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Autor Thema: Und ich nenne dieses Stück... ABRA KADAVER!  (Gelesen 28457 mal)

Beschreibung: [Uhrwerk 39, Teil 2 ~ In einer Stadt, am Ende der Zeit...]

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Wellby

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Und ich nenne dieses Stück... ABRA KADAVER!
« Antwort #15 am: 06.08.2014, 20:34:00 »
Razhans Muskeln spannten sich erneut, als sein Körper auf die giftige Flüssigkeit des Trankes reagierte. Er wuchs, unter den magischen Befehlen des Gemisches, und wie beabsichtigt veränderte sich seine Statur. Die Sehnen spannten sich, als seine riesigen Hände, gleich der Pranken einer Werflußratte in die Fluten griffen und den Alchemisten nach Oben zogen. Ein Umriss streifte sein Blickfeld, und der zum Hünen gewordene Wissenschaftler brauchte erst einen Augenblick, um zu realisieren, dass es sich dabei um den Körper eines Koboldes handelte, welcher einem Welpen gleich - mit Händen und Beinen in alle vier Richtungen gestreckt, wie wahnsinnig paddelte, um gegen die Strömung unter Wasser anzukommen. Ohne lange zu überlegen griff er zu und erwischte das kleine Wesen am Nacken, als ein zweiter Kobold dumpf mit seinem linken Schienbein kollidierte.
Die Kräfte Razhans waren schier endlos in jenem schicksalhaften Augenblick, als der - zum Thor gewordene - Tränkemischer auch den zweiten Bold packte und mit an die Oberfläche riss.[1]



Lavinia trat mit aller Kraft in die Fluten und krallte sich dabei an Tanakas Körper fest, um den gefesselten Barden verzweifelt über Wasser zu halten. Es war ein Kampf gegen die Urgewalt der Elemente, doch ohne die Hilfe des jungen Mannes hätte die Schurkin verloren. Isamu Tanaka tat, was er konnte. Obwohl er niemals wirklich gelernt hatte, sich im Wasser zu bewegen, half sein Unterbewusstsein und das Adrenalin in seinem Blut dabei, der Diebin bei ihrer Rettungsaktion nicht zur Last zu fallen. Tatsächlich bewegten sie sich vorwärts, während Wellen ihnen ins Gesicht schlugen und sie immer wieder kurzzeitig unter Wasser drückten.

Das Lagerfeuer wurde heller. Das Ufer kam näher.



Abrahams Sinne begannen zu schwinden... Die Dunkelheit erfasste ihn, während seine Glieder taub wurden und er den sehnlichst erflehten Lichtpunkt aus den Augen verlor. Die Anstrengungen des Acquisitors waren erfolglos. Sein Gewand, der Rucksack und die Ausrüstung an seinem Körper wogen einfach zu schwer. Die kalten Fluten umschlossen ihn bis zur Gänze mit ihrem tödlichen Griff... Während nicht weit weg, ohne das er es wissen konnte, sein Schicksal nun an der nächsten Entscheidung einer Fremden hing.[2]



Flinkhands Blickfeld verschwamm immer mehr. Den Griff des Alchemisten spürte er nur hohl, kaum merkbar auf der bereits taub werdenden Haut. Doch in dem Moment, als sein Kopf die Wasseroberfläche durchbrach, traf ihn die frische Luft wie ein Hammerschlag. Ein riesiger Mann mit beeindruckendem Schnauzbart stemmte ihn nach Oben. Und plötzlich erkannte er den zweiten Bold, welcher kaum mehr als einen Lidschlag später, ebenfalls aus den Fluten brach.

Wild strampelnd, boxend und tretend bemerkte Haze erst, dass er auftauchte, als seine Glieder den Widerstand des Wassers verloren und die als Schwimmbewegungen gedachten, traurigen Fuchteleien durch die kalte Luft sausten. Er war gerettet! Ein riesiger, bärtiger und grimmiger Thor hatte ihn gerettet!



Lavinias Hände fanden endlich Halt am steilen Ufer, welches hauptsächlich aus Lehm, gesplitterten Felsbrocken und modrigem Mauerwerk bestand. Doch bevor sie und Tanaka den Versuch wagen konnten, sich an Land zu ziehen, ertönte plötzlich eine fremde Stimme aus der undurchsichtigen, nahen Umgebung.

