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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 92099 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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William Marlowe

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Geisterstadt
« Antwort #720 am: 28.09.2015, 14:22:05 »
Als Will die riesige Horde mit ihren Kriegsmaschinen sah, kam er sich plötzlich sehr dumm vor. So dumm, dass er sich schüttelte vor Lachen, bevor er Arjen auf die Schulter klopfte und erstickt ausrief: "Ach, Arjen, was red ich da für hirnverbranntes Zeug—von Gerechtigkeit und Überlebenswillen und der Phantasie unserer Vorväter entsprungenen Vögeln! Du aber wirst deinen Wunsch früh genug erfüllt bekommen! Mein Wort darauf! Wer weiß, mit 'eins, zwei, drei' und etwas Glück werd' ich dein Erlöser und du der meine."

Nachdem Will eine ganze Weile lang still über das untote Heer geblickt hatte, meldete Barnabas sich zu Wort (der, seinem fortschreitenden Wahn gerecht werdend, schon reichlich irre klang):

"Den Pfeilschaft mitten in der Brust, die Stirne breit gespalten,
So habt ihr uns auf blut'gem Brett hoch in die Luft gehalten!
Hoch in die Luft mit wildem Schrei, dass unsre Schmerzgebärde
Dem, der zu töten uns befahl, ein Fluch auf ewig werde!"
[1]

Dann kamen ihm die Worte des Mädchens—Ryffa, wenn er sich recht erinnerte—in den Sinn. Keine Geschosse. Nun, einerseits lagen ja genügend Trümmer herum. Andererseits:

"Vielleicht wollen sie ein paar der ihren zu uns herüberschicken. Und wenn diese dann genügend von uns gebissen haben, machen wir ihnen von ganz allein das Tor auf."

Er legte den Kopf schief und dachte nach. "Ihr sagtet, die Untoten haben eine Anführerin? Ha, ich denke, ich werde doch als Rachegeist wiederkehren. Aber ich werde meine Rache nicht an einen Lebenden verschwenden, der mir angeblich nicht geholfen hat, sondern ihr allein soll sie gelten. Bei Zida und Neodor, sie soll mich kennenlernen, und wenn es mich den Rest der Ewigkeit kostet und allen Frieden, der einer menschlichen Seele im Jenseits nur gewährt werden kann!"

Schließlich aber sah er sich nach dem Heiler um, der ihn vorhin angesprochen hatte. Wenn er halbwegs mit dem Kamerad mithalten wollte, müsste sich jemand um seinen Arm kümmern. Er selbst hatte am heutigen Tag die Gunst seiner Götter schon einmal zu oft bemüht.
 1. 
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Hell hath no limits, nor is circumscribed
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Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #721 am: 29.09.2015, 01:03:42 »
Ohne zu zögern war Omrah dem Priester auf die Mauer gefolgt und hatte dabei zugesehen, wie die Kriegsmaschinen immer näher zum Sanatorium gezogen wurden. Jetzt wusste er, wie der Albtraum in der Vision, die er noch vor wenigen Minuten gehabt hatte, beginnen würde. Das hier war der Anfang des Untergangs und der Junge war sich sicher, dass die Frau aus der Vision für all das verantwortlich und irgendwo da draußen war. Sie kontrollierte die Untoten und hatte sie in diese Maschinen eingespannt.
Der Junge erwiderte den Händedruck Ryffas und sah weiter, wie gebannt, auf die vielen Untoten. Williams Worte waren grausam aber vermutlich hatte er Recht. Den Untoten würde es vermutlich nicht viel ausmachen, wenn bei dem Aufprall auf den Hof die Beine oder Arme zerschmettert wurden. Solange der Kopf keinen Schaden nahm, würden sie eine Gefahr sein.
Es war seltsam mit anzuhören, wie der Barde diese brutalen Gedichte vortrug und davon sprach, als Rachegeist wiederzukehren. Er hatte nichts mehr mit dem Menschen gemein, dem Omrah vor wenigen Tagen begegnet war. Tatsächlich hatte er sich in den letzten Stunden sehr stark verändert. Ihm gefiel dieser neue Will nicht aber vielleicht war er nötig, um die Vision, die Omrah gehabt hatte, abzuwenden. Zumindest war der Mann entschlossen, die Frau und damit die Anführerin der Untoten zu töten. Obwohl Anführerin vielleicht das falsche Wort war. Omrah wusste, dass sie nicht der Grund für das alles war. Es gab noch irgendjemanden oder irgendetwas, dass sie zu dem gemacht hatte, was sie war.
Omrah wandte seinen Blick von den Kriegsmaschinen und sah Ryffa an. Er hatte ihr versprochen, dass er sie niemals mehr im Stich lassen und an ihrer Seite bleiben würde. Doch der Junge war beschenkt worden. Er war jetzt die Quelle des Lichts. Ein Krieger. Er musste dieses Geschenk einfach einsetzen, um die Frau oder zumindest die Belagerungsmaschinen zu zerstören. Es war nicht nur seine Aufgabe, sondern seine Existenz geworden. Er wollte sich ganz dem Leben widmen und wenn er nichts gegen diese Kriegsmaschinen tat, dann würde es bald kein Leben mehr geben. Weder in seinem Körper, noch in denen seiner Freunde.
Was sollte er nur tun? Er konnte und wollte Ryffa nicht verlassen aber gleichzeitig musste er etwas tun und Will helfen. Verzweifelt blickte er zwischen den Anwesenden und den Kriegsmaschinen umher und überlegte, wie er dieses Dilemma lösen konnte.

