• Drucken

Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 116089 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Henry

  • Beiträge: 139
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #300 am: 27.11.2014, 21:47:42 »
"Ob der Bär schon wach ist...", die Worte Harrys hallten in Henrys Gedanken nach. Er fragte sich, ob damit etwas anrüchiges gemeint gewesen war. Eine Zote mit einem Augenzwinkern, sozusagen. Tatsächlich war Henry aber froh, dass Harry gerade wieder gekommen war, denn er hatte etwas gelitten. Aria hatte eine helle Lebensfrohe Art und Weise, wie sie den Iren zu eigen war. Das hätte Henry eigentlich entgegen kommen müssen. Tatsächlich aber war sein Leben in den letzten Jahren anders verlaufen. Was er in Sankturio erlebt hatte, hatte Henry zurückhaltender werden lassen und nachdenklicher. Die Frau war für Henry neben vielem anderen auch eine Wiederbegegnung mit einem alten Selbst. Und in diesem Sinne forderte sie ihn auch heraus. Als es still geworden war am Tisch und Henry spürte, dass er etwas sagen sollte, hatte er aus lauter Verlegenheit Aria das alles erzählt und diese hatte ernsthaft und interessiert zugehört, sich ihre Stimmung aber nicht trüben lassen. Nun bereute Henry, soviel gesagt zu haben. Es hatte sicherlich dumm oder angeberisch geklungen. Henry seufzte innerlich.

"Ja, nett, dass Du uns begleitest und uns die Stadt zeigst.", sagte Henry, als sie vor dem haus des Musiklehrers ankamen. "Dadamm! Wieder eine Dummheit!", schallte er sich innerlich. "Ich merke, dass mir die frische Luft gut tut und auch die Sonne. Sag mal, kennst Du diesen Musiklehrer? Sein Haus ähnelt manchen Gotteshäusern in meiner Heimat und ich weiß noch nicht, ob mir dies Freude macht."
« Letzte Änderung: 27.11.2014, 21:47:56 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Harry Webster

  • Beiträge: 822
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #301 am: 28.11.2014, 22:43:48 »
Auch Harry betrachtete beim Näherschreiten die Motive in den Glasfenstern der Haustür ganz genau. Was stellten sie dar?[1] Fanden sich dort tatsächlich sakrale oder auch arkane Motive? Wenn ja: freundliche oder eher nicht so freundliche? Wenn nein: an was erinnerten die Bilder ihn sonst? Mit Kunst hatte er sich sein Lebtag zwar noch nie so richtig beschäftigt, aber er kannte sich mit Volksmärchen aus (allein von den Grimms Märchen besaß er mehrere illustrierte Ausgaben), mit der Feenwelt, mit graphic novels und phantastischer Literatur (ja, er hatte sogar die Erzählprosa seines Namenspatrons Aleister Crowley gelesen) und außerdem—dank Auntie Trish, die ihn während seiner gesamten verkorksten Jugend einmal im Monat ins Civic Opera House geschleift hatte—mit italienischer Oper.

Ansonsten wartete er gespannt, was Aria auf Henrys Frage antworten würde.
 1. perception = 20
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #302 am: 29.11.2014, 11:42:02 »
Die Glasfenster zeigten allerlei unterschiedliche Szenen, manche eher ruhig, manche hoch dramatisch: Ein Liebespaar an einem Abgrund, ein Ritter, der gegen einen weißen Drachen kämpfte oder ein finster aussehender Mann vor einem Tisch mit allerlei Tiegelchen und Töpfchen und rauchenden Töpfen. Einige Dinge waren allen Bildern gemein: Sie waren unglaublich detailliert, und sie zeigten stets jemand, der entweder sang oder ein Instrument  spielte.

Tatsächlich fühlte sich Harry an das Opernhaus erinnert. Die Motive hätten auch auf Plakaten zur Bewerbung irgendwelcher großer Opern stehen können.

"Nicht persönlich", beantwortete Aria Henrys Frage. Zu seinen Äußerungen im Wirtshaus hatte sie noch nicht viel gesagt, außer, dass sie über die Bedeutung seiner Worte noch würde nachdenken müssen. Allerdings hatte sie noch etwas anderes gesagt. Dass er, wann immer er das Bedürfnis verspüren sollte, mit ihr über die Dinge reden konnte, die ihm widerfahren waren. "Aber was man so hört, ist er der beste Musiklehrer weit und breit. Unterrichtet nur Kinder. Er könnte Königspreise nehmen, aber er hält die Preise so, dass eigentlich alle Eltern, die irgendeine Arbeit haben, ihre Kinder zu ihm schicken können."

