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Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75326 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #90 am: 17.11.2014, 12:01:58 »
   Jaresh nickt, als er Maniks Worte vernimmt. "Ich war einmal in Drhokker - noch in jungen Jahren. Es war der Wille meines Vaters, dass jeder seiner Söhne mindestens ein Jahr als fahrender Händler verbringt, wenn er die Volljährigkeit erreicht hat - entweder auf einem Schiff oder mit einer Karawane. Er meinte, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, die Welt kennenzulernen, ihre Menschen, ihre Länder und wie sie alle miteinander verwoben sind. Und ich muss sagen, dass der alte Mann Recht hatte.
   Wie auch immer - meine Reise mit der Karawane führte mich über Paru'Bor und die Bythberge nach Rynoshok, die Hauptstadt von Shynabyth. Damals war das Land noch nicht so verarmt und vom Krieg aufgezährt, wie in der heutigen Zeit. Joto II. war noch ein junger Mann, keine zwanzig Sommer alt. Seine junge, wunderschöne Frau war noch am Leben und er ein tatkräftiger Prinz. Das hat sich leider alles gewandelt in den Jahrzehnten seit dieser Zeit."
   Der alte Gutsherr hält kurz inne, als würde er sich an die Bilder seiner Jugend erinnern. Dann fährt er fort. "Wie dem auch sei - aus Shynabyth sind wir dann weiter gezogen nach Drhokker, zu den Stämmen der Nordmänner. Wir haben alle größeren Dörfer am Fluss Jendasha besucht, bis hinauf zu Trarr und Gothmerr. Unser Karawanenführer hatte es sich in den Kopf gesetzt, einen unkastrierten drhokkerischen Hengst zu ersteigern. Ihr wisst es sicher, da ihr aus der Gegend stammt. Die drhokkerischen Stämme verkaufen ihre Hängste nur kastriert an fremde Händler weiter, weil sie das Monopol über die stärkste Pferderasse von Tellene nicht gefährden wollen. Unser Karawanenführer wollte diese Regel brechen. Er hat den fünffachen Preis geboten, aber in allen Dörfern lautete die Antwort 'Nein'.
   Schließlich hatte er sich in den Kopf gesetzt, eines der Tiere bei Nacht zu stehlen und mit uns zusammen zu verschwinden. Eine völlige Torheit - wir waren mit einer schwerfälligen Karawane unterwegs - selbst mit einer ganzen Nacht Vorsprung wären wir nicht weit gekommen. Am Tag, an dessen Abend er seinen Plan umsetzen wollte, wurde ein anderer Pferdedieb in dem Dorf gefangen, in dem wir uns aufhielten. Ein junger, tatkräftiger Kalamarer, der sich für den klügsten Kopf auf ganz Tellene seit Fulakar gehalten hat. Die Fhokki banden ihn an einen Pfahl in der Mitte des Marktplates. Er wurde ausgepeitscht, bis ihm das Fleisch in Streifen vom Rücken hing. Danach wurde sein Rücken mit Salz bestreut und dann durften die Ziegen des Dorfes das Salz ablecken. Er starb erst bei Sonnenuntergang und unser Karawanenführer hatte es sich anders überlegt. In gewisser Weise schulde ich diesem Kalamarer mein Leben."
   Jaresh beendet die Geschichte und nimmt einen Schluck aus seinem Becher. Dann ruft er eine der Mägde, die gerade im Raum ist und ein leeres Tablett abräumt, zu sich und bittet sie leise um etwas. Die Magd nickt und steigt die Treppe hinauf zur Balustrade.
   In der Zwischenzeit hört Jemma interessiert Tarqetiks Ausführungen zu. Als er vom Drama sprich, nickt sie. "Irgendwie hatte ich vermutet, dass du nicht immer ein Kämpfer gewesen bist", sagt sie. Als sie Tarqetiks Frage hört, lächelt sie. "Das stimmt. Ich stamme ursprünglich aus Basir, aus dem Ubikakeli Hochland. Es wäre wahrscheinlich ein ruhiges Leben dort an der Küste werden können, allerdings hatte mein Vater einen Zwerg als seinen besten Freund. Als wieder einmal eine neue Welle der Versklavung der Zwerge begann, versteckte er diesen bei uns zu Hause vor den Truppen. Zum Glück hatte er viele Freunde und erfuhr recht früh, dass einer unserer Nachbarn uns gemeldet hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Soldaten bei uns aufgetaucht wären. Selbst wenn wir seinen Freund nicht mehr bei uns gehalbt hätten, unter Beobachtung würden wir dann jahrelang stehen. Und es kam nicht in Frage, seinen Freund auszuweisen. Also packten wir unsere sieben Sachen und nahmen das erste Schiff aus Bet Urala in die Jungen Königreiche, das wir kriegen konnten. Wir wurden zu fahrenden Händlern. Mein Vater war ein guter Geschäftsmann. Sieben Jahre auf Karawanenfahrt reichten aus, um sich schließlich in Ek'Gakel niederzulassen. Ich fahre immer noch jedes Jahr mit der Karawane hinaus - dafür ist mein Vater inzwischen zu alt. Ansonsten haben wir unseren Laden im Dorf."
   Sie deutet auf Jaresh, der gerade von Drhokker erzählt. "Als wir ankamen, gab es im Dorf Bedenken, doch Jaresh - damals noch Bürgermeister - hat dafür gesorgt, dass die Gemeinde uns aufnimmt. Wir stehen in der Schuld dieses Mannes."
   Das ist der Augenblick, wo auch Jaresh mit seiner Erzählung über die Folterkunst der Nordmänner zum Ende kommt. Jemma schüttelt mit dem Kopf. "Du verstehst es richtig, die Stimmung am Tisch zu heben, alter Mann", ruft die Halblingsfrau hinüber und prostet ihm mit ihrem Becher zu.
« Letzte Änderung: 17.11.2014, 14:08:03 von Khenubaal »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #91 am: 17.11.2014, 12:14:15 »
   Als Siola Sanjans Antwort hört, weicht ihr Lächeln einer besorgten Miene. "Ich wollte mit meiner Erzählung dich nicht ins Grübeln bringen, Sanjan", sagt sie. "Ich denke, durch das Heilen der Menschen machst du bereits mehr, als die Allermeisten - du hast dir nichts vorzuwerfen. Und falls du meinem Onkel hilfst, die Überfälle auf Dorwida aufzuklären, werden dir alle Menschen hier dankbar sein müssen. Aber wenn du der M>einung bist, mehr machen zu müssen, kann ich dich beruhigen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du noch einiges in deinem Leben vollbringen wirst", fügt sie hinzu.
   Dann fährt sie sich mit den Fingern der Rechten durchs Haar und versucht sich zu erinnern. "Jaresh hat den Namen des Stammes einmal genannt - Dehohi? Defohi? Ja, das war es - Defohi. Sagt dir das etwas? Es muss wohl ein recht großer Stamm sein."
   Sanjan kennt diesen Stamm - die Defohi sind eines der größten Stämme in Ek'Gakel und in den ganzen Jungen Königreichen. Ihre Siedlungen sind über das gesamte Land verteilt - auch hier unweit von Dorwida gibt es eine Defohi-Gemeinde im Osten.
   Dem Druiden fallen einige kriegerische Stämme im Nordosten von Ek'Gakel ein - die Fenir, die Khelada, die in der finsteren Vergangenheit sogar Menschenfleisch gegessen haben, die S'so'ota und auch sein eigener, stolzer Stamm - die Bahir. Aber die Defohi? - das ist ein friedliebender Stamm; recht unwahrscheinlich, dass der jemanden angegriffen hat. Entweder hat sich etwas ereignet, wodurch sie provoziert wurden, oder es muss ein anderer Stamm gewesen sein. Oder es gab gar keinen Angriff und die Gerüchte waren falsch. Auf jedem Fall kommt Sanjan die Geschichte nicht schlüssig vor.
   Bevor er etwas erwidern kann klopft es an der Tür und eine Magd tritt ein. "Bitte verzeiht, Herrin", wendet sie sich an Siola. "Der Herr fragt nach, ob ihr und unser Gast sich nicht zu den Übrigen am Tisch gesellen könnt, falls Pishu ausreichend versorgt ist."
   Fragend schaut Siola zu Sanjan.

