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Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 116431 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #540 am: 03.04.2015, 12:25:07 »
Den Blick von Kara folgend, bekam auch Jurij mit, dass der Gelehrte sich von seinen Begleitern verabschiedete. Na hoffentlich hatten sie etwas über den Kristall in Erfahrung gebracht. Wieder zu Kara blickend antwortete er ihr auf ihre Frage. „Ob ihr euch mit Politik mehr beschäftigen solltet, ist weder die Frage ob ich es meine, noch hat es etwas damit zu tun, dass ihr eine Frau seid. Wenn jemand Interesse daran hat, dann kann er oder sie sich auch damit beschäftigen. Schließlich liegt es in den eigenen Händen, was gemacht werden kann und was nicht. Wobei ich persönlich dem Leitsatz versuche zu folgen, es auf alle Fälle einmal zu versuchen bevor ich es generell ablehne. Im Fuß … em, em im Ringen. Ja im Ringen gibt es verschiedene Möglichkeiten wie der Ringer agieren kann. Sei es aggressiv indem er versucht den Gegner immer auszuhebeln, oder passiver als jemand der versucht eher auszuweichen und so die Oberhand zu behalten. Mir selbst liegt in diesem Sport eher das passivere verhalten aber ich habe zumindest beide Seiten, und auch alle anderen Formen einmal ausprobiert. He ich hoffe das Beispiel ist nicht zu plump.“ selbst fragt sich Jurij was für einen Blödsinn er gerade erzählt. Das kommt davon, wenn man nicht davon ausgehen kann, dass alle Spiele hier auch gespielt werden. Doch zumindest Ringen oder Boxen wird es auch hier geben, wenn die Männer hier nicht sehr anders gestrickt waren als zuhause.

Nebenbei, jedenfalls bis zu den Zeitpunkt wo Jurij alle Sportarten durchgehen musste die er mal gemacht hatte und die es hier geben könnte, versuchte er abzuwiegen was Kara mit ihrer letzten Äußerung meinte und wie sehr er ihr traute. Wie machte das bloß Rubin? Er konnte sich auf jeden Fall sichersein, dass die Frau aus einer anderen Welt kam. Rubin hatte sie ja markiert. Auch wenn sie der Finte mit der Politik gut ausgewichen war, besser als Harry, Henry und gar er selbst, der sich auf ein Streitgespräch eingelassen hatte. Dumm war die Frau also auf keinen Fall. Also drehte er fast jedes Wort drei Mal um.

„Was den Streit angeht.“ begann er dann, nachdem er seine Gedanken wieder zusammen gerufen hatte. „Ja vielleicht ist es dumm sich mit so jemanden zu streiten. Ich weiß nicht genau, wie er Kontrolle über euch haben will, aber keiner hat das Recht einen anderen zu kontrollieren, ihn zu beherrschen.“ Seine Worte formulierte er langsam. Schließlich musste er aufpassen was er sagte. Er glaubte ihr nämlich, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. „Ich und meine Bekannten sitzen da an einem ähnlichen Problem und wir können auch nicht die Entscheidung des Anderen so einfach akzeptieren. Vielleicht können wir zusammen arbeiten und eine Lösung für das Problem finden.  Was meint ihr?“ So wie sie etwas offen Offenbart hatte, tat es jetzt auch Jurij. Sie sollte wissen, dass sie nicht alleine war.
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #541 am: 03.04.2015, 18:49:00 »
Harry sah dem davoneilenden Lehrmeister eine Zeit lang hinterher, sprachlos vor Verwirrung aber auch Enttäuschung. Verwirrt, denn statt seine Fragen zu beantworten, hatte Arisai ein Dutzend neue aufgeworfen; enttäuscht, da Harry, auch wenn er nicht verstand, wie so etwas möglich war—was, auf dieser Welt kann jeder Magie? Man braucht sie bloß, oder vielmehr muss man sie, lernen wie Mathematik?—so hatte er doch eines verstanden: die Magier hier im Haus, die waren nicht wie er.

Da hatte er doch tatsächlich geglaubt, hier unter seinesgleichen zu sein, sich endlich einmal, der Enge der Familie ebenso wie der Masse der Uneingeweihten entkommen, all der Ungläubigen daheim, die ihn bestenfalls für einen Spinner, schlimmstenfalls für einen Teufelsanbeter hielten, kurz: dass er sich endlich einmal mit Gleichgesinnten hätte austauschen können, vielleicht gar Freunde unter ihnen gewinnen und wenn auch nur, seiner Situation geschuldet, oberflächlich... doch nichts war damit!

