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Autor Thema: Kapitel 1 - Auf der Spur der vermissten Kinder  (Gelesen 26468 mal)

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Thorgrimm

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Kapitel 1 - Auf der Spur der vermissten Kinder
« am: 28.04.2014, 05:54:49 »
Ein unheimlich kalter und frostiger Wind weht vom Droskarsfels in das verschlafene Örtchen namens Falkengrund herab und kündigt einen unnachgiebigen und harten Winter an. Der Herbst ist vorbeigezogen und hat einen schnee- und frostbedeckten Boden hinterlassen, der unter den Stiefeln der Dorfbewohner knirscht.

Das Dorf liegt inmitten einer unberührten Wildnis und gefährlich Nahe des Finstermondwaldes, der von Monstern nur so wimmeln soll. Doch das Schwarzholz aus diesem Wald ist heiß begehrt und lässt sich gut verkaufen. Das wissen auch die reichen Holzbarone, die in ihren Enklaven auf dem sogenannten Horst sitzen und verächtlich auf den Rest des Dorfes herabsehen.
Arbeit, Abenteuer und die abgeschiedene Gegend locken allerlei Gesinde und Abenteurer an. Viele von denjenigen, die sich in den finsteren, von Droskarsfels beschatteten Wald trauen, werden von den dort wartenden Schatten und Scheußlichkeiten verschlungen und nie wieder gesehen. Andere verlieren die Nerven nach einer Begegnung mit den Schrecken des Waldes und der Nacht. Sie fristen ihr Dasein wie Sklaven in den Sägewerken der Holzbarone oder verkaufen ihre Kraft und ihr Schwert, um den Pöbel des Dorfes in Zaum zu halten.
Fanatiker und Ausgestoßene werden genauso in diesen Ort gelockt, wie Forscher. Während erstere die Abgeschiedenheit und Einsamkeit nutzen, um ihre Zeremonien und kranken Riten abzuhalten, kommen letztere wegen den Hallen der Zwergenkönige, die in den mächtigen Berg gebaut wurden. Diese bieten nicht nur Wissen, sondern auch allerlei Schätze, Ruhm und Ehre - natürlich zu einem gewissen Preis und Risiko.

Der Fluß, der an dem Dorf vorbei floss, ist zugefroren, doch noch immer ist ein von der dicken Eisschicht gedämpftes Rauschen zu hören. Der Gesang der Vögel ist verklungen, da sie sind schon lange in wärmere Gebiete geflogen sind.
Doch Falkengrund ist nicht wie manche Tiere in einen Winterschlaf gefallen oder vor dem Winter geflohen. Es wird weiterhin störrisch weitergearbeitet, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Quinns Jahrmarkt ist in die Stadt gekommen und steckt mitten in den Vorbereitungen und Aufbauarbeiten. Erste farbenprächtige Zelte und Attraktionen werden aufgebaut, Kinder rennen über das noch leere Jahrmarktsgelände und versuchen erste Blicke auf die Attraktionen zu erhaschen. Freaks und Schausteller üben ihre Shows.

In all diesem Chaos, dem Elend, der vielen Arbeit und den Vorbereitungen für den Jahrmarkt, sind Fünf Kinder verschwunden und es liegt an den Helden dieser Geschichte, sie zu finden und lebendig zurückzubringen. Danach wartet Quinns Jahrmarkt darauf entdeckt zu werden und lädt zum entspannen, spaßhaben und feiern ein. Doch nicht für lange, denn schon bald schlägt die Freude und Ausgelassenheit in Terror und Tod um.
« Letzte Änderung: 13.02.2015, 03:37:51 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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Die Krone des Koboldkönigs
« Antwort #1 am: 06.06.2014, 11:45:11 »
Wilbur Goldhämmerer



Seit einigen Jahren schon zog Wilbur Goldhämmerer zusammen mit der varisianischen Familie durch Andoran, die ihn damals aufgenommen hatte. War er Anfangs vielleicht nur aus Mitleid oder Güte mitgenommen worden, hatte sich das schnell geändert und er war zu einem richtigen Mitglied der Familie geworden. Vor einigen Wochen hatten sie sich dazu entschieden, den gefrorenen Andoshen hinauf zu reisen und waren vor einigen Tagen in Falkengrund angekommen. Das Zeltlager am Rande der Stadt war schnell aufgebaut, denn bei der momentanen Wetterlage war es unklug weiterzureisen. Vor einigen Tagen hatte ein so starker Schneesturm getobt, das man kaum die Hand vor den Augen hatte sehen können.
Jetzt saß die kunterbunte Truppe vor dem Lagerfeuer und wärmte sich auf. Natürlich wurde gesungen, was zwar auf eine andere Weise aber dafür ebenso erfolgreich wärmte, wie das Feuer. Nadias Stimme war so klar wie das gefrorene Wasser des Flusses Schaums und doch kraftvoller und mit einer Wärme erfüllt, die das Feuer nicht erreichen konnte.


"Still nun, der Winter weint
Sucht sich auszuruhen
Da das Frühjahr längst scheint

Weiß doch in Farbe glänzt die Haut
Verliebte Eiskristalle wurden sich beraubt,
Sind schon fast getaut...

Der Winter zieht sich Stück für Stück
In die Erde nun zurück.
Der letzte Atemzug klingt kalt.
Behutsam flüstert er "Auf Bald..."

