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Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 115934 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #315 am: 12.12.2014, 17:31:22 »
Henry dachte nach über das Geschäft des Musiklehrers. Er verstand, dass es hier um große Kunst ging. Der Musiklehrer musste ein großer Künstler sein. Wahrscheinlich verstand er es, kleinste Tonschwingungen von einander unterscheiden zu können und winzigste Pausen auszumessen. "Solche Menschen spielen nicht einfach Musik - sie erschaffen Musik", dachte Henry und runzelte die Stirn.

Seine eigene Einstellung zu Musik war eine ganz andere. Für ihn war Musik eine alltägliche Angelegenheit und fand gerade darin ihren tiefen Ausdruck. Musik bedeutete für ihn, ein Segenslied bei der Feldarbeit zu singen, sich in Freud und Leid in den Volksweisen wiederzuerkennen und somit zu wissen, dass man nicht alleine war, und Musik war auch die Melodie, nach der man in Schenken das Tanzbein schwang. Musik war damit etwas, was jedem Menschen ein Bedürfnis war und was auch von jedem Menschen getan wurde. Musik war Leben. Gerade deshalb ging es nicht darum, dass sie perfekt war, sondern nur darum, dass sie gut genug war. Natürlich gab es Darbietungen, welche schief und grausam klangen. Andererseits empfand Henry gerade die hohe Kunst der Musik als sehr steril, künstlich und vom Leben abgehoben.

Henry überlegte, ob er etwas entsprechendes äußern sollte, ließ es dann aber bleiben. Es war nicht hilfreich.

"Ich verstehe Euer Arbeitsmodell nicht so recht. Warum verlangt Ihr von jedem die gleiche Summe? Warum müssen die Reichen nicht mehr bezahlen. Oder: Warum unterrichtet Ihr die besonders begabten nicht kostenlos und nehmt höhere Summen von den Unbegabten?", sagte er dann aber schließlich doch.
« Letzte Änderung: 12.12.2014, 17:32:08 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #316 am: 14.12.2014, 16:18:05 »
Hereius lächelte Henry sanft zu. "Ganz so einfach ist das leider nicht. Ob jemand ein großer Musiker wird, hängt nicht nur von der Begabung ab, sondern auch und vor allem von Fleiß und Wille. Und würde ich von den Reichen mehr nehmen, dann zöge ich mir nicht nur deren Unmut zu, auch die Halsabschneider von der Gilde wären mir gleich auf den Fersen. Es gibt in diesem Land den Göttern sei Dank keinen Gildenzwang, aber wenn sie einem 'unsittliches Verhalten' nachweisen können, dann können sie einem ganz schön das Geschäft vermiesen. Als Geschäftsmann, der ich nunmal auch bin, muss man wissen, welche Fettnäpfchen zu vermeiden sind."

Dann brachte Rillfarsell noch eine Idee ein: Man könnte das Gerücht eines noch besseren Lehrers streuen. Und tatsächlich schien Hereius diese Idee zu gefallen - und er hatte sogar eine Idee. "Ich möchte das nicht ohne sein Einverständnis machen, nach allem, was er für mich getan hat, aber ich denke, dass Tamino tatsächlich besser ist, als ich es je werden könnte, und wenn ich noch zweihundert Jahre leben würde."

Mit dieser ersten Idee verabschiedete sich die Gruppe schließlich von dem sorgengeplagten Musiklehrer. Morgen, wenn sie mehr wussten, würden sie eine Entscheidung treffen, und sich wieder bei ihm melden.

Draußen angekommen, fragte Aria die drei Gefährten, ob sie nun mit der kleinen Stadtführung beginnen sollten. Nachdem alle zugestimmt hatten, führte sie Henry, Harry und Rillfarsell durch das "Tempeldörfle", und erzählte dabei von den Begebenheiten und Hintergründen der Stadt.[1]

An den Tempeln holte Aria stets etwas weiter aus, und erzählte von der jeweiligen Gottheit, ihren Prinzipien und der Art, wie ihre Priester lebten.[2]

Bei all dem machte Aria immer wieder bei verschiedenen Personen Halt, Privatleute ebenso wie Geschäftsleute, und auch der eine oder andere Priester einer anderen Religion war dabei (allerdings stets nur jener Religionen, die man wohl eher den "Guten" zurechnen würde).

Sie sprach kurz mit den Personen, schien mal Seelsorgerin, mal Diplomatin zu sein, immer aber blieb sie freundlich - selbst dann, wenn ihr Gegenüber einmal heftiger wurde. Nicht nur das: Am Ende schenkte auch ihr Gegenüber ihr stets wieder ein Lächeln. Aria schien mit einer außergewöhnlichen Gabe gesegnet zu sein, was den Umgang mit anderen Individuen anging - "Menschen" griff hier zu kurz, denn in einer Stadt wie Terendol gehörten natürlich auch Orks und Halblinge dazu.

Schließlich beendete Aria ihre Runde und damit auch ihre Stadtführung. "Ich hoffe, die kleine Stadtreise hat euch gefallen", schloss sie. "Ich muss jetzt noch einmal zu meinem Schrein, komme aber danach gleich wieder zum Portal. Ich würde mich freuen, wenn wir uns danach noch sehen."