Ein Außenseiter auch hier. Eine Seltenheit, die bestenfalls begafft würde. Er wusste schon, wie es sein würde, denn so kam es immer, wenn jemand ein natürliches Talent besaß, für das andere schuften mussten: aus Neid geborene Anfeindung und Geringschätzung würde ihn treffen. Wenn man sich überhaupt auf längere Gespräche mit ihm einließe, dann nur, um ihm klar zu machen, dass seine Art der Magie minderwertig sei, nur die ihre wäre die einzig wahre, die einzig logische oder einzig heilbringende oder einzig was-auch-immer!

Er zuckte traurig mit den Schultern. "Tja, das war wohl bloß ein schöner Traum", murmelte er bei sich.

Doch als Tai'Lor sich verabschiedete, riss Harry sich wieder  zusammen. "Oh, aber denkt daran, ich muss pünktlich um zehn ins Bett, der Schönheitsschlaf, Ihr wisst schon. Und was Fragen angeht, ach, Fragen hätte ich mehr als irgendeiner mir Antwort geben könnte, und jede Antwort wirft bloß neue Fragen auf. Nein, das ist zwecklos, zu viel auf einmal wissen zu wollen, da warte ich lieber ab, ob Meister Arisai es nachher schafft, ein paar Lichter in meinem Dunkel zu entzünden.

Wegen der Tempelmorde wollte ich noch eine Sache erwähnen, wahrscheinlich ist es Quatsch, weil hier eh alles ganz anders funktioniert, oder Eure Gelehrten sind längst auf die Idee gekommen, haben sie überprüft und verworfen. Wie Ihr wisst, hab ich mich gestern abend nach der hiesigen Zahlenmystik erkundigt."


Harry senkte die Stimme und beugte sich vor, damit auch gewiss keiner im Vorbeigehen aufschnappte, was er sagte:

"Also, wenn wir bei mir daheim wären, tät ich mit einiger Sicherheit befürchten, dass die Abstände zwischen den Morden nun kürzer werden. Für ein Ritual, also beispielsweise ein Beschwörungsritual oder dergleichen, muss sich der Täter nämlich jetzt steigern. Drei Morde im Abstand von drei Tagen hat er bereits begangen, dann würden jetzt zwei in zwei Tagen Abstand folgen, ein letzter dann nach einem. Summa summarum, sechs Morde in zwölf Tagen. Ohne auf die Einzelheiten der irdischen Zahlenmystik einzugehen, wäre das eine sehr magische, sehr mächtige Kombination. Das heißt, die zwölf ist eigentlich heilig, nicht dämonisch, das wäre bei uns die elf, allerdings... unsere Gäste scheinen sich für Göttersprösslinge zu halten, so scheint es mir, oder gar selbst für Götter. Also vielleicht hat da sogar eine heilige Zwölf ihren Sinn. Und das ganze wäre auch mathematisch nett und adrett und wunderbar stimmig, wenn hier die Magie so wissenschaftlich ist."

Die Rede, obwohl flüssig, fast ein wenig zu schnell dahergesprochen, fiel Harry schwer. Eigentlich war er sich vollkommen sicher, dass er damit nur einmal mehr seine vor nichts Halt machende Unkenntnis über diese Welt demonstrierte, dass er hier schon wieder den Adepten gab, der mit naiv-dümmlichen Zwischenrufen die ernsthaft diskutierenden Professoren zu stören wagte...

"Wie gesagt, das ist wahrscheinlich entsetzlich dumm und zu simpel gedacht. Ich wollte es nur gesagt haben, nicht dass ich mich morgen früh ärger, wenn ich von einem weiteren Mord in der Nacht erfahre und mich fragen muss: hätt ich den vielleicht verhindern können."

Ich hasse es! Mir so dumm und hilflos vorzukommen! Jede Gewissheit in Zweifel ziehen zu müssen. Darf ich mir nicht einmal mehr sicher sein, dass zwei und zwei auf dieser Welt vier ergeben? Pah! Und Rillfarsells Elfengöttin nennt Henry 'den Verlorenen'!
« Letzte Änderung: 03.04.2015, 23:36:08 von Harry Webster »
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Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #542 am: 03.04.2015, 19:57:36 »
Tai'Lor hörte Harry aufmerksam zu, und klopfte ihm anschließend auf die Schulter. "Danke für den Ratschlag. Ich bin selbst nicht besonders bewandert in solchen Dingen, aber ich werde es in jedem Fall weitergeben."

