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Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75310 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #150 am: 09.01.2015, 20:11:28 »
Als die Spannung zum Greifen ist und die Blicke von Manik und den Kargi auf dem Dorfplatz fast schon wie Seile über den freien Platz gespannt sind, ist Tarqetik nicht weniger erpicht darauf, zu sehen wie es nun weiter geht. Er sieht sich die Menge an und versucht zu erkennen, ob es unter den Gegenständen, die die Bewohner des Dorfes bei sich haben, etwas Handfesteres ist, als Feuerholz und Fäuste und versucht sein Pferd, dass durch das aufgeschreckte Verhalten von Maniks Pferd nun auch etwas unruhiger auf der Stelle trabt, mit einigen gutgemeinten Klopfern auf den Hals ruhig zu halten.

Obwohl sein Gemüt von der Aktion der Grenzreiter, einen Fliehenden in den Rücken zu schießen immer noch angespannt ist, versucht er von sich aus nicht direkt aggressiv zu wirken.
Er hängt sein linkes Knie um den Sattelknauf, um etwas bequemer sitzen zu könnten und greift seelenruhig in seine Satteltasche und holt zwei reife Äpfel mit leichten Druckstellen hervor, poliert diese etwas an seinem Ärmel, was die Äpfel aber nicht wesentlich sauberer glänzen lässt und beißt herzhaft ein Stück aus einem  ab und genießt die Vorstellung des verärgerten Manik und des diplomatischen Sanjan und spricht mit vollem Mund zu Hasdru: "Essen mit Varietee. Dafür bezahlen einige Menschen viel Geld, um so etwas zu sehen." Er reicht den anderen Apfel Hasdru und fragt weiter: "Was ärgert die Leute hier?"