Ein Kobold schälte sich aus den dunklen Nebelschwaden und warf sich direkt über ihnen auf die Knie, bevor er sich nach vorne beugte. Zwei grüne Augen starrten Besorgnis erregt durch eine runde, randlose Brille und blickten direkt hinab auf die beiden, gar ahnungslosen Brigadiere. Glattes, blondes Haar, gepaart von zwei stattlichen, bis an die Grenzen der Wangen gestutzten Koteletten umsäumten ein kühn dreinblickendes, nicht unfreundliches Gesicht, welches schließlich in einem großen Spitzbart endete.
Der Bold streckte Lavinia seinen einen Arm entgegen, während er sich mit dem anderen an einem großen Stein festhielt und rief:

"Wartet! Lavinia, Tanaka! Ich helfe euch! Schnell, raus da! Aber bitte passt auf! Steigt nicht auf die arme, alte Ina, sonst rutscht ihr noch aus und landet wieder in dem dämlichen Graben!"
 1. Schwimmen mit einer 34 gecrittet + Heldenpunkt von unserem Alchemisten hat beide Kobolde gerettet!
 2. Du hast die Wahl. Entweder du verwendest einen Heldenpunkt für deinen Schwimmwurf, lässt deinen Rucksack los oder beginnst Schaden zu nehmen. Außer, Irene würfelt hoch genug, um dich rauf zu holen!
“Sometimes it’s only madness that makes us what we are.”

~ Grant Morrison; BATMAN: Arkham Asylum - A Serious House On a Serious Earth

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« Antwort #16 am: 06.08.2014, 22:07:20 »
Haze wachte für einen Moment aus einem deliriösen Dämmern auf. War er gerade ertrunken und war dies der Himmel? "Hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Irgendwie heller..." Dann versuchte er zu erkennen, wer oder was ihn gerettet hatte. Da war eine Gestalt, die ihn hielt. Undeutlich war da eine Gesicht nahe seinem. Haze stellte sich eine vollbusige, wasserstoffblonde Badestrandnixe vor, die ihn aus den Wellen rettete. "Danke...", flüsterte er und spitzte die Lippen für einen Kuss.
« Letzte Änderung: 08.08.2014, 15:38:22 von Inspektor Haze »
Der kluge Kämpfer zwingt seinem Gegner seinen Willen auf, doch er läßt nicht zu, daß der Gegner ihm den seinen aufzwingt. - Sun Tse

Lavinia Crankrats

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« Antwort #17 am: 06.08.2014, 22:47:58 »
"... Wo bin ich hier bloß gelandet!" Lavinia verzweifelte zusehends an der gegenwärtigen Situation, weniger weil sie damit überfordert war, einem Kobold die Hand zu reichen, noch weil sie einen Schönling mit gefesselten Armen an ihre Brust drückte und noch weniger damit, dass sie vor kurzem selbst noch in Lebensgefahr schwebte, hätte eine geistesgegenwärtige Frau sie nicht aus den tosenden Fluten gerettet. Nein, es war einfach nur die Tatsache, dass sie jetzt in ein Gesicht starrte, das nicht aus dieser Welt stammen konnte und darauf hingewiesen wurde, nicht auf eine gewisse Ina zu treten. Weit und breit war einfach nichts zu sehen außer Schutt und Fels.

"Und woher in Teufels Namen weiß der meinen Namen!" Lavinia seufzte resignierend während sie ihren Arm dem kleinen Wicht zustreckte, wohlbedacht, dass er weder die Kraft noch die Größte hatte, um sie und den Mann aus dem Wasser zu ziehen.
Status Lavinia Crankrats

“Der Hass tritt als allgemeine Misanthropie und Lebensfeindlichkeit in Erscheinung.”

Abraham Harker

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« Antwort #18 am: 08.08.2014, 13:59:00 »
Die Welt um ihn herum ist schon längst schwarz und tot geworden. Harker hat sich damit abgefunden, hier draufzugehen. Sich treiben lassen. Sich geistig gesammelt, kräftig auszuatmen um das Sterben zu beschleunigen.

Da ergreifen ihn kräftige Hände im harten, fast schon stählernen Griff. Reissen ihn an die Oberfläche.

Harker fühlt Boden unter sich. Sieht immer noch Sterne, hört in der Distanz immer noch das Lachen des Sensenmannes- oder ist das Lachen nur in seinem Verstand?

Für den Moment ist er unfähig, etwas anderes zu tun als zu atmen- und sich darüber zu wundern, nicht tot zu sein.
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« Antwort #19 am: 09.08.2014, 02:09:58 »
Ohne auf eine Erwiderung der fremden Frau und des Mannes zu warten, stürzte sich Irene Tanner ein weiteres mal in den kalten Fluss. Langsam aber sicher entzog ihr das kalte Element die Kräfte aber sie konnte jetzt keine Pause einlegen. Jede Sekunde zählte in diesem Kampf um Sauerstoff. Sie schwamm hinab in die Dunkelheit und nutzte die kräftigen, eisernen Fäuste, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Ein letztes mal sah sie sich um und griff dann nach dem anscheinend letzten Ertrinkenden. Sie war sich sicher, das hier noch mehr gewesen waren aber vielleicht hatten sie es aus eigenem Antrieb geschafft. "Bei der Eisernen, das hoffe ich." Ohne weiter darüber nachzudenken, zog sie den Mann an die Oberfläche. Sie betrachtete ihn kurz und da sie jetzt keine weitere Person mehr retten musste, konnte sie sich auch - wie es sich gehörte - vorstellen. Aber nur kurz.
"Mein Name ist Irene. Kannst du schwimmen?" Sie wartete die Antwort des Mannes nicht ab, ließ ihn erst mal Luft holen. Sie packte ihn wieder um die Taille und schwamm mithilfe ihres anderen Arms in Richtung des Lagerfeuers. Dort angekommen, gönnte sie sich endlich eine Pause, legte sich auf die Felsen und blickte in die endlose Dunkelheit. "Was ist nur passiert? Wer sind diese Leute? WO BIN ICH ÜBERHAUPT?" Diese Fragen drangen an die Oberfläche aber sie erwartete nicht, dass hier einer der anderen eine Antwort darauf kannte, also sparte sie sich, diese Fragen auszusprechen. Vermutlich war ihnen das gleiche wie ihr passiert.

