• Drucken

Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 115998 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Harry Webster

  • Beiträge: 822
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #480 am: 24.02.2015, 00:59:45 »
"Sanktionen? Hier steht nichts von Sanktionen. Krieg will man!" widerspricht Harry. "Auf die Idee mit 'Sanktionen' kommt nur jemand, der die Zahlen und die Fotos gesehen hat und daher ganz genau weiß, was ein 'kleiner Junge' oder ein 'fetter Mann' anrichten kann."

Harry sah zum Himmel, ob er die Luftschiffe noch ausmachen konnte. Da waren sie, kleine Punkte in der Ferne. Von einer plötzlichen Wut erfüllt knüllt er den Zeitungsartikel zusammen und lässt ihn von hoch über dem Kopf fallen, den Fall mit einem immer tiefer werdenden Pfeifgeräusch begleitend, den Aufprall aber mit einem "Booom", wozu er mit beiden Armen einen Atompilz in die Luft zeichnet. "Vernunft lernt man nur durch Schaden."

Nein. Der zweite Weltkrieg war dies nicht, aber an den ersten wurde er doch mit Macht erinnert. Die gleiche glühende Begeisterung, die selbstherrliche Empörung, die dieses Pamphlet durchdrang: so mussten die Stimmen in der europäischen Presse seinerzeit auch geklungen haben. Als die Welt noch nicht ahnte, wie ein Weltkrieg aussah und dass es so etwas überhaupt gab. Und die Technik hier in Maelicci, nun, das schien ihm durchaus vergleichbar. Man mische noch ein wenig Magie hinzu...

Und das, wo ich eh nur so gerade eben und mit Mühe den Kopf über Wasser halte, wo ich eh ringsum nicht eine Hoffnung sehe als ein Strohhalm hier und da!

"Verzeih, Aria. Ich erwähnte doch gestern, dass mein Heimatland sich gerade in einem Bürgerkrieg selbst zerfleischt hat. Jeder fünfte tot, und damit meine ich ein Fünftel der Bevölkerung, nicht allein der Soldaten, und das sind nur die letzten Zahlen, die ich gesehen habe, da dürfte noch einiges hinzukommen dank Hungersnöte, Seuchen, Kriegsverletzungen. Da kann ein Mann schon mal zum Pazifisten werden."

Mit diesen Worten wandte Harry sich endgültig dem Eingang zu.
« Letzte Änderung: 24.02.2015, 15:41:30 von Harry Webster »
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #481 am: 24.02.2015, 10:43:27 »
Während die Gefährten in Richtung des Eingangs gingen, wanderte Arias Blick mit immer irritierterem Ausdruck zwischen Jurij und Harry hin und her. Einige Male sah sie hilfesuchend zu Henry, der jedoch von Dingen wie einem "Little Boy" auch nicht viel wusste.

Einige Momente rang Aria mit Worten. Mehrfach setzte sie an, unterbrach sich, und schüttelte schließlich den Kopf. "Ich weiß weder, wer Sherlock Holmes sein soll, noch, was ein Sarajevo oder ein Littelbau ist. Ich weiß nur, dass ich grundsätzlich gegen das Töten bin, aber ich bin auch realistisch genug, um zu wissen, dass es nicht immer vermeidbar ist. Und es gibt noch etwas anderes, dass ich weiß. Einige der Dinge, die ihr von euch gebt, sind für Außenstehende... irritierend. Dies ist ein gutes Land, aber in jedem guten Land gibt es auch schlechte Menschen, und manche davon haben politische Macht. Sprecht ihr also von einem Versagen des Völkerbundes in eurer Heimat, von unzähligen Toten in einem Bürgerkrieg, von dem hier noch nie jemand gehört hat, dann besteht die Gefahr, dass ihr die Aufmerksamkeit auf euch zieht. Dass es Leute gibt, die euch und eure Geschichte benutzen wollen. Ich will niemandem den Mund verbieten, aber seid etwas vorsichtiger, ja?"


