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Autor Thema: 1. Zug - Eröffnung  (Gelesen 24889 mal)

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Idunivor

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1. Zug - Eröffnung
« am: 21.05.2014, 13:41:51 »
Schattenschach


Es geschah an keinem sichtbaren Ort und doch ereignet es sich. Der Raum ist in Schatten gehüllt, nur vereinzelte Kerzen brennen und werfen ihr Licht auf die Wandteppiche. Silbrige Fäden schimmern im Kerzenlicht und schwarzer Brokat verschluckt das Licht. Ein laues Lüftchen weht durch den runden Raum und die kleinen Flämmchen tanzen umher. Das Kerzenlicht fällt auch auf den Tisch, der in der Mitte steht. Es beleuchtet, das Muster auf seiner Platte und die Figuren, die auf diesem Muster aufgestellt sind. Jede einzelne Figur ist kunstfertig geschnitzt. Die einen aus schwarzem Ebenholz die anderen aus glänzend-weißem Elfenbein. Sie tragen ganz unterschiedliche Gewänder und keine von ihnen gleicht der anderen. Da stehen Reiter auf Kriegsrossen und Männer in schweren Panzern, mysteriöse Gestalten in wallenden Gewändern und einfache Bauern mit Mistgabeln.
An diesem Schachbrett sitzen sich die beiden Gestalten gegenüber. Sie haben einander nie getroffen, sie können einander nicht sehen und nicht miteinander sprechen. Und doch sitzen sie sich in diesem Raum, der nirgends ist, gegenüber. Sie spielen ein Spiel, bei dem es um mehr als nur um den Sieg geht in einer Schachpartie. Der eine Spieler hat aschfahle Haut, sein Haar ist pechschwarz und seine Augen leuchten bedrohlich. Auf einem seiner grauen Finger steckt ein goldener Ring, auf dem sich das Symbol eines Pferdekopfes verbunden mit einem Anker findet. Sein Gesicht liegt unter einer Kapuze weitgehend im Schatten aber damit kann man von ihm mehr sehen, als von seinem Gegenüber. Denn dies trägt eine Maske, die sein gesamtes Gesicht bedeckt. Die obere Hälfte ist golden und reichlich verziert während die untere Hälfte weiß und eher schlicht gehalten ist. Auch dieser Spieler trägt einen Kapuzenumhang doch darunter keine wallenden Roben, sondern eine engere Kluft aus Leder. Sogar seine Hände sind von Handschuhen bedeckt, sodass man keinen Fetzen Haut zu Gesicht bekommt.
Mehr als die 32 Figuren stehen hier auf dem Spiel. Das Spielbrett ist mehr als ein einfaches Feld, es ist ein ganzes Land, dessen Schicksal in der Schwebe hängt und die Figuren sind nicht einfach nur Figuren, sondern sie sind Menschen, Männer und Frauen, die auf Faerûn leben. Die beiden Spieler und ihre Züge würde darüber entscheiden, was mit Sembia geschah. Der maskierte Spieler macht den ersten Zug und greift nach einer seiner Figuren: “Grennokah“

« Letzte Änderung: 10.06.2014, 22:09:37 von Idunivor »
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Idunivor

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #1 am: 10.06.2014, 22:05:01 »
17. Marpenoth im Jahr des Aufstiegs des Elfenvolkes 1375 TZ

