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Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 114864 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #165 am: 10.10.2014, 13:23:01 »
Rillfarsell wurde durch die "Hypothese" des Menschen doch etwas verwirrt.
"Umwerfend gut aussehen? Nun, das nehme ich an. Als Göttin sollte sie jede Gestalt annehmen können, die ihr zusagt. Elfen, von denen sie verehrt wird, gelten gemeinhin als attraktiv.
Und da es eine Göttin der Magie ist, sollte sie, neben den eh schon immensen Fähigkeiten einer Gottheit, in diesem Bereich besonders mächtig sein."

Die singende Stimme des Feenwesens hatte dabei einen leicht belehrenden Ton angenommen.
Kurz überlegte es.
"....Ja, mein Erscheinen in dieser Welt, die Kurun genannt wird, ist nicht freiwillig passiert."
Bei dem Gedanken schüttelte es das kleine Wesen und wie so oft schimmerte dadurch kurz die stumpfe Farbe der anderen Federseiten über die Gestalt.
Das Lied und die Flöte. Rillfarsell verabscheute sie, denn es wußte ,das Dinge passieren konnten, wenn es die Flöte abnahm.
Dann aber war wieder das schimmernde Federkleid zu sehen.
"Herberge oder Taverne, was genau meint ihr?"
Harry meinte, fast einen sehnsüchtigen Ton bei Zweiterem zu hören.
Schon drehte sich Rillfarsell im Flug, während es sich dabei neben die Menschen begab, um sich mit ihnen auf den weiteren Weg zu machen.
Dabei hatte es aber nicht vergessen, daß es noch jemanden aufsuchen sollte.



Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #166 am: 10.10.2014, 14:00:05 »
"Nun, das 'Portal' scheint beides in sich zu vereinen. Als Herberge wurde es uns empfohlen, aber vor dem Höllenfeuerwasser wurden wir gewarnt, das hätte noch kein einziger Mann überstanden, wobei mir impliziert zu sein scheint, dass es dann erst recht keine Frau überstehen kann, doch da Ihr weder Mann noch Frau seid, wer weiß, vielleicht wär das genau das richtige für Euch!"

Harry zwinkerte Rillfarsell zu und klopfte Henry dabei auf die Schulter. "Auf, Kamerad! Gleich sind wir da und Du kannst endlich das Gewicht von den Beinen nehmen und die Schrift auf der Innenseite deiner Augenlider studieren."

Und zusammen machten die drei sich auf in Richtung der Herberge.

"Eine Göttin der Magie hat Euch also unsere Namen geflüstert", sagte Harry, während sie nebeneinander hergingen, sodass etliche Leute einen Bogen um die drei machen mussten. "Nun, das wäre ein schöner Gedanke. Die Hilfe einer solchen tät ich nur allzu gern annehmen." Mit einem Seitenblick auf Henry beugte er sich etwas näher zu Rillfarsell hin und sagte in gespieltem Flüsterton: "Doch Henry hier hört das M-Wort nicht gern. Vielleicht wäre es besser, dass Ihr mir von dieser Göttin erzählt, wenn er es nicht mitanhören muss."

Da war das Ende der Straße auch schon erreicht und sie bogen nach links, wie der Halbling ihnen gesagt hatte.
« Letzte Änderung: 10.10.2014, 14:10:42 von Harry Webster »
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #167 am: 11.10.2014, 06:35:56 »
"Wieso sollte das mit dem Höllenfeuerwasser implizieren, daß erst recht keine Frau dieses Getränk übersteht?", fragte das Feenwesen überrascht nach. War dieser Mensch dem Irrglauben aufgesessen, daß es einen bemerksenwerten Unterschied zwischen den Geschlechtern gab? Abgesehen natürlich von den sexuellen, die schwerlich zu verleugnen waren.


Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #168 am: 11.10.2014, 08:56:04 »
"Hm, ja, also, da wo ich herkomme, sind die Frauen meist etwas kleiner als die Männer, so im Schnitt, und deswegen vertragen sie Alkohol weniger gut, so von wegen mangelnder Körpermasse. Und dann mangelt's den meisten, die ich kenne, auch am notwendigen Training. Da sind Frauen doch eher nicht so ehrgeizig wie Männer, die sich seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr mindestens einmal in der Woche die Dröhnung geben. Jedenfalls werde ich gern mal 'Frau' geschimpft, wenn ich mangels Training nicht mithalten kann, wobei ich meine Gründe habe, mich lieber etwas mit dem Alkohol zurückzuhalten. Ein betrunkener Drache ist auf keiner Welt ein so unbedingt wünschenswerter Anblick, aber bei mir zuhause, wo die Existenz von Magie verleugnet wird und die meisten Menschen daher noch nie welche gesehen haben, tun Leute wie ich gut daran, unsere Kräfte niemals ohne triftigen Grund vorzuführen, und zu diesen zählt eigentlich nur die Lebensgefahr... Nun, sagen wir abschließend einfach mal, dass ich das Höllenfeuerwasser nicht probieren werde. Aber hier ist ja endlich der Irori-Tempel, wenn ich die Beschreibung richtig deute. An der nächsten Kreuzung sollte das 'Portal zum Himmel und zur Hölle' sein."

Und so plapperte Harry während des gesamten Weges über belanglose Dinge, während er links und rechts die Häuser beäugte, ob es dort irgendwelche interessanten Läden gäbe, wie z.B. Buchläden oder Zauberläden.[1]
 1. perception = 13
« Letzte Änderung: 11.10.2014, 10:10:31 von Harry Webster »
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #169 am: 12.10.2014, 01:40:01 »
Zwar wusste Harry nicht, wie ein Irori-Tempel aussah, aber das Gebäude bestand aus zwei schlanken Festungstürmen, die durch einen Übergang, der sich über die Straße zog, miteinander verbunden waren. Sie mussten also unter dem Gebäude hindurch, und da es das einzige war, das auf die Beschreibung des Halblings passte... Harry sah sich auf dem Weg aufmerksam um. Sie kamen an einer Schmiede vorbei, etwas zurückliegend entdeckte er eine Gaststätte, und... ja, das klang doch interessant. "Zirius‘ Akademie der überweltlichen Künste" wies ein Schild am Straßenrand auf ein Gebäude zur Rechten hin. Er konnte es von hier aus nicht genauer erkennen, aber es schien ein größeres Gebäude zu sein.

Gleich danach war es Rillfarsell, dem etwas auffiel. Ein Haus mit einer großen Glaskuppel im Dach, umgeben von einem kleinen Garten. Ein Schild am Straßenrand sagte: "Hereius‘ Musikschule".

Ein kurzes Stück weiter konnten sie die Kreuzung erkennen, die der Halbling angekündigt hatte. Dort musste das "Portal" sein.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #170 am: 12.10.2014, 01:44:42 »
Eine Hand, die einen schwarzen, ledernen Handschuh trug, schnellte nach vorne und nahm den Brief. Gleich darauf schloss sich die Tür. Es dauerte eine gute Minute, bis sie geöffnet wurde. "Reinkommen", befahl ihm der geheimnisvolle Türwächter.

Es war tatsächlich sehr dunkel hier drin. Aber inzwischen hatte jemand eine einzelne Kerze angezündet, die auf einem niedrigen Tisch vor einer Sofagruppe stand. Ein kleinwüchsiger, kahlköpfiger Mann in einem dunklen Anzug saß dort, und sah Jurij neugierig an. "Jurij Klee, richtig? Vor wenigen Wochen in der Stadt angekommen. Ich bin Phister Boldon. Setzt euch, und erzählt mir eure Geschichte."

Das Haus, dessen Boden aus edlen Steinfliesen bestand, war kaum eingerichtet: Zwei, drei Schränke standen an den Wänden, die Sitzgelegenheiten bei Boldon, aber das war es auch schon. Es war kein Ort, der wirklich bewohnt wurde, das stand fest.
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #171 am: 12.10.2014, 11:06:40 »
Nachdem sich die Augen von Jurij an die relative Dunkelheit gewöhnt hatten, trat er einen Schritt näher. „Danke.“ zu aller erst. Es fühlte sich für ihn so an, als hätte er mit diesem Haus nun wirklich dunkle die Seite dieser Stadt betreten. Wenigstens auf der Seite, welche gegen diese Dunkelheit kämpfte. Er biss sich auf die Unterlippe und überlegte wie er beginnen sollte.

