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Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 116054 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #525 am: 25.03.2015, 00:50:43 »
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Arisai Harry an. "Ich sehe schon, ein Kundiger unseres Fachs - das freut mich zu hören. Seid ihr bereits als Student eingeschrieben? Zu euren Fragen..."

Während Arisai sprach, gingen sie gemeinsam die Treppe hoch. Der Gelehrte führte sie an einen freien Tisch. "Es gibt nicht den astralen Kanal, sondern unzählige davon. Jedes Portal, das verschiedene Ebenen miteinander verbindet, erzeugt einen solchen Kanal. Der Theorie nach sollte es für jemanden, der die astrale Ebene bereist, möglich sein, einen solchen Kanal zu sehen oder sogar... nunja, aufzuspringen. Was die Grabstätte angeht... der Begriff ist für meinen Geschmack etwas theatralisch, aber die Astralebene selbst ist hier wohl gemeint. Wenn eine Gottheit stirbt, und das kann durchaus passieren, dann taucht der Körper auf der Astralebene auf. Es müsste rein theoretisch sogar möglich sein, die Körper vergessener Götter zu besuchen, wenn man die Astralebene bereist. Einige Gelehrte vertreten allerdings die Ansicht, dass ein Gott niemals vollständig sterben kann, sondern allenfalls in einen tiefen Schlummer verfällt."

Eine junge Frau war in der Zwischenzeit auf sie zugekommen. Erneut sah Rubin auf sein Handgelenk, sah zu Tai'Lor und nickte ihm bedeutungsvoll zu. "Ich muss mich leider verabschieden. Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder." Im Vorbeigehen grüßte er kurz die junge Frau. "Meine Dame." Dann machte er sich auf den Weg zum Ausgang.

"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #526 am: 25.03.2015, 09:54:04 »
Die Grabstätte der toten Götter ist also kein bestimmter Ort, sondern die gesamte Astralebene? Hm. Irgendwie hatte ich gedacht, Lilith meint einen bestimmten Ort. Einen bestimmten Gott.

"Aufspringen?" rief Harry aus, der dem Gelehrten gebannt gelauscht hatte. "Nun, ich weiß nicht, ob ich mich das trauen würde, das sah ja aus wie ein Tornado! Aber sagt, wenn Ihr von vergessenen Göttern redet—ich schließe daraus, dass für Götter 'Vergessen' dasselbe wie 'Tod' bedeutet—heißt das, nicht einmal ihre Namen sind mehr bekannt? Oder nur, dass niemand sie mehr anbetet? Gibt es Literatur dazu? Wer sie waren, wofür sie standen, wie sie einst auf der Welt gewirkt haben?

Entschuldigt bitte vielmals, dass ich so herausplatze. Ich war mitten in Gedanken, die ich eigentlich noch in aller Stille hatte zu Ende denken wollen, als unser Zusammentreffen mich herausriss. Harry Webster, mein Name. Das hier sind Henry of Leicester, Jurij Klee und Rillfarsell. Aria Sturmfels kennt Ihr ja bestimmt. Also, ich würde mich tatsächlich gern als Student hier einschreiben lassen, um die hiesige Magie zu studieren, die auf den ersten Blick verwirrend anders ist als daheim. Ich komme nämlich von weit her—von sehr weit her—und habe augenblicklich mehr Fragen als Gewissheiten. Was muss ich also tun, um hier studieren zu dürfen?"


Rubins Abgang registrierte Harry aus dem Augenwinkel, auch das Nähern der Dame, und er begriff sogar, obwohl seine Gedanken ganz bei Arisai und dem soeben Erlebten waren, dass dies wohl die Person war, die Rubin vorhin meinte. Aber darum mochten sich seine Kameraden kümmern; Jurij hatte sich vorhin in der Hinsicht ja sehr interessiert gezeigt. Auch der Kristall war erst einmal vergessen. Dagegen bechäftigte Harry mal wieder die leidige Frage: wieviel Wahrheit durfte er seinem Gegenüber offenbaren? Je mehr er verheimlichte, desto weniger hilfreich würden dessen Antworten sein. Außerdem, wenn ein Dozent für Astraltheorie nicht damit zurecht käme, einen Menschen aus einer anderen Welt vor sich stehen zu haben, wer dann?