Als Aria geendet hatte, betraten sie die große Eingangshalle der Akademie. Ein gewaltig wirkender Raum, schimmernder Marmorboden, Stuck an den Wänden, verzierte Säulen und Regale, die über und über mit Büchern gefüllt waren. Eine Treppe an der gegenüberliegenden Seite führte ins nächste Stockwerk, hinter einem Tisch links vom Eingang saß eine Halblingsdame vor aufgeschlagenen Büchern, in denen Listen zu sehen waren.

Gute dreißig Personen hielten sich hier auf, die meisten davon in hellen, ähnlich aussehenden Gewändern, und saßen an Tischen und lasen, oder standen suchend vor den Regalen.[1]
 1. Wahrnehmung gegen SG 12 bitte
« Letzte Änderung: 24.02.2015, 10:47:18 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Jurij Klee

  • Beiträge: 1305
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #482 am: 24.02.2015, 21:37:09 »
Oh sie hatte eindeutig Recht und zwar so etwas von. Jurij fragte sich, warum er sich zu solchen Äußerungen hinreißen lassen hatte. Hier kannten sie weder die eine noch die andere Geschichte und es war tatsächlich mehr als Dumm etwas zu erzählen was eindeutig missverstanden werden konnte. So hielt er nun den Mund und betrachtete lieber das Treiben in der Bibliothek.[1]

Es war schon eine schöne Sammlung. Was wol in den Büchern alles drinne stehen möchte. Welche Geheimnisse welche baulichen Künste. Doch zwei Männer zogen rasch Jurijs Aufmerksamkeit auf sich. Den einen kannte er von gestern abend und der andere passte wie Harry nicht in das Bild der Stadt. War es etwa der Typ, den die beiden Gestern beschrieben hatten? Möglich war es ja. Kurz blickte er zu Harry, überlegte ob er in auf die beiden aufmerksam machen sollte. Dann entschied er spontan etwas anderes. Er ging geradewegs auf sie zu. Wenn der Neo, denn so sah er aus, schon so gaffte dann konnte man sich wenigstens vorstellen.
 1.  Wahrnehmung 30 nat 20
« Letzte Änderung: 25.02.2015, 00:17:21 von Jurij Klee »
Wenn du etwas machst, mache es mit jeder Faser deiner Selbst. -Status-

Henry

  • Beiträge: 139
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #483 am: 25.02.2015, 20:42:18 »
Henry verfolgte die Diskussion zwischen Jurij und Harry schweigend. Er wollte sich einschalten und seine Meinung beisteuern, schon allein wegen Aria. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er nicht wirklich eine Meinung hatte.

Die große Politik war ihm grundsätzlich fremd. In Irland lebte man in Clanstrukturen. Streitigkeiten wurden von den Familienoberhäuptern geschlichtet und geographisch übergreifende Angelegenheiten wurden durch allgemeingültige Traditionen und individuelle Absprachen der Clanführer geregelt. Gestützt wurde das System durch eine komplizierte Heiratspolitik.
Erst die Engländer hatten die Idee einer zentralen Regierung nach Irland gebracht. Und dies war nicht gut gediehen. Manche Clans hatten den Aufstand versucht und wurden blutig niedergeschlagen. Erst gerade hatte es eine neuerliche Erhebung gegeben. Das war... kurz bevor aus seiner Welt gerissen worden war, wie sich Henry bitter erinnerte.
Harry hatte zuvor schon mit ihm über Demokratie gesprochen und über diese seltsamen freiheitlichen Rechte. Henry hatte es, ehrlich gesagt, bis heute nicht verstanden, warum diese Regierungsform so eine Faszination auf Harry ausübte. Henry beurteilte die Sache naürlich anders. Es war für ihn schon ein unbehaglicher Gedanke, dass ein ganzes Land nach dem Willen eines Menschen ausgerichtet wurde. Aber er konnte sich damit zufrieden geben, wenn der König weise und demütig war, wie eben König Salomo. Aber wie konnte man wollen, dass ein Land nach dem Willen der Mehrheit von Menschen regiert wurde? "Aber jetzt mal ehrlich Harry, Du kannst doch nicht wollen, dass die Gebildeten und Geachteten denselben politischen Einfluss erhalten wie die Bauern und Idioten? Du wolltest doch nicht wirklich behaupten, dass Du Dich bereitwillig unter den Willen einer Mehrheit beugst, wenn die Mehrheit aus Menschen wie Huckleberry Finn und Homer Simpson besteht?"