Dann sah er noch einmal in die Runde, ob noch jemand etwas zu sagen hatte. War das nicht der Fall, würde er sich von allen verabschieden und ebenfalls die Bibliothek verlassen.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Kara Kulenov

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Heiliger Boden
« Antwort #543 am: 05.04.2015, 12:23:24 »
Kara nickte auf die Worte von Jurij hin. Die Diebespriesterin kommentierte auch die ersten Sätze, die er sprach: "Tja, wir alle erklären uns oft gewisse Sachverhalte im Leben durch Dinge, in denen wir uns gut auskennen. Insofern fand ich Eure Ausführungen nicht plump. Bestimmt passten sie gut zu einer Person wie Euch und waren daher angemessen. Vielleicht informiere ich mich heute auch etwas über Politik, wenn es auch dazu etwas in der Bibliothek gibt. Aber es gibt andere Wissensgebiete, mit denen ich mich eigentlich beschäftigen wollte."

Kara schien etwas zu überlegen bis Jurij noch das folgende sagte: "Wir könnten schon zusammenarbeiten. Ich würde auch sagen, dass ich momentan ein Problem habe. Aber ich weiß nicht, ob es so einfach gelöst werden kann. Wusstet Ihr eigentlich nebenbei bemerkt, dass viele Leute vom jeweils anderen, die Wahrheit einfordern und nichts als die Wahrheit. Doch sie wissen nicht, dass die Wahrheit manchmal unschön sein kann. Aber das wäre nicht das schlimmste. Ich bin viel mehr davon überzeugt, dass die Wahrheit ab und zu extrem unwahrscheinlich, irrsinnig und unglaubwürdig auf den anderen wirken kann. Auch wurde ich bitter von einem Mann entschäuscht, von dem ich es niemals erwartet hätte. Er hat mir viel bedeutet, um so schwerer wog sein Verrat. Seitdem kann ich anderen nicht mehr so gut vertrauen. Gerade wenn ich sie noch nicht solange kenne. Aber genug von meinem Geschwätz, das Euch vielleicht seltsam vorkommt. Ihr werdet sicher zu Euren Freunden nach diesem langen Gespräch zurückgehen wollen, nehme ich an. Wollen wir uns noch einmal an einem anderen Ort treffen, um uns weiter zu unterhalten? Eine ungefähre Wegbeschreibung zu diesem Ort wäre ganz nett. Womöglich habt Ihr jetzt noch etwas wichtiges vor und ich wollte mit meinen Nachforschungen beginnen."
« Letzte Änderung: 05.04.2015, 12:25:44 von Kara Kulenov »

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #544 am: 05.04.2015, 13:49:38 »
Bei einigen der Worte von Kara funkeln Jurijs Augen regelrecht auf. Es musste für sich entdecken, dass das kleine Ränkespiel und die Vermittlung von beider Philosophien ihm mehr als nur gefiel. So betrachtete er die Frau vor ihm auf einmal mit anderen Augen. Er ballte gar die Hände immer wieder zu Fäusten, so eine Aufregung stieg gerade in ihm hoch.
Als ihm dies gewahr wurde, versuchte durchzuatmen sich wieder zu entspannen und treiben zu lassen.[1] Doch er kam immer wieder zurück zu Kara, so interessant fand er ihren Intellekt. Irgendwann lachte er innerlich über sich selbst und seine Gedanken. Meinte gar zu sich selbst, dass es ja bei einer Frau mit solchen Vorbau kaum verwunderlich war. Dass er sie aber in Wirklichkeit mehr aufgrund ihrer Retorik interessant fand, als wegen ihres Brustumfanges war ihm und seinem dunklen Freund klar.

Sich verlegen am Hinterkopf kratzend, hob Jurij seinen Blick. „Sicher doch und gerne doch. Ich kann verstehen, dass man nicht so leicht jemanden trauen kann, den man erst seit einem Augenblick kennt. Gerne würde ich auch mit euch über eure Philosophie über die Wahrheit sprechen, denn sie ist mir nicht so fremd wie ihr vielleicht denkt.“ Kurz blickte sich Jruij um bevor er etwas leiser weiter sprach. „Ebenso wie halt in dem Problem. Ob ihr es glaubt oder nicht, die beiden Typen dahinten kenne ich erst seit gut zwei Tagen. Ich habe sie für ein paar Augenblicke in meiner Heimat kennen gelernt und dann hier, nach drei Jahren und einer endlos scheinen Reise, wieder getroffen. Nur das verbindet uns und unser Problem. Ja nennt es leichtgläubig aber am Ende sind sie und auch die Fee, wo immer sie gerade steckt, mit denen ich das Problem wirklich bearbeiten kann.“ Er sog die Luft zwischen die Zähne ein. Sicher war sich Jurij nicht, dass sie verstand, dass er mit Problem dass Selbe meinte wie sie, oder er interpretierte gerade in ihre Worte das hinein was er durch Rubins Geste hören wollte. Aber mal sehen, eine Gemeinsamkeit die alle Besessenen hatten, war der lange Weg hier her. Vielleicht war jetzt für sie die Interpretationsweise klarer, ohne es direkt sagen zu müssen.