Der Winter zieht sich Stück für Stück
In die Erde nun zurück.
Nimmt seine Farben blau und weiß
Und flüstert dann "Auf Bald..."
Ganz leis...

Er lässt sie frei an diesem Tag,
Da Raufreif auf den Knospen lag.
Tränen perl'n vom Gesicht,
Da heut ein neues Jahr anbricht

Das alte ruht, schläft langsam ein,
Es muss das neue Frühjahr sein.
Blick nicht zurück nimm Dein Gewand,
Leg es dem Frühling in seine Hand.

Schlafe nun ein, fest und in Ruh
Denn Deine Rückkehr naht schon im Nu..."



Das Lied fasste die Wünsche der Gruppe gut zusammen, die das Ende des Winters herbeisehnten. Noch bevor Nadia allerdings ein weiteres Lied anstimmen und von dem dicken Tryst mit seiner Laute dabei begleitet werden konnte, bemerkte Zandu eine Bewegung am Rande Falkengrundes. Eine Gestalt lief auf das Zeltlager zu. Die Musik verstimmte und die Kälte kehrte mit voller Kraft zurück. Die große, breite Gestalt, gehörte zu einem älteren Mann, der nur noch eine Halbglatze hatte und dicke, gemütliche Kleidung trug. Er näherte sich der Gruppe und blieb an einem Zelt stehen. Er wischte mit einem Ärmel über seine geröteten Augen, bevor er die Gruppe ansprach.



"Bitte, ihr müss' mia unbedingt helfn. Mein kleener Mikra is' verschwundn und bei euch im fahrndn Volk gibs doch bestimm Hellsea oda sowas ähnliches? Könnta nich n bisschn Hokuspokus machn und mia sagn wo mein Sohn is?"



Der Mann war anscheinend völlig verzweifelt und konnte seine Tränen kaum zurückhalten. Nadia setzte sich neben Wilbur, während der Mann von den anderen Personen im Lager beruhigt wurde. "Wilbur, du kannst doch Kartenlesen. Vielleicht hilft ihm das schon weiter. Was meinst du?" Wilbur wusste das Nadia und die anderen den Mann nicht abweisen würden. Sie waren viel zu freundlich und hilfsbereit.
« Letzte Änderung: 12.06.2014, 03:13:52 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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« Antwort #2 am: 06.06.2014, 11:51:29 »
Bergi Glimmaxt und Ragor



Unheilvoll ragte der Droskarsfels in die Höhe und überschattete das gesamte Finstermondtal. Ein mächtiger Berg, der mehr Geheimnisse verbarg und im inneren trug, als man auch nur ahnen konnte. Zumindest eines dieser Geheimnisse kannte und wollte Bergi Glimmaxt lüften. Es ging natürlich um Droskars Hand und das damit verbundene Verschwinden von Druingar Glimmaxt, dem Bruder seines Ziehvaters. Zu jeder Zeit während seiner Reise durch das Tal, war dieser vermalledeite Berg sichtbar gewesen, als würde er nur darauf warten, das ihm jemand seine Reichtümer und Artefakte abnahm. Doch wie Bergi wusste, war es unklug alleine dorthin zu gehen. Er brauchte Unterstützung und die würde er in Falkengrund finden.

Trotz seiner kleinen Statur hinterließ er tiefe Stiefelabdrücke im Schnee, als er sich der Palisade näherte. Die Wachen ließen ihn herein und er sah nun einen Weg vor sich, der von baufälligen Holzhäusern gesäumt war. In einiger Entfernung war eine weitere Palisade um einen kleinen Hügel erbaut worden, auf dem weitere Gebäude standen, die aber weitaus weniger heruntergekommen aussahen, als diejenigen vor ihm. Bergi kramte einen Brief aus der Tasche und las ihn noch einmal durch. Es war der Brief seiner Tante, in dem sie einen zwergischen Forscher namens Bhoron Schwarzbart erwähnte, der hier in Falkengrund lebte und die Geschichte der Zwerge erforschte, die hier in diesem Tal gelebt hatten. Er würde vielleicht wissen, wo Bergi mit seiner Suche anfangen musste.
Sein Weg führte ihn also in den Osten des kleinen Ortes und auf dem Weg zu dem Forscher, sah er tatsächlich einen weiteren Zwerg vor sich. Ein wirklich seltener Anblick hier in der Gegend, denn die meisten Bewohner des Tals waren Menschen oder Elfen.

Ragor stapfte munter in Richtung Bhoron Schwarzbarts, zu dem er von seiner Kirche geschickt worden war. Man hatte ihm gesagt das eben jener Forscher einer der wenigen Zwerge in diesem Tal war und am meisten über die Grabstätten im Droskarsfels sagen konnte. Man hatte Ragor nur gesagt, das die Zwerge in dieser Gegend vom rechten Weg abgekommen und die Esse von Torags Schmiede erloschen war. Ein Kleriker musste herausfinden was hier passiert war und dafür sorgen, das die Taten der Vergangenheit gesühnt wurden. Wer war besser dafür geeignet als Ragor?

Schließlich kamen sowohl Ragor, als auch Bergi vor dem Haus des alten Bhoron an. Es war eines der weniger Häuser die tatsächlich aus Stein bestanden, da es durch die Nähe zum Wald und dem robusten Schwarzholz einfach war, alle Häuser aus Holz zu bauen. Die Familie Schwarzbarts hatte sich aber anscheinend in alter Zwergenmanier hier ein Heim gebaut, das die Zeiten überdauert hatte und vielleicht sogar schon hier gestanden hatte, bevor Falkengrund überhaupt erbaut worden war. Zwei dicke Säulen standen vor dem Eingang und trugen ein Vordach. In sie waren Runen und Schriftzeichen in zwergischer Sprache eingraviert.