Das Gefangenenlager Grennokah im Nordwesten von Sembia

Auch wenn der Sommer bereits vergangen ist und die Blätter vielfach schon von den Bäumen fallen, brennt an diesem Tag die Sonne heißer als man es erwarten würde. Das staubige Tal am Fuß der Donnergipfel wird dadurch wie schon an vielen Sommertagen zum einem heißen Kessel, in dem die Luft die Männer und Frauen noch weiter niederdrückt, als es ihr Schicksal so oder so tut. Denn das Tal, das den Namen Grennokah trägt, ist mehr als ein einfaches Tal. Es ist ein Gefangenlager, das nur wenige Wochen nach dem Ende des Kampfes um Sembia von den Umbravar persönlich eingerichtet wurde. Und es ist ein ganz besonderer Ort. Denn nicht nur die unzugänglichen Felswände und der reißende Gebirgsstrom halten die Insassen von der Flucht ab, sondern auch das Vermächtnis der Zeit der Sorgen, das diesen Ort gezeichnet hat. Zur Freude der Schattenweber ist Mystras Gewebe hier zerfetzt worden und die Fäden, die es den meisten Magiern und Priestern Faerûns ermöglichen, ihre Magie zu bewirken, durchdringen diesen Ort nicht. Niemand würde mit Magie von hier entkommen und einen anderen Fluchtweg gibt es nicht. Denn zusätzlich zu dem reißenden Strom haben die Umbravar eine Mauer am anderen Ufer errichtet, damit niemand, wenn er die reißenden Wasser wider Erwarten durchschwimmen konnte, ihnen auf der anderen Seite entsteigen kann. Ein Wasserfall verhindert, dass man sich einfach flussabwärts treiben lässt und auch der beste Schwimmer kann sich nicht gegen die Strömung stemmen und flussaufwärts schwimmen.
Grennokah ist das perfekte Gefängnis aber es ist noch mehr als das. Es ist ein Arbeitslager, in dem die Gefangenen gezwungen werden, für ihr Essen nach Erz zu schürfen und Ausgrabungen in merkwürdigen alten Ruinen durchzuführen. Eine Gruppe von Gefangenen, die sich selbst „Aufseher“ nennt, hat die Kontrolle über diese Arbeiten übernommen und sie sind es auch, die die Nahrung an die übrigen Insassen verteilen. Einmal jeden Zehntag erschafft ein Arkanist eine Brücke aus Schatten, die zum anderen Ufer führt, und lässt die Fördernisse des Zehntages von Krinth-Sklaven abholen. Diese Sklaven sind es auch, die die Nahrungsmittel für die Gefangenen bringen. Manchmal schleppen sie auch neue Arbeitskräfte in das Lager.
Dies ist ein solcher Tag und die Krinth haben gleich zwei gefesselte Gestalten über ihre Schultern geworfen: eine junge Frau mit wildem schwarzen Haar und einen jungen Mann, der kaum dem Knabenalter entwachsen scheint. Die Krinth werfen die zwei neben den Körben mit Nahrungsmitteln auf den Boden, durchschneiden ihre Fesseln und schütten ihnen einen Eimer Wasser ins Gesicht, sodass sie wach werden. Keiner der Gefangenen macht den Fehler sich diesem Schauspiel zu nähern, diese Lektion lernt man schnell in Grennokah. Denn die Krinth würden ihre Waffen benutzen und der Arkanist, der auf der anderen Seite der Brücke auf der Mauer steht, würde nicht zögern seine Magie einzusetzen und den närrischen Gefangenen ein schnelles und endgültiges Ende zu bereiten. Die Sklaven der Umbravar ergreifen die schweren Kisten mit Erz und den Korb mit archäologischen Funden, um sie wieder auf die andere Seite der Brücke zu bringen. Das ganze dauert etwa eine halbe Stunde, in der die zwei neuen Insassen langsam zu sich kommen. Dann verschwinden die Krinth, der Arkanist und die Brücke mit ihnen.
Ab diesem Moment übernehmen die Aufseher. Alle Gefangenen – insgesamt etwa 70 – haben sich hier versammelt. Die Aufseher haben mit Waffen in der Hand einen Ring um die Nahrungsmittel gebildet und zwei von ihnen stoßen die Neuankömmlinge in die Menge der wartenden Insassen.
Die Oberaufseherin, eine zwei Meter große Halborkin mit einem beinahe genauso langen Schwert, stellt sich auf eine Kiste, sodass alle sie sehen können: “Ich erkläre euch die Regeln von Grennokah: Wir sind die Aufseher und ich bin Agonotheta. Ich spreche für die Aufseher. Wir koordinieren die Arbeiten und die Verteilung der Nahrung. Folgt unseren Anweisungen und ihr werdet hier gut leben. Arbeitet hart und ihr erhaltet eure Rationen. Widersprecht uns nicht und ihr dürft eure Besitztümer behalten. Verweigert die Arbeit und ihr hungert. Widersprecht uns und wir nehmen euch alles, was ihr am Leib tragt.“ Die breiten Schultern der Halborkin und ihrer Anhänger machen deutlich, dass es nicht klug wäre sich ihnen zu widersetzen, denn egal, welche Macht und welche Stellung man außerhalb von Grennokah besessen hat, hier zählt nur die Kraft der eigenen Muskeln. Die Halborkin blickt noch einmal in die Runde, während ihre Aufseher die Kisten und Körbe mit Nahrung ergreifen: “Rationsausgabe ist bei Sonnenuntergang.“
Anschließend marschieren die Aufseher geschlossen mit der Nahrung zu ihrem Quartier und bringen das Essen in die Lagerhäuser, die sie von ihrem Quartier aus kontrollieren. Indessen sammelt sich die Menge der übrigen Insassen, um die beiden Neuankömmlinge. Es ist noch etwa eine Stunde bis Sonnenuntergang und es gilt zu erfahren, wer neu zu ihnen gestoßen ist.
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Hesper