Isamu Tanaka

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« Antwort #20 am: 10.08.2014, 11:41:41 »
Es dauerte etwas bis die beiden Fremden Tanaka aus dem Wasser des befestigten Gewässers helfen konnten. Er hielt sich, als die Frau aus dem Wasser stieg, so gut es ging an der Wasseroberfläche.
Draußen sackte er auf die Knie und begann das Wasser aus seinem Körper zu husten. Die Kälte und die Tatsache der Fesseln setzten ihn durchaus zu. Er konnte sich beim Husten nicht abstützen, was zur Folge hatte, dass er den Kopf dazu nutzen musste und einige Male einfach zur Seite umkippte. Am Ende war wohl alles Wasser draußen und sein Körper vollkommen ausgelaugt.

Doch irgendwann stand er wieder auf den Beinen, mehr kläglich als recht. Ihm war kalt, sein ganzer Körper zitterte. Für den Bold, die Frau, Lavinia, die anderen Ankommenden hatte er keine Augen. Er wusste nicht wo er war, warum diese Fremden mit ihm ersäuft werden sollten, wer dieser Kobold war und immer noch hingen schwer die eisernen Fesseln an seinen Handgelenken. Dies gefiel dem jungen Barden ganz und gar nicht. Während sich Menschen und Bolde aus den nassen Fluten des Kanals schälten, versuchte Tanaka sich erneut zu befreien. Das Wasser und die Kälte sollten es einfacher machen sich zu befreien. Doch Pustekuchen, sein zerren und zurren nutzte nichts. Egal wie schmal er eine seiner Hände machte, er kam nicht durch die Öffnung der Handschellen. „ARRRG“ krächste er erschrocken auf. Sprang sogar etwas hoch vor  eigenem Schreck. Hastig versuchte er die Handschelle wieder höher zu schieben. Denn beim Versuch sich zu befreien, hatte er sich selbst Haut abgeschabt und steckte nun unangenehm fest.
Als er die Handschelle wieder höher schieben konnte, und so der Schmerz nachließ, sackte er keuchend auf die Knie.

Leicht den Kopf hin und her bewegend sah er sich um. Nebel, überall Nebel. Er fragte sich wo die Lichter der Stadt waren, wo die Gebäude die doch überall standen. Er wollte abhauen. Schnell weg von hier. Auch wenn er seinen Rettern aus den Fluten dankte, so glaubte er nicht daran, dass sie ihn vor Alberto verstecken könnten. Nicht mit seinem Geld. Doch es war eindeutig die Gelegenheit, auf welche er gewartet hatte. Doch der Nebel und die Kälte hielten ihn davon ab einfach los zu rennen. Solange er nicht wusste, wo er war, könnte ihn der erste Schritt in den nächsten Graben  führen und dann, dann wären wohl keine Fremden da um ihn zu retten.

„Helft mir bitte.“ sagte er immer noch keuchend und hob den Kopf in Richtung des Bold und Lavinia. Seine Stimme war vom Husten deutlich angekratzt und das er sich nicht wohl fühlte und das nicht nur wegen der Kälte und des Wasser, konnte jeder sehen der nahe genug war.
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Razhan

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« Antwort #21 am: 11.08.2014, 00:44:05 »
Nach Atem schöpfend durchschlägt er die Wasseroberfläche. Mit Freude merkt er wie frische Luft seine Lungen durchflutet. In seinen Händen hängen zwei Bolde. Fast hätte er diese nicht mit genommen. Tief in seinem Inneren hatte ihm etwas (Jemand) davon abgeraten. Einer der Bolde spitzt die Lippen zu einem Kussmund. Wahrscheinlich ist er wirr. Dafür ist noch später Zeit. Der Alchimist trägt die beiden Bolde die sich sehr ähneln. Vielleicht sind das ja Brüder?
Lass sie hier. Die sind nur Ballast., tönt es aus den hinteren Winkeln seines Gehirns.
Razhan ignoriert Grolm und schwimmt unaufhaltsam Richtung Ufer. In der Nähe von diesem scheint sich ein Lagerfeuer zu befinden.
Wir sind zu allem bereit, aber zu nichts nutze.