Thorgrimm

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« Antwort #3 am: 06.06.2014, 11:57:51 »
Ryar und Gerion



Wieder ein ereignisloser Tag. Gerion trat aus dem Dickicht des Waldes in die späte Mittagsonne, die den Schnee vor Falkengrund fast leuchten ließ. Seine Schritte knirschten, als er sich auf den Weg zur Ente machte - seiner Stammtaverne in dem Dorf. Durch die Jahreszeit und die allgemeine Kälte, kamen kaum neue Menschen nach Falkengrund. Handelswege waren teilweise zugeschneit und es gab kein Vorankommen mehr. So blieben Abenteurer, die ganzen anderen Neugierigen und Verrückten ganz einfach aus, was sich auch in Geldangelegenheiten bemerkbar machte. Die letzten Tage hatte der Wanderer kaum etwas zu tun gehabt, außer einer Gruppe von Holzfällern zu helfen, die sich tatsächlich im Wald verirrt hatten.
So lief er über die matschigen Gehwege, bis er die einladende Front der "Lahmen Ente" vor sich war. Das alte Haus war natürlich aus dem Schwarzholz des nahen Waldes erbaut worden und sah dadurch recht düster aus. Doch selbst durch die geschlossene Tür war das Lachen und Grölen der Bewohner Falkengrundes zu hören. Als er schließlich eintrat, schlug ihm eine Flut von Gerüchen, Wärme und Gesprächen entgegen. Bier, würziges Wild und das alte Wachs der Kerzen waren die ersten Gerüche, die Gerion wahrnahm. Er setzte sich an einen Tisch und langsam fiel die Kälte von ihm ab, als wäre er von Raureif bedeckt gewesen. Sofort war ein alter bekannter zur Stelle. Es war natürlich der alte Boath. Er ist einer der ältesten im Dorf, was aber nicht heißt, das er gebrechlich ist. Das Leben im Finstermondtal hat ihn abgehärtet und er hat sich gut gehalten für seine 62 Jahre. Er wusch einige Gläser aus, als er sich zum neuen Gast herüberbeugte.



"Grüß dich, du Wanderer. Was kann ich dir heute bringen?" Die Stimme des Barmanns war tief, was wie jeder wusste daher kam, das er des öfteren gerne mal an seinem eigenen Selbstgebrannten nippte. Betrunken war er allerdings nie - zumindest nicht während der Arbeitszeit.


Auch Ryar saß an der Theke und wartete darauf, das etwas passierte. Wie auch andere Abenteurer war er nach Falkengrund gekommen, um die finstersten Geheimnisse des Tals zu lüften und sich einige Goldstücke dazu zu verdienen. Sein erster Weg hatte ihn in dieses rustikale Gasthaus direkt neben der Palisade geführt, das ganz eindeutig der erste Anlaufpunkt für alle Neuankömmlinge war. Hier gab es alles was das Herz begehrte: Wärme, etwas zu Essen und zu trinken - auch wenn das Essen kein kulinarischer Genuss war, sondern eher aus Bratkartoffeln, Suppe, Auflauf und frischem Wild bestand - und natürlich Unterhaltung. Wer Arbeit oder ein Abenteuer suchte, würde hier wahrscheinlich am schnellsten davon erfahren.
« Letzte Änderung: 14.06.2014, 03:20:00 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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« Antwort #4 am: 06.06.2014, 11:59:51 »
Jaak Marva



Inmitten einer kleinen Ansammlung von Wagen, umgeben von einer zitternden Menschenmenge und frierenden Pferden, saß eine in schwarze Gewänder gekleidete Person vor einem Holzhaufen und half dabei, ein provisorisches Lager zu errichten. Ein eiskalter Windzug ließ den Mann namens Jaak Marva für einige Sekunden in seiner Arbeit innehalten und die wärmende Kleidung fester um seinen frierenden Körper ziehen. In den letzten Tagen seiner Reise war die Temperatur immer weiter gefallen, sodass er – selbst wenn Falkengrund nicht sein Ziel gewesen wäre – gar keine andere Möglichkeit gehabt hätte, als an diesem Ort auszuharren und auf bessere Zeiten zu hoffen. Zum Glück war er zusammen mit den Spielleuten endlich in Falkengrund angekommen. Und sie waren nicht alleine.

Noch bevor Jaak auf dem Weg nach Falkengrund die Einzelheiten der Stadt hatte ausmachen können, waren ihm die leuchtenden Farben der Zelte, die arbeitenden Menschen, die Lichter und die schiere Masse an großen hölzernen Wagen aufgefallen, die sich vor der Stadt sammelten. Es war ein Anblick den er gut kannte, allerdings nicht in diesem Ausmaße. In wenigen Tagen würde hier ein richtiger Jahrmarkt entstehen, der nur so von Attraktionen wimmelte und den Leuten das Geld aus den Taschen zog. Als Gegenleistung würden sie Unterhaltung und Spaß bekommen, um die Gedanken an ihr Ende für einen Moment zu verbannen.

