• Drucken

Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75260 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Khenubaal

  • Moderator
  • Beiträge: 1294
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #45 am: 30.10.2014, 12:08:53 »
   Jaresh drückt Sanjan die Schulter, als dieser ihm antwortet und deutet mit der Hand zu Siola und dem immer noch auf dem boden liegenden Pishu. "Nun - ich bin keiner aus eurem Stamm  und kenne eure Ahnen nicht. Aber ich denke, die Ahnen sind nur denen hold, die Mut und Tatkraft beweisen, mein Junge. Ich bin dir etwas schuldig für heute."
   Mit diesen Woten führt der alte Mann den Druiden zu dem Verletzten. Siola lächelt Sanjan an, als dieser näher kommt. "Das war beeindruckend, Sanjan."
   Und auch Pishu richtet sich auf den Ellenbogen leicht auf. Sanjan erkennt, dass Siola dem Arbeiter das Hemd aufgeknöpft und einen Verband um den Bauch angelegt hat. Anscheinend hat der Bär Pishu mit seiner Tatze seitlich am Bauch erwischt. Die Blutung scheint schwächer geworden zu sein, ist aber noch nicht ganz gestillt - der Leinenverband ist an der verletzten Stelle rot gefärbt.
   Pishu stähnt leicht auf, als er sich aufrichtet - anscheinend bereitet ihm die Bewegung Schmerzen - doch er bleibt oben und spricht zu Jaresh. "Meister Dorguln, es tut mir Leid. Ich hatte gehofft, ihn wieder nach draußen treiben zu können."
   Jaresh schaut den Mann mit strengem Blick an. "Mach so etwas dummes nie wieder, Pishu. Ich brauche dich lebend und auf dem Feld - tote Helden hat Ek'Gakel genug. Wie geht es deiner Wunde?"
   Pishu verzieht kurz den Mund. "Es geht. Fräulein Siola hat sie gut versorgt, danke. Sicher bin ich bald wieder auf den Beinen." Sanjan bezweifelt diese Aussage bei dem Blick auf den Mann. Doch dann dreht Pishu seinen Kopf zu ihm und nickt. "Ein Glück, dass ihr da wart. Danke, Dejy."
   "Ja!", erschallt es anerkennend von mehreren Seiten, und als Sanjan sich umblickt, erkennt er, dass die anderen Feldarbeiter sich ebenfalls genähert haben und ihm anerkennend zunicken.

Khenubaal

  • Moderator
  • Beiträge: 1294
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #46 am: 30.10.2014, 12:22:58 »
   Jemma nickt Inga zu - "Danke". Dann reitet sie weiter und leitet die Gruppe durch das Gut.
   Bei Tarqetiks Worten schaut sie zu dem Hünen auf und lächelt diesen an. "Ihr seid wahrlich gewandt mit den Worten, Tarqetik. Und zumindest macht ihr den Anschein, als seid ihr auch gewandt mit dem Schwert. Es ist heutzutage schwer, einen Mann zu finden, der beides zugleich beherrscht - vielleicht seid ihr wirklich eine seltene Erscheinung." Dann lächelt die Halblingsfrau schelmisch und die rotbraunen locken klingeln um das Gesicht. "Allerdings - die meisten, die ich kannte, die gewandt in beidem waren, waren meistens auch richtig dunkle Seelen. Da hoffe ich, dass ihr die Regel nicht bestätigt.
   Wie dem auch sei - wir sind auf dem Weg eben zu der nördlichen Parzelle. Mal sehen, was es mit dem Bären auf sich hat." Der Ritt dauert nur wenige Minuten. Die Gruppe kommt an dem doppelstöckigen Herrenhaus vorbei, an mehreren Arbeiterhütten und Ställen, sowie an zwei bepflanzten und eingezäunten Feldern. Dann kommen die nördliche Parzellen näher - Manik, Ragnar und Tarqetik erkennen in der nordöstlichen eine beachtliche Herde Rinder und auch der unverkennbare - zugleich erfrischende und abstoßende Geruch des Tierdungs steigt ihnen in die Nase.
   Die Nachbarparzelle ist völlig leer, das Gattertor steht offen. Und nur wenige Schritte von diesem Entfernt hat sich eine Menschentraube um einen wohl auf dem Boden liegenden Mann versammelt. Es ist seltsam - obwohl der Mann auf dem Boden verletzt zu sein scheint, ist die Stimmung der Gruppe offensichtlich gut.
   Die drei Abenteurer erkennen einen großen Hund - wohl einen Husky - der neben einem in Felle gekleideten Mann steht. Letzterer - m it dem rücken zu den Ankämmlingen stehend - hebt sich von der Gruppe der Feldarbeiter durch seine Kleidung, seine fellüberzogene Kopfbedeckung und seine Haltung ab.
   Rechts von ihm - ebenfalls mit dem Rücken zu der Gruppe - steht ein weiterer Mann, der keine Feldarbeiterkleidung trägt. Sein hellgraues, schulterlanges Haar deutet ein gediegenes Alter an. Noch sind die Gruppen fast zweihundert Fuß voneinander entfernt und es sind keine Einzelheiten zu erkennen. Doch Jemma hebt die Hand und deutet in die Richtung der Menschentraube. "Der alte Mann da vorne - es ist Jaresh Dorguln. Er möchte euch sprechen."