„Es begann alles heute Morgen.“ Mit diesen ersten Worten nahm er seinen Rucksack von den Schultern. Der Waffenbeutel am Rucksack klapperte dabei hölzern. „´Verschlafen war ich aufgewacht und beim, beim aufstehen gegen einen sterbenden Mann gestoßen.“ Seine Stimme zitterte kurz und seine Augen trübten sich. Es war immer noch verstörend und so langsam machte sich der Mangel an Essen breit. Schließlich hatte er am heutigen Tag nicht wirklich etwas gegessen. Er hatte einfach keinen Hunger gehabt. „Ich habe versucht ihm zu helfen, doch es war zu spät. Er ist gestorben. Doch nicht ohne mir zu sagen, dass er ein Kopfgeldjäger war.“ Jurij zurrte die Tasche des Kopfgeldjägers aus seinem Rucksack. Fest hielt er sie dann in den Händen. „ Welcher mit anderen im Auftrag von Herrn Lanicas den Entführern seiner Tochter hinter her jagen sollte. Hier in der Tasche sind seine Notizen welche erklären wie er auf mich als Entführer gekommen war. Er hatte herausgefunden, dass die Wölfe etwas mit der Entführung zu tun hatten, dass es ein gewisser O war der das Mädchen entführt hatte und auch wie er aussah. Er, er soll genauso aussehen wie ich.“ Jurij schüttelte den Kopf und hob eine Hand als würde er schwören. „Ich, ich habe  damit nichts zutun. Ich habe weder ein Mädchen entführt noch diesen Kopfgeldjäger getötet. Aber bitte hört weiter zu. Es wird noch verworrener. Sofort nach dem Fund bin ich zu meinem Betreuer geeilt. Reyka ist sein Name. Ihm habe ich alle erzählt und wollte ihn zur Leiche bringen. Doch sie war verschwunden. Mein Zimmer stank nach Wein und nichts außer diese Dokumente waren übrig geblieben. Nicht einmal die undurchdringliche Stille welche keinen Laut aus meinen Zimmer dringen ließ. Es sah so aus, als hätte ich zu viel getrunken. Aber  ich trinke sehr selten Alkohol. Es benebelt zu sehr die Sinne. Nichts desto trotz glaubte mir Reyka aber wir machten uns wegen der Tempelmördersache an unsere Arbeit. Vor kurzen trafen wir dabei eine Zeugin, die zuerst dachte ich sei ihr Liebhaber. Ein gewisser Obayifo. Sie hatte ihn beim Theater kennen gelernt und eine Nacht mit ihm verbracht. Er soll ruhig und selbstsicher sein und mir bis auf das Haar gleichen. Leider konnte sie nicht sagen, wo wir ihn finden könnten aber Reyka meinte, dass wir durch diese Ausage nicht bis heute Abend warten könnten. So bin ich zu Ferrigan geeilt. Da eine Priesterin wegen dem Tempelmörderfalles bei ihm war, konnte ich ihm nichts weiter erzählen als, dass ich zu euch müsse wegen gefundenen Informationen. Daher würde er heute Abend gerne über den Stand informiert werden und darum stehe ich nun hier.“ Jurijs Geschichte endete. Er versuchte möglichst ruhig dazustehen, doch knetete er die Tasche mit den Händen. Der Mann, welcher sich als Boldon ausgab konnte dies deutlich sehen. Innerlich war Jurij sehr angespannt. Schließlich hing alles weitere Jetzt von der Reaktion dieses Mannes ab.
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #172 am: 12.10.2014, 12:02:40 »
Boldon hörte Jurij aufmerksam zu. War seine Miene zunächst schwer zu deuten, zeigte sich während Jurijs Erzählung irgendwann leichte Irritation. Mehrfach sah er zu dem Mann, der die Tür geöffnet hatte - noch immer hielt er sich im Schatten, so dass Jurij nicht mehr erkennen konnte, als dass er etwa von seiner Größe war, aber deutlich breitete Schultern hatte.