Jaak kümmerte sich wieder um das Feuer, bis eine Person auf ihn zukam, die etwa in dem selben Alter wie er war. Die langen, roten Haare und die kunterbunte Kleidung machten klar, das es sich um Grelin handeln musste. Jaak kannte den Mann, seit er sich entschieden hatte bei den Spielleuten zu bleiben. Er war es, der die Auftritte und Shows der Gruppe organisierte.

"Hey Jaak!" Er schlug dem Mann freundschaftlich auf die Schulter. "Was hältst du von der Idee, das wir mit dem Vorsteher sprechen und die Gunst der Stunde nutzen? Wir könnten ihn dazu überreden, das wir uns zu dem Jahrmarkt dazustellen dürfen und ein Stück vom Kuchen abkriegen. Du zeigst ihm ein paar Tricks und ich rede bis er denkt, das das ganze seine eigene Idee war." Grelin grinste, denn anstatt eine große Show auf der Bühne abzuziehen, hielt er sich lieber in einem Hinterzimmer auf und nutzte die Kunst der Sprache, um so Profit aus verschiedenen Situationen zu schlagen.
« Letzte Änderung: 12.06.2014, 03:00:00 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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« Antwort #5 am: 06.06.2014, 12:08:02 »
Shira



Die Kälte war ganz plötzlich gekommen, gefolgt von einem Schneesturm. Shira traf das Wetter völlig unvorbereitet, als sie gerade auf dem Weg war, Andoran zu durchqueren. Bis jetzt hatte sie hier kaum Probleme gehabt aber dieser plötzliche Wetterumschung traf sie hart. Der eiskalte Wind schnitt ihr ins Gesicht, der Schnee setzte sich an ihrer Kleidung ab und machte sie kalt und schwer. Hatte sie vorhin noch Gebäude und Zelte gesehen, war es jetzt nur noch eine weiße Wand. Trotzdem ging die Hexe störrisch vorwärts und näherte sich dem verschlafenen Ort mit jedem Schritt.

Lichter und eine hölzerne Palisade waren zu sehen. Im nächsten Augenblick erkannte sie auch hölzerne Gebäude, die dem Sturm trotzig standzuhalten schienen. Die Rettung nahte in Form einer Tür, die plötzlich vor der jungen Frau auftauchte. Wie aus dem Nichts war sie zusammen mit einer Hauswand erschienen. Da sie frierte und nicht nochmal durch den Schneesturm gehen wollte, sah sie keine andere Möglichkeit als hier Schutz zu suchen. Sie klopfte – oder eher hämmerte – gegen die Tür, bis ihr aufgemacht wurde. Ein Mann sah sie etwas überrascht an, schloss dann aber die Tür um den Schnee draußen zu lassen.

"Ich erwarte zwar keinen Besuch aber bei dem Wetter, kann ich Euch nicht wieder in die Kälte schicken. Kommt rein und setzt Euch vor den Kamin, Ihr müsst frieren." Mit einem Fingerschnippen entzündete der Mann ein paar Holzscheite in einem Kamin und deutete auf einen gepoltsterten Stuhl. "Mein Name ist Sharvaros Vade. Wer seid Ihr?" fragte er freundlich und einem ehrlichen Lächeln im Gesicht.

Er war in ein gemütliches, wollenes rote Gewand gekleidet. In seinen braunen Augen ruhte eine Intelligenz, die seinesgleichen suchte und sie schienen die junge Frau augenblicklich zu durchschauen.
Der Raum in dem sich Shira befand, war großzügig eingerichtet. Die Decke lag mehrere Meter in der Höhe, denn es gab hier einen zweiten Stock, der durch eine gewundene Treppe erreichbar war. Von dem Raum, in dem sie sich befand, gingen drei weitere ab, die tiefer in das Haus führen mussten. Verschiedene Pflanzen und Blumen standenherum und am Ende des Raumes stand ein Kamin, vor dem zwei Stühle und ein kleiner Tisch standen. Einige Bücherregale und Bilder verschiedener Personen füllten die Wände.
« Letzte Änderung: 12.06.2014, 03:06:21 von Thorgrimm »

Gerion der Wanderer

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« Antwort #6 am: 06.06.2014, 15:18:42 »
"Hallo Boath. Ein Bier bitte und etwas warmen Braten, um die Kälte zu vertrieben. Für dich ist das Wetter gut, da ist der Laden immer voll."
Es war zwar erst Nachmittag, aber nachdem er den ganzen Tag in der Kälte draußen unterwegs war, würde das Feuer der Ente alleine nicht reichen, um ihn rasch aufzuwärmen.

Dann schaute er sich um. Im Moment war wenig los in Falkengrund. Das war zu dieser Jahreszeit oft so, aber er hatte gehofft, dass das Wetter und der bald beginnende Jahrmarkt mehr Volk in das Dorf treiben würde. Ihm graute davor, bei diesem Wetter auf den Hof zurückzukehren, denn Nässe und Kälte waren in dem alten Haus tief ins Gemäuer eingedrungen und es würde Tage dauern, bis das Feuer beides vertrieben hatte. Daher hatte er sich entschlossen, noch etwas zu bleiben.
Viele bekannte Gesichter waren in der Taverne versammelt. Doch dann entdeckte er ein neues Gesicht an der Theke.  Neugierig wie er war wartete er, bis der Wirt wieder an seinen Platz kam und raunte ihm zu: „Sag mal Boath, wer ist denn der neue Gast  da am Tresen?“.
« Letzte Änderung: 16.06.2014, 11:02:18 von Gerion der Wanderer »

Shira

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Die Krone des Koboldkönigs
« Antwort #7 am: 06.06.2014, 17:19:14 »
Als ihr der Mann einen Platz anbot, nahm Shira dies dankend an. Diese Kälte hatte ihr deutlich zugesetzt und ihre durchgefrohrenen Knochen dürstete nach einem heißen Tee. Sie rieb sich die steifgefrohrenen Finger und schlug ihre Kaputze zurück. Vorsorglich hatte sie bereits an der Tür den Schnee von ihrem Umhang abgeschüttelt, damit sie die gute Stube des Hausherren nicht gleich beschmutzen würde.