Nach einer kurzen Verabschiedung trennte sich die Gruppe von Aria, und machte sich auf den Rückweg zum Portal.
 1. Eure Charakter erfahren alles aus diesem Thread: http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8221.0  - fehlende Informationen zur Karte ergänze ich noch!
 2. Ihr erfahrt die wichtigsten Informationen über Gottheit und Priesterschaft aus dem PathfinderWiki, wie z.B. hier: http://pathfinder.wikia.com/wiki/Erastil - allerdings ohne Golarionspezifische historische Informationen, natürlich.
« Letzte Änderung: 14.12.2014, 16:30:41 von Sternenblut »
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #317 am: 14.12.2014, 16:37:15 »
Nach seinen Erlebnissen hatte Jurij eine ganze Weile gebraucht, sich wieder zu fangen. Schließlich aber fühlte er sich bereit, zum Portal zurückzukehren. Noch immer konnte er nicht ganz fassen, was ihm offenbart worden war, aber er begriff allmählich, dass er wohl die Grenzen dessen, was er als "real und möglich" betrachtete, würde niederreißen müssen. Er hatte sich lange dagegen gewehrt, aber mittlerweile waren die Beweise erdrückend.

Auf dem Rückweg zu seiner Gastwirtschaft hing er diesen und ähnlichen Gedanken nach, bis er schließlich an seinem Ziel ankam. Das Portal war, wie fast jeden Abend, gut gefüllt - sogar noch mehr als sonst. Priester und Adepten, aber auch Handwerker und Kaufleute der Umgebung versammelten sich hier. Einige wenige Tische waren noch frei, aber so ungestört wie zuvor würde Jurij mit seinen "Leidensgenossen" kaum wieder reden können.

Von der Gerichtswache war noch nichts zu sehen, allerdings wies ein weiterer Anschlag an den Balken im Gastraum darauf hin, dass es heute abend eine Informationsveranstaltung der Gerichtswache zu den "aktuellen Vorkommnissen" geben sollte. Dies war wohl auch der Grund für den großen Ansturm, vermutete Jurij.

Während er sich noch nach einem Tisch umsah, öffnete sich die Tür hinter ihm, und Henry, Harry und Rillfarsell kamen hinein.
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #318 am: 14.12.2014, 17:49:13 »
Kurz weiteten sich die Augen des jungen Mannes, als er seine Leidensgenossen sah. Er hatte stundenlang über das Erfahrende nachgedacht, wollte ihnen vieles davon sagen aber nicht hier vor alle diesen Leuten. Langsam ging er einen paar Schritte auf die Leidgenossen zu. Vor Harry dann verneigte er sich tief. „Bitte entschuldige mein Verhalten vom heutigen Tag.“ sagte er mit ruhiger, trauriger Stimme. Als er wieder den Blick hob, erklärte er, dass er mit ihnen alles etwas besprechen müsste. Er habe etwas mehr über ihre Situation erfahren. Doch nicht hier und jetzt. Erst nach dem treffen sollte es sein. Beim Reden wirkte er viel ruhiger als heute Mittag. Dies mochte wohl an seiner sichtlichen Erschöpfung liegen.
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #319 am: 14.12.2014, 21:23:39 »
"Oh bitte, Jurij, kein Thema", sagte Harry, verdutzt über die Verbeugung. "Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Priesterin Dir dasselbe gesagt hat wie ich?"

Zu einer Antwort kam der junge Deutsche jedoch nicht mehr, da just in diesem Augenblick eine plötzliche Unruhe hinter ihnen die Ankunft der Gerichtswache ankündigte. Schnell packte Harry seinen Notizblock, in welchem er so viel wie möglich von Arias Informationen festgehalten hatte, in seine Manteltasche und steuerte den nächstbesten freien Tisch an.
« Letzte Änderung: 14.12.2014, 22:02:33 von Harry Webster »
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Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #320 am: 14.12.2014, 22:06:59 »
Nach der kurzen Begrüßung suchten sich die vier Gefährten einen gemeinsamen Platz - sie fanden einen Tisch nicht weit von der Bar, und doch etwas am Rand. Rillfarsell zog den einen oder anderen Blick auf sich, manchmal neugierig, manchmal begeistert, und manchmal auch offen feindselig. Doch keiner sprach sie an, trotz ihres Feenbegleiters ließ man die vier in Ruhe.

Schließlich öffnete sich die Tür, und eine Gruppe aus vier Männern und zwei Frauen betrat die Gastwirtschaft. Jurij erkannte einige von ihnen: Angeführt wurden sie von Inspektor Ferrigan, die Priesterin Elenya Ithera gleich zu seiner Linken. Rechts von ihm stand ein Mann, dessen krauser weißer Bart pfleglich gestutzt war, während sein Haupthaar bis auf einen dünnen weißen Kranz nicht mehr vorhanden war. Er hatte ein freundliches, etwas rundliches Gesicht, und seine glänzenden Augen glitten mit einem Lächeln über die Menge der Anwesenden.