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #722 am: 01.10.2015, 18:32:09 »
Schnüffler kam mit unguten Gefühl auf die Zinne gelaufen, das Mädchen an der Hand. Als er die riesige Kriegsmaschine sah, sagte er: "Scheiße!" und wiederholte den Fluch noch einige Male. Er eilte über die Zinne, bis er Gelirion fand. "Schöne Scheiße! Mit einem Rammbock hatte ich gerechnet, aber nicht mit einer Schleuder. Der Dichter meinte, sie könnten vielleicht Untote ins Sanatorium schießen." Schnüffler betrachtete einige Momente die Maschine. "Okay, scheiße, wir müssen was tun. Schnell. Wie ich das sehe, gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens, wir verlassen mit allen Anwesenden sofort das Sanatorium. Zweitens, eine Gruppe von uns wird sich an die Schleuder heranschleichen und sie in Brand stecken. Ich bin für's Zweite. Wir brauchen nur einen guten Brandsatz. Was denkst Du?"
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #723 am: 01.10.2015, 20:00:58 »
Die Vision kam plötzlich, anders als die "Reise in die Zukunft", die Omrah hinter sich hatte. Diesmal sah er tatsächlich Bilder vor seinen Augen, wissend, dass sie nicht real waren.

Er sah eine schemenhafte Gestalt, die auf eine Art Spiegel blickte. Doch in dem Spiegel war nicht ihr Abbild zu sehen, sondern eine Szenerie rund um die Kriegsmaschinen, die auf das Sanatorium zuhielten.

Omrah sah einige Personen  - er konnte nicht genau sehen, wen -, die gerade von wandelnden Toten zerfleischt wurden. Und dann hörte er die Stimme der Frau, von kalter Freude erfüllt.

"So berechenbar. Das waren die ersten. Oh, wenn ihr wüsstet, was ich mir noch für euch ausgedacht habe..."

Dann war die Vision vorbei, ebenso plötzlich, wie sie gekommen war.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #724 am: 03.10.2015, 12:35:01 »
Esulilde stand an Udeons Seite, zog ihren schwarzen Umhang etwas enger und blickte unter der dunklen Kapuze ihrer Robe auf die Kriegsmaschinen. Ein Zittern durchfuhr sie bei dem Anblick und wieder bemühte sie sich nicht darum, eine Maske der Furchtlosigkeit aufzusetzen. Denn auch Aguas wird von der Furcht durchdrungen. Und doch bricht ihn die Angst nicht. Die Untoten verwendenten belebte menschliche Leichen als Zugtiere. Hatten sie im Allgemeinen keinen Zugriff auf Untote Pferde? Würde man sich nur Infanterie und Artillerie gegenüber sehen? Doch bereits diese zwei Kriegsmaschinen sahen so aus, als könnte sie entweder den Bewohnern den Tod bringen oder das Sanatorium so schwer beschädigen, dass sie diese Zufluchtsstätte aufgeben mussten. Wohin sollten sie dann fliehen? In verbrannte Häuser? In zerstörte und überrannte Tempel? Verflucht!