Voller Bewunderung glitten ihre Augen über das nobel ausgestattete Inventar. Nicht, dass sie noch nie solch einen Reichtum gesehen hätte - sie war einmal in den Genuss gekommen Michandor zu Hause bei seinen Eltern aufzusuchen, um ihm eine wichtige Nachricht zu überbringen - aber das hier war anders. Die vielen Bücher zeigten sofort, dass hier ein gebildeter Mann wohnte.

Als Shavaros sie nach ihrem Namen fragte, zuckte sie kurz zusammen und blickte wieder zu ihm. "Entschuldigt, ich war in der letzten Zeit viel unterwegs und es ist schon eine Weile her, dass ich so freundlich empfangen wurde. Mein Name ist Shira Voralis, ich komme aus Varisia", stellte sie sich vor. "Ich war etwas in Gedanken, als ich die vielen Bücher gesehen habe. Viele Personen halten nicht viel von Büchern oder können überhaupt nicht lesen, aber ich versuche ständig neue Wege des Lebens kennen zu lernen."

Als sie sich etwas zu den Regalen drehte, kam plötzlich Bewegung in ihren Umhang und ein kleiner schwarzer Kopf schälte sich hervor. Sie begann zu grinsen. "Na dich hätte ich fast vergessen", lachte sie und zog den schwarzen Kater mit der rechten Hand hervor. "Und das ist Soleb, mein treuer Gefährte, der mir seit einigen Jahren nicht mehr von der Seite weicht." Vorsichtig strich sie ihm mit der anderen Hand über das Fell, was der Kater sichtlich genoss und es sich in ihrem Schoß auch gleich bequem machte.

"Wo bin ich hier eigentlich gelandet?", fragte sie, als sie wieder aufblickte. "Irgendwie habe ich in dem ganzen Schneegestöber etwas die Orientierung verloren und mich einfach an den Fluss gehalten, damit ich nicht ganz vom Weg abkomme."
« Letzte Änderung: 10.06.2014, 16:37:21 von Shira »

Bergi Glimmaxt

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« Antwort #8 am: 08.06.2014, 17:29:23 »
Der Beschreibung seiner Tante folgend fand sich Bergi Glimmaxt schließlich vor dem Haus des Forschers Bhoron Schwarzbarts wieder. Munter blickte er von seinen Aufzeichnungen auf und musterte eingehend und interessiert die Schriftzeichen, welche in die tragenden Säulen am Eingang des Holzhauses eingraviert wurden.

Die Stirn grübelnd in Falten gelegt steckte er den Brief ein und wollte sogleich einen Stiefel in Richtung der Türe setzen, als er plötzlich den Zwerg entdeckte, welcher gleichfalls an der Vorderseite der Behausung stehen blieb. Sofort beeindruckt von dem stattlichen Bart, welcher von zwei Perlen geziert wurde, hielt Bergi inne und wandte sich dem Fremden zu, nicht ohne dabei freundlich zu lächeln und dabei seinen Metallhelm abzunehmen. Die langen, schneeweißen Haare nach all den Stunden der Wanderung befreit - sperrte er mit einer Handbewegung zurück hinter seine beiden, großen Spitzohren und entfernte dabei einige Strähnen von der Stirn, welche ihm die Sicht eingeschränkt hätten. Die eine Hand umfasste den Helm, als er mit der Anderen stolz auf seine gepanzerte Brust klopfte und weit zum Gruße ausholte.

"Seit gegrüßt, stolzer Bartmann! Es erfreut meine vom schillernden Schnee getrübten Augen, eine ehrbare Persönlichkeit wie die Eure hier, in dieser unwirtlichen Gegend zu erkennen. Wenn ich mich kurz vorstellen darf -  Bergi Glimmaxt, vom Clan der Glimmaxt Zwerge zu Euren Diensten!" Stolz auf seine Herkunft richtete sich der Gnom zur vollen Größe auf und strich sich anerkennend durch den eigenen, streng gepflegten Spitzbart.

"Bei Torag - Es ist mir nicht Wwillens - Eure Zeit zu rauben. Doch es scheint mir, ihr sucht ebenfalls nach einem gewissen Herrn Schwarzbart... Wenn Ihr nicht gar jener Geselle seit? Wenn dem nicht so ist - möchte ich euch bereitwillig den Vortritt lassen, obgleich ich meine Angelegenheit wohl niemals vor die Eure stellen würde, werter Herr Zwerg. Doch eine Frage brennt mir sogleich auf den Lippen, seit ihr doch der erste Bartmann, den ich seit meiner Ankunft hier, in Falkengrund erblicke! Sagt mir, seit ihr aus dieser Gegend? Wenn ja - Ich suche meinen Onkel, zweifellos ein Zwerg - mit dem Namen Druingar Glimmaxt. Ihr habt ihn nicht, bei Zufalls Willen, kürzlich gesehen, oder?"