Als Jurij schließlich von der Entführung erzählte, vergrub Boldon sogar einmal kurz sein Gesicht in seinen Händen, die Stirn gerunzelt. Als er wieder aufsah, war ihm die Verwirrung - für einen kurzen Moment - deutlich anzusehen.

Schließlich, nachdem Jurij geendet hatte, sah er den jungen Mann einige Sekunden nur schweigend an. Dann streckte er den Arm aus. "Die Tasche, bitte."

Jurij gab sie ihm, und Boldon sah alle Unterlagen sorgfältig durch. Kurz spürte Jurij, wie ein Gefühl der Verärgerung in ihm aufkam, ein Gefühl, das er nicht zuordnen konnte, doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, war es auch schon wieder verschwunden.

Boldon sah zu ihm auf. "Was ist dies für ein Ränkespiel?" stieß er schließlich aus.

Er stand auf, und übergab die Tasche seinem schattenhaften Gefährten. Leise wechselte er einige Worte mit ihm, dann kehrte er zu Jurij zurück.

Als Boldon nun vor ihm stand, konnte Jurij ihn etwas genauer betrachten. Er war kaum größer als 1,50 Meter, mit einem schon mehr als leichten Ansatz eines Bauches. Er war vermutlich irgendwo in der Mitte zwischen vierzig und fünfzig Jahren, und hatte ein insgesamt sehr gepflegtes Äußeres.

Er schritt einige Male vor Jurij hin und her, bevor er sich wieder setzte. "Jurij - ich darf doch Jurij sagen -, als ihr zur Tür kamt, dachte ich, einer der Anführer meines Gegners hat herausgefunden, wo ich mich zur Zeit versteckt halte, und will mir einen Hausbesuch abstatten. Auch als ihr anfingt, zu erzählen, habe ich noch lange Zeit geglaubt, das alles hier ist ein skurilles Spielchen. Aber es gibt einen Punkt, der dagegen spricht. Und zwar, dass ich euch glaube. Ich bin sehr gut in solchen Dingen. Leute beobachten. Und ich glaube euch, dass ihr keine Ahnung habt, was hier vor sich geht."

Er schüttelte den Kopf, fast ein wenig verzweifelt. "Nur ergibt das alles leider überhaupt keinen Sinn. Der Mann, der 'aussieht wie ihr', Obayifo, ist uns gut bekannt. Er tauchte, wie wir inzwischen wissen, wenige Tage nach eurem Auftauchen in der Stadt bei den Wölfen auf. Und hat dort eine rasend schnelle Karriere gemacht, wurde in kürzester Zeit zur rechten Hand des Anführers. Das jedenfalls war sein Leben in der Nacht. Am Tag, da spielte er den unschuldigen Jungen, der eine rechtschaffene Arbeit bei der Stadtwache sucht. Das jedenfalls war bisher unser Eindruck."

Wieder stand Boldon auf, und wandte sich an seinen Begleiter. "Gab es irgendwelche Lücken in der Überwachung? Wo hätte uns Obayifo entwischen können?"

Der "Schatten" antwortete mit fester Stimme. "Nur Sekunden. Wenn Obayifo im Schankraum saß, um zu essen, hatten wir ihn im Blick." Erneut verspürte Jurij für einen winzigen Moment Verärgerung in sich aufkommen. "Wir hatten ihn im Blick, wenn er die Treppe hochging. Und wir haben ihn durchs Fenster beobachtet, wenn er in sein Zimmer ging, so lange, bis er die Fensterläden schloss."

