• Drucken

Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75320 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Basilio Aristide

  • Beiträge: 1073
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #195 am: 07.02.2015, 13:21:59 »
Basilio verfolgt gebannt die geflüsterte Debatte zwischen Gul, Serogul und Dariba bis zu ihrem überraschenden Ergebnis. Was, man will ihn tatsächlich losschicken, den Sohn des Guls zu retten? So einfach ohne jegliches Hinterfragen seiner Person und Motive? Während Basilio noch fieberhaft überlegt, was er davon zu halten hat, bestätigt er dem Gul auch schon, durch eine abermalige Verbeugung, dass er dessen Rede verstanden hat und akzeptiert.

Wir sind nur die Ablenkung, nur der vordergründige Teil des Plans, während im Hintergrund die Grünhäute irgendeine Hinterlist planen. Vielleicht bereiten sie gar den Krieg vor und warten nur so lange, bis wir den Sohn bringen—oder eben nicht—bevor sie zuschlagen. Ja, es kann nicht anders sein. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zwischen die Fronten gerate. Überhaupt, wenn wir es nicht schaffen, wenn der Sohn stirbt bei unserem Versuch, ihn zu retten, dann versperrt ein Stamm zorniger Grünhäute mir den Rückzug in die Heimat. Aber gut, um das Problem werde ich mich kümmern, wenn es soweit ist. Es könnt ja auch gelingen. Ha, ich weiß ja noch nicht wie, aber meinem 'Stiefvater' wird gewiss etwas einfallen, wie er die Schuld eintreiben kann, die der Gul ihm da so bedingungslos zugesteht. Obwohl ich ja nicht ganz einsehe, wieso meinem Stiefvater gegenüber ein Schuldverhältnis entstehen sollte, wenn ich dem Gul einen Gefallen erweise.

Bemerkenswert findet Basilio, wieviel Einfluss der Serogul auf seinen Vater hat—und die Dariba auf den Serogul. Äußerst leichtfertig scheint es dagegen von der Dame, derart umfassend für einen Fremden zu bürgen, von dem sie gar nichts weiß! Wie war das mit dem: schweigen oder weise reden? Doch tatsächlich will Basilio ja genau das tun, was er da vorhin versprach, die Dariba hat also—wie Hauptmann Alvareste ihm selbst oft genug vorwarf—dies eine Mal mehr Glück als Verstand. Irgendwie ist Basilio froh darüber. Er würde es nicht gern sehen, wenn die schöne Heilerin Gesicht und Ansehen verliert, nur weil sie ihm zu Unrecht vertraut.

Was soll das sein, ein schlechtes Gewissen? Das ist ja wohl nicht dein Ernst! Dein Leben hängt davon ab, dass man dir deine Lügen glaubt! Gewissen, Ehre, das schlag dir nur schleunigst aus dem Kopf, Basilio, sonst überlebst du deinen ersten Auftrag nicht!

Da fällt ihm auf, dass er die Dariba nun schon anstarrt, seit sie das Wort an den Gul gerichtet hat. Sein Gesicht wird mit einem Mal ganz heiß—und wohl auch feuerrot. Zu allem Überfluss zuckt sein Blick beim Abwenden als erstes zum Serogul. Sind die beiden ein Paar? Er ist der einzige, der sie beim Namen und nicht beim Titel nennt. Hat er mein Erröten bemerkt? Mit etwas Glück ist es hier zu dunkel. Nicht, dass er mich gleich vors Muog zieht, um mir zu zeigen, wie hier mit fremden Kerlen verfahren wird, die eine angesehene Frau des Dorfes zu dreist anstarren...

Basilio schluckt. Wahrlich, er hat noch viel zu lernen. Stumm lauscht er, wie der Serogul von einem Tauschobjekt erzählt, das den Elfen so viel bedeutet, dass er hofft, sie würden seinen Bruder dafür freilassen.

Und das will er uns mitgeben? So sehr vertraut er den Männern aus Dorwida? Und offenbar auch den Elfen. Denn was soll die Elfen daran hindern, diesen Gegenstand einfach an sich zu nehmen und gar nichts im Gegenzug herzugeben, zumal der Serogul ihn selbst geraubt hat? Aber ich sag lieber nichts dazu. Als Händler müsst ich es ja gewohnt sein, mit meiner Ware anzureisen und Bezahlung im Austausch als etwas ganz natürliches zu betrachten. Am Ende hängt eh alles davon ab, ob die Elfen Krieg wollen oder nicht, ob also sie hinter der ganzen Sache stecken oder ebenfalls nur Spielball einer noch unerkannten Macht sind.

Als der Serogul den vier Männern aus Dorwida schließlich den gleichen "verbalen Schuldschein" ausgestellt hat wie Basilio und darauf der Krieger mit dem blonden, zu einem Zopf geflochteten Bart auch noch seine Meinung kundgetan hat, hebt Basilio wieder die Stimme:

"Ich danke den ehrenwerten Gul von den Ukhtark für Vertrauen, das er mir zeigt, obwohl bin Fremder, und auch der verehrten Dariba für Fürsprache. Will geben mein Bestes, zu zeigen, dass beides ich verdiene."

Dann tritt er an den Serogul und die Menschen von Dorwida heran. "Vor unserem Aufbruch würde ich gern drei Dinge erledigen", sagt er in der Händlerzunge. "Zunächst möchte ich, wenn erlaubt, noch einmal mit Dihal sprechen, ob er uns noch irgendwelche Einzelnheiten über die Elfen zu sagen weiß; dann müsst ich mein Pferd einfangen, das ich am Waldrand zurückließ; und ich tät mich gern waschen und etwas sauberes anziehen. Ansonsten wäre ich aber bereit, das heißt wenn ihr bereit seid, mich in eurer Runde mitziehen zu lassen. Wie schon gesagt, ich versteh mich aufs Handeln und Reden und kann leidlich mit dem Grillspieß an meiner Seite umgehen."