Wieder warf Jurij einen Blick über die Schulter. Die Fee flatterte wohl wieder herum, oder er konnte sie gerade einfach nur nicht sehen. Das kleine, seltsame Wesen war irgendwie schon mutiger als alle anderen drei zusammen. „Vier Augen sehen mehr als zwei.“ murmelte er und blickte zurück zu Kara. „Das ist ein Spruch aus meiner Heimat. So ist es wohl auch hier. Ja, es gibt nicht nur die schöne einfach Wahrheit oder den leichten Weg. Nein, der leichte Weg ist meist der Falsche im Leben, denn er verblendet ein und führt einen weg von der Realität. Wie ein Kleinkind das nur sein Haus kennt und niemals vor die Tür gegangen ist. Kein Problem ist wirklich leicht zu lösen und wahres Vertrauen muss schwer erkauft werden. Daher, schließlich ist es eure Entscheidung und ja wir wollten noch eine Jungfer in Nöten retten, falls ihr über das Problem, die Wahrheit oder nur zu einem netten Gespräch kommen wollt, ich und die anderen wir haben Quartier in der Gaststäte Das Portal zum Himmel und zur Hölle im Tempeldörfle genommen. Der Weg ist ganz einfach. Es ist die Gaststätte an der östlichen großen Kreuzung im Viertel in der Nähe des Asmodeustempels.“
 1. Gefühl verschleiern 7 gegen 15 gescheitert
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #545 am: 11.04.2015, 01:11:24 »
Harrys Ausbruch über seine Gefühle und seine Änste die Dämonen, ihre Taten und die Auswirkungen für seine Seele betreffend lassen Rillfarsell aufhorchen und ins Grübeln kommen.
Wie wenig diese Menschen doch über die Welt wußten, in der sie sich befinden. Ja selbst über ihre eigene wußten sie wenig. Denn alles ist mit allem verbunden. Jede Existenzebene mit jeder anderen, wenn vielleicht auch über Umwege.
Und auch Magie durchdringt alles. Es ist nur eine Frage, wie sehr sich die Wesen dieser Tatsache bewußt sind.
Auch die Furcht um die Seele kann Rillfarsell nicht nachvollziehen. Anscheinend wissen seine Begleiter nicht einmal, daß ihre Seelen nach ihrem Tod in ihre jeweilige Nachwelt einzogen, welche auch immer sie bevorzugten. Dort würden ihr Leben von ihren Göttern beurteilt werden, unabhängig von dem, zu was sie von ihren Besatzern gezwungen worden waren.
Es schüttelte sich und das irisierende Federkleid wechselt auf die stumpfbraune Seite. Betrübt läßt Rillfarsell den Kopf hängen.
Ja, seine Begleiter können sich auf ein Leben nach dem Tod freuen. Aber es selbst kann das nicht. Feen besitzen keine Seele, die ins Feenreich zurückkehren würde. Es würde im Fall des Ablebens auf dieser Welt einfach vergehen. Keine Wiedergeburt, kein Nachleben, keine Erfüllung im Paradies.
Es sollte alles Schöne, Wunderbare, Begehrenswerte schon während seines Lebens, das eigentlich unendlich wärt, erleben.
Nur ist dies nicht mehr möglich.
Ein Wesen hat sich erlaubt, es einfach aus seiner Heimat zu reißen.
Fast kommt in ihm Wut auf.
Aber dann nimmt die Trauer wieder überhand. Es fühlt eine seltene Regung in sich, als einige Tränen vom Federkleid aufgesogen werden und sich ein kurzes verzweifeltes Piepen aus seinem Schnabel löst.
Als das Feenwesen aufschaut und sich die Augen reibt, stellt es fest, daß es ein wenig abseits der anderen in einer dunklen Ecke steht.
Allein.
Unbeachtet.
Rillfarsell schüttelt den Kopf und versucht so, die düsteren Gedanken zu vertreiben.
Es wandelt seine Federn wieder zum üblichen Perlmuttschein und geht langsam auf die anderen zu, denn noch sind die Gedanken nicht ganz verschwunden.

Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #546 am: 16.04.2015, 16:31:55 »
Wie Rillfarsell stand auch Henry ein wenig abseits. Und wie das Feenwesen war auch er emotional aufgewühlt und es dominierte die Trauer. Henry fühlte sich mit einem mal verbunden mit dem seltsamen Ding, was vorher nie der Fall gewesen war.