Manik

  • Beiträge: 314
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #47 am: 30.10.2014, 20:46:45 »
Jaresh Dorguln.
Während die Gruppe weiter auf die Menschentraube zureitet, denkt Manik zurück an die Versammlung auf dem Dorfplatz. Jaresh Dorguln, der Mann, der von der Schuld der Kargi nicht überzeugt gewesen ist. Ja, das passt zusammen. In der Dorfgemeinschaft weiter nach Hilfe zu suchen, dürfte für ihn wenig Sinn machen, so wie sich die ganze Menge auf der Versammlung gegen ihn gerichtet hat, davon ist der Waldläufer überzeugt.
Auch bei der in Fellen gekleideten Personen, sah sich Manik veranlasst, in seinem Gedächtnis zu suchen, könnte dies die Person sein, mit der sich Jaresh nach der Versammlung freundschaftlich unterhalten hatte und schließlich davon geritten war?
Doch der Waldläufer ruft sich Gedanken an was wichtigeres zurück. Statt an Personen zurückzudenken gilt es einen Bären zu verjagen und so werndet sich Maniks Blick ab von der Menschentraube und er sucht wachsamen Auges die Umgebung ab, doch einen Bären konnte der Fhokki nirgends erspähen.

Tarqetik

  • Beiträge: 452
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #48 am: 31.10.2014, 10:12:56 »
Während es Rittes zu den Parzellen, würfelt Tarqetik die Worte der Halblingsfrau durch seine Gedanken. In seiner Erinnerung gibt es keinen Menschen, der seine Waffe aus edlen Motiven, aus einer noblen Gesinnung heraus ergriffen hätte und damit zu untermauern versucht habe, dass er ein guter Mensch ist. Diese Gedanken reißen ab, als sie die vier der genannten Rinderparzelle nähern.
Im ersten Augenblick ist sich Tarqetik nicht im Klaren, was er von der Situation halten soll. Viele Menschen, kein Bär dafür ein großer Hund und ein Mann mit rohem Modegeschmack; niemand denn man mit einem Bären verwechseln könnte. Wenn hier etwas zu tun gewesen wäre, dann wurde es wohl bereits getan.

Ein Blick über die Rinderherde führt zu einem leisen Grummeln in Tarqetiks Magen und ein lange vermisster Geschmack einer Erinnerung legt sich auf seine Zunge. Auf Jemmas Anzeige hin, lenkt Tarqetik sein Pferd zur Menschentraube, zügelt es einige Meter davor und steigt ab.
Das Pferd an den Zügeln führend, geht Tarqetik auf den vermeintlichen Auftraggeber zu. „Jaresh Dorguln?“, spricht er den älteren Mann an. „Verzeiht wenn ich Euch unverhohlen anspreche, denn ich sehe, ihr habt gerade einiges erlebt, und ich möchte nicht forsch erscheinen. Wir“, er deutet auf Manik und Ragnar, „sind auf Zuraten Eurer Halblingsdame  Jemma zu euch gekommen. Es hieße, Ihr seiet an Leuten interessiert, die sich für Euch um eine oder mehrere Angelegenheiten kümmern sollten.“ Er blickt auf den verwundeten Mann und auf die Rinder. „ Auch wenn Hirtearbeiten vielleicht nicht unser volles Potenzial ausschöpft, kann eine Jagt durchaus ihren Reiz haben. Aber ich wage zu bezweifeln, dass Ihr Fremde für einfache lokale Angelegenheiten rekrutieren müsst.“

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #49 am: 31.10.2014, 12:17:29 »
Während des Lobes und der Freudenausdrücke lächelte Sanjan und nickte dabei dankend mit dem Kopf. Bevor er jedoch seine Zweifel über die Wunde von Pishu Ausdruck verleihen konnte, wurden sie auch schon von hinten angesprochen.