"Oh, aber es gibt erstaunlich wenige Idioten", hatte Harry erwidert, "wenn Schulbildung für alle Kinder von fünf bis sechzehn verpflichtend ist, dafür aber nichts schrecklicheres als einen ansonsten intelligenten und gebildeten Menschen, der rassistische Ideologien, Standesdünkel oder sonstige Hassparolen verbreitet, die jeder Logik, ethischem Gefühl und gesundem Menschenverstand spotten. Aber Du hast insofern recht, als dass auch die Mehrheit ein Tyrann sein kann; ein perfektes System gibt es auf Erden nun einmal nicht. Jedenfalls wäre Huckleberry Finn mir als Präsident lieber als George W. Bush."

Henry hatte daraufhin nur den Kopf geschüttelt. Er konnte sich die Überlegenheit des demokratischen Systems einfach nicht vorstellen.



Bevor sie in die Akademie eintraten, fasste sich Henry ein Herz und hielt Aria am Arm. "Aria, ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich ehrlich zu Dir bin. Ich weiß nur nicht, wie ich es Dir einfach sagen soll, denn die Sache ist für mich selbst ziemlich verwirrend. Aber die Sache ist..., nun, ..."

Henry rang ein wenig mit Worten. Er blickte in Arias Augen und dachte wieder einmal, wie hübsch sie doch waren. Er spürte, dass er ein wenig rot wurde. Er hatte jetzt ihre volle Aufmerksamkeit und würde nun nicht mehr das Thema abwiegeln können. Aber wie sollte er es ihr sagen? Es klang doch arg lächerlich.

"Ich sage Dir jetzt einfach wie es ist. Dass wir nicht von hier kommen, das weißt Du schon. Aber wir kommen auch nicht einfach aus einem fernen Land. Wir kommen aus einer anderen Dimension. Wir sind durch den Einfluss einer bösen Macht aus unserer Welt gerissen worden und hier gestrandet."

Henry war vollends errötet und vor Scham stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Was er Aria eben gesagt hatte, musste unglaublich klingen. Er selbst hätte an Arias Stelle gelacht.
« Letzte Änderung: 27.02.2015, 14:03:04 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Harry Webster

  • Beiträge: 822
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #484 am: 25.02.2015, 21:38:24 »
Irritierend? Ja, Harry irritierte sich selbst zurzeit. Hatte er sich nicht schon zweimal geschworen, sich von nun an unauffälliger zu benehmen? Das war doch eigentlich so gar nicht seine Art, auf offener Straße mit lauter Stimme ketzerische Reden zu schwingen. Aber Lasciels Art war es sehr wohl, wie ihr Auftritt im Schankraum letzte Nacht bewies.

Ist das also Lasciels Einfluss und Einflüsterung, die mich dazu verleiten, ein öffentliches Spektakel aus mir zu machen? Was kann sie damit bezwecken? Müsste es für ihr heimliches Tun nicht nützlicher sein, ich würde unauffällig in der Menge verschwinden? Vielleicht ist es ja auch meine Trotzreaktion, mein Unterbewusstsein, dass den Dämon bloßstellen will, auch wenn mir selbst völlig klar ist, dass die Konsequenzen mich härter treffen werden als sie.

Bei Arias Warnung, wenn er so weitermache, werde er noch jemanden auf die Idee bringen, ihn zu irgendwelchen schmutzigen Zwecken zu benutzen, musste er lachen, auch wenn er es sofort unterdrückte. Der war gut!

Etwas anderes fiel Harry auf. Wenn man selbst die ganze Zeit redet, erfährt man nichts neues. Er hätte besser daran getan, Aria über Tarzis, Naphan und die ganze Situation auszufragen. Statt dessen hatte er sie brüskiert. Zwei Chancen vertan.

Als sie die Akademie betraten, sah Harry sich mit großen Augen um. So viele Bücher schon in der Eingangshalle!