Er räusperte sich. "Eigentlich bin ich nicht vom Fach, muss ich gestehen, wenn ihr mit Fach die Astraltheorie meint. Als Drachenabkömmling war ich bisher eher praxisorientiert. Probieren geht über studieren, Ihr wisst schon. Doch nun, da ich mich auf einer fremden Welt gestrandet sehe, in der ich quasi noch einmal von vorn beginnen darf, weil sich die astralen Ströme hier ganz anders verhalten, meine Zauber ganz anders beeinflussen, ja, da interessiere ich mich plötzlich für die Theorie dahinter, da möchte ich plötzlich begreifen. Liege ich mit meiner Einschätzung richtig, dass solche Fragestellungen in den Bereich Eurer fachlichen Kompetenz fallen?"
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #527 am: 25.03.2015, 14:13:25 »
Beim die Treppe hochgehen, nickte Jurij immer mal wieder. Die Methode eines gesteuerten Traumes hatte er noch nie ausprobiert aber mal sehen. Übung machte ja den Meister. Dann stand aber auch schon der Herr Arisai. Fasziniert betrachtete Jurji die Gewandung des Mannes. Doch blieb er bei dem Glitzern und doch grau wirken hängen. Über das Warum und wieso machte er sich keine Gedanken und Harry ziemlich prompt mit Fachwörtern um sich geworfen. Es war nicht gerade überraschend, dass Arisai mit den Worten umgehen konnte. Seine erläuterungen waren sehr interessant. Da Jurij aber es für sich ummünzen musste, blieb er irgendwo stecken. Soweit er es verstanden hatte sprachen die beiden über verschiedene Raumebene welche durch interdimensionale Brüche verbunden sind.  Kurz schmunzelnd registrierte er auch die Worte über die Grabstätte der Götter. IEr musste nämlich sofort an einige Tiere von der Erde denken, welche zum Zeitpunkt ihres Todes einen einzigen bestimmten Ort aufsuchen um dort zu sterben.  Interessanter weise brachte ihm das auch auf die Idee was Götter und Dämonen in seinem Weltbild sein könnten.

Sein Schmunzeln verschwand, als sich Rubin verabschiedete. Sehr nett und da er nichts zum Thema beitragen konnte, außer wohl dass es eine interessante Idee war sich an einer hiesigen Schule einzuschreiben, nickte er den Anderen zu. Seine Schritte führten ihn zur Frau, welche Rubin gegrüßt hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen und wachen Augen, welche die Frau möglischt unauffällig musterten, begrüßte er sie ebenso. „Guten Tag werte Dame. Wolltet ihr zum Lehrmeister Arisai? Er ist gerade ziemlich vertieft in Theorien über astrale Welten. Das könnte wohl dauern.“
Wenn du etwas machst, mache es mit jeder Faser deiner Selbst. -Status-

Kara Kulenov

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Heiliger Boden
« Antwort #528 am: 27.03.2015, 00:02:27 »
Kara ist etwas überrascht über den Gruß des fremden Herrn, der in Eile scheint und sagt bloß: "Mein Herr." als reflexartige Reaktion. Als sie die ganzen Leute versammelt sieht, spürt sie etwas Neugier und auch Vertrautheit. Die Gefühle scheinen sich nicht wie die eigenen anzufühlen. Und so schnell wie das ganze hoch kam, war es auch wieder weg. "Es" hat Interesse an diesen Leuten. Vielleicht wäre es nicht schlecht herauszubekommen, woran das liegt.