Als Sanjan geendet hat, weiter den Blick auf Szenerie vor sich gerichtet denkt sich Tarqetik: "Sollte der Gul oder sein Sohn diese Meute unter Kontrolle bekommen, ist entweder die Hierarchie und der Respekt so hoch in den Köpfen und im Leben der Bewohner verwurzelt, dass sie aus diesen Gründen auf das Wissen und die Fähigkeiten ihres Anführers vertrauen, oder sie haben einfach mehr Verstand als der Mob in Dorwina, die sich sofort für eine Hinrichtung ausgesprochen haben. Aber ein kleiner Schaukampf zur Ermunterung der Zuseher und der Befriedigung des Wunsches nach Kampf könnte auch seine kleinen Vorteile haben," er trommelt mit der freien Hand einige Mahle auf seinen Beutel, "könnte aber auch schlecht ausgehen. Wenn schon ein Junge genug Mut aufbringt um gegen...." hier brechen seine Gedanken ab, und Tarqetik fragt sich, woher die Kargi hier wissen wollen, ob sie als Gäste, Gefangene oder Aggressoren in das Dorf gekommen sind.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #151 am: 10.01.2015, 12:55:45 »
Mit auch für ihn selbst überraschend geschickten Bewegungen verbindet Basilio die Wunde des Kargi. Und tatsächlich scheint die Blutung nach einigen Minuten wenn auch nicht gestillt, so doch deutlich eingedämmt zu sein.
   Es ist Schwerstarbeit gewesen, den Verletzten aufsitzen zu lassen und an den Baum zu schleppen, doch in der neuen Position und dank des Verbandes scheint ein Teil seiner Kraft zu ihm zurückzukehren. So sehr, dass er sogar nach einer ledernen Feldflasche an seiner Hüfte greift und mit zwei eiligen Schlücken etwas in die trockene Kehle befördert. Der Atem ist auch weiterhin flach und angestrengt, aber ein wenig Leben scheint kurzzeitig in den Mann zurückzukehren.
   Dennoch ist Basilio nicht so naiv zu glauben, dass der einfache Verband für den Mann die Rettung bedeuten wird. Er muss wohl von einem kundigen Arzt oder Schamanen versorgt werden, ansonsten ist die Gefahr groß, dass er seinen Wunden erliegt.
   Als er den Kargi fragt, ob dieser den Weg bis nach Kezhdal schaffen würde, nickt dieser. "Kailangang ko", sagt er. "Ito ay napakahalaga."[1]
   Mit diesen Worten kämpft sich der Kargi langsam und geqäult, mit dem Rücken am Baum, auf die Beine. Erst jetzt bemerkt Basilio, dass - ähnlich seinem Rücken - auch die Brust des Verletzten in drei Reihen mit Dutzenden kleiner Schnitte überseht ist. Schnitte, die wohl mit einem Messer gesetzt worden sind in ebendiesem Muster - nicht tief, aber sicher schmerzvoll.
   Es handelt sich bei dem Mann wohl um einen Kundschafter, der um das Dorf herum patroillieren sollte; zumindest lässt seine Ausrüstung - Kurzschwert und Messer, eine Feldflasche und ein kleiner Beutel, sicherlich mit ein wenig Proviant für den Tag, darauf schließen.
   Letztendlich hat er sich wohl genug vorbereitet und versucht, sich aufzurichten. Doch schnell muss er nach Basilios Schulter greifen und sich darauf abstützen, um nicht zu fallen. Der Koraker wird ihn wohl auf dem Weg nach Kezhdal stützen müssen. Der Verletzte deutet nach Südosten Richtung Dorf. "Kailangan naming pumunta"[2], sagt er.
 1. Übersetzung: Ich muss. Es ist sehr wichtig.
 2. Übersetzung: Wir müssen dahin.
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 14:52:49 von Khenubaal »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #152 am: 10.01.2015, 12:56:20 »
   Zunächst bauen Tarqetiks aufgeblasene Worte weitere Spannung auf - Mago ist anzusehen, dass er sich den Brandobianer gemerkt hat und ihn wohl am Ende des Rittes zu Rede stellen will. Dieser allerdings bemerkt die Blicke des Serogul nicht. Seine Aufmerksamkeit ist auf die Umgebung gerichtet und so registriert er, dass auch innerhalb der Palisade kleine Trupps von zwei oder fünf Mann regelmäßig an der Mauer und über die Hauptwege patroullieren. Mehrere Wehrtürme aus Holz sind an der Palisade in regelmäßigen Abständen aufgebaut. Treppen führen hinauf und Plattformen für Bogenschützen stehen zur Verfügung. Das Tor selbst ist recht einfach gehalten, mit zwei flankierenden Türmen und einem Wehrgang über den Torflügeln, der beide verbindet. Die Torflügel sind mit Eisenstreifen verstärkt und hängen anebensolchen Ringen. Es ist ein Dorf - aber auch ein Wehrposten. Das muss wohl der Ausdruck der kargischen kriegerischen Tradition und Kultur sein, der das gesellige Leben einer Siedlung mit der Wehrhaftigkeit und Disziplin eines Heerlagers auf so natürliche Weise vermengt.
   All diese Beobachtungen und Gedanken und auch Magos Groll treten allerdings in den Hintergrund, als der Holzscheit des heranwachsenden Kargi Maniks Pferd trifft und den Fhokki fast zur Fall bringt. Auch Ragnars Pferd bekommt einen Schreck und bäumt sich auf, doch der Nordmann kann sich darauf halten. "Dieser verdammte Bastard!", entfährt es ihm und seine Rechte schließt sich reflexartig um den Griff des Breitschwerts. Doch dann bemerkt er, dass auch Hasdru sichtlich überrascht um die Kontrolle über seinen Rappen ringt und dieses Bild beruhigt Ragnar so weit, dass er die Klinge in der Scheide lässt.
   Derweil übernimmt Manik Tarqetiks Speer sowie Wort und aus der Menge ist als Antwort Gemurre und auch der ein oder andere wütende Schrei zu hören. Viele der anwesenden Männer tragen Klingen an ihren Seiten. Jugendliche und Frauen sind oft mit groben Messern ausgestattet. Das ist nicht ungewöhnlich für eine ländliche Gemeinschaft und wohl noch weniger verwunderlich bei Kargi; dennoch machen all diese Klingen in einem solchen Zusammenhang einen bedrohlichen Eindruck.
   Die Reaktionen der Menge sind wütend. Doch Sanjans Worte scheinen Wirkung zu zeigen und einen Teil der Menge zu beruhigen. Hier und da treten zwar einige ein paar Schritt hervor und schreien - es sind wohl Flüche und Verwünschungen. Meist sind es junge Männer, die sich so hervortun. Doch ebenso werden sie immer wieder von Frauen und erwachsenen Männern, die dem Druiden zuhören, in die Reihe zurückgezogen oder gleich zurückgehalten. In den Gesichtern ist Ablehnung, ebenso wie Wut, Neugier oder Angst zu lesen. Auch wenn die Worte Sanjans nicht für jeden verständlich sind, signalisieren seine Gesten und sein Tonfall, dass er keinen Kampf wünscht.
   Hasdru ist verwirrt und schaut hilfesuchend zu Mago hinüber. Ebenso die vier mit Speeren bewaffneten Wächter am Eingang zum Muog. Dann reicht ihm Tarqetik den Apfel hinüber und der Kargi nimmt ihn überrascht entgegen. Verdutzt schaut er den Krieger an, der eben noch satirische Einlagen auf Kosten seines Kameraden gemacht hatte. Doch die Geste des Brandobianers zeigt Wirkung - Hasdru entspannt sich ein wenig und der Mund verzieht sich kurz zu einem Lächeln. "Nichts", sagt er. "Menschen uns angegriffen." Mit dem Arm deutet er auf die Menge. "Sie denken, ihr seid Feind. Sind wütend"
   Die Spannung ist greifbar und das Gemurre vibriert, wie ein köchelnder Topf, der kurz vor dem überlaufen steht. Dann donnert plötzlich ein lauter Befehl über die Menge: "Wahim!" Es ist Magos befehlende Stimme, die Ruhe fordert. Und die Menge wird auf einen Schlag spürbar leiser, auch wenn sie nicht ganz verstummt und immer noch einzelne Ausrufe zu hören sind.
   Alles fokussiert sich nun auf den Serogul. Dieser gibt seinem Pferd leicht die Sporen und das Tier trottet langsam auf Manik zu. Das Gesicht des Kargi zeigt Wut. Sein Mund ist ein Strich, die Augen sind zusammengezogen und fokussieren den Fhokki. Es scheint, als hätte Manik mit seinen öffentlichen Anfeindungen das Spiel zu weit getrieben. Mago umrundet Sanjan und bringt seinen Rappen genau vor Manik zum stehen, so dass die mit dem Scheit versehene Speerspitze auf seine Brust deutet. Ohne seinen Blick vom Nordmann abzuwenden, umschließt er mit seiner Linken den Speer gleich unterhalb der Spitze. Es sieht so aus, als wolle er Manik die Waffe aus der Hand reißen - lobende Ausrufe sind in der Menge zu hören. Doch es kommt anders. Mit der Rechten greift der Serogul nach dem Holzscheit und reißt diesen vom Speer. Dann reitet er einige Schritte nach vorn zu der Menge. Er fokussiert den Jüngling, der den Scheit geworfen hatte und immer noch in der ersten Reihe steht, hebt seinen Arm und wirft den Scheit. Es ist ein harter, präziser Wurf. Das Holz wirbelt durch die Luft und trifft den jungen Kargi genau ins Gesicht; er fällt rücklings auf die Erde.
   Ein Raunen geht durch die Menge und rund um den Jungen treten alle zurück, als Mago auf diesen zureitet. An einigen Stellen stürmen einzelne Wütende hervor. Doch mittlerweile haben sich die vier Wächter am Tor gefangen und treiben die Emporkömmlinge mit entschiedenen Befehlen zurück. Gerade als der Serogul seinen Rappen neben dem Jungen zum stehen bringt, laufen eine Frau und ein Mann aus der Menge nach vorne. Die Frau wirft sich zwischen dem Jungen und Magos Pferd auf die Knie und senkt den Kopf. Der Mann packt den Jungen, dem Blut aus Schnitten auf dem Gesicht und der Nase läuft, unter den Achseln und schaut zum Serogul. "Kapatawaran, Panginoon", sagt er bittend.
   "Was sagt er?", fragt Ragner neben Hasdru und Tarqetik stehend.
   "Er bittet Vergebung. Das sein Sohn", antwortet der Kargi.
   Mago nickt, und der Vater zieht seinen versehrten Sohn zurück in die Menge und davon, während die Mutter ihnen folgt. Dann wendet sich Mago an die Menge, während Hasdru für die vier Fremden übersetzt. "Dalhin sa iyo kahihiyan sa Ukhtark. Ang mga lalaking ito magdala ng balita ng Gul Jaresh. Ang Gul ay magpasya kung ang kanilang mga salita ay totoo o hindi. Bago iyon, ang mga ito ay mga bisita at sa ilalim ng aming proteksyon. Tanungin ko na sila ituring bilang ganito!"[1]
   Die Menge verstummt. An einigen Stellen ist unzufriedenes Gemurre zu hören. Aber genauso nicken auch viele zustimmend.
   Der Serogul wendet sich wieder von der Menge ab und reitet an Manik vorbei zu Sanjan. "Danke für die besonnenen Worte, Sohn der Bahir", sagt er. Dann nickt er auch Manik, Tarqetik - dessen deeskalierende Gäste mit den Äpfeln er nun bemerkt - und Ragnar zu und steigt vom Pferd. "Lasst uns reingehen."
 1. Hasdrus Übersetzung: Ihr gebracht Schande über die Ukhtark. Diese Männer Nachricht von Gul Jaresh. Der Gul wird entscheiden, ob ihre Worte wahr, oder nicht. Bis dann sie sind Gast. Stehen unter unserem Schutz. Verlange, sie so zu behandeln.
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 14:53:23 von Khenubaal »