Bei Henry mischte sich aber noch eine zweite Empfindung hinzu, nämlich die der Entschlossenheit. Was er vor kurzem Harry gesagt hatte, hatte auch ihm selbst gegolten. Er hatte sich seinen Weg nicht ausgesucht, aber nun galt es, sich in ihn zu fügen und ihn als den seinen anzuverwandeln. "Ne sis velox ad irascendum, quia ira in sinu stulti requiescit. In die bona fruere bonis, et malam diem præcave ; sicut enim hanc, sic et illam fecit Deus, ut non inveniat homo contra eum justas querimonias."[1], murmelte er.

Er versuchte, Arias Blick zu erhaschen und legte seinerseits seine ganze Trauer und seine ganze Entschlossenheit in seinen Blick. Eine unausgesprochene Frage lag auf seinen Lippen.

Er blickte zur Seite und sah das kleine Feenwesen. "Wir warten draußen.", sagte er knapp zu Harry und Jurji.

"Komm, Rillfarsell. Die Räume sind hier zu dunkel und die Luft zu verbraucht. Wir brauchen Sonne."

Er ging an Aria vorbei, blieb einen Moment stehen und nahm dann langsam ihre Hand in seine beiden. "Kommst Du mit?", fragte er.
 1. Kohelet 7,10.14: Sprich nicht: Wie kommt's, dass die früheren Tage besser waren als diese? Denn du fragst das nicht in Weisheit. Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist.
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #547 am: 16.04.2015, 18:37:15 »
Während Tai'lor wie zuvor Rubin die Bibliothek verließ, sprach Henry zuerst mit Rillfarsell und dann mit Aria. Die junge Frau zögerte einen Moment, legte dann aber ihre noch freie Hand auf Henrys - eine sehr sanfte, behutsame Berührung. "Ja, ich komme mit. Aber ich muss später noch einmal zu unserem Schrein. Ich habe dort... etwas Wichtiges zu erledigen."

Sie lächelte, aber Henry spürte, dass noch eine tiefere Bedeutung in ihren Worten lag - auch wenn sie offensichtlich im Moment nicht darüber sprechen wollte. Dann ließ sie seine Hand - zögerlich - wieder los.

Zur gleichen Zeit kam eine weitere Person in die Bibliothek. Er schien ein Mensch mittleren Alters zu sein, mit blonden, von grauen Strähnen durchzogenen Haaren, die er hinten zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er trug eine Rüstung, die auf die Entfernung aussah, als wäre sie aus grauem Fels gemacht - sich dafür aber eindeutig zu geschmeidig bewegte. Hinter seinem Rücken ragte der Griff eines großen Schwertes hervor. Sein Gesicht war von Narben gezeichnet.

Der Fremde sah sich nur kurz in der Bibliothek um, dann fiel sein Blick auf Jurij.[1]
 1. 
Bitte Perception-Würfe:
SG 5, um ihn überhaupt zu bemerken
SG 10, um seinen Blick auf Jurij zu bemerken
SG 13 für weitere Details zu seinem Aussehen
SG 15 für ...?
SG 20 für ...???  :D
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #548 am: 17.04.2015, 00:02:06 »
Rillfarsell schaut zu dem Menschen hinauf, als dieser es anspricht.
Es nickt nur zustimmend, sitzt ihm doch noch immer ein Kloß im Hals.
Als sich Henry kurz abwendet, räuspert es sich leise, um diesen unbemerkt los zu werden.
Es ist ein Barde, ein Sänger und Tänzer, ein Unterhalter. Trübe Gedanken sind etwas, das es von sich fern zu halten versucht, damit es einen lebensfrohen und positiven Einfluß auf seine Umwelt haben kann.
Als das Feenwesen sieht, wie der Mann und die Frau miteinander reden, verschwinden die dunklen Überlegungen. Solange Wesen noch Zuneigung füreinander empfinden und sich unterstützen würden, konnten die Dämonen eigentlich nicht gewinnen. Selbst wenn nicht jeder Dämon für sich kämpft, sondern sie auch einen Verbund bilden, irgendwann würden sich so negativ eingestellte Wesen selbst und gegenseitig im Wege sein.
Auf dem Weg nach draußen bemerkt es dann diesen Mann, der hereinkommt. Interessiert betrachtet es ihn eingehender.[1]
 1. Perception:18