Jaak Marva

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« Antwort #9 am: 09.06.2014, 22:27:21 »
Die Mischung aus Kälte und Wärme, dem Frieren, welches nur durch ein kurzes, anstrengendes Schwitzen unterbrochen werden konnte; die Tatsache, dass Nichtstun einen verfrieren ließ, und Tun einen erschöpfte; das Arbeiten an einem wärmenden Feuer an einem furchtbar kalten Tag; es alles hatte etwas von Philosophie. Jaak verstand dieses Wort nicht, er verstand nicht, was Liebe zur Weisheit bedeuten sollte. Es war so mit allen Worten. Er nutzte sie wie alle anderen Menschen auch, denn nur so konnte man sich untereinander verständigen, aber er verstand ihre Bedeutung nicht vollends. Das Letzte, das Ende an ihnen war ihnen unbegreiflich und so blieb es die Philosophie. Aber so wie er Worte nutzte, ohne sie vollends zu verstehen, machte die Philosophie einen ungeheuren Eindruck auf ihn. Und er begeisterte sich für ihre Erkenntnisse wie er sich bisweilen auch für Worte begeistern konnte. Beides war ein Eindruck dessen, was das Sterben ausmachte: Man brauchte es nicht verstehen, um zu sterben. Von dem Beginn des Sterbens, von Menschen ohne Sinn für Worte Geburt genannt, bis zum Abschluss des Sterbens, fälschlicherweise häufig als Tod bezeichnet, man brauchte keinen Sinn dafür. Man musste diesen Pfad dennoch beschreiten oder konnte ihn gehen, oder wand sich irgendwann, um nicht von ihm weichen zu müssen. Jaak war genau zwischen diesen drei Extremen gefangen und doch glaubte er langsam zu verstehen, was dies bedeutete. Holz für ein Feuer bei kalter Nacht zu schlagen konnte einem genau diese Erkenntnis vermitteln, zumindest so sehr seine Unfähigkeit den Worten gegenüber dies zuließen: Der Prozess des Sterbens war ein Weg der die Mitte wählte. Sich der Kälte hingeben, hieß verfrieren; sich dem Feuer hingeben, hieß verbrennen. Man brauchte beides, wenn man noch ein wenig Sterben wollte.

Grelin riss ihn aus diesem Gedankengang und um ein Haar wäre ihm sein Spalthammer, mit dem er das viel zu harte und trotzdem noch furchtbar feuchte Holz schlug, abgerutscht und er hätte damit sein Schienbein zertrümmert. Doch Jaak besaß eine ungewöhnliche Geschicklichkeit und Körperstärke und so sah es beinahe mühelos aus, wie er den Spalthammer, dessen Bewegung er nicht aufhalten konnte, mit dem Stiel über seinen Unterarm rollen ließ, welches den Hammer in die Höhe schnellen ließ. Mit der freien Hand setzte er um, und fing den Spalthammer knapp unter dem Axtende. Nur ein geübtes Auge mochte erkennen, dass er sich fast selbst erschlagen hatte, weil er wieder zu tief in Gedanken war.
"Grelin.", begrüßte Jaak ihn beinahe tonlos und blickte auf den nicht gespaltenen Holzblock. Zum Glück gab es hier so viele Holzfäller, deren Werkzeuge sie so freigiebig nicht bewachten und die deswegen der freien Nutzung schnell zugänglich waren. Mit dem alten stumpfen Beil, welches Jaak und Grelin dabei hatten, konnte man kaum noch einen Halbling spalten, wie sollte man dies mit dieser beinahe schon eisernen Borke schaffen? Kraft musste hier Technik ersetzen. Jaak schwitzte, obwohl er fror. Es war Zeit, dass das Feuer alsbald lichterloh brannte. Jaak hob den Spalthammer wieder und hörte seinem Reisegefährten zu. Als er geendet hatte, sauste der Spalthammer, diesmal mit spaltender Präzision, in das Holzstück und teilte das Stück Holz in acht Scheite. Nicht zuletzt, weil Jaak den großen Holzblock dementsprechend vorgearbeitet hatte. Daraufhin stellte er den Spalthammer ab und wandte sich seinem Organisator zu. Grelin hatte ein Gespür für Zeit und Chancen, im Gegensatz zum griesgrämigen Marva.
"Lass das machen. Vielleicht können wir so einen wärmeren Platz finden. Es ist scheiße kalt hier. Es war schon immer im Winter scheiße kalt hier. Und dann ist hier im Tal die Luft noch immer so feucht, also ist es scheiße feuchtkalt. In den Bergen bei den Zwergen ist das besser, die Luft ist nicht so feucht, man ist nicht so klamm."
Jaak diskutierte selten über diese Stücke aus dem Kuchen, außer er hatte spezielle Ziele, für die er Gold oder Silber brauchte. Grelin kümmerte sich sonst und der dunkelhaarige Mann hatte sich selten schlecht von dem Organisator behandelt gefühlt. Also gab Jaak ihm einfach recht, solange bis Groetus ihm per Fingerzeig, per Omen deutlich machte, dass ihre Zeit enden würde. Solange war ihr Zusammenwirken gut. Solange machte Jaak, was man ihm sagte. Zumindest solange es ihn am Sterben hielt.
"Und vielleicht können wir dann mal wieder was Besseres essen als die alten Zuckerrüben für die Viecher, mit einem Nachtisch aus ihrem Hafersack." Jaak lachte. Es war seine Art von Humor. Sich über das eigene Leid lustig zu machen. Die einzige Art von Humor, die er neben dem Lustigmachen über das Leid anderer, verstand. Er hatte ziemlichen Hunger und die Aussicht, in einem warmen Zelt zu stehen, machte es erträglich Grelin zu begleiten. Der Mann, der im Finstertal geboren war, wusste, dass Grelin ihn nicht für seine Tricks mitnahm. Jaak hatte manchmal diese überzeugende Art, die einem sagte, dass man kleine Schmerzen - Jaak - besser in Kauf nahm, um größere - Ärger mit Jaak - zu vermeiden. Es war etwas Natürliches. Mit ihm gewachsen, etwas, warum Groetus wohl etwas in ihm sah oder zumindest einer von Groetus wahnsinnigen Dienern. Diese Art, die klar machte, dass er das Ende bedeuten konnte, mit diesen unterlaufenen Augen und der abweisenden Art. Eine Art, die Jaak nur schwerlich ablegen konnte. Eine Art, die Grelin erst dann brauchte, wenn die Jongleurskünste und Messerwerferkünste Jaaks nicht ausreichen.