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #92 am: 17.11.2014, 12:58:46 »
Tarqetik lauscht Jemmas Lebensbericht und versucht sich in Gedanken diesen Flecken Erde auszumalen, wo Fischerdörfer die Küste beherrschen und wie sich ein Trupp von Halblingen auf einem Schiff und Karawanen verhalten mag.
Nur mit halbem Ohr hörte Tarqetik Jaresh Schilderungen über Reise, Abenteuer, Diebstahl und Folter. Als Jemma dem Gutsherren zuprostet, schließt sich Tarqetik wortlos an und hebt dankbar den Becher Richtung Kopfende des Tisches. Nach dem der Becher  halb geleert wieder auf dem Tisch steht, setzt Tarqetik wieder an der Gesichte der Halblingsdame an.
„Zwerge und Verfolgung, Verrat, Freundschaft und Händlerarbeit. So wurde also aus einer vermeintlichen Fischerin einer Händlerin. Wie man auch bei Eurem Leben sieht, werden wir selten das, als was wir geboren sind, sondern hadern mit dem Schicksal um ein geregeltes Leben in Sicherheit. “
Tarqetik lächelt der kleinen Dame anerkennend zu, spießt ein weitere Stückchen Käse auf seine Gabel und betrachtet es sinnierend.
 „Eure Reisen führten Eure Familie an einen behaglichen Flecken Erde. Es scheint, dass Ihr einem guten Schicksal Euren Dank schuldet, wenn Ihr hier bei einem Mann wie Jaresh eine letzte Schuld zu begleichen habt.“
Mit diesen Worten verschwindet der weißliche Käse in Tarqetiks Mund und wird ohne lange zu Kauen verschluckt.
„Ich verstehe nun aber gut, dass Ihr alles daran setzten möchtet, dass dieses Dorf, Eure Wahlheimat, von Ereignissen verschont bleiben, die ein Ende auf die Behaglichkeit setzen könnten. Es erfüllt mich fast mit Vergnügtheit, wenn ich dazu beitragen kann, dass diese Tisch auch im nächsten Jahr noch sich unter Essen biegen kann.“