Bei den letzten Worten klopft Basilio auf den Griff seines Rapiers.
« Letzte Änderung: 07.02.2015, 18:27:38 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #196 am: 07.02.2015, 18:23:23 »
Sanjan freute die Aussage von Mago. Genau das war es, was er erwartet hat. Kurz fragt er sich ob seine Gefährten ahnen wie viel so ein Versprechen wert sein kann, da tritt auch schon der kleine Händler an sie heran. Nun kann Sanjan diesen von oben bis unten betrachten. Dabei verschränkt er die Hände vor seiner Brust. Er weiß noch nicht, was er von diesem Mann halten soll. Gut die anderen kennt er auch nicht wirklich, aber mit ihnen hatte er schon gekämpft. Sobald Zeit zur Verfügung stehen sollte, nimmt er sich vor mit allen einmal richtig zu reden. Denn Ragnars Worte zeigten eindeutig auf wie wenig sie sich doch kannten.

Langsam wanderte sein Blick zu Manik. Er war der letzte der noch zustimmen musste. „Was sagst du Manik?“ fragte Sanjan ihn. „Wir bekommen etwas zum tauschen, die Gefahr ist eher gering, eine Händlerzunge will uns begleiten und noch dazu erhalten wir das Wohlwollen eines Stammes.“

Manik

  • Beiträge: 314
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #197 am: 08.02.2015, 13:52:48 »
Ein Gegenstand also, was mag das für ein Gegenstand sein?
Als der Händler vor die Gruppe tritt, beachtet Manik ihn das erste Mal etwas genauer.
Der Knirps will also mitkommen; seine Waffe nennt er Grillspieß. Unwillkürlich keimt in Manik der Gedanke, dass ihr Händler, sollte es irgendwann zu einem Kampf kommen, vermutlich eine erstaunlich hohe Geschwindigkeit im Wegrennen erreichen wird - trotz der kurzen Beine.
Als ihn schließlich Sanjan anspricht, wird Manik aus seinen Gedanken gerissen.
"Ich teile deinen Optimismus zwar noch immer nicht", antwortet er resignierend, "aber bevor ich mich alleine auf den Weg zu Jaresh mache, folge ich euch lieber zu den Elfen."

Dann blickt der Waldläufer wieder Basilio an: "Ich schätze ihr könnt euch um eure Erledigungen kümmern. Aber bevor ihr einfach so verschwindet", fügt Manik rasch in Richtung Gul nickend hinzu, "solltet ihr vielleicht die Erlaubnis des Guls einholen, die Versammlung verlassen zu dürfen!"

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #198 am: 08.02.2015, 17:47:26 »
Sanjan nickt Manik zu. Es ist gut, dass sie als Gruppe gehen. Dann wandert sein Blick zurück auf Basilo. Kurz überlegte er was die Wünsche des Mannes waren, dann schüttelt er leicht den Kopf. „Mago, wäre es zu viel verlangt dem Händler, wenn er uns schon begleiten will, eines eurer Pferde zu geben? Das Einfangen eines Pferdes verschwendet zu viel Zeit die wir nicht haben.“ er legte leicht den Kopf schief. „Einer deiner Männer kann ja sein Pferd einfangen und dann habt ihr wieder die gleiche Anzahl an Pferde. Während er sich dann noch wäscht, wo eher Moos angebracht wäre bei dem Ritt der kommt, können wir Anderen uns stärken. Seit dem Wachwerden hatten wir noch nichts zwischen den Zähnen.“ Nach diesen Worten blickt Sanjan zu den anderen beiden Reisegefährten. Auch sie mussten noch sagen ob sie den Händler dabei haben wollten oder nicht.

Basilio Aristide

  • Beiträge: 1073
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #199 am: 08.02.2015, 19:29:51 »
Die Begeisterung der Gesandten aus Dorwida über die Aussicht, ihn dabei zu haben, hält sich sichtlich in Grenzen. Basilio zuckt innerlich mit den Achseln. Er ist es gewohnt, dass man ihn unterschätzt. Eine alte Kriegsweisheit besagt ja auch: Du darfst deinen Feind nicht unterschätzen, deinen Verbündeten aber nicht überschätzen.[1] Doch was soll man tun, wenn man noch nicht weiß, ob jemand Feind oder Verbündeter ist? Basilio lächelt sein ehrlichstes Lächeln.

"Keine Sorge", sagt er zu Manik. "Ich hatte nicht vor, hier im Dorf herumzulaufen, ohne bei jedem Schritt um Erlaubnis zu bitten." Dabei sieht er sich schon nach Ultak um, den er in der Nähe vermutet—oder vielleicht ist die Aufgabe, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen, inzwischen an jemand anderes gefallen?

Zu dem Dejy sagt er: "Oh, aber mein Pferd ist nicht weit von hier, höchstens eine halbe Stunde, und dabei schon so ziemlich in die richtige Richtung. Meine gesamte Ausrüstung ist bei ihm. Ich tät schon gern da vorbeischauen. Es dürfte auch nicht schwer zu finden sein, einfach am Waldrand entlang."
 1. 
Zitat (Anzeigen)
« Letzte Änderung: 10.02.2015, 20:12:58 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Khenubaal

  • Moderator
  • Beiträge: 1294
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #200 am: 10.02.2015, 14:28:01 »
Mago wartet zunächst den Wortwechsel zwischen Basilio und Sanjan ab. Schließlich bekräftigt der Händler seine Bitte, sein eigenes Pferd suchen und einfangen zu dürfen. Der Serogul nickt ihm zu und schaut dann nacheinander die Männer aus Dorwida an, während er spricht. "Also gut. Ich sorge dafür, dass frischer Braten bereitsteht, so dass wir alle uns stärken können. Wir lassen auch eure Pferde füttern und tränken. Und wer sich waschen will, für den steht klares Wasser aus einem der Brunnen zur Verfügung." Beim letzten Satz schaut Mago zu Basilio hinüber und winkt den bärtigen, kahlen Wächter, der Basilio und Dihal vor dem Tor in Empfang genommen hatte, dazu: "Wenn du dein Pferd einfangen möchtest, und es uns nicht zu sehr aufhält, steht es dir natürlich frei. Zahur wird dich dabei begleiten und ihr stößt dann zu uns." Der Blick des Seroguls richtet sich wieder auf die Männer aus Dorwida. "Ich werde euch zusammen mit Hansdru bis zu unserer Grenze mit den Aster begleiten und dort bis zum Anbruch des übernächsten Tages warten, wie von meinem Vater festgelegt."

