Als Tarqetik Khenu das Aussehen des Kargi beschreibt, legt dieser zunächst seine Stirn in Falten. Offensichtlich missfällt ihm die Art und Weise, wie der Brandobianer mit ihm spricht, allerdings ist ihm wohl die Information so wichtig, dass er über den Stil hinweg sieht.
Nicht so seine beiden Begleiter: Mago verzieht den Mund, als er Tarqetik sprechen und gestikulieren sieht, sagt aber nichts. Hasdru dagegen beugt sich in Richtung Manik und Ragnar und fragt: "Er kann auch schlecht sprechen eure Sprache?"
Doch dann ist Tarqetik mit seiner Erklärung fertig und Khenu legt den Kopf in den Nacken und lässt seinen schmerzverzerrten Schrei in den Himmel steigen.
"Ito ang aking echpair!", ruft er. Als er hinunterschaut, öffnen gerade zwei der Wächter am Tor die Torflügel. Sobald sich ein Spalt aufgetan hat, der breit genug für einen Reiter ist, treibt Khenu sein Pferd an, reitet im Galopp hinein und lässt die Grppe hinter sich zurück.
"Khenu!", ruft Mago noch hinterher, doch dieser achtet nicht darauf. Der Serogul schüttelt den Kopf. "Deine Beschreibung passt auf seinen jüngeren Bruder", sagt er zu Tarqetik gewandt. "Sicher will er seinen Vater benachrichtigen." Dan wendet Mago sich wieder nach vorne. "Und wir benachrichtigen jetzt meinen. Auf zum Gul!" Mit diesen Worten trabt er durch das nun ganz geöffnete Tor in die Siedlung. Und mit ihm auch Hasdru und die vier Recken.
Sanjan treibt sein Pferd ebenfalls an und lässt sich die Eindrücke durch den Kopf gehen. So sehr er sich auch bemüht, kann er in Magos Worten keine Falschheit erkennen. Der Kargi ist vorsichtig, ja, und immer noch misstrauisch - allerdings scheint er das Wenige, was er gesagt hat, ehrlich gemeint zu haben.
[1] Den Augen der Menschen und des Halbelfen öffnet sich das geschäftige Treiben eines Kargi-Dorfes. Eine Kakophonie von Schmiedehämmern dringt sofort an das Ohr, derbe Gerüche - Gerbereien, aber auch über offenen Feuern gebratenes Fleisch und köchelnde Eintöpfe - steigen ihnen in die Nase. Es gibt keine echten Straßen hier - hinter der Palisade ist ein gewaltiges Rund auf fester Erde. Holzhüten, oftmals mit steinernem Fundament oder einzelnen steinernen Wänden, stehen in geraden oder auch halbkreisförmigen Reihen, wie die Schichten einer Zwiebel. Der Zwischenraum zwischen diesen Reihen wird instiktiv als Gassengeflächt genutzt.
Die meisten Hütten stehen einzeln, nicht Wand an Wand, wie in Dorwida. Und fast alle haben nur ein einziges Stockwerk. Alles ist hier ein wenig einfacher und ärmer, als in den Dörfern der Menschen - gekocht wird meist außerhalb. Eine Herde Schafe wird gerade zwischen den Hütten getrieben und an der entgegengesetzten Palisadenwand erkennt man die Einzäunung eines Pferdegestüts samt einem knappen Dutzend der Tiere darin.
Kleine Gruppen sitzen an den offenen Feuerstellen zwischen den Hütten. Viele schauen auf, als die Reiter vorbeikommen. Die meisten grüßen Mago und schauen dann verwundert und vorsichtig auf seine Begleiter. Einige werfen aber auch offen feindselige Blicke. Die meisten Männer tragen zumindest lange Messer an den Lendenschürzen. Viele haben ein Schwert gegürtet. Und bei einigen geht auch die Hand zum Griff der Klinge, als sie die fremden Ankömmlinge erkennen. Doch keiner wagt es, sich dem Serogul des Stammes in den Weg zu stellen.
Ungefähr mittig im Dorf steht das einzige zweistöckige Gebäude - ein weites Haus, das Erdgeschoss aus Stein, das Obergeschoss aus massiven Baumstämmen gebaut, mit einer rundumlaufenden, erhöhten Terrasse, die von einem fackelgekrönten Geländer flankiert wird. Offensichtlich ist das das soziale Zentrum von Kezhdal und Mago nimmt auch darauf Kurs.
"Das ist das
Muog", sagt er. "Im Erdgeschoss ist die große Versammlungshalle. Der Gul wird dort sein."
Als die Gruppe auf das Gebäude zureitet, kommen hinter ihr immer mehr Schaulustige - Männer, aber auch Frauen und Kinder - zusammen, die ihr folgen. Bei Eintreffen am
Muog hat sich bereits eine stattliche Menge gebildet, die jedoch gebührenden Abstand hält. Dann reißt plötzlich ein heranwachsender Kargi - ein Junge; die Männer schätzen ihn auf ungefähr vierzehn Jahre - aus der Gruppe aus. Er läuft auf die Neuankömmlinge zu und wirft einen verkohlten Holzscheit Richtung Manik. Dieser trifft das Reittier an der Seite, lässt es sich erschrecken und aufbäumen, so dass der Fhokki Probleme hat, sich oben zu halten.
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