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #93 am: 17.11.2014, 17:09:30 »
„Wir sind gleich fertig. Danke.“ Antwortet Sanjan rasch und wendet sich wieder der Medizin zu. Nacheinander hebt er die vorbereiteten Mischungen hoch. Er erklärt, dass im Blatt eine Salbe enthalten ist, welche die nächsten fünf Tage auf den Rand der Wunde aufgetragen werden soll. Mit ihrer Hilfe würde sich die Wunde schneller schließen. Die zweite Mischung war ein Tee. Er wird etwa für drei größere Behälter reichen. Dabei zeigte er etwa die Größe einer Teekanne an. Jeden Morgen soll eine Kanne Tee aufgesetzt werden wovon Pishu über den Tag verteilt trinken kann. Der Tee wird ihm die Schmerzen nehmen und auch böse Geister daran hindern in seinen Körper zu fahren. Was unter anderem ein suppen der Wunde und hohes Fieber zur Folge haben könnte.
Nach der Erklärung der Medizinen blickt Sanjan zu Siola. „Danke für deine Worte. Was die Defohi angeht, so sind sie eigentlich kein streitsüchtiger Stamm. Hier in der Nähe des Dorfes leben auch welche von ihnen. Sie sind nämlich ein recht großer Stamm. Darum wundert mich diese Aussage, dass sie angegriffen haben sollten. Aber ich glaube dir, dass es so gesagt wird.“ Kurz seufzt er und sammelt seine Sachen zusammen. „Egal was passiert ist, wenn sie wirklich andere Stämme um Hilfe bitten ist das nicht gut. Einige werden ihn ohne zu Fragen folgen, andere müssten sie wohl anders überzeugen. Wo ich denke, dass sie es bei ihrer größe Schaffen werden. Die letzten werden wohl ziehen, wenn es um eine Frage der Ehre geht und ein paar werden sich sicher auch raushalten.“ Als alle Sachen wieder zu Bündeln geschnürt sind, blickt er wieder zu Siola. „Wir müssen wohl kucken was die Zeit bringt also lass uns essen gehen.“ Dabei lächelt er kurz und blickt zu seinem aufgestandenen Freund. Grimnir wird sicher etwas fressen wollen. Er kann schließlich in fast jeder Situation etwas mampfen.