So dreht sich auch der Mann mit rohem Modegeschmack um. Jetzt etwas näher, wird deutlich, dass er nicht nur einfache Felle über der Schulter trägt. Die Felle wurden zu einer Rüstung zusammen genäht und nur an den Säumen und am Kragen sind graue Fellstücke gegengenäht. Das dicke Hemd unter der Rüstung und die Hose sind in einem Braunton gehalten, ebenso wie die Wickel um Unterarme und Waden. Seine leichten Lederstiefel wirken schon sehr gebraucht, ebenso wei eigentlich auch alle seine Sachen. Das markanteste ist aber der Kopf und das Fell eines grauen Wolfes, welches wie ein Helm auf seinem Kopf sitzt. Es verdeckt fast vollkommen seine langen schwarzen Haare. Nur an den Seiten kommen diese zum Vorschein und umrahmen sein cremebraunes, mit roter Farbe tätowiertes Gesicht. Auch mit den an Ranken erinnernden Tätowierungen, wirkt das Gesicht auf den ersten Blick ziemlich jugendlich. Was zu seinem eher wilden aussehen passt, ist der einfache Speer auf seinem Rücken.

Er und sein grausilberne Hund, dessen gelbe Augen für kundige zeigen, dass es kein Hund ist, halten sich zurück. Schließlich wurden sie nicht angesprochen. Dafür mustern beide die vier Neuankömmlinge unverhohlen.
« Letzte Änderung: 01.11.2014, 10:35:48 von Sanjan »

Manik

  • Beiträge: 314
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #50 am: 01.11.2014, 12:33:43 »
Als sie bei der Menschengruppe angekommen sind, mustert Manik die Leute vom Pferde herab.
Neben der Person, die Jaresh Dorguln sein muss, kommt ihm tatsächlich die in Fellen gekleidete Person vom Dorfplatz bekannt vor. Neben den beiden ist noch ein ganzer Haufen Feldarbeiter anwesend, einer davon erregt besonders seine Aufmerksamkeit: Halb sitzend, halb liegend kauert die Person mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Die kundigen Augen des Waldläufers erkennen nun außerdem einen Wolf in dem Tier, das von weitem ein Hund hätte sein können.
Mit dem gleichen schelmischen Lächeln auf dem Gesicht, mit dem er Tarqetik in der Schänke einen Poeten genannt hatte, brachte Manik nun mit Blick in Richtung des Tieres hervor: "Nun, wie ein Bär schaut mir das Tier nicht aus, aber womöglich nicht minder so gefährlich, wenn man sich mit ihm anlegt."
Im selben Atemzug stieg der Fhokki von seinem Pferd und fuhr fort: "Verzeiht, Manik ruft man mich und es scheint mir, wie haben ein dringenderes Problem, als Höflichkeitsfloskeln auszutauschen. Wie steht es um den Verletzten?"

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #51 am: 01.11.2014, 13:22:51 »
Ein paar wahre Worte sagte da der Neuankömmling. Trotzdem sagt Sanjan nichts. Stattdessen beginnt er in seiner Gürteltasche herumzukramen. Natürlich hatte er immer etwas dabei um Schmerzen zu lindern, und genau das sucht er gerade. Die Anweisung das sich der Feldabreiter doch noch mal von ihm untersuchen lassen sollte und was nun passieren sollte, konnte ja eh nur Jaresh.