"Und ich auch", ertönt eine helle Stimme aus dem Hintergrund. Als die Männer sich umsehen, erkennen sie die Dariba, die ebenfalls zur Gruppe tritt. Sie wechselt einen kurzen Blick mit Mago. Falls der Serogul widersprechen wollte, lässt er dies angesichts der Entschlossenheit in den orangen Augen der Schmanin bleiben.

Daraufhin verlässt die Gruppe zusammen mit den begleitenden Kargi und nach abschließenden Worten mit dem Gul das Muog. Immer noch stehen kleinere Gruppen von Zuschauern um das selbige herum - die Ukhtark spüren, dass die Menschen wichtige Neuigkeiten gebracht haben und dass schicksalsschwere Entscheidungen getroffen werden. Doch die offene Feindseligkeit ist inzwischen einem zurückhaltenden Misstrauen gewichen - niemand spricht die Menschen und den Halbelf an. Die meisten schauen nur zur Seite, andere demonstrativ in die Richtung der Fremden und mit gefletschten Zähnen.

Mago setzt sich an die Spitze des Zuges. An einem eher abgelegenen Lagerfeuer macht sich die Gruppe über ein frisch zubereitetes und herrlich duftendes Ferkel her. Das Essen mag rustikal und fettig sein, doch die knurrenden Mägen der Männer danken dafür und der Geruch des offenen Feuers, vermischt mit dem des triefenden Fetts verstärkt den Hunger nur. Zwei weibliche Kargi übergeben Mago einen Lederschlauch. Zur Erklärung deutet der Serogul darauf und sagt "Met". Doch er nimmt auch nur einen Schluck und trinkt ansonsten nur Wasser - anscheinend möchte er keinen schweren Kopf bei den anstehenden Aufgaben haben.

Basilio bekommt Gelegenheit, sich zu waschen, auch wenn die Hinterseite einer kleineren Hütte unter Bewachung durch Zahur und das eiskalte Wasser des Brunnens aus Holzbottichen nicht ganz seinem Verständnis von Privatsphäre und angemessener Umgebung entspricht. Doch es ist ausreichend und erfüllt seinen Zweck.

Schließlich trifft sich die Gruppe vor dem Nordtor von Kezhdal, durch welches bereits Basilio mit dem verletzten Dihal Einzug in die Siedlung gehalten hatte. Die Männer aus Dorwida sitzen bereits auf ihren frisch getränkten Pferden. Auch Mago, Hasdru, Zahur und die Dariba sind zu Ross. Der Serogul ist wieder auf seinem mächtigen Rappen; sein Speer auf den Rücken geschnallt. Die Schamanin sitzt auf einem kleineren Läufer, einer Stute mit hellgrauem Fell. Zahur bedeutet Basilio, bei ihm aufzusteigen, und so verlässt die Gruppe Kezhdal und wendet sich gen Norden in den Elnina-Wald.

"Der Wald wird hier zunehmend dichter, die Pferde werden nicht gallopieren können - wir müssen sie in Schritt halten", ruft Mago den anderen zu. Dann wendet er sich an Zahur und Basilio. "Zahur - wir werden bei der kleinen Lichtung in der Nähe der gefallenen Eiche rasten. Stößt bis zum Sonnenuntergang wieder zu uns." Der Soldat nickt seinem Serogul zu und gibt dem Pferd die Sporen.

Derweil macht sich die restliche Prozession auf zur besagten Lichtung. Der dichte Wald erlaubt tatsächlich kein schnelleres Vorankommen und das ist auch gut so - die Pferde würden selbst bei leichtem Trab sich wahrscheinlich im dichten Geäst auf dem Boden verfangen und sich die Beine brechen. Die Gruppe ist eher schweigsam und beobachtet die Umgebung. Der Wald wartet derweil mit seiner typischen Geräuschkulisse auf, doch angesichts der aktuellen Gefahrenlage horchen die Reiter immer wieder auf, ob sich doch nicht ein Feind anpirscht.

Schließlich - nach gut sechs Stunden des Weges - erreicht die Gruppe die von Mago genannte Lichtung. Sie verdient diesen Namen kaum, denn die Baumkronen über ihr verwachsen fast zu einem lückenlosen Blätterdach, doch zumindest bietet die Grasfläche auf dem Boden genug Platz, um die Pferde anzubinden, und sich um ein Lagerfeuer zu setzen. Genau daran machen sich die Wanderer. Hansdru kümmert sich um das Feuer und hält die erste Wache, während Mago und Maru den eingepackten Proviant - noch mehr von dem Schweinebraten, aber auch gepöckeltes und gesalzenes Fleisch - hervorholen.

Während sich die Gruppe zusammensetzt, meldet Hasdru Neuankömmlinge. "Da sind zwei Reiter." Doch wenige Augenblicke später ertönt ein schriller Pfiff, der die Kargi sich entspannen lässt. Anscheinend ein Zeichen von Zahur, der zusammen mit dem nun reitenden Basilio die Lichtung betritt und sich zur Gruppe gesellt.

Schließlich setzen sich alle um das Lagerfeuer und brechen abermals das Brot zusammen. Ragnar beißt in ein saftiges Stück Fleisch und fragt dann mit vollem Mund: "Wie weit ist es noch bis zur Grenze mit den Aster?"

Mago deutet mit der Hand nach Norden. "Noch ungefähr eine halbe Meile. Dann beginnt ihr Land. Das ist unsere Nordgrenze."