Boldon wandte sich zu Jurij um. Er zögerte einen Moment, setzte sich dann wieder. "Für uns gab es keinen Zweifel, dass wir nur über eine Person sprechen. Das einzige, was uns bereits die ganze Zeit über irritierte, war, dass Obayifo scheinbar keinen Schlaf brauchte. Wenn sich nun tatsächlich herausstellt, dass wir es mit zwei Personen zu tun haben, wäre zumindest dieses Rätsel geklärt."
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #173 am: 13.10.2014, 00:32:23 »
Jurij durchzuckten mehrere kalte Schauer als Boldon von seinen Recherchen sprach. Doch erst als Boldon aufgehört hatte, konnte er darüber nachdenken. An was erinnerte ihn das Ganze nur? Während er nachdachte blickte er zu Boden.  Er wurde also wirklich überwacht doch zumindest nicht nur von den Wölfen. Sondern von der Gerichtswache selbst. Wie war das nur möglich? Er fasste sich an den Kopf und verkrallte sich in seinen Haaren. Dabei schloss er seine Augen. Dann viel es ihm ein. In so einer Situation war er schon einmal. Als ihm diese Erkenntnis kam, weitete er seine Augen. Ein sicheres Zeichen für Boldon und dem Mann im Schatten, das Jurij gerade noch etwas eingefallen war. Dieser blickte jedoch rasch unsicher zu Boden. Er fragte sich ob er vom Kloster und der Polizei erzählen sollte.

Schwer ließ er sich auf den Boden neben der Tasche plumpsen. „Ich…“ seine Stimme war zittrig und es war deutlich zu merken das er jedes seiner Worte selbst in Frage stellte. Ich, ich, vor einigen Jahren. Da war ich in einer ähnlichen Situation.“ er schluckte schwer. „Ein Abt hatte mich aus einem Kloster geworfen, weil ich mich nicht an die Regeln gehalten haben sollte. Unter meinem Bett lagen einige obszöne Heftchen, eine Waffe und andere Dinge. Ich schwöre sie gehörten mir nicht doch ein Klosterbruder wollte mich einige Nächte beobachtet haben, wie ich über die Mauer stieg. Später wollte mich dann die dortige Gerichtswache festnehmen, weil ich einem nächtlichen Schläger ähnlich sah.“ Er schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Ich schwöre ich habe weder Damals noch heute etwas getan. Aber ich kann nicht einmal mir erklären woher diese Ähnlichkeiten stammen.“ wieder schüttelte Jurij seinen Kopf. Immer wieder fragte er sich wie diese Übereinstimmungen möglich waren. Er fand aber keine Erklärung. „Boldon, könnt ihr es erklären. Habt ihr eine Idee? Was hat das zu bedeuten und was soll ich tun? Jurij merkte wie er von der Anstrengung des Tages und diesem Problem ohne Lösung starke Kopfschmerzen bekam.
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #174 am: 13.10.2014, 10:40:42 »
Boldons Miene wurde bei Jurijs Beschreibungen wieder ernster. Sein Blick wechselte zu seinem Begleiter, dann wieder zu Jurij.

"Was auch immer dahinter stecken mag, wenn es stimmt, was ihr sagt... es besteht die Option, dass es sich doch nur um eine Person handelt. Es gibt vielfältige Erklärungen hierfür. Geistkontrolle, Besessenheit, und egal, wie unwahrscheinlich das sein mag, wir müssen auch in Betracht ziehen, dass ihr einen kranken Geist habt. Eine zweite Seite, die euch selbst nicht bewusst ist. Auch wenn ich eine magische Ursache für realistischer halte."

Er kratzte sich am Kinn, während er seine Worte einen Moment wirken ließ. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Wölfe euch beobachten. Damit wissen sie vermutlich auch, dass ihr bei mir wart. Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass es nur um den Mord und nichts sonst ging. Deshalb darf kein weiterer Kontakt zwischen uns stattfinden, bevor wir nicht mehr wissen. Aus dem gleichen Grund kann ich euch auch zu keiner von meinen Kontaktpersonen schicken. Aber als Hilfswache seid ihr doch sicherlich auch für den Tempelschänderfall eingeteilt worden, richtig?" Jurij bestätigte seine Vermutung. "Gut. Wie ich hörte, gibt es eine Priesterin, die als Vertreterin der Gemeinschaft der Tempel die Gerichtswache unterstützt. Als ich davon hörte, habe ich sie gleich überprüfen lassen, und nach allem, was ich sagen kann, ist sie vertrauenswürdig. Sprecht mit Ferrigan. Sie soll euch untersuchen, auf magische Ursachen ebenso wie auf... gesundheitliche."