Khenubaal

  • Moderator
  • Beiträge: 1294
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #52 am: 02.11.2014, 10:33:58 »
   Als Tarqetik und Manik den Gutsherren ansprechen, verlagert sich die Aufmerksamkeit der Gruppe sofort zu den Neuankömmlingen. Die meisten mustern die drei Kämpfer mit respektvollen Blicken. Zu Pferd sehen die Männer noch beeindruckender aus, als sie es ohnehin schon mit ihren Waffen und Rüstungen tun würden. Nur Jaresh, Siola und Lidur - ein stämmiger, bärtiger Mann mit Wettergegerbter Haut; der Vorarbeiter, den Jaresh nach den Bögen geschickt hatte - scheinen eher Neugierig und weniger beeindruckt. Anscheinend haben diese drei bereits etwas mehr von der Welt gesehen, als die übrigen Bauernburschen.
   Nachdem der Waldläufer zu Ende gesprochen hat, steigen auch Jemma und Ragnar von ihren Reittieren. Jemma lächelt Jaresh an und sagt. "Siehst du, alter Mann - ich habe dir nicht nur Kämpfer besorgt, sondern auch noch redegewandte dazu."
   Jaresh erwidert ihr Lächeln mit einem schelmischen Grinsen und nickt. "Ich sehe, mein Mädchen."
   Dann wendet sich der Gutsherr den drei Hünen zu. "In der Tat - ich habe etwas mit euch zu bereden. Mein Name ist Jaresh Dorguln." Er blickt kurz zu Manik und Ragnar. "Mir scheint, ihr, Manik, und euer stiller Begleiter, habt mich bereits heute Mittag auf dem Marktplatz gesehen." Dann schaut der Mann zu dem brandoschen Söldner. "Vielleicht auch ihr, Tarqetik."
   Jaresh macht eine kleine Pause - dann deutet er nacheinander auf einige der Anwesenden und fährt debei mit seinen Erklärungen fort. "Das ist meine Nichte, Siola. Das hier ist Sanjan, ein guter Freund. Und das Tier, Manik, ist sein treuer Begleiter - von ihm geht keine Gefahr aus. Wir hatten ein Problem mit einem Bären, der sich in unsere Gehege verwirrt hatte, aber dieser ist bereits wieder weg. Die anderen Männer, die ihr sehr, sind meine Männer, die mir hier auf dem gut aushelfen."
   Die Halblingsfrau geht inzwischen rüber und umarmt Siola kurz zur Begrüßung. Sie schaut zu Pishu. "Was hast du nur angestellt Pishu - wolltest du Bärentöter spielen?"
   Pishu nickt nur verlegen. "Ich wollte das Tier verjagen - mein Fehler", bringt er gepresst hervor.
   "In der Tat", meint Jaresh. "Edgar, Balon - bringt Pishu in das Gästezimmer im Gutshaus. Er soll sich etwas ausruhen." Dann wendet er sich direkt an den Verletzten. "Halt durch, mein Junge. In Kürze schauen wir wieder nach dir."
   Während die beiden Feldarbeiter eine provisorische Trage holen, und Pishu im Begleitung von Siola abtransportieren, wendet sich der Gutsherr wieder seinen Gästen zu. "Sanjan, meine Herren - das, was ich mit euch besprechen möchte, sollten wir drinnen bereden. Darf ich euch darum bitten, mit ins Gutshaus zu kommen? Dort erfahrt ihr, was ich euch vorschlagen möchte."
   Etwas leiser fügt er für den neben sich stehenden Sanjan hinzu: "Ich möchte dich bitten, bei der Unterredung jetzt dabei zu sein, aber ich wäre dir dankbar, wenn du dir Pishus Wunde danach noch einmal ansehen würdest."

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #53 am: 02.11.2014, 12:02:59 »
Sanjan nickt leicht. „Selbstverständlich.“ dann hält er das gerade aus seiner Tasche gezogene Stück Rinde unter die Nase. Beißt sogar noch ein Stückchen davon ab. Rasch eilt er Siola und den Feldarbeitern das kurze Stück, was sie gekommen waren nach. „Siola, einen Moment.“ Sagt er in ihre Richtung. Als sie sich zu ihm wendet, reicht er ihr die Rinde. „Hier darauf soll er rum kauen. Es ist Weidenrinde[1] und wird ihm die Schmerzen nehmen. Selbst wenn er es ausspucken will, soll er es nicht tun. Solange ich noch bei deinem Onkel bin, pass bitte auf ihn auf oder sorg dafür, dass einer in seiner Nähe ist. Falls die Wunde nicht bald trocken wird oder er fiebrig wird, hol mich sofort.“ Aufmunternd lächelt er Siola zu. Es war gut, dass die Wunde schon soweit geschlossen war, mit Glück würde sie tatsächlich bald aufhören zu bluten.

Dann lässt er die Gruppe weiter ziehen und wendet sich seinem kleinen Pferd zu. Es grast neben dem vom alten Jaresh. Einem Moment streicht der junge Druide de Pferd über den Hals und die Seite. Es ist gut, dass es nicht weggelaufen war. Dann ist er auch schon bereit zum Haus zu reiten. Dabei fragt er sich, warum auch Jaresh Krieger, wie eben diese drei, suchen lassen hat. Doch bald würde er es ja erfahren.
 1. Weidenrinde: wirkt schmerzlindernt, hemmt Entzündungen, setzt die Blutgerinnung herab, senkt hohes Fieber und lindert Muskelkrämpfe