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #153 am: 10.01.2015, 14:56:32 »
Für einen Moment hält Sanjan die Luft an. Angespannt sitzt er im Sattel, als sich der Serogul Manik nähert. Doch dann löst sich die Anspannung. Der zukünftige Gul zeigt in seinen Augen wieder eine gute Eigensacht. Denn ein Anführer musste die Massen unter Kontrolle halten können. Als der Holzscheit den jungen Kargi strafend trifft, verspürt Sanjan weder Genugtuung noch Mitleid. In seinem Stamme wäre kaum anders umgegangen worden. Sie haben noch einmal alle ziemlichen Glück gehabt. Die Worte, die Hasdru übersetzt, sind ein genau  Ausdruck dafür. Vor dem Gul mussten sie alle vorsichtig sein und hier schloss sich Sanjan mit ein. Ein falsches Wort und kaum einen Augenblich später und ihre Köpfe würden die Spitzen von fünf Speeren zieren.

Langsam liesst sich der Schamane vom Pferd gleiten, als es hieß hinein zu gehen. Seine Kleider sind fast trocken, allein das innere der Fellrüstung war noch unangenehm nass. Neben dem Pferd, ging er in die Knie und fing an Grimnir ausgiebig zu kraulen. Der Wolf hat mehr als gut gekämpft und sich im Dorf auch von seiner besten Seite gezeigt. Das muss belohnt werden.
Kurze Zeit später ist Sanjan aber dann auch bereit mit dem Serogul und den Anderen in das Versammlungshaus zu treten. Seinen Speer hält er neben sich, mit der Spitze nach oben zeigend, in der Hand. Am Abend, so sie ihn erlebten, hat er mit seinen Begleitern einiges zu bereden aber jetzt würde er mit Belehrungen, egal wie gut sie gemeint sind, sie nur entehren.
« Letzte Änderung: 10.01.2015, 14:56:42 von Sanjan »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #154 am: 10.01.2015, 15:05:44 »
Wasser! Basilio möchte sich am liebsten mit der Hand vor den Kopf schlagen: auf die Idee hätte er auch kommen können! Dazu muss man nun wirklich kein ausgebildeter Heiler sein. Aber wahrscheinlich sollte einem zumindest das Wohl des anderen am Herzen liegen. Nicht, dass es Basilio in irgendeiner Weise schwerfallen täte, seine Abscheu zu verbergen: eher steht ihm die Neugier im Gesicht. Er hat noch nie eine Grünhaut aus solcher Nähe erlebt außer im Kampf, was einem nicht die Muße zur Betrachtung lässt, oder als Leichnam, was der Sache sowohl die Spannung als auch den praktischen Nutzen nimmt.

Den Mann dabei beobachtend, wie er sich in den Stand quält, verbirgt Basilio weder seine Bewunderung für diesen Kraft- und Willensakt noch seinen Schauder angesichts der mutwillig zugefügten Verletzungen, welche auch dessen Brust bedecken: es kann ihm bei seinem Plan nur nutzen, wenn der Kargi um beides weiß.

Beim ersten Schritt des Feindes springt Basilio auf und ist, als dieser taumelt, sofort zur Stelle, ihm die rechte Schulter zu bieten—auch wenn er selbst unter dem plötzlichem Gewicht erst einmal wankt. Während er einen besseren Griff um die Hüfte des Mannes sucht, denkt er über dessen Worte nach.

Wichtig? So, du hast also wichtige Neuigkeiten für deine Leute! Wären wir daheim, müsst ich dich mit allen Mitteln daran hindern, sie zu überbringen. Aber hier? Soll es mich stören, dass deine Nachricht womöglich den Menschen dieser Gegend schaden könnte? Hm. Das tut es sogar. Aber nicht genug, um mich von meinem Plan abzubringen. Ek'Gakel hilft uns schließlich auch nicht. Warum soll unser aller Freiheit immer nur mit korakischem Blut erkauft werden? Also auf, bringen wir dich nach Kezhdal!

Er nimmt sich noch die Zeit, den störenden Dolch von rechts nach links in den Gürtel zu stecken, wo sich auch der Rapier befindet, dann holt er tief Luft und sagt: "Gut, dann los."
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Manik

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Dorwida
« Antwort #155 am: 11.01.2015, 14:33:19 »
Wütend fokussiert Manik den Serogul mit Blicken und Speer und wartet auf eine Antwort, als sich plötzlich etwas unerwartet in sein Sichtfeld schiebt. Allein die Tatsache, dass ihm etwas anderes angeboten wird, auf das er sich konzentrieren muss, senkt seinen Wutpegel immerhin schonmal ein wenig. Er blickt zunächst auf das Pferd und dann auf den Reiter. Überrascht stellt er fest, dass es sich um Sanjan handelt.
"Was. soll. DAS? Aus dem Weg!", verlangt der Waldläufer scharf und blickt Sanjan mit finsterem Blicke an, doch seine normal laut gesprochene Aufforderung an Sanjan scheint dieser entweder nicht mitzubekommen, oder schlicht zu ignorieren, hat der Schamane doch selber grade angefangen sich in gehobener Lautstärke an die Menge zu wenden - ohne aus dem Weg zu traben. Erst jetzt fällt dem Fhooki auf, dass Sanjan einen bestimmten Kargi anspricht, einen Jungen in vorderster Reihe. Maniks Blick folgte Sanjans. Ist das der Scheitschmeißer?