Er trug eine schwarze Stoffhose, weißes Hemd und weiße Weste, genau wie Ferrigang: Die nicht-militärische Kleidung der Gerichtswache. Ferrigang selbst trug einen hellbraunen Ledermantel darüber, der ihm bis zu den schweren Stiefeln ging, während sein Begleiter lediglich eine schmale rote Scherpe über seiner Weste trug. Jurij hatte auch so etwas schon einmal gesehen; einige wenige Mitglieder der Gerichtswache trugen so etwas, insbesondere zu feierlichen Anlässen. Es war eine Auszeichnung hoher militärischer Ehre, irgendetwas mit besonderem Heldenmut - an mehr konnte sich Jurij nicht erinnern.

Hinter dem Dreigespann folgten zwei Gerichtswachen in Kettenhemden, ausgerüstet mit glänzenden Langschwerten, die sie am Gurt trugen. Hinter ihnen lief eine Frau in einem schwarzen Kleid, schlicht, aber doch fast zu edel für einen förmlichen Anlass. Sie bemühte sich um einen ernsthaften Blick, doch wer genau hinsah, konnte das süffisante Lächeln in ihrem Gesicht nicht übersehen.

Die Gruppe marschierte geradewegs zur Bar, sprach kurz mit dem Wirt, und drehte sich dann zur Menge um. Es war Ferrigan, der das Wort übernahm.

"Ich danke Euch",  begann er mit einer Stimme, die das Gemurmel im Wirtsraum übertönte, ohne dass er sich anstrengen musste. "Ich danke Euch, dass Ihr so zahlreich erschienen seid, um über die Vorkommnisse im Tempeldörfle informiert zu werden und die Gerichtswache nach bestem Können zu unterstützen."[1]

"Um den Gerüchten gleich ein Ende zu bereiten: Ja, wir haben einen Mörder in der Stadt. Einen Mörder, der auf bestialische Weise tötet, und damit, wie wir vermuten, einem dunklen Ritus folgt." Das Gemurmel wurde lauter, einige Leute standen plötzlich auf, finstere Blicke wurden ausgetauscht. "Aber", schnitt Ferrigans Stimme in die aufkommenden Anschuldigungen, "nach allem, was sich bis jetzt gezeigt hat, handelt es sich nicht um ein priesterliches oder klerikales Ritual. Wenn ich mich nicht täusche, und das ist sehr selten der Fall, haben wir es mit einem Schwarzmagier zu tun. Einem, der arkane Kräfte anzuwenden bereit ist, die selbst in einer toleranten Stadt wie Terendol aufs strengste verboten sind."

Der erste Aufruhr legte sich, und alle setzten sich wieder. Schweigend hörten sie Ferrigan zu.

"Wie den meisten bereits bekannt sein dürfte, haben sich die Tempel dieses Dörfles zusammengeschlossen, um gemeinsam unter der Führung Elenya Itheras die Gerichtswache bei den Ermittlungen zu unterstützen. Wir arbeiten eng mit Frau Ithera zusammen, und doch möchte ich betonen, dass die Aufklärung dieses Falles nach wie vor der Gerichtswache obliegt."

Bevor jemand reagieren konnte, sprach er bereits weiter. "In der Tat konnten wir bereits deutliche Fortschritte machen; ich möchte sagen, wir sind dem Mistkerl auf den Fersen. Aber wir benötigen die Unterstützung aller im Tempeldörfle. Allem voran die der Tempelangehörigen: Der Tempelschänder, wie der Mörder inzwischen schon genannt wird, schlägt stets auf heiligem Boden zu, und sucht sich einzelne Opfer, Personen, die alleine unterwegs sind. Daher möchten wir um eine simple Vorsichtsmaßnahme bitten: Geht stets zu Zweit oder besser noch zu Dritt. Wer alleine ist, macht sich zur Zielscheibe."

Ferrigan räusperte sich, und trat einen Schritt zurück. Sein Blick wandte sich zu dem Mann neben ihm. Dieser nickte dem "Publikum" zu, das von ihm nun offensichtlich mehr Details erwartete. "Mein Name ist Tai'Lor, ich bin Inspektor Ferrigans Assistent. Zunächst einmal versichere ich, dass die Gerichtswache ihr möglichstes tut, diesen Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Mit Inspektor Ferrigan haben wir einen der besten und erfahrensten Männer der Gerichtswache als Hauptverantwortlichem. Ich habe keine Zweifel, dass wir dieses Verbrechen schnellstmöglich aufklären werden." Dann sah er zu Boden, und faltete die Hände vor sich. "Bevor ich auf unsere Erfolge eingehe, muss ich allerdings noch auf weitere Gerüchte eingehen, die bereits die Runde machen. Es heißt in den Straßen, der Tempelschänder habe bereits viele Morde begangen. Wahr ist, dass der nun bekannt gewordene Fall nicht der erste war. Aber es waren nicht viele, sondern genau zwei an der Zahl, die er vorher beging. Die Gerüchte entsprechen also nicht der Wahrheit."