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #549 am: 17.04.2015, 00:19:49 »
Gerade lächelte Jurij noch Kara freundlich zu, da fiel sein Blick auf den Mann.[1] Für den jungen Mann war es nicht schwer zu erkennen, dass der Fremde zu ihm wollte. So wie er aussah schätzte er ihn als Krieger ein. Jemand der nicht gerade unerfahren war. Ein mulmiges Gefühl stieg in Jurij hoch und er wollte den Mann nicht weiter als nötig anstarren. So blickte er wieder zu Kara, ließ den Krieger jedoch nicht aus den Augen. Denn er hatte eine dunkle Ahnung. So jemand lang gestern sterbend vor seinem Bett und ihm wurde ja angedroht, dass noch mehr Kopfgeldjäger kommen würden. Mit Pech würde sich diese Ahnung wohl bewahrheiten aber jetzt gerade hieß es bereit zu sein. Egal was dieser Mann wollte.
 1. Wahrnehmung 15
« Letzte Änderung: 17.04.2015, 11:28:01 von Jurij Klee »
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #550 am: 17.04.2015, 10:47:59 »
Harry nickte Tai'Lor zum Abschied zu und wandte sich dann die Kameraden suchend um. Henry fand er im Zwiegespräch mit Aria vor, Jurij noch immer bei der Frau, die Rubin ihnen bedeutet hatte, und das Feenwesen, da musste er sich zweimal um die Achse drehen, um es in einer dunklen Ecke zu erkennen, mit dunklem Gefieder, was, wenn er dies richtig deutete, trübe Gedanken verriet. Er wollte gerade auf den kleinen Kerl zugehen, um ihm vielleicht Mut zuzusprechen, da schien dieser sich bereits zusammenzureißen und marschierte, Henry und Aria hinterher, Richtung Ausgang. Dorthin zog es auch Harry, da ihn das plötzliche, übermächtige Gefühl überkam, freien, weiten Himmel über sich zu benötigen, zu dem er, wenn schon nicht hinaufschießen, doch wenigstens hinaufblicken konnte, um sich ein wenig freier zu fühlen.

War das schon immer so oder erst seit Brückenstadt? Dass ich enge Räume nicht ertrag, dass ich Luft, Licht und Himmel über mir brauche, viel davon, um nicht zu ersticken, um nicht irre zu werden vor Bedrängtheit, dem Gefühl, lebendig begraben zu sein, nicht hinaus zu können, Trommeln in der Tiefe, Trommeln in der Tiefe, wir können nicht hinaus!

Und doch zögerte er, denn so, wie Henry Aria gerade gebeten hatte, ob sie nicht einen kurzen  Augenblick Zeit für eine Unterredung mit ihm hätte, schien es Harry, als sollte er den beiden lieber etwas Luft zum Atmen gönnen, als bräuchte der Kamerad dringend einen privaten Augenblick mit der Dame. Private Augenblicke würden für sie alle in der nächsten Zeit Luxusgut sein, eng wie es in ihrem kleinen Boot zuging, in das sie durch ihre Lage hineingezwungen worden waren. Also lenkte er statt dessen die Schritte gen Jurij und dessen neue Bekannte.

"Hallo, ich bin der Harry", sagte er zur Begrüßung und tippte sich mit Daumen und zwei Fingern an die Hutkrempe. "Die Sache ist doch ganz einfach, wie Jurij dir bestimmt schon erklärt hat. Entweder, du bist gegen deinen Gast, dann bist du mit uns, oder du bist auf seiten deines Gastes, dann bist du gegen uns. Im ersten Fall kann ich dir nicht viel versprechen, außer, dass wir zusammenhalten und uns an unsere Versprechen halten; im zweiten Fall, nun, dein Gast kann dir ja viel versprechen, wenn du aber glaubst, er wird sich daran halten, bist du schief gewickelt. Die Überlebenschancen sind in beiden Fällen gleich mau, aber vielleicht lässt sich auf erstere Weise die Seele noch retten. Überleg dir's also."

Obwohl Harry die junge Frau bei Beginn seiner Rede noch aufmerksam musterte, so glitt gegen Ende sein Blick dennoch, ungewollt, an ihr vorbei zu dem seltsamen Neuankömmling hin. Hm. Ein Krieger. Zielstrebig wie ein Wächter auf Henkersmission, weil jemand gegen die sieben Gebote verstoßen hat. Doch passte er nicht so recht in das Bild, das Harry von den Gesetzeshütern dieser Welt gewonnen hatte. Entweder, er war Regierungsagent oder Freischaffender. Kopfgeldjäger? Oder so etwas wie Harry selbst, obwohl die Ausstattung dafür zu kriegerisch schien, das Gesicht von zu vielen Scharmützeln zernarbt. Halt, die stammten gar nicht von Klingen, sondern von Klauen! Als hätte er sich mit wilden Tieren herumgeschlagen.[1] Und dazu diese silbern schimmernden Augen! War er am Ende ein Drache? Konnten Drachen einander auf dieser Welt auch erkennen? Harry wollte Jurij fragen, ob für ihn die Augen des Mannes auch silbern aussähen, doch er konnte den Blick und die Gedanken nicht von dem Fremden losreißen.[2]