Manik

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Dorwida
« Antwort #94 am: 19.11.2014, 22:52:20 »
Während Jaresh die Geschichten über seine Reisen erzählt, labt sich Manik weiter am reichhaltigen Mahl. Das erste Stück Fleisch hatte er, nachdem Jaresh ihn wieder an seine Familie erinnert hat, mit der Geschwindigkeit eines Raubtiers verzehrt, gradezu verschlungen. Zum runterspülen leerte er seinen Saftbecher und wollte diesen gleich wieder nachfüllen. Als seine Hand schon unterwegs zum Krug mit dem Apfelsaft war, zögerte er kurz, der Krug mit dem Wein war nicht weit weg und jetzt auf einmal so verlockend, doch siegte der Verstand, er wollte morgen fit für die Reise sein, er musste morgen fit für die Reise sein. Als sein Becher wieder mit Saft gefüllt ist, nimmt der Waldläufer sich noch ein Stück des herrlichen Fleisches - die anderen Beilagen auf seinem Teller schiebt er erstmal mit dem Messer zur Seite um Platz dafür zu haben - und fängt an es zu essen. Währenddessen sucht er aber immer wieder den Blickkontakt zu Jaresh und lauscht aufmerksam dessen Ausführungen.
Als der Gastgeber bei dem Punkt mit der Folter angekommen waren, schmunzelt Manik unwürklich ein wenig, einem Fhokki sein Pferd stehlen, wer könnte so töricht sein, vermutlich nur außen Stehende, Fremde, die nicht wussten, was sie erwartete.
"Aber es hat gewirkt, oder?", fügt der Fhokki schließlich hinzu, als Jaresh seine Geschichte beendet hat, "Die Abschreckung, meine ich. Unser Dorf war nicht allzu groß und viel war nicht los, doch als ich noch klein war, wurde bei uns auch mal ein Dieb erwischt, der sich des Nachts versuchte in unser Dorf zu schleichen. Auch er wurde durch auspeitschen bestraft, Jaresh Dorguln, doch hat man vorher noch die versammelte Dorfgemeinschaft zusammengerufen, um dabei zuzusehen, auch die Kinder.", der Waldläufer pausierte kurz und trank einen Schluck Apfelsaft. Bilder kamen in seinem Kopf auf, von jenem Morgen. Die Bestrafung wurde gleich nach Sonnenaufgang vorgenommen, die Sonne schien prall und es war keine Wolke am Himmel zu sehen, es versprach ein heißer Tag zu werden. Den Dieb band man mit dem Rücken Richtung Süden fest und ließ ihn anschließend noch den ganzen Tag gefesselt ausharren. Am Abend fügte man ihm noch Schnittwunden an den Beinen zu und ließ ihn ohne Kleidung gehen. Manik wusste nicht, was aus ihm geworden war.
"Ich war wie gebannt, von dem Vorgang des auspeitschens", fuhr er fort, "man könnte meinen, ein Kind versucht sich abzuwenden, will die Schmerzen die der Mann durchmachen muss nicht mit ansehen", in Gedanken kamen die lauten Knallgeräusche ihn ihm auf, die wieder und immer wieder zu hören waren, als die Peitsche auf den Rücken aufschlug, "doch ich schaute zu, die ganze Zeit. Mein Vater sagte mir später, dass er stolz auf mich war. Außerdem sagte er mir, dass jede Art einer Tat, egal ob gut oder schlecht, eine bestimmte Art von Reaktion zur Folge habe und man daher mit dem Kopf entscheiden solle, nicht mit dem Herz und doch..." bin ich einfach von zuhause aufgebrochen, ohne vorher nachzudenken, ohne vorher Entscheidungen von Männern abzuwarten, die viel mehr Lebenserfahrung hatten als ich. Er zögerte und beendete den Satz schließlich: "und doch, kommt es immer wieder vor, dass wir unser Herz über den Verstand siegen lassen."
Daraufhin senkt Manik den Blick und schaut zu seinem Teller herab, stochert zunächst lustlos ein wenig in dem Gemüse rum, was noch immer unangetastet dort verweilt, verteilt dann aber etwas Käse über dem Fleisch und beginnt wieder zu schneiden.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #95 am: 22.11.2014, 11:43:32 »
   Während Manik und Tarqetik sprechen, gesellen sich auch Sanjan und Siola an den Tisch und besetzten die letzten freien Stühle. Es ist ein geselliger Abend geworden und trotz der durchaus bedeutungsschweren Worte, die einige sprechen, bessert sich die Laune am Tisch im weiteren Verlauf des Abends.
   Jaresh erkundigt sich nach Pishu und beruhigt sich, als er von dem Druiden hört, dass es dem Mann inzwischen besser geht und anscheinend keine ernstere Verletzung vorliegt. Weitere Geschichten folgen - Jaresh spricht von seinem Besuch im Heeresstaat Korak - dem östlichen Nachbarn von Ek'Gakel - insbesondere von der Kriegerakademie in der Hauptstadt. Aus der ganzen Welt strömen Krieger zu ihren Pforten, um Aufnahme zu finden und sich weiter von den Meistern der Schule ausbilden zu lassen. Die Anforderungen sind so hoch, dass selbst mancher Kriegsveteran für nicht gut genug befunden wird, um aufgenommen zu werden. Wer allerdings die Akademie abschließt, ist auf ganz Tellene als Meisterkämpfer anerkannt und gefürchtet. "Und das ist auch der Grund, weshalb selbst manche Männer aus dem fernen Svimohzia mit ihrer olivfarbenen, dunklen Haut, sich bis zu uns in den Norden der Jungen Königreiche begeben, um dort Aufnahme zu finden. Ansonsten halten sich die Svimohzer entweder bei sich oder an den südlichen Küsten auf", schließt der alte Mann diese Erzählung ab.
   Jemma erwähnt ihre Reisen durch die Grenzstaaten von Kalamar - Tokis, Pekal, Paru'Bor und spricht von den Wirren, die dort herrschen, aber auch davon, wo die besten Handelsrouten in diesem Teil der Welt liegen. Doch am meisten fesselt die Anwesenden Jareshs Erzählung über seinen Besuch in der "Stadt der Zeit" - der kleinen Wüstenstadt Dijishy am Fuße der Elenon-Berge in der Elos-Wüste. "Die Stadt liegt in den Berghängen, fast eine Meile über dem Wüstensand - und nur eine fünf Meilen lange, breite Schräge führt hinauf - sie ist der einzige Zugang. Es ist eine uralte Stadt, mit Stein- und Lehmmauern, die gefüllt sind mit geronnener Geschichte, so scheint es. Viele der Bewohner sind einfache Hirten, die ihre Ziegen auf den kargen Bergrücken weiden lassen, aber die Stadt beherbergt auch die größte Bibliothek des Kontinents. Gleichgültig, hinter welchem Geheimnis man her sein mag - ob es um das verschollene Schwert des Kaisers Fulakar geht, oder um die Intrigen am Hof von Alt-Brandobia, ob um die Geheimnisse der Bruderschaft der gebrochenen Ketten, oder um die Monster der weiten Wüste von Elos - in dieser Bibliothek wird man wenn nicht die Antwort, dann doch zumindest Hinweise finden."
   Und so vergeht der Abend, formt sich langsam zur Nacht. Irgendwann verabschieden sich alle am Tisch - die vier Recken dürfen sich in den beiden noch freien Gästezimmern des Hauses einquartieren, jeweils zu zweit, und verbringen eine ruhige Nacht. Frühmorgens am nächsten Tag treffen sich dann alle wieder vor dem Herrenhaus. Der junge Mann, der schon am Vorabend die Pferde im Stall bewacht hatte, hat sich nun auch morgens um die Tiere gekümmert.
   Als die Recken ihre Pferde satteln kommt Jaresh ebenfalls zum Stall. Hinter ihm ist eine der Hausmädchen unterwegs - sie übergibt jedem der Männer ein geschnürtes, wohlriechendes Bündel. "Es ist kein Dörrfleisch und kein Trockenbrot, daher wird es nicht lange halten", erklärt Jahresh. "Allerdings habe ich gesehen, mit wie viel Appetit ihr gestern zugegriffen habt, daher haben wir für euch jeweils noch eine Portion eingepackt. Esst es heute Abend, wenn ihr euer Lager aufschlagt - dann sollte es noch frisch sein."
   Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: "Und bitte vergesst nicht - von heute an in sieben Tagen wird der Richter von Dorwida wieder zurück sein. Wir müssen bis dahin Klarheit haben, was die Kargi angeht - falls sie nicht schuldig sind, müssen wir dem Richter zumindest begründete Zweifel darlegen können, wenn nicht Beweise." 
   Während der alte Mann spricht, erkennen die Männer, dass auch Siola, seine Nichte, sowie einige der Arbeiter, die gestern auf dem Feld waren, hinzukommen - offensichtlich, um sich zu verabschieden.
« Letzte Änderung: 22.11.2014, 11:51:34 von Khenubaal »