Die Dariba, zwischen Basilio und Mago sitzend, schnaubt. "Ja - unsere Nordgrenze." Sie deutet nach Osten: "Noch ungefähr sieben? Oder neun Meilen in diese Richtung? Da beginnt die Grenze zu Dorwida, die neutrale Zone." Dann deutet ihr ausgestreckter Arm nach Süden: "Und keinen Steinwurf von Kezhdal entfernt im Süden beginnt das DuKemp-Moor. Wir sind umzingelt von allen Seiten. Man hat uns den schlechtesten Flecken Land gelassen, den es in dieser Gegend gibt. Schon jetzt lassen wir unser Vieh auf aufgeweichtem Boden weiden und unser Korn verfault, weil ergiebige Felder brachliegen in der sogenannten "Neutralen Zone" zwischen Kezhdal und Dorwida, wo laut dem Vertrag niemand anbauen darf."

Der Serogul nimmt nachdenklich einen Schluck aus seinem Lederschlauch. "Wir haben den Vertrag freiwillig unterschrieben, Maru", sagt er mit ruhiger Stimme.

Die Dariba schaut zu ihm hinüber. "Natürlich haben wir das. Wir dachten, das ist der Preis dafür, dass man uns in Ruhe lässt. Die Ukhtark sind seinerzeit hier geblieben, als das Königreich von Kruk-Ma-Kali zusammenbrach, weil wir Ek'Gakel für unsere Heimat hielten. Die Wahrheit ist aber, das wir hier nicht willkommen sind. In jeder Generation kommt man wieder und nimmt uns noch ein wenig mehr von unserem Land. Und wir ziehen uns immer weiter zurück. Und nun? Nun sitzen wir hier - in Sichtweite des DuKemp-Moores, und werden von zwei Seiten für Grenzüberschreitungen beschuldigt, die wir nicht begangen haben."

Die Dariba beugt sich nach vorne und blickt in das Feuer. Basilio erinnert sich an seine Worte an Zahur während der Suche nach seinem Reittier und muss unwillkürlich schlucken - da hat er wohl einen wunden Punkt bei den Ukhtark angesprochen.[1] Oder zumindest bei dieser Ukhtark. In ihrer Stimme ist Wut, aber vor allem anderen Verdrossenheit zu vernehmen. "Vielleicht haben sich unsere Ahnen damals falsch entschieden. Vielleicht hätten wir zusammen mit den anderen Kargi nach Norga-Krangel ziehen sollen."
 1. Siehe Basilios Beitrag

Basilio Aristide

  • Beiträge: 1073
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #201 am: 10.02.2015, 16:10:06 »
Die erste halbe Stunde ihres Rittes verbringt Basilio mit der Nase an den breiten Rücken des kahlrasierten Kargi gedrückt und außerdem in großer Sorge. Sobald man bei seinem Pferd ankäme, würde Zahur bemerken, dass Basilio ihn vorhin am Tor angelogen hat: dass nämlich überhaupt kein Sumpfloch in der Nähe des Pferdes sich befindet, welches Basilio dazu hätte zwingen können, das Tier zurückzulassen, statt in aller Seelenruhe am Waldrand Richtung Kezhdal weiterzureiten.

Während er noch darüber nachgrübelt, plappert sein Mundwerk schon frisch vor sich hin. Fast ein wenig staunend hört er sich plaudern in seinem leutseligsten Ton: dass er ja kein sonderlicher Naturbursche sei, dass er daher mächtig froh sei, einen ortskundigen Führer dabei zu haben. In Dorwida hätte man ihn ja sehr davor gewarnt, die Straße zu verlassen, weil es hier in der Gegend überall Sumpflöcher gebe, wo man sie nicht vermuten täte. Oh, die Leute hätten versucht ihm zu erklären, worauf er alles zu achten habe, falls er doch einmal vom Weg abkäme, waren sich aber keinesfalls einig, einer widersprach dem anderen, bis sie ihn völlig verwirrt hatten, zumal, wenn irgendwelche Pflanzen erwähnt wurden, nach denen er Ausschau halten solle, ihm das gar nicht half, da er diese überhaupt nicht kenne. Nicht, dass er völlig dumm in solchen Dingen sei, aber in Pekal gebe es nun einmal ganz andere Pflanzen als hier.

Zwischen solchen Bemerkungen, damit deren Absicht nicht allzu auffällig werde, erkundigt Basilio sich nach dem Leben und der Kultur der Kargi, ihrer Geschichte und ihren Beziehungen zu den Menschen hier.[1] Dabei erwähnt er, wie sehr er es bewundere, dass man es hier geschafft habe, miteinander auszukommen, das sei in nur wenigen Gegenden der Fall. In Pekal sei man ja auch sehr offen für alle Fremden und käme gut mit Nichtmenschen aus, aber überall, wo es ihn bisher auf seinen Reisen hinverschlagen hätte, sei das anders gewesen. Etwas ganz besonderes sei das also, und schützenswert. Vielleicht würden sich irgendwann andere Völker ja doch ein Beispiel daran nehmen!

Tatsächlich lässt Zahur sich dazu verleiten, einiges von Interesse zu erzählen[2], doch bei Basilios anschließenden Bemerkungen zu der Besonderheit des Vertrages zwischen Kezhdal und Dorwida schnaubt er bloß.

Das tut auch Basilios Pferd, als man es endlich findet, mit ähnlicher Empörung. "Ja, tut mir leid, so lange wollt ich dich nicht allein lassen", murmelt Basilio dem Tier zu, bevor er aufsteigt. "Ich konnt doch nicht ahnen, dass ich einen Verletzten finden würde!"