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #2 am: 11.06.2014, 02:01:25 »

Ein drahtiger Chondathaner Ende zwanzig mit braunem, schulterlangem Haar und einem etwas zu langem Vollbart löst sich aus der wartenden Menge und geht auf die Neuankömmlinge zu. Seine Kleidung, die aus einer ledernen Kniehose, einem Leinenhemd und ledernen Stiefeln besteht, hat schon einmal bessere Tage gesehen und ist an einigen Stellen nicht besonders geschickt geflickt worden. Auf seinem Rücken trägt er einen Streitkolben.

"Glückauf Euch beiden!", sagt er mit freundlicher, sonorer Stimme und einem sanften Lächeln, wobei er den beiden mit einem sehr wachen, graublauen Blick in die Augen schaut, und streckt dann dem jungen Mann die Hand entgegen, um ihm vom Boden aufzuhelfen. "Ich bin Hesper."
« Letzte Änderung: 11.06.2014, 09:33:59 von Hesper »

Sergor Starag

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #3 am: 11.06.2014, 18:08:25 »
Der Damaraner namens Sergor ist 1,80 m groß und kräftig gebaut. Es gibt zwar muskolösere Typen als ihn, aber er ist dennoch stärker als der Durchschnitt hier in Sembia. Er hat schwarzes Haar und dunkelbraune Augen. Sergor ist erst 30, aber das harte Leben- vor allem die Monate im Gefangenenlager- haben ihn gezeichnet und er sieht etwas älter aus, als so manch anderer 30-jährige, wenn man sein Alter schätzen müsste. Sein Hemd ist mit vielen Taschen ausgestattet (wie eigentlich auch der Rest der Kleidung), er trägt eine lederne Hose, einen Gürtel mit Gürteltasche und Lederhandschue. All diese Bekleidung hat die Farbe Braun. Unter der Oberbekleidung befindet sich ein Mithralkettenhemd, das jedoch nicht weiter auffällt. Der Umhang mit Kapuze, den er trägt, ist dunkelviolett. Die Kapuze ist oft weit in das Gesicht hineingezogen, aber freilich nicht so weit, dass Sergor absolut gar nichts mehr sehen könnte dadurch.

Innerlich empfindet Sergor großes Mitleid für den Neuankömmling, der gerade dem Knabenalter entwachsen ist. Das macht der Schatteläufer nämlich an seinem Gesicht fest, denn so klein ist er wahrlich nicht, gerade mal einige Zentimeter kleiner als er selbst, wenn der Damaraner, der in Thesk geboren ist, schätzen müsste. Doch obwohl er innerlich Mitleid für ihn wie auch für die 12-jährige Lina empfindet, lässt er es sich nach außen hin nicht wirklich anmerken. Mit verschränkten Armen beobachtet er unfällig mit den Augen unter seiner Kapuze das Geschehen. Die Frau hat ansonsten ein wildes Aussehen. Aber offenbar war sie nicht so wild, dass sie getötet werden musste, sondern sie wurde "nur" gefangengenommen von den Umbravar, was aber schlimm genug ist. Hesper kümmert sich um die Neuankömmlinge und das ist ihm ganz recht. "Er ist ein guter Mann, doch ich werde mich zunächst eher im Hintergrund halten. Ich werde schon noch Gelegenheit haben die beiden kennenzulernen."