Jaaks Gesicht hörte auf zu lachen. Seine Augen blieben merkwürdig ernst, selbst wenn er ehrlich lachte. Niemand konnte wissen, dass er über diese Muskeln keine Beherrschung hatte. Nicht so wie andere. Er wirkte deswegen immer wütend. Das machte ihm zum Außenseiter, aber Grelin wusste das zu nutzen. Es war vielleicht sogar Teil seines Geschäftssinnes. Jaak wusste es nicht so genau, wollte es aber auch nicht ausschließen. Er nahm die acht kleinen Scheite und warf sie auf einen Haufen, um das Feuer am Laufen zu halten. Er nahm einen Sack mit Schleuderkugeln, seine Doppelschleuder und einen krude aussehenden Kampfstab aus demselben Holz, was er gerade verfeuerte, an sich und nickte Grelin zu. Sie konnten los.

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« Antwort #10 am: 11.06.2014, 06:26:06 »
Ryar und Gerion



Der korpulente Barmann machte sich sofort an die Arbeit und schenkte Gerion ein frisches, kaltes Bier ein. Eine perfekte Schaumkrone schien Erfrischung und Erholung zu versprechen.

"Jawoll! In der Ente ist zwar immer was los aber bei dem Wetter ist die Bude echt voll. Muss aber auch sein, sonst komm ich nich durch den Winter." Er stellte das Bier auf die Theke und ging in die Küche. Dort werkelte Boath scheppernd herum, bis er kurze Zeit später mit einem Teller wiederkam, der voll von knusprigen Braten war und einige Kartoffeln unter sich begrub. "Hast Glück gehabt, der Braten ist gerade fertig geworden. Lass es dir schmecken!" Anschließend beugte sich der Wirt ein Stück weit über den Tresen, um Gerion zu antworten.


"Gute Frage. Sitzt schon länger hier aber hat noch nicht viel gesprochen. Schätze er isn Abenteurer und Glücksucher. Hab schon viele solche Leute gesehen und er schaut genau nach so einem aus."

Es schien so als wollte Boath noch etwas sagen aber da einer der Gäste nach ihm rief, lächelte er nur entschuldigend und wandte sich seiner Kundschaft zu. Tatsächlich war das Gasthaus voll bis oben hin. So gut wie alle Plätze waren besetzt und es wurde getrunken, Karten gespielt, erzählt und gelacht oder gegessen. Wie Gerion wusste, gehörte die Ente und das andere Gasthaus im Ort "Neck'nich'Jak" zu den Herzen des Ortes. Hier pulsierte das Leben und nirgendwo kamen mehr Menschen zusammen. Sogar die üblichen Streitereien und die Unfreundlichkeit der Bewohner wurde hier abgelegt. Es war ein Ort, an dem man gut seine Zeit verbringen konnte.
« Letzte Änderung: 14.06.2014, 03:21:11 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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« Antwort #11 am: 11.06.2014, 06:31:26 »
Shira



Der Mann, der sich als Sharvaros Vade vorgestellt hatte, hob die Augenbrauen als Shira von Varisia berichtete. Das wiederholte sich ein weiteres mal, als sie darauf zu sprechen kam, wie sie hergekommen war. Er schien ganz offensichtlich erstaunt darüber zu sein, das sie ihren Weg durch den Schneesturm hierher gefunden hatte. Schließlich antwortete er ihr, während er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen durch den Raum ging.

"Ihr seid hier im Finstermondtal. Um genau zu sein, etwas abseits von dem Ort namens Falkengrund. Eigentlich ist Falkengrund nur einen Steinwurf entfernt aber das reicht schon, um Ruhe vor dem Volk zu haben" Er schien einen Moment nachzudenken und fuhr dann fort. "Ihr habt Glück gehabt auf mich zu treffen und nicht auf Zahltag oder Kabran. Leider nicht die einzigen üblen Gestalten, die sich hier herumtreiben. Die Abgeschiedenheit dieses Ortes und die Reichtümer des Waldes und Berges, zieht viel Gesocks an."