Er sah ins Publikum, nahm den Augenkontakt der Menschen, Halblinge und Orks auf, die ihm hier zuhörten. Die Lage war angespannt, das war offensichtlich. Und doch schaffte es Tai'Lor mit seiner ruhigen Art, die Menge im Zaum zu halten.

"Was wir bereits wissen: Der Mörder macht keinen Unterschied bei den Religionen, und auch nicht beim Ausbildungsgrad seiner Opfer. Er tötete einen Adepten, einen hochrangigen Priester und eine ausgebildete Klerikerin. Auch sagt dies etwas über seine Gefährlichkeit aus. Ob er seine Opfer nur geschickt überraschte, oder sie tatsächlich in einer direkten Konfrontation zu bezwingen wusste, Macht und Stärke allein sind kein Schutz gegen diesen Eindringling in unser Dörfle. Umso mehr möchte ich darum bitten, den Rat Inspektor Ferrigans zu befolgen, und nicht alleine unterwegs zu sein."

"Wir wissen außerdem, dass der Tempelschänder ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt: Seine Taten gehören zu einem großen Ritual. Die Gerichtswache befindet sich bereits in der Analyse, und in der Vorbereitung von Gegenmaßnahmen. In diesem Zusammenhang bitten wir darum, die Augen und Ohren offen zu halten: Ungewöhnliche Ereignisse meldet bitte bei der Gerichtswache, auch wenn es vielleicht Dinge sind, die euch eigentlich nicht meldenswert erscheinen. Auffällige Personen, Eindringlinge in den Tempelbereich und so fort sind bitte ebenfalls zu melden. All dies ist zu eurer eigenen Sicherheit und zum Schutz aller im Tempeldörfle."

Nun trat Elenya Ithera nach vorne. "Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Wenn noch Fragen sind, beantworten wir diese gerne."
 1. Wer die Menge beobachten möchte, mache bitte einen Sense Motive-Wurf
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #321 am: 15.12.2014, 02:41:34 »
Von der Rede schnell enttäuscht—Ja, was hast du denn erwartet, Harry? Natürlich kriegen wir hier nur den Pressetext vorgesetzt! Erfolge... keinerlei Zweifel... schnellstmöglich: ist doch klar, dass sie das sagen müssen!—hörte Harry gar nicht genau hin. Dass ein Schwarzmagier verdächtigt wurde und die Ermittler nicht an religiöse Motive des oder der Täter glaubten, war neu, den Rest aber hatte Aria ihnen längst erzählt—und mehr. Da nutzte Harry lieber die Zeit und beobachtete die Reaktionen der Zuhörer, besonders auch der schwarzgekleideten Dame, die als letztes hereingekommen war und dies alles amüsant zu finden schien.[1] Zunächst war ihm nicht klar, ob sie zu der Gruppe der Gerichtswache gehörte oder eben nur nach diesen eingetreten, doch dann kam er zu dem Schluss, dass sie dazugehören musste, da die Wachen sie so gar nicht beachteten.

Die Menge war buntgemischt. So ganz konnte Harry sich an den Anblick noch nicht gewöhnen: Orks, Menschen und Halblinge saßen hier relativ gemischt, obwohl doch tendenziell eher in gleichartigen Gruppen beisammen. Zwischen den einzelnen Gruppen spürte Harry Spannungen, obwohl dies nicht nur durch die unterschiedliche Abstammung erklärbar schien: dort warfen Halblinge und Menschen einander misstrauische Blicke zu, hier beschimpften Halblinge und Orks sich über zwei Tische hinweg, dort drohten Orks einander mit Fäusten, hier gerieten zwei gemischte Gruppen—Priester zweier verschiedener Tempel, die einen trugen das Symbol Iroris, eine blaue Hand, das andere Symbol konnte Harry gerade nicht zuordnen—in ein wild gestikulierendes Streitgespräch. Bewundernswert war, wie Inspektor Ferrigan und Tai'Lor, wann immer die Gemüter sich erhitzten, die Leute allein durch ihre Präsenz, den Einsatz ihrer Stimme und Gesten oder durch einen Sprecherwechsel wieder halbwegs beruhigten. Es brodelte ordentlich, aber im Moment schien die Gerichtswache die Situation noch im Griff zu haben.

Bezüglich der Dame in Schwarz fiel Harry auf, dass sie offenbar dasselbe tat wie er: die Menge beobachten, um deren Reaktion und Stimmung zu erfassen. Mehrmals trafen sich dabei ihre Blicke und die Miene der Frau schien Harry dabei mit jedem Mal noch süffisanter zu werden. Für die Rede des Inspektors und seines Assistenten jedenfalls interessierte sie sich nicht im mindesten. Außerdem hatte Harry den Eindruck, als warte die Dame auf ihren Einsatz, konnte aber nicht sagen, ob dieser offiziell geplant war—ob also gleich einer der beiden Redner sie vorwinken würde—oder ob sie eher eine Art Journalistin war, die darauf wartete, eine besonders provokante Frage zu stellen.