Sie ließ ihren Blick über die Gesichter ihrer Gefährten schweifen.
Würden sie hier bleiben und versuchen, das Sanatorium zu verteidigen? Oder würden sie das Feld räumen und auch dieses Gebäude in die Hand der Untoten fallen lassen?
« Letzte Änderung: 03.10.2015, 20:39:28 von Esulilde Ziberadi »

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #725 am: 04.10.2015, 16:45:42 »
Die Nachricht von den Untoten verbreitete sich schnell, gut. So waren die meisten da, schlecht war, dass Katarina Zeit brauchte. Zeit die sie kaum hatten. Langsam biss er auf seiner Unterlippe herum. Eine Feste voller Paladine, was würde er dafür jetzt geben aber sie waren ein kläglicher Rest von dem was einst Leben in dieser Stadt war. Da gab es keine Auswahl. „Wir müssen uns entscheiden.“ sagte er ohne den Blick von den antrabenden Feinden zu lassen. „Bleiben wir bis zum Abenden und verteidigen die Festung? Auch wenn sie jetzt ankommen, heizt es nicht, dass sie angreifen werden. Kriegsgerät muss aufgestellt werden und das braucht Zeit. Außerdem kann so ein Verängstigter Feind in Panik versetzt werden.“ er atmete lange durch und ließ seinen Blick über die Häuserzeile schweifen. „Oder fliehen wir? Wenn wir das tun können wir kaum alle Insassen mitnehmen geschweige beschützen. Auch haben wir keinen Ort wo wir hin fliehen können oder gibt es noch mehr solcher Festungen in der Stadt?“ Von der Gasse wusste Gelirion nichts und die Stadt kannte er zu wenig. „Wenn wir fliehen, dann auf das Land. Weg von der untoten Stadt aber bis zur Mauer ist es auch ein gutes Stück, wenn ich mich richtig erinnere.“ Mit einem lecken über Wunde Lippe unterbrach er sich kurz. „Ich wäre für Verteidigen. Wie verbarrikadieren die Gänge zu einem kleineren Bereich und geben eine Festungsschlacht auf. Gänge können wir verteidigen, bis zum Abend bestimmt. Die Mauern, dass würde eher schwer werden. Also was machen wir?“

William Marlowe

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Geisterstadt
« Antwort #726 am: 04.10.2015, 19:32:07 »
"Verteidigen", sagte Will, der gerade auf seiner Suche nach dem Heiler an Schnüffler und Gelirion vorbeikam und die Frage des letzteren mitbekommen hatte. "Bis zum Stadtrand kommen wir eh nicht lebend. Da macht es keinen Unterschied, ob wir zwei oder zehn Kämpfer aufbringen können. Und was ist, wenn sie dort Mauern und Tore bewachen? Außerdem gibt es eine bessere Geschichte, wenn die Helden der Tragödie sich einem letzten, verzweifelten Kampf stellen. Schade nur, dass niemand überleben wird, sie zu erzählen—oder sich anzuhören."

Sein Blick fiel auf die drei Kinder und sofort verfluchte er sein loses Mundwerk. Überhaupt war er selbst nicht halb so mutig, wie er seine Worte klingen ließ.

"Oder wenn Flucht, dann nach Reststadt", fügte er daher rasch hinzu. "Was sagtest du, Schnüffler, wie weit ist es bis dorthin?"
« Letzte Änderung: 04.10.2015, 19:40:19 von William Marlowe »
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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #727 am: 04.10.2015, 22:11:07 »
Iana, die ihren Sohn Timeroth an der Hand hielt, sah bei Wills Worten zu Esulilde. "Dass niemand überleben wird..?" Ihr Blick fiel auf ihren Sohn, und sie wurde bleich.

Währenddessen kam der Priester Elisias zu Will. "Kommt her. Während wir diskutieren, kann ich mich um eure Wunden kümmern." Er hieß Will an, sich zu setzen, und betrachtete die Wunden genauer. Er nahm eine Tasche von der Schulter, holte eine Flasche und ein Tuch heraus, und reinigte Wills Wunden - mit Alkohol, wie der Barde schmerzhaft zu spüren bekam. Danach erst legte er seine Hände auf Wills Verletzungen. Der Schmerz wurde vertrieben durch ein wohliges Gefühl der Wärme, ein seltsames, aber angenehmes Kribbeln, und dann - Entspannung.

