Während Antara und Inesaya miteinander beteten und diskutierten, und ihr euch alle daran macht, euer Lager für die Nacht herzurichten, wird es langsam dunkel. Ihr habt als Rastplatz einen etwas erhöhten Ort, nahe einer der Felsnadeln, gewählt, wegen der guten Übersicht und der leichteren Verteidigbarkeit. Bald brennt in einer sorgsam ausgehobenen Feuergrube ein etwas rauchendes Lagerfeuer, über dem ihr in Iomines Kessel etwas zu Essen zubereiten könnt. Nun hatte sich immerhin das elende Schleppen, wie die kleine Tiefling es ausdrückte, ausgezahlt, denn warmes Essen, auch wenn es nur eine Linsensuppe mit Dauerwurst und anderen haltbaren Zutaten wie in diesem Fall war, entschädigte ein bischen für den langen Fußmarsch, den ihr hinter euch habt. Besonders diejenigen unter euch, die einen eher ruhigen Lebensstil gewohnt sind, fühlen jede einzelne Meile (und ihr habt im schwierigen Wald nicht viele davon geschafft) in den Knochen. Grollhannes legt sich etwas abseits von euch hin, nachdem er ein seltsames, sehr langsames Tier, welches er aus einem der Bäume pflückte wie eine überreife Frucht, roh abnagte.
Bald habt ihr einen Wachrhytmus entschieden, in dem auch Iomine ihren Teil hat, immerhin kann sie dank ihrer Abstammung der niederen Ebenen in der Dunkelheit recht gut sehen.
Die kleine Tiefling kam nebenher auch zu Inesaya und Antara, offenbar hatte sie gesehen, wie letzere etwas missmutig ihre Kleidung begutachtete und die zahlreichen kleinen Riss und Flecken ansah. Sie bat darum, sich diese einmal ansehen zu dürfen, und nach einem kritischen Blick und genuschelten, aber noch verständlichen Zauberformeln auf Sylvanisch
[1] sah die Kleidung der Priesterin wieder passabel aus, nicht wie neu, aber die Risse waren ohne Naht gepflickt und die Flecken entfernt wie nach aufwändiger Wäsche. Erstaunlicherweise war die Kleidung von Iomine in keinem besonders guten Zustand, ein etwas zerfleddert aussehendes, schwarzes Kleid mit diversen Flecken, manche davon mochten sogar Blutflecken sein. Sie könnte es wohl mit Leichtigkeit säubern, entscheidet sich allerdings dagegen, aus welchen Gründen auch immer.
Ihr legt euch, abgesehen von den Wächtern, zur Ruhe, nachdem das Feuer weitestgehend gedimmt ist, und werdet bald von der völligen Dunkelheit des Waldes umfangen und in einen mehr oder weniger ruhigen Schlaf gewiegt. Immer mal wieder ertönen seltsame Töne aus dem Dickicht, raschelnde Baumkronen, fernes Heulen wie von Wölfen, einmal kann Nicolas, welcher eine der Nachtwachen übernimmt, hoch am Himmel über euch eine große, geflügelte Gestalt die Sterne in einer Meile Entfernung entdecken, jene ignoriert euch jedoch, falls sie euch überhaupt gemerkt.
Kurze Zeit später, es ist bereits kurz vor der Morgendämmerung, die dunkelsten Stunden des Tages, da wird seine Ruhe jedoch gestört, denn ein leises, surrendes Zischen erklingt, kurz darauf gefolgt von einem hölzernen "Twack", mit dem sich etwas in den Baumstamm neben den Alchemisten bohrt. Als Nicolas hinsieht, erkennt er einen ziemlich kleinen Pfeil, etwa eine Elle nur lang, welcher leicht hin und her wippt und sich tief in den Baum gebohrt hat. Um ihn herum gewunden ist ein Stück Borke, mit einem Blattstreifen befestigt, wie eine Nachricht. Sollte er, oder jemand anderes, dieses Stück Borke entrollen, entdeckt er darauf eine knappe Nachricht auf Sylvanisch.
Es fliegen euch, fürs Erste, keine weiteren Pfeile um die Ohren.