Während Sergor immer tiefer in die Dunkelheit vordringt - dank der Schattenkräfte in seinem Blut zielsicher und ohne Probleme - eilen die übrigen Gefangenen in entgegengesetzter Richtung den Berg hinauf. Gerade als sie den Torbogen durchschreiten hören sie hinter sich den Gong und blicken sich um. Von hier oben können sie ganz Grennokah überblicken und so sehen sie auch, was sich untet ihnen abspielt. Die Aufseher, oder besser das, was von ihnen übrig ist, sind in Aufruhr. Die übrigen Gefangenen stehen verwirrt vor ihren Hütten und zu allem Überfluss lässt sich eine besondere Dunkelheit auf der Mauerkrone erkennen. Die Umbravar sind gekommen, um ihren Tribut einzufordern. Aber die Ablenkung durch Calators Verrat hat offensichtlich dafür gesorgt, dass die Aufseher sich nicht angemessen darauf vorbereiten konnten. Denn niemand wartet an der aus dem Nichts entstehenden Brücke mit Körben voller Funde. Die übrigen Gefangenen kommen verwirrt aus ihren Hütten. Überrascht die Umbravar zu sehen und keine Aufseher, die ihnen bringen, was ihnen gebührt.
Die fliehenden Gefangenen am Torbogen sind zu weit weg, um zu verstehen, was der Schattenwirker sagt, aber sie sehen den Bolzen aus schwarzer Energie, der beinahe beiläufig aus seiner Hand zuckt und einen der Gefangenen durch die Luft schleudert. Krinth ziehen ihre Waffen und Angstschreie erheben sich gen Himmel.
Doch die Gefangenen verweilen nicht, um sich das Spektakel anzusehen. Sie mussten bereit sein, wenn Sergor den Damm brach.
Noch immer spürte Sergor das Gift in seinem Blut wüten, wenn auch nicht mehr so stark, aber jetzt machte es keinen Unterschied mehr. Er watete in das Wasser vor dem Damm, griff sich die Spitzhake und machte sich daran die Halterung der Stützbalken aus dem Stein zu lösen. Wäre sonst jemand in der Mine gewesen hätte er wohl die lauten Klänge von Metall, das auf Stein schlägt gehört, aber der Ort ist ausgestorben und so hört nur der Damarer selbst die Geräusche und jedes treibt ihn an, weiter an seinem Ziel zu arbeiten. Inzwischen sollten die anderen den kleinen See erreicht haben.
An der Gebirgsquelle ist der Kampflärm kaum noch zu vernehmen. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass dort unten kaum ein echter Kampf stattfinden konnte. Auch die Aufseher waren der finsteren Magie der Umbravar nicht gewachsen. Noch liegt der strahlend blaue See unberührt vor den Gefangenen. Die umstehenden Monolithen und die Felswände spiegeln sich in ihm und nichts trübt sein Wasser. Dennoch zögert niemand langsam hinein zu waten. Sie mussten bereit sein, wenn Sergor seine Aufgabe vollendete. Lina ist die Erste, die ins Wasser geht, und schnell bis zur Brust im eiskalten Nass steht. Nestor folgt ihr, sich noch immer die Schulter halten. Hoffentlich würde die Strömung sie zum richtigen Ort treiben, wie es die merkwürdige Stimme gesagt hatte, denn der alte Mann würde mit seiner Schultern kaum schwimmen können. Nach und nach folgen auch die anderen Gefangenen.
Doch bevor sie ihr Ziel erreicht haben, hören sie eine laute Stimme: "WAS IMMER DIES IST, IHR WERDET BEZAHLEN!" Zwischen den Felsen am Eingang zu dem kleinen Tal, das den See beherbergt, entdecken die Gefangenen Agonotheta. Ihr Gesicht ist zu einer wütenden Fratze verzehrt. Offebar hat der Aufseher, den Submis losgeschickt hatte sie erreicht. Sie hält ihr bedrohliches Schwert in den Händen, bereit auf die Gefangenen loszustürmen. Schon setzt sie sich in Bewegung und überwindet schnell die Meter zwischen sich und den im Wasser Stehenden. Wie ein rasender Eber, sogar mit Schaum vor dem Mund, stürzt die Halborkin auf Threan zu, der am weitesten am Rand steht.
Ein letztes lautes Klirren und dann ist es geschafft. Sergor spürt wie auch der zweite Stützbalken nachgibt und dies ist alles, was nötig ist. Von einem Moment au den anderen wird ihm die Spitzhake aus den Händen gerissen und er selbst zu Boden geworfen. Eine Mischung aus Stein und Wasser schlägt auf ihn ein und reißt ihn mit sich. Jede Luft wird aus seinen Lungen gedrückt und selbst mit seiner Dunkelsicht vermag er nichts mehr zu erkennen, als die Fluten in die Mine einbrechen. Hoffentlich haben seine Freunde unbeschadet den See erreicht.
Bevor Agonotheta ihre Opfer erreicht, spüren sie ein plötzliches Ziehen an ihren Füßen. Etwas ändert sich. Eine neue Strömung, Sergor muss erfolgreich gewesen sein. Keiner der Gefangenen wehrt sich, sondern sie stürzen sich unter Wasser, in der Hoffnung, das dies sie in die versprochene Freiheit bringen würde. Aus dem Augenwinkel sehen sie Agonothetas Gesicht noch wütender werden: "ICH WERDE EUCH JAGEN, BIS..." Der Rest wird vom Wasser, das ihre Ohren füllt erstickt. Was immer die Halborkin ihnen noch an den Kopf werfen wollte, hören die Gefangenen nicht mehr.
Unter Wasser müssen sie sich kaum Mühe geben beim Tauchen, denn die Strömung zieht sie genau in die richtige Richtung. Würde das bedeuten, dass sie in der Mine wieder herauskommen? Das hätte es vielleicht, wenn nicht ein jeder von ihnen zu einem bestimmten Zeitpunkt die bekannte Stimme vernommen hätte: "Jetzt, tauch auf." Niemand widersetzt sich, denn sie alle sehen nichts in der Dunkelheit unter Wasser und ihre Lungen brennen bereits vor Anstrengung.
Doch schließlich brechen alle Köpfe nacheinander durch die Wasseroberfläche und die Gefangenen finden sich in einer Höhle wieder. In einiger Entfernung fällt ein Lichtkegel in die Höhle hinein und endlich können die Gefangenen, jetzt sollte man wohl besser ehemalige Gefangenen sagen, wieder aufatmen. Doch nicht nur das. Zerrabeu und Hesper spüren es instinktiv. Sie haben nicht nur Grennokah verlassen, sondern auch das Loch im Gewebe liegt hinter ihnen.