In dem Moment betätigte Rillfarsell die feine, seidene Kordel, die vor der Tür hing. Zuerst ertönten einige leise Glockentöne, eine fröhliche kurze Melodie, dann plötzlich ein Paukenschlag, gefolgt von Geigenspiel, das Harry in der spannenden Schlüsselszene eines Horrorfilms vermutet hätte. Die Musik jagte ihnen einen Schauer über den Rücken, bevor sie nach einigen Sekunden auch verstummte.

Kurz darauf waren Schritte zu hören, dann öffnete sich die Tür. Vor ihnen stand ein hagerer Mann, gute 1,80 groß, mit schlohweißem, glätten langen Haar und hellen blauen Augen. Es war schwer, sein Alter zu schätzen. Seine Wangenknochen waren leicht eingefallen, sein Rücken leicht gebeugt, und er wirkte ein wenig erschöpft. Seine Haut aber war glatt wie die eines Zwanzigjährigen, ohne jede Falte. Es war ein seltsames Bild zumindest für Henry und Harry.

Der Mann, der einen eng anliegenden, hoch geschlossenen schwarzen Anzug trug (was seine hagere Gestalt noch unterstrich), sah sie interessiert, aber auch etwas unsicher an. Er lächelte. "Willkommen in meiner Musikschule. Was kann ich für euch tun?"

Der Raum hinter ihm sah ein wenig aus wie die Eingangshalle eines Schlosses - nur im Miniaturformat. Es gab - zumindest in diesem Raum - kein zweites Stockwerk, so dass die Decke hoch über ihnen lag. Der Boden schien aus einer einzigen, großen Steinplatte zu bestehen, fünf Meter lang und vier Meter breit, die bis zu den Wänden aus dunkelbraunem Holz reichte. An jenen stand eine ganze Reihe aus Instrumenten: Vom Klavier über gitarrenähnliche Instrumente bis hin zu verschiedenen Blasinstrumenten aus einem seltsam schimmernden, weißen Metall.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Harry Webster

  • Beiträge: 822
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #303 am: 01.12.2014, 09:06:57 »
Weiße Drachen? Wo kommen die denn her, vom Nordpol? Wenn das keine dichterische Freiheit ist, steht's auch mit den Drachen ganz anders hier als daheim. Aber es scheint welche zu geben. Auf wessen Territorium ich mich da wohl beweg? Das sollte ich vielleicht auch noch herausfinden, bevor ich eine böse Überraschung erlebe. Ob man sich hier auch erkennt? Und was soll die merkwürdige Klingel? Irgendwie erinnert die mich an die Waage in Brückenstadt: Horrorklänge, wenn finstere Gestalten vor der Tür stehen; himmlische, wenn gute Leute klingeln.

Das Öffnen der Türe unterbrach Harrys Gedanken. Ein Mann mit weißem Haar aber glatter Haut öffnete. Ein weißer Drache? dachte Harry, doch verwarf er diesen Gedanken gleich wieder, als er die Unsicherheit des Mannes bemerkte. Ein Drache in seiner eigenen Höhle würde niemals so auftreten.

Rasch trat Harry einen Schritt zurück und machte sich etwas kleiner. "Guten Tag. Es hieß, Ihr hättet vielleicht Arbeit für jemanden, der keine Arbeit scheut. So will unser Freund hier gehört haben." Er deutete auf Rillfarsell, der zwar ganz vorne stand, aber den der Mann noch nicht entdeckt zu haben schien. Zu spät fiel ihm auf, dass man seine Worte auch missverstehen konnte. 'Jemand, der keine Arbeit scheut'—das klang ja wie: egal ob legal oder illegal. Hoffentlich verstand Aria das nicht so.
« Letzte Änderung: 01.12.2014, 09:08:26 von Harry Webster »
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Henry

  • Beiträge: 139
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #304 am: 02.12.2014, 10:55:10 »
Henry beobachtete seinen Freund Harry, welcher die Stirn runzelte und in Gedanken zu sein schien. "Der Himmel weiß, welche Theorien er gerade wieder spinnt. Wer so viel mit dem Paranormalen zu tun gehabt hat, meint hinter jeder Ecke und jedem Busch einen Geist oder einen Drachen zu sehen. Nur an einen glaubt er nicht, unser'n Heiland Jesus Christus.", Henry schüttelte leicht den Kopf über seine Gedanken.