Harry selbst hätte gern durch eine besonders schlaue Frage auf sich aufmerksam gemacht, aber ihm fiel beim besten Willen keine ein—schon gar nicht eine, die er vor der Menge hier hätte stellen wollen. Er hatte zwar ein phantastisches Alibi für alle drei Morde—ich war in Brückenstadt, das liegt auf einer anderen Welt, und außerdem war ich an mein Bett gekettet!—aber er wollte es nicht darauf ankommen lassen, dies einer wild gewordenen Meute erklären zu müssen, welche den Scheiterhaufen für den fremden Schwarzmagier schon aufgeschichtet hatte. Sowas ging bekanntlich schnell.

Paranoid? Vielleicht. Aber bloß, weil du paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass vor deiner Tür nicht schon ein Lynchmob wartet!

Also zwang Harry sich zu Geduld. Die Gelegenheit vorzutreten und das private Gespräch mit Tai'Lor zu erbeten würde sich erst bieten, wenn der offizielle Teil der Veranstaltung vorbei war.
 1. Sense Motive = 25 (nat. 20), s. die nächsten beiden Absätze
« Letzte Änderung: 15.12.2014, 08:47:20 von Harry Webster »
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #322 am: 15.12.2014, 10:53:22 »
Ähnlich wie Harry sah es Jurij. Fast alles was der Inspektor und sein Assistent sagten, hatte er schon einmal gehört. Er fragte sich, was wohl die Erfolge waren, welche angesprochen wurden. Wenn es nur die grobe Einschätzung war wie stark der Tempelschänder ist und was wahrscheinlich sein Ziel sein mochte, war es nicht sehr berauschend. Im Grunde wussten sie damit nichts. Dazu wurden alle auch noch angehalten ungewöhnliche Ereignisse und verdächtige Personen zu melden. Als der Assistent dies sagte, viel Jurijs Blick auf die schwarz gekleidete Frau. Kurz überlegte er, ob er nicht einwerfen sollte, dass diese Frau ihm ziemlich verdächtig vorkam. Besonders mit ihrem dreckigen Lächeln. Doch grummelnd biss er die Zähne zusammen. Seine depressive Laune wollte er nicht an anderen auslassen. Besonders nicht an Vorgesetzten.

Jurijs Blick schweifte zurück zum Publikum. Es waren Priester, Adepten, Handwerker und Händler. Keiner, außer er selbst und die Redner, von der Gerichtswache. Das sagte doch einiges aus. Besonders wo gerade die Rollenverteilung klar gemacht wurde. Die die den Tempelschänder fangen sollten, hatten ihre Anweisungen. Hier waren nur die die für Informationen und weitere Hinweise verantwortlich waren. Sicher würde bald einer genau das sagen. Sagen, dass sie kurz vor einer Hexenjagt standen.
Tief ausatmend blickte er zu Elenya, Ferrigan und diesem Tai´Lor. Jurij hatte die ganze Zeit versucht zwischen den Zeilen zu lesen. Zu erkennen was die drei wirklich sagten und was sie wirklich wussten.[1] Doch nun fragte er sich was wohl Elenya dachte. Jetzt nachdem sie wusste, dass in Jurij ein Monster hauste und noch mehr davon herumgingen. Hatte sie die Selbe Vermutung wie er. Könnte vielleicht ein anderer Schläfer für das verantwortlich sein? Einer der vielleicht wie Jurij von seinen blutlüsternen nächtlichen Aktionen keine Ahnung hatte?
 1. Motiv erkennen 28
« Letzte Änderung: 15.12.2014, 10:53:49 von Jurij Klee »
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #323 am: 15.12.2014, 22:57:30 »
Ein Mann, der nicht weit entfernt von den Gefährten an einen Pfosten gelehnt dastand, hob die Hand. Er trug eine schwarze Robe, auf der ein umgedrehter fünfzackiger Stern in leuchtend roter Farbe zu sehen war - ein Asmodeus-Anhänger, wie sie von Aria gelernt hatten. Er trug sein dunkelbraunes Haar zu einem kurzen Zopf zusammengebunden.

"Ihr sprecht von einem Ritual. Ist etwas darüber bekannt, ob der Schänder etwas mit der Seele seiner Opfer anstellt? Wisst ihr, ich habe keine Lust, durch finstere Magie an irgendwelchen schrecklichen Orten zu landen - den sieben Himmeln oder sowas." Angewidert spuckte er aus - eine Geste, die gleich an mehreren Ecken des Raums Leute zum Aufstehen brachte. Elenya hob beschwichtigend die Hände.
"Was einem selbst als wohles Heim der Seele scheint, das muss ein jeder selbst entscheiden. Aber ich kann euch beruhigen, Rastor. Das Ritual greift auf Körper und Lebenskraft der Opfer zu, nicht aber auf ihre Seele. Lediglich... nun, die Seelen der Opfer erinnern sich nicht an die Tat, nicht einmal, wenn man sie durch göttliche Macht zur Befragung herbeiruft."