"An wen müsste ich mich hier wenden, um—" begann Harry an Aria gewandt, nur um festzustellen, dass weder Aria noch Henry ihnen gefolgt waren. "Hey, warte mal, Jurij", sagte er, doch von diesem sah er auch nur noch den Rücken. Nanu, wo lief der gute Mann nur so zielstrebig hin, wen oder was hatte er entdeckt? Harry konnte es nicht ausmachen. Das Feenwesen schien ebenfalls verschwunden.[1]

Er zuckte mit den Achseln und trat wieder hinaus, wo er Henrys letzte Worte gerade noch mitbekam und ziemlich blass wurde.

"That's not exactly what I meant when I said you should try to be more honest with her", murmelte er.
 1. Perception = 9
« Letzte Änderung: 27.02.2015, 16:01:29 von Harry Webster »
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #485 am: 25.02.2015, 22:02:19 »
Aria starrte Henry mit offenem Mund an. Einige Momente stand sie einfach nur da, dann schüttelte sie ihren Kopf, so heftig, dass ihre Haare hin- und herflogen. "A-Also... ich... ich sollte jetzt wa... wahrscheinlich einfach laut lachen, und d-dich für verrückt erklären. Aber auch, wenn wir uns kaum kennen, hab ich das Gefühl, dich zu kennen, und ich glaube, du meinst das wirklich ernst." Ihre Augen wanderten von seinen zum Boden zur Seite und wieder zurück zu ihm. Einen Moment sah sie ihn dann einfach nur an. Sah in seine Augen. Tief.

"Du meinst das wirklich ernst, oder? So wie in Dantans Reise in die Stadt der Engel und Teufel? Mein Urgroßvater hat es mir vorgelesen, und immer behauptet, es sei eine wahre Geschichte. Du... du bist nicht verrückt, Henry, und du willst mich auch nicht für dumm verkaufen, oder?"

Wie nebenbei hatte sie Henrys Hände genommen, und hielt sich nun daran fest, während sie jede Sekunde ein wenig bleicher zu werden schien.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #486 am: 25.02.2015, 23:00:09 »
Während Henry und Aria sich noch draußen unterhielten, Harry wieder zu den beiden zurückging und Rillfarsell fliegend die Bibliothek erkundete, machte sich Jurij auf den Weg zu den beiden Männern.

Der Mann, den Jurij als "Neo" betitelt hatte, lehnte sich zurück und sah Jurij offen an. Tai'Lor drehte sich ebenfalls um, und begrüßte den jungen Deutschen mit einem Nicken. "Ich bin Rubin", erklärte der Fremde und erhob sich dabei von seinem Stuhl. "Du musst Jurij sein. Und dein... Begleiter... ist Obayifo, nicht wahr?"

Rubin trug ein hautenges schwarzes, langärmeliges Hemd, eine ebenso schwarze, glatte Stoffhose, und darüber einen weiten schwarzen Mantel mit intensiv rotem Innenstoff. Beide Stoffe glänzten leicht seidig. An seinem Handgelenk konnte Jurij eine Art Mini-Computer entdecken, zum größten Teil verborgen unter dem Ärmel seines Mantels.

Er hatte die Hände vor seinem Bauch verschränkt und machte keine Anstalten, Jurij die Hand zu reichen. Tai'Lor hingegen erhob sich und streckte dem Neuankömmling die Hand hin. "Hallo, Jurij."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Henry

  • Beiträge: 139
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #487 am: 26.02.2015, 16:08:14 »
Henry hatte zurecht erwartet, dass es Aria schwer fallen würde, ihm zu glauben. Ebenso war es auch gekommen, da Aria sichtlich mit Worten rang und Vergewisserung von ihm forderte. Und doch war es Henry deutlich, dass sie bereit war, ihm Glauben zu schenken. Dies machte wiederum Henry sicherer und er gewann seine Fassung wieder.

Henry schlug ein Kreuz vor der Brust und murmelte: "Get thee behind me, demon: thou art an offence unto me: flee this humble flesh and give room for the Holy Ghost"

"Himmel, ich wünschte, ich würde Dich einfach auf den Arm nehmen. Aber Du glaubst mir schon und weißt, dass ich nicht lüge. Wir können unsere Andersartigkeit und unser Unwissen über diese Welt kaum länger verstecken. Früher oder später wärst Du misstrauisch geworden. Ich sage Dir die Wahrheit aus Wahrhaftigkeit und zur Warnung.