Runen am Schwertgriff: magisch? Die Rüstung: Schuppen auf Leder, steingraues Leder, aber nicht das einer Echse, dazu hätte diese schon Dinosauriergröße besitzen müssen. Drachenhaut? Harry schluckte. Was für eine Art Drache hatte felsgraue Haut? Er wusste, dass er starrte. Sein Gesicht wurde heiß, die Augen so trocken, dass es schmerzte, doch er konnte nicht blinzeln. Die Luft um ihn herum schien ihm plötzlich zu heiß zum Atmen, ihm! Da erst bemerkte er, dass er sich vor Jurij gestellt hatte und murmelte. Au Mann, was faselte er da? Immer und immer wieder dasselbe, erst leise, dann lauter werdend, und dabei ein herrlicher Quatsch:

"Drums, drums in the deep. What's in the deep? Fire, fire! Show yourself, Durin's Bane! Show yourself, Balrog! YOU. SHALL NOT. PASS!"

Und dann geschah etwas. Es begann ähnlich wie ein Seelenblick, nur... gleißender.[3]
 1. profession (private investigator) = 14
 2. perception = 20
 3. Detect Magic auf den Typen; für die 3. Runde schon, falls Harry die 18 Sekunden hat, bevor etwas geschieht, das ihn unterbricht oder zum Eingreifen zwingt; knowledge (arcana) = 24 und 28 (jeweil +1 von Lasciel); Spellcraft = 13 und 23.
« Letzte Änderung: 17.04.2015, 13:23:09 von Harry Webster »
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #551 am: 17.04.2015, 11:42:18 »
Scharf sog Jurij die Luft durch die Nase ein als Harry neben ihm auftauchte und wieder mit der Tür ins Haus fiel. Kara konnte sehen wie Jurij die Augen verdrehte und hörte ein leises Murren von Jurij. Von dem wie direkt Harry vorging, schien der junge Mann offensichtlich nicht begeistert zu sein. Fast konnte man glauben er verpasse ihm gleich einen Schlag auf den Hinterkopf. Doch nichts dergleichen passierte. Dies war wohl dem fremden Mann geschuldet, der immer noch auf die nun Dreiergruppe zu stapfte.

Denn die blaugrünen Augen von Jurij hatten, den Fremden rasch wieder im Blick, auch wenn Harry ihm im Weg stand. Scheinbar sah er etwas, was er noch nie gesehen haben musste. Es waren die Augen des Mannes. Sie schimmerten auch für ihn silbern. Ja, graue Augen konnten silbern aussehen aber schimmernde Augen, nein dass hatte er noch nie gesehen. War das vielleicht auch wieder etwas was mit Magie zutun hatte?
Und dann gab es noch diese drei prägenden Narben im Gesicht des Mannes. So tief, dass sich Jurij fragte wie er solche Wunden überlebt haben mochte. Besonders die am Hals zeugte davon, dass der Mann sich in Lebensgefahr befunden haben musste. Man denke nur an Halsschlagadern. Dann wanderten die Augen von Jurij höher auf den Schwertknauf. Er hob eine Augenbraue und betrachtete die Runen.[1] Nur besondere Waffen wurden mit Schriftzeichen versehen oder bekamen Namen. Vielleicht waren diese Runen der Name des Schwertes oder ein Segensspruch. Jedenfalls vielen ihm ein paar chinesische und japanische Waffen ein, bei denen es so war.
 1.  Wissen Geschichte auf das Runenschwert, wenn noch Zeit ist: 12
« Letzte Änderung: 17.04.2015, 15:05:49 von Jurij Klee »
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #552 am: 17.04.2015, 12:52:07 »
Auch Rillfarsell fielen die seltsamen Augen und die Narben auf. Insgesamt war die Erscheinung recht bemerkenswert, so daß das Feenwesen nicht umhin kam, seine Neugier stillen zu wollen.
Kurz sprach er einige Worte und vollführte einige mystische Gesten. Schon kam die ihm bekannte Sicht auf, die alles magische in farbige Schimmer hüllte.
Unverhohlen betrachte es den Mann und versuchte die Auren um ihn herum zu entschlüsseln.[1]
Da Rillfarsell nicht direkt im Aufmerksamkeitsbereich des Kriegers weilte, hoffte es, genug Zeit für diese Aufgabe zu haben.
 1. Know: 22; Know:10

Spell: 25; Spell: 17
s. Würfelthread
« Letzte Änderung: 17.04.2015, 12:53:30 von Rillfarsell »

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #553 am: 17.04.2015, 12:55:13 »
Der Blick des Fremden wanderte zunächst von Jurij zu Rillfarsell, dann zu Henry, Harry und schließlich Kara. Er breitete die Arme aus - eine Geste, bei der nicht ganz klar war, ob es eine Geste der Begrüßung war, oder ob er eher darauf abzielte, Rillfarsell und den anderen den Weg zu versperren.