"Nun, um es etwas anders auszudrücken: Wir sind neu hier in der Stadt und suchen einen Verdienst. Rillfarsell sagte uns, dass Ihr eine anbötet. Nur welcher Art diese Arbeit ist, darüber sagte er nichts."
« Letzte Änderung: 02.12.2014, 10:55:31 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Rillfarsell

  • Beiträge: 208
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #305 am: 02.12.2014, 14:11:20 »
Rillfarsell genoß die Klangfolge der Türglocke und versuchte, sich die Melodie zu merken.
Als dann die Tür geöffnet wurde, war ihm schon fast klar, daß es übersehen werden würde. Deshalb wirkte es noch schnell wieder einen Lichtzauber auf sich, damit das Licht die funkelnden Federn betonen konnte.
Da die anderen schon auf es gewiesen hatten, verneigte sich nun das Feenwesen höflich.
"Mein Name ist Rillfarsell aus der Ersten Welt. Meine Begleiter sind Harry, von den Drachen, Henry, der Verlorene, und die werte Dame Aria.
Leider muß ich das Gesagte meiner Begleiter ein wenig ins rechte Licht rücken.
Mir wurde gesagt, daß ihr bei einer Angelegenheit Hilfe benötigt.
Ich persönlich würde dies nicht mit Arbeit gleichsetzen, da ich meine Dienste eventuell auch ohne Gegenleistung zur Verfügung stellen würde.
Nichts für ungut, werte Herren."

Letzteres fügte Rillfarsell mit einem entschuldigendem Schulterblick zu Harry und Henry an.
Schließlich wußte es nicht viel über die beiden. Und vielleicht waren sie materialistischer veranlagt als es.
« Letzte Änderung: 02.12.2014, 14:12:52 von Rillfarsell »

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #306 am: 07.12.2014, 11:40:00 »
Unsicher wanderte der Blick des Mannes mit dem schwer einzuschätzenden Alter zwischen den Gefährten hin und her. "Wer... wer schickt euch?" Er öffnete seine Tür weiter, und trat einen Schritt zur Seite. "Wer auch immer, wir sollten alles weitere drinnen besprechen."

Während die Besucher das Haus betraten, sah sich Hereius hektisch in der Umgebung um, als befürchte er, dass man sie beobachtete. Dann schloss er schnell die Tür hinter sich, und drehte sich zu der ungewöhnlichen kleinen Gruppe um. So, wie er da stand, mit dem Rücken an die Tür gedrückt, machte er einen ängstlichen, fast jämmerlichen Eindruck. Auch in seinen Augen spiegelte sich deutlich die Unsicherheit.

"Ihr... ihr seid gekommen, um mir zu helfen?" Er sah zu Rillfarsell. Die Anwesenheit einer Fee schien ihn nicht sonderlich zu überraschen. "Kommt ihr von... von... wer schickt euch?"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rillfarsell

  • Beiträge: 208
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #307 am: 08.12.2014, 06:45:47 »
"Das weiß ich selbst nicht so genau. Ein kleiner, blauer Vogel hat es mir gezwitschert, kurz bevor er sich davon gemacht hat."
Mehr konnte Rillfarsell auch nicht sagen, denn er wußte ja nicht mehr.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #308 am: 08.12.2014, 10:22:50 »
Die Augen des Mannes weiteten sich, als Rillfarsell von dem Vogel berichtete. Ein unsicheres Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Dann schickt euch Tamino! Bei allem, was mir heilig ist, das ist ein Glück!"

Er rückte endlich von der Tür hinter sich ab, eilte an der kleinen Gruppe vorbei und geleitete sie in einen Nebenraum. "Kommt, kommt, setzt euch!" Ein Tisch mit acht Stühlen stand in dem Raum, der an eine Art Speisesaal eines Adligen erinnerte. Hinter dem Tisch füllte ein großer, weiß gestrichener Klavierflügel den restlichen Bereich des Raumes aus. An den mit roten Samttüchern behangenen Wänden hingen diverse Saiteninstrumente, einige davon so exotisch, dass niemand von ihnen bisher ein solches Instrument gesehen hatte.

Nachdem sich alle gesetzt hatten, nahm auch Hereius Platz. "Vielen Dank, dass ihr gekommen seid. Ich verdanke Tamino so viel. Dabei habe ich ihn noch nie persönlich gesehen... immer nur seinen Boten. Das..." Nun zögerte er doch einen Moment, bevor er weiter sprach. Sein Blick wechselte noch einmal unsicher von einem zum anderen. "Wisst ihr, ich führe die beliebteste Kinder-Musikschule von ganz Terendol. Ich könnte jeden Preis nehmen, den ich möchte, aber ich setze die Preise so an, dass es für mich zum Leben reicht - und trotzdem möglichst viele Leute sich die Schule leisten können. Ich wähle meine Schüler nach Begabung aus, nicht danach, wer ihre Eltern sind." Er lächelte wieder unsicher. "Allerdings passt das nicht jedem. Es gibt... mächtige Leute, deren Kinder ich abgelehnt habe, und die mir dies sehr übel genommen haben. Bisher konnte ich mit allen Drohungen umgehen, ich bin das gewohnt, aber..."