Den Rest des Weges verbringen Zahur und Basilio schweigend.

~~~

Auch am Lagerfeuer mit den anderen Kargi und den vier Männern aus Dorwida schweigt Basilio zunächst einmal, hört dafür aber umso genauer zu. Erst als die Dariba ihrer bitteren Empörung Luft gemacht hat und niemand, so scheint es Basilio, darauf so direkt etwas zu erwidern hat, meldet er sich zu Wort. Dabei spricht er in der Händlerzunge und übersetzt satzweise in die Sprache der Kargi.

"Es liegt nicht in der Natur der Welt, einen in Ruhe zu lassen. Wie sehr wünschen wir uns in Pekal, Kalamar ließe uns endlich in Frieden, aber das wird niemals geschehen. Und so ist es überall, wo man eng beisammen lebt. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: man verbündet sich oder man bekriegt sich. Auf Dauer einander ignorieren, wenn man so nah beisammen hockt, das kann nicht funktionieren. Schon gar nicht, wenn man nicht einmal miteinander redet, geschweige denn Kontakte pflegt. Dann muss es früher oder später erst zu Missverständnissen, dann zum Krieg kommen. Deshalb nutzt es nichts, euren Kummer und eure Sorgen schweigend zu ertragen, bis sie unüberwindlich scheinen. Wenn ihr mit dem alten Vertrag nicht zufrieden seid—und zwar so sehr, dass ihr gar einen Krieg oder ein Verlassen des Landes in Erwägung zieht—warum versucht ihr dann nicht erst einmal, einen neuen auszuhandeln? Was wäre das schlimmste, was passieren könnte? Es kommt keiner zustande. Dann stehen euch noch immer die beiden anderen Aktionen zur Wahl.

Beim Ritt nach Kezhdal habe ich, ein völliger Fremder in dieser Gegend, das gute, aber brachliegende Land gesehen und die unglaubliche Vergeudung beklagt. Ich sage: wenn das hier erst geklärt ist, dann versucht, den Vertrag mit Dorwida neu zu verhandeln. Sagt ihr braucht das Land, um eure Leute zu ernähren; sagt, nach so vielen Friedensjahren bräuchte es keine neutrale Zone mehr, man habe sich doch inzwischen genug Vertrauen verdient; sagt, nein fordert das Land als Versöhnungsgeste dafür, dass die Menschen Dorwidas euch zu Unrecht des Vertragsbruch beschuldigt haben und einen der Euren ins Gefängnis gesperrt haben, gar verurteilen wollten. Lenkt dann aber wieder ein und lobt alle Beteiligten aus beiden Dörfern, wie gut man gemeinsam diese Feuerprobe bestanden habe, die den hart errungenden Frieden bedroht habe!

Kümmert euch darum, solange Jaresh und Gul Hulad noch leben. Und wenn ihr wirklich an Ruhe und Frieden interessiert seid, dann baut Beziehungen zu den Menschen auf. Handel, gegenseitige Unterstützung bei Gefahren, Unwettern, oder einfach nur ein Austausch von Geschichten oder Hilfe bei alltäglichen Geschäften, zum Kennenlernen. Wen man nicht kennt, vor dem hat man leicht Angst, den verdächtigt man schneller einer Schandtat als jemanden, den man gut kennt. Wie soll ein Frieden auf Dauer währen, wenn nur Jaresh und Gul Hulad Respekt voreinander empfinden, der Rest der Leute auf beiden Seiten einander aber misstrauen oder gar hassen?"

Nach dieser langen Rede, die sich zum Ende hin leider etwas verwirrte—in meinem Kopf hat das alles so klar geklungen, aber irgendwas ist passiert auf dem Weg zu meinen Lippen!—räuspert Basilio sich verlegen.[3]

"Das ist nur meine bescheidene Meinung als Fremder", setzt er noch hinzu, mit errötendem Blick auf die Dariba.
 1. Diplomatie = 25
 2. Zahur erzählt:
Tatsächlich machen die Worte Basilios Zahur redselig. Nach einer Weile beginnt der Kempe von seinem Stamm zu erzählen und vertreibt somit die Langeweile auf dem Ritt durch den Wald. Anscheinend sind die Ukhtark ein sehr alter und ehemals großer Stamm. Sie verfolgen ihre Wurzeln bis hin zurück zu dem großen Reich des Hobgoblin-Königs Kruk-Ma-Kali; Gul Minas, ein großer Krieger, hat an seiner Seite gekämpft und soll die Speerspitze bei der Eroberung von Ek'Gakel angeführt haben. Als Dank erhielten die Ukhtark von Kruk-Ma-Kali den Westen des gakiter Landes als Lehen, doch das ist inzwischen viele Jahrhunderte her.

Der Stamm hat so tiefe Wurzeln in seiner neuen Heimat geschlagen, dass man nach dem Zerfall des Reiches nicht zusammen mit den anderen Stämmen nach Norga-Krangel zog, sondern in Ek'Gakel blieb. Man verteidigte die eigene Ländereien und führte auch Überfälle auf die menschlichen Dörfer in der Nähe durch. Doch die Menschen setzten alles daran, den Stamm aus ihrem Land zu vertreiben und schickten immer größere Truppen gegen die Ukhtark. Letztendlich haben diese ständigen Scharmützel den Stamm auf ein gutes Drittel seiner ursprünglichen Größe dezimiert und ihn dazu gezwungen, sich in die unwirtlichen Gefilde rund um das Du-Kemp-Moor zurückzuziehen. Während der Herrschaft von Gul Rohal gab es die letzten großen Zusammenstöße mit den Gakitern. Dann kam Gul Hulad und hat es geschafft, Frieden mit den Menschen in Dorwida zu schließen. Doch den Hass der Menschen - so Zahur - konnte auch er nicht bannen. Und so müssen die Ukhtark weiterhin achtsam sein.

Der Stamm hat derzeit ungefähr 700 Seelen - darunter 200 kampferprobte Krieger. Man nennt Kezhdal und die unmittelbare Umgebung - ob nun Wald, Moor, oder die wenigen grünflächen bis zur Neutralen Zone sein eigen. Er wird geführt von einem Gul, der seinen Titel und seine Macht vererbt und von einer Ansammlung von ungefähr einem Dutzend Ältesten - derzeit etwas mehr; die friedlichen Jahre haben die Anzahl der Greise stark anwachsen lassen - beraten wird. Der Serogul ist traditionell der Führer der Streitkräfte, sobald er sich im Kampf bewährt und als Truppführer bewiesen hat. Und die wichtigste spirituelle Kraft ist die Dariba - die Heilerin und Schamanin des Stammes. Meist sind dies ältere Frauen, doch Maru hat den Titel bereits in jungen Jahren verliehen bekommen, nachdem ihre Mentorin - die alte Dariba - vor circa fünf Jahren bei einer Wanderung im Wald getötet worden ist. Die Ukhtark vermuten, dass Aster dafür verantwortlich sind.