Das muss er sein, bestimmt. Was sollte er tun? Er glaubt nicht, dass die restlichen Kargi es ihm verzeihen würden, wenn er dem Jungen nun eine verpaßt, soviel Verstand war immerhin schon wieder in ihn zurückgekehrt, oder erwarten sie sowas sogar? Dieser vermaledeite Kodex der Leute hier, noch wurde er daraus nicht schlau.
Ehe er sich weiter darüber Gedanken machen kann, spürt er den Blick des Schamanen nun auf sich selbst ruhen. Hat er etwas zu ihm gesagt? Wenn ja, hat er es nicht mitbekommen.

Dann donnert auch schon Magos Stimme über das Dorf. Schlagartig wird es ruhiger.
Als Mago mit steinerner Mine auf den Waldläufer zugetrabt kommt und dabei einfach Sanjan umkurvt, wird dem Fhooki etwas mulmig. Er, auf dem Boden stehend. Der Serogul der Ukhtark hoch zu Ross. Manik liegt es auf den Lippen, seine Frage bezüglich des Respekts nochmal zu wiederholen, doch angesichts der imposanten, hoch aufragenden Figur, die auf ihn zutrabt, unterlässt er es, er unterlässt ihn diesem Moment eigentlich so ziemlich alles. Innerlich zerreißt es ihn, die Frage was Mago nun tun wird. Der Fhooki kennt die Kargi zu wenig um das einschätzen zu können, in mehrere Richtungen scheint vieles möglich. Als der Kargi den Speer berührt, fühlt es sich an, als bleibt Manik kurz das Herz stehen, als verläuft die ganze Zeit plötzlich sehr viel langsamer. Wird er ihm die Waffe entreißen? Und dann? Gegen ihn wenden? Wegwerfen? Irgendwas anderes? Die Hand des Seroguls am Speer, dann nicht mehr, der Holzscheit auch nicht mehr.

Das kommt einer riesen Erleichterung gleich, doch als sich Mago von Manik abwendet, wiederholt dieser seine Frage doch noch einmal, der Tonfall ist jedoch schon deutlich ruhiger und lässt vermuten, dass die Wut des jungen Fhooki langsam zurückgeht: "He, ist es das, was ihr Respekt nennt?"
Doch noch ehe er die Frage komplett gestellt hat, segelt der Holzscheit auch schon durch die Luft.
Verblüfft senkt Manik den Speer und schaut sich den Treffer des Jungens und das darauffolgende Schauspiel genau an. Genugtuung überkommt den Waldläufer daraufhin, insbesondere als er die Eltern des Kindes betteln sieht. Sollten sie ruhig dafür bestraft werden, dass sie bei der Erziehung versagt haben, und wenn es nur die Tatsache ist, dass sie vor dem Serogul ihres Stammes um ihr Kind betteln müssen. Sogar ein kurzer Anflug von Freude huscht äußerlich über das Gesicht des Recken, immerhin ein bisschen Gerechtigkeit, das war schön.

Die Wut verflüchtigt sich größtenteils, doch dass Mago ihm die Antwort auf seine Frage verweigert, ärgert Manik trotzdem noch. Trotzdem scheint es wohl derzeit das Beste, der Aufforderung erst einmal Folge zu leisten und nach drinnen zu gehen. Starr geradeaus blickend, stampft Manik in Richtung des Versammlungshauses. Unterwegs reicht er Tarqetik seinen Speer an.

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #156 am: 12.01.2015, 09:18:18 »
Den Ausgang der kleinen Aufführung auf dem Platz ist für Tarqetik mehr oder minder zufriedenstellend. Etwas Geschrei, ein paar Wurfübungen, Drohgebärden auf beiden Seiten und eine Familientragödie mit biederem Anhang. Etwas kurz aber mit Inhalt.
Da er die Worte Magos an seine Leute nicht versteht aber vermutet, dass sie rhetorisch ausgefeilt sein muss, hört er auf die Erläuterungen die ihm Hasdru über die Gesinnung der Menge hier mitteilt. Da er selbst kaum den einen Kargi von einem anderen unterscheiden kann, überlegt er sich, dass es den Ukhart vielleicht auch so ergehen könnte. „Tja, soweit so gut, und wem es nicht gefallen hat, der bekommt sein Geld zurück“,  spricht er mehr zu sich selbst als zu Hasdru.
Als Mago seine Begleiter und ihn dazu anhält abzusteigen und in das Versammlungshaus, das Haus des Guls einzutreten, blickt sich Tarqetik noch kurz um, und versucht den aufgewühlten Khenu irgendwo auszumachen. Als er die wedelnde Spitze seines Speeres, den ihm Manik hinhält, neben seinem Gesicht ausmacht, ergreift er diesen und bugsiert den Schaft wieder seitlich unter den Sattel. Und nun heißt es aber erstmal Abgang, Kulisse rechts.