Er betrachtete seine Wunden. Nichts war von ihnen übrig - nicht einmal Narben.
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Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #728 am: 05.10.2015, 08:01:08 »
Esulilde sah Iana fest in die Augen: "Wir werden alles tun, um weitere Tote zu vermeiden." Hoffentlich... Bereits bei der Bergung des Artefakts haben wir zu viele Leute verloren.
Noch eine Weile blickte sie in Ianas bleiches Gesicht. Ein ziemlich schmaler Grat, auf dem sie wandelt. Auch unser Herr wird von der Angst durchflutet, sodass sie ihm nun näher ist. Doch was ist, wenn sie plötzlich glaubt, dass Aguas sie doch nicht schützen kann und sich von ihm abwendet?

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #729 am: 06.10.2015, 14:07:27 »
Über die Schulter blickte auch Gelirion zu Schnüffler. "Na hoffentlich ist dieses Reststadt weit genug weck von dieser Stadt. Bleibt da aber immer noch die Frage wie wir mit zwanzig, dreißig, hundert Insassen durch die Straßen fliehen können." leicht biss er sich wieder auf die Unterlippe. Um die Wahrscheinlichkeit des Überlebens zu erhöhen müssten sie die Insassen hier lassen. Alle, er selbst würde da aber kaum mitmachen. "Das mit den die Belagerungswaffen in brand stecken wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Doch nur wenn wir uns für das bleiben entscheiden. Wer diesen tollkühnen Versuch wagen wird, ist doch klar." er drehte den Kopf weiter und nickte zu Schnüffler. Sie beide hatten die Kampferfahrung um soetwas zu wagen aber im Grunde war es ein Himmelfahrtskomando. Sie wussten nicht wieviele Untote unten waren, ob die Befehlshaberin auch da war und selbst wenn sie die Belagerungswaffen zum brennen bekamen, gab es immer noch die Frage des Rückwegs.

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #730 am: 10.10.2015, 00:57:26 »
Stumm hörte Omrah den Planungen zu und überlegte, was er tun konnte, ohne Ryffa zu enttäuschen. Seine Entscheidung stand eigentlich schon fest. Er hatte geschworen, für das Leben zu kämpfen und alles zu tun, was in seiner Macht stehen würde, um das Licht zurück nach Aradan zu bringen. Flucht war überhaupt keine Möglichkeit, denn die würde ihnen zwar Zeit erkaufen aber viele Leben kosten. Es blieb ihnen nur zu kämpfen. Der Bedrohung ins Auge zu blicken und dafür zu sorgen, dass die Kriegsmaschinen für immer zerstört wurden.
Doch wie sollte er das Ryffa beibringen? Wie konnte er ihr etwas erklären, dass er selbst kaum verstand? Das sich seine gesamte Welt innerhalb weniger Sekunden für immer verändert hatte. Das er kämpfen wollte. Für das Licht. Für das Leben.
Omrah sah auf den Boden und seufzte. Er verzweifelte fast an dieser Entscheidung. Er hatte zwei Versprechen gegeben und schon jetzt schien es so, als könne er nur eines davon einhalten.

Mit einem Ohr hörte er weiterhin der Diskussion zu und da traf ihn plötzlich eine Vision, die sich von derjenigen vor wenigen Minuten, unterschied. Die Bilder ließen ihn krampfhaft zurückzucken, auch wenn er wusste , dass sie dieses Mal nicht echt waren. Noch bevor er die Stimme der schemenhaften Gestalt hörte, wusste er, dass es sich um die Frau handelte, die die Untoten zu befehligen schien.
Die grässliche Szenerie und abartige Freude in der Stimme der Frau verschwanden zum Glück schnell wieder. Trotzdem musste Omrah sich wieder beruhigen und dazu zwingen, langsam zu atmen. Hoffentlich würde er jetzt nicht noch öfter solche Visionen kriegen.
Doch was sollte er mit diesem Wissen anfangen? Sollte sie zeigen was passierte, wenn sie abwarteten? Oder zeigte die Szene was passieren würde, wenn sie angriffen? Handelte es sich bei den Personen, die zerfleischt worden waren, um sie selbst? Konnte er der Vision überhaupt trauen? Er wusste bereits, dass die Bilder nicht echt gewesen waren - wie sollte die Vision ihm da helfen? Das Ganze verwirrte den Jungen nur noch mehr, als er überhaupt schon war.