Wellby

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« Antwort #22 am: 11.08.2014, 17:06:50 »
Nachdem der fremde Kobold Lavinia dabei geholfen hatte, sie selbst und den Barden Tanaka an Land zu ziehen, wandte er sich wieder ab und verweilte auf dem kleinen Überhang am Ufer, denn natürlich wusste er, dass die Anderen sich näherten, obwohl der Nebel dem bloßen Auge die Sicht verwehrte und die plätschernde, lärmende Strömung jegliches Schwimmgeräusch im Keim erstickte. So staunten die Menschen nicht wenig, als kurz darauf ein mehr als drei Meter großer Riese aus dem Wasser stieg, welcher einen Kobold unter jeder Achsel so locker trug, wie ein Minenarbeiter seinen abgesetzten Helm transportieren würde.
Den imposanten Schnauzbart vor Verwunderung gespitzt war der Alchemist Razhan der Erste, welcher schließlich erkannte, wie der andere Bold, also derjenige, welcher nicht unter seinen Griffen keuchte, Irene dabei half, den immer noch nach Atem ringenden Acquisitor Abraham Harker auf festen Untergrund zu ziehen.

Was war nur passiert? Wo waren sie hier gelandet?

Dichter, beißend kalter Nebel umschmiegte jene Gestalten, während ein stürmischer Wind die einzelnen Schwaden über die undefinierte Landschaft fegte. Die durchnässte Kleidung presste sich an ihre Körper; ließ die Glieder taub werden und ihre Bewegungen gar hölzern wirken. Die reißende Strömung des Gewässers, welche der Fremde so salopp 'dämlicher Graben' nannte, war das einzige Geräusch, welches die Menschen und Bolde an diesem Ort vernahmen. Keine Kutschenlaute; kein Vogelgesang. Nur das Wasser...

... Und ihr eigenes, beständiges Keuchen nach frischer Atemluft.

Der kleine, blonde Bold stemmte die Arme in die Knie und holte tief Luft, um seinen Muskeln eine kurze, sehnlichst benötigte Rast zu gönnen. Als er sich daraufhin erneut zu voller Größe aufrichtete, schob er die etwas verrutschte Brille rasch mit dem rechten Daumen nach oben und näherte sich der Gruppe aus ratlosen, gar verzweifelten Fremden. Er ging zu Tanaka und tätschelte ihm anerkennend auf die Schulter, grinste und seufzte erleichtert, bevor er schließlich das Wort ergriff:

"Bei Mutter Pint, Allvater Winter und weiß der Kuckuck noch wem. Das war verdammt nochmal knapp!" Er schüttelte den Kopf, als könne er selbst nicht fassen, was gerade passiert war. "Wenn ihr mich fragt, habt ihr ziemliches Glück gehabt, dass ich euch doch noch gefunden habe, in diesem vermaledeiten Sud aus Sternen und Planetenbrocken. Der reinste Scharademüllhaufen, diese Galaxie! Eine Minute später, und die Dunkelheit in diesem blöden Graben hätte euch allesamt, mit Haut und Haar' verschluckt!" Er wandte sich ab und verließ ihre Runde; ging einige Schritte weiter weg. Erst jetzt erkannten jene Gestrandete, dass das dieses Licht, was sie gesehen hatten, nichts anderes war als ein einfaches Lagerfeuer, nicht weit ab auf einem großen Felsbrocken, direkt am Rande des Ufers. Nein, das war gar kein natürlicher Stein... Es handelte sich tatsächlich um ein verwahrlostes, schwarz-bemoostes Stück Mauerwerk. Der kleine Mann kraxelte mit Leichtigkeit eine Art improvisierte Treppe, bestehend aus anderen, grob gehauenen Sandsteinen nach oben auf das Plateau hinauf und blieb gerade so stehen, dass er die Schwelle der Undurchsichtigkeit in diesem Sud aus dickflüssigem Tau und Nebel nicht gänzlich durchbrochen hatte.

So erkannten sie das freudige Lächeln des Boldes, als dieser sich umdrehte, die Brille erneut zurecht rückte und sprach:

"Na worauf wartet unser neu-geborenes Uhrwerk? Kommt schon herauf ans Feuer und wärmt euch, meine lieben Brigadiere! Keine Sorge, ich wette die gute Lavinia wird deine Fesseln auch hier oben lösen können, mein Junge. Wenn man dieser Hölle eines abgewinnen kann, dann zumindest das, dass du hier einstweilen sicher bist vor dem Hass des Monteverda Sprösslings. Los, los. Ich hab' Tee gemacht, während ich gewartet hab'."
« Letzte Änderung: 11.08.2014, 17:47:10 von Wellby »
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Isamu Tanaka

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« Antwort #23 am: 12.08.2014, 21:22:26 »
Unweigerlich hatten sich Tanakas Nackenhaare aufgestellt, als der Bolt seine Schulter berührte. Warum, dass konnte nicht einmal der junge Barde beantworten. Denn es gab jetzt im Moment zu viele Gründe des Warum. Nicht zu aller letzt war wohl auch die Umgebung daran schuld. Nebel, irgendwelche Riesen die aus dem Wasser stiegen und etwas von Brigadiere.

