍ a   Č e r i v a   m a ' ī.“[1] formten seine Lippen die elfischen Worte zäh und langsam. Sanft, nur für einen Moment berührten sich die Finger der Blutsverwandten. Auf Gelirions Gesicht zauberte dies ein Lächeln.

Er bereute nichts, trauerte dem Fremden nicht nach oder dem Schicksaal was er gewählt hatte. Der Fremde er hätte nie aufhören können. Für sein Gewissen, für sein Herz musste er den Zauber fortführen um unbelastet ins Zwielicht zu gehen. Das Kind wäre verloren gewesen. War ein Kind das Schicksaal aller anderen Überlebenden wert? Sicher doch. Jedenfalls für den jungen Paladin. Denn jedes Leben war wegen seiner selbst wertvoll. Für den Versuch des Fremden könnte es nur aus freien Stücken geopfert werden, aber dies war bei dem Kind zu bezweifeln.

Langsam glitt Gelirion sein Schwert aus der Hand. Er merkte es nicht einmal, dass seine Finger keine Kraft mehr hatten. Noch eine viel zu kurze Weile betrachtete er den Jungen im Weidenkörbchen, während ein nebeliger Schleier sich über seinen Augen legte.  Schwer und müde wurden seine Lieder. Obgleich er noch immer die Wärme der Magie in sich spürte, sank er auf seine Knie. Kurze Zeit später lag er bewusstlos schlafend neben seinem Schwert.
 1. 
elfisch für (Anzeigen)
« Letzte Änderung: 29.04.2015, 23:47:02 von Gelirion »

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