Ein Raunen, gefolgt von wildem Gemurmel, ging durch die Menge. Elenya übertönte das Gerede. "Wir wissen bereits, dass dies einem Zauber geschuldet ist, den der Täter im Moment des Todes auf seine Opfer wirkt - nicht danach. Die Seele bleibt unangetastet."
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Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #324 am: 16.12.2014, 16:48:03 »
Henry hatte nicht bemerkt, dass die kleine Gruppe in die Bar eingetreten war. Erst als er merkte, dass sich erst Harry und dann Aria aus dem Gespräch ausgeklinkt hatten, drehte auch er sich zu den Männern und der Frau um. Er war ziemlich unbeeindruckt.

Nur eines erzeugte einen gewissen Ingrimm in Henry, nämlich als Tai'Lor von Schwarzmagiern sprach. Wieder einmal bestätigte sich Henrys These, dass Magie nur verderbe. Er suchte den Blick von Harry und presste bedeutungsvoll die Lippen auf einander, nach dem Motto: 'Du weißt, was ich denke. Wir müssen es nicht aussprechen'.

Dann blickte Henry wieder nach vorne. Es kribbelte ihn. Er mochte die Vorstellung nicht, dass hier ein Schwarzmagier herumlief. Andererseits verspürte er auch eine gewisse Rückhaltung. Er war kein 'Offizieller', nicht einmal ein richtiger Bürger in diesem Land. Henry war sich nicht ganz sicher, ob er sich unter solchen Umständen einmischen dürfte. "Andererseits, wenn es um das offensichtlich Böse geht, dann gibt es keine Zurückhaltung."

Henry kam ein unguter Gedanke. Er überlegte einen Moment, langte dann beherzt über den Tisch und zog Harry einen Bleistift und dessen Notizblock aus der Brusttasche. In Latein schrieb er folgendes darauf: "Der Mann, den wir heute hier treffen sollten, ist zugleich Ermittler im Tempelschänder-Fall. Ich glaube, es wäre keine so gute Idee, ihm die Sache mit unserer Besessenheit kenntlich zu machen. Vielleicht sollten wir auch überhaupt nicht mit ihm reden." Dann schob er Harry den Bloick wieder hin.
« Letzte Änderung: 17.12.2014, 19:35:40 von Henry »
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #325 am: 16.12.2014, 20:35:43 »
"Oh boy, I'm having a Star Trek moment here." Harry schüttelte sich. Ein Ritual, dass die Lebenskraft des Opfers aussaugte, aber auch seine Gedanken und Empfindungen im Augenblick und Anblick seines Todes? Vielleicht war es genau letzteres, auf das der Täter vor allem aus war. Wenn er eine Möglichkeit gefunden hatte, diese Energie, diese Erinnerungen, in einem magischen Gefäß (oder auch dem entnommenen Organ?) zu speichern, zur späteren Wiederverwertung, sei es als bloßes Abspielen oder als Quelle negativer Energie für das geplante große Ritual, als Geschenk, Opfer, Lockmittel für den zu beschwörenden Dämonenherrscher, oder aber um aus den solchermaßen mit Erinnerungen aufgeladenen Bauteilen eine Alptraum-Kreatur zu basteln, oder...

War das möglich? Erinnerungen magisch zu extrahieren und in einem solchen Gefäß zu speichern?[1] "All you'd have to do is modify the deflector array to emit a sustained tachyon beam, or was it a positron burst...?" murmelte er verzweifelt, denn wer sagte, dass es ein magisches Gefäß sein müsste? Einen Menschen mit Hoverboard und Mini-Computer am Handgelenk hatte Harry hier schon herumschwirren sehen. Am Ende besaß der Täter gar ein memory storage device nach bester Star Trek Manier?[2]

Mit diesen zunehmend konfusen Gedanken war Harry noch beschäftigt, als Henry ihm eine Nachricht per Notizblock zukommen ließ, welche Harry—eben durch seine Gedanken und das aktuelle Geschehen abgelenkt—mehrmals zu lesen anhub, bis er bemerkte, dass der Text gar nicht in Englisch, sondern in Latein war. Er seufzte. Henrys Latein war zum einen wesentlich besser und flüssiger als das seine, zum anderen mittelalterlich (und die Schrift erst!), während Harry selbst das klassische Latein gelernt hatte. (Im Mittelalter hat kaum ein Zauberer auf Latein geschrieben, man wollte ja nicht vom Klerus verstanden werden. Obwohl der Klerus immerhin soviel von Drakonisch verstand um zu erkennen, dass es die Schrift und Sprache von Zauberern war...) Wie dem auch sei. Harry kritzelte unter Henrys Nachricht seine eigene, ebenfalls in Latein. Sein erster Gedanke war, eine demokratische Abstimmung vorzuschlagen, da die Sache ja schließlich auch Jurij und Rillfarsell betraf. Doch ein anderes Argument erschien ihm dringlicher.