Ragnar Sturmschild

  • Beiträge: 14
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #54 am: 02.11.2014, 20:52:11 »
Ragnar ist den kurzen Ritt zum Gutshof schweigsam geblieben. Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern seiner Familie war er nie besonders Redselig und die Reise war auch bisher nicht sonderlich ereignisreich gewesen, so das es für ihn nur wenig gab worüber es sich zu reden lohnte. Den Arbeitern auf dem Huf nickte er zur Begrüßung nur kurz zu. Denn seltsamen Burschen mit seinem Wolf betrachtet er eingehender, offenbar ein Schamane oder etwas Ähnliches, in seiner Heimat gab es solche Leute des Öfteren. Sie verehrten in der Regel Naturgeister und die Geister der Ahnen, und offenbar hatte dieser geraden eine sehr mutige, ja geradezu Tollkühne tat begannen. Bären konnten gefährliche Gegner sein, wenn mann gezwungen war den Kampf mit ihnen Aufzunehmen.

Tarqetik

  • Beiträge: 452
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #55 am: 03.11.2014, 12:43:11 »
Tarqetik beobachtet wie Jaresh mit Sanjan im Vertrauen spricht und rügt sich selbst dafür, dass er den grauen Begleiter, und nur ein Begleiter von Sanjan konnte dieser ruhige und dressierte Hund sein, jemals als Gefahr für die Menschen hier angenommen hatte. Seine Gedanken kehren aber rasch wieder von Kampf und Gefecht zurück zum Geschäft und dem Auftraggeber und dessen Vorschlag.

„Gutsherr Jaresh. Oder was für einen Titel Ihr führt, als Herr über diese Ländereien. Euer Name fällt im Dorf mehrfach und ein Reisender, der sich eine Nacht hier ausruht, kann sich sicher sein das Jaresh Dorguln in dem einen oder anderen Satz Erwähnung findet. Euer Gesicht sah ich aber bisher nicht.“ Tarqetik klopft seinem Pferd den Hals und wischt ihm den Schaum vom Maul und der Trense. „Selbst Exoten, Mensch und Tier finden den Weg zu Eurem Hof, und eure Arbeiter verteidigen Euer Hab und Gut mit ihrem Leben. Solch Loyalität entsteht gut eine gute Behandlung am menschlichen Material.“ Er blickt dem verwundeten Pishu nach, als diesen die Arbeiter vom Feld tragen und murmelt zu sich selbst als er wieder auf das Pferd steigt: „Allerdings wäre etwas mehr Verstand auch pragmatisch, wenn man seine Arbeiter länger behalten möchte und nicht vorhat ihre Gliedmaßen als Kratzbaum für hiesige Karnivoren zur Verfügung zu stellen.“

Als er wieder gemütlich im Sattel sitzt, blickt er mit halb zusammengekniffenen Augen zur Sonne empor und dann wieder zu Jaresh. „Es ist warm und ich bin mir sicher, in eurer Stube steht eine Bank, daher werde ich Euch gerne folgen wenn Ihr den Weg dorthin einschlagt.“