Den restlichen, nicht mehr genießbaren Teil des Apfels lässt Tarqetik achtlos aus der Hand fallen und drückt ihn tief in die weiche Erde, als er beim Absteigen von seinem Pferd darauf tritt. Er greift sich die Zügel und führt das Pferd zum erstbesten Pfahl neben dem Versammlungshaus, wo er dieses zuerst anbindet bevor er den anderen in das Haus folgen will. Als er sich von seinem Pferd Richtung Türe wendet, denkt er noch kurz daran seinen Waffengurt zurück zu lassen, sieht dann aber wie selbst Sanjan seinen Speer mit sich führt und entscheidet sich dagegen, waffenlos vor den Gul zu treten. Bevor er aber durch die Türe tritt, putz er sich noch rasch die Stiefelspitzen an der Hinterseite seiner Hose hab.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #157 am: 12.01.2015, 19:06:34 »
   Auch mit der Unterstützung von Basilio kann der verletzte Kargi nur langsam und schwerfällig gehen. Gestützt auf die Schulter des schmächtigen Korakers setzt er bedächtig und mit sichtlicher Anstrengung einen Fuß vor den anderen. Und so gestaltet sich der Weg von gut einer Meile als eine längere Reise, als erhofft.
   Schon bald beginnt auch Basilio schwer zu atmen, denn der Kargi wiegt wohl gut das Anderthalbfache seines eigenen Gewichts und überragt ihn um einen halben Fuß. Und auch die durchdringende Melange aus dem Schweiß des Kämpfers, sowie den Gerüchen des Waldbodens, die sich an ihn geheftet haben, animieren zur Mundatmung.
   So schleppen sich die beiden zwischen den Bäumen und über den dichtbewachsenen Boden des Elnina-Waldes. Es dauert fast zwei Stunden, doch nach und nach beginnt sich das Grün zu lichten - die Korridore zwischen den Bäumen werden immer breiter und geben den Blick frei auf die gut sieben Fuß hohe Palisade aus angespitzten Baumstämmen, die den grob runden Wall um Kezhdal bildet. Die Siedlung ist gleich am Rand des Waldes errichtet - hinter ihr, im Osten erstrecken sich weite, sanfte Hügel. Und im Süden - so weiß Basilio - beginnen die sumpfigen Ausläufer des DuKemp-Moores.
   Hinter dem Wall kann der Koraker in einem Abstand von ungefähr zweihundert Fuß voneinander zwei hölzerne Türme entdecken. Diese ragen ungefähr zehn Fuß in die Höhe und bieten auf Höhe der Palisade eine Plattform für Bogenschützen. Beide Türme sind bemannt - er erkennt jeweils eine Gestalt auf jedem.
   Mittig zwischen diesen Abwehranlagen erspäht Basilio auch ein Tor, das die Palisade unterbricht. Zwei rechteckige Torflügel sind dort angebracht und derzeit geschlossen. Das Haupttor - so vermutet der Koraker - muss auf der anderen Seite liegen und wohl größer und stärker befestigt sein. Aber auch vor diesem Tor sieht er zwei Gestalten stehen. Sie sind nicht angespannt, eher ruhig. Eine schaut auf den Wald, die andere steht seitlich zur Wand und redet mit der ersten. Dann führt sie etwas zum Mund und beist hinein. Es ist wohl ein Gespräch bei mittäglichem Mahl. Doch die Speere und Schilde, die quer über ihre Rücken geschnallt sind, nehmen der Szene die Harmlosigkeit.
   Als Basilio und sein verletzter Begleiter aus dem Schatten der letzten Bäume treten - noch knapp zweihundert Fuß von der Palisade entfernt, muss der Koraker feststellen, dass zumindest eine der beiden Gestalten ihre Pflichten nicht vernachlässigt hat. Die Torwache greift nach dem Bogen, der wohl vom Schild verdeckt, ebenfalls am Rücken hängt und legt einen Pfeil an. Er unterlässt es jedoch, zu zielen und ruft: "Dihal, ay na sa iyo? Sino ang isa?"[1]
   Auch die andere Gestalt am Tor dreht sich nun zu Basilio und dem Kargi um. Die beiden erwarten eine Antwort und der Verletzte versucht es, doch seine Wunden hindern ihn daran, laut genug zu schreien. "Oo, ako"[2] - es ist nur ein leises Murmeln, das abbricht. Unhörbar für die Torwächter. Angestrengt hustet er und fügt flüsternd an seinen Begleiter hinzu: "Magsalita kayo."[3]
 1. Übersetzung: Dihal, bist du das? Wer ist der andere?
 2. Übersetzung: Ja, ich bin es.
 3. Übersetzung: Rede du.
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 14:54:26 von Khenubaal »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #158 am: 12.01.2015, 19:07:08 »
   Auch Ragnar nickt anerkennend, als er sieht, wie Mago mit dem Übeltäter verfahren ist, und Hasdrus Übersetzung hört. Der Aufforderung des Seroguls, vom Pferd zu steigen, folgt er mit einem an sich selbst gemurmelten "Mit Vergnügen." Sogleich ist einer der weiteren zwei herbeigeeilten Soldaten bei ihm und nimmt ihm die Zügel ab, um das Pferd gleich neben Tarqetiks Rappen anzubinden.
   Hasdru stockt etwas in seinen Bewegungen und schaut zu Mago hinüber. Anscheinend weiß der junge Kargi nicht, ob er auch eingeladen ist. Doch der Serogul nickt ihm zu: "Ikaw ay darating sa." Anscheinend eine Aufforderung zum Mitkommen, denn Hasdru beginnt sogleich, ebenfalls abzusitzen.
   Ein Teil der Menge vor dem Muog beginnt sich zu zerstreuen, doch viele bleiben noch. Und ein Blick in die Gesichter zeigt, dass nicht alle glücklich sind mit dem Schauspiel, das sie beobachten durften. Mago zeigt sich jedoch davon unbeeindruckt. Während die inzwischen fünf Soldaten sich sicherheitshalber vor dem Eingang zum Muog postieren, wechselt der Serogul einige Worte mit dem Truppführer der Männer und steigt dann die drei hölzernen Treppen zur Terasse hinauf. Knapp zehn Fuß weiter werden zwei breite, hölzerne Türflügel aufgeschwungen und die Gruppe betritt die Versammlungshalle der Ukhtark.
   Die Luft erscheint hier warm und verbraucht - die Reinheit des Lagerfeuers kommt nicht gegen die vielfältigen Gerüche von Kräutern und Körpern an. Das dämmrige Licht - geworfen von Fackeln an den Wänden und dem Feuer in der Mitte der Halle auf dem steinernen Boden - veranstaltet Schattentänze auf den Wänden.
   Mago macht einige Schritte durch den kleinen Vorraum - einen kleinen Gang, der zur Haupthalle führt und von zwei Kargi-Kriegern in Lederrüstung, Helm, bewaffnet mit stahverstärktem Schild und Langschwertern bewacht wird. Beide nehmen Haltung an, als sie Mago sehen. Einer ruft "Ang kaligtasan, Serogul". Dieser nickt ihnen zur Begrüßung zu und spricht über die Schulter zu seinen Begleitern.
   "In der Versammlungshalle erwarten euch der Gul und der Ältestenrat der Ukhtark. Kommt." Mit diesen Worten schreitet an den beiden Männern, die den Weg freigeben, vorbei. Als Hasdru und die Männer ihm folgen, finden sie sich in der Mitte einer großen - wohl dreißig mal dreißig Fuß weiten, viereckigen - Halle wieder.
   An allen vier Wänden entlang verläuft eine Sitzbank, die nur durch den Eingang, durch den Mago und seine Begleiter eben getreten sind, zwei weitere Durchgänge an der gegenüberliegenden Wand und einen erhöhten, hölzernen Thron mit eisernen Verstärkungen, zwischen diesen Eingängen unterbrochen wird. Auf der Sitzbank verteilt sitzen einige mehr als ein Dutzend Kargi. Viele von ihnen sind bereits im fortgeschrittenen alter, wie graues oder weißes Haar und runzlige Haut verraten. Einige tragen Umhänge, doch die allermeisten sind in grobe Leinen- und Lederkleidung gehüllt. Viele haben Langmesser oder Schwerter an ihren Gürteln hängen und ein Lederwams über der Brust. Anscheinend ist es ein Vorrecht und eine Ehre für die Kargi, ihre Waffen sichtbar zu tragen. Im Raum verteilt stehen vier weitere Wächter - genauso ausgerüstet, wie die beiden am Eingang.
   Auf dem Thron dagegen sitzt wohl der Adressat von Jaresh Dorgulns Nachricht - der Gul. Sein schlohweißes Haar und der ebensolche Bart, der die Wangen und das Kinn ziert, zeigen klar, dass er nicht mehr im jungen Alter ist. Die buschigen, grauen Augenbrauen sind umgeben von faltiger Haut, doch die gelben Augen fokussieren die Neuankömmlinge scharf und zeigen den wachen Verstand des Mannes an.
   Als die Gruppe eintritt, erhebt er die Stimme. "Ipaliwanag ang iyong sarili, Mago." Dann wechselt der Mann in die Händlerzunge: "Warum führst du diese Männer in unsere Halle?"
   Zwischen den Ältesten auf den Bänken erhebt sich ebenfalls Gemurmel, viele beobachten die Neuankömmlinge mit Neugier. Mago macht einige Schritte vor und legt seine rechte zum Gruß auf die Brust. "Mabuhay, Ama", antwortet er. "Ang mga lalaking ito i-claim dalhin sila ng balita ng Gul Jaresh." Derweil übersetzt Hasdru flüsternd für seine vier Begleiter.[1]
   Dann wechselt der Serogul ebenfalls in die Gemeinsprache und fährt fort. Einige der Ältesten übersetzen anscheinend für diejenigen unter Ihnen, die der Sprache nicht mächtig sind. "Wir haben sie am Fluß getroffen, als sie hierher unterwegs waren. Sie haben deinen Dolch vom Vertrag von Dorwida."
   Ein neuerliches Raunen geht durch den Raum. Der Gul begutachtet die vier Männer genau und anscheinend mit Skepsis. Dann hebt er die Hand und der Geräuschpegel nimmt ab. "Pagkatapos ay hayaan silang makipag-usap. At ipakita sa akin ang daga", sagt er und wieder übersetzt Hasdru.[2]
   Mago nickt und schaut über die Schulter zurück zu der Gruppe und spricht: "Sagt ihm, was ihr zu sagen habt."
 1. Hasdrus Übersetzung: Gruß, Vater. Diese Männer sagen, sie Nachricht von Gul Jaresh.
 2. Hasdrus Übersetzung: Dann sollen sprechen. Und zeigen mir Messer.
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 14:55:20 von Khenubaal »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #159 am: 12.01.2015, 19:51:55 »
Während der letzten paar hundert Schritt denkt Basilio bei jedem einzelnen davon, es sei bestimmt der letzte, beim nächsten werde die Grünhaut gewiss zusammenbrechen und ihn mit sich zu Boden reißen, und dann läge der Kerl da und wäre nicht wieder auf die Beine zu kriegen. Doch dann brechen sie endlich ins Freie und Basilio findet sich—schweißgebadet, schnaufend, mit vor Anstrengung zitternden Muskeln—in Sichtweite von vier weiteren Feinden, verteilt auf zwei Türme und ein Tor, keine achtzig Schritt entfernt. Und gleich dahinter wartet ein ganzes Dorf voller Feinde auf ihn! Für einen kurzen Augenblick zweifelt er an der Weisheit seines Planes, dann reißt er sich zusammen.

