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Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 114916 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #630 am: 23.05.2015, 01:14:19 »
"Wir sind hier alle verloren, Kara, und nahezu freundlos", sagte Harry, der sich bei Arias Vortrag wieder gesetzt hatte. "Daran lässt sich nichts ändern, außer, indem wir einander die Freundschaft halten."

Um seinen Willen in dieser Hinsicht zu beweisen, lenkte er Jurij gegenüber fast widerspruchslos ein. "Ja, du hast recht, Jurij, das war der Plan: unsere Gäste nicht unnötig provozieren oder zu Verzweiflungstaten zwingen. Verschwiegenheit, du wirst es nicht glauben, gehörte daheim zu den grundlegendsten Lebensnotwendigkeiten eines Zauberers und ich war ziemlich gut darin. Mein erster Ausbruch hier hatte dann ja auch mit Krieg zu tun und nicht mit Magie oder Dämonen, aber ja, ich gebe zu, ich bin etwas arg entglitten, spätestens als du mit der Atombombe ankamst, das hat einen Nerv getroffen, aber auch vorher schon diese unsägliche Propaganda, dies Lügengeschreibsel... nein, keine Ausflüchte mehr, das war dumm von mir. Aber die Sache mit dem Drachen, die kannst du mir nicht ankreiden. Woher sollte ich wissen, dass in einer Zauberer-Akademie, die von einem Drachen gegründet wurde, Drachenabkömmlinge wie ich eine Absonderheit darstellen, die der Pöbel beglotzt? Woher ahnen, dass man auf dieser Welt zaubern kann, ohne einen Tropfen magisches Blut zu besitzen? Ja, ich habe etwas zu eifrig losgelegt, weil ich glaubte, es endlich einmal zu dürfen, endlich einmal nicht der Außenseiter, der Sonderling zu sein, der alles was er kann und ist vor den Normalbürgern—Leuten wie dir, die Magie verteufeln oder einfach nicht verstehen oder am liebsten gar nicht wahrhaben wollen—zu verbergen hat.

Und dann habe ich nur diesem Arisai gesagt, dass ich ein Drache bin, und der muss es weitergesagt haben, jedenfalls hatte die Neuigkeit zehn Minuten später offenbar schon die Runde gemacht, denn diese unhöfliche Magistra, die Rillfarsell und mich der Brandstiftung beschuldigte, hat mich gleich so angequatscht, da war also, wie man so schön sagt, die Katze längst aus dem Sack. Aber von Dämonen hab' zumindest ich auf offener Straße noch nicht geredet, da kann ich dir leicht versprechen, es auch weiterhin nicht zu tun.

Aber ganz ehrlich, Jurij, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass da eigentlich ein ganz anderes Problem zwischen uns steht, das endlich mal auf den Tisch muss—soviel sagt mir deine abstruse Multiversum Theorie. Was, eine Welt mit sieben Milliarden Einwohnern erscheint dir nicht genug Platz für uns beide zu bieten, selbst wenn wir von verschiedenen Kontinenten stammen und unsere Zeit dreißig Jahre auseinander liegt? Berlin—dein Berlin, auf deinem Terra, zu deiner Zeit—war voll von Zauberern. Über hundert davon haben Henry und ich getroffen, Kinder unter zwölf nicht mitgezählt, alle in einem Haus, alles goldene Drachenabkömmlinge, also die 'Guten' aus ihrer Sicht, und ihr viertausendjähriger Urahn lebte auf den obersten beiden Stockwerken, wenn er nicht als Statue in der Bibliothek posierte.

Aber ich will dich gar nicht überzeugen. Schön, wir sind von verschiedenen 'Terras', wenn es dich tröstet. Aber ich"
—er deutete zur Bekräftigung mit dem Daumen auf seine Brust—"ich bin ein Zauberer, ein 'natürlicher', wie Arisai es nannte, und nicht zu zaubern wäre gegen meine Natur, das könnte ich gar nicht. Als wollte man von dir verlangen, du müsstest aufhören zu essen, zu trinken, zu atmen! Deshalb bitte ich dich aufrichtig, versuch, dich damit abzufinden, wenn schon nicht anzufreunden. Henry hier, herrje, sein heiligstes Buch befiehlt ihm eigentlich, er solle nicht einen Zauberer am Leben lassen, aber selbst er macht da eine Ausnahme für mich! Und das waren mir eigentlich schon viel zu viel Worte zu einem Thema, das unter uns eigentlich keines sein sollte. Außer, es gibt sonst noch etwas, das dich bekümmert, dann sag es ruhig, lass uns nur alles aus dem Weg schaffen!