Anstelle wie eingeladen an das Feuer zu treten zog sich Tanaka ein, zwei Schritte in den Nebel zurück. Die Worte Uhrwerk und Brigadiere halten in seinem Schädel wieder. Bilder flackerten auf. Es gab wohl in der Stadt keinen der nicht wenigstens eine Geschichte über das Uhrwerk und seine Brigaden  kannte und Tanaka war keine Ausnahme. Nein, er kannte sogar noch einige mehr und auch welche die nur in Büchern erzählt wurden.
Wieder durchzuckte ein Schauer seinen Körper, während sein Blick riesigen Schattenwesen hängen blieb. „Wenn, Wo…“ versuchte der sonst so geübte Barde Worte zu finden. „Wo ist der Turm? Wo die Stadt?“ Sein Blick ging zu boden und wanderte unstet umher, während sein Kopf versuchte zwanghaft versuchte sich ein Bild zu reimen. Dann hielt sein Blick beim Bolt am Feuer inne. Seine Stimme hatte wieder Kraft gewonnen, als er eine Tatsache aussprach, bei welcher er sich so sicher war wie nichts anderes in diesem Moment. „Der Uhrturm steht still. Seit Jahrzehnten! Es kann keine neue Briegarde geben.“ Kurz nach diesen Worten wendete er sich um. Er wollte weg von diesem Ort, weg aus dem Nebel. Er war bereit zu gehen, hielt aber inne. Leicht biss er sich auf die Unterlippe. Dabei ließ er den Kopf hängen und versuchte wieder Herr seiner Gefühle zu werden. Die Angst durfte nicht gewinnen, denn dann waren Fehler vorherbestimmt. Leise fragte er sich selbst „Ist das hier das dunkle Drüben?“ Er wusste keine Antwort und was sollte es sonst sein. Außer der Stadt gab es keinen sicheren Ort. Dann noch der Nebel, monsterhafte Wesen die aus dem Wasser steigen und ein Bolt der nicht nur seinen Namen kannte sondern auch noch mehr zu wissen schien. Tanaka fragte sich was für ein Böses Spiel gerade gespielt wurde. Er traute dem Ganzen nicht, doch wusste er auch nicht wohin er gehen sollte. So stand er einfach nur da. Mit dem Rücken zum Bolt und den Anderen einst Ertrinkenden.
« Letzte Änderung: 12.08.2014, 21:23:36 von Isamu Tanaka »
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« Antwort #24 am: 13.08.2014, 04:08:10 »
"Was zum...?" Hatte dieser Bold sie tatsächlich als Brigadiere und neu geborenes Uhrwerk bezeichnet? Spielte er auf das an, das jeder Bewohner der Stadt kannte? Die legendären Helden aus der Vergangenheit? Die Geschichten, die man Kindern und auch Irene erzählt hatte, hallten in ihren Gedanken wider. Über das dunkle Drüben, den Jabberwocky und die Brigade, die die Stadt vor diesem mächtigen Feind geschützt und gerettet hatte. Irene war oft an den Denk- und Grabmälern zu Ehren dieser mächtigen Kämpfer und Helden vorbeigelaufen und sie kannte ihre Geschichten genau. Der Uhrturm war verschlossen und verriegelt, die Brigade verschwunden. Bei all dem anderen Quatsch, den der Bold von sich gab, war für Irene klar, dass er vollkommen durchgedreht und irre war.

"Er hat Recht. Der Uhrturm ist verriegelt und die Brigade verschwunden."

Mit diesen Worten stand sie schließlich auf und auch wenn der Bold anscheinend völlig behämmert war, setzte sie sich zu ihm an das Feuer. Sie konnte der Wärme des Feuers nicht widerstehen und wollte sich aufwärmen, egal wem sie dabei Gesellschaft leisten musste. Den Tee lehnte sie freundlich aber entschieden ab und entschied sich lieber für Bier, dass sie in ihrem Rucksack trug. Dabei überprüfte sie gleich ob noch alles an seinem Platz war und öffnete die Flasche, indem sie den Verschluss gegen einen Felsen hämmerte. Während sie das schäumende Bier genoss, sah sie sich genauer um. "Wo sind wir hier? Was für einen Graben meinst du und wer bist du überhaupt?" fragte sie den Bold. Während sie auf eine Antwort wartete, überprüfte sie ihre beiden mechanischen Fäuste. Wasser war bekannt dafür, nicht besonders förderlich und nett zu Maschinen und Mechanismen zu sein und so überprüfte sie, ob noch alles so funktionierte, wie es sollte. Zum Test schoss sie ihre Rechte einige Meter entfernt gegen einen Felsen und holte die Faust mithilfe der Kette und einem Mechanismus wieder ein. "Funktioniert noch alles. Ein Glück." murmelte sie.
Nachdem sie sich das, was der Bolt gesagt hatte, noch einmal durch den Kopf hatte gehen lassen, reagierte sie etwas verspätet aber doch bestimmt auf eine Sache. "Moment." sie drehte sich zu dem Mann in Fesseln um. "Für Fesseln gibt es immer einen guten Grund, wieso sollten wir dich also befreien? Was hast du angestellt?"