Man kann Kara von ihrem Aussehen her ungefähr auf Mitte 20 schätzen. Ihr braunen Haare reichen unter die Schulter und sie hat dunkelbraune Augen. Sie ist von magerer Statur, was etwas im Gegensatz zu ihrem Vorbau steht, der doch recht ansehnlich auf so manchen Mann wirken könnte. Die Damaranerin trägt ansonsten eine beschlagene Lederrüstung und eine Kleidung, die oft auch Späher tragen. Diese Bekleidung hat einige Taschen. Kara führt ein Kurzschwert bei sich (befestigt am Gürtel). Insgesamt könnte man fast meinen, dass eine Abenteurerin vor einem stünde.

"Seid gegrüßt! Ja, ich wollte tatsächlich zu Meister Arisai und etwas mit ihm besprechen. Über arkane Phänome weiß ich nicht so viel, aber Theorien über astrale Welten klingen trotzdem ganz interessant. Ich nehme aber an, dass Ihr unter Euch bleiben wollt, oder täusche ich mich da? Wenn ich für Euch als Zuhörerin unangenehm wäre, dann kann ich auch wieder gehen. Ich bin übrigens Kara und habe mich versucht mit den verschiedensten Tätigkeiten finanziell über Wasser zu halten. Zur Zeit habe ich einen Auftrag für einen Schriftsteller zu erledigen. Wer seid denn Ihr? Ihr müsst wissen, dass ich noch nicht gar solange in dieser Stadt hier bin. Neue Leute kennenzulernen kann ja nicht verkehrt sein, denke ich. Ein bisschen Zeit werdet Ihr für etwas Unterhaltung- hoffe ich einfach mal- erübrigen können."

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #529 am: 27.03.2015, 22:37:31 »
Sie hatte sich scheinbar gut eingelebt, jedenfalls so wie diese Kara ausschaute. Besser als Jurij, der trotz seines langen Weges immer noch die robuste Kampfkleidung trug. Wobei ja die Nähte, das braungelbe Weiß und die Flicken schon deutlich vom Alter der Sachen zeugten. Oder aber vielleicht kam sie auch aus einer ähnlichen Welt wie dieser hier, wenn Rubin Recht hatte.

Mit einem Lächeln streckte er ihr die Hand entgegen. „Ja Kontakte sind wichtig. Mein Name ist Jurij Klee, schön euch kennen zu lernen. Mich tangiert das Thema dahinten gar nicht.“ Kurz wanderte sein Blick zu den Brüsten seines Gegenübers. Doch bevor schmutzige Gedanken in ihm hochkeimen konnten, lachte er auf. „Entschuldigt, Astraltheorie ist zu wirrt für mich. Architektur, Philosophien und ein paar neue Kampftechniken machen viel mehr Spaß. Doch ihr sagtet ihr seid neu hier? Habt ihr da schon die Königinengärten besucht. Ein wunderbarer Ort um Leute kennen zu lernen und mit einer einzigartigen Architektur. Aber sagt woher kommt ihr denn und was führt euch her? Sicher nicht die Baukunst oder?“ Mit etwas Glück ließ sie sich in ein plauderhaftes Gespräch verwickeln und plauderte beiläufig aus woher sie kam oder aber es würde wie bei Harry einfach so passieren. Schließlich kannte sie vielleicht noch nicht alle hiesigen Gewohnheiten.
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Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #530 am: 28.03.2015, 15:58:12 »
Henry hat dem Gespräch der Gelehrten nicht folgen können. Nicht nur wollte er mit diesem ganzen magischen Kram nichts zu tun haben, sondern auch hielten ihn einige der Ausagen in Atem. "Es gibt mehrere Götter? Und einige davon können sterben?", flüsterte er Aria zu und kratzte sich verwirrt den Kopf.