Abschließend darf ich noch anmerken, dass es dieser verdammte Andhaka war, der die dümmste Show abgezogen hat. Und ich tät ja gern mit euch zusammen darüber nachgrübeln, was er damit wohl bezwecken wollte. Wozu uns durch diesen heiligen Boden Fähigkeiten geben? Will er uns damit in Versuchung führen? Auseinander treiben? Uns gegen unsere Gäste aufbringen oder sie gegen uns? Sie gegen einander? Ist er am Ende gar ein Verräter an den Seinen? Ich begreife es nicht."


Eine letzte Frage galt Aria. "Was du über die Herkunft der Dämonen sagst, das klingt alles einleuchtend und fast schon bekannt, weil man bei uns auf der Erde in den meisten Religionen ähnliche Vorstellungen hat. Aber wo in Terendol könnte sich noch etwas von diesem Boden befinden? Rubin sagte, die N'kyuash müssten vor langer Zeit nach Kurun gekommen sein: wo sind sie wohl ursprünglich gelandet? Dort würde ich diesen Boden am ehesten vermuten."
« Letzte Änderung: 23.05.2015, 11:11:05 von Harry Webster »
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Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #631 am: 23.05.2015, 06:31:49 »
Rillfarsell hatte den vielen Worten still gelauscht und sich seine eigenen Gedanken gemacht. Auch weil einiges von dem Gesagten es einfach nicht wirklich interessierte, was eigentlich verwunderlich war. Aber im Moment hatte es das Gefühl als würden viel zu viele Worte um einfache Sachverhalte gemacht.
Das einzige Ungewöhnliche war tatsächlich diese Sache mit dem Boden. Und darüber grübelte das Feenwesen auch gerade selbst nach.
Was hatte der Mann gesagt?
"Eure Macht über sie entspringt einzig ihrer Unwissenheit, doch ich werde die Waagschale ausgleichen. Und ihr! Sucht nach dem heiligen Boden, und erkennt nicht, dass etwas davon bereits mitten unter euch ist. Nur fünfzig Jahre brauchten die Sterblichen, uns zu besiegen, nachdem sie uns erkannt hatten. Glaubt ihr, in zehntausend würde ihr Wirken den heiligen Boden nicht mehr verändern?"
"Er ist noch immer machtvoll, doch das meiste davon hat seine Prägung verloren. Die Wüste von einst? Es gibt sie noch, einen kleinen Rest, und sie kann das Fundament unserer Rückkehr werden. Doch was ihr hier findet, dieser heilige Boden, er ist empfänglich für das Wirken aller. Er kann sein, was er einst war, oder infernalisch werden, oder himmlisch, oder alles dazwischen! Eure Sterblichen haben genug Macht, um ihn mit ihren Überzeugungen und ihrem Glauben neu zu prägen. Und genau das wird passieren."

Er wand sich dem Rest der Gruppe zu.
"Ich denke der Mann sprach von zwei unterschiedlichen Bereichen. Das eine ist die Wüste, wo die Dämonen einst herrschten.
Das andere eine andere Art von Stelle, die noch keiner Seite im ewigen Streit zwischen Gut und Böse zugefallen ist.
Es ist kompliziert und ich verstehe es noch nciht ganz.
Laßt mich ein wenig darüber nachdenken."

Damit versank es erst einmal wieder in Grübelei.

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #632 am: 23.05.2015, 09:59:42 »
Jurij blickte wieder Harry an, die Worte von Rillfarsell gingen an ihm einfach vorbei. Da anders als für die Fee das andere Thema für ihn wichtiger war. „Harry, ich verbiete dem Fisch nicht im Wasser zu sein. Das es Magier, Zauberer, Feen, Elfen, Dämonen und dann wohl auch Engel, Deva und andere Wesen, die ich als mythisch bezeichnen würde, gibt, habe ich spätestens seit gestern akzeptiert als ein Holzhammer ziemlich unsanft ein paar Mal geschwungen wurde.“ das es auf seiner Welt angeblich Drachen und Magier geben sollte, hatte er einfach mit einem tiefen Ausatmer hingenommen. Ob es war oder falsch ist, war leider eh nicht mehr nachprüfbar. Dummerweise ermöglichte diese von Harry harsch als abstruse Theorie weggeworfene Multiversum Theorie eine Antwort auf Richtig oder Falsch. Denn wurde angenommen, dass Dimensionsreisen möglich waren, und sie waren der Beweis dafür, war die Antwort immer –Warum nicht?– Denn warum sollte ein magisches Wesen nicht in eine unmagische Welt gekommen sein? Aber dies interessierte Jurij nun wirklich nicht mehr.