 3. Diplomatie = 17
« Letzte Änderung: 06.03.2015, 15:28:22 von Khenubaal »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Tarqetik

  • Beiträge: 452
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #202 am: 11.02.2015, 10:46:38 »
Das Lagerfeuer lockt mit einem süßen Geruch, der Tarqetik sofort in die Nase steigt und seinem Magen prophetisch eine Mahlzeit vorhersagt. Wenig sich um die Schaulustigen und die Menge um den Muog kümmernd, schreitet der Krieger fast leichtfüßig zur Quelle des Geruchs und weitet sich an dem Anblick der Kruste des toten Tieres. Jeder Fetttropfen der zischend im Feuer aufgeht, produziert parallel dazu einen Speicheltropfen in Tarqetiks Mund.
Als sich nach dem Mahl der Rest zu den Pferden begibt, wird Tarqetik eines gemütlichen Platzes beraubt. Als auch er sich zu seinem Pferd begibt murrt er leiser: „Plenus venter… soviel Zeit muss sein.“ Er kontrolliert den Speer und den Sattelgurt, bevor er sich hoch zieht und schwer in den Sattel fallen lässt.  Mit Schenkel und Ferste lenkt er dann das Pferd zum Tor und folgt den Kargi nach.

Als die Grenze den Waldes zu den Aster überschritten wird, sieht sich Tarqetik in einer ungemochten Umgebung. Jedes Knacken eines Astes, ein Luftstoß eine Brise, der wechselnde Gang seines Pferdes zwischen Wurzeln aktiviert seine Kampfsinne. Er hält die Zügel fester, lässt die Beine aber ruhig und lässt so das Tier einfach den anderen folgen. Zusätzlich zieht der das Visier seines Helmes zu und öffnet die Sicherungsschlaufe seines Schwertes. Den Schild zieht er leicht über den rechten Handrücken.
Beim gemütlichen Rasten und Schmausen ist der Krieger ruhig und isst wenig, hält eher die Waldgrenzen und die Kargi aber auch den jungen Händler in seinem Blickfeld, als die Dariba mit nostalgischen Gefühlen von der Vergangenheit zu erzählen beginnt und sich mehr und mehr einer unterdrücken Geschichte hingibt. Als sie endet und der Händler mit seinen Vorschlägen versucht die Dariba aufzubauen, hört Tarqetik vertraute Punkte, die man immer zum Vergleich heranzieht.

„Es ist vielleicht nicht gerade die beste Idee, eine Verhandlung damit zu beginnen, eine Schuld einzufordern. Einfordern kann nur der Starke, der Schwache kann nur versuchen etwas zu bekommen, was ihn nicht ganz als Verlierer dastehen lässt. Die Menschen werden sich nehmen was sie wollen, so oder so, sobald sie denken, dass sie es brauchen. Jaresh mag ein intelligenter Mann sein, aber auf einen Intelligenten kommen vier Dumme, ein Habgieriger und mindestens zwei Politiker.“[1]
Tarqetik nimmt einen Schluck aus dem Wasserschlauch und setzt noch hinzu: „Vielleicht hab ihr ja Glück und Dowrida besinnt sich eines Besseren. Ich habe schon viele Menschen gesehen, die sich erst geändert haben, als sie mit dem Blut ihrer Familien Häuser streichen konnten.“
 1. Einschüchtern: 24

Basilio Aristide

  • Beiträge: 1073
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #203 am: 11.02.2015, 17:19:53 »
"Ihr stellt die Menschen dümmer dar, als sie sind, und die Kargi schwächer", sagt Basilio aufgebracht. "Und bevor hier irgendwer seine Hauswände mit dem Blut seiner Kinder streichen muss, meine ich, dass man erst einmal miteinander reden sollte. Wären Dorwida und Kezhdal zwei Menschendörfer oder zwei Kargidörfer, so könnten sie sich gewiss einigen, obwohl auch dann ein jeder auf seinen Vorteil aus wäre. Warum sollte es zwischen Kargi und Menschen nicht möglich sein? Dass die Freundschaft zwischen einem Menschen und einem Kargi möglich ist, weiß ich, denn ich war lange Jahre mit einem Kargi befreundet. Warum sollte es nicht auch für zwei Dörfer funktionieren, die einander in dieser Wildnis hier oben näher stehen als Dörfern ihres jeweils eigenen Volkes?

Und ja, ich sage, man muss auch mal etwas fordern, denn wer nie fordert, der wird immer zurückgedrängt, wird gar nicht ernst genommen. Im Gegenzug hätten die Kargi aber auch etwas zu bieten. Hat es jemals einer versucht? Echte Beziehungen aufzubauen, einander normale Nachbarschaftshilfe leisten, so wie es eigentlich sein sollte? Ich wette, ein findiger Vermittler könnte den daraus entstehenden Vorteilen sogar einen Münzwert zuordnen, der selbst die Dummen und die Habgierigen beeindruckt.

Greift man aber gleich zur Gewalt, mag ein Sieg im ersten Augenblick mehr bringen—denen, die überleben oder sich fein raushalten—aber nur bis zum Vergeltungsschlag. Und ist erst einmal Blut geflossen, wird's in den nächsten Jahrhunderten keine Ruhe geben, sondern nur immer noch mehr Blut. Als Söldner ist das wohl Euer Geschäft, aber meines ist es nicht."

Tatsächlich ist Basilio so aufgebracht (oder tut zumindest so), dass es ihm gar nicht in den Sinn kommt, seine Rede auf Kargi zu übersetzen.
« Letzte Änderung: 11.02.2015, 19:37:48 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #204 am: 11.02.2015, 21:33:43 »