Die ganzen Dinge hier begannen ihm über den Kopf zu wachsen. Dämonen, tote und lebendige Götter, magische Tunnels und uralte Prophezeiungen. Sie verstrickten sich innerhalb kürzester Zeit in einem Netz von Zusammenhängen, für die Henry jedes Verständnis fehlte.

Henry wäre es lieber gewesen, ein verständliches und handhabbares Ziel zu haben, in der Art: "Töte den Drachen und rette die Jungfrau." Doch im Grunde hatte es schon damit begonnen, komplizierter zu werden, als er den Drachen kennengelernt und verstanden hatte, dass dieser sein Freund war, vielleicht seine erste wirklich bedeutsame Freundschaft. Und die Dinge begannen immer komplizierter zu werden. Ihre Aufgabe ließ sich mittlerweile in etwa so beschreiben: "Tue irgendetwas gegen die Dämonen, bevor die Dämonen irgendetwas mit Dir tun."

Henry stieß geräuschvoll die Luft aus. Am besten würde es wohl sein, die Details den anderen zu überlassen. Harry hatte bereits die Witterung aufgenommen. Für sich selbst hatte er beschlossen, bei dem vermissten Mädchen zu beginnen. Kinder waren ein guter Startpunkt. Hoffentlich würden die anderen das auch so sehen.

Henry nickte der jungen Frau nur zu, welche den Raum betreten hatte. Er war zu sehr in Verwirrung, um nun in eine harmlose Plauderei einzusteigen.
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #531 am: 28.03.2015, 17:13:14 »
Aria nickte. "Ja, es gibt eine ganze Reihe Götter, ich habe euch doch die verschiedenen Tempel gezeigt. Aber... dass sie sterben können, glaube ich nicht. Sie zeichnen sich ja unter anderem auch durch ihre Unsterblichkeit aus. Wenn du mich fragst, sind das nicht mehr als unbewiesene Theorien irgendwelcher Magier", gab Aria dem überforderten Iren als Antwort.

Harrys Erklärungen ließen den Lehrmeister ein Schnauben ausstoßen. "Ihr seid also ein Drachen-Nachkomme von einer fremden Welt, mit einer fremdartigen Magie, und habt auf euren Reisen auch schon die Astralebene gesehen. Ich verstehe. Tulag? Reiamon? Welcher meiner Studenten hat euch dazu angestiftet, mir diese haarsträubende Geschichte zu erzählen? Dachtet ihr wirklich -"

Tai'Lor unterbrach ihn mitten im Satz. "Meister Arisai, dies ist kein Studentenstreich. Er kommt tatsächlich von einer fremden Welt. Dass er ein Abkömmling der Drachen ist, ist mir auch neu, ebenso seine Reisen auf die Astralebene, aber ich versichere dir, dass uns diese Sache ernst ist. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn wir das alles... vertraulich behandeln könnten."

Arisai sah den Mann von der Gerichtswache einen Moment lang baff an, öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. Er räusperte sich, sah sich im Raum um, als suche er nach kichernden Studenten, die sich über ihren Streich amüsierten, und schüttelte dann den Kopf. "Das kann doch nicht..." Er sah zu Harry. "Ich kenne Tai'Lor nun seit vielen Jahren, und das ist der einzige Grund dafür, dass wir uns noch weiter unterhalten. Aber wenn ihr tatsächliche fremde Welten bereist habt, dann braucht ihr euch nicht durch Ammenmärchen noch interessanter zu machen. Also sprecht, was von dem, was ihr erzählt habt, ist tatsächlich wahr?"
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #532 am: 28.03.2015, 20:18:26 »
Auf Henrys Einwurf und Arias sich anschließende Erklärung hätte Harry liebend gern etwas geantwortet. Herrje, wie oft hatte er schon versucht, dem Freund klar zu machen, dass alles auf der Welt eine Definitionsfrage war: was der eine "Gott" nannte war dem anderen sein "Teufel". One man's paradise is another man's hell. Doch bevor Harry den Mund aufmachen konnte, prasselten die Anschuldigungen des aufgebrachten Lehrmeisters auf ihn ein, kaum dass er wusste, wie ihm geschah. Wie hatte er das schon wieder geschafft? Das kam davon, wenn man die Wahrheit sagte! Niemand glaubte einem je die Wahrheit.