Es ist nicht wie in Dantes Göttlicher Komödie. Eher wie in Miltons Verlorenen Paradies. Vor Urzeiten haben die Kinder des Himmels gegen ihren Schöpfervater rebelliert und wurden besiegt und hinabgestoßen in die Finsternis der Höllen. Von dort harren sie ihrer Gelegenheit, doch noch den Thron zu besteigen. Doch da sie Gott auf dem offenen Schlachtfeld nicht bezwingen können, beschließen sie, ihn fortan mit List und Tücke zu bekämpfen. Und da sie wissen, dass des Vaters liebstes Geschöpf der Mensch ist, schleichen sie sich ins Paradies und verführen den Menschen, so dass er seine moralische Unschuld verliert. Hinfort findet der Kampf zwischen Gut und Böse in der Seele des Menschen statt.

Denn von dem Urquell alles Bösen konnte
Solch eine tiefe Bosheit nur entspringen;
Um bis zur Wurzel das Geschlecht der Menschen
Verderbend, Erd' und Hölle zu vermischen;

Wir sind Opfer eines besonders garstigen Anschlag geworden, indem dämonische Mächte von uns Besitz ergriffen und uns über Umwege in diese Dimension rissen. Seither übernehmen sie immer Nachts die Kontrolle.

Und dies dem großen Schöpfer nur zum Trotz;
Doch mehrt ihr Trotz nur seine Herrlichkeit.

Doch verderben können sie nur das Fleisch. Wir werden unsere Seele zu verteidigen wissen. Wir werden sie austreiben und besiegen durch alles, was der Schöpfervater uns gegeben hat. Wir brauchen eine Reliquie, die mächtig genug ist, diese Geister auszutreiben. Unser Erster Hinweis ist, dass es hier in der Akademie einen Kristall geben soll, der solches bewirkt."
« Letzte Änderung: 26.02.2015, 17:40:15 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Harry Webster

  • Beiträge: 822
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #488 am: 26.02.2015, 18:17:23 »
Harry knuffte Henry ein paarmal und versuchte einzuwerfen, dass dies vielleicht nicht der richtige Ort sei, um Aria von ihrem "verlorenen Paradies" zu erzählen, doch Henry schien ihn gar nicht wahrzunehmen, so war er in Fahrt.

Genau wie ich eben...

Harry sah sich um, ob sein Publikum von vorhin denn noch anwesend war oder ob andere Passanten in Hörweite kamen, und bemühte sich, diese so gut wie möglich von Henrys Rede abzulenken, indem er den bevorstehenden Krieg zur Sprache brachte und um Meinungen bat, oder etwas über "verrückte Wanderprediger" murmelte, die man in solch unruhigen Zeiten natürlich überall antreffen würde und die gern das Ende der Welt voraussagten,[1] und setzte sich zum Schluss, als Henry geendet hatte, erschöpft auf die Stufen, die zum Eingang hochführten, und barg den Kopf in den Händen.

Hatte Henry damit Arias Todesurteil ausgesprochen? Oder sie gerettet? Zu viel Information kann einen töten, aber zu wenig auch.

"Lass uns hineingehen", sagte er. "Jurij scheint etwas Interessantes entdeckt zu haben."
 1. Bluff = 19
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #489 am: 26.02.2015, 18:36:16 »
Aria hörte Henry auch weiter zu, doch ob sie konzentriert war, oder eher in einer Art Schock, war schwer zu sagen. Zum Glück liefen nur zwei, drei vereinzelte Passanten vorbei, die Harry mit seinen Worten gut von Henrys Rede ablenken konnte. Einen älteren Mann auf dem Weg in die Bibliothek versuchte Harry ebenfalls abzulenken, doch als dieser entschuldigend auf seine Ohren zeigte (und dabei ein beinahe zahnloses Lächeln zeigte), war klar, dass er Henrys Rede gar nicht mitbekommen hatte.

Als Henry geendet hatte, setzte sich Aria ebenfalls auf die Stufen. "Ich... verstehe das noch nicht alles. Aber ich glaube dir. Seid ihr... ihr alle vier betroffen? Auch die Fee?" Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare, und seufzte. "Ich wünschte, Urgroßvater würde noch leben. Er war zwar kein Geistlicher, hat aber in seinem Leben so viele verschiedene Bücher gelesen, dass er auf fast alles eine Antwort hatte."