"Als ich vorhin Aria das erste Mal sah, war es nicht mein Verlangen, das mich übermannte, sondern Lasciels. (Außer, sie wollte sich nur einen Scherz mit mir erlauben und mir zeigen, wie sehr sie mich an der Kandare hat?) Wenn es aber kein 'Scherz' war, sondern echtes Verlangen... Lasciel ist eine mächtige Zauberin. Sie kann bezaubern, verführen wen sie will, und der ist machtlos dagegen, auf den sie ihr Auge wirft. Wenn Tai'Lor also eine Idee hätte, wie wir uns gegen unseren Dämon wehren könnten, würd ich es gern heut noch wissen, bevor ich mich schlafen leg. Sonst bleibt mir nur der Pakt. 'Liebste Lasciel, was kann ich für dich tun, damit du Aria in Ruhe lässt? Nenn mir deinen Preis!'

P.S. Außerdem ist Tai'Lor in Gefahr, wenn wir ihn nicht vor uns selbst warnen, denn unsere 'Gäste' wissen von ihm und dass sich einer von uns irgendwann doch noch entscheiden könnte, bei ihm Hilfe zu suchen."


Er schob Henry den Block wieder zu und beobachtete den Freund, während dieser die Nachricht las.
 1. knowledge (arcana) = 20
 2. Lasciel, knowledge (engineering) = 19
« Letzte Änderung: 17.12.2014, 14:37:40 von Harry Webster »
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Heiliger Boden
« Antwort #326 am: 16.12.2014, 22:52:49 »
"Dann können wir uns ja alle sicher schätzen", schloss der Asmodeusjünger seine Fragestunde. Eine junge Frau auf der anderen Seite des Gastraums erhob sich. Sie sah sich unsicher um, und schob mit einer Hand eine struppige blonde Strähne aus dem Gesicht.

"Was genau passiert mit den Opfern? Also... mit ihren Körpern?"

Elenya nickte. "Eine wichtige Frage. Die bisherigen Opfer wurden genau, sowohl physisch als auch magisch, untersucht, ein Vorgang, der etwa einen halben Tag in Anspruch nimmt. Ein Priester des jeweiligen Glaubens ist anwesend und kann Einfluss nehmen auf die Untersuchungen. Danach wird der Körper von den städtischen Friedhofsbildnern vorbereitet, um eine respektvolle Bestattung zu ermöglichen."

Die junge Frau, deren Hand nun zitterte, nickte nervös, und setzte sich wieder hin. Aus der Entfernung war es schwer zu sagen, aber es wirkte fast, als würde sie schluchzen.
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #327 am: 17.12.2014, 02:53:38 »
Harry war gar nicht so wohl dabei, wie hier über Seelen gesprochen wurde—gar nach dem Tod befragt will man sie haben—als zweifelte keiner daran, dass es solche gab, als sei dies nicht nur eine Erfindung der Religionen, eine Gedankenakrobatik des Menschen, um mit seiner Sterblichkeit zurechtzukommen. Erinnerungen, Gefühle, Persönlichkeit, Träume, Visionen, Drogentrips: alles nur Funktionen des Gehirns, eine mystische Kraft war zur Erklärung völlig überflüssig.

Dabei hatte Harry sehr wohl in diversen alten Zauberbüchern über magische Techniken gelesen, mit denen die Seele eines Menschen, was immer man darunter verstehen wollte, in einem Edelstein eingefangen werden konnte. (Die alten Griechen aber auch die römischen Magier hatten sich viel damit beschäftigt.) Wenn so etwas jedoch mit "Seelen" funktionierte—sprich: wenn es möglich war, die Gesamtheit dessen, was im Gehirn gespeichert war, zu extrahieren—dann würde es wahrscheinlich sogar weniger Macht erfordern, nur einen Teil davon abzuzapfen, also zum Beispiel nur die Erinnerungen oder das, was Nekromanten gern "Lebenskraft" nannten. Allerdings hatte er von konkreten Zaubern dieser Art noch nie gehört, wahrscheinlich weil Zauberer untereinander nun einmal gerne protzten und prahlten, und dazu eigneten sich Zauber, mit denen sich Seelen rauben oder vor dem Hades bewahren ließen besser als solche, die bloß ein paar Erinnerungen abzwackten. Aber vielleicht würde Harry ja an der hiesigen Akademie mehr zu dem Thema erfahren, sollte man ihm dort Zutritt zur Bibliothek gewähren.

Außer, es handelte sich doch um ein technisches Gerät. Wie sollte er dann etwas darüber erfahren? Rubins Worte fielen ihm ein: Ich bin eine Art Forscher, sowohl des Arkanen als auch der Technik. Am Ende war der Täter gar kein Schwarzmagier sondern ein Mann in Schwarz. Vielleicht gar Rubin selbst, oder zumindest ein Landsmann von ihm. Die Art von Technik, über die der Mann dann verfügte, musste der hiesigen Bevölkerung wie Magie erscheinen.

Einen Augenblick lang meinte Harry, von einem solchen Gerät schon einmal gehört zu haben, und zwar in einem nicht-fiktionalen Kontext. Kurz hatte er ein Bild vor Augen von einer organisch wirkenden, goldschimmernden Kugel, aber im nächsten Moment verschwand es auch schon wieder. Fast schien es ihm sogar unterdrückt zu werden. Interessant...