Er ging einige Schritte in Richtung des Flurs - in Richtung der Tür -, und wartete dort auf Jurij. "Ferrigan wird dafür sorgen, dass ich informiert werde. Ich komme wieder auf euch zu, sobald es sinnvoll ist. Bis dahin habt ihr offiziell einfach nur euren Fall gemeldet, und seid danach zu euren Pflichten zurückgekehrt. Führt euer Leben weiter, als hätte dieses Gespräch gar nicht stattgefunden. Erweckt keine Aufmerksamkeit. Die Wölfe dürfen nicht an euch zweifeln, verstanden?"

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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #175 am: 13.10.2014, 14:55:11 »
Rillfarsell hörte dem Menschen geduldig zu.
Denn dieser redete viel und gab dem Feenwesen damit einiges an Informationen.
Als es das Haus des Musiklehrers sah, machte es sich eine geistige Notiz, baldmöglichst dort vorbei zu schauen.
Nun aber ging es erst mal in ein Gasthaus und auch wenn es auf Grund des Ringes eigentlich keiner Nahrung oder Trinken bedurfte, genoß Rillfarsell den Geschmack der Dinge.
Er nahm sich fest vor, dieses Höllengebräu zumindest mal zu probieren.
Immer wieder, während sie vorankamen, gab es Geräusche von sich, die ein aufmerksames Zuhören signalisierten.

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #176 am: 13.10.2014, 15:17:02 »
Jurij hatte sich wieder aufgerichtet. Die Worte von Boldon ergaben für ihn kaum einen Sinn. Schließlich existierte auf der Erde keine Magie. Jedenfalls war ihm nichts der geleichen Bekannt. Ja, es gab so Gestalten in der Geschichte wie Merlin, welche Magier gewesen sein wollten, aber die Erdenforscher gingen eher davon aus, dass falls Merlin gelebt hatte er für sein Zeitalter schon weit in der Wissenschaft voran geschritten war. Aber Magie, so wie in dieser Welt, Halblinge, Orks und wer weiß was herumstiefelte soll es ja Magie geben. Für Jurij war es so wie bei Merlin. Es musste eine wissenschaftliche Erklärung für ihre -Wunder- geben. Aber er hatte sich ja noch nicht tiefer damit befasst.
Jedoch einige Dinge verstand er. Beherrschung, damit meinte Boldon wohl nichts anderes als Hypnose. Wenn jemand Hypnotisiert war, konnte er ja tatsächlich etwas machen woran er sich danach nicht mehr erinnerte. Doch wann sollte es passiert sein? In Berlin, im Polizeiwagen als dieser Harry komische Sachen gemacht hat? In den USA beim Kloster? Wenigstens war der Zeitrahmen recht eng, wenn es zu dieser Zeit passiert war.

Benebelt von seiner eigenen Verwirrung nickte er zu Boldons Worten. Ihm war nicht wohl bei der Sache sich einer Fremden so weit zu öffnen aber er wollte Gewissheit haben. Vielleicht wäre es auch gut noch mal nach Henry und Harry zu suchen. Sie schienen ja schon etwas länger das Problem zu haben und wenigstens Harry schien ja etwas mit Magie anfangen zu können. Vielleicht könnte er ihm ja auch erklären was damit nun gemeint war.

„Vertsnaden, ich werde so tun als sei die Sache damit erledigt.“ er musste sich räuspern damit seine Stimme wieder Kraft gewann. „Die Priesterin war gerade eben noch bei Ferrigan also werde ich sofort wieder zurück gehen.“ Bevor er jedoch ging bedankte er sich noch bei Boldon für das Vertrauen.
Damit hieß es wieder direkt zurück zu Ferrigan. Der Gedanke von allen Seiten beobachtet zu werden gefiel ihm nicht wirklich. Aber gerade jetzt konnte er es nicht ändern.
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #177 am: 14.10.2014, 21:27:45 »
Boldon nickte ihm zu. "Aber erzählt ihr nicht mehr als notwendig. Ich halte sie für vertrauenswürdig, aber ich kenne sie nicht wirklich. Sie ist im Moment lediglich unsere beste Option."