Hereius sprach schnell, fast, als hätte er Angst, dass diese einmalige Gelegenheit, seine Sorgen zu erzählen, verstreichen würde, wenn er nicht schnell genug alles berichtete.

Er setzte sich in seinem Stuhl zurück, und atmete tief durch. "Ich weiß nicht, wem genau ich auf die Füße getreten bin, aber wer auch immer es war, hatte offenbar Kontakte zu den finstereren Gestalten der Stadt. Ich erhielt..." Er zögerte erneut, wenn auch nur kurz. "Ich erhielt Besuch von den Wölfen. Ich solle ab sofort ein Schutzgeld zahlen, oder man würde hier alles niederbrennen, und zwar, während ich drin bin -ich und meine Schüler. Ich muss mich bis morgen abend entscheiden. Das Schutzgeld ist so hoch, dass ich es nur zahlen kann, wenn ich ab sofort die Preise extrem erhöhe. So extrem, dass sich nur noch die Reichsten den Unterricht leisten können."

Er seufzte. "Ich bin verzweifelt. Ich will nicht nachgeben, aber ich will auch auf keinen Fall das Leben meiner Schüler riskieren. Und ich kann nicht zur Gerichtswache. Was passiert, wenn man zur Wache geht, wenn die Wölfe bei einem waren, nun ja, das dürfte ja bekannt sein."

Unsicher wanderte sein Blick von einem zum anderen. "Werdet ihr mir helfen?"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Harry Webster

  • Beiträge: 822
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #309 am: 08.12.2014, 10:47:24 »
"Oh, mit Schutzgelderpressung kenn ich mich aus!" entfuhr es Harry. Dann räusperte er sich verlegen. "Aber wenn die Wölfe hier in Terendol so etwas ähnliches sind wie die Marcones in Chicago—und so klingt das, was Ihr sagt—dann zahlt Ihr besser. Alles, was wir da erreichen könnten, wäre Euch falsche Hoffnungen zu machen. Ich hab's oft genug mitansehen müssen... Tut mir leid. Ihr scheint ein sehr ehrenwerter Mensch zu sein." Er stand auf und wandte sich zum Gehen.
« Letzte Änderung: 11.12.2014, 14:02:01 von Harry Webster »
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #310 am: 08.12.2014, 13:55:11 »
Er wandte sich zum Gehen - und nahm im gleichen Moment zwei Dinge wahr. Das eine, wenig überraschend, ein strafender Blick Arias, die von seiner schnellen Entscheidung wohl wenig begeistert war. Das andere war... ein Gefühl der Belustigung. Vielleicht sogar ein wenig Hohn. Aber da war noch etwas anderes. Etwas... nein, er konnte das Gefühl nicht greifen. Alles, was er spürte, war, dass da noch etwas war.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rillfarsell

  • Beiträge: 208
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #311 am: 08.12.2014, 15:57:24 »
Rillfarsell war ebenso über die schnelle Ablehnung des Drachenjüngers, wie es Harry insgeheim tituliert hatte, überrascht wie Aria. Und es war ebenso wenig begeistert. Auf der anderen Seite war nur ihm das Hilfegesuch angetragen worden, also konnte es dem Menschen kaum Vorhaltungen machen.
"Ich weiß nicht, wer die Wölfe sind.
Und diesen Tamino.... Nun, irgendwie kommt mir der Name bekannt vor, auch wenn ich nicht mehr weiß, woher.
Ich für meinen Teil bin gewillt, zumindest einmal mit diesen Wölfen zu reden. Man kann nie wissen, ob es nicht eine gütliche Einigung geben wird, wenn man es nicht versucht. Und wenn man eben mit ihrem Auftraggeber verhandel muss.
Deshalb, guter Mann, werde ich all mein Können in euren Dienst stellen, um euch und eure Schule zu bewahren.
Ich kann nur hoffen, daß mir meine Begleiter trotz ihrer Erlebnisse und Erfahrungen Hilfestellung leisten?"