Sie lächelte, doch ihre zitternden Hände zeigten, dass es ihr dabei keinesfalls gut ging.

Als Harry dann zum Aufbruch in die Bibliothek drängte, nickte sie nur, und stand wieder auf.

Doch bevor die beiden Männer weitergehen konnten, fasste sie sie an den Armen und hielt sie zurück. "Ihr seid nicht allein. Ich bin für euch da", erklärte sie.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Jurij Klee

  • Beiträge: 1305
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #490 am: 28.02.2015, 11:46:18 »
So wie dieser Neo nimmt sich Jurij heraus ihn zu mustern. Er blieb beim Handcomputer hängen. Leicht legte er den Kopf schief und spannte dabei seine Nackenmuskeln an. Ein Leises Knacken kündete, dass er am Morgen vielleicht doch etwas mehr Zeit gebraucht hätte um sich warm zu machen. Beim Recken überlegte er aus welcher Zeiteben der sich als Rubin vorgestellte kommen mag. Nach der Kleidung nicht all zu weit von seiner entfernt, allein die Uhr passte nicht. Handys und Co waren richtige Computer bei ihm, Uhren hingegen, jedenfalls die Meisten waren eher Statussymbole und Zeichen der handwerklichen Kunst. Sie wurden kurz um nicht in tragbare Computer verwandelt.[1]

Mit einem lächeln begrüßte er Tai´Lor „Hallo, ein angenehmer Tag oder? Ich hoffe ihr hattest gestern Abend Glück ein paar Freiwillige zu finden. Persönlich würde ich ja gerne helfen, bei einigen Dingen, aber ihr wisst ja, dass es erst einmal noch etwas anderes zu tun gibt.“ Wieder kurz lächelnd wendete er sich an Rubin „Ein interessanten Namen hast du da Rubin, roter Stein, Lebensspender, Sonnenfeuer, König der edlen Steine.“ Ohne den Blick von Rubin zu lassen, rieb er sich mit der Linken den Nacken. Dieser Rubin wusste ja einiges, etwas zuviel für Jurijs Geschmack der ja erst vor Kurzen die Augen aufgerissen bekommen hatte. „Ja und Obayifo ist mein leidig, stehts wachsamer Begleiter.“ Jurij wollte aber fähr  bleiben und Rubin so indirekt im Redefluss sagen, das O noch mithörte. „Doch vermute ich mal wir sind aus dem selben Grund hier, oder? Ich bin schon gespannt was dies für ein Ding ist. Ah und …“ er blickte nach rechts und links. „Meine drei Bekannten mit ihren Freunden sind auch hier irgendwo. Sie kommen sicher gleich nach oder werden gerade mit Mistgabeln aus der Stadt gejagt… Ach nein. Wir hatten ja nur über die Dummheit von Weltkriegen geredet … etwas zu viel aber naja. Wie sagte Konfuzius. Einen Fehler darf man machen, macht man den Fehler noch einmal ist man ein Dummkopf.“ Dann deutete er auf Rubins Handgelenk. „Hat das Ding acht oder zwölf Gigabyte Ram und wie ist eigentlich der Name deines allerliebsten Begleiters?“ Jurij lächelte leicht und hielt beim Nackenmassieren inne. Wenn er den Technologiestand seiner Welt  überschlug waren wohl solche kleinen Computer mit fast einem Terabyte Speicherplatz und maximal acht Gigabyte Ram möglich. Wobei er solche –großen- Handlichen Rechner nur als Tablet für naturkundliche Kartierungen oder Ähnliches kannte. Im Hausgebrauch waren kleine Tablets im Gebrauch. Schließlich brauchte kaum einer einen extrem Leistungsstarkes gerät in der Hosentasche.
 1. Wahrnehmung: 24 - Jurij mustert ihn schlicht und einfach genauer von kopf bis Fuß um einzuschätzen von Wo und Wann er stammt … muß aber nichts raus kommen ; )
« Letzte Änderung: 28.02.2015, 11:47:29 von Jurij Klee »
Wenn du etwas machst, mache es mit jeder Faser deiner Selbst. -Status-

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #491 am: 28.02.2015, 13:53:25 »
Tai'Lor nickte. "Ein oder zwei interessante Leute haben wir tatsächlich gefunden."