Harry rang mit sich, doch dann beschloss er, dass seine Fragen auch nicht dümmer waren als Rastors. Als die Aufmerksamkeit der meisten Anwesenden sich kurzzeitig auf die schluchzende Frau richtete—womöglich kannte sie eins der Opfer?—nutzte Harry die relative Stille, um sich zu Wort zu melden.

"Wenn Ihr gestattet, Hochwürden, hätte ich zwei Fragen. Zum einen: Was macht Euch so sicher, dass der Täter ein Magier ist oder überhaupt Magie im Spiel ist? Habt Ihr tatsächlich Spuren von Magie gefunden oder fehlt es nur an Erklärungen, wie er oder sie es ohne Magie hätte bewerkstelligen können?

Zum zweiten: Als Ihr die Seelen der Opfer befragt habt, konntet Ihr dabei feststellen, wieviele Erinnerungen ihnen fehlten? Nur die der Tatnacht oder mehr? Monate? Jahre? Das ganze Leben? Ich frage mich nämlich, ob es vielleicht eben diese Erinnerungen waren, auf die der Täter es abgesehen hat. Wenn es ihm nur darum gegangen wäre vorzusorgen, dass sein Opfer ihn bei einer Seelenbefragung nicht verrät, hätte es für ihn einfachere Mittel und Wege gegeben, ungesehen oder unerkannt zu bleiben."

« Letzte Änderung: 17.12.2014, 11:57:43 von Harry Webster »
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #328 am: 17.12.2014, 14:45:08 »
Während Henry und Harry sich Nachrichten zuschoben, verfolgte Jurij weiter das Gespräch. Die Fragen und Äußerungen waren alle berechtig und doch fehlte etwas. Er konnte es nicht richtig formulieren und wurde beobachtete dann die nervöse Frau. Warum war sie nervös? Hatte sie einen zu niedrigen krichlichen Rang, war sie wie Harry vermutete mit einem der Opfer in Kontakt oder steckte etwas anderes hinter ihrer Nervosität.[1]

Jedoch wird er als bald durch eine Wortmeldung aus seinen Gedanken über die Frau gerissen. Nachdenklich kratzte Jurij sich am Kinn, während er Harrys Fragen lauschte. Er verstand nicht worauf sie abzielten aber es zeigte, dass er von diesem Thema wirklich etwas verstand.
Bevor Elenya oder einer der anderen antworten konnte, fasste Jurij den Mut nun auch Fragen zu stellen. „Werte Dame Ithera, Sir, es wurden doch auch fremdartige Symbole gefunden. Sicher werden diese schon untersucht aber sind Abzeichnungen der Symbole gerade zur Hand und konnten gezeigt werden? Es kann sein, dass einer der Anwesenden sie vielleicht erkennt oder schon einmal gesehen hat. Schließlich sind hier ja auch gerade einige weit gereiste Personen anwesend, welche unter Umständen etwas beitragen können.“ Nach dieser Frage biss sich Jurij leicht auf die Unterlippe und blickte besonders den Inspektor an. Dann formulierte er jedoch noch eine weitere Frage. „Und, für die zeitliche Einordnung wäre es gut zu wissen. Wann ist das erste Opfer gefunden wurde? Das würde den Kreis der Verdächtigen die aus fremden Ländern stammen eingrenzen und es kann gezielter Ausschau gehalten werden.“
 1. Motiv erkennen: 19 falls es was bringt
« Letzte Änderung: 17.12.2014, 14:45:21 von Jurij Klee »
Wenn du etwas machst, mache es mit jeder Faser deiner Selbst. -Status-

Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #329 am: 17.12.2014, 16:33:01 »
Rillfarsell hatte sich wieder auf den Tisch gesetzt, um in etwa auf zumindest Brusthöhe der Menschen zu sein.
Auch es betrachtete die eintretenden Leute interessiert und lauschte aufmerksam ihren Worten, während es besonders auf Intonierung, Sprachgeschwindigkeit und Rythmus achtete. Ganz so, als würde es einem Lied lauschen, um eine unterschwellige Bedeutung wahrzunehmen.[1]
Aber für das Feenwesen war diese Tempelschänder-Geschichte nicht wirklich interessant. Ein Wesen, das sich an anderen verging, um irgend ein ominöses Etwas zu machen. Da gab es viel zu wenig Spuren oder Hinweise, um irgendwo vernünftig anzusetzen.
Es mochte ja sein, daß diese Taten von einem Wesen wie ihnen begangen wurden. Einem Wesen, das zu bestimmten Zeiten von seinem ... Dämon in Besitz genommen wurde. Aber das brachte sie auch nicht weiter, wenn es richtig verstanden hatte. Denn man konnte sich anscheinend nicht an die Tat erinnern. Also wäre zum Einen der Täter selbst ein Opfer und zum Zweiten würde er sich nur bei frischer Tat ertappen lassen.
Nicht gerade die besten Aussichten.
Aber Rillfarsell hatte zugestimmt, gegen das Böse in ihnen zu handeln. Und das würde es auch tun.
Es richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Vorgänge im Schankraum.
 1. Sense Motiv: 15

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