Abraham Harker

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« Antwort #25 am: 13.08.2014, 10:37:21 »
Langsam klärt sich der Schleier um seine Augen. Der Schütze erhebt sich. Rückt seinen Revolvergurt zurecht. Blickt sich mit leicht zusammengekniffenen Augen um, die Hand nie fern vom Griff der Waffe entfernt.

"Danke, Madame, nett dass Sie mich gerettet haben. Aber da sind ein paar Fragen in meinem Kopf. Wer bist du, Bold? Wo sind wir? Wo ist Andrejwitsch ? Und was..." Die Hand schließt sich um den Griff des Revolvers, spannt mit dem Daumen den Hahn- zieht ihn aber noch nicht. "Was sollte mich davon abhalten dich hier und jetzt zu erschießen? Du hast mich entführt, Bold. Und ich mag es nicht, wenn man versucht mich zu ersäufen."

Der Revolverheld sieht sich noch einmal um. Lüftet mit der freien Hand den Hut in Richtung der Damen. "Mein Name ist Harker. Acquisitor." stellt er sich der Runde vor. "Und bis vor Kurzem noch draussen, auf der Flucht vor Thors." Was zur Hölle ist hier los? Eben noch habe ich das Gefühl, die Thors fressen mich im nächsten Moment, dann werde ich fast ersäuft- und jetzt redet der Bold vom Uhrwerk? Das Ding schweigt seint über hundert Jahren. Bin mir nichtmal sicher ob die Geschichten wahr sind...
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Wellby

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« Antwort #26 am: 13.08.2014, 19:23:41 »
Mit gerunzelter Stirn blickte der Fremde Kobold zwischen den sieben Neuankömmlingen hin und her. Bedächtig schüttelte er den Kopf; ließ jedoch jeden von ihnen erst aussprechen, bevor er schließlich erneut das Wort ergriff. Sie hatten Angst... Unwissenheit zehrte an ihren Gemütern. Und bei Mutter Pint, wer wäre er schon, wenn er ihnen dies nicht nachsehen würde, in jenem schicksalhaften Augenblick.

"Die Vernunft, Mister Harker. Die bloße Vernunft wird euren Revolver im Holster verweilen lassen. Denn nicht ich habe euch entführt und an diesen dunklen Ort geleitet. Niemals hätte ich die Kraft zu solch einer Tat... Und wenn, wer wäre ich, der euch Sieben ein solches grausames Schicksal auferlegen würde?! Nein, das war jemand ganz anderes und der Graue Geck soll mich beißen, wenn ich nur wissen könnte, wer hinter dieser Scharade steckt! Aber genug des Wehklagens, das bringt uns nun auch nicht weiter. Es gilt nun eisern nach vorne zu schauen, auf den Schrecken, welcher hinter der nächsten Biegung auf euch wartet! Doch gewährt mir nun den Moment, euch zumindest ein paar wenige Fragen zu beantworten, meine frisch gebackenen Brigadiere!" Er hielt inne, um den Worten genügend Raum zu lassen, sich in den Gemütern der Anwesenden festsetzen zu können. Bevor er weiter sprach, wandte er sich mit einem freundlichen, besänftigenden Lächeln an die einzige Gestalt, welche sich bis jetzt an seinem mühsam errichteten Feuer eingefunden hatte.
"Ihr müsst keine Angst vor Herrem Tanaka haben, Miss Tanner. Die brutale, gar beängstigende Kraft des Neids brachte jenen Schauspieler, vor nicht allzu vielen Minuten, in diese bedauerliche Situation, nicht wahr?" Der Bold schenkte dem Barden ebenfalls ein aufmunterndes Lächeln. "Also kommt jetzt, seit noch unbesorgt - auch wenn die Düsternis in diesen Zeiten unüberwindbar scheint, ist es an euch, zusammen zu halten und eine Bande zu schmieden, welche dem Dämon in eurem Nacken keine Chance bieten wird! So kommt nun an dieses kleine Feuer, wärmt eure tauben, gefühllosen Hände und hört mir zu!" Erneut winkt er mit der Rechten, während die Linke mit geöffneter Handfläche auf das gemütlich knisternde Lagerfeuer deutete. Plötzlich durchfuhr eine Erkenntnis den Kobold und ließ ihn, aufgrund seiner eigenen Verhaltensweisen, tadelnd seufzen. "Wo bleiben denn in diesen, wahrlich gehetzten Zeiten, meine Manieren? Ich hoffe doch nicht gänzlich auf der Strecke! So entschuldigt meinen Fauxpas und lasst mir die Chance, mich kurz vorzustellen."