"Euer Mann Dihal... sein... verletzt! Braucht... Heiler... schnell... sonst stirbt!" ruft er, ebenso atemlos wie ungeduldig. Er wirft einen besorgten Blick auf seinen Begleiter. Das wäre doch die beste Ironie: wenn der Bursche direkt vor seinem Dorf krepiert, weil die Torwachen erst noch ein Plauderstündchen halten wollen. "Ich Gryphius... Händler aus Süden... Ihn gefunden! Pakiusap, helft... macht schnell!"

Basilio wankt unter dem Gewicht des Verletzten. Oder tut so. In Wirklichkeit macht er sich bereit, sofort hinter diesen in Deckung zu springen—und dann allein in den Schatten des Waldes zurück—sollte die Wache auf ihn anlegen.
« Letzte Änderung: 13.01.2015, 17:40:45 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #160 am: 12.01.2015, 22:04:57 »
Auch wenn Kargi deutlich stärker riechen, ist Sanjan, als er die Halle betritt, für einen Moment in Gedanken zuhause. Die Kräuter, der Geruch nach Moschus all das erinnert einfach an ein Zelt voller Männer. Tief saugt er die Luft ein und schreitet erhobenen Hauptes in den rechteckigen Raum. Aus den Augenwinkeln betrachtet er den Raum, fokussiert jedoch schnell den Gul. Denn um ihn geht es.