"Eine Versammlung! Eine Festivität gar? Und ihr habt mich nicht eingeladen!" rief er laut aus, so dass alle in der Bibliothek zu ihm sahen. "Eure Manieren lassen zu wünschen übrig. Doch gebührenden Respekt walten zu lassen, ward noch nie eure Stärke, von keinem von euch."

Seine Stimme war dunkel und rau, aber keinesfalls aggressiv.
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Kara Kulenov

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Heiliger Boden
« Antwort #554 am: 17.04.2015, 20:46:51 »
Kara schien von Jurijs Gefühlsregungen unbeeindruckt, als ob sie nicht da wären. Erkannte die Diebespriesterin die Form der Gefühlsregung und spielte sie nur Unwissenheit vor oder war die Sachlage eine andere? Möglicherweise schwer zu sagen bei einer wildfremden Person, die man nur wenige Augenblicke kannte. Auch war es eher unüblich, dass eine Maskaranerin so offen Erkenntnisse diesbezüglich zeigen würde.

Doch die Ankunft des Fremden sorgte für Karas volle Aufmerksamkeit. Wenn Jurij nicht selber auch auf ihn konzentriert hätte, hätte möglicherweise das lange Schweigen von Kara als unhöflich empfunden. Man hätte Karas Blick zu dem Fremden durchaus auch als Anstrarren interpretieren können, so genau musterte sie ihn. Doch diese Tatsache war ihr egal. Irgendetwas löste Unbehagen in ihr aus, als sie ihn so ansah. Die Augen, das mächtige Schwert, die Narben und die Rüstung viel sprach bei ihm für eine mächtige Person und bestimmt auch eine gefährliche zugleich.

Doch Harry unterbrach sie etwas in ihren Überlegungen. Sie antwortete ihm nur ganz knapp und kurz angebunden klingend: "Wir sollten das später genauer bereden. Alle Formen der Verlockungen sind mir zudem bekannt und wie sie einzuschätzen sind. Haltet mich nicht für naiv!"
Von Kara ist dabei allerdings jegliche Überraschung im Inneren überspielt worden. Vor dem Fremden namens Harry sofort Unwissenheit zuzugeben in dieser Situation war nicht die Art der Maskaranerin.

Sie hatten auch so einen "Gast" in sich? Und was oder wer war dieser "Gast" genau? Kara stellte sich das ganze wie eine Mischung aus Fluch und einem Geist vor. Aber war es das wirklich? Auf Dauer konnte sie dieses Verzögerungsspielchen nicht mehr fortführen. Eine Kooperation könnte ihr vielleicht viele Fragen beantworten. Hatten sie am Ende etwa das gleiche Ziel? Das gleiche Problem? Wenn da nicht noch ein bisschen Misstrauen in ihr gewesen wäre und der unheimliche Fremde nicht erschienen wäre, wäre die Unterhaltung möglicherweise ganz anders abgelaufen.

Das unverständliche Gerede von Harry irritierte sie etwas, aber mit einem Kopfschütteln schaute sie etwas weg. Es war scheinbar nichts schlimmes passiert und wichtiger schien der Mann mit dem mächtigen Schwert und den merkwürdigen Augen im Moment.

Dann lag Karas ganze Aufmerksamkeit wieder bei dem Fremden. Jurij, der sich etwas länger mit Kara unterhalten hatte, merkte klar eine Veränderung ihrer Art bei den nächsten Worten. Sie klang irgendwie etwas forscher: "Ihr seid doch so ein Typ, der bestimmt auch ohne uns sogar wilde Orgien feiern könnte. Ich zweifle daran, dass Ihr unserem kleinen Plausch unbedingt beiwohnen hättet müssen. Außerdem müsstet Ihr noch wissen, dass das Wichtigste im Leben das Geheimnisvolle ist. Solange man es nicht so auslebt wie die Anhänger des Chakrams der Nacht."[1]

Mit diesen Worten wollte Kara so gut wie nichts sagen. Sie wollte vielmehr wissen, wie ihr Gegenüber reagieren würde. Sie wollte Zeit gewinnen, schluckte ihr Unbehagen herunter und machte einen mutigen Schritt nach vorn. Die Geste hatte sie auch noch nicht in irgendeiner Form erwidert mit dem Arme ausbreiten.
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« Letzte Änderung: 19.04.2015, 22:11:27 von Kara Kulenov »

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