Khenubaal

  • Moderator
  • Beiträge: 1294
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #56 am: 03.11.2014, 14:06:31 »
   Als Sanjan Siola die Weidenrinde reicht, und ihr sagt, er werde später noch einmal nach Pishu sehen, lächelt sie und nimmt die Medizin entgegen. "Gut - ich werde seine Verbände kontrollieren und notfalls wechseln, wie du gesagt hast. Bis dann."
   Jaresh nickt derweil Tarqetik bei dessen Worten zu. "Um ehrlich zu sein - mein Name ist heute wohl öfter im Dorf gefallen, als mir selbst lieb war, aber dieses Thema werden wir gleich besprechen. Und was Pishu angeht - ihr hattet ja auch nach seinem zustand gefragt, Manik - er hat sich wohl etwas übernommen, aber er hat sein Herz am rechten Fleck." Dann schaut der Mann noch einmal Manik, Ragnar und den zurückeilenden Sanjan an und fügt hinzu: "Kommt!"
   Er steigt auf und die kleine Gruppe bestehend aus dem Gutsherren, den vier Abenteurern, und Jemma macht einen kurzen Ritt zu dem Gutshaus der Dorguln. Es ist ein wunderschönes, hölzernes Anwesen, mit schrägem Dach, zwei vollen Stockwerken, einem dritten als Dachgeschoss und einer weiten Veranda vor der Haupttür. Unweit steht ein Stall für die Pferde, die Gruppe kann ihre Reittiere dort anbinden. Ein Junge von vielleicht dreizehn Jahren döst im Schatten mit einem Hut im Gesicht an die Wand des Stalls gelehnt, doch als die Männer sich nähern, wacht er auf und macht sich daran, ihnen die Zügel abzunehmen und die Tiere hineinzuführen. "Tränke die Pferde und gib Ihnen Futter, Velon", weist ihn Jaresh an, als er ihm die Zügel seiner Stute übergibt.
   Dann legt die Gruppe den kurzen Weg zum Anwesen zurück und betritt das Haus. Drinnen ist es angenehm kühl - erst jetzt merken die Männer, dass die Nachmittagssonne die Luft doch stark aufgewärmt hatte und dass es sehr angenehm sein kann, in solcher Zeit im Schatten Schutz zu suchen. Zwei Hausmädchen begrüßen die Neuankömmlinge. Beide lächeln Jaresh an - anscheinend ist er wirklich ein gnädiger Gutsherr, der seine Arbeiter gut behandelt.
   Der Eingangsbereich ist eine große Halle, die sich über die ersten zwei Stockwerke nach oben erstreckt. An der Wand entlang geht eine Treppe nach oben, die dann als Balustrade die Halle umrundet. Türen führen von der Balustrade in die Räume im Obergeschoss und eine weitere Treppe an ihrem Ende auf den Dachboden. In der Mitte der großen Halle steht ein an Gewicht und Bedeutung schwerer Eichentisch mit dazu passenden Stühlen. Anscheinend wird hier allabendlich das Mahl eingenommen und auch Gäste bewirtet. Kerzenleuchter an den Wänden, sowie ein metallener Kronleuchter an der Decke tauchen den Raum in angenehmes Licht. An der Wand hängen Rehköpfe und auch zwei Ölgemälde.
   Während den Recken durch den Kopf geht, ob sie sich an den Tisch setzen sollten, führt sie Jaresh durch eine Seitentür weiter in einen ebenfalls geräumigen Nebenraum im Erdgeschoss. Der Geruch von Tinte und Pergament steigt den Männern in die Nase. An den Wänden stehen lückenlos gefugt Bücherschränke, voll mit Schriftrollen und Lederbändern. An einer Wand steht ein Schreibtisch aus Holz mit Stuhl und einer brennenden Öllampe darauf. Außerdem gibt es einen niedrigen Beistelltisch, um den herum mehrere Stühle als Sitzgruppe angeordnet sind. Auch hier tauchen Kerzen alles in ein warmes Licht.
   Jaresh deutet auf die Stühle und sagt: "Setzt euch, bitte." Als alle sich hingesetzt haben, kommen die Hausmädchen vorbei und bringen zwei Krüge und insgesamt sechs Becher, die sie auf den Beistelltisch stellen. Jaresh deutet auf die Krüge: "In dem einen ist frisch gepresster Apfelsaft - aus dorwidischen Feldern. In dem anderen svimohzischer Wein. Bitte, bedient euch." Während er die Worte spricht, gießt er Jemma den Wein ein, die den Becher mit einem dankenden Nicken entgegen nimmt. Dann gießt sich der Gutsherr selbst einen Becher des Safts ein.
   Er nimmt einen Schluck und beginnt dann zu sprechen: "Meine Herren, ihr habt heute Morgen die Szene auf dem Marktplatz gesehen. Das ist leider nur die Spitze des Eisbergs beziehungsweise sein neuester Auftritt. Wie schon erwähnt wurde, gab es schon mehrere Übergriffe auf dorwidische Güter und Karawanen in der Nähe. Hiram Festani, der Bürgermeister, und die meisten Bewohner der Stadt sind überzeugt davon, dass die Angreifer Kargi vom Stamme der Ukhtark sind. Ich war mir bis heute sicher, dass dem nicht so ist.
   Doch heute wurde einer aus ihrer Sippe präsentiert und alle offenkundigen Beweise sprechen nun gegen die Kargi. Und im Rat von Dorwida gibt es niemanden, der ein Interesse daran hätte, sie freizusprechen. Unser Friedensvertrag spricht den Ukhtark ihren Anteil an fruchtbarem Land zu. Mittlerweile wachsen aber die dorwidischen Güter und natürlich wären die meisten Grundbesitzer froh, wenn dieses Land wieder an uns fallen und bebaut werden könnte. Manche von ihnen freuen sich wahrscheinlich darüber, dass die Kargi uns angegriffen haben. Meine Einwände, hier das Gespräch zu suchen, werden nicht fruchten."
   Der alte Mann macht eine Pause und fährt sich mit der Hand über den grauen Bart. Seine Augen sind ein wenig nach Innen gerichtet, als würde er sich an etwas erinnern wollen.
   "Wisst ihr - ich habe selbst vor siebzehn Jahren den Friedensvertrag mit Gul Hulad, dem Fürsten der Ukhtark ausgehandelt. Ich kenne diesen Mann. Und ich kenne seine Sippe. Ein altes Kargi-Sprichwort besagt: 'Ich würde lieber Ehre verdienen und sie nicht erhalten, als Ehre zu erhalten, die ich nicht verdiene.'"
   Jemma nimmt einen Schluck aus dem Becher und schmunzelt. "Sieh an - die Grünhäute haben doch eine poetische Ader."
   "Den Kargi bedeutet die Ehre mehr, als ihr Leben", fährt Jaresh fort. "Und das gilt besonders für die Ukhtark. Sie würden den Vertrag niemals im Stillen brechen. Aber wenn wir nicht etwas unternehmen, wird das keine Rolle spielen. In wenigen Tagen, wollen die Soldaten - verstärkt um euch und andere Söldner - gegen die Ukhtark ziehen und dann wird das Blutvergießen beginnen. Das will ich verhindern. Ich will keine Toten - weder bei uns in Dorwida, noch bei den Ukhtark. Und ich will herausfinden, wer wirklich hinter den Überfällen steckt."
   Der alte Mann beugt sich vor und führt die Handflächen zusammen. Er legt diese aneinander und deutet nacheinander auf die vier Männer vor ihm. "Ich möchte euch bitten, in meinem Namen zu den Ukhtark zu reiten und mit Gul Hulad zu sprechen. Stellt ihn zu Rede; erzählt ihm von den Überfällen und davon, dass man in Dorwida davon ausgeht, dass die Ukhtark dafür verantwortlich sind. Und macht euch ein eigenes Bild, ob das der Fall ist. Das wäre mein Auftrag."
   An dieser Stelle macht Jaresh eine Pause und schaut die Männer vor sich eindringlich an, in Erwartung einer Antwort.
« Letzte Änderung: 03.11.2014, 19:11:22 von Khenubaal »