„Tatsächlich gibt es noch etwas was mich auch stört.“ Jurij atmete tief ein und aus. „Keine Sorge, dass betrifft keinen von euch. Es ist einfach etwas was mich selbst furchtbar wütend, nein verzweifelt macht. Und ich möchte mich entschuldigen, dass ich es an euch und anderen auslasse, nur weil ich die richtige Stelle nicht einfach anschreien kann.“ er wendete den Blick kurz zu Boden, schloss die Augen und atmete einmal zitternd die Luft ein. „Ich glaube, dass ich nicht zurück auf meine Terra gehen kann und das gestern sowie heute zu verstehen.“ Er schüttelte den Kopf. Scheinbar wollte er nicht weiter darüber reden, darüber wie er auf diese Idee kam nicht zurück zu können. Denn Harry würde es sicher wieder als absurd bezeichnen.

„Gut, ich werde mich in dieser Sache bessern und wir haben ja andere Sorgen. Momentan würde ich sagen wissen wir zu wenig um die Worte und Taten des Propheten zu verstehen. Was nützt es auch ihn in Schwarz oder Weiß einzuteilen? Er hat seine Worte gesprochen, seine Taten getan und nun ist es an uns oder unseren dunklen Freunden daraus etwas zu machen.“ Er hob wieder seinen Blick und sah zur Fee. „Also sollten wir für uns überlegen, was wir aus seinen Worten für uns heraus holen können. Dummer weise kann ich nur sagen, dass ich es nicht einmal annähernd verstehe.“
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #633 am: 23.05.2015, 15:00:09 »
Als Jurij geendet hatte, gab Harry sich betroffen. "Was, keine Hoffnung mehr, wieder nach Hause zu finden? Das klang gestern aber noch ganz anders. Muss ich mir jetzt um dich Sorgen machen? Ich habe meiner liebsten Lasciel ja gestern abend schon angedroht, mich vom nächsten Turm zu stürzen, wenn sie mir so gar keine Luft zum Atmen lässt, und dann hatte Henry seinen Anfall und Rillfarsell vorhin im Flur in der Akademie—genau, das hab ich mitbekommen, so laut und unsensibel bin ich nämlich gar nicht, dass ich den stillen Kummer eines meiner Mitgeschöpfe nicht bemerke—und jetzt du, Jurij? Willst Du darüber reden?"[1]
 1. 
Multiversum und die Drachen (Anzeigen)
« Letzte Änderung: 23.05.2015, 15:31:14 von Harry Webster »
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #634 am: 23.05.2015, 16:50:52 »
Zögernd blickte Jurij zu Harry. „Ein Teil von mir will nach Hause zurück. Will sein altes Leben zurück. Der andere Teil zweifelt einfach daran, dass er zurückkommen kann. begann er ruhig aber bedrückt „Die Priesterin von Gestern ist da nicht ganz unschuldig. Sie hatte mir versucht Magie und das Reisen mit der Magie zu erklären. Am Ende stand fest, dass ich einen extrem mächtigen Magier bräuchte und dann braucht der noch Zeit, um genau meine Welt zu finden. Da du kein Anhänger der Multiversen Theorie bist, fange ich damit gar nicht an aber diese Theorie, und der Glaube sie könnte wahr sein, hilft mir gerade unsere Situation, Teile der Magie und auch die Worte über andere Ebenen zu verstehen.“ Er sog die Luft tief durch die Nase ein und kehrte zum Thema zurück. „Sie sagte dann aber noch etwas wie, dass ich mir keine Hoffnungen machen brauche in die selbe Zeit zu kommen. Denn dies ist nicht gesichert und es gäbe nur ein Wesen welches es wohl könnte. Das welches mich, welche uns hier her gebracht haben.“ Sein Blick wanderte wieder zum Boden.
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Kara Kulenov

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Heiliger Boden
« Antwort #635 am: 23.05.2015, 18:17:59 »
Kara grübelte sichtlich, aber dann fiel ihr Blick auf Aria. Das Gespräch über die Geheimhaltung und die Folgen, wenn man es nicht täte, lösten bei der Damaranerin so einige Gedanken aus. Vor allem, wenn man bedachte, dass Harry sagte, dass in Aria als einzige eben kein Dämon schlummerte.