Beide Hände schützend vor sich erhoben, wehrte er ab: "Tulag, Reiamon? Die kenne ich nicht einmal. Wie auch, ich bin erst seit gestern auf dieser Welt." Obwohl, jetzt, wo ich so viel gutes über sie gehört habe, tät ich sie ja doch gern kennenlernen: dazu müsst ich aber erst einmal als Student hier aufgenommen werden!

"Und Ammenmärchen habe ich auch keins erzählt. Drachen, zusammen mit Feen, sind bei uns daheim die häufigsten Stammväter der Zaubererfamilien: 95% von uns berufen sich auf das eine oder das andere, der Rest verteilt sich auf Engel, Dämonen, Teufel, Ifrit, Djinni und Mariden.[1] Das mit der Astralebene, nun gut, da habe ich versucht, mich interessanter zu machen, als ich bin. Gestern wurde ich ob meiner 'Adeptentricks' schon gründlich ausgelacht, da hatte ich Sorge, für jemanden wie mich hätte ein so bedeutender und vielbeschäftigter Lehrmeister keine Zeit, zumal ihr doch sagtet, Ihr hättet nur ein paar Minuten übrig. So schnell aber lassen sich meine Fragen unmöglich klären.

Was ist also wahr? Die Astralebene habe ich nur durch die Augen eines anderen gesehen, aber gerade so, als wär ich es gewesen! Durchreist muss ich sie allerdings haben, wie hätt ich sonst herkommen sollen, nur gesehen habe ich bei meinen Sprüngen nichts. Wobei, ein wenig hätt ich zu dem Thema doch auch zu berichten. Also zum Beispiel von Brückenstadt. Dort gibt es nämlich ein Tor zu anderen Welten, dem man bloß zu sagen braucht, wo man hin will, und schwupp, ist man da. Also, wenn ich da jetzt richtig schlussfolgere, dann muss an diesem Tor das eine Ende eines astralen Kanals fest verankert sein, während das andere Ende variabel, wenn auch nicht vollkommen frei ist. Als Reiseziel 'Kurun' angebend, kam ich nach Durchschreiten des Tores vor Terendol heraus und mein Kamerad, der mir eine gewisse Zeit vorausging, ebenfalls. Daher scheint ein erster Verdacht gerechtfertigt, dass das andere Ende des Kanals zu bestimmten Orten springt, vielleicht pro Welt nur einem."
Quasi ein Wurmloch, das nur auf der einen Seite stabil ist.

Harry räuspert sich. "Alles, was ich über meine Person sagte, ist ohne Einschränkung wahr. Ich komme von einer Welt, die sich 'Erde' nennt, in meinen Adern fließt sowohl Drachenblut, das Erbe meines Vaters, als auch Feenblut, Erbe der Mutter, wobei meine Talente durch ersteres bestimmt scheinen. Und meine Magie funktioniert hier auf Euer Welt wirklich nicht wie daheim, wo die astralen Ströme so nahe der Oberfläche verlaufen, dass ich nur den kleinen Finger reinstecken muss, um eine Stichflamme bis zur Decke auffahren zu lassen.

Es ist mir entsetzlich unangenehm, als Bettler an Eurer Tür zu pochen, und deshalb fällt es mir auch so schwer, es frei herauszusagen: ich könnte Hilfe gebrauchen. Dringend.

Ach ja, und wegen des Kristalls habe ich tatsächlich auch eine Frage."