Auf den Jungen würde er ein Auge haben müssen. Genauso wie auf Lina eben. Ja, sie stand unter Nestors Fittiche und er kümmerte sich um sie, aber er konnte nicht immer und zu jeder Zeit bei ihr sein. Ab und zu war das nicht möglich. Wenn die Gefahr für ihn selbst nicht immens war, beschützte auch er die Kleine. Das war ein sehr gefährlicher Ort für junge Leute, vor allem wenn sie weiblich waren. Aber zum Glück war das nicht so oft nötig. Nestor machte seinen Job trotz seines Alters bisher schon recht gut und Lina war eigentlich seine Baustelle. So oft war in der Vergangenheit ein Eingriffen von Sergor nicht erforderlich. Doch der einstige Dieb aus Thesk fragte sich, was für Lina die wahren Gründe für die Gefangenschaft waren. Er hatte so seine Zweifel, dass es ein bloßer Biss an einem Umbravar war. Da konnte echt mehr dahinterstecken, aber es war unwahrscheinlich, dass der Schattenläufer mehr herauskriegen würde. Was wohl bei dem jungen Neuankömmling der Grund für die Gefangenschaft war? Die Zeit würde es zeigen.

In seiner Jugend war er ein einfacher Dieb. Er hatte eigentlich nur Glück, dass er nicht schon früh erwischt wurde. Thesk mit dem großen Einfluss der Mask-Kirche im Hintergrund zur damaligen Zeit war etwas anders als so manch andere Nation, allerdings durfte man sich trotzdem natürlich nicht blöd anstellen und sich mit den falschen Leuten anlegen. Sonst hätte vielleicht auch er eine unschöne Jugend gehabt und zumindest eine noch unschönere. Das Diebesleben und Leben als Gauner war wahrlich nicht immer gar so toll. Sergor hatte damit so seine Erfahrungen gemacht.

« Letzte Änderung: 11.06.2014, 18:08:37 von Sergor Starag »

Threan

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #4 am: 11.06.2014, 19:12:27 »
In einer eigenen Gruppe von Menschen etwas abseits stehend, mustert Threan die Neuankömmlinge nachdenklich, wobei seine Miene keinen Hehl daraus macht, dass es ihn nicht glücklich macht was er zu sehen bekommt.

Über drei Monaten hatte er hier schon ausgeharrt - überlebt. Gebrütet. Jeder Tag den er hier verbringt ist ein Tag an dem er nicht den Shadovar entgegen trit und ihre Herrschaft über Sembia ins Wanken bringt. Die Neuankömmlinge sehen ihm nicht daran aus, als ob sie hier wären weil sie seine Gesinnung teilten und die Bereitschaft mitbrachten den Kampf zu den Usurpatoren zu tragen.

Die schwilligen Hände im Waffengürtel einhackend, verharren sie nur Zentimeter von den vielgebrauchten Griffen seiner Waffen und sprechen so die stumme Drohung aus, die alle zu verstehen gelernt haben die hier in Grennokah ihre Anfangszeit überlebt hatten. Threan Sturmmantel mag vielleicht kein Aufseher sein, doch ist er geübt genug im Umgang mit dem Eineinhalbhänder um zu verteidigen was seines ist. Und auch Willens wie es einige zu spät erfahren mussten, ehe sie den einzigen Weg aus der Ausgrabung heraus antraten der den Gefangenen verblieben ist: tot über die Brücke der Umbravar.

Trotz seiner Zeit in Gefangenschaft stolz und aufrecht stehend, schreitet der ehemalige Söldner einige Meter nach vorne um sich ein genaueres Bild von den Neuen zu machen. Vielleicht bringen sie ja Kunde von draußen. Was sich wohl in Sembia getan hatte seitdem er hier weggesperrt worden ist?