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #96 am: 23.11.2014, 18:52:35 »
Über den Abend verhielt sich der Schamane ruhig. Stellte keine Fragen und antwortete nur kurz und knapp. So beispielsweise hatte er erklärt, dass der Feldarbeiter die nächsten Tage das Bett hüten müsse und dann noch fast einen ganzen Mond sich nicht überansträngen dürfe. So hörte er fast den ganzen Abend nur den Geschichten zu, aß und gab seinem Tierischen Freund reichlich an Fleisch. Wahrscheinlich für Tarqetik erstaunlich, wusste er dabei sogar mit Messer und Gabel umzugehen. Nutzte jedoch auch das Messer zum aufspießen.
Als es dann um die Verteilung der Ruhestätten ging, landeten die beiden in einem Zimmer. Tarqetik hatte jedoch die freie Auswahl welches der Betten er nehmen wollte. Denn Sanjan bereitete sein Nachtlager der entgegen gesetzten Ecke. Seine Felle und Decken vom Pferd dienten ihm als Unterlage. Während Grimnir es sich schon auf dem Nachtlager gemütlich gemacht hatte, schien Sanjan noch lange nicht bereit dafür zu sein. Schließlich hatte er immer noch seine Rüstung an und räumte ständig etwas hin und her. Ab und an warf er einen fast schon scheuen Blick zu Tarqetik. Irgendwann verließ dieser das Zimmer für kurze Zeit. Vielleicht um auf den Abort zu gehen. Als er wieder kam lag Sanjan in seinem Nachtlager und die Rüstung am Fußende. Eine Hand lag auf dem Kopf von Grimnir, der auf Sanjans Bauch ruhte. Tarqetik, wenn er darauf achtete, konnte sehen, dass auch auf dem rechten Oberarm und der rechten Brust seines neuen Begleiters ähnliche Zeichnungen wie auf dessen Gesicht vorhanden waren. Ob sie dort weiter geführt wurden, oder es neue waren konnte er jedoch nicht genau sehen. Denn Sanjan hatte seinen Kopf tief in den Fellen vergraben. Am nächsten Morgen war Sanjan schon vor Tarqetiks erwachen aufgebrochen. Der Grund für dieses Verhalten war, dass Sanjan sich unwohl gefühlt hatte. Er wollte vor Tarqetik und wohl auch nicht vor den beiden Anderen seine Kopfbedeckung lüften. Ihnen gleich zu offenbaren, dass er kein Mensch ist, das wollte er nicht.

Bei den Pferden. Sanjan ist gerade dabei seinem Pferd die letzte Decke über zu werfen, als Jahresh zu ihnen kommt. Dankend, nimmt er sein wohl riechendes Geschenk an und versichert erneut, dass er gut auf den Schwurdolch achten wird. Siola lächelt er munter an. Es ist eine gefährliche Mission aber er denk nicht daran auf ihr zu sterben. Zuversichtlich blickt er zu den drei anderen. Kurz wiederholt er die Anweisungen für Pishus Medizin und ist dann aber auch schon bereit für die Abreise.
« Letzte Änderung: 23.11.2014, 18:52:47 von Sanjan »

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #97 am: 24.11.2014, 14:00:18 »
Nach dem opulenten Mahl, der Käse hatte den Magen gut geschlossen, war Tarqetik auf das ihm zugewiesene Zimmer gegangen. Rüstung und Waffen wurde neben dem Bett drapiert, das Untergewand über einen Stuhl gelegt. Um sich für den Schlaf vorzubereiten, entleerte Tarqetik noch rasch seine Blase bevor er sich in eines der weichen Betten legte, sich streckte und die Knochen noch etwas knacken ließ. Als er sich zur Kerze hinüber beugte, um diese auszupusten, sah er das wonnige Bild wie Sanjan und sein Wolf eng umschlungen auf dem Boden schliefen. Zwischen den Fellen und Decken war es schwer zu erkennen, wo der Mensch begann und wo das Tier aufhörte. “In freiem Felde wird den beiden zumindest nicht kalt.“