Als Jurij Rubins Namen erwähnte, lächelten die beiden Männer. "Die Frage hat mir Tail'Lor bei unserer ersten Begegnung auch gestellt. In meiner Heimat kennen wir keine Rubine. Ich bin kein Etymologe, aber was auch immer die Bedeutung meines Namens ist, mit Edelsteinen hat er nichts zu tun."

Dann deutete Rubin mit einem Nicken Richtung Tür. "Da kommen deine Freunde."

Bei den Fragen über seinen Handcomputer sah Rubin nur kurz auf das Gerät. "In meinem alten Leben war ich Hover-Konstrukteur. Das hier ist eine Art Bibliothek und Werkzeug in einem. Frag mich nicht nach technischen Daten, ich benutze das Gerät nur - und habe keine Ahnung, was Gigabyte oder Ram bedeutet."

Während sie sich unterhielten, sah Jurij sein Gegenüber genauer an. Er war durchtrainiert, muskulös - nicht wie ein Bodybuilder, sondern eher wie ein Kampfsportler wie Jurij selbst. Ihm fiel außerdem auf, dass er an Rubins Kleidung keine Nähte entdecken konnte - es sah aus, als wäre sie aus einem Stück gefertigt, was ganz und gar nicht der irdischen Produktionsweise entsprach.

Außerdem entdeckte er, dass Rubin in gut verborgenen Innentaschen seines Mantels noch weitere Ausrüstung trug, konnte aber nicht genau erkennen, um was es sich handelte.

Dann stießen auch die übrigen Gefährten dazu. Zuerst kamen Henry und Harry, begleitet von einer sichtlich verwirrten Aria, die bleicher war als zuvor. Einen Moment später flatterte auch Rillfarsell dazu.

Als Erstes begrüßte Rubin Aria - und sah dann zu Harry und Henry. "Ist sie eingeweiht?" Doch die junge Frau beantwortete die Frage selbst. "Seit gerade eben."

Rubin sah sie einen Moment mit einem forschenden Blick an, dann nickte er.

"Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid", erklärte Rubin. "Zunächst einmal möchte ich mich bei Jurij und Rillfarsell entschuldigen. Ich bemühe mich, jeden... Neuankömmling zu finden, um eine erste Orientierung in dieser Gegend leichter zu machen. Rillfarsell, als du kamst, ist gleichzeitig ein anderer angekommen - ich musste mich entscheiden. Und Jurij, ich weiß noch nicht wie, aber dein Begleiter hat es geschafft, die Spuren deiner Ankunft fast vollständig zu verschleiern. Als ich begriff, dass jemand Neues angekommen war, warst du längst woanders."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Henry

  • Beiträge: 139
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #492 am: 02.03.2015, 14:42:15 »
Als Aria Henry zurückhielt, um ihnen ihren Beistand auszusprechen, blickte ihr Henry tief in die Augen. Es mochte eine tief empfundene Dankbarkeit darin liegen, auch etwas Zärtliches und zum dritten Sorge. "Ich bin sehr froh, Dich getroffen zu haben, Aria. Wir bedürfen eines Beistandes mehr als jeder andere hier in der Stadt - und doch solltest Du genau abwägen, ob Du dieses Risiko eingehst. Denn es ist ein Risiko. Von den Dämonen geht Gefahr aus. Der Dämon versucht mir auch im wachen Zustand seinen Willen aufzuzwingen und erpresst mich. Er will Dir etwas antun, wenn ich nicht gehorche. Doch ich darf mich nicht zum Werkzeug des Bösen machen, sondern muss es überwinden. Das verstehst Du, oder? Es tut mir unendlich leid, dass Du hier hineingezogen wurdest. Sage ein Wort und ich werde weit von hier fortgehen." Er ergriff Arias Hand und küsste ihren Handrücken. Dann betrat er mit der sichtlich verwirrten Aria das Gebäude.