 1. Harry kennt gar keine andere Art von menschlichen Magiewirkern außer eben die vom Typ "sorcerer".
« Letzte Änderung: 28.03.2015, 20:24:50 von Harry Webster »
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Kara Kulenov

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Heiliger Boden
« Antwort #533 am: 28.03.2015, 20:48:37 »
Weiterhin blieb Kara höflich und freundlich. Auch in ihrer Welt war ein Gruß mit der Hand durchaus üblich. Mit mittlerer Stärke ergriff sie Jurijs Hand und schüttelte sie ein bisschen. Als sie die Hand wieder los ist, sagte sie dann: "Ich komme von weit her und bin durch die mächtige Magie eines anderen hier hergekommen. Aber ich schäme mich etwas für meine Herkunft, deswegen würde ich nicht so gerne darüber reden. Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel. Neben dem vertraulichen Auftrag meines Schriftstellers will ich meinen Wissenshorizont in dieser Bibliothek erweitern. Aber Ihr erwähntet gerade die Königinnengärten: Habt Ihr denn irgendwann einmal Zeit mir diese zu zeigen? Oder geht das nicht zum Beispiel wegen Eurer Arbeit? Was macht Ihr denn so beruflich in dieser Stadt, wenn ich fragen darf?"

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #534 am: 28.03.2015, 21:15:45 »
Der Gelehrte schien immer noch zerrissen zwischen Glaube und Unglaube, hörte Harry aber aufmerksam zu. "Wenn all das stimmt, dann brauchen wir tatsächlich mehr als ein paar Minuten. Ich gebe gleich eine Vorlesung, aber danach habe ich etwas Zeit. Kommt in etwa zwei bis zweieinhalb Stunden wieder hierher, dann können wir in Ruhe reden."

Er zögerte einen Moment, und schien Harry dabei zu studieren. "Drachen- und Feenblut? Dann seid ihr ein natürlicher Zauberer, kein Gelehrter. Das ist äußerst selten. Mit den üblichen Zauberbüchern und Adeptenlehrbüchern werdet ihr nicht allzu viel anfangen können. Aber ich denke, dass ich euch helfen kann."
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #535 am: 28.03.2015, 22:35:30 »
"Natürliche Zauberer?" fragte Harry verdutzt. "Ja, gibt es denn auch unnatürliche? Und wie können Drachensprösslinge hier selten sein? Ich dachte, ein Drache—ein echter Drache—hätte diese Akademie gegründet. Heißt das nicht, dass seine diversen Nachfahren hier lehren und studieren? Überhaupt, wenn nicht Feen oder Drachen, von wem haben hier so die Leute ihr magisches Blut her? Oder meintet Ihr mit 'selten' nur die Kombination? Das kommt auch bei uns so gut wie nie vor, dass die Blutlinien sich vermischen, da man sich normalerweise spinnefeind ist.

Übrigens, auch wenn ich gesagt habe, dass ich kein Gelehrter bin, habe ich doch vieles aus Büchern gelernt, und diese wurden allesamt von 'natürlichen' Zauberern geschrieben, von denen einige ganz furchtbar gelehrt waren. Ihr stellt das als fundamentale Dichotomie dar, als könne man entweder natürlich oder gelehrt sein. Oder habt Ihr Sorge wegen der Sprache? Also, ich meine ja schon entdeckt zu haben, dass das Drakonisch auf meiner Welt die gleiche Sprache ist, oder zumindest eine sehr ähnliche, wie hier. Wenn es also darum geht, dass die Magiebücher hier womöglich in Drakonisch geschrieben sind, das beherrsche ich wie meine Muttersprache."


An dieser Stelle klappte Harry den Mund zu und holte tief Luft. Zweimal. Dreimal. Er wusste, dass er schon wieder plapperte. Den möglichen Grund dafür erklärte er sich und dem Lehrmeister leise: "Seit Großvater Mortimer starb, habe ich mit niemandem über diese Dinge reden können, und da war ich zwölf." Im Haus Marcone hatte man Harry zwar auch unterwiesen, aber man sagte ihm nur, was er wie zu tun habe; es kam niemals zu einem Gespräch wie mit Großvater Mortimer. "So etwas wie das, was Ihr hier habt, gibt es bei uns nicht. Die magische Erziehung ist Familiensache und auch später bleiben die Familien meist unter sich. Deshalb ist die Erfahrung hier für mich... überwältigend."