Der Kobold neigte sich nach vorne, verbeugte sich ausladend und tief, um sich daraufhin erneut zu voller Größe aufzurichten. Stolz die Daumen in die beiden, adretten Westentaschen gesteckt, verkündete er:

"Ich gebe zu, ich habe vielerorts unzählige Namen. Die einen nennen mich Link, Mithrandir oder Dovakhiim. Die anderen einen Taugenichts, Herumtreiber und gewitzten Tausendsassa! Doch ihr, meine neuen Freunde, ihr dürft mich bei meinem Lieblingsvornamen nennen! Gestatten, oh ehrenhaftes, neunundreißigstes Uhrwerk -

Mein Name ist Wellby!"

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Isamu Tanaka

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« Antwort #27 am: 13.08.2014, 22:46:52 »
Die Stimme Willbys war verklungen. Der junge Barde hatte sich kein stück bewegt. Mal davon abgesehen, dass er zu zittern begonnen hatte. Am libsten hätte er sich zusammen gekauert und die Hände um sich geschlossen, so kalt war ihm gerade. Das Wasser und die nassen Sachen hatten viel von seiner Wärme aus ihm gezogen und die Tatsache, dass er nicht einmal die Hände vor der Brust verschränken konnte, um sich vor weiterer Auskühlung zu schützen, machte es ihm nicht leichter.

Mit einem überspitzten knurren drehte er sich um. Die Kälte hatte über seine Angst gesiegt. Er stapfte wütend über sich selbst an denen vorbei, welche wie er noch unten geblieben waren, direkt auf die verfallende Treppe und das Feuer zu. Die Stufen waren rasch erklommen, auch wenn er bei der letzten wegen der Nässe strauchelte. Zum Glück für ihn fing er sich noch, denn mit den durch eiserne Handschellen auf den Rücken gebundenen Händen könnte er schwerlich einen Sturz abfangen.
Knapp nickte er seinen Gastgeber in dieser Laune zu. „Ihr scheint ja viel über mich und die anderen zu wissen, werter Wellby. Aber für die anderen … Mein Name ist Isamu Tanaka. Barde aus der glorreichen Akademie von Neu Benzoa.“ sichtlich straffte sich der Brustkorb des jungen Barden als er sich selbst als Barden bezeichnete. Es erfüllte ihn einfach mit stolz, auch wenn die Umstände bis jetzt nicht sehr erfreulich waren. Auch der Frau nickte er zu, bevor er sich an das Feuer setzte. Jedoch nicht direkt neben ihr sondern so weit wie möglich weg von ihr. Denn auch wenn er nun am Feuer war, so traute er keinen der beiden wirklich.

Am Feuer schloss er die Augen und genoss die Wärme. Dabei waren deutlich rot blaue Flecke  um seine Nasenwurzel und auf der linken Wangenseite  zu erkennen. Das ganze erinnerte an einen Faustschlag. Momentan hatte die Kälte das ganze wohl so gut gekühlt, dass er selbst keinen Schmerz zu spüren schien und bis jetzt auch normal reden konnte. Nun am Feuer würde sich das wohl ändern.
« Letzte Änderung: 14.08.2014, 08:29:14 von Isamu Tanaka »
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Flinkhand

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« Antwort #28 am: 14.08.2014, 01:57:05 »
Flinkhand nahm das Geschehen nur verschwommen wahr. Langsam lichtete sich der Nebel in seinem Geiste, als er von dem Alchemisten gerettet und dann zu einem Feuer gebracht wurde. Hier gab es noch Andere. An ihren Schemen erkannte er, dass es Menschen waren. Und da waren zwei andere Kobolde. Flinks Blick klärte sich langsam. Den einen Bold kannte er nicht. Er nannte sich Wellby und der andere? War das wirklich möglich? Der sah aus, wie sein Bruder.

"Haze?", fragte er erst vorsichtig. Dann wurde ihm bewußt, dass das wirklich sein Bruder war.

"Haze!" Geschwind rappelte sich der Kobold auf und rannte auf seinen Bruder zu. "Und ich dachte, dich hätten die Krähen gefressen!"

Der Erfinder wirkte ein wenig wirr. Dann kam ihm der andere Bold in den Sinn, obwohl er dessen Worten nicht den rechten Sinn zuordnen konnte. "Ah, werter Wellby. Ihr redet da von Uhrwerken. Das ist mein Spezialgebiet. Seid ihr auch Erfinder? Ich bin übrigens Flink. Besser gesagt Flinkhand Schraubendreher. Und das ist mein jüngerer Bruder Inspektor Haze. Also, was ist das für ein Uhrwerk von dem ihr da redet? Ist es kaputt? Da kann ich es bestimmt reparieren."

