Tami näherte sich der Traube von Männern, doch die beachteten sie zunächst gar nicht. Tami sah, dass ein Mann gerade leise auf Larok einredete, dieser aber heftig mit den Händen fuchtelte und sein gegenüber böse anfunkelte. Gerade als sich Tami näherte blickte der Mann zu den übrigen hinüber und schüttelte den Kopf. Als Tami ihn sah, erinnerte sie sich an den Mann, er hatte sie vor dem Dorf eingefangen und war mit Raja in der Hütte. Boern hatte der Dorfwart ihn genannt. Sie erinnerte sich gut an den großen Mann, damals war er ihr wie groß wie ein Berg vorgekommen, nun jedoch sah sie, dass er zwar groß war, aber wahrlich kein Riese. Als Boern den anderen deutlich gemacht hatte, das er keinen Erfolg mit was auch immer bei Larok gehabt hatte, begannen die Männer zunächst zu murmeln.
Doch dann trat ein zweiter Mann einen Schritt auf die beiden zu und sagte: "Larok, das kann nicht dein Ernst sein. Wir müssen die Wölfe forttreiben, weg vom Dorf, jetzt, so lange sie das Dorf noch nicht als ihr Revier betrachten. Wenn sie erst gelernt haben, dass es hier Futter gibt, werden sie wiederkommen und die Bauern auf den Feldern werden ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Wenn wir ihnen aber jetzt mit Fackeln und Lärm Angst einjagen und die Tiere vertreiben, sind wir wahrscheinlich sicher. Du hast das Dorf zu beschützen, also, warum hinderst du uns daran?"
Larok schaute den Mann an, zwar konnte Tami im Fackelschein sein Gesicht nicht deutlich erkennen, aber sie hatte das Gefühl, dass diesmal kein Ärger sondern etwas anderes in seinen Zügen stand. War es Verwunderung oder gar Unsicherheit? Doch dann ging er schnell auf den Mann, der gesprochen hatte, zu und sagte: "Dork, wer bist du, dass du glaubst als einziger zu wissen, was gut für das Dorf ist. Ich bin der Dorfwart und ich kümmere mich um die Sicherheit. Die Wölfe werden wieder verschwinden und nicht wieder kommen, wenn sie die Fackeln sehen und uns riechen. Wölfe sind feige und dumm, sie erkennen, wer hier das Sagen hat."
Tami konnte Larok nun direkt ins Gesicht sehen und fand keine Spuren mehr von Unsicherheit. Allerdings fiel ihr auf, dass der Mann trotz der schnellen Annäherung Laroks nicht zurückgewichen war. Ein paar andere Männer waren ein Schritt zurück getreten, als die Gruppe hinter diesem Dork jedoch insgesamt stehen blieb, gingen diese wieder einen Schritt nach vorne.
Dann sprach Dirk weiter: "Nein Larok. Ich habe Jahre lang draußen gejagt, genau wie Boern und wir kennen das Wesen der Wölfe. Sie sind weder dumm noch feige. Sie sind kluge Jäger und in der Gruppe stark, stärker als ein einzelner Mensch, auch wenn er eine Waffe zur Hand hat. Aber sie dringen nicht in von Menschen bewachte Gebiete ein. Deshalb müssen wir die Grenze unseres Gebietes verteidigen, jetzt! Du kannst ohne Sorge auf unsere Erfahrung vertrauen und dem Plan zustimmen, Larok." Dieser letzte Satz wurde nicht wie eine Bitte ausgesprochen, sondern wie eine Forderung.
Larok überlegte, schien nach einem Ausweg zu suchen. Dann sagte er mit einer leicht spöttischen Stimme: "Nun gut, Dork Wolfsjäger. Dann geh mit Boern hinaus und tut, was ihr für richtig haltet. Aber ich werde keinen weiteren Mann der Gefahr aussetzen und in den Kampf mit einem wilden Wolfsrudel schicken. Wer freiwillig mit euch geht, der entscheidet selbst über sein Schicksal. Also geht. Hier da, öffnet das Tor. Und du Dork, denkt ja nicht, dass ich eure Anmaßung vergessen werde." Damit trat er einen Schritt zur Seite.
Dann wurde das Tor geöffnet. Davor war ein spärlich erleuchteter Bereich zu sehen, der aber nur wenige Meter weit reichte. Dahinter verschluckte die Dunkelheit das flackernde Licht der Fackeln und man konnte kaum einen Meter weit sehen. Das Geräusch der knurrenden Wölfe war nun lauter als zuvor. Tami sah ein Lächeln auf Laroks Gesicht, als das Gemurmel der Männer bei dem Anblick des offenen Tores verstummte.
Doch dann ging Dork zu Boern, beide nahmen sich eine Fackel, die sie an einer der brennenden Fackel am Tor entzündeten. Dann stellten sich die beiden Männer mit vor das offene Tor und riefen: "Gut denn, lasst uns gehen. Jeder der unsere Felder beschützen möchte, kann mitkommen. Wir werden viele sein und wir werden laut sein, und wir haben Feuer. Es wird keinem etwas geschehen."
Und plötzlich erwachten die Männer aus ihrer Starre und mehr als 15 von Ihnen gingen zu den beiden hin. Nur eine Hand voll blieb zurück. Und nun sah Tami, wie das Lächeln auf Laroks Gesicht erstarb. Dann ging die Gruppe hinaus, geführt von den beiden Fackelträgern, die links und rechts die Gruppe anführten und so einen großen Bereich erhellten. Als sie das Dorf verlassen hatten, begann ein Ohren betäubender Lärm. Die Männer schlugen ihre Waffen und Knüppel aufeinander und einige begannen laut zu singen. Die Gruppe zog ohne zu zögern den Wölfen entgegen.
Tami stand immernoch mit Schleicher hinter der Gruppe, beobachtete das Geschehen und wurde offenbar nicht von den Männern gesehen.
Ferygan hörte nichts von dem Disput im Dorf, aber während er wartete wurde plötzlich das Tor geöffnet. Es dauerte einen Moment und er sah, dass eine große Gruppe von Männern mit Fackeln und Werkzeugen als Waffen das Dorf verließ und in Richtung der Wölfe zogen. Als sie das Tor durchschritten hatten, verbreiterten sie die Front und begannen Lärm zu machen. Wie eine Mauer marschierten die lärmenden Männer im Licht zweier Fackeln in Richtung der Wölfe.