Er ging weiter durch den Raum und blieb vor einem der Bücherregale stehen. Vorsichtig - fast ehrfürchtig - streifte er über einen der Bücherrücken und wandte sich dann wieder Shira zu. "Ohne diese Werke würde ich heute nicht so vor Euch stehen. Wenn Ihr nach Inspiration und nach neuen Wegen sucht, seid ihr bei Büchern genau richtig. Das Wissen und die Erfahrungen die in ihnen schlummern sind ein größerer Schatz als Reichtum. Auch wenn dieses Wissen manchen nicht gefällt oder gefährlich sein kann." Er schien noch nachdenklicher zu werden und beobachtete sie und den Kater jetzt ganz genau. Sein Blick hatte etwas fremdes, unbestimmtes an sich. "Varisia ist weit entfernt. Wenn Ihr mir die Frage erlaubt... Was bringt Euch dazu, soweit zu reisen?" Das Herumlaufen des Mannes hatte schließlich ein Ende und er setzte sich mit einem Buch in der Hand auf den freien Stuhl vor dem Kamin.
« Letzte Änderung: 12.06.2014, 03:07:14 von Thorgrimm »

Ragor

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Die Krone des Koboldkönigs
« Antwort #12 am: 11.06.2014, 13:26:15 »
Ragor begutachtete die beiden Säulen mit prüfendem Blick und nickte zufrieden. Dieses kleine, aber feine Heim von Schwarztbarts Sippe hatte hier in diesem Menschendorf für sich eine Zufluchtsstätte errichtet, die an die alte Heimat erinnert.
Kurz darauf stand ein Gnom mit gut gepflegtem Bart vor ihm, der sich auf die Brust schlagend mit Bergi Glimmaxt vom Clan der Glimmaxt Zwerge vorstellte.
„Ein Gnom, der sich wie ein Zwerg kleidet und einen Zwergennamen benutzt. Torag wird wissen welch eine dramatische Lebensgeschichte der Gnom zu erzählen hat.“

„Seid gegrüßt Gnom Bergi Glimmaxt, vom Clan der Glimmaxt Zwerge. Möge Torag, der Vater aller Zwerge und Beschützer aller Clans über euch wachen.
Ich bin nicht Bhoron Schwarzbart, Ragor lautet mein Name. Ihr habt viele Fragen. Fragen, die man nicht einfach auf offener Straße beantworten sollte. Kommt, lasst uns schauen ob Bhoron Schwarzbart zu Hause ist.“


Ragor hämmerte mit der Faust einige Male gegen die Tür „…wirklich gute Zwergenarbeit, hoffentlich kann Bhoron Schwarzbart mit in dieser Einöde helfen“
„Möge Torag über uns wachen!“

Wilbur Goldhämmerer

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Die Krone des Koboldkönigs
« Antwort #13 am: 11.06.2014, 20:38:10 »
"Na klar, Nadia. Ich werde doch keinen Hilfesuchenden abweisen. So wie ihr mir geholfen habt, werde auch ich helfen. Das wisst ihr doch. Schick den Mann in meinen Wagen und ich werde ihm die Karten legen."

Wilbur bereitete den Wagen vor, zog die Vorhänge zu und entzündete ein paar Kerzen. Als der Fremde eintrat, sagte er: "Nun seid Willkommen in den Hallen des Schicksals. Nehmt Platz und beginnt zu erzählen. Was ist passiert?"

Wilbur nahm seine Karten und begann sie zu mischen. "Jetzt müsst ihr abhaben, damit die Mächte des Schicksals sich auf euch einstellen können."

Wilbur schob dem Mann den Stapel zu.

Shira

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Die Krone des Koboldkönigs
« Antwort #14 am: 11.06.2014, 21:35:32 »
Als Sharvaros das Finstermondtal erwähnte, ging Shira in Gedanken die Karte durch. Nachdem sie Isger zwischen den beiden Gebirgen passiert hatte, musste sie durch ein Tal schreiten und sich an den großen Fluss halten, den Andoshen, der sie direkt nach Almas führen würde. "Liegt Falkengrund am Andoshen?" fragte sie daraufhin. "Ich bin auf dem Weg nach Almas, der Hauptstadt Andorans. Um die Gebierge zu umgehen, bin ich westlich bis nach Druma gezogen und dann Richtung Süden. Wenn mich nicht alles täuscht, sollte ich auch gar nicht mehr so weit von meinem Ziel entfernt sein."

Der freundliche Gastgeber war ihr zwar fremd, dennoch fühlte sie so etwas wie eine Seelenverwandschaft mit ihm, so dass sie beschloss noch etwas weiter auszuholen. "Ich habe gehört, dass in Andoran viel Wert auf Gleichberechtigung gelegt wird und nicht so sehr die Herkunft entscheidend ist, wie es in Varisian nur zu häufig der Fall ist. Und somit habe ich beschlossen die Hauptstadt aufzusuchen, um hier meine Bestimmung zu erfahren. In Varisia hielt mich nicht mehr viel." Gebannt richtete sie nun den Blick auf das Buch in den Händen des Mannes. "Und wie es mir scheint, liege ich damit gar nicht so falsch."

Das Heben der Augenbrauen bei der Erwähnung ihrer Heimatregion, blieb ihr nicht verborgen und somit fragte sie neugierig: "Habt ihr selbst schon einmal Varisia kennengelernt?"
« Letzte Änderung: 13.06.2014, 23:46:27 von Shira »

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