Stumm hatte Zerrabeu Sergor wieder und wieder den Schweiß aus dem gesicht gewischt, während er über Hespers Worte nachdachte. Er hatte dem Diener der Mondgöttin keine Antwort geben können. Zum einen beneidete er den Priester um seinen Glauben, darum seine Magie als Geschenk seiner Göttin an zu sehen, und sein Vertrauen ganz auf sie zu setzen. Doch war ihm klar, dass dies nicht sein Weg war, ja wahrscheinlich war es so, das der Ältere gar nicht verstehen konnte, was ihm fehlte. Er hatte seiner Mutter kein Licht gesponnen. Er bediente sich des Gewebes nicht wie eines Arms. In einigen theoretischen Werken zur Magie hatte Zerrabeu gelesen, das die Magie sich dem Willen unterordnen müsse, das sie kontrolliert werden müsse. Oder das sie sich jenen beugte die über eine starke Persöhnlichkeit verfügten. Bei ihm war es seit je her anders gewesen. Die Magie kam zu ihm. Ein wenig Magie hatte er sich selbst beigebracht, doch lernte er durch Bücher wie andere Magier auch. Und doch war es kein Kampf des Willens, kein ringen um Kontrolle. Was seine Lehrer und Mitschüler stets verwundert hatte, war die Geschwindigkeit mit der er gelernt hatte. Nicht die Theorie, aber die Praxis. Später kam dann das Wissen hinzu.
Nein. Der Priester konnte ihn nicht verstehen. Die Worte des Blauen halten in seinen Ohren wieder.
"Lasse nicht zu das die Magie dir zur Krücke wird." Er hatte sie nie verstanden, und doch machten sie in diesem Augenblick Sinn.
"Finde hereaus wer du bist" Es waren diese Worte Hespers die ihn nachdenklich machten. Im Augenblick wußte er nur was er nicht sein wollte. Ein Mörder. Unnütz. Der abschätzige Blick Threans brannte noch in ihm, als dieser ihm den Dolch gereicht hatte. Zerrabeus Blick fiel auf das Kettenhemd und den Schild. Vielleicht würden sie ihn schützen. Den Dolch neben Sergor bereitlegend streift er sich mühselig das Kettenhemd über, welches an seinem Körper schlackert. Dann schnallt er den Schild um, und steckt den Dolch wieder in den Gürtel.
So gekleidet bertitt er schließlich auch die Grabkammer. Die Pause hat ihm neuen Mut gegeben, und so überwiegt wieder die Neugier als er die Inschrift vorließt. Sanft lässt er seine Finger über die Runen und die Intarsien gleiten. Er kann nicht glauben, dass der Schaffer dieses Monument nicht damit gerechnet hatte, das dieser Ort gefunden wurde. Immerhin schien er ein Anhänger des Geheimnissbewahrers der Tiefe zu sein. Und Gehimnisse kamen ans Licht wenn sie gebraucht wurden. Würde man also ein Geheimniss im Grab eines Freundes verbergen? Er glaubte nicht. Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Dumathoin war der Geheimnisswahrer. Nun... es war einen Versuch wert.
"Wartet bitte noch einen Moment bevor ihr den Sarkophag öffnet." Mit diesen Worten wendet er sich der Rückwand zu, dem heiligen Symbol des Zwergengottes. Sorgfältig tastet er es ab und sucht nach verräterischen Zeichen.
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