Und dich, Lasciel, nenne ich fortan 'Dr. L. Freud', dachte Harry und streckte seinem Gast innerlich die Zunge heraus.

"Meister Arisai, ich muss mich für Eure Geduld bedanken. Euer Angebot zu einem ausführlichen Gespräch in zwei Stunden nehme ich gern an. Wo darf ich Euch erwarten, genau hier?"
« Letzte Änderung: 28.03.2015, 23:02:58 von Harry Webster »
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #536 am: 28.03.2015, 23:45:59 »
Arisai sah Harry erneut verwirrt an, aber dann nickte er. "Ihr müsst offenbar noch einiges an Grundlagen lernen. Jeder, der genug Verstand und Willenskraft hat, kann Magie erlernen - es ist eine Wissenschaft, und erfordert nicht mehr und nicht weniger als das Verständnis vom Formen der magischen Energien. Als natürlicher Zauberer arbeitet ihr anders. Die Magie fließt durch eure Adern, ihr atmet sie, und ihr wirkt sie intuitiv. Ihr benötigt nur einen Bruchteil des Wissens, das ich mir aneignen musste, um Magie zu wirken. Und ihr nutzt nicht so sehr die euch umgebende Magie, als die Kräfte in euch selbst. Eure Macht steigt nicht, indem ihr Theorien und neue Zauber lernt, sondern indem ihr lernt, eure inneren Kräfte hervorzurufen und zu kontrollieren."

"Ich muss jetzt leider gehen. Wir treffen uns genau hier wieder, ja." Damit stand er auf, und griff nach seinem Wanderstab.
« Letzte Änderung: 28.03.2015, 23:47:24 von Sternenblut »
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #537 am: 29.03.2015, 12:05:07 »
Beim Handschlag ließ sich Jurij von ihrem Krafteinsatz leiten. Wobei er schon etwas mehr Kraft hinein legte. Für den Moment wo sich ihre Hände berührten, konzentrierte er sich auch soweit es ging darauf. Schließlich gab man sich einander nicht ohne Grund die Hand. In der feinen Gesellschaft war der kalte Fisch belieht, besonders von Frauen. Schließlich waren sie ja zarte und zerbrechliche Wesen. Kara griff aber eindeutlig fester zu. Jedoch größe Schwielen, die bei der doch kurzen Berührung zu spüren wären, fühlte er nicht. Hingegen seine Hand hatte in der letzten Welt schon gelitten und war damit deutlich rauer geworden.

„Och. Sicher doch. Die Gärten sind wahrlich ein Meisterwerk. Besonders die verschiedenen Stile, die Entwicklungsphasen und die Synergien die sie unter einander Bilden sind erstaunlich. Bei so einer Kulisse wie dieser Stadt ist es aber auch kein Wunder.“ Beim von den Gärten schwärmen bewegte er seine Hände so, als würde er ein Bild beschreiben und dabei auf einzelnen Punkte zeigen. „Das schönste ist ja, dass sie immer noch erweitert werden, in Erinnerung an die Königin. Vielleicht auch einmal mit einen meiner Gärten aber die Konkurrenz ist stark. Architekten, Planer und Co gibt es hier wie Sand am Meer. Nicht verwunderlich bei der Hauptstadt, oder?“ Auch wenn er plapperte, verschwieg er die Gerichtswache. Wenn sie Dreck am Stecken hatte, wäre es`nicht der beste Aufhänger. „Aber ihr sagtet von weit her. Dann sicherlich von außerhalb der großen Allianz oder? So eine Reise um den Horizont zu erweitern kann angenehm sein. Ich hoffe die Staatsform hier verstört euch nicht zu sehr. Demokratie kann schon mal befremdlich wirken aber sowas gehört dazu. Hoffentlich, für euch, hat der Zauberwirker euch auch eine Möglichkeit zurück mitgegeben. Solche Kleinigkeiten werden bei einer Reise oft vergessen. Naja, aber was für ein Wissen sucht ihr hier? Die Bibliothek ist nicht gerade einheitlich gegliedert.“ Von weit her könnte ja vom anderen Ende der Welt heißen aber mal sehen, vielleicht viel sie auf die Frage wegen der Allianz herein. Schließlich gab es kein Außerhalb. Herauszufinden ob sie Besessen war und für den Dämon in sich arbeitete, wäre dann die nächste Aufgabe und deutlich schwerer.
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Kara Kulenov