Auf das Pusten und erlöschen der kleinen Kerzenflamme folgten nur noch ein paar knarrende Geräusche aus Tarqetiks Bett, bis dieser seinen Körper richtig drapiert hatte. In der Nacht unterliegt Tarqetiks Körper den natürlichen Vorgängen. Mit den Händen auf dem leicht geblähten Bauch schläft er bis zum Morgen. Als die Gutsarbeiter beim ersten Morgenlicht zu arbeiten beginnen, schreckt auch Tarqetik aus dem Schlaf hoch. Als er sieht, dass Sanjans Bettstatt von dem Druiden und dem Wolf bereits verlassen wurde, gürtet er sich rasch und öffnet ein Fenster, um zu sehen ob der Rest der Truppe vielleicht schon ungeduldig auf ihn wartete. Als er aber den Hof noch bar seiner neuen Kameraden sieht, vollzieht Tarqetik zuerst eine gründliche Morgenwäsche mit dem restlichen bereit gestellten Wasser. So erfrischt und ausgeruht betritt er den Hof und trägt seinen Sattel zu seinem Pferd, hier traf er denn auf den Frühaufsteher Sanjan und grüße diesen mit einem kurzen Händewinken. Das Kehrpacket des Gutsherrn nimmt Tarqetik dankend an und verstaut es in einer Satteltasche.
Das Leder des Sattels quietscht etwas als sich der Kämpfe in den Sattel hinaufzieht. Mit den Fersen lenkt Tarqetik sein Ross zum Tor und Richtung Ausgang. Auf dem Weg erwidert er die Abschiedsgrüße des Hausherrn und seiner Anverwandten: „Diese sieben Tage werden wir gut zu nutzen wissen;  seit nicht so pessimistisch guter Jaresh, blickt frohgemut nach vorne und kümmert Euch gut um eure Familie.“ Tarqetik klopft seinem Pferd wohltuend auf den Hals und fügt noch hinzu: „Wenn wir versagen, sehen wir uns vielleicht rascher auf der anderen Seite wieder als Euch lieb ist.“ Dann trappt sein Pferd gemütlich Richtung Gatter davon.

Manik

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Dorwida
« Antwort #98 am: 25.11.2014, 21:45:54 »
Nach einen Abend voller spannender Geschichten Jareshs ist Manik müde in sein Zimmer geschlurft, welches er sich mit Ragnar teilt. Stumm macht er sich für die Nachtruhe bereit, entledigt sich seiner Kleidung, welche er so ordentlich wie möglich über einen Stuhl legt.
Der Bogen findet seinen Platz auf dem Boden neben dem Bett.
Müde fällt er ins Bett murmelt ein leides "Gute Nacht" Richtung Ragnar und schließt die Augen, doch obwohl er sehr müde ist, fällt ihm das Einschlafen schwer. Gedanken über seine Familie und Gedanken über die Mission wechseln sich ab und lassen ihn sich unruhig mehrmals hin- und herdrehen, doch keine Schlafposition scheint in dem Moment geeignet. Nach einer Weile hört er das leise, gleichmäßige Atmen seines Gefährten, welches im verrät, dass er bereits schläft. Manik beschließt, sich auf dieses gleichmäßige Geräusch zu konzentrieren und es hilft ihm tatsächlich beim einschlafen.
Am nächsten Morgen ist es bereits hell als er die Augen wieder aufschlägt, besonders gut hat er nicht geschlafen. Ragnar liegt noch in seinem Bett und schläft und so wäscht der Waldläufer sich grob und zieht sich dann leise an. Zum Schluss folgt die Ausrüstung und sein Bogen, bevor er sich nach unten begibt.