Manik

  • Beiträge: 314
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #57 am: 03.11.2014, 22:26:41 »
Gespannt was nun folgen wird, ist Manik mit dem Tross Richtung Gutshaus geritten. Nicht, dass er sich aufgrund der Ereignisse am Marktplatz nicht denken konnte, in welche Richtung das Anliegen des alten Mannes gehen wird.
Auf jeden Fall besitzt er ein prächtiges Anwesen. Ein guter Gastgeber scheint er auch zu sein. Ihnen sind die Pferde abgenommen worden und nachdem der Waldläufer sich an der Kühle der prachtvollen Eingangshalle des Gutshauses erfreut hat, wurden ihnen im nächsten Raum auch Getränke gereicht.
Nachdem sie in den zweiten Raum geführt worden sind, der ihn nicht minder beeindruckt hat, wie der erste, nimmt Manik nach Jareshs Aufforderung hin Platz und hört sich seine Ausführungen aufmerksam an.
Währenddessen schenkt er sich selbst einen Becher Apfelsaft ein und probiert diesen sogleich. Der frische, süß-säuerliche Geschmack gefällt ihm und kurz fragt er sich, aus welcher Apfelsorte der Saft wohl hergestellt sein mochte. Sich wieder an seinen Durst erinnernd, leert der Waldläufer seinen Becher ziemlich hastig, verschluckt sich dabei und hustet kurz, schenkt sich aber noch einen vollen Becher nach, an dem er nun, während der Besitzer des Guts ihnen sein Anliegen weiter vorträgt, immer mal wieder nippt.
Als Jaresh über die Ehre der Kargi spricht, erinnert der Fhokki sich an seine Gedanken vom Dorfplatz zurück, fliehende Kargi, die dann plötzlich ihren Mut fanden. Eins stand fest, sind die Ausführungen erstmal beendet, würde er so einige Fragen haben, doch als der Gutsherr dann - endlich - zum Punkt kam, lachte er zunächst laut auf. Er konnte einfach nichts anderes tun, außer laut lachen und während er sich vorstellt, wie der Rest ihn grade entgeistert anstarrt, schüttelt es ihn vor lachen und mit ihm seinen noch halb vollen Becher, aus dem immer mal wieder einige Schluck den Weg auf den Boden finden.
Viel bekommt der Waldläufer nicht mit, doch als er sich endlich beruhigt hat, scheinen viele Blicke auf ihm zu ruhen. Ihm wird klar, dass er sich grade nicht unter Kontrolle gehabt hat, mitunter eine grobe Unhöflichkeit gegenüber dem Gastgeber begangen hat und räuspert verlegen, jedoch beugt er sich nun ebenfalls in seinem Sitz vor und schaut dem alten Mann fest in die Augen.
"Ihr schickt uns zu seinem ganzen Stamm mutmaßlicher Plünderer um zu verhandeln?", die nächsten Worte spricht er laut und langsam, mit einer kurzen Pause zwischen den Wörtern: "Seid ihr des Wahnsinns?"
« Letzte Änderung: 03.11.2014, 22:28:45 von Manik »