Der Ton des Feenwesens war bei den letzten Worten fragend geworden, was auch durch den Eindruck verstärkt wurde, daß es sich zu den Genannten umsah.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #312 am: 08.12.2014, 17:03:44 »
Hereius sah Rillfarsell dankbar, aber auch etwas verunsichert an. "Ich... habe meine Zweifel, dass man mit diesen Leuten einfach reden kann. Sie sind gnadenlos. Wenn sie etwas haben wollen, dann setzen sie alle verfügbaren Mittel ein, um es zu bekommen." Er sah zu Harry, und Mutlosigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht wider. "Ich... ich wusste nicht, wen Tamino mir schicken würde. Der blaue Vogel... er sprach von einem mächtigen Verbündeten, der helfen würde. Ich hatte gehofft..." Er schüttelte den Kopf. "Eine gütliche Einigung werdet ihr kaum mit den Wölfen erzielen. Wenn ihr keinen anderen Plan habt, dann hat euer Freund vermutlich Recht. Dann muss ich mich wohl fügen."

Er senkte den Kopf, und seufzte. Offenbar waren Rillfarsell und seine Begleiter seine große Hoffnung gewesen, die ihm gerade entglitt. "Ich glaube, das hängt alles mit diesem neuen Kopf bei den Wölfen zusammen. Nachdem sie mich bedroht haben, habe ich mich umgehört... sie nennen ihn Obayifo.[1] Naja, ist auch nur eine haltlose Vermutung. Die Drohungen fingen wohl an, kurz nachdem er bei den Wölfen in die obersten Ränge aufgestiegen ist. Aber das kann Zufall sein."
 1. Diesen Namen hat Jurij im Gespräch übrigens explizit erwähnt
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Rillfarsell

  • Beiträge: 208
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #313 am: 09.12.2014, 15:34:01 »
"Dann führen ich eben eine Unterhaltung mit diesem Obayifo. Vielleicht habe ich schon eine Spur, wie ich ihn finden kann." Rillfarsell gab nicht so schnell auf, vermied es aber Jurij zu erwähnen.
"Ich denke, dieser Anführer wird auch nur auf Geheiß eines anderen diese Drohnungen gemacht haben. Denn was sollte er davon haben, wenn ihr nur noch die Kinder der Reichen unterrichtet? Da muss meiner bescheiden Meinung nach mehr hinter stecken.
Sagt, guter Meister der schönen Klänge, wie habt ihr denn sonst die Drohungen umgangen?"


Harry Webster

  • Beiträge: 822
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #314 am: 11.12.2014, 13:57:35 »
Ach, komm mir doch nicht so, meine Werteste! dachte Harry. Konnte Lasciel seine Gedanken hören oder nur das, was er laut sagte? Mir doch egal. Jedenfalls musst du nicht meinen, dass mich deine Meinung zu meiner Person interessiert. Und deine Gefühle kannst du auch für dich behalten, besonders die, von denen du nicht einmal selbst weißt, was sie heißen sollen!

Als der Name Obayifo fiel, fuhr Harry herum. Obayifo! Das machte die Sache erst recht hoffnungslos. Alles, was sie in der Sache unternehmen könnten, würde der Feind sofort erfahren! Zwar hatte Rillfarsell recht, dass eine Untersuchung des Auftraggebers sich lohnen mochte—dann könnte Harry ihn aufsuchen und sein Leben um die Erfahrung bereichen, wie es sich anfühlt, auf der Empfangsseite einer Erpressung zu stehen, und ihm in freundlichen Worten klar machen, dass ab jetzt seine Familie und sein Hab und Gut in Gefahr wären, außer er nähme seinen Auftrag sofort zurück—doch dazu müssten sie das Ganze vor Jurij geheimhalten. Aber das war nicht möglich. Lasciel oder einer der anderen Gäste würde es ihm schon brühwarm erzählen. Es sei denn, Tai'Lor wüsste von einer Möglichkeit, wie sie ihre Dämonen daran hindern könnten, miteinander zu kommunizieren. Harry hatte da ja wenig Hoffnung. Am Ende waren die gar telepathisch verbunden.

Er trat an den Tisch zurück und stützte sich auf die Lehne eines freien Stuhls. "Ich denke nicht, dass wir heute und sofort irgendwelche Versprechungen machen sollten. Die Sache ist bestenfalls riskant. Garantieren, dass niemand verletzt wird, ist aber unmöglich. Wenn überhaupt, dann können wir erst morgen sagen, ob wir eine Hoffnung sehen, eine Möglichkeit des Eingreifens. Wir würden uns heute abend besprechen und Euch morgen Bescheid geben. Wie klingt das?"
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

  • Drucken