Es ist gut, dass Hasdru ihnen übersetzt. Mit einem Nicken geht er an diesem vorbei, als Mago und der Gul sie dazu aufforderten. Seinen Speer hält er da bei immer noch mit der Spitze nach oben in der rechten Hand. Als er dann neben Mago steht, senkt er seinen Speer so, dass er auf niemanden im Raum zeigt. Am Ende legt der Schamane den Speer waagerecht vor sich auf den Boden. Grimnir der ihm gefolgt ist, beschnüffelt kurz den Speer, lässt sich dann aber neben seinem Freund auf allen vieren nieder. Ohne den Speer in der Hand und wieder aufrecht, grüßt Sanjan den alten Gul. Mit seiner Faust schlägt er sich leicht auf sein Brustbein „Ich Grüße Euch Gul von Kezhdal.“ Ohne lange auf eine Übersetzung zu warten, denn der Gul konnte ja offensichtlich di Händlerzunge, holt Sanjan wieder das Kästchen hervor. Genauso langsam wie am Fluss, wickelt er es aus den Tüchern, hält es wieder vor sich und sagt auf Dejy einen kleinen Segensspruch. Erst dann öffnet er es und präsentiert dem Gul den Ritualdolch. „Dies ist der Dolch vom Ältesten Jaresh. Er schickt uns an seiner statt in großer Sorge zu euch. Mein Name ist Sanjan und das sind Grimnir, Manik, Ragnar und Tarqetik. Der Älteste sandte uns aus, denn große Sorge trübt seinen Geist. Sorge um den ehrenvollen Vertrag zwischen dem Stamm der Ukhtark und der Dorwidastämme.“ kurz macht Sanjan eine Pause. Er will dem Gul und den Ältesten die Zeit lassen den Dolch zu erkennen. Sicher gehen, dass seine Worte erhört werden.
« Letzte Änderung: 12.01.2015, 22:05:43 von Sanjan »

Manik

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Dorwida
« Antwort #161 am: 13.01.2015, 18:22:49 »
Immer noch leicht aufgebraucht stapft Manik der Gruppe hinterher. Die Wachen im Gang würdigt er keines Blickes und die verbrauchte Luft lässt ihn die Nase rümpfen.
Im großen Raum angekommen, weicht der starre Blick jedoch einem neugierigen und der Fhooki schaut sich auf dem Weg zur Mitte einmal um die eigene Achse drehend um.
Wieder einmal stellt er fest, dass er nicht viel über die Kargi weiß. Auf dem Weg hierher, hat er noch angenommen, dass dem Gul vielleicht eine handvoll Berater beiwohnen würden, wenn überhaupt. Auch als Mago eben das Wort ‚Ältestenrat‘ erklingen ließ, ist der Waldläufer nur von einem kleinen Rat ausgegangen, vielleicht sechs bis acht Personen, soviele hat er jedenfalls nicht erwartet.
In der Mitte angekommen stellt Manik sich ruhig hin. Die Arme verschränkt er auf dem Rücken und er lauscht den Worten der Kargi und von Sanjan.
Als der Dejy sie vorstellt, versucht Manik als sein Name erklingt die Begrüßung Sanjans zu imitieren und klopft sich ebenfalls mit der Rechten auf die Brust. Dann holt der Schamane den Dolch hervor und während Manik auf die Reaktion des Guls auf den Dolch wartet, kommt ihm der Gedanke, dass es gar nicht so schwierig war, bewaffnet vor den Gul des Ukhtark Stammes vorgelassen zu werden.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #162 am: 14.01.2015, 11:49:44 »
   Als Basilio auf kargi zu spechen beginnt, schauen sich die beiden Wächter an - wohl verwundert darüber, dass ein Mensch ihre Sprache beherrscht. Doch schon bald dringt auch der Inhalt der Worte an ihr Ohr. Zunächst zögernd, dann in einen leichten Trab verfallend, beginnen sie auf Basilio und Dihal zuzulaufen. Der Bogenschütze packt die Fernkampfwaffe wieder weg, als er sich dem Duo nähert, und zieht dafür ein Kurzschwert. Sein Kamerad tut es ihm ebenfalls gleich.
   Basilio erkennt, dass die beiden Kargi ähnlich gekleidet sind, wie Dihal - ebenfalls mit einem ärmellosen Lederwams, einem Umhang und einem mit Metallstücken verstärkten Waffenrock, der die Oberschenkel schützt. Einer der beiden hat seinen Schädel kahlrasiert - untypisch für die Kargi - und trägt einen Vollbart. Die Augen leuchten in Gelb, am linken Ohr hängt ein Ohrring. Das rechte dagegen fehlt komplett und die Haut auf dieser Kopfseite sieht versehrt aus: eine alte Wunde, vielleicht auch eine Verbrennung, Basilio kann es nicht mit Sicherheit sagen. Der andere - der Bogenschütze - dagegen, trägt sein schwarzes, gerades Haar typisch für die Kargi lang und zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden. Das Gesicht sieht jugendlicher aus, als das seines Kameraden, aber vielleicht liegt es auch nur an der Verletzung.
   Der Vernarbte bleibt ungefähr zehn Fuß von Basilio und Dihal entfernt stehen und bedeutet mit der Bewegung seiner freien Hand seinem Kameraden, es ihm gleichzutun. "Ito ay Dihal.", sagt er zu diesem und dann an den Verletzten gewandt "Kaibigan, ano ang nangyari? Sino ito?"[1]
   Dihal hebt angestrengt den Kopf und schaut dem Kargi ins Gesicht. "Aster", antwortet er schwer atmend. "Ang Aster na inaatake sa akin. Sinabi, ito ay isang parusa. Sinabi ang mga ito ay mag-iwan ng mensahe para sa Gul."[2]
   Dann bricht der Kargi in einem Hustanfall ab. Er braucht ein paar Sekunden, um wieder zu sich zu kommen, und weiter zu sprechen. "Tao na ito ay natagpuan sa akin. -Save niya sa akin. Kailangan kong Gul. Ito ay mahalaga."[3]
   Wieder muss Dihal innehalten. Es scheint, als würde er gleich das Bewusstsein verlieren. Als er zu fallen droht, springt der jüngere der beiden Kargi herbei und greift auf der anderen Seite unter seiner Schulter hindurch, so dass Dihal nun von Basilio und einem der Seinen gehalten wird.
   "Ano ang mahalaga? Dihal?"[4], fragt der junge Mann aufgeregt, doch der Vernarbte gebietet ihm Einhalt. "Wahim, Aris. Isinasaalang-alang namin siya sa Muog at pagkatapos ay sa salamangkero. Mabilis."[5]
   Damit steckt der Kargi seine Waffe wieder in die Scheide und tritt vor, um Dihal von Basilio zu übernehmen. "Salamat komo, Gryphus", sagt er zum Koraker. "Mangyaring sumali sa amin. Sabihin sa amin kung ano ang nangyari."[6]
 1. Übersetzung: Es ist Dihal. Freund, was ist passiert? Wer ist das?
 2. Übersetzung: Die Elfen haben mich angegriffen. Haben gesagt, das ist eine Strafe. Haben gesagt, sie hinterlassen eine Nachricht für den Gul.
 3. Übersetzung: Dieser Mann hat mich gefunden. Er hat mich gerettet. Ich muss zu dem Gul. Es ist wichtig.
 4. Übersetzung: Was ist wichtig? Dihal?
 5. Übersetzung: Ruhig, Aris. Wir bringen ihn zum Muog und dann zum Schamanen. Schnell.
 6. Übersetzung: Hab Dank, Gryphus. Bitte begleite uns. Sag uns, was passiert ist.
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 14:57:17 von Khenubaal »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #163 am: 14.01.2015, 11:50:02 »
   Als Sanjan Anstalten macht, mit dem Ritualmesser an Mago vorbei zum Gul zu schreiten, schaut der Serogul ihn aus den Augenwinkeln an und auch zwei der im Raum stehenden Wachen treten zu beiden Seiten des Throns näher. Doch dann legt der Bahir seinen Speer auf den Boden und die Spannung weicht wieder - anscheinend ist es ein gutes Recht, im Muog Waffen zu tragen, doch man will Fremde nicht auf Schlagdistanz bewaffnet an den Gul lassen.
   Dann tritt Sanjan näher an den Thron, vollführt das Ritual und reicht die Klinge an den älteren Kargi, während er seine Worte spricht. Gul Hulad scheint ihm gar nicht zuzuhören - sein Blick ist auf das Eisen der Klinge geheftet, das bereits Rost angesetzt hat, und auf die geronnenen Überreste seines eigenen Bluts daran. Als der Druide geendet hat, rührt sich der Gul zunächst nicht. Für einen Augenblick macht es den absurden Eindruck, als wäre er eingeschlafen, oder erstarrt - Ragnar beugt sich zu Hasdru und fragt flüsternd: "Was ist denn jetzt los?"
   Doch bevor Hasdru etwas darauf erwidern kann, hebt der Gul doch den Kopf und ruft in die Runde - Hasdru übersetzt für die Fremden: "Ito ang talim. Ito ang aking dugo. Dapat kang makipag-usap."[1]
   Dann wendet er sich an Sanjan. "Auch uns treibt große Sorge um. Wir befolgen unseren Blutschwur bei Dorwida, doch Menschen greifen uns an. Auf unserem Land! Was für eine Nachricht ist es, die uns Jaresh Dorguln schickt? Ist es das? Haben die Menschen von Dorwida den Vertrag gebrochen? Sprecht."
 1. Hasdrus Übersetzung: Das mein Messer. Das mein Blut. Sollen sprechen.
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 14:57:41 von Khenubaal »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #164 am: 14.01.2015, 13:28:50 »
Abermals wird Basilio mulmelig zumute, als die beiden Wachen mit gezückten Schwertern auf ihn zukommen. Dann sagt er sich: Was soll's! Auf eine Art kann ich nur sterben, ob durch Pfeil, Kurzschwert oder Altersgebrechen ist gerad egal. Doch noch scheint keines davon in nächster Zukunft bevorzustehen, denn Dihal schafft es, seinen Kumpanen Basilios Anwesenheit halbwegs zufriedenstellend zu erläutern. (Als dieser indes Elfen erwähnt, wundert Basilio sich sehr. Hatte er schon einmal in einem Lagebericht diese Region betreffend etwas von einer "elfischen Gefahr" oder einem "elfischen Unruheherd" gelesen? Nicht, dass er sich erinnern könnte. Er schob den Gedanken erst einmal beiseite.)