Damit machte sich Jurij auf den Weg zurück zum Hauptquartier. Er lief die Straße entlang, vorbei am Portal, das in dieser Welt zu seinem Zuhause geworden war... als er erneut zwei Gestalten vor sich sah. Henry und Harry! Und an ihrer Seite flog ein seltsames Wesen, das sich mit Käferflügeln in der Luft hielt und... sich mit ihnen unterhielt?!
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #178 am: 14.10.2014, 21:34:32 »
Harry, Henry und Rillfarsell liefen beziehungsweise flogen durch die Straßen des Tempeldörfles, bis sie der Kreuzung näher kamen, an dem sich das Portal befinden sollte. Das Gebäude war zur Hälfte weiß, zur anderen schwarz - ein Stein, so dunkel, dass er das Licht zu verschlucken schien. Das Gebäude war ein einziger, großer Quader, exakt in der Mitte durch die zwei Farben geteilt. Eine große, oben abgerundete Eingangstür aus schwerem Holz befand sich exakt in der Mitte.

Große, eiserne Buchstaben prangten darüber:

DAS PORTAL

Und darunter, in kleineren Buchtstaben:

zum Himmel
und zur Hölle

Links davon, auf der schwarzen Seite, war die steinerne, bemalte Figur eines geflügelten und gehörten Echsenwesens mit einem Schwert zu sehen, rechts davon, auf der weißen Seite, eine wunderschöne junge, leicht bekleidete Frau mit großen weißen Flügeln. Die beiden Figuren waren jeweils etwa dreißig Zentimeter groß, und schienen jeden, der hineinging, genau zu beobachten.


Doch als sie gerade dort ankamen, fiel den Dreien vor allem eines auf: Der junge Mann, der ihnen gerade wieder entgegenkam - Jurij...
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #179 am: 14.10.2014, 22:25:44 »
Harry beäugte die beiden kleinen Figuren misstrauisch. Wenn das nicht wieder so aussah, als würden die beiden die Welt in Gut und Böse einteilen, in Gold oder Rot, Tag oder Nacht, Henry oder Harry...

Dann entdeckte er Jurij, der ihnen entgegenkam. Sein erster Impuls war: sich möglichst unauffällig an ihm vorbeidrücken. Nicht, dass der erregbare und magie-ungläubige Kerl sie doch noch auf die Gerichtswache zerrte. Doch Harrys zweiter Gedanke war: der Junge sieht verloren aus. Ein Fisch aus dem Wasser. Jemand, dem soeben der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist.

Harry blieb stehen. Er konnte nicht anders.

"Jurij", sagte er. "Du siehst nicht sehr glücklich aus. Schau, wir haben noch einen vierten Leidensgenossen getroffen und wollten uns gerade ein ruhiges Zimmer suchen, wo wir uns über unsere Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen können. Willst du nicht doch mit dabei sein? Auch wenn das voraussichtlich kein erbauliches Gespräch wird. Das M-Wort wird vorkommen, da warn ich dich lieber gleich vorneweg. Komm schon, Junge! Wir sind nicht deine Feinde. Im Gegenteil, wir könnten deine Freunde sein. Und wir schulden dir noch einen Kaffee."[1]

Er hielt einen ziemlich schlaffen Beutel hoch und brachte die wenigen Münzen darin mühsam zum Klimpern. Dann grinste er Jurij schief an.

"Auf, gib dir nen Ruck. Du musst da echt nicht mit aller Gewalt allein durch. Wir drei stecken in derselben Scheiße wie du und vielleicht finden wir ja gemeinsam einen Weg heraus. Was sagst du?"
 1. @ Meister - gibt es das Wort Kaffee auf Thoru? Sonst muss er aufs Englische ausweichen.
« Letzte Änderung: 15.10.2014, 18:43:12 von Harry Webster »
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