Zerrabeu

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #5 am: 12.06.2014, 21:59:04 »
Mit verwirrtem Blick blickt Zerrabeu zu der ihm hingehaltenen Hand hin. Die letzten Tage hatten ihm übel mitgespielt, seine einfache Reisekleidung war zerschlißen, und auch der Rucksack den er auf dem Rücken trägt wirkt eher alt. Und Zerrabeu ist sich nur zu sehr bewußt, dass er im Augenblick nichts weiter ist als genau das. Ein Rucksack.
Die Übelkeit hatte ihn überkommen sobald sie den Fluß überquert hatten, und ihm war bewußt was es bedeutete. Er war abgeschnitten, nackt, einsam. Eine Träne hatte ihre Spur im Staub der Strasse hinterlassen, eine der wenigen die er noch hatte. Verbittert dachte er an die Umstände die ihn hierher geführt hatten. Und wieder legte sich Schmerz auf seine Züge.
Er hatte die Regeln vernommen, und ahnt dass ihm nichts gutes geschehen wird, und so blickt er fast verweifelt zu den freundlichen Worten. Seine Stimme ist mehr ein Flüstern als er antwortet und vorsichtig die Hand ergeift und sich mit einger Mühe aufrichtet: "Zerrabeu."
Er wird sich der Aufmerksamkeit um ihn herum bewußt, und er bewegt sich unbewußt einen Schritt zurück, den Blick durch den Runde springen lassen. Dabei rutscht ihm die Kapuze endgültig vom Kopf und frische Narben, vielleicht einen Zehntag alt werden sichtbar.

Fiona

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #6 am: 16.06.2014, 21:27:42 »
Glückauf ... Das Wort hallt für einen Moment in ihren Gedanken nach. Dieser Ort wirkte nicht gerade nach einer glücklichen Fügung. Aber wahrscheinlich hätte sie es noch schlimmer treffen können. Immerhin war sie noch am Leben. Sie hatte sogar noch ihre Waffen, was außerordentlich seltsam war. Aber sie hatte sich noch nicht die Zeit genommen, darüber nachzudenken, was wohl der Grund dafür sein könnte, oder ob es einfach nur die pure Arroganz der Umbravar war, der sie diesen Umstand zu verdanken hatte. Sie würde hier viel Zeit haben, um sich mit dieser Frage zu beschäftigen.
Auf den ersten Blick wirkte dieses Lager wie eine Sackgasse. Eine letzte Station in ihrem Leben, wo sie es noch weiterführen konnte, solange sie ihren Feinden von Nutzen war. Oft genug war es aber so, dass der erste Eindruck nicht alles wiedergab, und dass sich nach und nach noch weitere Details offenbarten. Hoffnung verblieb, dass ein solches Detail ihnen vielleicht doch noch den Weg in die Freiheit eröffnen würde.

Gefangenschaft war für sie nichts Neues, sie hatte bereits viele Jahre in Gefangenschaft verbracht. Sie hatte gelernt, dass es ratsam war die ersten Impulse zu unterdrücken, sich gegen ihre Fänger aufzulehnen. Geduld war nicht gerade eine ihrer Stärken, doch die letzten Jahre hatten ihre Wildheit in gewisser Weise gezähmt und ihr eine gewisse Disziplin gelehrt. Ein Umstand, der ihr hier sicherlich von Nutzen sein würde.
Den Worten der halborkischen Aufseherin lauschend, zeigt sie keine Reaktion, bis sie mit ihrer Ansprache fertig ist. Dann nickt sie ihr langsam zu und steht auf, sich die letzten Wassertropfen aus dem Gesicht wischend. Die Aufseher verkörperten Stärke, etwas was die Rashemi durchaus respektieren konnte.

Sie selbst hat eine durchaus beeindruckende Statur für eine Frau. Mit einem Meter und Siebzig recht hochgewachsen und mit einer athletischen Figur gesegnet. Die langen, schwarzen Haare fallen in einer wilden Mähne über ihre Schultern hinab. Dunkle Augen mustern die Gefangenen aus einem Gesicht, welches vor allem durch die auffälligen Tätowierungen um ihre Augen herum in Erinnerung bleibt.