Nach einem erfrischenden Spaziergang an der frischen Luft über das Anwesen kehrt er zu den Ställen zurück und findet die Gruppe schon versammelt vor. Gähnend nimmt er sein Pferd entgegen, bedankt sich kurz für die Rationen, die er in der Pferdetasche verstaut, nickt einmal in die Runde zum Abschied und trottet Tarqetik hinterher Richtung Gatter.
« Letzte Änderung: 25.11.2014, 21:47:01 von Manik »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #99 am: 26.11.2014, 13:34:12 »
   Und so bricht die kleine Gruppe vom Anwesen der Dorguln auf Richtung Westen. Das bedeutet zunächst wieder einen Ritt zum Dorfkern von Dorwida und durch diesen hindurch, über die kleine, jedoch solide Steinbrücke über den Konandor und dann weiter auf der Straße nach Daresido.
   Es ist genauso wie Jaresh es beschrieben hatte - satte, grüne Hügel ziehen sich über das Land. Auf der westlichen Seite gibt es jedoch deutlich weniger Güter und Felder, als auf der östlichen. Einmal ist sicherlich der Vertrag von Dorwida dafür verantwortlich, denn ein Dutzend Meilen hinter dem Konandor beginnt die Neutrale Zone, in der beide Seiten keine Güter mehr gründen dürfen. Aber auch näher am Dorfkern - dort, wo der Vertrag Güter erlauben würde, haben sich nur die wenigsten Bauern niederzulassen getraut.
   Es ist eine malerische Landschaft. Das Wetter ist wie am Vortag gut - die Sonnenstrahlen scheinen hinab vom blauen Himmel und tauchen das saftige Grün in smaragdfarbenes Licht. Zwei reisende Gaukler aus Cosdol und ein Wagen mit Begleitung aus P'Bapar kommen ihnen entgegen - doch für beide wird Dorwida nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Osten sein. Der staubige, jedoch breite und gut erkennbare Weg führt die Gruppe weiter langsam Richtung Südwesten.
   Wie von Jaresh empfohlen, verlässt die Gruppe an der Abzweigung nach P'Bapar die Straße und reitet weiter durch das Grün der Neutralen Zone Richtung des gekennzeichneten Übergangs über den Avendor. Kleinere Moore und Baumgruppen spicken den Weg - erstere sind ein Hinweis darauf, dass die Gruppe sich langsam dem DuKemp-Moor nähert; ebenso auch der schwerer werdende Boden. Doch der Weg bietet immer noch angenehme Ruhe und keine Überraschungen. Einmal bemerkt Manik in der Ferne im Norden zwei Reiter, allerdings verschwinden diese hinter einer Hügelkuppe, bevor die Männer sich bezüglich einer Kontaktaufnahme beraten können. Ansonsten wirkt die Landschaft friedlich und verlassen.
   Als die Gruppe zwei Drittel des Weges zwischen der Straßenabzweigung und dem Flussübergang hinter sich gebracht hat, neigt sich die Sonne am Horizont Richtung selbigem und die Abenddämmerung bricht herein. So suchen sich die Männer einen Platz zum Ausruhen und schlagen ihr Lager nahe einer größeren Baumgruppe auf, die Schutz vor dem aufkommenden Wind bietet.
   Tarqetik, der die erste Wache übernimmt, erkennt in weiter Ferne im Norden ein Lagerfeuer in der Nacht brennen, doch welche Reiseprugge dort auch unterwegs sein mag, auch diese legt sich alsbald schlafen, so dass das Feuer erlischt und der Dunkelheit der Nacht weicht.
   Am nächsten Morgen, nach einem kurzen Frühstück, satteln die Männer wieder auf setzten ihren Weg fort. Die Pferde und auch Grimnir sind dankbar für die Nachtruhe und pflügen nun mit neuer Kraft Richtung Avendor. Die Sonne steht noch tief und der Mittag ist noch längst nicht erreicht, als die Kempen das Plätschern des Avendor vor sich vernehmen. Bald kommt der schnelle, gut 20 Fuß Breite Strom ins Blickfeld. Das klare, hellblaue Wasser fließt in leichten Wellen gen Süden.
   Ein kurzer Blick eröffnet Sanjan und Manik, dass der Übergang eine halbe Meile weiter südlich zu finden ist, wo der Fluß seichter und gut zehn Fuß breiter wird. Es ist ein kurzer Ritt für die Pferde und schon bald sind die vier Kempen am selbigen und stehen vor dem Wasser, welches die Neutrale Zone von dem Gebiet der Ukhtark trennt. Hinter dem Avendor beginnt das Land, das rechtmäßig den Kargi zugesprochen wurde.
   Auf dem anderen Ufer setzen sich die scheinbar endlosen Hügel weiter fort, gespickt mit weiteren Baumgruppen - in Ufernähe und weiter entfernt. Dort, einige Meilen weiter, liegt das Ziel der Reise: Kezhdal.

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #100 am: 27.11.2014, 11:48:35 »
Der Schamane lässt den Blick über den Fluss schweifen. Sie sind schon weit gekommen. Sehr weit und das ohne entdeckt zu werden. Irgendwie zweifelt er jedoch daran, dass das stimmte. Spätestens auf der anderen Seite, würden sie sicher auf die ersten Späher treffen. Nach einigen Augenblicken, sieht Sanjan zu seinen Begleitern. „Dort drüben werden wir auf sie treffen. Vergesst nicht warum wir zu ihnen reisen. Sie sind keine Feinde.“ Das Wort keine betont er dabei sehr stark. Denn sie sollen die Wahrheit herausfinden und nicht wie ein Mob dummer Kinder den erst besten anklagen. „Wer von uns will sprechen? Das sollte geklärt sein, denn sonst wären wir für sie nur ein chaotischer Haufen. Sie würden uns nicht als Ehrenhaft erachten nach Inkaos ei ole au[1] und unsere Worte kaum annehmen. Also, wer will sprechen?“ Sein blickt wandert erwartungsvoll von einem zum anderen.
 1. Dejy für: Im Chaos liegt keine Ehre.
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 07:47:15 von Khenubaal »