Also wendete sie sich direkt Aria zu: "Aria? So heißt Ihr doch, oder? Harry sprach Euch jedenfalls mit diesem Namen an. Diese Diskussion der Männer ist ja ganz interessant und nicht ganz unwichtig. Allerdings würde ich gerne mit Euch etwas besprechen wollen. Ich denke, es ist nicht ganz unwichtig. Sollen wir das hier in der gesamten Runde tun oder wollen wir das unter vier Ohren besprechen? Die Entscheidung liegt bei Euch. Ich wollte die Diskussion um Multiversentheorien auch nicht weiter stören und will die Unterhaltung sowieso so kurz wie möglich halten."
« Letzte Änderung: 23.05.2015, 18:18:38 von Kara Kulenov »

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #636 am: 26.05.2015, 15:14:43 »
Aria dachte über Harrys Frage eine ganze Zeit lang nach. Schließlich sah sie auf, ein deutlicher Zweifel in ihrem Gesicht. "Ich kenne nur die Welt, wie sie heute ist. Selbst die ältesten mir bekannten Geschichtsbücher reichen nicht mehr als dreitausend Jahre zurück - und das sind elfische Schriften. Ich hätte Theorien, wo sie heute vielleicht hingehen würden, aber vor vielen Jahrtausenden sah die Welt anders aus." Sie biss sich einen Moment auf die Lippe, scheinbar mit sich selbst kämpfend, bevor sie weitersprach. "Ich bin kaum die richtige Person, so eine Frage zu beantworten. Wenn es jemanden gibt, der ein solches Wissen bewahren könnte... dann nur ein Drache. Ein sehr, sehr alter Drache."

Sie sah zweifelnd in die Runde. "Aber Drachen sind selten, egal welchen Alters. Selbst der Drache von Asemna ist, soweit ich weiß, erst rund dreitausend Jahre alt. Allerdings... weiß er vielleicht, wo man einen noch älteren findet."

Sie schüttelte den Kopf. "Das klingt irgendwie alles sehr weit hergeholt. Eine einfachere Möglichkeit wären Erkenntniszauber, aber wenn es so leicht wäre, hätten die Dämonen wohl bereits selbst mehr herausgefunden. Trotzdem ist es vielleicht einen Versuch wert."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #637 am: 26.05.2015, 15:17:19 »
An Kara gewandt, reagierte sie auf die Frage zunächst mit einem Lächeln. "Wir können uns gern unterhalten. Ist es ein persönliches Thema, dann gern unter vier Augen. Ansonsten denke ich, dass alle mithören sollten."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #638 am: 26.05.2015, 21:13:08 »
Henry dachte über über die Frau mit den Riesen-Schwertern nach und war sich sicher, dass Harry ihn falsch verstanden hatte. "Ähm... nein, nein. Ich meine diese Zeichentrick-Figur mit dem riesigen Brillengläsern und der nervigen Stimme. Nachmittags so gegen 14 Uhr auf RTL2. Jetzt sag bloß, dass Dir das unbekannt ist. Du hast doch viel mehr ferngesehen, als ich."[1]

"Nun gut, es spielt jetzt keinerlei Rolle. Wenn ich das richtig zusammenfasse, dann sind wir alle genau gleich unwissend und es gibt niemanden, der sich einen Reim auf diese seltsamen Ereignisse machen kann. Schade, ich hatte gehofft, dass Du - ", Henry sah Harry an, "- die ganze Sache schon durchschaut hättest. Aber dies ist kein Vorwurf. Ich selbst verstehe gar nichts und ich könnte nicht verlangen, dass Du für alles die Lösung parat hälst."

Auch Henry war nun aufgestanden und hatte damit begonnen, im Kreis umherzugehen. "Von meiner Seite aus bist Du herzlich willkommen, Kara.", sagte er beiläufig. Es war offensichtlich, dass er nun angestrengt nachdachte. "Okay, wenn wir in Kehjistan einem unbekannten Fein gegenüberstanden und wir nicht wussten, was er im Schilde führte, dann haben wir einen Späher ausgesandt. Im zweiten Jahr geschah dies schon regelmässig und im dritten hatten wir die Wüste ständig unter Beobachtung. Wie lässt sich diese Situation auf unsere übertragen?"