Als er sich wieder halbwegs auf das Hier und Jetzt konzentrieren konnte, hörte er gerade noch die Vorschläge Gelirions und die Antwort Wills. 'Schade nur, dass niemand überleben wird, sie zu erzählen...' Das waren fast die gleichen Worte, die die Frau in der Zukunftsvision zu Will gesagt hatte.
Die Erinnerungen an das, was geschehen konnte, ließ Omrah endlich seine Entscheidung treffen und reagieren. Er sah wieder hoch und blickte in die Gesichter seiner Freunde. Omrah war entschlossen zu tun, was getan werden musste. Sie mussten kämpfen und durften sich nicht verstecken.
"Wir können nicht alle Leute sicher durch die Stadt bringen. Die Untoten würden auf uns aufmerksam werden und uns folgen. Wir würden die Reststadt in Gefahr bringen, selbst wenn wir bis dahin überleben." So sehr ihn die nächsten Worte schmerzten, er sprach sie trotzdem aus. "Ich komme mit, wenn ihr die Belagerungswaffen in Brand steckt. Ich... ich muss. Ich muss es tun." Omrah senkte seinen Blick wieder und sprach leise weiter. "Wir können nicht ewig wegrennen. Irgendwann werden sie uns kriegen. Und wenn nicht die Untoten, dann der Nebel. Da helfen uns auch die Mauern nicht weiter. Wir müssen kämpfen und uns gegen die Untoten wehren. Nicht abwarten."
Omrah sah wieder auf und suchte den Blick Ryffas. "Ryffa... " Wie sollte er ihr das alles nur erklären? "Komm, ich will dir etwas zeigen." Er konnte es nicht erklären aber er konnte ihr vielleicht zeigen, dass er sich verändert hatte. Nichts war ihm in diesem wichtiger, als das sie verstand, dass er kämpfen musste und das es ihn selbst schmerzte, sein Versprechen nicht einhalten zu können.
Allerdings wollte Omrah noch damit warten, dem Rest der Gruppe zu erzählen, was mit ihm passiert war. Es war einfach noch nicht soweit. Er wollte es erst selbst verstehen, bevor er ihnen diese Veränderung offenbarte.
« Letzte Änderung: 10.10.2015, 01:00:38 von Omrah »

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #731 am: 10.10.2015, 09:23:31 »
Esulilde starrte weiter in Ianas bleiches Gesicht um zu erkennen, ob die Angst sie dieses mal gestärkt hatte. Doch was sie im Gesicht und Verhalten der Frau las, erschreckte sie: Sie hat sich nicht ihrer selbst Willen Aguas zugewandt, sondern einzig und allein, weil sie darauf hofft, dass dieser Weg ihren Sohn schützen wird. Sie ist enttäuscht und verbittert, dass die "guten" Götter ihre Familie nicht schützen konnten, und hat deshalb die nächstgelegene Alternative gewählt.

Ich werde sie vermutlich immer noch bekehren können, aber sie ist noch nicht so weit, wie ich es zuerst dachte. Die Angst um ihren Sohn hat sie zu mir und Aguas gebracht, aber der wahre Glaube wird sich noch entwickeln müssen.

Wird sie überhaupt an der nächsten Messe teilnehmen wollen?

Sie hatte Timeroths Beisein in der Messe gewünscht... sie wollte Stärke im Glauben an Aguas finden um ihre Familie zu schützen...um ihn zu schützen.


Hatte Iana diese Angst, die sich in ihrem bleichen Gesicht zeigte, gestärkt? Vermutlich nicht. Diese Welle der Angst hatte vermutlich nur dafür gesorgt, dass sie sich immer unsicherer wurde, ob sie selbst dem dunklen Herrn folgen sollte.