"Gryphius", korrigiert der mit 'Gryphus' angesprochene Basilio, während er neben den beiden Wachen hertrabt, welche Dihal mehr tragen als stützen. "Und ich nicht weiß, was sein passiert. Ich ihn nur gefunden."

Natürlich weiß er, worauf die Frage der Grünhaut wirklich abzielt: wie kann es sein, dass ein Mensch einen der unseren 'findet', so nah an unserem Dorf? Aber die Erklärung dafür hat er sich auf dem langen Weg hierher längst zurechtgelegt. Nur eine Sache bedauert er: dass er ein derart gebrochenes Kargi vorgetäuscht hat. Wie mühsam, auf diese Art längere Geschichten zu erzählen! Aber nun wird er dabei bleiben müssen.

"Also, ich gewesen unterwegs zu Eures Dorf, ja? Für Meister, will handeln, soll fragen, ob ihr wollt auch handeln. So also gereist auf Straße, mit Pferd, dann plötzlich vor mir, ähm, wie das heißt... Schlange! Pferd geht hoch, ich, ähm, fall runter, Pferd läuft weg, ja? Ich hinterher. Lange, lange hinterher. Dann es geschnappt. Dann gesehen, Straße weit weg, aber Dorf nah! Mir gedacht: lieber gleich zu Dorf, quer durch... ähm... Wildnis. Aber dann kommt Wald, zu dicht für Pferd, daneben Sumpf, also nur geht hindurch. Ich lass Pferd zurück, geschieht es recht! Und in Wald, ich finde Dihal."[1]

Dann treten sie auch schon gemeinsam durch das Tor und Basilio verstummt. Dafür reißt er die Augen umso weiter auf, wendet den Kopf in alle Richtungen und schaut sich alles an, mit dem staunenden Blick eines reisenden (und neugierigen!) Händlers, der eben noch nicht alles gesehen hat, was es auf der Welt gibt. In Wirklichkeit betrachtet er das ganze natürlich von militärischem Standpunkt aus: wie viele Einwohner? Wie viele davon bewaffnet? Welche Bewaffnung? Rüstung? Die Leute: wohlgenährt und zufrieden oder zerlumpt und ausgezehrt? Welche Art von Blicken provoziert ihr Erscheinen—Dihals Zustand, der Anblick eines Menschen? Scheint der Feind auf eine Auseinandersetzung gefasst, vorbereitet gar, oder eher überrascht, beunruhigt?[2]

Wie sie das Tor passieren, steckt Basilio noch rasch den Dolch von links wieder in die Scheide, griffbereit zu seiner Rechten.
 1. Bluff gewünscht?
 2. perception = 16; knowledge (warfare & military) = 11
« Letzte Änderung: 14.01.2015, 15:00:07 von Basilio Aristide »
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