Nach der dicken Luft im Versammlungshaus genießt Sanjan die Luft des Waldes und auch dessen Stille. Er sucht am Rastplatz auch nicht sofort die Nähe der Gruppe. Sondern kümmert sich, nachdem er Hansdru beim Feuer machen geholfen hat, um Grimnir. Der Wolf hat sich mehr als gut die letzten Tage geschlagen. Sei es gegen den Bären, die Echsenmenschen oder im Versammlungshaus. Das belohnt Sanjan nun ausgibig. Auch der Schamane scheint sichtlich Spaß zu haben beim Kraulen und kämpferischen Spielerein mit Grimnir.

Irgendwann kommt Grimnir zum Feuer getrottet. Alleine ohne Sanjan. Der Wolf lässt seinen Blick über die Runde schweifen. Trottet weiter an den Kargi und Menschen vorbei zum Essen. Er beschnüffelt die beiden Sorten von Fleisch und entscheidet sich für das gebratene Schwein. Etweilige Versuche ihm vom Fleisch zu verscheuchen, ignoriert er gekonnt. Selbstsicher schnappt er sich eines der größeren Stücke um sich kurze Zeit später am Feuer nieder zu lassen. Ganz ruhig scheint er beim Fressen aber nicht zu sein. Seine Ohren stehen auf und lauschen den Worten des Gespräches.


Basilio und Tarqetik sind in ihrem Gespräch über Menschen, Kargie, Krieg, Frieden und Wirtschaftlichkeit vertieft, als sich Sanjan ans Feuer gesellt. Er hat sich in der Zwischenzeit von den unnötigsten Sachen befreit und so nur noch ein Hemd und eine Hose an. Selbst seine Lederstiefel liegen jetzt wohl bei seinem Nachtlager. Entgegen Grimnirs Verhalten kümmert sich Sanjan nicht um das mitgebrachte Fleisch. Er hatte sich im Dorf schon reichlich genommen gehabt und nun keinen Hunger mehr. Stattdessen lässt er sich neben Grimnir rücklings ins Gras sinken. Der Wolf blickt sich nur kurz um, lässt seinen Freund aber gewähren. Auch als dieser seinen Kopf auf das Tier legt und unverholen gähnt.
« Letzte Änderung: 11.02.2015, 21:33:56 von Sanjan »

Manik

  • Beiträge: 314
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #205 am: 13.02.2015, 10:11:24 »
Der Ritt durch den Wald ist schön ruhig und die Ruhe und das Verdauen des Mahls, welches sie im Lager der Kargi noch zu sich genommen hatten, macht Manik zufrieden und müde.
Er genießt das Rauschen der Blätter und das Knacken der Zweige unter den Füßen ihrer Tiere. In der Gesellschaft seiner Gefährten und der Kargi fühlt er sich sicher und so ist er öfter kurz davor auf seinem Ross einzunicken.

Als sie die Lichtung erreichen, steigt er träge ab, gähnt einmal herzhaft und setzt sich nach der Vorbereitung seines Nachtlagers zu der Gruppe ans Lagefeuer. Genüßlich legt er sich auf den Rücken, streckt alle Viere von sich und betrachtet die Blätterdecke der Lichtung während er den Gesprächen der anderen aufmerksam lauscht.

Als sich die Gelegenheit ergibt, richtet er sich auf und gibt seine Gedanken dazu, zum Besten. Mit einem Kopfnicken in Richtung Basilio beginnt er:
"Der Händler hat nicht unrecht. Die neutrale Zone ist gutes Land. Sie brach liegen zu lassen, während andere Lebewesen in der Nähe unter schlechten Bedingungen leiden ist einfach nicht logisch. Bei unserem Besuch in Dorwida haben Ragnar und ich gesehen, dass es dort zahlreiche blühende Felder gibt, die auf fruchtbarem Acker gedeihen. Die Menschen von Dorwida scheinen das übrig gebliebende Land also nicht wirklich zu brauchen."

Maniks Blick ist von Basilio zu Ragnar gewandert und nun schaut er schließlich Tarqetik an.
"Doch es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass es dieses Misstrauen zwischen Kargi und Menschen gibt, schon eine Weile und wohl auch noch eine Weile geben wird. Es soll sogar Dörfer geben, in denen werden friedliche Gesandte mit Holzpflöcken beworfen.", ein breites Grinsen macht sich auf des Waldläufers Gesicht breit, während er nun Mago anschaut. Das konnte er sich nicht verkneifen.
"Also... selbst wenn die Anführer der beiden Dörfer zusammenkommen, sich irgendwie einigen, dann gilt es immer noch die Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass dies der richtige Schritt ist. Das könnte ziemlich schwierig werden, denke ich."

Daraufhin streckt sich der Fhooki einmal und blickt erwartungsvoll in der Runde umher. Sein Blick bleibt schließlich auf Sanjan und seinem Wolf hängen, die ein wunderbares Beispiel für die Freundschaft zwischen Zweibeiner und Vierbeiner abgeben.

Tarqetik

  • Beiträge: 452
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #206 am: 13.02.2015, 15:30:11 »
Tarqetik spielt mit einem dünnen Ast, deren Spitze er immer wieder im Feuer anbrennen lässt um dann damit auf dem weichen Erdboden beliebige Formen und Muster einzuritzen und hört dabei den Weltanschauungen seiner Weggefährten zu.

Nachdem jeder etwas seine Sicht, ob naiv, hoffnungsschwanger oder ernst dargelegt hat, ergreift er nochmals das Wort: „Die Menschen suchen nicht nach einer Einigung, sie wollen Konsequenz, damit können sie umgehen und sie können sie in etwa einschätzen. Die Länder der Menschen können nicht mal mit sich selbst Freundschaften und Frieden halten, wie lange würde es dauern, bis man die Kargi wieder als Sündenbock missbraucht. Eine vertrocknete Ernte? Ein zufällig in Flammen aufgegangener Stadel? Nach Nahrung und Obdach verlangt es den Menschen nach Unterhaltung. Und die beste Unterhaltung wird immer noch mit Blut geformt. Die Freudenrufe überstimmen noch jeden Todesschrei.“