Henry blieb zunächst zurückhaltend und ließ Jurij und Rubin reden. "Wir sollten darauf achten, dass sie nicht zu viel mithören können.", sagte er dann.

"You gave the power to tread on serpents and scorpions, and over all the power of the enemy: so that nothing shall by any means hurt your disciples. In the name of my savior, go forth, demon.", sagte Henry halblaut.

"Was hat es mit diesem Kristall auf sich?", fragte er schließlich, ziemlich gerade heraus. Es war henry unheimlich, dass Gespräch allzu sehr in die Länge zu ziehen. Jede Minute Verzögerung erhöht die Gefahr, dass die Dämonen eingreifen, sagte er sich.

Hatte Henry gestern noch Zweifel gehegt, war die Präsenz der Dämonen nun unmittelbare Gewissheit geworden. Ein latente Furcht hatte ihn ergriffen und er musste sich alle Mühe geben, sich dagegen zu erwehren.
« Letzte Änderung: 02.03.2015, 15:20:18 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Heiliger Boden
« Antwort #493 am: 02.03.2015, 14:59:47 »
Aria hörte Henry aufmerksam zu, sagte jedoch nichts weiter dazu. Doch sie begleitete die beiden Männer weiter, ihr Blick wechselnd zwischen Henry, Harry und dem Fußboden vor ihr.

Als Henry Rubin auf den Kristall ansprach, nickte er. "Der Kristall existiert tatsächlich, aber er war nur ein Ablenkungsmanöver. Gegen niedere Dämonen wirkt er, aber nicht gegen die Kreaturen, mit denen wir es zu tun haben. Dennoch, zwei von ihnen haben sich heute Nacht damit beschäftigt - und konnten in der Zeit zumindest kein anderweitiges Unheil anrichten."

Er deutete auf eine Tür, die sich am Ende des Raumes befand. "Bitte folgt mir. Im zweiten Kellergeschoss gibt es ein Buch, das ich euch zeigen möchte."
« Letzte Änderung: 03.03.2015, 22:42:48 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Jurij Klee

  • Beiträge: 1305
    • Profil anzeigen
Heiliger Boden
« Antwort #494 am: 03.03.2015, 20:52:34 »
Jurijs Augen funkelten kurz bei dem Gedanken an Rubins Gerät auf. Es war schon ein netter kleiner Apparat. Das hätte auf der Erde sicher gut genutzt werden können. Doch ob es jemals auf der Erde oder einer Erde angewendet wurde, glaubte Jurij kaum mehr. Rubins Kleidung, seine Nichtkenntnis von Rubinen, welche auch ein Übersetzungsfehler sein könnte und sein Beruf waren Hinweise hierfür. Entweder kam der junge Rubin aus einer sehr fremden Parallelwelt oder aber er wurde auf einem fremden Planeten geboren.
Tief atmete Jurij aus. Die Dämonen besetzten also die verschiedensten Wesen aus den verschiedensten Ebene und Zeitlinien. Das war erstaunlich und ließ ihn daran zweifeln je etwas gegen sie unternehmen zu können.

Als der Kristall angesprochen wurde, nickte Jurij leicht. Ja etwas abseits von allen anderen konnten sie besser reden.  Freier ohne die nächst beste Person damit hinein zu ziehen. So wie es Henry getan hatte. Hierfür hatte Jurij den Krieger kühl angesehen. Was dachte er sich wohl nur dabei. Eine Priesterin riet zum Schweigen um unschuldige zu schützen und er zog gleich am zweiten Tag nach seiner Ankunft eine Unschuldige in die Sache. Das wäre ja fast so, als hätte Jurij etwas zu Reyka gesagt. Wie es seinem Freund wohl ging? Wie hat er wohl das Ganze um Jurijs Aussetzung aufgenommen? Dochte er wohl das Jurij ihn angelogen hatte? Zähne knirschend schüttelte er seine fragenden Gedanken weg. Jetzt hieß es erst einmal Rubin folgen. Mal sehen was der Bursche vor hatte.
« Letzte Änderung: 03.03.2015, 20:52:50 von Jurij Klee »
Wenn du etwas machst, mache es mit jeder Faser deiner Selbst. -Status-

  • Drucken