Henry blieb stehen. "Wir brauchen jemanden, der sich mit unserem Problem auskennt. Wir müssen jemanden finden, der sich mit Legenden und mit Düsterzaubern auskennt. Außerdem brauchen wir jemanden, der Augen und Ohren für uns offen hält. Jemand, der uns darüber informiert, was die Dämonen so treiben, wonach die suchen."

Henry sah Aria erstaunt an. "Ein Drache? Der dreitausend Jahre alt ist? Harry?" Henry sah seinen Freund fragend an. "Wo in aller Welt findet sich ein dreitausendjahre alter Drache? Ich dachte eher an einen... Magier." Das letzte Wort sprach er wohl mit einigem Widerwillen aus.
 1. Detektiv Conan
« Letzte Änderung: 26.05.2015, 21:14:12 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #639 am: 26.05.2015, 22:33:10 »
"Sima Qian war viertausend Jahre alt", sagte Harry, ein wenig erstaunt, dass Henry das vergessen hatte. "Du erinnerst dich? Der nette ältere chinesische Herr, mit dem du dich so angeregt in der Bibliothek unterhalten hast und der mich schier zum Frühstück verspeist hat? Der war schon weit über tausend, als man mit dem Bau der chinesischen Mauer begonnen hat. Also, ich sag ja oft 'Drache', wenn ich jemanden wie mich meine, aber hier reden wir jetzt von echten Drachen. Die können bis zu fünftausend Jahre alt werden, zumindest bei uns auf der Erde, jedenfalls in Ausnahmefällen. Ein Drachensproß wie ich dagegen darf höchstens auf ein paar Jahrhunderte hoffen. Opa Marcone ist 447, and denkt noch nicht ans abdanken. Auntie Trish, die hast du ja getroffen, ist 125—und das schon seit über 20 Jahren. Nein, das größere Problem ist, dass ein goldener Drache wie der in Asemna mich mit einem Happs verschlingen wird. Sollten wir aber einen roten Drachen finden, so verschlingt der euch mit einem Happs. Andere Arten verschlingen wahrscheinlich uns alle mit einem Happs. Jetzt, wenn ich eine Drachendame im besten Brutalter wäre, könnten wir noch einmal darüber reden, aber ich tät sagen: so verzweifelt sind wir noch nicht, dass wir Drachen ins Maul hüpfen.

Und nein, ich habe keine Lösung parat. Ich würde gern mit euch über Lösungen nachdenken. Dazu würde ich gern unsere Erlebnisse zusammentragen, wie jeder von uns das Beschmeißen mit diesem komischen heiligen Boden erfahren hat, was dabei mit ihm oder ihr passiert ist. Ich könnte ja den Anfang machen, aber von mir wissen wir alle schon, dass ich über meine Gefühle und intimsten Erlebnisse reden kann. Jurij macht seine Sache auch schon nicht schlecht, er bemüht sich redlich! Also los, hüpft doch alle mal über euren Schatten. Wenn ich eins als Detektiv gelernt habe, dann dass es oft das kleinste Detail ist, das den Schlüssel zur Lösung trägt—gerade in magischen Angelegenheiten. Ich möchte einfach dahinter kommen, was dieser Heilige Boden ist und was er kann."


Ein auffordernder Blick galt der Runde, bevor er sich rasch noch zu Henry vorbeugte und ihm zuflüsterte: "Das mit Conan, dem echten Conan, erklär ich dir später."
« Letzte Änderung: 02.07.2015, 14:15:31 von Harry Webster »
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #640 am: 27.05.2015, 12:35:19 »
Rillfarsell kam bei seinen Überlegungen einfach nicht richtig weiter, solange es keine Ruhe hatte.
Es lauschte also wieder der Unterhaltung.
Auf Harrys Frage antwortete es dann als Erstes.
"Bei mir ist es nichts, das verborgen bleiben muß.
Ich hatte ein überwältigendes Gefühl von Heimat. Gedanken an mein Zuhause, an Freunde, an Wunder, wie ihr sie euch nur vorstellen könnt, wenn ihr die Erste Welt einmal gesehen habt."

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #641 am: 27.05.2015, 12:50:50 »
"Ich hatte mal 'ne Freundin", sagte Harry. "Alice. Sie beschwerte sich immer, dass ich sie einfach nicht verstehen würde. Gerne drückte sie es auch noch pauschaler aus: 'Warum verstehen Männer nie das, was sie sollen?' Ich bat sie, mir doch einfach zu erklären, was sie meint, beziehungsweise was sie fühlt. Ja, ich hab zu ihr gesagt: 'Schön, lass uns über Gefühle reden.' Daraufhin wehrte Alice jedes Mal ab: 'Nein, das hat keinen Zweck, das verstehst du als Mann ja eh nicht.'"