Tarqetik pustet auf die glühende Spitze seines Spielzeugs und sieht zu wie die rote Glut langsam der schwärze der Kohle weicht, dann fährt er fort: „In Dorwida und in der Siedlung der Kargi haben wir deutlich gesehen, dass die Leute auf beiden Seiten zur Gewalt bereit sind, und wer kann es ihnen verdenken. Wenn man weiß, wer der Böse ist, hat der Tag doch gleich etwas mehr Struktur. Hier geht es dann nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um das Ausleben der eigenen Überzeugung. Solchen Leuten kommt man nicht mit Vernunft oder Geld bei, die Saat der Bösen wird hier schon in der Erziehung eingepflanzt.“
Mit dem letzten Wort wirft Tarqetik den glimmenden Ast ins das Feuer, wo dieser unter Knacken von den Flammen verzehrt wird.

Er lehnt sich zurück, um seine Füße etwas am Feuer zu wärmen und stützt sich dabei auf den Ellenbogen ab. Sein Blick wandert zu dem friedfertigen Sanjan und seinem pelzigen Begleiter und zitiert mit einem Lächeln: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Aber dem Wolf ein Freund.“

Basilio Aristide

  • Beiträge: 1073
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #207 am: 13.02.2015, 16:25:26 »
Basilio starrt den Söldner, der sich beim Aufbruch als Tarqetik vorgestellt hat, ungläubig an. '... die beste Unterhaltung wird mit Blut geformt... Freudenrufe überstimmen jeden Todesschrei... Saat des Bösen eingepflanzt...'

Irre. Der Mann ist irre. Und mit dem bin ich auf den Weg zu den Elfen, um Frieden zu stiften. Vlad, Randor und Delneb, steht mir bei!

"Ich rede hier nicht von Ländern", sagt er verdrossen, "sondern von zwei Dörfern, die schon seit etlicher Zeit mehr oder weniger friedlich nebeneinander herleben und die außerdem von Wildnis umgeben sind, in der alles mögliche lauern mag. Ich kenne mich ja nicht aus, aber ich möchte wetten, dass in dem Sumpf, von dem hier immer alle reden, eine Vielzahl gefährlicher Kreaturen hausen[1], die allein durch die Präsenz der Kargi—wie viele Krieger hat der Stamm der Ukhtark? Hundert, zweihundert?—zurückgehalten werden und die, sollten die Ukhtark tatsächlich nach Norga-Krangel ziehen, sich sofort ausbreiten würden. Die Menschen in Dorwida können gar nicht so dumm sein, dass sie das nicht begreifen. Land gehört dem, der es verteidigen kann, und wenn Dorwida wegen ein paar Überfällen schon Söldner anheuern muss, dann seh ich da schwarz.

Letztendlich hängt die Möglichkeit eines neuen, engeren Bündnisses zwischen den beiden Dörfern davon ab, wer hinter den Überfällen steckt, sofern wir das überhaupt herausfinden und beweisen können. Denn sollte es sich zeigen, dass man einen gemeinsamen Feind hat—nun, das wäre schon einmal der erste Schritt zur Freundschaft.

Warum ich dann jetzt schon so viele Worte darüber verliere? Nun, ich finde, man sollte einen Plan haben, damit man später rasch reagieren kann und eine womöglich einmalige Gelegenheit nicht verpasst, weil man mit dem Denken nicht hinterherkommt. Unsere jetzige Situation kann ja nur zwei Wendungen nehmen: eine gute oder eine schlechte. Ich plane gern für die Eventualität, dass unser Unterfangen gut endet, und überlasse es anderen, sich auf den schlimmst-möglichen Ausgang vorzubereiten. Von solchen Leuten gibt es nämlich, meiner Erfahrung nach, immer genügend."

Ein lautes Magenknurren erinnert Basilio daran, dass er vor lauter Reden noch gar nichts gegessen hat. Er langt sich etwas Brot, legt eine Scheibe Fleisch darauf, und beißt hungrig zu. Plötzlich ist er müde, nein, regelrecht schwindelig ist ihm vor Erschöpfung. Es war ein anstrengender Tag; die Aufregung allein hat ihn so lange wachgehalten, hat ihm die Sinne geschärft. Mit einem Mal lässt alles nach. Am liebsten würde er nur noch umfallen und schlafen.

"Wie machen wir es mit den Wachen?" fragt er, einen sehnsüchtigen Blick auf sein Lager werfend.
 1. knowledge (local) = 6 (nat. 1)
« Letzte Änderung: 13.02.2015, 18:12:38 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

  • Beiträge: 996
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #208 am: 13.02.2015, 21:37:30 »
Sanjan lacht auf. Vor seinem Gesicht dreht er einen Grashalm hin und her. Den Blick genau auf selbigen gerichtet. „Das merke ich mir. Danke für deine freiwillige Teilnahme an der Mission den Schuldigen zu finden. Es wird sicher alle Parteien erfreun zu sehen, dass selbst Händler ihnen helfen wollen.“ In seiner Stimme lag keinerlei Anspielungen er meine Seine Worte sehr ernst. „Und noch dazu so ein gewitzter. So die Ahnen es wollen, werden sie vielleicht einen deiner Pläne aufgreifen. Vielleicht auch nicht oder siemachen etwas ganz anderes. Lass dich überraschen.“ Wieder lachte er auf und pustete den Grashalm in die Luft.

„Geht ruhig schlafen. Wenn es Mugo und den anderen Kargie nichts ausmacht, werden Grimnir und ich uns ihnen anschließen und die Nachtwache übernehmen. Einer, ein Frühaufsteher vielleicht, kann dann den letzten von uns im Morgengraun aublösen.“

Manik

  • Beiträge: 314
    • Profil anzeigen
Dorwida
« Antwort #209 am: 13.02.2015, 22:51:45 »
Als Basilio seine messerscharfe Erkenntnis ob der guten oder schlechten Wendung von sich gibt, lacht Manik laut auf. Welch Philosoph! Die Skala kann sich entweder nach oben oder unten verschieben. Wie geistreich.

"Wie dem auch sei", fügt Manik nach Sanjans Worten an, "wie es weitergeht wird die Zeit zeigen - und das Gemüt der Leute.", daraufhin seufzt der Fhooki einmal laut. "Das sind alles nur sinnlose Gedankenspiele, solange die Ursache der Angriffe nicht bekannt ist." Müde gähnt der Waldläufer daraufhin in seine Hand.
"Ihr könnt mich gerne morgen früh wecken, dann werde ich die morgendliche Wache übernehmen."




  • Drucken