Mit spielerischer Leichtigkeit hebt sie ein gewaltiges Zweihandschwert mit einer Hand auf und hängt es sich mitsamt einer Lederscheide um, ebenso ihre übrige Ausrüstung, die vor allem aus den üblichen Reiseutensilien besteht. Dazu ein einfacher Rundschild aus Holz, ein Kriegsflegel, sowie ein kräftiger Kompositbogen nebst Köcher. Ihre Kleidung ist leicht, so dass sie sie nicht behindert. Ein dünnes Kettenhemd aus silbrigem Metall schützt ihren Oberkörper. Darunter trägt sie nur eine schlichte Tunika mit kurzen Ärmeln, die etwa die Hälfte ihrer Oberschenkel bedeckt. Wo der Stoff unter ihrer Rüstung hervorguckt kann man an diversen Stellen dunkle Flecken sehen, Schmutz oder getrocknetes Blut, wahrscheinlich beides. Ein grauer, zerschlissener Kapuzenumhang hängt von ihren Schultern herab und an den Füßen trägt sie Lederstiefel, die auch schon bessere Tage gesehen haben. Ihre Kleidung und ihr Rüstzeug passen nicht wirklich zusammen. Die Rüstung wirkt viel zu neu und edel im Vergleich zu ihren Kleidungsstücken, und auch ihre Waffen sind in hervorragendem Zustand und gut gepflegt. Nur der Schild wirkt ein wenig älter und hat bereits einige Kerben und Schrammen.

Sie zeigt keine Reaktion gegenüber den anderen Gefangenen und scheint komplett auf sich selbst fokussiert zu sein. Nichtsdestotrotz nimmt sie zur Kenntnis, dass man sich um den Jungen kümmert, der mit ihr zusammen hergebracht wurde. Sie kannte ihn nicht, aber es war gut, dass man ihn nicht einfach seinem Schicksal überließ. Es würde auch so hart genug für ihn werden.

Als sie schließlich fertig mit ihrer Ausrüstung ist und sich einen Überblick verschafft hat, nickt sie dem Mann mit dem Vollbart zu, der sich ihnen vor einigen Minuten bereits vorgestellt hatte. "Fiona." ist alles was sie sagt. Selbst mit dem einen Wort kann man ihren starken Akzent heraushören. Fiona kam offensichtlich nicht aus der näheren Umgebung.

Hesper

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #7 am: 17.06.2014, 15:18:47 »

Hesper kann sich rasch zusammenreißen und zeigt keine äußere Reaktion, als er Zerrabeus Narben sieht. "Ihr habt sicher viel mitgemacht," wendet er sich bewußt an beide Neuankömmlinge, auch wenn die fremd aussehende Frau momentan ganz auf sich konzentriert zu sein scheint. "Bist Du hungrig?" fragt er den Jungen, wobei er versucht, nicht zu aufdringlich zu klingen und genügend Abstand zu wahren - er hatte die erschrockene Reaktion bemerkt und will ihn nicht bedrängen. Diesen Fehler zu vermeiden hatte ihn die Erfahrung gelehrt...

Zerrabeu

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #8 am: 17.06.2014, 20:22:10 »
Zerrabeus Augen blitzen kurz auf bei der Erwähnung des Essens, doch wandert sein Blick zu dem Haus in dem die Aufseher verschwunden sind, bevor er sich dem Himmel zuwendet. "Es wird gehen. Bis zum Abend halte ich schon noch durch. Danke."
Zerrabeu fasst sich etwas, und zieht die Kapuze wieder über sein Gesicht. Die Sonne brennt noch auf den Brandwunden. "Schatten und ein wenig Wasser wäre nett. Und so ich arbeiten muß, wird das auch bald wieder gehen." Gezielt beginnt er sich das Blut wieder in die dünnen Arme zu massieren, sich innerlich scheltend, dass er seine Schwäche so offen gezeigt hatte. Er hatte nicht verstanden warum der Umbrant so gelacht hatte, bis sie ihn über die Brücke gebracht hatten. Natürlich waren sie nicht beeinflusst in ihrer Macht.
Erneut streckt er seine mentalen Fühler aus, doch nirgends spürt er den Stoff dessen Fäden ihm soviel geben. Niedergeschlagen aktzeptiert er diese Tatsache, und bewegt sich wieder ein Stück in Richtung des bärtigen Mannes.