Manik

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Dorwida
« Antwort #101 am: 27.11.2014, 19:05:31 »
Als sie den Fluss erreichen hält Manik hinter den anderen und lässt seinen Blick ebenfalls über den Fluss schweifen.
Nach kurzem Nachdenken, konzentriert er sich auf die andere Seite des Flusses, den Bereich nach dem Übergang und dort insbesondere auf Stellen, von denen man den Übergang gut beobachten kann.[1]
Er hielt es für unwahrscheinlich, dass eine Furt über einen Fluss der zudem Kargi von neutralem Territorium abgrenzte nicht im Auge behalten wurde.
Bei seinem Vorhaben wurde der Waldläufer dann von Sanjan in seiner Konzentration unterbrochen. Feinde oder nicht, er würde stets wachsam bleiben, beschloss er.
Als Sanjan seine Frage gestellt hat, dachte Manik kurz nach, er weiß nicht genug über die Kargi, um zu wissen ob das Gesprochene der Wahrheit entspricht, doch warum ein Risiko eingehen, er ist der Meinung, dass nur eine Person in Frage kommt: "Wie wäre es mit euch?", antwortet er also, "Ihr scheint wortgewandt und wenn ich das richtig interpretiere den Kargi von uns Vieren am wohlsten gesonnen."
 1. Wahrnehmung 22
« Letzte Änderung: 28.11.2014, 15:33:09 von Manik »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #102 am: 28.11.2014, 16:18:08 »
   Der Waldläufer schärft seine Sinne und konzentriert sich auf die Baumgrenze am gegenüberliegenden Ufer. Nur wenige Fuß nach den ersten Bäumen wird der Wald dicht und schattig, und so ist nichts in der Tiefe des Wäldchens zu erkennen: Unmittelbar am Ufer kann Manik keine Bewegung ausmachen - wenn sich derzeit jemand dort aufhält, so hat er sich exzellent getarnt.
   Was der Waldläufer jedoch erkennen kann, sind viele Hufabdrücke entlang des Ufers, aber auch quer in das Wäldchen hinein. Die Kargi - oder jemand anders - scheint diesen Bereich regelmäßig zu patroullieren.

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #103 am: 29.11.2014, 17:12:30 »
Tarqetik stemmt sich in seinem Sattel auf und schirmt sich mit einer Hand gegen die Sonne ab und blickt sich unsicher über die Schultern, die Hügel, das hohe Gras, einzelne Büsche. Die Kargi – und jeder andere, der irgendwann in den letzten Stunden über den Fluss in ihre Richtung gespäht hat – müsste das muntere Quartett sicher schon längst ausgemacht haben.
Seit dem Lagerfeuer am Beginn der Nacht, war ihm nichts aufgefallen, allerdings wächst das Gras hier so üppig, dass sie locker an dem einen oder anderen Späher vorbeigeritten sein könnten, ohne ihn zu erkennen. Der Fluss stört den Gesamtanblick den Tarqetik sich gemacht hatte, noch nie war ihm eine Grenze untergekommen, schon gar nicht eine so grüne Grenze, an der sich die Nachbarn nicht über die Grenzen gewagt hätten, um sich dort Kundschafter zu halten.

Als sich Sanjan der Zusicherung seiner Kameraden geholt hat, dass sie auf einer Friedensmission sind, erwähnt Tarqetik nur salopp: „Mit den Fluss auf der einen Seite, dem offenen Gelände und dem undurchsichtigen Wildwuchs auf der anderen, würden wir vermutlich erst dann merken, ob ihnen unser Auftreten irgendwie unwillkommen ist, wenn es schon vorbei ist.“ Zu Manik gewandt: „Du hast einen guten Blick, wo kommen wir über ohne abzusaufen? Mit etwas guter Haltung und wenig vorbehaltlichem Zögern, werden wir schon mal nicht als die gewöhnlichen biederen Bauern erscheinen. Zudem kann ich nicht glauben, dass die Kargi, auch wenn sie rückständig oder brachial sind, dass sie sich vor vier Reitern fürchten. Eher würde ich erwarten, dass sie vorausblicken und wissen wollen was wir wohl hier treiben. Unterschätzt nie die Neugierde liebe Kameraden.“

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #104 am: 02.12.2014, 01:00:35 »
Kurz legt Sanjan den Kopf schief, als der vielbewaffnete Tarqetik von Neugierde sprach. Denn diese würde die Kargi nur im  glücklichsten Fall antreiben. Vielleicht hatte Tarqetik aber Recht. Sanjan ging wohl das Ganze recht frei von Vorurteilen an. Darum sagte er erst einmal nichts. Stattdessen blickt er zu Manik, welcher ein gutes Gespühr für die Natur zu haben schient. Knapp nickt er dem Mann zu und steigt von seinem kleinen Pferd. Nun war es wohl an der Zeit sich über den Fluss zu wagen. Die Furt vor ihnen schein auch recht gut dafür geeignet zu sein.

Vorsichtig führt Sanjan sein Pferd an das Wasser heran. Seine Zügel, sind nur ein besseres Seil und das Pferd, so es nicht wollte, könnte sich wohl jeder Zeit losreißen. Doch der Schamane wirkt gelassen. Er lässt sein Pferd sich an das Wasser gewöhnen und führt es die ersten Schritte ganz langsam hinein. Grimnir traute sich hingegen sehr rasch in das Wasser. Hier unterschied sich der Wolf nicht von einem Hund. Er planschte nur nicht so herum sondern Schien zu ahnen, wohin sein Gefährte wollte. Bis zur anderen Seite war es ein gutes Stück, doch Sanjan beeilte sich nicht sehr. Er ging nur langsam voran, auf das seine Weggefährten ihm folgen konnten.

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