Er machte eine kurze Pause, um einmal Luft zu holen. Dann redete er weiter: "Apropos reparieren. Da fällt mir noch etwas ein."

Er kramte in seinen Rucksack herum, holte allerlei Werkzeug daraus hervor - und ein merkwürdiges rohrartiges Gerät. Dann begann er, daran herumzubasteln, arrangierte Drähte neu und dichtete Schläuche ab.

Dann erblickte er Razhan: "Oh, vielen Dank für die Rettung!" Und schon war er wieder in das Basteln vertieft. "Haze. Siehst du das? Es hat funktioniert! Zwar nur einmal, aber.... Der Draht hat nicht gehalten,  Haze. Verstehst du? Darum muss ich den jetzt besser festmachen."

Wieder blickte er von seiner Arbeit auf, wurde jetzt die anderen Personen gewahr und sagte: "Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Flinkhand", sagte er zu den anderen, "Flinkhand Schraubendreher. Und das ist mein Bruder. Der berühmte Inspektor Haze."

Und schon versank er wieder in seine Arbeit, bis er das Gerät mit einem "Geschafft!" aus der Hand legte. Er kramte Kekse aus seinem unendlichen Rucksack hervor. "Hmmm, Haferkekse. Ich hatte doch noch welche, verstehst du, Haze? Ich habe wirklich noch ein paar Haferkekse." Dann fragte er unverwand: "Will jemand Tee?", als ihm ein brauner Beutel in die Hände fiel.
« Letzte Änderung: 14.08.2014, 02:39:57 von Flinkhand »

Und ich nenne dieses Stück... ABRA KADAVER!
« Antwort #29 am: 14.08.2014, 12:08:19 »
Als Haze wieder ein bischen mehr zu Bewusstsein gekommen war, wurde ihm bewusst, dass er beinahe einen Kerl geküsst hätte. Ein Kerl, der wie ein Bär aussah. Die Rippchen und Reservoir Dogs erkämpften sich ihren Weg nach oben, doch Haze beherrschte sich. Als er abgesetzt wurde, murmelte Haze nur noch einmal "Danke".

"Nein, ich glaube, ich habe die Krähen verjagt.", erwiderte Haze auf Flinkis Ausruf. Auch er freute sich, seinen Bruder wieder zu sehen. Leider gelang es ihm nicht vollständig, seine Freude zu verbergen.

Rasch orientierte sich Haze. Er sah kein Problem darin, sich in dieser unwirtlichen (unwirklichen!) Gegend an das Feuer des fremden Bolds zu setzen. Immerhin, es war warm und es gab heißen Tee. Einer geschenkten Kutsche guckt man doch auch nicht unter die Haube. Nun gut, Flinki würde es tun. Aber das ist doch eine Redensart, also spar Dir den Einwand!

Mit gespitzten Ohren lauschte er den Ausführungen des Boldes und mampfte Haferkekse. Seine Miene hellte sich immer weiter auf und war zum Schluss regelrecht euphorisch. "Du willst uns also sagen, dass das Uhrwerk wieder laufen wird und dass wir zu seinen Brigardieren außerwählt wurden? Das klingt, wenn ich es recht bedenke, ... hm... absolut plausibel. Flinki, ich habe immer gewusst, dass unsere Familie zu etwas Großem bestimmt war. Es hat sich bisher nie ganz realisieren können, doch Zeichen hat es immer gegeben, die darauf hindeuteten. Denk nur an Onkel Jan, der den ersten vollautomatischen Bolzenwerfer erfunden hat, den Witwermacher V.1b, und, als er ihn Tante Marthar demonstrieren wollte, drei Einbrecher erschoss. Oder was war mit dem Irren Ned, der mit Geistern sprechen konnte? Und dann ist da noch Cousine Marry. Sie war blond! In unserer Familie hat es nie blonde Bolde gegeben! Wenn mir der werte Herr nun eröffnet, dass das Schicksal uns zu Brigardieren außerwählt hat, dann fügt sich das nur in das Bild. Wir werden unserer Familie alle Ehre machen! Was für eine ruhmreiche Zukunft - und, wenn ich das bei aller Bescheidenheit, bemerken darf - die Wahl hätte kaum besser sein können. Nur eine Frage drängt sich mir doch auf: Was ist eigentlich unsere Aufgabe als Brigardiere?"

Dann, mit einem Mal, sickerte eine andere Information in sein Bewusstsein: "Moment, Flinki, was erzählst Du da für einen Unsinn? Ich bin der Ältere von uns beiden!"
« Letzte Änderung: 14.08.2014, 12:42:12 von Inspektor Haze »
Der kluge Kämpfer zwingt seinem Gegner seinen Willen auf, doch er läßt nicht zu, daß der Gegner ihm den seinen aufzwingt. - Sun Tse

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