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Heiliger Boden
« Antwort #538 am: 02.04.2015, 19:25:20 »
"Ich habe auch so manchem feinen Herrn gedient, aber Politik ist mir nicht großartig beigebracht worden. Meint Ihr ich sollte mich als Frau mehr für Politik interessieren?" Aber es wurde noch interessanter. Kara ging nun nach einer kleinen Sprechpause ein Risiko ein. Sie wollte wissen, woran sie bei ihrem Gesprächsparner war. Vertrautheit und Neugier schlossen sich normalerweise eher aus. Die Personen waren dem irgendetwas in ihr vielleicht vertraut in welcher Beziehung auch immer, aber die Neugier zielte darauf ab, wie sie auf diese Personen reagieren würde. Die Gefühlsfragmente kamen nur kurze Zeit in ihr auf. Sie waren nicht leicht zu deuten. In diesen nächsten Worten war nichts als die blanke Wahrheit jedenfalls versteckt: "Und bevor wir uns weiter unterhalten, wollte ich Euch noch etwas anderes sagen und auch fragen: Tatsächlich habe ich mich mit dem Zauberwirker zerstritten. Er wollte Kontrolle über mich in einer Form, die ich so nicht akzeptieren kann. Meint Ihr es war dumm von mir, dass ich mich mit ihm zerstritten habe?"

Die Situation war unglaublich interessant für Kara. Sie glich einem Intrigenspiel und auch irgendwo einem Schachspiel. Jurij hatte Ihr etwas verschwiegen. Es war offensichtlich, dass keiner dem anderen so richtig traute. Doch eine Maskaranerin versucht auch aus solchen Situationen einen Vorteil zu schlagen, so gut es ging. Sie war gespannt, was Jurij ihr antworten würde.

Dann bekam Kara aus dem Augenwinkel mit wie Arisai ging. Vielleicht würde er einige Stunden für wichtige Studien brauchen und wollte allein sein? War sie vielleicht zu voreilig, was Arisai und Besuch bei ihm anging? Auch wenn Kara gerade geheimes und eigentlich wohlgehütetes Wissen am meisten interessierte, war es nicht sinnvoller erst einmal das Wissen aus der normal zugänglichen Bibliothek sich anzueignen? Wenn Jurij tatsächlich recht hatte, dann würde schon die Wissensaneignung im öffentlich frei zugänglichen Teil eine Herausforderung womöglich werden.
« Letzte Änderung: 02.04.2015, 20:07:54 von Kara Kulenov »

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #539 am: 02.04.2015, 23:31:08 »
Nachdem er sich verabschiedet hatte, machte sich Arisai auf den Weg und verließ die Bibliothek. Tai'Lor sah ihm kurz nach, dann wandte er sich an die Gefährten. "Allmählich muss auch ich mich auf den Weg machen. Inspektor Ferrigan, mein Vorgesetzter, erwartet mich bald. Ich bin heute Abend erneut bei euch in der Gaststätte. Wenn ihr jetzt keine Fragen mehr habt, dann verabschiede ich mich hiermit."
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