"Auch Euer Sohn hat Aguas' Segen empfangen.", sprach Esulilde sanft. "Auch er hat sich dadurch in den Schutz des dunklen Herrn begeben. Begleitet ihn auf seinem Weg. Stärkt seinen Rücken mit der Stärke, die Ihr in Aguas seht. Ihr erinnert Euch noch an diese Worte, die Ihr an mich gerichtet habt?
Ihr seht Stärke in Aguas. Warum sollte Aguas eurem Sohn jene Stärke verwehren, wo auch er an diesem Abend seine Worte empfangen und die Dunkelheit auch ihn ihn erfüllt hat. Auch er hat die Dunkelheit als einen Teil von sich angenommen.
" Vielleicht nicht nur im übertragenen sondern auch im wörtlichen Sinn... war in seinen Augen wirklich ein dunkler Schleier?

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #732 am: 10.10.2015, 10:46:21 »
Ryffa sah Omrah mit ängstlichen, großen Augen an. Sie schüttelte den Kopf. "Wenn du gehst, gehe ich mit", erklärte sie mit zitternder Stimme. Auch wenn ihre Worte trotzig waren, tat sie Omrah den Gefallen, und zog sich mit ihm etwas von den anderen zurück.

Außerhalb der Sichtweite der Gruppe sagte sie nun, nur noch besorgt und nicht mehr trotzig: "Was willst du mir zeigen?"
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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #733 am: 10.10.2015, 10:50:46 »
Radjesha sah Gelirion irritiert an. "Warst du nicht dabei, als die anderen es erzählt haben? Reststadt... der Teil von Aradan, der überlebt hat. In dem die Untoten zurückgeschlagen wurden."

Iana hörte Esulilde aufmerksam zu. "Diese Stärke will ich, für mich und meinen Sohn", erwiderte sie. Esulilde war sich nicht sicher, ob Iana wirklich verstanden hatte, was genau die Stärke Aguas' bedeutete - aber zumindest blieb sie für den Moment auf dem rechten Pfad.
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William Marlowe

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Geisterstadt
« Antwort #734 am: 10.10.2015, 14:01:02 »
"Danke", sagte Will. "Viel besser." Die Frage war, für wie lange. Er wandte sich wieder dem Aufmarsch der Untoten zu. An die Katapulte heranschleichen, wie sollte das gehen? Da standen doch ein paar hundert Wiedergänger drumherum.[1] Und selbst wenn einer von ihnen bis dorthin käme, das In-Brand-stecken wäre auch nicht so leicht. Man müsste das Holz mit Pech einstreichen oder dergleichen. Aber selbst wenn das alles gelänge: den Weg zurück würde derjenige nicht mehr schaffen.

Der Heiler wandte sich bereits ab, da rief Will ihm hinterher: "Ich hätt' da übrigens noch einen Sack voll Schwerter, falls welche gebraucht werden. Bitte sagt demjenigen Bescheid, der das wissen könnte. Gibt es unter euren Patienten eigentlich solche, die ihre Sinne so weit beisammen haben, dass sie unsere Situation hier halbwegs begreifen? Denen man mit einigem Vertrauen ein Schwert in die Hand geben könnte? Meiner Meinung nach haben sie das gleiche Recht wie wir, sich zu verteidigen."[2]

Dann zu Schnüffler: "Wie stellst du dir das denn vor? Wie sollen wir dahin gelangen und die Katapulte in Brand stecken? Alles, was ich zu einem solchen Unterfangen beisteuern könnte, wären große Worte und ein kleiner Funke." Wie er sogleich demonstrierte:

"Ein Funke nur am rechten Ort
Fegt Haus und Mensch und Stadt hinfort."


Ein Funke entsprang seinen schnippenden Fingern und prallte harmlos an Schnüfflers Lederrüstung ab.[3]

"Ich denke, Katarina ist unsere einzige Hoffnung. Und was Gelirion sagt: uns so eng wie möglich um sie scharen und die Stellung halten, bis sie soweit ist."

Dann murmelte er mehr zu sich selbst, oder zumindest erwartete er keine Antwort: "Hm, ich frag mich, wofür die Frau einen solchen Aufwand betreibt, nur um den kläglichen Rest Überlebender hier im Sanatorium auch noch in ihre Gewalt zu bekommen. Ich meine, früher oder später würde sie uns eh bekommen, wozu die Eile? Gibt es hier irgendwas, das sie so schnell wie möglich braucht, oder irgendwen? Ich begreif's nicht."
 1. Perception = 18
 2. Wieviel Insassen sind hier in etwa bzw. waren vor 12 Jahren hier, als Will recherchierte? Knowledge (local) = 15
 3. Will zaubert einen Spark.
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