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #58 am: 04.11.2014, 20:53:28 »
Der junge Druide ließ die Fremden vor reiten. Er kennt ja den Weg. Auch denkt er über die Worte des Hünen Tarqetik nach. Er hatte recht, auch Exoten wie diese drei fanden ihren Weg zu Jaresh. Das zeugt eindeutig von Können des alten Mannes.
Im Arbeitszimmer angekommen, setzt sich Sanjan im Schneidersitz auf den Stuhl neben dem alten Mann. Grimnir ist ihm bis hier hin gefolgt. Nun sitzt er neben dem Stuhl und lässt sich von Sanjan den Kopf kraulen, allein unterbrochen als Sanjan sich etwas vom Apfelsaft zum trinken nimmt. Ansonsten hört Sanjan den Worten des alten Häuptlings zu. Diese machen für ihm durchaus Sinn. Sicher kennt er die Ukhtark nicht aber er vertraut der Einschätzung des alten Häuptling. Noch dazu fühlt er sich wieder zufrieden den richtigen Menschen getroffen zu haben. Denn nur ein wahrer Häuptling machte, auch noch Sorgen um seinen Stamm, selbst wenn er nicht mehr der Häuptling war.
Dass sich dieser Manik von den Worten belustigt fühlte, empfand Sanjan als befremdlich. Ja natürlich ist es eine Gefährliche Aufgabe aber wenn ein Späher ausgeschickt wurde in feindliches oder fremdes Gebiet war das nicht minder gefährlicher. Doch er behielt seine Gedanken vorerst für sich. Jaresh hatte von ihm schon eine Antwort bekommen. er brauchte sie nur noch einmal wiederholen.

Tarqetik

  • Beiträge: 452
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #59 am: 05.11.2014, 11:52:31 »
Tarquetik besieht sich beim Durchschreiten des Gutshauses  die Ausstattung und bleibt ein paar Augenblicke vor den Ölgemälden stehen, eilt dann der Gruppe hinterher in den vorgesehen Besprechungsraum.

Im Konferenzraum nimmt Tarqetik die Aufforderung von Jaresh an sich zu setzten. Den angebotenen Umtrunk lehnt er freundlich mit einer Handbewegung ab, dann lauscht er aufmerksam den Ausführungen des Gutsherrn bis zum Ende. Der Lachanfall des jungen Schützen überrascht ihn dann aber schon etwas. Während Manik unverblümt seine Meinung kund tut, steht Tarqetik auf und wandert zu einem Fenster. Er blickt hinaus, über die satten Wiesen und freien Felder.
Er lehnt sich mit verschränkten Armen an den Fensterrahmen und sieht sich die Leute im Zimmer im leichten Sonnenlicht an und fängt an den Auftrag in Gedanken abzuwägen: „Die Ansichten des jungen Mannes über die Schwierigkeit eines solchen Auftrages lassen sich nicht von der Hand weisen. Aber nach einem Irren oder Schachsinnigen sieht Jaresh nicht aus, der seine Idee nicht abgewogen hätte und ihm dies als möglich erscheint. Andererseits  bringt er auch nicht eigene Arbeiter und Freunde sondern Fremde in Gefahr.“ Sein Blick wandert kurz zu der Halbslingsdame, deren Kopf hinter dem Krug halb verborgen ist. „Da der Exote noch keinen Ton von sich gegeben hat, wird seine Bereitschaft wohl schon feststehen.“

Tarqetik berührt mit seinen Fingern den Lederbeutel an seinem Gürtel und schließt kurz die Augen. Das ferne Echo von Geschrei, der Geruch von Stahl und nassem Leder steigt in seinem Geiste auf. Er leckt sich die Lippen und ergreift das Wort: „Diese Ehre, von der Ihr sprecht Jaresh, hat schon tausende getötet und nicht einen gerettet. Ich würde mich nicht zu sehr auf diesen Punkt in Eurer Weltanschauung verlassen. Ich habe den Auftrag gehört und erkenne euer Problem und die damit verbundenen Schwierigkeiten, die man aber wiederum in Kosten aufwiegen kann. Wenn ihr dieses Gleichgewicht herzustellen vermögt, bin ich der Eure.“

  • Drucken