Harry lächelte Rillfarsell entwaffnend an.
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #642 am: 27.05.2015, 19:01:40 »
Keinen der Anwesenden blickte Jurij an. Ihm war nicht danach im Raum rum zu tigern wie die beiden, nur weil sie versuchten verkrampft alles zu verstehen. „Es fühlte sich wie das Kundalini an und doch nicht ganz. Irgendwie mehr, stärker. Gefolgt von einem Gefühl des Erkennens. Des Sehens, dass nichts alleine ist. Das selbst hinter dem gleißendsten Licht oder der schwärzesten Finsternis Dinge ruhen.“ leicht schüttelte er den Kopf. „Doch was immer dir das Bringt. Arias Vorschlag sollten wir nicht von der Hand weisen.“ Er hob seinen Blick zu den beiden Frauen. „Was immer die Farbe mit dem Gemüt eines Drachens zu tun haben soll, es ist etwas was wir machen können. Denn woher sollen wir wissen ob er uns oder einen von uns frisst, wenn wir es nicht versucht haben. Angst und Wissen aus unseren Welten, die hier nicht wahr sein müssen, sollten uns nicht leiten. Dieser Drache von Asemna wird er mit uns sprechen und wenn ja, wie lange brauchen wir zu ihm?“
« Letzte Änderung: 27.05.2015, 19:01:48 von Jurij Klee »
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #643 am: 28.05.2015, 04:55:56 »
Auf Harrys Antwort flackerten Rillfarsells Augen amüsiert auf.
"Ich habe nichts von Verstehen gesagt, Drachling. Sondern etwas von Vorstellen!", flüsterte es kurz zurück, um Jurijs Antwort nicht unnötig zu unterbrechen.

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #644 am: 28.05.2015, 09:07:46 »
"Ah, aber ich habe ja auch Feenblut in den Adern", flüsterte Harry gar nicht leise zurück. "Ein Siebtel, wie ich immer sag. Als Großvater Mortimer starb, wollte mich gar meine—hm, wie sagt man 'fairy godmother' in dieser Sprache?—ins Feenreich entführen und dort weiter ausbilden, damit ich ihr dann dienen könne. Vielleicht würde ich es mir also doch vorstellen können, wenn du davon erzählst. Es soll ja ein ganz anderer Gefühls- und Wahrnehmungszustand sein, ein bisschen wie unter permanentem Drogeneinfluss."

Ein kurzer Blick zu Aria und Jurij, ob erstere Anstalten machte, die Frage des letzteren zu beantworten. Wenn ja, würde Harry noch warten und sich erst hinterher an Henry und die Neue wenden; wenn nein, dann sofort:

"Und bei dir, Henry? Wie hast du die Sache erlebt und empfunden? Komm, heraus damit! Ich weiß, es kann nicht angenehm gewesen sein, von einer höheren Macht berührt zu werden, die nicht der heilige Geist ist, aber gerade deshalb wäre es mir lieb, du würdest davon berichten und nicht wieder ganz allein damit fertig werden wollen.

Kara, und du? Ich darf doch 'du' zu dir sagen? Meine einzige Bedingung zum Beitritt zu unserer Gemeinschaft hab ich dir ja genannt, von daher: willkommen! Jedenfalls scheinst du mir ganz beseelt von dem Erlebnis zu sein und machtest da vorhin so bedeutungsvolle Andeutungen von Religion, Licht und Bekehrung! Ich verstehe ja, dass du da am liebsten mit Aria drüber reden würdest, so von Frau zu Frau—vielleicht auch, weil sie vom Fach ist!—aber vielleicht kannst du einfach mal so tun, als wären wir hier alles Frauen und würden außerdem was von Religion verstehen. Henry hier tut das übrigens tatsächlich, während ich mich in meinem Leben schon viel mit Sünde, Reue und drohendem Höllenfeuer beschäftigt habe.

Ein zweiter Grund, aus dem ich frage, ist nämlich dieser: unsere 'Gäste' kennen unsere Schwächen und nutzen sie gnadenlos aus, da wäre es gut, wir wären ebenfalls jeder mit den Schwächen der anderen vertraut, um uns auf diese Weise besser gegenseitig den Rücken stärken zu können."

« Letzte Änderung: 31.05.2015, 00:03:23 von Harry Webster »
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