Threan

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #9 am: 19.06.2014, 13:10:20 »
Von kratzenden Geräuschen begleitet streift Threan nachdenklich sein Kinn, ehe er den Trankbeutel von seinem Gürtel löst und dem Jungen hinhält. "Hier. Trink." fordert er ihn direkt auf. Sollte er Mitleid empfinden, so ist davon nichts in seiner Stimme zu hören. Auf die Baracken deutend fährt er dann fort: "Heute ist es zu spät um zu arbeiten, aber dort findet ihr Schatten."

Wenn Zerrabeu vorerst genug getrunken hat, reicht der hochgewachsene Söldner seinen Wasserbeutel weiter zu der Fremden und bietet auch ihr somit etwas zu trinken an. Der Körper verlangt nach einer Ohnmächtigkeit meist nach viel Wasser. Muss wohl etwas mit dem angeschlagenen Kopf zu tun haben der sich erholen will. Aber solche Feinheiten der Medizin überlässt der Mensch gerne Hesper.

Darauf wartend, dass sich die beiden orientiert haben weicht Threan vorerst nicht von ihrer Seite. Vielleicht bringen sie ja Wissenswertes von außen. Und Außen interessiert den jungen Mann immer wie Sergor und auch Hesper mittlerweile nur all zu gut wissen.

Fiona

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #10 am: 20.06.2014, 14:24:12 »
Fiona nickt dem Mann zu, der ihr das Wasser anbietet, und nimmt den Wasserschlauch entgegen.

"Danke!"

Sie nimmt ein, zwei Schluck, ehe sie den Trinkbeutel wieder zurückgibt.

"Wie lange seid ihr schon hier?" fragt sie dann in Richtung der anderen Gefangenen, die sich in der Nähe befinden.

Hesper

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #11 am: 21.06.2014, 18:26:36 »
Hesper lächelt unmerklich, als Threan den beiden Neuankömmlingen Wasser anbietet. Der junge Mann war ihm wieder einmal sympathisch, auch wenn sicher auch Neugierde hinter der Handlung steckte. Eine Neugierde, die der Selûne-Priester im übrigen teilte.

"Seit zweiundvierzig Tagen," antwortet er auf Fionas Frage. "Wenn ich Euch beiden etwas raten darf: Trinkt noch mehr Wasser. Meinen Wasserschlauch habe ich nicht hier, aber oben bei den Ausgrabungen ist ein See mit frischem Wasser," sagt er und deutet den Felsabhang hinter den Gebäuden hinauf. "Der Aufstieg ist allerdings ein wenig mühsam. Vermutlich zu mühsam in Eurem Zustand," fügt er hinzu.
« Letzte Änderung: 21.06.2014, 18:42:57 von Hesper »

Fiona

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #12 am: 22.06.2014, 11:05:27 »
Fiona nickt. Ein leichtes Grinsen huscht dabei über ihr Gesicht. Mühsam scheint ihr nicht viel auszumachen.

Sie dreht sich dann zu dem Jungen um, der mit ihr zusammen hergebracht wurde.

"Gib mir auch Deinen Trinkschlauch, ich hole uns Wasser."

Zerrabeu

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #13 am: 22.06.2014, 13:26:26 »
Zerrabeu schaut sich nochmal in der Menge um, dann schüttelt er den Kopf. "Ich schaffe es selbst zum See." seine Stimme ist leise und schwach, doch in seinen Augen blitzt Entschlossenheit auf. Er würde stark sein. Und er ist neugierig bezüglich der Ausgrabungsstelle. Was war für die Umbravar interessant genug hier Ausgrabungen durchzuführen?[1]
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Hesper

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1. Zug - Eröffnung
« Antwort #14 am: 22.06.2014, 14:34:34 »
"Na gut, dann kommt, wir zeigen Euch den Weg und erklären Euch dabei das Lager," sagt Hesper mit einer einladenden Geste, wobei er Threan einen kurzen Blick zuwirft. Dabei fällt ihm Sergors Kapuzenumhang in der Gruppe der anderen Mitgefangenen auf und zwinkert seinem zweiten Hüttengenossen zu. Der Kleriker versuchte häufig, den Damaraner aus seiner Reserve zu locken, wenn auch nicht immer mit Erfolg.
« Letzte Änderung: 22.06.2014, 20:51:07 von Hesper »

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